Gast hat geschrieben:Auszug
R. FRENTZEL-BEYME:
Gesundheitsschädliche Effekte des Mobilfunks:
Zeitschrift Umwelt Medizin Gesundheit 3/2007
http://www.umwelt-medizin-gesellschaft.de/
"Hier kommt ein zweiter Aspekt hinzu, da auch Prof. Lerchl von diesem Vorgehen profitiert hat. Da die Forschungsergebnisse von Michael Repacholi entkräftet werden sollten und die einzige "Gegenstudie" aus Australien trotz der Behauptung, es handele sich um eine Replikation der Repacholi-Studie, so hoffnungslos schlecht durchgeführt wurde, dass die Ergebnisse unglaubwürdig waren, sollten weitere Tierversuche mit Mobilfunkfrequenzen einschließlich UMTS erfolgen, wozu sich Prof. Lerchl erfolgreich (unter Einbeziehung politischer Förderer aus dem Bremer Senat) beworben hatte. Einige Ergebnisse seiner Forschung zu Effekten der Niedrigfrequenz wurden in Radiation Research veröffentlicht, was zunächst plausibel erscheint. Wenig plausibel war die Präsentation der Ergebnisse der nächsten Generation von Mäusestudien unter dem Titel: "Keine Effekte der GSM-modulierten 900 MHz elektromagnetischen Felder auf die Überlebensrate und spontane Entstehung von Lymphomen bei weiblichen AKR/J Mäusen" (SOMMER et al. 2006), obwohl unverhohlen ein gefundener starker Effekt mitgeteilt wird, der sich als rätselhaft erweist und nicht erklärt wird. Die bestrahlten weiblichen Mäuse hatten eine signifikante Gewichtszunahme bis zur Verfettung gezeigt (im Original: obesity), was sich bei gezüchteten und wilden Mäusen auch bei freiem Zugang zu Futter gewöhnlich nicht zeigt. Zwar galt die Studie vorrangig der Häufung von Tumorformen, die bei diesem Mäusestamm durch angeborene Virämie (Virusbefall im Blut) beschleunigt und durch Mobilfunkstrahlung bei Repacholi vorzeitig gegenüber einer Kontrollgruppe auftreten, doch sollten biologisch relevante Effekte nicht ignoriert werden. Die vermutlich zutreffende Erklärung einer neuroendokrinologischen Regulationsstörung bei den Mäusen mit verändertem Fressverhalten oder Metabolismusstörungen wurden von den Biologen der Forschungsgruppe von Prof. Lerchl nicht interpretiert, obwohl es sich dabei sehr wohl um einen bedeutsamen biologischen Effekt nach Bestrahlung handeln dürfte. Von den Autoren wird nur das mit den Kontrollmäusen vergleichbare Trinkverhalten als Nachweis angeführt, dass sich keine Veränderungen ergeben hätten. Dass diese simplistische Erklärungsweise besonders Ärzte empört hat, denen Prof. Lerchl seine Ergebnisse als Nachweise der Harmlosigkeit der Strahlung vortrug, verwundert nicht."
Es verwundert mal wieder nicht, wie Dinge von bestimmter Seite umformuliert und verdreht werden. In der genannten Veröffentlichung von uns, die übrigens jeder in der Vollversion ohne Kosten herunterladen kann (
http://www.biomedcentral.com/1471-2407/4/77), steht wörtlich: "Therefore, the mice's tendency to obesity seems not only to
be strain-specific but was also significantly (p < 0.001) related to the exposure". Übersetzt: "Die Neigung der Mäuse scheint also nicht nur vom Stamm abzuhängen, sondern hing auch signifikant (p<0.001) mit der Exposition zusammen". Das ist eine völlig andere Aussage als die, die Herr Prof. Frenzel-Beyme destilliert hat, nämlich "Die bestrahlten weiblichen Mäuse hatten eine signifikante Gewichtszunahme bis zur Verfettung gezeigt." Übrigens zeigten sich diese Effekte nicht im
absoluten Körpergewicht, sondern nur im
relativen (Anstieg über die Zeit), der Unterschied war etwa 170% zu 180%, verglichen mit dem Anfangsgewicht, das zu 100% gesetzt wurde. Ein sehr schönes Beispiel für bewusste Verdrehung von Aussagen, das ich gerne verwenden werde.
Auch die Aussage, dass wir keine Erklärung für die Gewichtszunahme angeboten bzw. diese Ergebnisse "ignoriert" hätten (Zitat Frenzel-Beyme: "obwohl unverhohlen ein gefundener starker Effekt mitgeteilt wird, der sich als rätselhaft erweist und nicht erklärt wird. "), ist falsch. Immerhin haben wir einen ganzen Absatz der Arbeit diesem Teilergebnis gewidmet:
Mitochondrial heat production is one of the main energy
consuming processes in endotherms like mice [40,41].
The Interaction of electromagnetic fields with water
molecules in cells results also in heat production.
Although the continuous exposure in our study should
not have increased the mice's body temperatures, it may
have contributed in keeping the animal's body temperature
above ambient, therewith economizing
mitochondrial heat production. If mitochondrial functions
were not changed due to the electromagnetic field
exposure, unchanged food intake may so have let to
increased fat accumulation. In this context it is important
to compare the SAR value of 0.4 W/kg with the total
energy consumption of mice (approximately 5 W/kg),
thus on the order of 10%. Since the electromagnetic
energy is absorbed passively (i.e., not originating from
metabolizing food), the increased body weight might be a
consequence of a shift in energy utilization. This hypothesis,
however, must be examined by specific studies of the
mice' metabolism. Anyhow, such an effect would be visible
only in long-term exposure studies and probably
insignificant with only 1 hour exposure per day [17,18].
Auch die sehr seltsame Formulierung von Herrn Frenzel-Beyme, ich hätte mich "unter Einbeziehung politischer Förderer aus dem Bremer Senat" erfolgreich um Tierversuche beworben, entbehrt jeder Grundlage. Falls Herr Frenzel-Beyme Leser / Schreiber in diesem Forum ist, kann er mir vielleicht mitteilen, wie, wann und vor allem warum das geschehen sein soll?
Dem "Gast", der den Beitrag von Herrn Prof. Frenzel-Beyme hier veröffentlicht hat, bin ich zu Dank verpflichtet, weil ich ohne ihn diesen Artikel wahrscheinlich gar nicht gelesen hätte.
Alexander Lerchl