Umfrage zur Elektrosensibilität in den Niederlanden

Elisabeth Buchs
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Umfrage zur Elektrosensibilität in den Niederlanden

Beitrag von Elisabeth Buchs » 26. Dezember 2007 15:25

Die niederländische EHS-Stiftung "Stichting EHS" hat ein Umfrageergebnis bei 250 Elektrosensiblen veröffentlicht.

Das Abstract in Englisch findet sich auf http://www.stichtingehs.nl/content/view/64/1/

Vollfassung: http://www.stichtingehs.nl/images/stori ... s_2007.pdf

Eine kurze Umsetzung des Abstract in Deutsch von Wuff (izgmf) ergibt einige bemerkenswerte Highlights dieser Umfrage, deren Ausgangspunkt die Medizin und nicht die Funkttechnik war:

- Bei 250 Befragten, im Abstract als "electrohypersensitive (EHS)" bezeichnete Personen, die sich selbst an die Stiftung gewandt hatten, wurden selbst deklarierte Gesundheitsprobleme und die vermuteten EMF-Quellen erfasst.

- Die Mehrheit hatte bereits ärztlichen Rat gesucht, und von den Rat- und Hilfesuchenden war die Mehrheit weiblich

- Das Alter reichte vom Jugendlichen bis zum 80-jährigen.

- Verschiedene Umwelt- und psychologische Faktoren beeinflussen den Ausbruch und die Intensität der Symptome.

- Es wurden keine spezifischen Elektrostress-Marker gefunden, welche allen Befragten gemeinsam waren.

- Die einzelnen Betroffenen entwickeln eine individuelle Stresssymptomatik, und die Beschwerden variierten in grossem Ausmass.

- 70 Prozent litten an chronischer Erschöpfung, Kopfschmerzen, Konzentrationsproblemen und anderen Beschwerden. Körperliche Beschwerden umfassten Einschränkungen beim Sehen, Riechen und Hören, sowie Hautirritationen und Gelenk- und Muskelschmerzen.

- Viele haben Krankheiten erlitten, welche Körper oder Geist ruiniert [so wörtliche ausgedrückt, Anm.v.wf] hatten, und viele werden auch durch Umweltfaktoren wie Gerüche, UV-Licht, Pollen und Allergene beeinflusst.

- Einige berichten über Burnout, postraumatisches Stresssyndrom oder ähnliche Beeinträchtigungen mit Umwelt und emotionalem Zusammenhang [schwere Stresssymptome, Anm.v.wf.].

- Die von den Befragten genannten EMF Quellen, welche die Symptome verursachen oder aufrecht erhalten, variieren stark. Es wurde keine spezifische Quelle von sämtlichen Personen genannt, wenngleich der Gebrauch von Haushaltgeräten wie DECT, WiFi, Fernsehen, Computer und der meisten anderern modernen elektronischen Systeme bei mindestens der Hälfte der Antwortenden Probleme verursachten.

- Während des letzen Jahres [von drei Jahren, Anm.v.wf.] schien die Inzidenz zuzunehmen.

- Externe EMF-Quelle wie Basisstationen für GSM, UMTS und TETRA spielten eine geringere Rolle.

- Wechselstrom-Magnetfelder aus unterdischen Stromleitungen wurden als neuer Grund für Besorgnis erkannt.

- Wohnen im Mehrfamilienhaus erscheint als Risikofaktor für EMFs, bedingt durch deren Durchdringen von Wänden und Decken.

- Drei Viertel der Befragten hatten Rat beim Schulmediziner gesucht, gewöhnlich mit wenig Erfolg. Die Hälfte der Anwortenden besuchten Alternativmediziner, ebenfalls mit geringer Befriedigung.

- Zehn Prozent haben sich vollständig erholt, während 42 % berichten, nur begrenzt gesund zu sein, und immer noch Hilfe durch EMF-Reduktion suchten.

- 38% der Antwortenden arbeiten in einer Teilzeit- oder Vollzeitstellung.

- Die Meisten burteilen ihren eigenen Charakter als emotional.

- Einige berichten, dass auch andere Familienmitglicer Anzeichen von EHS aufweisen, was auf die Möglichkeit hinweist, dass eine Art von erblichem Faktor in den Erwerb der Überempfindlichkeit gegenüber EMFs hineinspielt.

- Es wird spekuliert, dass das persönliche Stresssystem ein Schlüsselfaktor dafür ist, wie Gesundheitsprobleme wahrgenommen und wie damit umgegangen wird.

- Es wird gefordert, dass beim Design von Provokationsstudien die persönlichen Unterschiede bei der EMF-Wahrnehmung und bei den gesundheitlichen Effekten berücksichtgt werden sollen

Elisabeth Buchs
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Beitrag von Elisabeth Buchs » 2. Dezember 2008 07:59

Zu diesen veröffentlichten Ergebnissen stelle ich mir die Frage nach dem Hintergrund von Stichting EHS. Irgendwie hat es etwas zuviel Absolution für Mobilfunk, etwas zuviel von dem was gewisse Kreise unter wissenschaftlich verstehen, etwas zu professionell und glatt in der Aufmachung, auch die Bezeichung EHS, die Betroffenen werden als vorher schon gesundheitlich geschädigt hingestellt, hintergründig dass EMF für die andern Menschen unschädlich sei. Zu dieser Thematik kann ich mir durchaus Tarnorganisationen vorstellen, man denke z.B. an die Forschungsgemeinschaft Mobilkommunikation. Auch solche, welchen es um Geschäfte oder das Vermitteln von Ideologien (wie z.B. seltsame Ernährungsvorschriften) und Esoterik geht. In "meiner" Selbsthilfegruppe für Elektrosensible achte ich auf solches in einem Gespräch mit neuen, dass wir unabhängig bleiben und verschiedene Ansichten Platz haben, was nicht bedeutet, dass man keinen Kontakt zu Andersdenkenden haben soll, man sollte jedoch ihren Hintergrund wissen. Frage an Charles oder andere: wer weiss näheres über Stichting EHS?

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Sunset
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Beitrag von Sunset » 2. Dezember 2008 12:32

Die fertige Fassung ist unter http://www.stichtingehs.nl/images/stori ... s_2008.pdf abrufbar.
Elisabeth Buchs hat geschrieben:Zu diesen veröffentlichten Ergebnissen stelle ich mir die Frage nach dem Hintergrund von Stichting EHS.
Es scheinen unabhängige Ärzte zu sein, die ein echtes Interesse an der unabhängigen Wahrheitsfindung haben.
Elisabeth Buchs hat geschrieben: Irgendwie hat es etwas zuviel Absolution für Mobilfunk, etwas zuviel von dem was gewisse Kreise unter wissenschaftlich verstehen, etwas zu professionell und glatt in der Aufmachung, auch die Bezeichung EHS ...
EHS ist die gebräuchliche englische Abkürzung dafür was in Deutsch als "Elektrosensiblität" bezeichnet wird. Ob "EHS" oder Elektrosensibilität ist gehupft wie gesprungen, beides sind unglückliche, irreführende Begriffe.

Elisabeth Buchs hat geschrieben:Zu dieser Thematik kann ich mir durchaus Tarnorganisationen vorstellen, man denke z.B. an die Forschungsgemeinschaft Mobilkommunikation. Auch solche, welchen es um Geschäfte oder das Vermitteln von Ideologien (wie z.B. seltsame Ernährungsvorschriften) und Esoterik geht.
Das würde ich bei dieser Stiftung nicht so sehen:
- Im Schlussbericht wird ausdrücklich der Inhalt von Repacholis Factsheet 296 in Zweifel gezogen und kritisiert.
- Deexposition wird als wirksam bezeichnet.
- Esoterische bzw. als alternativ bezeichnete Methoden werden als weitgehend als unwirksam nachgewiesen.
- Die Fragen zu den Symptomen wurden im Laufe der Zeit an die Angaben der Befragten angepasst.
- Es gab auch offene Fragen zu den Symptomen, die Befragten wurden als Individuen betrachtet, und teilweise mit grossem Aufwand persönlich befragt.
- Es wurden alle bekannten Strahlungsquellen untersucht.

Die Ergebnisse finde ich persönlich sehr interessant, und sie könnten zielführende weitere Forschung anregen.

Elisabeth Buchs
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Beitrag von Elisabeth Buchs » 2. Dezember 2008 14:33

Die Angaben zu den Verantwortlichen dieser Stiftung sind dürftig und als vertrauensbildende Massnahme wären einige Angaben über die Personen, die Stifter, Geldgeber, den Hintergrund, ob selber betroffen, den Grund, weshalb sie sich damit befassen, sinnvoll gewesen.

Charles hat sich in einer früheren Diskussion im izgmf-Forum so geäussert:
http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=17733

Zu Hugo Schooneveld gibt es z.B. diese Angaben: http://www.hese-project.org/hese-uk/en/ ... .php?id=hs

Hugo was the founder of the Dutch EHS Foundation and of the Dutch Working group on electrical hypersensitivity (WEO).

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Juli
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Beitrag von Juli » 4. Dezember 2008 13:44

Liebe Sunset, ich lese im o.g Text nichts von einer wissenschaftlichen Bestätigung der "Wirksamkeit der Deexposition" sondern lediglich, daß ein Teil der Betroffenen angaben, Hilfe weiterhin in der Deexposition zu suchen... Das ist ein großer Unterschied, wie ich finde.

Bemerkenswert finde ich die Herausstreichung des hohen Prozentsatzes an weiblichen Probanden, so nach dem Motto, Frauen neigen doch eher zu hysterischen, überbesorgten körperlichen Erscheinungen, könnte man meinen.

Wobei ich glaube, daß Frauen einfach nur aufmerksamer und verantwortungsvoller mit dem Thema Gesundheit umgehen und Männer ihre Beschwerden zu oft unter den Teppich kehren, ehe sie von ihren Frauen zu einem Arztbesuch gedrängt werden.

Sunset
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Beitrag von Sunset » 4. Dezember 2008 16:32

Juli hat geschrieben:Liebe Sunset, ich lese im o.g Text nichts von einer wissenschaftlichen Bestätigung der "Wirksamkeit der Deexposition" sondern lediglich, daß ein Teil der Betroffenen angaben, Hilfe weiterhin in der Deexposition zu suchen... Das ist ein großer Unterschied, wie ich finde.

Ich fand auf Seite 5 ( http://www.stichtingehs.nl/images/stori ... s_2008.pdf ), nach dem Zitat aus WHO Fact sheet 296: "This is the formal way of looking at the problem. EMF-afflicted individuals see it differently: they simply know - often by experimentation - that certain kinds of electrical equipment, installations or facilities make them sick. And that switching these off or lowering EMF exposure by shielding or increasing distance solves most of their problems. It is as simple as that."

Deutsch: "Das war die formelle Betrachtungsweise zum Problem. EMF-beeinträchtigte Personen sehen es anders: sie wissen ganz einfach - oft durch Experimentieren - dass sie gewisse Typen von elektrischer Gerätschaft, Installationen oder Vorrichtungen krank machen. Und dass das Ausschalten oder die Verminderung der EMF Expositon durch Schirmen oder Vergrösserung der Distanz die meisten ihrer Probleme löst. So einfach ist es."

Ob das nun bereits der wissenschaftliche Vollbeweis für die Wirksamkeit von Deexposition ist, ist Ansichtssache.
Juli hat geschrieben: Bemerkenswert finde ich die Herausstreichung des hohen Prozentsatzes an weiblichen Probanden, so nach dem Motto ...
Inwiefern erkennen Sie ein besonderes Herausstreichen? Dass Alter, Gesundheitszustand und andere Merkmale der Befragten überhaupt erwähnt werden, finde ich normal für eine Befragung. Man könnte daraus vielleicht weitere Fragen oder Untersuchungspunkte ableiten, wie mögliche besondere Belastung von Frauen mit Haushaltgeräten, Bildschirmarbeit, DECT. Den "ES" hilft auf Dauer nur die ungeschminkte Wahrheit.

Elisabeth Buchs
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Beitrag von Elisabeth Buchs » 4. Dezember 2008 17:26

Was zwischen den Zeilen gesagt, bzw. nicht gesagt wird finde ich auch interessant. Nicht nur mir scheint diese Art der Umfrage nicht ganz zu entsprechen, sie ist auch nicht durch die üblichen Verteiler und Homepages gegangen. Z.B. die geringen Angaben über die Verantwortlichen dieser Stiftung. Sind es wirklich Aerzte? Dann steht nichts darüber, dass EMF für alle Menschen ungesund sein könnte, dass es minimiert werden sollte, dass sich diese Leute dafür einsetzen. Sondern die Schädlichkeit wird auf die sogenannten E(H)S begrenzt, denen gewisse Eigenschaften zugeschrieben werden. Ueber die EMF-Messungen bzw. Resultate für Mobilfunk, über die ELF, wie diese reduziert wurden habe ich nichts gefunden.

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Meinungsfreiheit

Beitrag von Elisabeth Buchs » 5. Dezember 2008 06:30

Ich möchte in diesem Forum meine Meinung schreiben können, ohne dass meine skeptischen Anmerkungen in einem andern Forum gleich in dieser Art und Weise "durchgenommen" werden. Auch Spatenpauli weiss ja nicht mehr zu den Verantwortlichen von Stichting EHS. Sind das wirklich "eigene Leidensgenossen"? Dazu ist jedenfalls nichts zu lesen. Auch Charles äussert sich im übrigen nicht gerade positiv. Zum angeblich angeschlagenen Image der Elektrosensiblen möchte ich anmerken, dass das izgmf durch die Art der dortigen Diskussionen dazu erst beiträgt.

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Juli
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Beitrag von Juli » 5. Dezember 2008 16:00

Wie gesagt, ich bezog mich auf den o.g. ins Deutsche übersetzen Text was die Wirksamkeit der Deexposition betrifft. Und was heißt hier eigentlich "ungeschminkte Wahrheit" Wer maßt sich eigentlich an, mir solche Wahrheiten, egal wie sie verpackt sein mögen, als die absolute Wahrheit aufs Auge drücken zu können, zu dürfen?

Die Betroffenen, auch die, die es selbst nicht wissen, mögen vielleicht in untershiedlicher Weise und mit unterschiedlichen Symptomen und körperlichen Veränderungen auf diese wie ich finde "Schädigung" reagieren, aber in punkto Elektrosensibilität und Deexposition die gleichen Erfahrungen gemacht haben und bestimmt nicht ohne Grund und nicht etwa als psychisch gemachte empfundene Verbesserung. Ich glaube, daß es mehr Betroffene sprich durch mobilfunk erkrankte menschen gibt als angenommen.

Wieviele Menschen sind es die ihren Gesundheitszustand in Zusammenhang mit einer von glaube ich 250.000 Mobilfunkantennen in Verbindung bringen?

Wieviele Betroffenen haben die Möglichkeit sich kundig zu machen, z.B im Internet, auf andere Weise ist es ja offenbar nicht möglich.

Wieviele Betroffenen werden von ihrem Hausarzt verantwortungsvoll zu einem Umweltmediziner weitergeleitet.

Wieviele Betroffenen gehen überhaupt zum Arzt?

Wieviele Betroffenen kommen auf den Gedanken überhaupt mal in diese Richtung zu denken und zu recherchieren?

Wieviele der Betroffenen wissen überhaupt, daß es Esmog-Opfer gibt und ich meine nicht nur die bekannte Familie Kind aus Dresden?

Wieviele der Betroffen haben ein Forum wie dieses ausfindig machen können. Ja wie viele haben einen PC zu hausE?

Ich glaube, nein ich bin davon überzeugt., daß irgendwelche Prozentzahlen, Studien, befragungen etc, absolut nicht represäntativ ist und daß man auch hier von einer Dunkelziffer sprechen darf.

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