Im Hese-Wissenschaftsforum hat nun ein Fachmann - Prof. Dr. Ing. Alexander Volger - den Beitrag von Prof. Lerchl ergänzend kommentiert:
Beweiswürdigung oder -destruktion ?
Stellungnahme zum Diskussionsbeitrag 24.04.2008 von Prof. Dr. Alexander Lerchl:
"UMTS verursacht Strangbrüche ?"
Im Sinne einer konstruktiven Diskussion soll der v.g. Beitrag von Prof. Lerchl ergänzend kommentiert werden.
Es ergaben sich dabei zwei gänzlich verschiedene Ebenen, im folgenden getrennt behandelt.
Erforderliches Energie-Niveau für Strangbrüche
Es wird im Beitrag u.a. dargelegt, dass "die Energie dieser Felder im Frequenzbereich des Mobilfunks um viele Größenordnungen zu niedrig ist, um solche Effekte (Brüche der kovalenten Bindungen in Molekülen) erwarten zu lassen".
Das kann jedoch aus folgenden Gründen nicht als gültig angesehen werden:
Die Wirkungskette der Beschädigung von Eiweißmolekülen des menschlichen Gewebes (als lediglich eine von zahlreichen verschiedenartigen Effekten) ist u.a. durch eine Studie (Prof. Kafka), welche die Sicherung der Unschädlichkeit von medizinischen Mikrowellengeräten zum Ziel hatte, eingehend beleuchtet worden. Es ist dies gesicherter Wissensstand der Physik: Elektromagnetische Wellen erzeugen bei Ladungsträgern eine mechanische Anregung; bei Dipolen ist das eine Drehbeschleunigung. Diese bewirkt eine Drehschwingung des Dipols im molekular-elastischen Umfeld, und meist verebbt der Effekt (Dämpfung im Umfeld) und liefert lediglich einen kleinen Beitrag zur Erwärmung des Gewebes. Jedoch im Falle von Resonanz oder Beinahe-Resonanz der Anregungsfrequenzen und ihrer Interferenzen mit einer der Eigenfrequenzen der Drehmasse in ihrer räumlich-elastischen Einbettung wirkt die sog. Vergrößerungsfunktion, d.h. es erfolgt eine Aufschaukelung des Systems bei kleinstem Energie-Input; je nach auftretendem Dämpfungsgrad und Andauer der Anregung kann das durchaus zur Folge haben, das sich der Dipol aus seiner Verbindung quasi mechanisch herausdreht und damit die chemische Bindung aufgibt: Dies resultiert dann u.a. in einem Strangbruch. Genau zu dessen Vermeidung sollten auch Hersteller von Mikrowellen-Bestrahlungsgeräten ihre Frequenzen und deren Oberwellen so auslegen, dass es möglichst nicht zu solchen Resonanzeffekten kommen kann.
Die durch Prof. Adlkofer aufgezeigten Ergebnisse von defekten DNA nach Bestrahlung mit Mobilfunkfrequenzen zeigen damit eben nicht isoliert und überraschend, sondern im Sinne einer Versuchsbestätigung der dargelegten elekromechanisch-theoretischen Ableitung zumindest in erster Annahme, dass eine solche Wirkungskette (es sollen ggf. andersartige zukünftige Erklärungen hiermit nicht ausgeschlossen werden) auch real vorhanden sein dürfte. Der weitere Weg zu nicht vom Körper beherrschten (d.h. erkannten und abgebauten) Defekten von Zellen, d.h. auch Krebs, ist damit gegeben.
Allgemeine Gesichtspunkte für Beweiskritiken
Wie beim vorigen Aspekt leicht zu erkennen ist, handelt es sich bei dem zu untersuchenden Themenkreis um ein komplexes interdisziplinäres Gebiet, dem niemand bei finanziell und/oder personell beschränkten Mitteln in jeder Hinsicht unangreifbar beikommen kann.
Bekanntlich fließen bedeutende Geldmittel, auch als Förderzuschuss des Bundes, in Projekte der Mobilfunkbranche. Wie erwartbar, kommen dabei praktisch keine Ergebnisse mit kritischem Gewicht zustande, lediglich der Satz "... besteht noch Forschungsbedarf" ist relativ häufig anzutreffen.
Demgegenüber stehen durchaus zahlreiche unabhängige, auch internationale Projekte in der Situation, zwar auch kritische Ergebnisse zu erreichen, aber eben auch unter der zu geringen Mittelbasis zu leiden, sodass sich ganz einfach Schwächen in Umsicht, Methodik, Datenbasisbreite u.a. einschleichen können. Das soll nicht abgestritten werden.
Die übliche Kritik an deren Ergebnissen geht jedoch dann so vor, dass diese Fehler akribisch aufgezeigt werden und praktisch zur generellen Abwertung der Aussage führen. Dazu kommen unverantwortliche Zahlenspiele (wie z.B. gegenüber der ECOLOG-Studie) mit dem Effekt, sich nicht um solche kritischen Ergebnisse kümmern zu müssen. Die Transformation von Schwächen in eine Schwarz-Weiß-Alternative führt direkt zum Ausschluss aller "unbequemen" Beiträge, ist jedoch völlig unsachgemäß und widerspricht dem generellen Vorsorgegebot.
Die Forderung nach "Laienverständlichkeit einschließlich Nachrechenbarkeit mit den 4 Grundrechenarten" gehört in diesen Kontext und ist eher als populistisch zu werten, ähnlich der "Bierdeckel-Steuererklärung"; und sie würde ja eigentlich auch gelten müssen für Berichte von nicht-kritischen Projektergebnissen.
Angesichts der Komplexität wäre es dagegen sachdienlicher, dass sich eine Kritik an Studienergebnissen wesentlich damit befasst, ob und inwieweit die Kernaussage betroffen ist, und welchen Unsicherheitsfaktor man ggf. als graduelle Bewertung (und nicht als Ausschluss) zuordnen könnte. Das würde dann gestatten, solche Studienergebnisse auch gemeinsam betrachten und über eine Unsicherheitskumulation eine Gesamt-Zuverlässigkeitsaussage machen zu können. Beispielsweise würden dann drei voneinander unabhängige Studienergebnisse etwa über die Erhöhung des Krebsrisikos im Umfeld von Basisstationen (wie die Naila-Studie) mit einem einzeln zugeordneten Unsicherheitsfaktor von 30% zu einer Gesamtaussagesicherheit von 97% führen ...
Man darf auch wohl der einen oder anderen Forschergruppe zugestehen, dass sie im Laufe der Zeit dazulernt und damit ggf. nicht-deckungsgleiche Ergebnisse herausbringt.
Im übrigen liegt ja bisher für die gesamten Mobilfunk-Funktechnik kein formal und substantiell hinreichender Unbedenklichkeitsnachweis vor, auch die dafür verwendeten Veröffentlichungen von Prof. Bernhardt erfüllen die Anforderungen an einen solchen Nachweis nicht; in dieser Thematik wurden und werden die sonst geübte Akribie und auch die Forderung von Laienverständlichkeit nicht angewandt.
Dem Wunsch nach sachlicher Diskussion kann man sich nur anschließen. Das schließt ein, dass die Verunglimpfungen aufhören und auch in den Gremien die Zahl der wirklich Unabhängigen zunimmt.
A. Volger
Prof. Dr.-Ing. Alexander Volger, Bad Münstereifel, 15.05.2008
Quelle:
http://www.hese-project.org/Forum/index ... forum_id=1