Abstand zu einer 30kV-Leitung

Christian

Abstand zu einer 30kV-Leitung

Beitrag von Christian » 5. Dezember 2009 17:45

Hallo liebe Forumgemeinde,

leider gibt es zumeist nur Beispiele und Meßergebnisse für 220kV-ocspannungsleitungen.
Da ich mich derzeit für ein Haus interessiere, welches sich in einer Entfernung von ca. 7-8m zu einer 30kV-Freileitung befindet, suche ich natürlich dahingehend mehr Informationen.
Ist diese Entfernung unbedenklich?
Mit wieviel uT ist dort zu rechnen?

Vielleicht habt ihr Links bzw mehr Informationen. Ich wäre euch für jeden Rat dankbar.

Hans-U. Jakob
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Re: Abstand zu einer 30kV-Leitung

Beitrag von Hans-U. Jakob » 6. Dezember 2009 10:32

Christian hat geschrieben:Hallo liebe Forumgemeinde,

leider gibt es zumeist nur Beispiele und Meßergebnisse für 220kV-ocspannungsleitungen.
Da ich mich derzeit für ein Haus interessiere, welches sich in einer Entfernung von ca. 7-8m zu einer 30kV-Freileitung befindet, suche ich natürlich dahingehend mehr Informationen.
Ist diese Entfernung unbedenklich?
Mit wieviel uT ist dort zu rechnen?

Vielleicht habt ihr Links bzw mehr Informationen. Ich wäre euch für jeden Rat dankbar.
30 kV tanzt etwas aus der Normenreihe. Spielt auch keine grosse Rolle. Massgebend für das Magnetfeld in uT ist sowieso nicht die Spannung in kV sondern der Strom in Ampère. Der Strom wiederum ist massgebend von den aufgehängten Seil- oder Drahtquerschnitten. Am einfachsten ist es, wenn Sie beim Eigentümer der Leitung nachfragen, wie hoch der maximal mögliche Strom in Ampère ist, welcher über diese Leitung fliessen kann.
Möglicherweise steht dieser auch auf der Plackette die an der Stange oder am Mast angeschlagen ist.
Dann ist auch nicht der waagrechte Abstand zum Mastfuss massgebend, sondern der Radius aus der Mitte des Leiterbildes (Isolatoren) zum Ort empfindlicher Nutzung.
Das scheint auf den ersten Blick vielleicht etwas komliziert. Ist es aber überhaupt nicht, sondern nur logisch.
Wenn Sie mir all diese Angaben liefern, kann ich Ihnen eine Ferndiagnose stellen.
Achtung: Magnetfeldnessungen müssen über mindestens 3x24 Stunden erfolgen und in einer Ganglinie aufgezeichnet werden. Denn der Stromfluss über Hochspannungsleitungen ist sehr von der Tageszeit und vom Wochentag und meist auch noch von der Jahreszeit abhängig. Es nützt also nichts wenn jemand kurz eine Sonde in Luft streckt und "gut" oder "schlecht" ruft.
Immerhin mahnen die 7-8m Distanz von der Sie sprechen, zu äusserster Vorsicht.
Hans-U. Jakob

tinni
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Beitrag von tinni » 6. Dezember 2009 11:16

Zur Berechnung des Magnetfeldes ist es wichtig zu wissen:
1. Wieviel Ampere Strom fliessen durch die Leitung?
2. Wie sind die Leiter angeordnet (sog. Mastbild mit exakten Massen) ?
3. Einfach- oder Doppelleitung auf dem gleichen Mast ?

Am einfachsten parkierst Du ein möglichst bekanntes,"eckiges" Auto neben dem Mast und machst eine Foto von recht weit her - dann ist das Auto der Behelfs-Massstab. Du kannst ja nicht raufklettern zum Messen, die 30 kV kommen Dir nämlich entgegen und dann brauchst Du kein Haus mehr...

Versuche rauszufinden, von wo nach wo die Leitung führt und wer mit dem Strom versorgt wird. Der Tagesgang eines Wohnquartiers ist in etwa abschätzbar, aber vielleicht ist es auch eine andere Verbindung.

Das örtliche EW wird die Frage 1+2 nicht gerne hören, hat aber sicher diese Daten, denn jede Freileitung muss ja vom Starkstrominspektorat bewilligt werden und dort sind alle diese Angaben dabei. Wenn es eine alte Leitung ist, hat bestimmt damals noch niemand nach dem Magnetfeld gerechnet.

Allgemein gilt: Je grösser Dein Abstand von der Leitung ist im Verhältnis zum Abstand der drei einzelnen Phasen-Seile untereinander, umso kleiner wird der verbleibende Magnetfeldrest sein beim Haus (die 3 einzelnen Magnetfelder überlagern sich und ergeben in der Summe Null, wenn Du weit genug weg bist).

MIss lieber die Feldstärken im Bereich 800-2500MHz..

Christian

Beitrag von Christian » 7. Dezember 2009 18:15

Danke für die schnellen Antworten.

Die genauen Daten, Vor-Ort-Bilder, etc. muss ich noch besorgen, aber so ähnlich sieht die Leitung bzw der Mast aus.
Bild

Und ein paar Fotos aus der Luft um vllt einen besseren Eindruck zu bekommen.
Bild
Bild

Schönen Abend noch.

tinni
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Beitrag von tinni » 7. Dezember 2009 23:34

Sieht nach einer sehr alten Leitung aus. Mit ähnlichen Isolatoren hat man 1940 Leitungen für 50kV gebaut.

Da würde ich mich neben den heutigen, noch zu errechnenden Werten noch folgendes interessieren:

Wie lange geht es noch, bis das betr. EW diese Leitung erneuert ? Dann kommt vielleicht eine Betonmastenleitung mit 2x3 Leitern als Ersatz !

Ortschaft? EW-Name?

Auf einigen der vielen Holzmasten muss eine Plakette zu finden sein, darauf steht der Name des EWs und die Spannung, wenn es nicht schon als Gemeinde-EW bekannt ist. Ferner hat es auf den Holzmasten meist "Jahreszahl-Nägel", welche die letzte Impfung mit Antifäulnismittel verraten.

Christian

Beitrag von Christian » 11. Dezember 2009 19:07

Nach einigen Telefonaten habe ich zumindest etwas mehr Informationen.

Die Leitung an sich ist angeblich ein "Ausfallweg" eines Rings und somit nicht produktiv derzeit. D.h. es sollte kein Strom fließen im Normalzustand.

Natürlich habe ich noch nachgebohrt. Falls doch etwas fließt oder zukünftig fließen soll, ist der max. Strom mit 100A anzusehen.
Laut Auskunft ist dies jedoch nicht der Durchschnittswert, der über den Tagesverauf niedrieger sein soll. (20% wird angenommen)

Ein Mastbild habe ich noch nicht, aber ich werde zumindest am Wochenende ein authentisches Bild posten.

Eine Erneuerung bzw. Verlegung ins Erdreich steht derzeit nicht zur Debatte, da die Leitung bzw. Masten in Natura wesentlich besser aussehen, als auf dem beispielhaften Bild.
Auf den Masten selbst habe schon vor einiger Zeit mal nachgesehen, aber keine Werte oder Jahreszahlen ausmachen können.

Vielleicht kann trotzdem jemand schon etwas mit den bisherigen Daten berechnen oder mehr sagen. Danke.

Hans-U. Jakob
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Beitrag von Hans-U. Jakob » 12. Dezember 2009 10:51

Christian hat geschrieben:Nach einigen Telefonaten habe ich zumindest etwas mehr Informationen.

Die Leitung an sich ist angeblich ein "Ausfallweg" eines Rings und somit nicht produktiv derzeit. D.h. es sollte kein Strom fließen im Normalzustand.

Natürlich habe ich noch nachgebohrt. Falls doch etwas fließt oder zukünftig fließen soll, ist der max. Strom mit 100A anzusehen.
Laut Auskunft ist dies jedoch nicht der Durchschnittswert, der über den Tagesverauf niedrieger sein soll. (20% wird angenommen)

Ein Mastbild habe ich noch nicht, aber ich werde zumindest am Wochenende ein authentisches Bild posten.

Eine Erneuerung bzw. Verlegung ins Erdreich steht derzeit nicht zur Debatte, da die Leitung bzw. Masten in Natura wesentlich besser aussehen, als auf dem beispielhaften Bild.
Auf den Masten selbst habe schon vor einiger Zeit mal nachgesehen, aber keine Werte oder Jahreszahlen ausmachen können.

Vielleicht kann trotzdem jemand schon etwas mit den bisherigen Daten berechnen oder mehr sagen. Danke.

Tabelle vom BAFU in der Vollzugshilfe von 2007:
Einsträngige Leitungen, Phasenabstand 80cm, Strom 100A
Grenzwert von 1uT eingehaten bei ca 40m
Das heisst auf 10m radialer Distanz ca 4 uT (geschätzt)
Sieht gar nicht gut aus. Biologischer Grenzwert (Bio-Initiative) = 0.1uT
Hans-U. Jakob

tinni
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Beitrag von tinni » 12. Dezember 2009 18:47

Hallo Christian,

wenn das eine Einphasen-Leitung wäre, dann hättest Du in 30m Abstand bei 100 A knapp 0,7 Mikrotesla. Weil aber die 3 Einzelphasen-Magnetfelder sich umso mehr kompensieren, je grösser der Abstand wird im Verhältnis zur Distanz der einzelnen Phasenleiter untereinander, wird es VIEL weniger: =Entwarnung.

Dass das EW die Freileitung nicht verkabeln will, kann man ihm nicht verdenken, denn ein Kabel ist ca 10x teurer und eine allfällige Reparatur ist schwieriger und dauert länger. Was der Blitz für die Freileitung ist der Bagger für die Kabel.

Gruss
Rudolf

Hans-U. Jakob
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Beitrag von Hans-U. Jakob » 13. Dezember 2009 11:53

tinni hat geschrieben:Hallo Christian,

wenn das eine Einphasen-Leitung wäre, dann hättest Du in 30m Abstand bei 100 A knapp 0,7 Mikrotesla. Weil aber die 3 Einzelphasen-Magnetfelder sich umso mehr kompensieren, je grösser der Abstand wird im Verhältnis zur Distanz der einzelnen Phasenleiter untereinander, wird es VIEL weniger: =Entwarnung.

Dass das EW die Freileitung nicht verkabeln will, kann man ihm nicht verdenken, denn ein Kabel ist ca 10x teurer und eine allfällige Reparatur ist schwieriger und dauert länger. Was der Blitz für die Freileitung ist der Bagger für die Kabel.

Gruss
Rudolf
Wenn sogar das industriefreundliche BAFU bei einem Phasenabstand von 80cm (notabene im Drehstromnetz) und einem Strom von 100A auf 1uT bei 40m radial kommt, müssen Sie ja wohl niemandem angeben wollen, auf 30m hätte es NUR 0.7uT. Und hier noch Entwarnung geben, ist meines Erachtens unzulässig. Denn bei 0.3uT steigt das Leukämierisiko für Kleinkinder mindestens um das 4-Fache.
Sehen Sie dazu www.gigaherz.ch/1453 oder www.gigaherz.ch/1455
Ihre Behauptung eine Bodenverkabelung käme 10mal teurer, stimmt nicht. Nach neuesten Erfahrungswerten ist sogar eine 380kV- Leitung im Boden nur 2.5 mal so teuer wie eine Freileitung. Beispiel Mendrisio Cagno, 9km.
Für Bodenkabel im Beton-Rohrblock ist der Bagger überhaupt keine Gefahr.
Hans-U. Jakob

tinni
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Beitrag von tinni » 13. Dezember 2009 15:21

Sollte ich falsch gerechnet haben, entschuldige ich mich natürlich. Aber es kann ja jeder selber das Beispiel für 1 Phasenleiter allein durchrechnen, wieviele A/m sich ergeben bei 30m Radius und nachher mit 4.Pi.10E-7 multiplizieren um auf die Vs/m2 zu kommen...

Im Physikbuch findet man das unter H und B.

Die 3 Phasen müssten ja sehr asymmetrisch belastet sein, damit dieser Wert sich nicht noch wesentlich verringert durch Ueberlagerung der 3 Teilfelder. Wofür haben die Transformatoren Sterndreieck- oder sogar Z-Schaltungen ?

Eine Holzstangen-Regelleitung ist so etwa das Billigste, was es gibt. Da nur einen Faktor 2,5 aufzurechnen für kompletten Beton-Rohrblock: So eine günstige Leitungsbaufirma hätte ich mir früher sehnlichst gewünscht !

Trotzdem freundliche Grüsse
Rudolf

Hans-U. Jakob
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Beitrag von Hans-U. Jakob » 13. Dezember 2009 18:29

tinni hat geschrieben:Sollte ich falsch gerechnet haben, entschuldige ich mich natürlich. Aber es kann ja jeder selber das Beispiel für 1 Phasenleiter allein durchrechnen, wieviele A/m sich ergeben bei 30m Radius und nachher mit 4.Pi.10E-7 multiplizieren um auf die Vs/m2 zu kommen...

Im Physikbuch findet man das unter H und B.

Die 3 Phasen müssten ja sehr asymmetrisch belastet sein, damit dieser Wert sich nicht noch wesentlich verringert durch Ueberlagerung der 3 Teilfelder. Wofür haben die Transformatoren Sterndreieck- oder sogar Z-Schaltungen ?

Eine Holzstangen-Regelleitung ist so etwa das Billigste, was es gibt. Da nur einen Faktor 2,5 aufzurechnen für kompletten Beton-Rohrblock: So eine günstige Leitungsbaufirma hätte ich mir früher sehnlichst gewünscht !

Trotzdem freundliche Grüsse
Rudolf
Bitte verbreiten Sie hier nicht länger falsche Zahlen. Als PR-Manager für Hochspannungsleitungen sind Sie hier fehl am Platz.
Fragen Sie besser beim industriefreundlichen BAFU nach wie die dort ihre Magnetfelder berechnet haben. Oder setzen Sie einfach noch den Phasenabstand von 80cm in ihre schöne Physikbuchrechnung ein. Oder noch besser, beschaffen Sie sich ein 3D-Messgerät.
Uebrigens: Ein Prof Barbarossa hat schon vor 10 Jahren den jungen Leuten davon abgeraten, Physik zu studieren, da auf diesen Fakultäten nur noch gelogen werde.
Das Zeitalter von oberirdischen Hochspannungsleitung ist jetzt vorüber.
Hans-U. Jakob

Christian

Beitrag von Christian » 13. Dezember 2009 18:44

Zuerst das versprochene Bild aus der Realität.
Bild

Mit welcher Formel berechnet man diese Felder?

Ist es dann tatsächlich so, dass man im Haus bei einer Entfernung von 10m zu dieser Leitung ständig über den empfohlenen Werten liegt?

Kann jemand aus der Erfahrung mit Messgeräten in ähnlichen Situationen vergleichbare Werte bestätigen?

Würde ihr selbst dort mit euren Kindern wohnen wollen?

tinni als Gast

Beitrag von tinni als Gast » 13. Dezember 2009 21:20

1. 10m sind nicht 30m Abstand.

2. Für die netten Worte danke ich höflich. Ich kann nichts dafür, dass die physikalischen Gesetze nur für mich gelten.

3. Am besten fragen Sie einen pensionierten Gymi-Physiklehrer oder El.-Ing. wie man das rechnet (und wie gross die Summe der Ströme in einer Dreiphasenleitung ist). Die stammen noch aus unverdächtigen Zeiten. Noch unverdächtiger wäre ein gewisser Herr Maxwell, aber der lebt nicht mehr.

Traurige Grüsse
Rudolf

Christian

Beitrag von Christian » 14. Dezember 2009 15:12

Danke für alle Antworten.

Grundsätzlich habe ich immer von 10m gesprochen.
Welcher Strom auch immer fließen mag, selbst wenn ich mir ein Meßgerät kaufen und vergleiche, bleibt mir doch ein großer Bereich von 100 - 0,1 uT den man bewerten müsste.
Auch wenn z.B. nur 0,25uT vorhanden sind, und dies ein 4mal so großes Risiko in Bezug auf Leukämie bei Kindern bedeutet, fehlen mir irgendwo doch Fakten, die mir eine Entscheidung leichter machen würden.

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