Psychiatrisierung der "Elektrosensiblen"

Märchenfan als Gast

"Das Schnarchen des Wolfes"

Beitrag von Märchenfan als Gast » 8. Januar 2010 09:25

Zur Märchendeutung von Blue Sky:

Der Brummton welcher von immer mehr Menschen, einschliesslich mir gehört wird und uns bis zur Unerträglichkeit plagt, lässt sich gut mit dem "überlauten Schnarchen des Wolfes" in Verbindung bringen.

BLUE SKY
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Instinktreduktion

Beitrag von BLUE SKY » 8. Januar 2010 15:58

Erklärungsversuch nach Scheiner für nicht vorhandene "Elektrosensibilität": Instinktreduktion

Elektrosensibilität als sechster Sinn:
Unter Elektrosensibilität versteht man die Fähigkeit, elektromagnetische Felder und Wellen wahrzunehmen, sie zu spüren. Es ist die Eigenschaft, auf schwache elektromagnetische Felder mit Symptomen zu reagieren. Es wird elektrosensiblen Menschen oft vorgeworfen, ihr Unwohlsein sei nur psychisch bedingt und sie werden als Panikmacher bzw. Hysteriker abgetan. Wissenschaftliche Studien beweisen mittlerweile zweifelsfrei, dass Elektrosensibilität existiert. Die Praxis zeigt, dass Elektrosensibilität sowohl bei gesunden, empfindsamen als auch bei chronisch Kranken und Umweltbelasteten auftritt. In beiden Fällen handelt es sich um eine biologisch völlig sinnvolle Warnung vor weiteren körperlichen Schädigungen. Der Mediziner Dr. Hans-Christoph Scheiner spricht von einem warnenden sechsten Sinn, der bei der Mehrzahl der Menschen im Zuge der Instinktreduktion verloren gegangen ist.
http://www.drhempel.de/?desc=Umweltmedizin&site=250

"Elektrosensibilität" wird hier nicht unterschieden von "Elektrosensitivität".
Sinn oder Unsinn?
Das Leben ist schön.

Eva Weber
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Beitrag von Eva Weber » 8. Januar 2010 15:59

An Märchenfan als Gast

Ja, dass der Wolf schnarcht, das ist für viele Betroffene nichts Neues!

Als bei mir die ganze Palette von Beschwerden einsetzte, war auch ein tiefes unterbrochenes Brummen dabei. Es war so, dass ich des nachts vom Schlafzimmer im ersten Stock mit der Taschenlampe in der Hand, weil ich nicht wagte, einen Lichtschalter zu betätigen, in den Keller tappte, um nachzusehen, ob etwas mit der Gasheizung nicht in Ordndung ist.

Aber es war nichts! Einige Wochen später erfuhr ich von der Stadt, dass der in 100m Entfernung von meinem Haus stehende Mobilfunkmast mit UMTS aufgerüstet wurde und dass die 200 Grad Antenne exakt auf mein hohes querstehendes Dach läuft.

Es heißt immer, von Strahlung hört, riecht und sieht man nichts! Was diese anrichtet, SEHE ich an meinen Bäumen im Garten und im Umkreis der Basisstation, SPÜRE ich an den Auswirkungen auf Gesundheit und Lebensqualität und HÖRE ich an diesem Brummen und seit 3 Jahren noch an einem Pfeifton. An einem unbelasteten Ort habe ich das nicht!

Eva Weber

Wuff

Warum gab Lerchl keine gültigen Antworten? (1)

Beitrag von Wuff » 9. Januar 2010 14:20

Warum gab Lerchl keine gültigen Antworten zur Melatoninhypothese? (1)

Mit dem naturwissenschaftlichen Experiment wird eine Ursache-Wirkungs-Beziehung untersucht. Genau genommen wird mit einem Experiment versucht, eine Hypothese bzw. eine Vermutung zu widerlegen. In Laborexperimenten (zu denen auch Lerchls Experiment mit den isolierten Pinealorganen von Hamstern gehört) wird in einem repräsentativen Ausschnitt aus der realen Welt der Prozess nachgestellt, welcher durch die Hypothese beschrieben wird.

Bei Lerchls Experiment war die reale Welt, die nachgestellt werden sollte, der Ausschnitt aus dem menschlichen Organismus, in welchem schwache EMF (elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern) die Melatoninsynthese beeinflussen können. Die Haupthypothese, die dabei auf ihr Zutreffen zu prüfen war, lautete, dass schwache, unter den bestehenden Grenzwerten liegende EMF genügen, um die nächtliche Melatoninproduktion zu drosseln. Die Melatoninproduktion des Pinealorgans (Zirbeldrüse) wird üblicherweise durch Helligkeit bzw. am Tag gedrosselt.

Eine bedingte Unterhypothese war, dass wenn die Haupthypothese zutrifft, d.h. wenn schwache EMF tatsächlich auf die Melatoninsynthese einwirken, dass dann schwache gepulste EMF anders wirken als schwache kontinuierliche (ununterbrochene) EMF.

Als Resultat seines Experiments verkündete Lerchl, es sei weder gelungen, die Melatoninhypothese noch besondere Wirkungen gepulster EMF zu bestätigen. Dabei erweckte er bei Publikum, Presse und Politik den Eindruck - ob absichtlich oder nicht kann dahin gestellt bleiben, entscheidend bleibt, dass der Eindruck so erweckt wurde -, dass beide Hypothesen mittels ernsthafter Forschung widerlegt worden seien.
Wir behaupten nun unsererseits, dass nicht ernsthaft versucht bzw. experimentiert worden sei, und dass die Ergebnisverkündung durch Lerchl irreführend sei.

Unsere erste Behauptung werden wir im nächsten Beitrag belegen.

(Weitere allgemeine Informationen zu „Experiment“: http://de.wikipedia.org/wiki/Experiment )

nobody
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Re: Instinktreduktion

Beitrag von nobody » 10. Januar 2010 07:33

BLUE SKY hat geschrieben: "Elektrosensibilität" wird hier nicht unterschieden von "Elektrosensitivität".
Sinn oder Unsinn?
Der eigentliche Unsinn beider Begriffe ist, an der physikalischen Realität vorbei, den magnetischen Anteil auszublenden. Von Elektrowellen oder Elektrofeldern habe ich jedenfalls noch nie gehört...
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charles
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Beitrag von charles » 10. Januar 2010 15:09

Hallo Nobody,

als Spezialist in Sachen Elektrosensitivität stelle ich folgendes, was manche Techniker die Haare ausziehen will.

Elektrosmog besteht für mich aus drei Elemente:

- elektrische Felder
- magnetische Felder
- Frequenzen

Und diese können quasi unabhänguig von einander eine Rolle spielen.

Speziell VLF Frequenzen haben eine viel grössere biologische Reichweite als allgemein angenommen wird.
Also sie können bei Elektrosensitive eine Reaktion hervorrufen, auf einen Abstand wo (fast) gar kein elektrisches Feld mehr zu messen ist.
Zuletzt geändert von charles am 12. Januar 2010 10:23, insgesamt 1-mal geändert.

Wuff

Warum keine gültigen Antworten zur Melatoninhypothese? (2)

Beitrag von Wuff » 11. Januar 2010 10:47

Warum gab Lerchl keine gültigen Antworten zur Melatoninhypothese? (2)

Aus dem letzten Beitrag bleibt die Frage offen, ob im im Zusammenhang mit der Melatoninhypothese ernsthaft experimentiert wurde.

Das typische naturwissenschaftliche Experiment bildet einen Prozess in einem relevanten Ausschnitt aus der Wirklichkeit nach. Die Bestimmung dessen, was ein relevanter Ausschnitt aus der Wirklichkeit sei, bzw. die Systemabgrenzung des Versuchsgegenstands wird in der Regel vertrauensvoll dem Ermessen des Versuchsleiters überlassen. Der Ermessensspielraum kann missbraucht werden. In Anlehnung an Murphy („Was schiefgehen kann, wird auf Dauer schief gehen“) kann gesagt werden: Was missbraucht werden kann, wird auf Dauer missbraucht.

Lerchl hat die Grenzen in seinem Experiment zwei Mal zweifelhaft gezogen, nämlich in Bezug auf die Abgrenzung des Systems der „retinal-hypothalamic-pineal axis“ (Achse Netzhaut-Hypothalamus-Zirbeldrüse), und in Bezug auf die athermischen EMF.

Die für die Melatoninproduktion zuständige Achse hat er auf das letzte Element gekappt, er hat nämlich nur die Hormondrüse selbst, welche die Rezeptoren für Noradrenalin enthält, den EMF ausgesetzt. Die gesamte Steuerung der Melatoninproduktion (und die Produktion der Vorläuferstoffe) hat er ohne Begründung gekappt. Nur das unmittelbare Andocken von Noradrenalin an die Pinealozytenmembran wurde simuliert, alles was vorgelagert erfolgt, wurde gekappt. Auf diese Weise wurde ein positives Ergebnis, nämlich eine Bestätigung der Melatoninhypothese, so gut wie verunmöglicht, und die „Widerlegung“ der Melatoninhypothese wurde dadurch sozusagen zwingend. - Das Experiment war nicht ergebnisoffen angelegt.

Die Melatoninhypothese konnte nicht bestätigt werden“, weil nicht ernsthaft versucht wurde, sie zu betätigen. Wer sein Experiment so entwirft, der braucht keine Daten zu fälschen um zum gewünschten Ergebnis zu kommen, im Design liegt die Täuschungshandlung.

Die fehlende Ernsthaftigkeit des Versuchs liegt darin, dass ein viel zu kleiner Ausschnitt aus der Realität abgebildet wurde, das verwendete einzige Element liegt zudem in der Realität gut abgeschirmt in der Mitte des menschlichen Kopfes. Dieser Abgrenzung liegt ein weltfremdes Modell zu Grunde; nach welchem Lerchl (Eigenzitat) „nur die in der Praxis irrelevante Annahme und von keinem anderen Forscher ernsthaft erwogene Theorie geprüft hat, dass EMF ausschliesslich auf das Pinealorgan einwirken würden, und nicht etwa in den Prozess der Steuerung der Melatoninsynthese eingreifen könnten.“

Es ist nicht bekannt, dass irgendein anderer als Lerchl ernsthaft sinngemäss behauptet hat, die der Melatoninhypothese zu Grunde liegenden Prozesse würden ausschliesslich im Pinealorgan stattfinden, - Lerchl ist hier sehr originell, aber nicht im gleichen Ausmass seriös.

Lerchl hat im Gegensatz zur unzulässig eingeschränkten Systemabgrenzung das Spektrum der Intensität der angewendeten EMF ausgeweitet in einen Bereich, der für die Fragestellung irrelevant ist: Er verwendet auch EMF in einer über den Grenzwerten liegenden Intensität, welche thermische Effekte verursachen. Unter der Melatoninhypothese werden jedoch nur athermische Effekte schwacher Felder vermutet. Das Ergebnis war auch hier vorhersehbar und zwingend, nämlich die von niemand in Zweifel gezogene Existenz von thermischen Effekten wurde bestätigt. Beim SAR-Wert von 2,7 W/kg gab es eine Erwärmung der isolierten Pinealorgane um 1,2°, welche die Melatoninproduktion voraussehbar beeinflusste.

Lerchl hat die Bandbreite der Einflussgrösse, die Intensität der EMF, gleichsam zur Kompensation der Einschränkung des Systemumfangs, ausgeweitet auf SAR-Werte, die für die Melatoninhypothese irrelevant sind.

Mit dieser Ausweitung, zusammen mit der sehr aufwändigen Versuchsanordnung lenkte Lerchl erfolgreich davon ab, dass er das System der „retinal-hypothalamic-pineal axis“ unzulässig gekappt hat. Taschenspieler pflegen auch mit umständlichem Brimborium vom Trick bzw. von der Manipulation abzulenken.

In diesem Umfeld verwundert uns auch nicht mehr, dass die Charakteristik der Einflussgrösse nur in Bezug auf die Frequenz von 1'900 MHz deklariert wurde, die Art der Pulsung aber in keiner Weise nicht offen gelegt wurde, und die Intensität der Felder mit einem dubiosen Mass, zu dem es nicht einmal Messinstrumente gibt, nämlich mit dem SAR-Wert, geschätzt wurde.

nobody
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Beitrag von nobody » 12. Januar 2010 07:23

Hallo Charles

Leider muss ich immer wieder feststellen, dass unter Laien, Spezialisten und Experten viele, Missverständnisse herrschen. Es entbehrt manchmal sogar einer gewissen Komik, wenn Menschen sich streiten, obschon sie im Prinzip gleicher Meinung sind. Manchmal ist es aber auch nur noch tragisch. Spätestens dann, wenn der Kommunikationsknoten nicht mehr so leicht zu lösen ist.

MfG
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charles
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Beitrag von charles » 12. Januar 2010 10:31

Hallo Nobody,

worauf wollen Sie hinaus ?
Ich verstehe nicht was Sie schreiben.

Ist mein Posting nicht deutlich?

Ich habe zwar eine von *Norm* abweichende Meinung, basiert auf Messungen, Beobachtungen und praktische Erfahrungen, aber habe genügend Menschenverstand um dies fest zu halten.

Wuff

Warum gab Lerchl keine gültigen Antworten (3)

Beitrag von Wuff » 12. Januar 2010 14:18

Warum gab Lerchl keine gültigen Antworten zur Melatoninhypothese? (3)


Grundsätzlich sagt ein Experiment nur etwas aus zum Prozess, der im Experiment stattfindet, und damit macht Lerchls Experiment zunächst nur gültige Aussagen zu isolierten Hamster-Pinealorganen. Unter den von Lerchl selbst gestalteten Umständen des experimentellen Ablaufs hätte er sich so ausdrücken müssen: „Isolierte Hamster-Pinealorgane reagieren auf EMF so, wie wir mit der Studie beschrieben haben.“

Nun hat Lerchl die Negativ-Resultate seines Experiments aber als Ergebnisse zur Melatoninhypothese verallgemeinert. Lerchls Experiment beruhte auf einer vollkommen lebensfremden Grundannahme, die wohl nur er selbst getroffen hat, nämlich dass EMF ausschliesslich direkt auf das Pinealorgan einwirken und nicht auf die für die Mengensteuerung der Melatoninsynthese im Pinealorgan zuständigen Organe und Teile des Nervensystems. Diese Grundannahme bleibt grundfalsch, auch wenn Lerchl die Isolation der Pinealorgane vom übrigen Organismus damit begründet hat, dass nur auf diese Weise die Melatoninproduktion vom Tagesrhythmus abgekoppelt werden könne.

Vor dem Hintergrund von Lerchls realitätsfernem Modell zur Steuerung der Melatoninproduktion ist seine Verallgemeinerung der Ergebnisse der Studie auf die Melatoninhypothese beim Menschen krass irreführend und fehlgeleitet.

Lerchls Aussagen sind in dem Sinne falsch, als sie den unzutreffenden Eindruck erwecken, es sei überhaupt ernsthaft geforscht worden. Die sinngemässe Wendung „… ein Zusammenhang konnte nicht gefunden werden“ (voller Text: „Die Daten unterstützen nicht die „Melatoninhypothese“, nach der es nach nichtthermischer Exposition zu elektromagnetischen Feldern zu einer verringerten Melatoninproduktion kommen sollte“) suggeriert, dass man überhaupt ernsthaft finden wollte, dass man aber trotz vermeintlich ernsthafter Suche nicht gefunden habe. Dieses wiederum suggeriert dem Publikum, der Presse und der Politik als entscheidende Botschaft, dass das das vermeintlich Gesuchte nicht existiere.

Lerchl hat implizit behauptet, er hätte beim Versuch, die Melatoninhypothese zu prüfen, ernsthaft und umfassend Daten erhoben und verarbeitet. Lerchl spielt hier ganz geschickt mit den Unterschieden zwischen wissenschaftlicher und Alltagssprache, insbesondere damit, wie der Laie wissenschaftliche Aussagen und Sätze interpretiert, zu denen er zwar die Bedeutung der einzelnen Wörter kennt, aber nicht die einschränkende Bedeutung der Redewendungen, die er aus diesem Grund anders versteht als der Verfasser ausgedrückt hat.

Ob Lerchls Schlussfolgerungen zur Melatoninhypothese richtig oder falsch sind, können wir auch aus dem Grund nicht wissen, weil er nicht ernsthaft bzw. an einem untauglichen Modell geforscht hat, und weil zu vermuten ist, dass er nicht der Einzige ist, der im Wissenschaftszweig Bioelectromagnetics so handelt.

Im nächsten Beitrag werden wir sehen, was aus Lerchls Folgerungen gemacht wurde.

Eva Weber
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Beitrag von Eva Weber » 13. Januar 2010 14:12

An Wuff betr. Melatonin-Studie Prof. Lerchl (SSK) für das Deutsche Mobilfunk-Forschungsprogramm

Nun gehöre ich nicht zu denen, die ihre Situation einfach still ertragen und als Gott gegeben hinnehmen. Dabei spielt nicht das "Besonders-Auffallen-Wollen" eine Rolle, auch nicht anderweitig fehlende Interessen, sondern ganz einfach die Tatsache, dass manchen Menschen in ihren eigenen Häusern das Leben buchstäblich genommen wird, wie z.B. mir, durch einen Mobilfunkmast, dessen 200 Grad Antenne exakt auf das Hausdach läuft. Weiterer Aufbau bis ins Uferlose dieser Technick ist beschlossen! Vorgegangen wird ohne Rücksicht auf Verluste! Ich empfinde dies als Verletzung der Grundrechte und Entzug der Menschenwürde. Wer nur noch in der abgeschirmten Küche und hier auch nicht beschwerdefrei, leben kann, dort zwischen Rettungsdecken schläft, dem stellen sich manche Fragen.

Derzeit ist viel von Migräne die Rede und dass Licht Migräne-Schmerzen erhöht. Es wurde festgestellt, dass zwischen Licht empfindlichen Zellen im Auge und Zellen im Gehirn eine bisher unbekannte Verbindung besteht. Selbst blinde Migränepatienten meiden das Licht bei Kopfschmerzattacken. Auch der Rhythmus von Schlafen und Wachsein, der über das veränderte Licht bei Tag und Nacht gesteuert wird, war bei ihnen noch intakt. Nur bei Blinden, denen das gesamte Auge oder der Sehnerv, die Verbindung zum Gehirn, fehlte, verstärkte Licht die Schmerzen nicht. In der Netzhaut entdeckten Forscher Zellen, die Licht mit Hilfe eines bestimmten Eiweißes wahrnehmen können.

Könnte es nun sein, dass die Netzhaut sogar elektromagnetische Strahlung wahrnimmt, ohne dass man diese als Licht erkennt, z.B. auch nachts?

Könnte in diesem Falle und aufgrund der neuesten Erkenntnisse die Melatonin-Studie von Prof. Lerchl noch Bestand haben, die an einer "isolierten" Pinealdrüse eines Hamsters durchgeführt wurde?


Diese Melatonin-Studie und eine Schlafstudie, durchgeführt an jungen, gesunden Probanden, werden nun vorrangig als Beweis angesehen, dass zwischen elektromagnetischen Feldern und Schlafbeschwerden kein Zusammenhang besteht und dienen somit weltweit der Unterdrückung und Psychiatrisierung von Menschen, die unter dieser Technik leiden.

Die Vorgaben des Fact Sheet 296 WHO sind erfüllt!

Eva Weber

Wuff

Der rote Faden

Beitrag von Wuff » 14. Januar 2010 09:58

Nachdem dieser Thread mit der Darstellung einer konkreten öffentlichen Psychiatrisierung begonnen hat, nämlich derjenigen des nunmehr schweigenden Teilnehmers ES im izgmf-Forum durch Professor Dr. A. Lerchl, und während ich hier Lerchls Studie mit den isolierten Hamster-Pinealorganen ausführlich seziere, konnte es leicht geschehen, dass der Zusammenhang zwischen der Studie von Lerchl und der Psychiatrisierung von „Elektrosensiblen“ nicht mehr offensichtlich ist.


Mit der Analyse von Lerchls angeblichem „Beweis“, dass die Melatoninhypothese nicht zutreffe, den er mittels isolierter Hamster-Zirbeldrüsen erbracht haben will, will ich zeigen, dass die Umfeld von Mobilfunk und EMF tätigen „Forscher“ nicht legitimiert sind, die Nichtexistenz des Phänomens der „Elektrosensibilität“ zu behaupten. Diese vom Mobilfunkvertreter und damaligen WHO-EMF-Forschungskoordinator Repacholi orchestrierte "Beweislage" nennen sie dann von der WHO bestätigte "Fakten".

Auf eine solchermassen angebliche Faktenlage und angeblich bewiesene Nichtexistenz von "Elektrosensibilität" stützen sich dieselben Elektroingenieure, Zoologen etc., die sich Biolelectromagnetics Wissenschaftler nennen, bei ihrer Behauptung, „Elektrosensibilität“ könne nur Einbildung, Selbsttäuschung, von Dritten eingeredeter Irrtum, Wahnvorstellung oder ähnliches mehr der Betroffenen sein.

Wuff

Antwort an Eva Weber

Beitrag von Wuff » 14. Januar 2010 11:19

Eva Weber hat geschrieben:An Wuff betr. Melatonin-Studie Prof. Lerchl (SSK) für das Deutsche Mobilfunk-Forschungsprogramm
[...]
Der Mensch ist viel stärker hormongesteuert als viele sich selbst gegenüber zugeben. Beim Schlaf spielt beispielsweise das Hormon Melatonin eine wichtige Rolle, das vom Pinealorgan (gleichbedeutend mit Epiphyse oder Zirbeldrüse) ausgeschüttet wird.
Eva Weber hat geschrieben: Derzeit ist viel von Migräne die Rede und dass Licht Migräne-Schmerzen erhöht.


Ein Verbindung zwischen Migräne und Melatonin wird auch in diesem Artikel hergestellt: http://www.welt.de/wissenschaft/article ... kraft.html


Eva Weber hat geschrieben: Es wurde festgestellt, dass zwischen Licht empfindlichen Zellen im Auge und Zellen im Gehirn eine bisher unbekannte Verbindung besteht. Selbst blinde Migränepatienten meiden das Licht bei Kopfschmerzattacken. Auch der Rhythmus von Schlafen und Wachsein, der über das veränderte Licht bei Tag und Nacht gesteuert wird, war bei ihnen noch intakt. Nur bei Blinden, denen das gesamte Auge oder der Sehnerv, die Verbindung zum Gehirn, fehlte, verstärkte Licht die Schmerzen nicht. In der Netzhaut entdeckten Forscher Zellen, die Licht mit Hilfe eines bestimmten Eiweißes wahrnehmen können.

Bei etlichen „Elektrosensiblen“ scheint EMF-Exposition migräneartige oder Migräne-Symptome auszulösen. Jedenfalls wird die Produktion von Melatonin im Pinealorgan nicht von diesem selbst gesteuert, sondern hauptsächlich durch Licht, welches der Organismus als Signal verarbeitet, und welches am Ende einer ganzen Signalkette die Melatoninsynthese im Pinealorgan anregt.

Eva Weber hat geschrieben: Könnte es nun sein, dass die Netzhaut sogar elektromagnetische Strahlung wahrnimmt, ohne dass man diese als Licht erkennt, z.B. auch nachts?

Wo die Stelle ist (oder wo die Stellen sind), an welchen EMF auf den Menschen am Beginn einer Signalkette einwirken, welche letztlich biologische Effekte (wie die mit EEG nachgewiesenen Änderungen von Hirnströmen) bewirken, ist nicht bekannt und daher Gegenstand vieler Spekulationen. Im Zusammenhang mit der Melatoninhypothese bzw. mit der vermuteten Beeinträchtigung der Melatoninproduktion müssen EMF nicht zwingend direkt auf die Netzhaut einwirken, sondern EMF können im Prinzip auch anderswo die Signalkette zwischen Netzhaut und Pinealorgan stören. Ich weiss auch nicht, ob ein derartiger Vorgang als „Wahrnehmung“ oder als Störung bezeichnet werden sollte.



Eva Weber hat geschrieben:
Könnte in diesem Falle und aufgrund der neuesten Erkenntnisse die Melatonin-Studie von Prof. Lerchl noch Bestand haben, die an einer "isolierten" Pinealdrüse eines Hamsters durchgeführt wurde?

Diese Frage so stellen heisst sie verneinen. Da Lerchl die Pinealdrüsen mit dem Vorwand, sie müssten vom Tagesrhythmus abgekoppelt werden, von der ganzen Steuerung bzw. Signalkette isoliert hat, beweist seine Studie eigentlich gar nichts zur Melatoninhypothese.

Dass Lerchls Studie dennoch als „Beweis“ dafür herangezogen wird, dass die Melatoninhypothese widerlegt worden sei, ist doch verwunderlich. Das belegt, dass die Auftraggeber der Studie entweder nichts wissen oder nichts wissen wollen. Lerchl ist ein ausgewiesener Fachmann und Spezialist zum Thema Melatonin. Warum sich auf eine derart abwegige Beweisführung eingelassen hat, ist sein Geheimnis.

Die Art der "Beweisführung" belegt auch meine These, dass die Frage, ob schwache EMF Befinden oder Gesundheit beeinträchtigen können, durch blinden Glauben an Autoritäten und "Faktenblätter" und nicht durch Wissen entschieden wird.


Eva Weber hat geschrieben:
Diese Melatonin-Studie und eine Schlafstudie, durchgeführt an jungen, gesunden Probanden, werden nun vorrangig als Beweis angesehen, dass zwischen elektromagnetischen Feldern und Schlafbeschwerden kein Zusammenhang besteht und dienen somit weltweit der Unterdrückung und Psychiatrisierung von Menschen, die unter dieser Technik leiden.
Sie beschreiben die dubiose Beweisführung so, wie ich sie auch sehe. Die Steuerungs- und Regelungsmechanismen des menschlichen Organismus sind ausserordentlich komplex. Es gibt Hunderte von Botenstoffen/Hormonen, die sogar an unterschiedlicher Stelle im Organismus ganz Unterschiedliches bewirken können. Schlafstörungen können daher durch verminderte Melatoninausschüttung bedingt sein, sie müssen aber nicht.

_________________________

Aber die Melatoninhypothese spielt nicht nur für vermutete Schlafstörungen bzw. für akute Effekte von EMF eine Rolle. Brisant wird sie, wenn die Rolle von Melatonin als Radikalenfänger mit berücksichtigt wird, weil hier eine Verbindung zu Krebs gegeben ist. Krebs ist aber nicht „mein Hobby“, und darum gehe ich nicht weiter darauf ein.

Ditche
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Registriert: 6. Januar 2010 03:34

Wahrnehmung einer Störung...

Beitrag von Ditche » 15. Januar 2010 02:38

Wuff hat geschrieben:
Eva Weber hat geschrieben:An Wuff betr. Melatonin-Studie Prof. Lerchl (SSK) für das Deutsche Mobilfunk-Forschungsprogramm
[...]


Wo die Stelle ist (oder wo die Stellen sind), an welchen EMF auf den Menschen am Beginn einer Signalkette einwirken, welche letztlich Ich weiss auch nicht, ob ein derartiger Vorgang als „Wahrnehmung“ oder als Störung bezeichnet werden sollte.
Hallo wuff,

ist doch viel einfacher als Sie hier schreiben. Aus meiner Sicht heißt der Satz richtig: Ein derartiger Vorgang ist ein Wahrnehmen einer Störung...

Viel mir spontan ein als ich Ihren Satz laß...

Wuff

Warum gab Lerchl keine gültigen Antworten (4)

Beitrag von Wuff » 15. Januar 2010 19:48

Warum gab Lerchl keine gültigen Antworten zur Melatoninhypothese? (4)

(Zur Melatoninproduktion, zu den Funktionen und zur Bedeutung des Hormons sowie zur Melatoninhypothese hat Lerchl als ausgewiesener Melatoninspezialist übrigens eine interessante und lesenswerte Zusammenfassung in Deutsch geschrieben: http://www.fgf.de/forschungsprojekte/be ... 002_de.pdf . Das ändert aber nichts an unserer Kritik an seiner DMF-Studie mit den isolierten Hamster-Pinealorganen.)

Die Melatoninhypothese, nach welcher schwache EMF die nächtliche Melatoninproduktion beim Menschen drosseln würden, wurzelt ursprünglich nicht in der Diskussion um Mobilfunkfelder. Es wären eigentlich gleichwertig die „dauerfunkenden“ eher schwachen Felder von Basisstationen und die starken Felder von Mobiltelefonen zu untersuchen gewesen. Lerchl hat für sein Experiment eine kontinuierliche Strahlung verwendet, wie sie als technische Strahlung im Freien nie vorkommt, nur im Mikrowellenofen. Er hat daneben auch eine rhythmisch unterbrochene Strahlung verwendet, die derjenigen von Basisstationen entfernt gleicht. Es wurde Dauersendebetrieb einer Basisstationsantenne mit acht Slots simuliert, und von denen die sieben grundsätzlich nutzbaren Slots stetig und gleich stark strahlten. Ein derartiger Sendebetrieb dürfte in der praktischen Realität kaum je überhaupt anzutreffen sein.

Lerchl interpretierte die Ergebnisse seines Experiments mit der Basisstationssimulation aber mit Bezug auf Mobiltelefone. Diese Verallgemeinerung einer atypischen Basisstationsstrahlung auf die gänzlich anderen Mobiltelefonfelder ist unzulässig. Insbesondere treten bei Mobiltelefonen Strahlungsspitzen auf, die mindestens um den Faktor 5 (Crest-Faktor) vom den im Experiment verwendeten kontinuierlichen und beinahe-kontinuierlichen Feldern abweichen.

Der SAR-Wert als thermischer Durchschnittswert ist nur für thermische Wirkungen aus Temperaturerhöhung durch Mikrowellenstrahlung eine brauchbare Schätzmethode. Für athermische Feldwirkungen (von GSM und insbesondere DECT) ist die Verwendung von SAR ein Instrument zur Konsumententäuschung, denn die Kräfte eines Feldes, die auf die Elemente menschlicher Zellen einwirken, werden durch die Feldstärke und zwar nur während der Pulse, ausgedrückt und gemessen. Die Pulse weichen bei Mobiltelefonen um mindestens den Faktor 5 (Crest-Faktor) von der durchschnittlichen Strahlungsintensität ab: Während der Sendepausen, die bei Mobiltelefonen mindestens 7/8 der Zeit und bei DECT-Basen 99/100 der Zeit dauern, wirkt keinerlei Strahlung auf den Organismus ein. Die von Lerchl angewandte kontinuierliche Strahlung war definitionsgemäss völlig flach (Crest-Faktor 1), und die von Lerchl verwendete Basisstationssimulation war im Effekt nahezu flach, also mit Crest-Faktor von circa 1,2.

In Wirklichkeit bewirkt ein Mobiltelefon bei gleichem SAR-Wert, wie er von Lerchl in seinem Experiment verwendet wurde, mindestens fünf Mal stärkere Kräfte auf den menschlichen Kopf ein (Crest-Faktor 5). Eine derart grosse Abweichung der experimentellen Feldstärke von der realen Feldstärke erscheint uns krass unseriös.

Ein weiterer Grund dafür, dass Lerchls Studie keine Antwort zur Melatoninhypothese geben kann, ist Lerchls willkürliche Abgrenzung zwischen thermischen und athermischen Wirkungen. Die Abgrenzung ist aus mehreren Gründen willkürlich:
  • Die leichte Erhöhung der Melatoninproduktion bei 0,8 W/kg SAR nennt er „subthermisch“, also quasi-thermisch. Dieses weil die isolierten Pinealorgane durch die Strahlung um 0,6° C erwärmt wurden, und weil die ICNIRP einst willkürlich eine Erwärmung um 1° C als Grenze zwischen athermisch und thermisch bezeichnet hat.
  • Die signifikante Veränderung der Melatoninproduktion bei 2,7 W/kg nennt Lerchl aus dem gleichen Grund thermisch, denn dabei trat eine Erwärmung um 1,2° C ein.
  • Das Oberthema der DMF-Melatoninstudie hiess athermische „Wirkungsmechanismen“. Bei der Unterscheidung zwischen thermisch und athermisch ging Lerchl wohl von der verbreiteten Annahme, bzw. von dem vor circa fünfundzwanzig Jahren begründeten Dogma aus, dass athermische Effekte nicht existieren können. Wie konnte Lerchl sicher sein, dass die Effekte bei 0,8 W/kg nicht doch athermisch waren, und auch dass die Effekte bei 2,7 W/kg nicht möglicherweise zum Teil athermisch waren? Hat er den Wirkungsmechanismus untersucht, oder nur behauptet? Seine Behauptungen zum rein thermischen Charakter der Effekte gründet er auf ein nicht begründetes und nicht begründbares altes Dogma und auf die Definition eines privaten industrienahen Münchener Vereins mit dem hochtrabenden, sich selbst verliehenen Namen „Internationale Kommission für den Schutz vor nichtionisierender Strahlung“, besser bekannt unter der Abkürzung ICNIRP e.V.

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