Hacker/Pauser/Porsche Studien

Wuff

Hacker/Pauser/Porsche Studien

Beitrag von Wuff » 20. August 2010 11:14

Hacker und Pauser haben im Jahr 2006 eine eine interessante Studie veröffentlicht, http://www.salzburg.gv.at/abschlussberi ... ersion.pdf . Nunmehr haben sie einen Teil davon in einem wissenschaftlichen Journal mit Peer Review (?) publiziert, nämlich in in Biomedical and Environmental Sciences. Eine solche begutachtete Publikation ist, wie wir im "Psychiatrisierungs"-Strang erläutert haben, Voraussetzung für wissenschaftliche Anerkennung. Das konkrete Journal bezeichnet sich selbst als peer reviewed (http://www.besjournal.com/n3236760/n323 ... index.html ), was aber im EMF-Portal (auf das wir gleich zurückkommen) ausdrücklich als nicht zutreffend bezeichnet wird: http://www.emf-portal.de/viewer.php?l=g&aid=18548 .

Der Artikel kann in http://www.sciencedirect.com/science?_o ... dd7aa2ceab für circa USD 30 gekauft werden, auf der verlinkten Seite findet sich ein Abstract (Kürzestfassung) in Englisch.

Diese zweite Publikation erfolgte in einem chinesischen Journal, was Lerchl veranlasste, leisen Spott zu äussern. Die Zeit arbeitet aber für die Wahrheit. (Dass sie auch für China arbeitet, erkannte sein damaliger Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger vor mehr als 40 Jahren glasklar, als er in Unterpfaffenhofen raunte: „Ich sage nur eins: China, China, China“.)

Der ausführliche Bericht in Deutsch findet sich in http://www.salzburg.gv.at/abschlussberi ... ersion.pdf . Dieser enthält viele anregende Befunde, die eine vertiefte Untersuchung wert wären. Im EMF-Portal findet sich eine (wie wir es von dort gewohnt sind) um interessante mögliche Zusammenhänge zwischen EMF und Symptome verkürzte Zusammenfassung, http://www.emf-portal.de/viewer.php?aid=16387 .

Zur englischen Version hat Lerchl ein paar Dinge zu kritisieren ( http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=41811 ):
  • In der ursprünglichen, 85 Seiten umfassenden Studie wurden mindestens 9 Parameter untersucht, während in der auf 9 Seiten zusammengefassten englischen Studie nur über drei berichtet wurde. Da die anderen Parameter „keine statistisch signifikanten Unterschiede als Folge der Exposition zeigten (laut Abschlussbericht)“, sei deren Nichterwähnung grobe Irreführung.
  • Die gefundenen signifikanten Ergebnisse könnten zufällig sein, bemerkte Lerchl richtig: „Wenn man viele Parameter misst […], findet man zufällig immer mal den einen oder anderen "signifikanten" Unterschied.“
Lerchsl Konzept von Biologie könnte man als rein quantitativ bezeichnen. Da wundern wir uns nicht, dass Lerchl mit keinem Wort erwähnt, dass in Hacker/Pauser interessante individuelle Verläufe gefunden haben, die sie mit „Responder“ bezeichnen, siehe Ziffern 8.2.3, 8.4 und 9.4 von http://www.salzburg.gv.at/abschlussberi ... ersion.pdf . Wenn solches existieren könnte, wäre das das simple Weltbild von Lerchl akut einsturzgefährdet, und damit auch die Dogmen und Paradigmen des Wissenschaftszweigs Bioelectromagnetics. – Hacker und Pauser schreiben, dass weiterführende Studien mit modifiziertem Studiendesign erforderlich wären, um wissenschaftlich einwandfreie Aussagen treffen zu können.

Da es nochmals heiss wird, ein kleines Sommerrätsel: Was ist der Unterschied zwischen „Forscher“ und Forscher?
Antwort:
  • Ein „Forscher“ schnallt sich als erstes seine Scheuklappen um, und untersucht dann ein einzelnes Element eines komplexen Systems auf Resistenz gegen einen simulierten Umwelteinfluss, wie das Pinealorgan aus dem Pinealsystem, und schliesst als drittes daraus auf das ganze System.
  • Wenn ein Forscher ein komplexes System wie den Menschen auf Umwelteinflüsse untersucht, dann berücksichtigt er bei der Fragestellung und beim Versuchsdesign, dass die einzelnen Subsysteme (Zentrales Nervensystem, Autonomes Nervensystem, Hormon- und Botenstoffsysteme etc.) miteinander in Beziehung stehen.

mayer

Salzburger GSM-Studie

Beitrag von mayer » 21. August 2010 11:30

Salzburger GSM-Studie
Hier findet man auch noch was
http://www.hese-project.org/de/emf/Stud ... de&target=

Wuff

Wie weiter?

Beitrag von Wuff » 22. August 2010 16:31

Wie weiter?

Unter den zahlreichen Studien, die sich mit biologischen EMF-Wirkungen befassen, fällt bei der Hacker/Pauser/Porsche Studie auf, dass ein Mediziner mitgewirkt hat, nämlich Gernot Pauser ( http://www.bts-consult.de/uka/pauser.htm ), der im Gegensatz zu manchen Forschungsmedizinern auch schon als Arzt gearbeitet hat. Dieses kontrastiert mit allen anderen Studien, die von Zoologen, Strahlenkundlern, Elektrikern etc. geleitet wurden. Selbst die EMF-Forschungskoordination der WHO erfolgte zuvor durch einen Physiker (Repacholi, heute Professor für Elektronik-Ingenieurwesen) und heute durch eine „Elektrikerin“ (van Deventer).

Der berufliche Hintergrund „Elektroingenieur“ wirkt sich negativ auf die Arbeit (und auf die Ergebnisse) aus, wenn die Person mit der Erforschung eines medizinischen Themas betraut wird, wie vorliegend mit Effekten von EMF auf Gesundheit und Befinden von Menschen.

Die Herangehensweise des Elektronikingenieurs, wenn er Gerätestörungen untersucht, ist eine gänzlich andere als die eines Mediziners, wenn er Gesundheitsstörungen untersucht. Der Elektroniker untersucht bei Störungen Bauteil für Bauteil, wie Transistoren etc., oft nach einer vorgegebenen Checklist. Nach der Untersuchung der einzelnen Elemente wird der Fehler mit Sicherheit gefunden.

Bei Störungen von Gesundheit und Befinden des Menschen untersucht der Mediziner nicht bloss die Elemente des Patienten, sondern im Prinzip das System „Mensch“ als Ganzes. Der Mensch ist kein elektrisches Gerät, er ist nicht einmal mit einem Computer vergleichbar. Die Menschen sind anders als Geräte nicht baugleich konstruiert, sondern Individuen, geprägt von unterschiedlichen Genen und Lebensgeschichten, mit deren Kombination sich die Epigenetik befasst (siehe auch Titelgeschichte des SPIEGEL 32/2010); der Mensch hat im Gegensatz zur elektronischen Gerät sozusagen einen veränderlichen Bauplan. Der Mensch hat zudem mehrere Steuerungs- und Regelsysteme nebeneinander, von denen die wichtigsten das Zentralnervensystem, das autonome Nervensystem und eine ganze Reihe von endokrinen (Hormon-) Systemen sind, wobei alle Teilsysteme miteinander verbunden sind. Der Mensch ist derart komplex, dass auch der Versuch der Universität Lausanne, Hirnareale virtuell nachzubilden, noch nicht weit gekommen ist.

Wo in Technik und Biologie das Individuum wenig zählt, verhält es sich in der Medizin anders.

Wenn wie im Wissenschaftszweig Bioelectromagnetics Elektriker die Macht über medizinische Forschung übernommen haben, dann wir der Mensch als Maschine betrachtet, die aus unabhängig voneinander bestehenden Elementen besteht. Es werden dann diese Elemente Experimenten unterzogen, nicht ein Mensch untersucht. Die Elektriker wären auch nicht kompetent dafür, und wohl hauptsächlich aus diesem Grund wird in der Bioelectromagnetics Forschung die erste Phase, die Beobachtung, überhaupt unterlassen, viewtopic.php?p=46729#46729 .

Der langen Schreibe kurzer Sinn: Hacker/Pauser haben zwar nicht viel Signifikantes gefunden, aber einige Individuen, die zwar schwach, aber konsistent auf EMF zu reagieren scheinen, und die von Hacker/Pauser als „responder“ bezeichnet wurden. Kann und darf es sein, dass einige Menschen anders auf EMF reagieren als die Mehrheit? Anscheinend kann es sein, es darf aber nicht. Jedenfalls wird entsprechende Forschung weder gefordert (erscheint nicht in der Forschungsplanung) noch gefördert (Hacker/Pauser wurden von einem Privatmann finanziert). Wenn Experimente mit ein paar Mäusen mit EUR 600‘000 zu Buche schlagen, dann kann jedermann ermessen, dass für medizinische Forschung einem Privaten die Mittel bald einmal ausgehen.

In Bioelectromagnetics geht alles weiter wie bisher, eine „Elektrikerin“ koordiniert die weltweite Forschung eines medizinischen Wissenschaftsbereichs, spatenpauli bejubelt das x-te Mikrowellen-Wahrnehmungs experiment, das auf dem modernen Aberglauben beruht, EMF-Geschädigte müssten Mikrowellen wahrnehmen können, und solcher Unsinn/Nonsens/Bullshit wird weiterhin in den wissenschaftlichen Zeitschriften mit dem vermeintlich zuverlässigen Qualitätssiegel „Peer reviewed“ erscheinen.

Eine Änderung wird es erst dann geben, wenn EMF-Geschädigte systematisch und gründlich medizinisch untersucht werden, mit Kasuistiken, die auch wissenschaftlich verwendbar sind, - das heisst, wenn der erste Schritt aller naturwissenschaftlichen Forschung in Bioelectromagnetics nachgeholt wird, nämlich die genaue und unvoreingenommene Beobachtung.

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