Wurde durch Messen entblindet? (2)
Im letzten Beitrag haben wir gefragt: „Wurde durch Messen entblindet?“, wobei Messen der Strahlung gemeint war.
Nun sehen wir uns in
http://www.emf-forschungsprogramm.de/fo ... 0_AB_b.pdf auf Seite 21 die
Abbildung 12 an, welche die Änderung des Gewichts der AKR/J-Mäuse in Prozenten des Anfangsgewichts zeigt, in blau die befeldeten Mäuse und in rot die nicht befeldete Kontrollgruppe. Darunter steht: „Der Unterschied ist hochsignifikant“. Der Unterschied ist nicht nur hochsignifikant, er ist hoch auffällig. Die Irrtumswahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit der Gewichtszunahme unter Dauerexposition zu EMF war nur 1 Promille (p>0,001), was bedeutet, dass es zwar nicht unmöglich aber sehr unwahrscheinlich ist, dass der Unterschied auf das Wirken und Walten des Zufalls zurückzuführen ist. Es ist auch eher wenig wahrscheinlich, dass ein derart signifikanter Zusammenhang zwischen Befeldung und Gewicht eine Neuentdeckung der Studie war, und dass ein solcher auch bei Vorversuchen mit weit geringerer Zahl an tierischen „Teilnehmern“ nicht aufgefallen war.
Bei derartigen Unterschieden in der Gewichtszunahme, die bereits nach circa zwölf Wochen eindeutig waren, braucht es zur Entblindung
keine elektronische Messgeräte mehr, auch nicht einmal eine HF-Diode und auch kein Voltmeter (
http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=46867 ), es reicht ein Blick auf die
Protokolle der Gewichtsmessung. Die Grafik zeigt zwar nur die Gewichtszunahme. Die absoluten Zahlen zur wöchentlichen Wiegung der je 160 Mäuse wurden wohl in der einen oder anderen Form tabellarisch erfasst. Das durchschnittliche Startgewicht in Woche 0 der Erfassung war bei beiden Gruppen nahezu gleich. Aus dem Ausmass der Unterschiede der Gewichtszunahmen (am Ende Gewichtsabnahmen) kann ohne weiteres zurückgeschlossen werden, dass die tabellarisch erfassten
absoluten Gewichte sich auch eindeutig unterschieden haben und klar zu erkennen waren.
In
http://www.bmu.de/files/english/pdf/app ... kt3_en.pdf steht zwar auf Seite 6 unten, die Befeldung hätte keinen Einfluss auf das absolute Gewicht gehabt, aber signifikant auf die relative Gewichtsänderung. In
http://www.emf-forschungsprogramm.de/fo ... 0_AB_b.pdf auf Seite 20 unten wird ausgeführt „Auf Grund der höheren Streuung konnte dieser Befund für die absoluten Körpergewichte nicht erhalten werden“. Das entzieht sich dem unmittelbaren Nachvollzug, nicht nur, aber auch weil kein Mass für die Streuung angeführt wird.
In
http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/ ... _rs684.pdf auf Seite 14 unten wird das durchschnittliche Gewicht der Mäuse aufgeführt:
Exponierte 40,4 g, nicht Exponierte 38,9 g, was einer Differenz von 4 Prozent entspricht.
Die Streuung (Mass für Streuung: Standardabweichung), die wie erwähnt relativ hoch sein soll, ist nicht aufgeführt, nur der Standardfehler (SEM Standard Error of the Mean), welcher die Genauigkeit des Mittelwerts abbildet.
Wenn das mit den Versuchstieren hantierende Personal wusste, vermutete oder auch nur ahnte, dass eine Bestrahlung der Versuchstiere mit schwachen Mikrowellen in den verwendeten, sehr speziell konstruierten Käfigen eine Gewichtszunahme bewirkt, dann konnten die Gewichtsunterschiede als Schlüssel für die Entblindung dienen. Eine Messung der Strahlung wäre als gar nicht mehr nötig gewesen, um festzustellen, in welchem der beiden Wellenleiter die Antenne sendete und in welchem nicht.
Wenn mit der Betreuung der Versuchstiere immer die gleiche Person betraut war ( Seite 8 unten von
http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/ ... _rs684.pdf ), dann ist davon auszugehen, dass diese sich rein professionell für das Gewicht der Tiere interessierte, denn das Gewicht und seine Veränderung sind die wichtigsten Indikatoren für das Wohlergehen der Tiere und damit für den Erfolg der Betreuung. Dafür braucht es nicht extra ein Computerprogramm, das auch Standardabweichungen und Standardfehler auswirft, dafür reicht die Betrachtung der geschriebenen Messreihen mit aufmerksamem Auge.
Wie Prof. Adlkofer in seiner sehr lesenswerten Kritik
http://www.stiftung-pandora.eu/download ... chl_de.pdf sinngemäss schreibt, muss nicht einmal eine bewusste Manipulation vorliegen, auch eine unbewusstes Ausschöpfen des Ermessens in eine Richtung, von der man weiss, dass sie eigentlich erwünscht ist, ist nicht nur möglich sondern sogar wahrscheinlich.
-----------------------
Die Forenteilnehmerin „Doris“, die auf das Thema EMF-Verträglichkeit für den Menschen stiess, weil sie in Jahren, als ISDN eingeführt wurde, selbst einmal eher kurzzeitig von ISDN beeinträchtigt wurde, und die sich, seit sie – zu ihrem grossen Glück – nicht mehr darunter leidet, den Verhöhnern der "Elektrosensiblen" im izg(?)mf angeschlossen hat, hat jüngst meine Ausführungen hier
http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=47407 kritisiert:
„Statt in ellenlangen Strängen Studien auseinanderzunehmen, ob […] Lerchl nun vielleicht auch die Verblindung geknackt haben könnte, nachdem dies zur Diskussion bei der REFLEX-Studie stand […] wäre es m.E. wichtiger gewesen, die Kritikerszene hätte […] die Fülle des zur Verfügung stehenden offiziellen Materials für den Laien verständlich übersetzt angeboten […].“
Die Studien des Deutschen Mobilfunk-Forschungsprogramms DMF
sind offizielles Material. Ich versuche, diese Studien vom wissenschaftlichen Schleier zu enthüllen, und zu zeigen, dass ihnen entgegen den Behauptungen der Verfasser und dem, was die Medienleute und Politiker verbreiten, keinerlei Beweiskraft zu Fragen der EMF-Verträglichkeit für den Menschen zukommt. Ich nehme sehr wohl eine
Übersetzung vor, nämlich vom Professoren-Speak in die dem Laien verständliche deutsche Alltagssprache.
Werden die Studien von der sie verhüllenden Fachsprache entkleidet, werden die falschen Annahmen und Folgerungen weg seziert, dann steht der sprichwörtliche Kaiser nicht bloss nackt da, sondern sein fehlkonstruiertes Gerippe fällt auch noch in sich selbst zusammen.
Solche radikale Studienkritik ist destruktiv. Aber das Lügen- und Leugnungsgebäude des gemäss "Doris"
"offiziellen Materials" ist keiner Erhaltung würdig, sondern eine Schande für die an Bioelectromagnetics beteiligten Wissenschaften Physik, Biologie, Psychologie und Statistik. (Die Mediziner wurden sozusagen zu deren eigenem Glück von Bioelectromagnetics weitest gehend ferngehalten.)
Vielleicht blüht schon bald neues, erfreulicheres Leben aus den Ruinen, und vielleicht legen die Mediziner den neuen Grundstein ...