Zwischen Monte Verità und Monte Silenzio

Masson
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Zwischen Monte Verità und Monte Silenzio

Beitrag von Masson » 11. Dezember 2012 13:45

Auf den Gipfeln des Monte Verità und des Monte Silenzio herrscht dünne Luft, die Wissenschaftler sind dort zuhause. Dazwischen allerdings, im Tal unten, fliesst breit der Rio Commercio. Dort kümmert man sich weniger, was in den Gipfeln oben diskutiert wird, und die Wissenschaftler können umgekehrt die Ströme des Geldes nicht umlenken. Immerhin gibt es Wissenschaftler, denen der Spagat zwischen der kühlen Wissensluft in den Bergen und den heissen Vorteilen im Tal unten einigermassen gelingt. Es folgen Eindrücke und Zusammenfassungen zu zwei Publikationen über Kurzwellen-Bestrahlung von Krebspatienten, die auf dem Monte Verità auch diskutiert wurden.


Erste Publikation: Speziell für Krebspatienten geeignete Modulationsfrequenzen gefunden.

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2672058/

Alexandre Barbault, Frederico P. Costa, ….., Niels Kuster, Boris Pasche bestrahlen Patienten mit fortgeschrittenem Krebs durch AM-modulierte Strahlung von 27.12 MHz. Die Wahl dieser Frequenz wird nicht begründet (heute kaum mehr gebrauchte Frequenzen von CB-Funk, Jedermanns-Funk, Lastwagen-Funk). Die Bestrahlung erfolgt im Mundraum mit einer Löffel-förmigen Antenne. Die Strahlung wird AM-moduliert, und es werden „tumor-spezifische“ Modulationsfrequenzen gesucht und gefunden. Es wird nicht klar angegeben, worin sich „tumor-spezifische“ Frequenzen von anderen unterscheiden. Der Patient liegt auf dem Rücken, die Antenne im Mund, und es wird mittels „noninvasive biofeedback“ durch Hautwiderstand, durch Anstieg der „pulse amplitude“ (??) „über einen oder mehrere Herzschläge“ und mit dem Blutdruck ermittelt, wie sich die einzelnen Modulationsfrequenzen auf den Patienten auswirken. Bei 163 Patienten mit verschiedenen Krebsformen werden in der Schweiz und in Brasilien 1524 (!) verschiedene Modulationsfrequenzen von 0.1 Hz bis 114 kHz gefunden, die „tumor-spezifisch“ sein sollen. 15 unterschiedliche Krebsarten werden berücksichtigt, am meisten Patienten mit Leberkrebs (46) und Brustkrebs (32). Gelegentlich „wirken“ einzelne Frequenzen bei mehreren Krebsformen. Man erhofft sich eine Tumor-spezifische Therapie durch diese speziellen Modulations-Frequenzen. Bei 28 Patienten mit beschränkten palliativen Möglichkeiten wurden bereits Therapien durchgeführt, z.T. über Jahre, z.T. zusammen mit Chemotherapie. Die gefundenen Frequenzen werden unsinnig genau angegeben, so sollen z.B. die Frequenzen 1873.477 Hz, 2221.323 Hz, 6350.333 Hz and 10456.383 Hz bei Leber-, Brust-, Pankreas- und auch Prostata-Krebs wirken. Es wird nicht angegeben, was der Unterschied ist zwischen einer wirkenden Frequenz und einer Frequenz leicht daneben. Die Publikation gleicht einer Nebelwanderung, denn die Angabe der Effekte und der Unsicherheiten wäre wissenschaftlich unabdingbar. Publikation: J Exp Clin Cancer Res. 2009; 28(1): 51. Am Schluss der Publikation ist die Rede von Patenten – die Sache wird kommerziell ausgenützt. Wer Krebs hat, zahlt gerne auch eine dubiose Therapie. Die kommerzielle Firma von A. Barbault und B. Pasche wird in der Publikation namentlich genannt. Wichtiger Satz: “All co-authors read and approved the final manuscript”.


Für das erfolgreiche Verkaufsgespräch eignet sich auch die zweite Publikation gut: Wie reagieren einzelne Krebszellen auf die Bestrahlung mit AM-modulierter Kurzwelle ?

http://www.itis.ethz.ch/news-events/new ... equencies/

(hier publiziert ohne die Liste mit den gefundene Frequenzen. Eine Google-Suchen nach “cancer cell proliferation modulation frequencies full paper zimmermann kuster“ gibt mehrere Treffer, wo die Frequenzen aufgelistet sind).


Cancer cell proliferation is inhibited by specific modulation frequencies
JW Zimmerman, …..N Kuster, …., A Barbault und B Pasche bestrahlen in vitro Krebszellen, hauptsächlich Leber- und Brustkrebszellen, ebenfalls mit 27.12 MHz. Als AM-Modulationen werden die zuvor an den Patienten gefundenen “tumorspezifischen” Frequenzen gewählt. Das Wachstum von Krebszellen wird durch die modulierte CB-Funkfrequenz geschwächt, aber nicht-entartete Zellen werden nicht beeinflusst (wie gewünscht). Ein grosser Labor-Aufwand wird getrieben mit Einbau von Tritium-markiertem DNA-Baustein, allerlei Umformungen RNA/DNA, Genstücklein-Vermehrung mittels PCR, Laser-scanning-Mikroskopie, Immuno-Fluoreszenz-Mikroskopie, statistische Analysen. Bestrahlt werden die Zellen in zwei unterschiedlichen Anordnungen (TEM-Zelle und Plattenkondensator), Bestrahlung sieben Tage lang (1 oder 3 oder 6 Stunden Feld pro Tag). Bei allen SAR-Werten von 0.03 bis 1 W/kg wurden sigifikante Wachstums-hemmende Effekte gefunden, anschliessend wurde nur noch mit 0.4 W/kg gearbeitet in der TEM-Zelle. Wie die SAR-Werte auf Einzelzell-Niveaus bestimmt werden, ist mir nicht klar (die Leitfähigkeiten gehen ein, und bei der Leitfähigkeit von Strukturen innerhalb der Zelle wird es abenteuerlich). Die Zellen werden mit den zuvor gefundenen “tumorspezifischen” Modulationsfrequenzen bestrahlt (mit allen ? einigen ? einzelnen ?), andererseits werden zum Vergleich Zufalls-Modulationsfrequenzen im Bereich 100 Hz bis 21 kHz gewählt, die nicht besonders “tumorspezifisch” sein sollen, oder es wird gar nicht bestrahlt. Das Bestrahlungs-Konzept auf technischer Ebene und die Errechnung der SAR-Werte erfolgten durch IT’IS, Zürich. Eine Temperaturerhöhung durch die Bestrahlung wurde nicht gefunden, <0.04°C (der konstante Luftzug in den Bestrahlungszellen verhindert ev. genau das??). Es wird betont, die Bestrahlung sei sehr schwach, offenbar ist das wichtig. Zum Vergleich: Telefon mit dem Signet “Blauer Engel” am Ohr hat SAR <0.6 W/kg, allerdings bei viel höheren Frequenzen.

Ergebnisse dieser Studie (Auswahl): Man findet, was gewünscht wird. Leberkrebszellen werden im Wachstum durch “Leberkrebsfrequenzen” behindert, aber nicht durch “Brustkrebsfrequenzen”. Brustkrebszellen werden durch “Leberfrequenzen” kaum oder nicht behindert, gesunde Brustzellen werden durch “Brustfrequenzen” nicht behindert. Bei welchen der 194 “Brustfrequenzen” oder 194 verschiedenen “Leberfrequenzen” oder 237 “Zufallsfrequenzen” genau bestrahlt wurde, wird nicht angegeben. Zwei Einzel-Gene werden besonders verfolgt, die etwas mit dem Krebsgeschehen zu tun haben. Wird eine Woche lang täglich drei Stunden mit 0.4 W/kg “Leberfrequenz” bestrahlt, so sind bei 60% (!) der Leberkrebs-Zellen die Spindeln bei der Zellteilung beschädigt (schöne Bilder!), bei unbestrahlten Leberkrebszellen sieht man offenbar keine Beschädigung. Wenn das stimmt, muss man sehr genau hinschauen, was das bedeutet für die biologische Relevanz von Hochfrequenz!!
Publiziert: British Journal of Cancer, Volume 106, Issue 2, pp. 307–313, January 17, 2012


Persönlicher Eindruck:

Nach einer Krebsdiagnose kommt Verzweiflung auf, es geht um Leben und Tod. Die Türen dessen, was im Hinblick auf mögliche Rettung versucht wird, dürfen weit offen stehen. Auch phantastische Ideen sollen Platz haben. Dass alles gleich vermarktet wird, ist der Lauf der Welt. Von Fragen der amtlichen Zulassung verstehe ich nichts.

Es bleiben sehr zentrale Punkte in diesen Publikationen offen. Wie die “Leberfrequenzen” oder “Brustfrequenzen” bei Messungen am Patienten gefunden werden, was sie bewirken und in wie breiten Frequenzbereichen, wie ausgeprägt diese Wirkungen auf Hautwiderstand, Puls und Blutdruck sind, das sucht man alles vergebens. Ziel ist es, die Technik bei Krebspatienten kommerziell anzuwenden. Die Geräte dazu werden auf der Website der Firma bereits abgebildet.

Verblüffend: Dort, wo es gewünscht wird (kommerzielle Aussichten bei Krebspatienten) sind die erhofften biologischen Effekte auf der Ebene von Zellen, Genen und Zellteilung rasch bewiesen – aber wenn das Gegenteil erwünscht wird (kommerzielle Aussichten beim Mobilfunk), dann sind partout keine biologischen Effekte mehr zu finden! IT’IS hat die Finger in beiden Kommerz-Polen drin. Man reibt sich die Augen: Niels Kuster von IT’IS beweist gleich selber, was er immer bestreitet: modulierte Hochfrequenz hat klare biologische Auswirkungen, schon im athermischen Bereich. Zwar liegen die Trägerwellen in den beiden Kommerzbereichen auf ganz anderen Frequenzen, aber die Modulationsfrequenzen, auf die es punkto Wirkung ankommen soll, sind durchaus vergleichbar.

A. Masson

Brumm
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Beitrag von Brumm » 12. Dezember 2012 16:18

Endlich ein Hinweis in die richtige Richtung!

Es ist egal, mit welcher Trägerfrequenz gearbeitet wird,
ob 27 Mhz, oder 2,4 Ghz, ausschlaggebend ist die Modulation,
hier die Amplitudenmodulation, bei WLAN die Pulsfolge, die mit
etwas Fantasie sehr nahe an die Amplitudenmodulation herankommt, da
beim ständigen Pulsen die Sendeleistung von 0% auf 100% variiert.

Also doch ein biologischer Effekt!

Das mit der Heilung von Krebs klingt unglaublich.
Kann aber indirekt dem Immunsystem helfen, sich zu wehren.
Und es wäre nicht der erste Fall, bei dem ein gestärktes Immunsystem
selbst den Krebs im Anfangsstadium in Schach hält.

Für mich ein Hinweis und ein Strohhalm, an dem man sich klammern kann.

Brumm
ES bei 2,4 Ghz gepulst
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Gigabit LAN ohne Flußkontrolle (RTS/CTS)
Intel i7 bei eingeschaltetem TurboBoost

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