Neue ARTE-Doku: "Handy- Strahlendes Risiko?"

schilte6i

Neue ARTE-Doku: "Handy- Strahlendes Risiko?"

Beitrag von schilte6i » 11. April 2015 23:08

http://www.arte.tv/guide/de/055920-000/ ... autoplay=1

Ein paar Zitate und Anmerkungen:

Interessante Dokumentation, wenn auch mit gewisser Schlagseite für ICNIRP und die Industrie. Immerhin kommen u.a. Lennart Hardell, Olle Johansson, Dominique Belpomme, ein Baubiologe und zwei Betroffene zu Wort. Da es sich um eine Produktion von Spiegel-TV/ZDF handelt, haben französische Zuschauer vermutlich erstmals das Vergnügen, Prof. Dr. Alexander Lerchls schlauspielerisches Talent zu würdigen. Im Lichte des jüngsten Gerichtsurteils gegen ihn wirkt das folgende Zitat erst richtig lustig:

00:12:40
A. Lerchl: „Der Streit zwischen den Wissenschaftlern ist eigentlich ein Glaubensstreit. Viele meinen, dass es keine Effekte gibt von elektromagnetischen Feldern, einige glauben, dass es solche Effekte gibt und tun alles, um das zu beweisen. Und das geht zum Teil auch sehr in die Emotionen, dass dann, ja, die Brocken fliegen sozusagen, also dass Wissenschaftler sich als Lügner bezeichnen und andere als, was weiss ich, dumm – also da fliegen die Brocken schon ganz schön tief.“

Sprecher: "Lerchl hält sogenannte epidemiologische Studien für extrem fehleranfällig, da sie lediglich auf Befragungen beruhen. Mehrere Publikationen seiner Forscherkollegen mussten korrigiert oder zurückgezogen werden, weil Lerchl ihnen Ungenauigkeit nachweisen konnte..."


Lerchl darf auch mal wieder EHS öffentlich verunglimpfen:
00:46:20
„Sie haben ein solches Krankheitsbild, das ist auch klar, und sie leiden darunter. Nur, die Therapie kann nicht darin bestehen, sie von elektromagnetischen Feldern abzuschirmen, sondern die Therapie muss ursächlich erfolgen, d.h. dass diese Patienten einer Therapie zugeführt werden, die sie von diesen Aengsten befreit. Das scheint im Moment der Stand der Wissenschaft zu sein."

("scheint im Moment": aus so einer Behauptung kann man sich auch jederzeit wieder herauswinden...)

Olle Johannsson kontert:
„Wer bestimmt, dass man nun in gewisser Weise behindert ist, ist die Person selbst. I c h bestimme, ob ich überempfindlich bin oder nicht. Und das unterstreicht die UNO stets: dass Behinderungen immer individuell und persönlich sind. Das kann niemand anderes bestimmen, sondern muss von der Person selbst ausgehen.“

Eva Weber
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Re: Neue ARTE-Doku: "Handy- Strahlendes Risiko?"

Beitrag von Eva Weber » 14. April 2015 20:36

schilte6i hat geschrieben: Lerchl darf auch mal wieder EHS öffentlich verunglimpfen:
00:46:20
„Sie haben ein solches Krankheitsbild, das ist auch klar, und sie leiden darunter. Nur, die Therapie kann nicht darin bestehen, sie von elektromagnetischen Feldern abzuschirmen, sondern die Therapie muss ursächlich erfolgen, d.h. dass diese Patienten einer Therapie zugeführt werden, die sie von diesen Aengsten befreit. Das scheint im Moment der Stand der Wissenschaft zu sein."

("scheint im Moment": aus so einer Behauptung kann man sich auch jederzeit wieder herauswinden...)
Ich würde mir an Stelle von Prof. Lerchl sowie anderer maßgeblicher Strahlenschützer und für Mobilfunk tätiger Umweltmediziner, deren Allwissenheit anscheinend nur dem "Momentstand" der Wissenschaft entspricht, einmal Gedanken darüber machen, warum Menschen, die z.B. 33 Jahre in den Area Control Centern der Flugsicherung gearbeitet haben oder 4000 Flugstunden in einem Kampfjet verbrachten, plötzlich Angst vor Funk und Antennen haben sollten? Das wäre doch einmal des Nachdenkens wert oder ist es nützlicher dies wegzuschieben? Oder ist der derzeitige Wissensstand, dass man diese Berufe bis vor ein paar Jahren mit Hellsehen und Bambustrommel bewerkstelligte!

Lächerlicher können sich diese Leute m.E. gar nicht mehr machen. Ich frage mich, aufgrund zunehmender Erfahrung, wer da eigentlich "fixiert" ist? Mir scheint diese sind, oder besser, haben fixiert zu sein auf "das gibt es eigentlich nicht - natürlich nur bis heute!"

Eva Weber

Roland

Re: Neue ARTE-Doku: "Handy- Strahlendes Risiko?"

Beitrag von Roland » 17. April 2015 23:44

"Es gibt sehr wenige Wissenschaftler die unabhängig bleiben" ein schönes Zitat, das ich gerne erweitern möchte: "Es gibt sehr wenige Journalisten, die unabhängig und investigativ recherchieren".

Nanje de Jong-Teuscher und Claus U. Eckert, ich glaube nicht, dass sich Ihre Dokumentation für die Nominierung zum Maria-Roselli-Preis empfiehlt.

Ich erwarte von einem gutem Journalisten, dass er nicht nur Protagonisten sprechen lässt, sondern, dass er auch hinterfragt und recherchiert.

Da wird einem Professor Lerchl erlaubt, als "glaubwürdiger Professor" die Unbedenklichkeit von Mikrowellenstrahlung zu propagieren.

Es wird nicht erwähnt, dass der Professor Lerchl am 27.August 2010 von der WHO aufgrund seiner Befangenheit –sprich Industrienähe und Lobbytätigkeit- ausgeladen wurde.

Zitat WHO: "Listed under item 1b, we noticed in your Declaration of Interest (DoI) your activities as a consultant for the German Informationszentrum Mobilfunk (IZMF). We have become aware of the fact that this organization has been set-up and is maintained by the mobile-phone networks in Germany to defend the joint interests of the German mobile-phone industry."

Es wird nicht erwähnt, dass Professor Lerchl vom Landgericht Hamburg wegen Ehrabschneidung verurteilt wurde und ihm die Wiederholung der Fälschungsvorwürfe gegenüber der REFLEX-Studie, (die zu dem Ergebnis kam, dass GSM- und UMTS-Strahlung zu Krebs führen kann) verboten wurde.(Urteil nochnicht rechtskräftig)

Zitat Landgericht Hamburg: "Bewusst unwahre Tatsachenbehauptungen und solche, deren Unwahrheit bereits im Zeitpunkt der Äußerung feststeht, müssen nicht hingenommen werden… Die Wiederholungsgefahr ist aufgrund der rechtswidrigen Veröffentlichung indiziert, da zu vermuten ist, dass ein rechtswidriger Eingriff wiederholt wird"

Apropos Wiederholungsgefahr:

Nanje de Jong-Teuscher und Claus U. Eckert, in Ihrer Dokumentation erlauben Sie dem der Mobilfunkindustrie nahestehendem Professor ungestraft zu behaupten: „die Therapie kann nicht bestehen, sie von den elektromagnetischen Feldern abzuschirmen, sie muss ursächlich erfolgen, dass heißt sie von den Ängsten zu befreien, das scheint momentan der Stand der Wissenschaft zu sein“

Starker Tobak.

Ein Arzt, der einem Asthmapatienten das empfehlen würde, würde wegen Kunstfehler wohl verklagt. Aber Elektrosensible darf man ungestraft als Psychos hinstellen,die Leserbriefe zu dieser Sendung hauen in dieselbe Kerbe, Empathie ist nicht zeitgemäß.

Von Ängsten als Ursache spricht ein Lerchl, dem in seiner letzten Studie wohl ein Fehler unterlaufen ist, als er zu dem Ergebnis kam, dass Mäuse, die ihr Leben lang elektromagnetischen Feldern ausgesetzt worden waren, wesentlich mehr Tumoren entwickelten als die Tiere in den Vergleichsgruppen. Aber Lerchl wäre nicht Lerchl , wenn er sein ungewolltes Ergebnis nicht sofort in Frage stellt; „Für die Annahme, dass sie Krebs verursachen können, gibt es hingegen bislang keine Hinweise“ (<-- Quod erat demonstrandum)

Geld regiert die Welt, Mobilfunk ist ein Milliardengeschäft.

Erleben, was verbindet: Kommerz und Profitgier.

conviva

Re: Neue ARTE-Doku: "Handy- Strahlendes Risiko?"

Beitrag von conviva » 18. April 2015 13:32

Die im Statement von Prof. A. Lerchl enthaltene Selbsteinschätzung bezüglich der wissenschaftlichen Fundierung seiner Position lautet:
"Der Streit zwischen den Wissenschaftlern ist eigentlich ein Glaubensstreit"
http://www.arte.tv/guide/de/055920-000/ ... autoplay=1
im Video Min. 12:47
im aktuellen Ankündigungsvideo zur Wiederholungssendung am 23.04.2015 Min. 00:30

schilte6i

Re: Neue ARTE-Doku: "Handy- Strahlendes Risiko?"

Beitrag von schilte6i » 19. April 2015 01:34

Das vollständige Video gibt's mittlerweile auf youtube:

https://www.youtube.com/watch?v=uL89j3YesKg

Eva Weber
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Re: Neue ARTE-Doku: "Handy- Strahlendes Risiko?"

Beitrag von Eva Weber » 19. April 2015 10:30

Lobbyisten am Werk

https://www.abgeordnetenwatch.de/blog/2 ... mverfahren

Auf einen Abgeordneten treffen in etwa drei Lobbyisten. Namen werden nicht offen gelegt.
conciva hat geschrieben:Von Ängsten als Ursache spricht ein Lerchl, dem in seiner letzten Studie wohl ein Fehler unterlaufen ist, als er zu dem Ergebnis kam, dass Mäuse, die ihr Leben lang elektromagnetischen Feldern ausgesetzt worden waren, wesentlich mehr Tumoren entwickelten als die Tiere in den Vergleichsgruppen. Aber Lerchl wäre nicht Lerchl , wenn er sein ungewolltes Ergebnis nicht sofort in Frage stellt; „Für die Annahme, dass sie Krebs verursachen können, gibt es hingegen bislang keine Hinweise“ (<-- Quod erat demonstrandum)

Geld regiert die Welt, Mobilfunk ist ein Milliardengeschäft.
und wodurch auch noch Umsätze der Pharmaindustrie in die Höhe getrieben werden.

Wenn Prof. Lerchl sich, nach Entscheidung überwältigender Mehrheit für Einstufung nicht ionisierender Strahlung in 2b "möglicherweise krebserregend", umgehend dazu aufgerufen fühlt, dagegen anzuschreiben und gar der IARC vorhält, sie würde ihrem Ruf schaden, so finde ich das für einen, selbst auf Anfrage zur Abstimmung nicht Eingeladenen, äußerst mutig. Welche Zwänge stehen da wohl dahinter?

Leider ist seine "Klarstellung" mit dem Titel "Mobilfunk: Was bedeutet 'möglicherweise krebserregend'?' ", neuerdings im Netz nicht mehr verfügbar. Schier unfassbar ist, dass hier die Umweltmediziner Prof. Caroline Herr, Bayer. Landesamt für Gesundheit... und Prof. Thomas Eikmann, Uni Gießen, mitzeichnen. Umweltmediziner, die in der Fortbildung niedergelassener Ärzte bzgl. Mobilfunk tätig sind. Ärzte, die einem Eid verpflichtet sind, mögliche Schäden von den Menschen abzuwenden.

Es geht nicht um etwaige Vorsicht oder gar bewussterem Umgang mit einer Technik, von der man stets sagt, man wisse nur bis heute, nein, es geht einzig und alleine darum, diese unbedenklich zu nutzen und dem Geschäft nicht zu schaden. Diese Handlungsweise von Ärzten ist mMn mehr als verwerflich. Das Bundesamt für Strahlenschutz schweigt dazu pflichtbewusst, und die Große Koalition beschließt KITA-Kindern schon Smartphones und Tablets zu geben. Vorgeschobener Grund: Den Kleinsten Medienkompetenz beizubringen. Das ist nicht nur gewissenlos sondern obendrein auch noch lächerlich.

Aufgrund von vielfach schon vorhandenem Suchtverhalten der Bevölkerung, insbesondere der Jugend, besteht für diese Industrie m.E. keine Gefahr, dass sich in absehbarer Zeit irgendetwas ändert. Das Befürworter-Szenario ist fest gefügt, der Kreis undurchdringlich geschlossen. MMn können noch so viele Studien mit noch so alarmierenden Ergebnissen kommen, die nächsten Jahre wird sich außer stets erhöhender Befeldung von Mensch und Umwelt nichts ändern.

Eva Weber

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Re: Neue ARTE-Doku: "Handy- Strahlendes Risiko?"

Beitrag von Eva Weber » 19. April 2015 21:38

Und prompt meldet sich Spatenpauli. Der erste Satz beginnt gleich wieder mit Hetzer!

http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=59816

"Der Auftritt von Prof. Lerchl in dem arte-Film hält besonders die Hetzer der Anti-Mobilfunk-Szene auf Trab.

Jetzt hat sich im hese-Forum die überzeugte Elektrosensible Eva Weber zu Wort gemeldet und verbreitet dort, nachdem sie zuvor Gleiches im Gigaherz-Forum tat, eine auf Rechercheunzulänglichkeiten zurück zu führende Falschmeldung:

Leider ist seine [Lerchls, Anm. Spatenpauli] "Klarstellung" mit dem Titel "Mobilfunk: Was bedeutet 'möglicherweise krebserregend'?' ", neuerdings im Netz nicht mehr verfügbar.

Im Kontext betrachtet erweckt die Falschmeldung den Eindruck, Lerchls Artikel "Mobilfunk: Was bedeutet 'möglicherweise krebserregend'?", geschrieben anlässlich der 2B-Eingruppierung von HF-Elektrosmog durch die IARC, wäre neuerdings vom Netz genommen worden"



Jedenfalls sehr lange kann es nicht her sein, dass dieses aufschlussreiche Schreiben, gestützt von zwei maßgeblichen Umweltmedizinern (Prof. Caroline Herr und Prof. Thomas Eikmann) für die Allgemeinheit, sprich hier besser HETZER, nicht mehr unter - hoffentlich vertippe ich mich jetzt nicht, sonst werden die mir zugedachten Bezeichnungen noch drastischer - zu finden:

http://www.ecomed-medizin.de/sj/ufp/Pdf/aId/11419

Und wieder Spatenpauli:

"Der vage Verdacht, man habe Lerchls "Klarstellung" aus aktuellem Anlass diskret verschwinden lassen, ist jedoch gegenstandslos. Richtig ist: Der Artikel ist nach wie vor verfügbar, allerdings nicht mehr für Jedermann, sondern nur noch für autorisierte Personen. Das Ausgaben-Archiv ist, wie die Zeitschrift "Umweltmedizin - Hygiene - Arbeitsmedizin" schreibt, ein exklusiver Service für unsere Abonnenten. Nicht-Abonnenten können das besagte Heft (Band 16, Nr. 4/2011) beim Aboservice des Verlags kaufen. Mit 36 Euro kein billiges Vergnügen."

Da mich dieses Schreiben tatsächlich sehr entsetzt hat, erlaubte ich mir, es jahrelang zu nutzen. Erst vor kurzem stellte ich fest, dass der Link nicht mehr funktioniert. Ihre Idee, dass Lerchls "Mobilfunk: Was bedeutet 'möglicherweise krebserregend' " womöglich aus aktuellem Anlass nicht mehr wie bisher auffindbar ist, finde ich gar nicht so abwegig. Man kann sagen, dass der Artikel für die Allgemeinheit sowie für Hetzer mit Euro 36,00 etwas zu teuer ist und nur noch Eliten zur Verfügung steht.

Und dann noch etwas: Vielleicht können Sie sich doch einmal dazu durchringen, Elektrosensible und solche, die der Ansicht sind, dass mittlerweile bzgl. dieser Technik ein wenig zu viel des Guten getan wird, nicht ständig mit Ihren Spezialnamensgebungen zu bedenken. Mittlerweile, wie ich es sehe, sind Sie doch gut etabliert und in entsprechend beschützenden Händen. Sie haben doch das gar nicht mehr nötig!

Eva Weber

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