Mut zur Wahrheit

Christine Aschermann
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Mut zur Wahrheit

Beitrag von Christine Aschermann » 22. Dezember 2016 15:49

In meinen Diskussionen mit Elektrosensiblen oder anderen gesundheitsbewussten Menschen, auch mit Journalisten fällt mir immer wieder eine gewisse Mutlosigkeit auf.
Da bekomme ich zu hören:
"Man kann die Zeit nicht zurückdrehen."
Oder: "Das Handy ist nun mal Teil des Alltagslebens geworden." und:
"WLAN ist heute Standard."
Oder: "Wenn wir den Leuten sagen, sie sollen nicht mit dem Handy telefonieren, dann erreichen wir sie nicht. "
Oder aber von eifrigen Handynutzern: „Ich lasse mir nicht vorschreiben, ob ich ein Handy verwende oder nicht. Ich will die Freiheit haben, es zu nutzen, wann ich will.“ :oops:

Wenn ich gefragt werde, was ich für Empfehlungen gebe, sage ich als informierte Ärztin:

"Eine Empfehlung für einen sinnvollen Umgang mit Handy und WLAN kann es nicht geben außer ´abschalten` bzw. "nicht nutzen´.
Es gibt keinen Schwellenwert für die Funkstrahlung, unterhalb dessen keine Gesundheitsrisiken vorhanden sind. Àußerdem: jedes Handy/Smartphone mehr bedeutet auch mehr Sendeanlagen und Funknetze.
Es liegt in Ihrer Verantwortung, wie Sie sich entscheiden, nachdem Sie sich über die möglichen Schädigungen informiert haben.
Würden Sie z.B. Ihrem Kind sagen, es solle regelmäßig 5 Zigaretten am Tag rauchen, damit es sieht, wie das geht, und dann solle es, für den jeweiligen Tag, nach 5 Zigaretten aufhören und erst am nächsten Tag wieder rauchen?
Oder: nur ´ein bisschen Heroin` nehmen? "
Bei letzterem ist den meisten klar, dass sich eine Sucht sehr schnell entwickelt.
Wahrscheinlich würden Sie nicht so reden.

Exkurs zu Sucht:
Unter Sucht wird folgendes verstanden_
Starker Drang, sich das Suchtmittel zuzuführen
verminderte Kontrolle der Zufuhr und Selbsttäuschung über den Konsum
Entwicklung körperlicher und/oder seelischer Abhängigkeit
mit Vernachlässigung lebensnotwendiger Funktionen wie Schlafen, Ernährung, Bewegung, Vernachlässigung von sozialen Kontakten und Aufgaben/Arbeit,
zunehmendes Desinteresse an Dingen, die nicht für die Sucht bedeutsam sind,
Entzugserscheinungen bei Unterbrechung der Zufuhr
schließlich körperliche Folgen (Krankheiten).

In China gibt es bereits Einrichtungen für die Zwangsbehandlung internetsüchtiger Kinder und Jugendliche. Wenn die Eltern sie abgeliefert haben, wird schon mal das Mobiliar demoliert (GEO 6/2015) und http://blog.zeit.de/china/2015/12/22/ch ... bootcamps/
Inzwischen berichten auch Focus und Chip über Smartphone-Sucht. http://www.focus.de/digital/handy/techn ... 95246.html
http://www.chip.de/news/Statt-Tabak-und ... 65107.html
chip 12/2016, Seite 46, Hartlmaier B., Die Suchtmaschine (hier behauptet ein Psychiater, dass durch Chats im Internet soziale Kotakte gepflegt werden. :o Worum geht es jedoch häufig? Um Selbstdarstellung, auch „Spiel“ mit verfälschten Selbstdarstellungen, die Kontrolle durch das reale Gegenüber fehlt. Dass Missverständnisse vorprogrammiert sind, weiss jeder, der mal Absprachen per E-mail getroffen hat.) :!:

Und bei Mobilfunk soll es etwas bringen, wenn man die Handytelefonate kurz hält und WLAN zur Nacht ausschaltet? Besser als nichts, sagen Sie?
Als mündiger Erwachsener (nicht als Kind!) können Sie es ausprobieren.
Erfahrungsgemäß wissen viele nach langen Handytelefonaten und Dauer-WLAN gar nicht mehr, ob sie Handy/WLAN ausgeschaltet haben. Wenn die Menschen ein Handy bei sich tragen, dann nutzen sie es auch, sobald es klingelt/Musik abspielt/vibriert. Brauchen sie vielleicht die Dauerreizung, weil sie sich sonst schwach und lahm fühlen?
Diese Technik macht etwas mit unserem Gehirn, dass wir uns selber anlügen...(z.B. die beliebte Ausrede: Ich benutze das Handy nur im Notfall). :o
Fragen Sie einen Alkoholiker, wie viel er trinkt. Erwarten Sie eine wahrheitsgemäße Antwort?

Nun sagen Sie, es sei doch noch gar nicht wissenschaftlich bewiesen, dass die Handystrahlung schädlich sei?
Dieser Streit in der Wissenschaft ist eigentlich kein Streit. Es ist nur so, dass die Industrie mehr Möglichkeiten hat, die ihnen genehme Auffassung in der Gesellschaft durchzusetzen. Es liegen Studien vor, die die Schädlichkeit der nicht-ionisierenden Strahlung beweisen, ohne Wenn und Aber. Von industrienahen Wissenschaftlern wird dies oft geleugnet und auf solche Studien verwiesen, die- angeblich- keine Wirkungen zeigen.
Schon kurz nach der Einführung der Grenzwerte kritisierte der Neuseeländer Cherry, der Erfahrungen aus der Wetterforschung (Wirksamkeit niederfrequenter Sferics auf das Befinden) mitbrachte, dass viele Studien, die zur Festlegung der Grenzwerte herangezogen wurden, von dem industrienahen Verein ICNIRP falsch beurteilt wurden. In Wirklichkeit waren schädliche Effekte nachgewiesen worden. :shock:

Wenn Sie etwas für sich und die Gesundheit Ihrer Umgebung tun wollen, telefonieren Sie nicht mit dem Handy, verwenden Sie kein Schnurlostelefon und kein WLAN zu Hause!
Auch wenn Sie sagen: ´Ich spüre nichts`.
Denken Sie daran, jedes Handy-Telefonat zieht den Bau weiterer Masten und Funknetze nach sich!

Und für die besonders schwer Betroffenen sollten, wie auch vom Europarat empfohlen, Schutzgebiete errichtet werden.
Sie sagen jetzt. das sei unrealistisch?
Im Moment sieht es wirklich so aus.

Aber: vor dreißig Jahren waren rauchfreie Zonen undenkbar. Jeder sollte rauchen dürfen, wo es ihm beliebte.
Heute ist Rauchen weder in Gaststätten noch an U-Bahnhöfen noch in Behörden erlaubt.
Zweifellos hing der Wandel damit zusammen, dass, erst in den USA, dann auch in Deutschland, aufgedeckt wurde, wie Ärzteverbände und Wissenschaftler von der Tabakindustrie bestochen wurden und Unbedenklichkeitszeugnisse für die Tabakindustrie vorlegten. (Selbstverständlich waren hier nicht alle Ärzte/Wissenschaftler beteiligt). Das Deutsche Ärzteblatt berichtete 2007 darüber (Grüning, T., Schönfeldt, S.: Tabakindustrie
und Ärzte: „Vom Teufel bezahlt ...“. Deutsches Ärzteblatt 104, 12: A-770–774)
Plötzlich kippte die öffentliche Meinung, die Gefahren des Rauchens und Passivrauchens wurden allgemein anerkannt. Heute sind rauchfreie U-Bahnhöfe und Gaststätten eine Selbstverständlichkeit. Auf jeder Zigarettenpackung steht eine Warnung, die Werbung ist eingeschränkt worden.
Ähnliche industriefreundliche Vorgänge wie bei der Tabakindustrie wurden 2015 beim Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (EU-Gremium, in dem im hier gemeinten Fall ein Antrag zugunsten Elektrosensibler erarbeitet worden war) publik, wer hätte das erwartet? Der Mann, der erfolgreich seinen gegen die Interessen Elektrosensibler gerichteten Antrag durchbrachte, hatte seine Verbindungen zur Elektroindustrie nicht angegeben. Selbst wenn er, wie er sagte, nicht mit Geld bezahlt wird, ist ein solches Verhalten nicht statthaft.
Die Europäische Bürgerbeauftragte äußerte Kritik an diesem Ablauf im Ausschuss und machte (September 2016) Vorschläge, dies künftig zu verhindern. :)

Jede Wahrheit durchläuft drei Stufen: erst erscheint sie lächerlich, dann wird sie bekämpft, schließlich ist sie selbstverständlich."
Arthur Schopenhauer (1788-1860)