Vorlesung: Elektromagnetische Felder und Umwelt

Elisabeth Buchs
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Vorlesung: Elektromagnetische Felder und Umwelt

Beitrag von Elisabeth Buchs » 11. Mai 2007 18:21

Vorlesung an der Uni Fribourg: Elektromagnetische Felder und Umwelt

Siehe Hauptseite Gigaherz: Swisscom bildet neuerdings Naturwissenschaftler aus http://gigaherz.ch/pages/posts/swisscom ... 1.php?p=20

Dass man es mit jemandem der Befürworterseite zu tun hat, merkte man bei soweit von mir bemerkt korrekt wiedergegebenen Fakten an der Auswahl der Power-Point-Präsentationen und den teils von Foren her bekannten zugehörigen Bemerkungen.

Dies mein Eindruck der heutigen Vorlesung an der Uni Fribourg zum Thema „Diskutierte Auswirkungen von EMF“ mit Dr. Hugo Lehmann von Swisscom Innovations.
1. Krebs: Von der Reflex zur Interphone-Studie
2. Schlaf, EEG und kognitive Effekte
3. TNO und TNO Follow-up Studie
4. Wer bewertet die Forschungsresultate?
5. Beispiel einer Bewertung von Forschungsresultaten im Bereich ELF

Die nur intern erhältliche Präsentation wurde mir von zwei freundlichen Studenten per Mail geschickt (könnte ich auf Anfrage kopieren).

Anwesend bei dieser Wahlfachvorlesung waren nur 8 Personen. Am 25. Mai soll ein Gastreferat mit Prof. A. Borbely vom NFP 57 stattfinden, am 1. Juni eines mit Dr. Mirjana Moser vom BAG. Der Referent hat mich kurz angesprochen, ich sagte, dass ich mich interessiere für die gesundheitlichen Auswirkungen von EMF.

Was mir aufgefallen ist:
Die Krebsentwicklung wird mit der Ueberalterung und verbesserten Diagnose-Möglichkeiten erklärt.

Relativierung von Reflex-Studie und Lai&Singh durch andere Studien, welche diese Ergebnisse nicht gezeigt hätten. Hinweise auf Schwachpunkte.

Interphone: Recall-Bias: die Leute geben als Telefonohr dasjenige an, wo sich der Tumor befindet, ohne dass das immer stimmen muss. Geringe Fallzahlen. Was mir auffällt, auffällig gebrauchte Erwähnung von OR, Fehlerbereich und Inzidenz (ich frage mich, ob so Verfälschungen durch Statistik möglich sind)?
Stellungnahme wissenschaftlicher Beirat Funk.

Schlaf und EEG: Gesundheitliche Relevanz der Gehirnstromveränderungen im EEG seien offen. Probanden geben an, besser geschlafen zu haben. Veränderung auch durch eine Tasse Kaffee oder einen Lidschlag möglich. Verkürzung der Reaktionszeit bei der kognitiven Leistung. Andere Studien zum Schlaf-EEG: unterschiedliche Befunde trotz zum Teil höherer Befeldung. Bewertung von Wiedemann: unabhängig davon, ob sich gefundene Effekte bestätigen oder nicht, Sie zeigen kein gesundheitliches Risiko durch HF EMF.

TNO-Studie: Betonung: Elektrosensible seien Menschen, die sich selber als empfindlich auf EMF bezeichnen. Signifikante aber nur schwache Effekte. Nur explorative Studie. Elektrosensible würden sich grundsätzlich schlechter fühlen.

TNO-Folgestudie: Keine Effekte auf Wohlbefinden. Elektrosensible allgemein sensibler und fühlen sich grundsätzlich schlechter. Die holländischen Resultate konnten nicht bestätigt werden.

Wer bewertet die Forschungsresultate: Konsistenz der gefundenen Befunde über alle Studien hinweg. Peer Rewiev. Neues WHO-„Fact“-Sheet 304. Keine der jüngst durchgeführten Ueberprüfungen des wissenschaftlichen Erkenntnisstandes ergab, dass Hochfrequenzexposition durch Mobiltelefone oder ihre Basisstationen zu schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit geführt haben. Jedoch wurde festgestellt, dass Wissenslücken bestehen, die durch weitere Untersuchungen geschlossen werden müssen, um so die gesundheitlichen Risiken besser bewerten zu können.

Elisabeth Buchs

unwichtig
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Beitrag von unwichtig » 11. Mai 2007 20:53

"Die Krebsentwicklung wird mit der Ueberalterung und verbesserten Diagnose-Möglichkeiten erklärt."

Gegen Überalterung weiß Swisscom ja zum Glück Rat. Zehn Jahre verkürzte Lebenszeit sind schon mit GSM Technologie und vergleichsweise kleinen Sendeanlagen kein Problem mehr, wie Österreich eindrucksvoll vorlegt:

http://gigaherz.ch/pages/posts/auswirku ... 4.php?g=63

Jede Technologie fordert eben gewisse Opfer*, wegen 5094 Verkehrstoten in Deutschland (2006) wurde ja auch nicht das Autofahren verboten oder Einer davon abgeschreckt Auto zu fahren. Wie viele der 5094 (371 Schweiz) Toten dem Mobilfunk anzulasten sind wäre interessant? Man hat ja ermittelt das der Mobilfunknutzer am Steuer mindestens so miserabel fährt wie jemand mit 0,8-1,0 Promille im Blut.

Schwer zu verstehen, warum das Telefonieren in Fahrzeugen nicht schon lange verboten wurde? Das Argument das Gespräch selber wäre das Problem der Ablenkung ist natürlich Humbug, weil sonst müsste es ja eine auffällige Relation von Unfall zur Anzahl der Personen im Fahrzeug geben. Wahrscheinlich könnte das die Unternehmen empfindlich Umsatz kosten? Und die paar mehr Verkehrstoten müssen wir halt in Kauf nehmen, damit mobil telefoniert werden kann.

Addiert man die aus obiger Studie verkürzte Lebenszeit hinzu und bedenkt die permanente Verstärkung der Verstrahlung, könnte der Mobilfunk und seine DECT/WLAN Freunde schon zu den wichtigsten Todesursachen zählen?

Wie steht es mit den Sepsis Toten:

"In Deutschland gibt es einen weitgehend unbekannten
Killer: Nach einer aktuellen Studie des
Kompetenznetzes Sepsis (SepNet) sterben hierzulande
jeden Tag durchschnittlich 162 Menschen an einer
Sepsis – den Folgen einer außer Kontrolle geratenen
Infektion durch Bakterien oder andere Mikroorganismen.

Die offizielle Todesursachen-Statistik des
Statistischen Bundesamtes geht dagegen von „nur“
16,7 Sepsis-Toten pro Tag aus. „Unsere Studie zeigt, dass
die Bedeutung der Sepsis bisher völlig unterschätzt
worden ist“, so Dr. Frank Martin Brunkhorst, Studienkoordinator
des vom Bundesministerium für Bildung
und Forschung (BMBF) geförderten SepNet. „Nach den
neuen Daten ist die Sepsis die dritthäufigste Todesursache
in Deutschland.“ Offensichtlich fordert die
Sepsis fast ebenso viele Todesopfer wie der Herzinfarkt
und deutlich mehr als Brustkrebs oder Darmkrebs."
(Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung - Deutschland Newsletter Nr. 17 Dezember 2004 http://webanae.med.uni-jena.de/WebObjec ... 7final.pdf)

Also es klingt schon ein wenig als wäre das Immunsystem zusammengebrochen und die Krankheitserreger konnten dann den gesamten Organismus töten?

*Der Haken an dem Vergleich ist natürlich die Möglichkeit sich relativ leicht dem Risiko zu entziehen, was bei inzwischen flächendeckender Verstrahlung jedoch kaum mehr möglich ist, selbst wenn man die eigene Nutzung von dem ganzen funkenden Spielzeug auf eine Fernbedienung am Autoschlüssel oder Ähnliches beschränkt. Im Gegenteil, man muss einiges Ausgeben um sich zumindest zu Hause so gut wie möglich vor der Pest zu schützen.

Und wer weiß was die Zukunft noch alles bereithält?

Bild

Tilly

Wann wird man je verstehn?

Beitrag von Tilly » 11. Mai 2007 21:26

Zur Vorlesung an der Uni Fribourg kann man nur sagen, dass die Mobilfunklobby
es überall versucht die Gefahren der Mobilfunktechnologie herunterzuspielen.
Dabei fließen natürlich erhebliche Geldmittel.
Der bisherige Stand des Wissens wird weiter mit Füßen getreten.
Sogar die Erkenntnisse aus den USA spielen keine Rolle.
Man hat den Eindruck, dass erst die Menschen reihenweise umfallen sollen und
im Takt der Mobilfunkstrahlung zittern müssen, bevor in Europa etwas getan wird und die Grenzwerte gesenkt werden.

Die Anzahl der Opfer sind noch zu gering.

Prof. Adlkofer hat prophezeit, dass es noch 10 bis 15 Jahre dauern wird, bis Maßnahmen
eingeleitet werden müssen.
Lassen sich die Menschen das so lange gefallen?

Tilly

Elisabeth Buchs
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Wichtige Studien und die Bewertung

Beitrag von Elisabeth Buchs » 12. Mai 2007 06:10

Der Referent erwähnte, dass dieser Bewertungsvorgang kein rein wissenschaftlicher Prozess sei, sondern dass generelle Richtlinien und Politik hineinspielen (was bekannt vorkommt von einer der Aeusserungen Prof. Borbelys, er könne die Politik nicht von der Entscheidung entbinden). Es ist immer wieder interessant zu sehen, wo überall gewisse Sprüche von wem wieder auftauchen. Z.B. derjenige von Dürrenberger mit der Gesamtheit der wissenschaftlich anerkannten Studien. Das tönt so gut und meint doch nichts anderes, als dass Studien mit unbequemem Ergebnis nicht beachtet werden müssen und unbequemen Studien schnellstens eine "Replikation" mit verändertem Design in der Art von TNO nachgeschoben wird.

Ab 2010 soll ein Update der ICNIRP Guidelines stattfinden, koordiniert mit dem von der Leitungsgrupppe mit zum Teil ICNIRP-Leuten geschriebenen Summary des NFP 57. Es fragt sich, ob da eine Grenzwertsenkung in der Luft liegt oder eine Betonisierung der Grenzwerte, jedenfalls sind schon einmal vorsorglich (hier können sie Vorsorge betreiben) die "richtigen" Leute eingeschleust worden und keine Erforschung der Elektrosmog-Geschädigten. So oder so würde den Elektrosmog-Betroffenen vor allem ein sofortiger Ausbaustopp helfen zum Erhalten der wenigen noch elektrosmogarmen Orte, wo diese Menschen noch beschwerdefrei leben können und die Schaffung von Schutzgebieten für Schwerst-Betroffene.

Bei dieser Vorlesung waren gegenüber den Elektrosensiblen zwar nicht die in einigen Foren oder beim Spiegel-Autor Manfred Dworschak vorhandenen Verunglimpfungen vorhanden, dies wäre auffällig und schlechter Stil gewesen und bewirkt, dass sich diese Menschen zusätzlich für den Erhalt ihrer Integrität wehren bzw. die Schädlichkeit von EMF ein Thema bleibt. Da ist die neuste Version seit Achermanns TNO-"Replikation" die "bessere" Lösung, die Betroffenen hätten zwar mehr Beschwerden, jedoch unabhängig von EMF unter Nichtberücksichtigung des Nachwirkens der Auswirkungen dieser Felder und verbunden mit dem bei der WHO-Agenda erwähnten Sistieren weiterer Forschung eines Zusammenhangs.

Elisabeth Buchs

Elisabeth Buchs
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W-Lan vorhanden

Beitrag von Elisabeth Buchs » 12. Mai 2007 06:33

Uebrigens: wie vermutet hatte es auch einen W-Lan im Hörsaal des Geologie Gebäudes der Uni Fribourg. So konnte ich gleich einen Funktionstest des neuen Messgeräts bis 6 GHz machen. Bei einer verdeckten Messung in einem unteren Stockwerk habe ich den W-Lan mit dem Endotronic feststellen können, nicht jedoch mit dem neuen Gerät. Im Hörsaal selber gab das neue Gerät den W-Lan an. Es hat nur eine kleine Logper-Antenne und scheint nicht sehr empfindlich zu sein, beim Wegdrehen aus der Richtung des W-Lans gab es bereits nicht mehr an. Möglicherweise lässt sich das Gerät "tunen" durch einen Vorverstärker und entsprechende "Rundantennen" für 2,4 und 5 GHz, leider scheint es eine solche für WiMAX von 3,5 GHz nicht zu geben. Heute soll ein Testlauf in Boltigen folgen. Die zwei Stunden habe ich übrigens einigermassen weggesteckt mit leichtem Unwohlsein und Vorstufe von Kopfschmerzen.

Elisabeth Buchs

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