Herold der Mobilfunker

Wuff

Herold der Mobilfunker

Beitrag von Wuff » 17. Mai 2010 09:54

Lerchl verkündete heute Montag 17.5.2010 im Voraus das Ergebnis der Interphone Studien zu möglichen Zusammenhängen zwischen Mobiltelefon-EMF und Hirntumoren. Es ist typisch, dass er nicht etwa den Bericht der Projektleitung zitiert, sondern den des Mobile Manufacturers Forum MMF, welches zur Finanzierung beigetragen hat, siehe http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=39958 .

Die Studien waren so angelegt, dass überhaupt kein gültiges Ergebnis für die Praxis resulitieren konnte, weder Warnung noch Entwarnung, siehe http://www.izgmf.de/Aktionen/Meldungen/ ... n_iii.html .

Es ist nun eingetreten, was 2007 vorausgesagt wurde: Aus den Studien lässt sich nichts ableiten. Das hindert weder das MMF noch den in seinem Windschatten segelnden Lerchl daran fest zu behaupten, Mobiltelefone seien harmlos.

Ein klassisches, lehrbuchmässig durchexerziertes Beispiel von Verdünnungsstrategie der von Mobilfunkern finanzierten "Forschung", ergänzt um Verzögerungstaktik, denn der Abschlussbericht zu den Interphonestudien ist seit Jahren fällig.

nobody
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Beitrag von nobody » 17. Mai 2010 14:26

Achja, der Herr Lerchl. Bekanntermassen befindet sich der ja auch nur in subjektiv empfundener Sicherheit...
Egal, wie golden: Käfig bleibt Käfig

Elisabeth Buchs
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Beitrag von Elisabeth Buchs » 17. Mai 2010 18:29

Die "Freudentänze" des Herrn Prof. Lerchl, ob nun mit oder ohne SSK-Hut, wirken schon etwas auffällig. Wenn man bedenkt, dass die Originalstudie noch gar nicht veröffentlicht worden ist, Akustikusneurinome und Ohrspeicheldrüsentumore nicht enthalten sind, erst später in einem weiteren Teil berücksichtigt werden sollen und nun schon die Unbedenklichkeitsberichte durch die Presse gejagt werden.

Nun ist die Studie veröffentlicht:

Pressemitteilung der International Agency for Research on Cancer (IARC)
http://www.iarc.fr/en/media-centre/pr/2 ... r200_E.pdf

Mit Link zur Original-Studie:
http://www.oxfordjournals.org/our_journ ... dyq079.pdf

Elisabeth Buchs
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Wuff

Schwindel

Beitrag von Wuff » 18. Mai 2010 09:14

Unter dem seltsamen Titel "Sehr missgünstiges Posting - Bitte Lesen!" glaubt Spatenpauli behaupten zu müssen, ich sei enttäuscht ob der Entwarnung, welche er selbst in die Interphone Studien hineininterpretiert, http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=39986 .

Die Interphone Studien weisen schwere Mängel auf, insbesondere einen zu geringen Umfang des Datenmaterials, wenn die Seltenheit der beobachteten Tumoren in Betracht gezogen wird, und eine viel zu kurze Zeitdauer der Beobachtung, wenn die langen Latenzzeiten dieser Tumoren berücksichtigt werden. Diese alles war bereits Anfang 2007 in Spatenpaulis Webseite veröffentlicht, http://www.izgmf.de/Aktionen/Meldungen/ ... n_iii.html . Mit anderen Worten und wird das in der heutigen NZZ bestätigt, in einem Artikel http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/ ... 41302.html und in einem Kommentar
http://www.nzz.ch/nachrichten/startseit ... 41300.html .
  • Ein Schwindler ist, wer bei dieser ungenügenden Datenlage Entwarnung durchgibt.
  • Ein Alarmist ist, wer bei dieser ungenügenden Datenlage Alarm schlägt.
  • Ein Langeweiler und Statistiker ist, wer bei dieser ungenügenden Datenlage auf die ungenügende Datenlage hinweist und aussagt, dass die "Ergebnisse" durch den Zufall erzeugt worden sind, und dass sie daher in keinem Fall weder Entwarung noch Alarm rechtfertigen.
Statt sich inhaltlich mit der Kritik an den Interphone Studien auseinander zu setzen, wittert Spatenpaulis Echo namens Klakla (bereits sein/ihr Name zeigt lautmalerisch das Echo auf Kla) eine Verschwörungstheorie.

Dankbar greift Lerchl nach diesem Rettungsanker, der ihn davor bewahrt, Stellung zur ungenügenden Datenbasis der Interphone Studien zu nehmen. Fähig dazu wäre er, aber in diesem Fall fehlt ihm der Wille.

Wuff

Schrott als Schrott deklarieren

Beitrag von Wuff » 18. Mai 2010 12:59

Schrott als Schrott deklarieren

Spatenpauli hat in einem Posting in seinem eigenen Forum ( http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=40004 ) daran erinnert, dass auch er die Interphone Studien als unbrauchbar kritisiert habe, bereits 2006, und wegen des veränderten Telefonierverhaltens. Leider hinderte ihn das nicht, in den Kreis der jubilierenden und tirilierenden Feld- und Wiesenvögl einzutreten, welche aus Interphone die grosse Entwarnung machen.

Noch etwas lässt sich aus den Wort- und Satzhülsen herausschälen, die er zwiebelschalenförmig um etwas Substanz hüllte: Er kritisiert, dass ich keinen besseren Vorschlag mache. Die beweiskräftigste Studienform zur Untersuchung des Krebsrisikos aus Mobilfunk oder auch aus EMF im Allgemeinen wäre eine prospektive Kohortenstudie, wie sie Dr. Doll ab circa 1950 im Zusammenhang mit Tabak während circa 40 (!) Jahren durchgeführt hat. Solches ist leider im Zusammenhang mit EMF nicht möglich, da es im Gegensatz zum klaren Unterschied zwischen Rauchern und Nichtrauchern keine klare Grenze zwischen EMF-Belasteten und Nicht-EMF-Belasteten mehr gibt, und da die Qualität und die Quantität der Strahlenbelastung mindestens jedes halbe Jahrzehnt stark ändert.

Interphone war vielleicht ursprünglich gut gemeint. Es ist eine handwerklich gut gemachte Fehlkonstruktion entstanden, 19 Mio. EUR teurer Schrott, der sich zum übrigen Esoterik-Schrott http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=10584 dazu addiert. Das auszusagen wäre zu viel von den Verfassern verlangt, und darum müssen es andere sagen.

Elisabeth Buchs
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Deutsche Zusammenfassung bei der ELMAR-Datenbank

Beitrag von Elisabeth Buchs » 18. Mai 2010 20:24

Die deutsche Zusammenfassung der Interphone Studie gibt es in der ELMAR-Datenbank

http://www.elmar.unibas.ch/elmar_neue_studien.html
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Elisabeth Buchs
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Kritik an der Interphone-Studie

Beitrag von Elisabeth Buchs » 19. Mai 2010 09:27

Kritik an der Interphone-Studie:

Vom BUND:

Pressemitteilung des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vom 18. Mai 2010

„Interphone-Studie“: Krebsrisiken durch Mobilfunk bleiben weiter ungeklärt

Berlin: In den heute in der Zeitschrift „International Journal of Epidemiology“ veröffentlichten Ergebnissen über den Zusammenhang von elektromagnetischer Handystrahlung und dem Auftreten von Hirntumoren sieht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) keinen Grund zur Entwarnung. Die Umweltschutzorganisation kritisierte außerdem das Studiendesign der sogenannten „Interphone-Studie“ der Weltgesundheitsorganisation WHO. Die Studie habe unter praxisfernen Bedingungen stattgefunden. „Regelmäßige Mobiltelefonnutzer“ seien in der im Jahr 2000 gestarteten Langzeitstudie beispielsweise bereits jene, die ihr Handy über einen Zeitraum von sechs Monaten mindestens einmal pro Woche nutzen. Inzwischen habe sich jedoch das Nutzungsverhalten von Mobilfunkteilnehmern geändert. Solche Nutzer seien nach der eigenen Definition der Mobilfunkunternehmen „Wenigtelefonierer“. Die Interphone-Studie enthalte deutliche Hinweise, dass Intensivnutzer von Mobiltelefonen ein erhöhtes Krebsrisiko hätte

Bernd Rainer Müller, BUND-Mobilfunkexperte: „Selbst die Wissenschaftler, die die Studie durchgeführt haben, schließen erhöhte Krebsrisiken durch Mobiltelefone nicht aus. Deshalb muss der Gebrauch von Handys vor allem bei Kindern und Jugendlichen eingeschränkt werden.“

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) müsse industrieunabhängige, neutrale Informationen zu der von Handys und Funkmasten ausgehenden Strahlung liefern und Aufklärung über die möglichen Folgen der Handynutzung gewährleisten, forderte der BUND.


Pressekontakt: Den Mobilfunkexperten des BUND, Bernd Rainer Müller, erreichen Sie über die BUND-Pressestelle: Katrin Riegger, BUND-Pressereferentin, Tel. 030-27586-464 /-425, presse@bund.net, www.bund.net

Gefunden bei: http://www.hese-project.org/Forum/index ... forum_id=4




Von Diagnose Funk:
(jetzt vernetzt durch Gründung von Diagnose Funk Deutschland)

Interphone: Massive methodische Mängel
Risiko beim Mobiltelfonieren bleibt bestehen

Die internationale Studie INTERPHONE kann die bereits bestehende unabhängige Studienlage zur Gefährdung durch Mobiltelefone nicht entkräften. Erhebliche Mängel im Studiendesign führen dazu, dass die Studie das Risiko eines Gehirntumors infolge Handynutzung nicht beziffern kann.

Die von der internationalen Krebsagentur IARC (WHO) koordinierte internationale Studie zur Frage des Hirntumorrisikos von Handynutzern wurde heute online publiziert. Auf den ersten Blick scheint das Ergebnis eine Entwarnung zu liefern, doch die Studie ist prall gefüllt mit methodischen Fehlern. Dies wird von den Forschern im Schlusssatz der Studie bestätigt: „Wie auch immer, Verzerrungen und Designfehler limitieren das Gewicht der Aussagen welche wir aus den Analysen ziehen können und verhindern eine Interpretation des Zusammenhangs“, heisst es auf S.14 des Originaltextes.

Es ist ein Skandal, dass eine entscheidende Statistik aus der Studie, die Hinweise auf ein mehrfaches Hirntumorrisiko gibt, in der Endfassung des Studientextes unterschlagen wird. Wahrscheinlich weil es allzu peinlich ist, findet man in der Schlussfassung auch keinen Hinweis auf das Problem der Schnurlostelefone, die oft eine Hauptbelastungsquelle darstellen.

Obwohl die jetzigen Ergebnisse ohne die zensierte Statistik wertlos sind, formuliert man Entwarnungsmeldungen. Sie täuschen eine falsche Sicherheit vor, die von der Industrie nun ausgekostet werden kann, während die heutigen Kinder zur ersten Generation gehören, die eine noch nie erlebte Strahlendosis kumulieren wird.

Präzisere Forschungs-Ergebnisse liefern dagegen die Studien der unabhängigen schwedischen Forschergruppe um Lennart Hardell: Die Teilnahmerate der Kontrollen ist mit rund 90% wesentlich höher, womit der Auswahlfehler vermieden wird. Zudem werden in der Gruppe der „Nicht-Nutzer“ (bezgl. Mobiltelefone) auch keine Schnurlostelefone verwendet. Dementsprechend fand man hier bei einer 10-jährige Nutzung von Mobiltelefonen ein hohes, bis 5.2-faches Risiko für Gliome. Besonders gefährdet sind gemäss diesen Studien Personen, die bereits vor dem 20. Lebensjahr mit der Handynutzung beginnen.

Mit einem Kostenaufwand von über 10 Millionen Euro und 50 beteiligten Wissenschaftlern in 13 Ländern, ist die Interphone-Studie die bisher grösste epidemiologische Studie („am Menschen“), welche zu den Ursachen von Gehirntumoren jemals durchgeführt wurde. Die Studie wurde im Jahr 2000 begonnen und sollte offiziell schon 2005 enden. An rund 14'000 Personen sollte geklärt werden, ob die Nutzung von Mobiltelefonen das Risiko für Tumore im Kopfbereich erhöht. Während schon fast jedes zweite Kind im Alter zwischen 8 und 12 Jahren bereits ein Mobiltelefon nutzt (siehe auch www.kinder-und-mobilfunk.de), mussten Eltern und Politiker auf die bereits mehrmals hinausgezögerte Publikation der INTERPHONE-Endresultate warten. Nun wird die Studie veröffentlicht, ohne jedoch ihr Geld wert zu sein: Nach jahrelangem Streit über die unplausiblen Ergebnisse, reduziert sich das Projekt zur „Diskussion von Design-Fehlern“.

Ausführliche Informationen finden Sie in unserem Brennpunkt:
Interphone-Studie: 10 Millionen Euro für ein zensiertes Ergebnis
http://www.diagnose-funk.org/assets/df_ ... rphone.pdf
Pressemitteilung:

Interphone: Massive methodische Mängel
Risiko beim Mobiltelfonieren bleibt bestehen
http://www.diagnose-funk.org/assets/df_ ... one_pm.pdf

Webseite:
http://www.diagnose-funk.org/aktuell/br ... gebnis.php

IMPRESSUM
Umwelt- und Verbraucherorganisation zum Schutz vor Funkstrahlung
Diagnose-Funk | Giblenstrasse 3 | CH - 8049 Zürich
kontakt@diagnose-funk.org | www.diagnose-funk.org
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Wuff

Re: Kritik an der Interphone-Studie

Beitrag von Wuff » 20. Mai 2010 11:19

Elisabeth Buchs hat geschrieben:[...]

Von Diagnose Funk:
[...]
"Auf den ersten Blick scheint das Ergebnis eine Entwarnung zu liefern, doch die Studie ist prall gefüllt mit methodischen Fehlern. Dies wird von den Forschern im Schlusssatz der Studie bestätigt: „Wie auch immer, Verzerrungen und Designfehler limitieren das Gewicht der Aussagen welche wir aus den Analysen ziehen können und verhindern eine Interpretation des Zusammenhangs“, heisst es auf S.14 des Originaltextes."
[...]
Das Originalzitat findet sich in
http://www.oxfordjournals.org/our_journ ... dyq079.pdf auf Seite 14

Dieser Schlusssatz ist entscheidend, und zeigt die Einsicht der Forscher in die Limitierungen ihrer Arbeit: "Biases and errors […] prevent a causal interpretation.", oder genau in Deutsch: "Verzerrungseffekte und Zufallsabweichungen zwischen gemessenen und wahren Werten verunmöglichen eine die Herstellung eines Kausalzusammenhangs."

Was bedeutet das konkret, übersetzt aus der Wissenschaftlersprache?

Die Interphone Studien wurden so angelegt und durchgeführt, dass nichts, aber auch gar nichts, zu einem Zusammenhang zwischen Mobiltelefonieren und Hirntumoren ausgesagt werden kann, auch nicht, dass es keinen ursächlichen Zusammenhang gebe. Der eigentliche Skandal um diese Studien ist, dass behauptet wird, es sei kein Zusammenhang gefunden worden, und dass die Menschen glauben gemacht werden, es sei überhaupt hinreichend gesucht worden. Gerade dieses trifft in keiner Weise zu. Die Verdünnungsstrategie kann hier einen bemerkenswerten Erfolg feiern: Verdünnungsstrategie bedeutet, dass die Statistik zur Anzahl der jeweils bejahenden und verneinenden Studien zu Gunsten den verneinenden beeinflusst wird, indem eine grosse Zahl von Studien veranlasst wird, die bereits vom Design her nicht geeignet sind, Anzeichen für einen Zusammenhang z.B. zwischen Mobiltelefonieren und Hirntumoren zu finden.


Die Ursache für die von den Forschern selbst angeführten Verzerrungseffekte ("biases") sind Fehler im Studiendesign. Die Ursache für die ebenfalls von den Forschern selbst angeführten Zufallsabweichungen ("errors", http://en.wikipedia.org/wiki/Error#Scie ... ngineering ) sind die zu kurze Dauer der Untersuchung im Verhältnis zur Latenzzeit und die zu geringe Anzahl Studienteilnehmer im Verhältnis zur Seltenheit der Hirntumoren, also ebenfalls Fehle im Studiendesign bzw. in der tatsächlichen Durchführung der Studien. Aber das erwähnen die Forscher nicht, oder dann irgendwo versteckt und unauffällig.


Der einzige korrekte Kommentar zu den Studien lautet:

"Experiment misslungen, vergesst es, schade um die Millionen."

Aber wie um den Verdünnungseffekt erst wirksam werden zu lassen, werden beispielsweise im izgmf-Forum jede Menge Einzelaspekte zu den Studien diskutiert, die als solche ein einziger "error" bzw. eine einzige Sammlung von Zufallsabweichungen sind. Genau so könnte man die Lottozahlen diskutieren.

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