Logik und Mathematik
Wuff hat geschrieben:
Scharfes Denken ist heute so wichtig und gefährlich wie im Mittelalter ein scharfes Schwert war.
Noch soviel Wissen nützt nichts, wenn die (als gesichert erkannten) Wissenselemente nicht sachgerecht und logisch richtig miteinander verknüpft werden. Auf die Wissenselemente kommen wir bald unter „2. Richtiges Vorwissen des Studienkritikers“ zurück.
Für logische Verknüpfungen verwenden wir in unserem Alltag die deutsche Sprache. Diese Sprache ist wie alle anderen
menschlichen Sprachen im Gegensatz zum logischen Kalkül ein unpräzises und nur allzu oft ein mehrdeutiges Instrument. Viele Denkfallen beruhen auf dieser Unschärfe und Mehrdeutigkeit der Sprache, siehe Rhetorik und andere Denkfallen
viewtopic.php?p=65510#65510 .
Mit der Logik am Nächsten verwandt ist die
Mathematik. Der durchschnittliche Nichtnaturwissenschaftler beherrscht die Mathematik nicht in einem Ausmass, dass er beispielsweise sämtliche Differenziale und Integrale auf Fehlerfreiheit kontrollieren könnte. Das ist auch nicht nötig, weil das in grossen Universitäten normalerweise von universitätsinternen Diensten erledigt wird.
Aber wie konnte ich als Aussenstehender dennoch auf den Fehler in der Energierechnung zu den „Energie“-Sparlampen bei der EU kommen? (ab hier:
viewtopic.php?t=2840&start=315&sid=1211 ). Am Beginn dieser Kritik war die sehr kritische Einstellung (worauf ich später unter „4. Richtige Einstellung des Studienkritikers“ zurückkommen werde).
Aus der auch sprachkritischen Einstellung, welche den Begriff „Energiesparen“ hinterfragte, kam ich darauf, dass diese Lampen zwar gewiss etwas sparen, dass sie aber grundsätzlich nur dem „Stromsparen“ ab der Steckdose dienen. Beim reinen Stromsparen bleibt unberücksichtigt, welche energetischen Vorgänge überhaupt in den Systemen „‚ Energie‘-Sparlampe“ und „Glühlampe“ vorkommen, deren Energieeffizienz verglichen werden sollte. Eine weitere kritische Frage stellte sich aus einer übergeordneten Systembetrachtung: Welchen Nutzen soll dieses „Energiesparen“ überhaupt stiften? Energie ist doch nichts Böses! Was war denn überhaupt der (vorgegebene) Zweck der „Energie“-Sparlampen? Dieser war doch, im Interesse des Klimaschutzes CO2 zu sparen, und nicht etwa Haushaltungsgeld, das durch die Stromrechnung aufgebraucht wird! Diese sozusagen
systemtheoretische Analyse (worauf wir voraussichtlich im nächsten Beitrag zurückkommen werden) brachte mich auf den an sich banalen Gedanken, dass nicht nur die Lichtenergie Nutzen stiftet, sondern dass auch die Wärmeenergie Nutzen stiften kann, sowie dass es auch noch die Schadwirkung der elektromagnetischen Strahlung der Vorschaltgeräte der „Energie“-Sparlampen gab.
Die EU-Beamten, welche mit dem Vergleich der Glühlampen mit den „Energie“-Sparlampen betraut waren, haben zwar im Prinzip erkannt, dass auch der Heizeffekt in der Vergleichsrechnung eine Rolle spielen sollte, und sie liessen sogar Excel-Tabellen entwerfen, in denen dieser Heiznutzen vorgesehen war.
Meine einfache Kontrolle der ausgefüllten Excel-Tabellen auf Plausibilität und Vollständigkeit ergab, dass die Position „Heiznutzen“ in der Tabelle überhaupt nicht ausgefüllt war! Auf diesen Fehler stiess ich von einer Überschlagsrechnung zur Summe der in Licht und der in Wärme umgewandelten elektrischen Energie.
Das war nun aber nicht hohe Mathematik, sondern einfache Arithmetik. Das zeigt uns, dass wir auch durch einfache Überschlagsrechnungen und Plausibilitätsbetrachtungen, die jedermann anstellen kann, auf kapitale Fehler in Studien und Expertisen kommen können.
Über die Gründe dafür, dass nun diese an sich richtige Tabelle nicht richtig ausgefüllt wurde, kann ein Aussenstehender bloss spekulieren, denn es fehlt uns hierzu das richtige Vorwissen (auf dieses Thema kommen wir unter "2. Das richtige Vorwissen des Studienkritikers" zurück):
- Stand der Entscheid für die „Energie“-Sparlampen bereits im Voraus fest? Hat die entsprechende Industrielobby diesen der EU etwa vorgegeben?
- Waren die Beamten faul, und gehorchten sie damit bloss dem Vorurteil, das aus den Beamtenwitzen bekannt ist?
- War es Missgeschick oder Zeitdruck?
Medizin und Biologie haben vieles gemeinsam: Sie sind nicht exakte Wissenschaften mit ausschliesslich eindeutig und vollständig erkannten Kausalitäten, sondern die Zusammenhänge erschliessen sich über statistische Korrelationen. Für den Studienkritiker ist es daher sehr nützlich zu wissen, was die
Statistik als Teilgebiet der Mathematik leisten kann, und unter welchen Voraussetzungen, sowie wo ihre Grenzen sind. Das bedingt allerdings eine gewisse Auseinandersetzung mit dem Thema, wozu ich beispielsweise gerne „Basiswissen Medizinische Statistik“ von Christel Weiss beiziehe (ISBN 3-8006-1931-8 ).
(Dieses ist teilweise Eigenzitat aus
viewtopic.php?p=61466#61466 )