© Facts; 10.06.2004; Nummer 24; Seite 28
Schweiz | Telekommunikation
Hilfe? Nein, danke!
Seit ein Wissenschaftler in Hemberg SG Geräte installierte, leiden die Einwohner nicht mehr unter Elektrosmog. Die Swisscom unterstützte den Versuch - jetzt distanziert sie sich davon.
Die Keulen und Glaskörper wirken in Hemberg SG Wunder. Mit seiner biogeometrischen Methode hat der Ägypter Ibrahim Karim die Strahlen der Mobilfunkantenne im Kirchturm des Dorfes im Toggenburg «harmonisiert». Seither sind die Schlafstörungen und Kopfschmerzen von Anwohnerin Rosmarie Keller, 65, verschwunden. Sie hat den Widerstand gegen die Handyantenne der Swisscom begonnen, dank ihrer Vermittlung eilte Karim den Hembergern zu Hilfe. Nun sei die Lebensqualität zurückgekehrt, sagen die Geplagten übereinstimmend.
Das Wunder von Hemberg bringt die Swisscom in Verlegenheit. Sie hat dem beharrlichen Druck nachgegeben und im vergangenen August zum biogeometrischen Versuch Hand geboten. Jetzt soll sie den unerwarteten Erfolg auch umsetzen. Seit die Swisscom im Juni 2002 die Antenne installiert hatte, liefen die betroffenen Anwohner Sturm. Schliesslich gelangten diese Ende 2002 an die kurz zuvor gegründete Ombudsstelle Mobilkommunikation, die der Swisscom einige Monate später Karims Hilfsangebot schmackhaft machte.
Unmögliches möglich gemacht
Der Ägypter - diplomierter ETH-Architekt und Naturwissenschaftler mit Doktortitel - erreichte, was ihm kaum jemand zu- getraut hatte. Er ermöglichte den Hembergern dank seinen wasserpfeifenförmigen Plexiglas- und Holzteilen, wieder ruhig zu träumen.
Dafür raubte er den Swisscom-Verantwortlichen den Schlaf: Nach dem Hemberger Erfolg verlangen nun Elektrosmog-Geplagte aus allen Landesteilen, dass auch ihnen biogeometrische Hilfe zuteil werde. In Hemberg hatte Karim noch Gratisarbeit geleistet, künftig will er für seinen Aufwand entschädigt werden. «Ich habe bisher alle Kosten selber getragen, 100 000 Franken und drei Monate Zeit in das Projekt investiert.» Die Weiterführung seiner Arbeit solle nun klar geregelt werden.
Davor schreckt die Swisscom jedoch zurück: Sie ist nicht bereit, einen Projektvertrag mit Karim abzuschliessen. In Hemberg habe sich gezeigt, dass über 90 Prozent der Strahlen nicht von der Handyantenne stammten, behauptet Claude Georges, Leiter Mobilkommunikation und Umwelt bei der Swisscom. Elektroinstallationen und Erdstrahlen hätten wesentlich mehr Einfluss als die Mobilfunkantenne. Eine Vereinbarung mit Karim würde als Schuldeingeständnis der Swisscom wahrgenommen. «Wir begleichen allfällige Beeinträchtigungen durch die Antennen nach dem Verursacherprinzip», sagt Georges. Man wolle nicht für Probleme aufkommen, die nicht der Mobilfunk verursache, während sich die anderen Anbieter aus der Diskussion heraushielten. «Sunrise und Orange hätten einem Versuch mit Biogeometrie vermutlich nicht zugestimmt.» Die Swisscom wehre sich nicht gegen neue Methoden, die sie zwar nicht verstehe, die dem Wohlbefinden der Bevölkerung aber offensichtlich dienten.
Die Kooperationsbereitschaft sei nur ein Lippenbekenntnis, ereifert sich Antennen-Anwohnerin Rosmarie Keller. Die Swisscom nehme die Anliegen der Elekt- rosmog-Opfer nicht ernst. So habe etwa ein Verantwortlicher die Schädlichkeit von Handystrahlen mit der einer Tasse Kaffee verglichen. «Für die Swisscom sind unsere Probleme nur Einbildung.»
Naturwissenschaftler Karim ist ebenfalls schlecht auf die Swisscom zu sprechen. Als Dozent an der Helwan-Universität in Kai-ro und als Leiter von Forschungsprogrammen in Deutschland, Frankreich und Hol-land gefragt, fühlt sich Karim in der Schweiz verschmäht. Die Swisscom stehle sich aus der Verantwortung und habe ihm nahe gelegt, mit den betroffenen Gemeinden Verträge abzuschliessen. Die Gemeinden sollten die Kosten tragen. «Das ist illusorisch.» Nach sieben Monaten habe sich der Telecom-Anbieter aus dem Projekt verabschiedet, ohne dies vorher anzukündigen. «Wir sind nicht bereit, eine Kollektivschuld zu übernehmen, sind aber weiter offen für eine sinnvolle Zusammenarbeit mit Doktor Karim», wiegelt Claude Georges von der Swisscom ab.
Rolf Lüthi, Geschäftsführer der Ombudsstelle Mobilkommunikation, will trotz des Rückzugs der Swisscom nicht aufgeben. «Fakt ist, dass es den Leuten in Hemberg wieder gut geht.» Deshalb lohne es sich, mit Biogeometrie ein wissenschaftlich begleitetes Projekt durchzuführen. Aufgabe der Ombudsstelle dürfe es aber nicht sein, es zu bezahlen. Man wolle deshalb prüfen, ob eine Finanzierung mit einer neuen Stiftung oder einem Fonds möglich wäre. Träger und Geldgeber hat Lüthi allerdings noch nicht.
Kritik an der Ombudsstelle
Inzwischen verloren viele Betroffene ihr Vertrauen in die von der Sankt-Galler FDP-Ständerätin Erika Forster präsidierte Ombudsstelle. Der Baubiologe und grüne Sankt-Galler Kantonsrat Bosco Büeler schreibt der Stelle «eine diffuse Rolle» zu. Finanziert von der Telekommunikationsbranche, agiere sie auch wie deren verlängerter Arm. «Nach dem erfolgreichen Versuch in Hemberg hätte die Ombudsstelle handeln und das Projekt erweitern müssen.» Geschäftsführer Lüthi widerspricht: Es sei schlicht unmöglich, schneller vorzugehen. «Da wir niemandem etwas befehlen können, ist ein Konsens die einzige Chance», ihn zu erzielen, erfordere aber ein behutsames Vortasten. «Wir sind unparteiisch und wahren alle Interessen», wehrt Lüthi den Vorwurf ab, sich von den Anbietern instrumentalisieren zu lassen. Erklären kann sich die erfolgreiche Therapie Hembergs niemand. Rosmarie Keller weiss nicht, wie ihr geschah. Karim wandelte mit seinen auf die Sender ausgerichteten Figuren schädliche Strahlen in harmlose um. Offenbar erfolgreich. «Das Resultat ist für mich nicht fassbar.» Die Beschwerden seien gewichen, ihr Körper habe sich kontinuierlich erholt. Ein sichtbares Indiz bestärke ihre subjektive Wahrnehmung: «Seit Karim hier war, haben wir wieder Marder im Garten. Und so viele Vögel wie noch nie.» Für Keller der Beweis, dass Biogeometrie kein esoterischer Hokuspokus ist: «Tiere bilden sich nichts ein.» Keller will es mit dem zurückgewonnenen Wohlbefinden nicht auf sich beruhen lassen. Sie kämpft weiter für Elektrosmoggeplagte und fordert ein gesamtschweizerisches Projekt mit Biogeometrie. Inzwischen erkundigen sich Interessierte aus sechs Gemeinden, wie das Unerklärliche zu erklären sei.
«Karim muss auch uns helfen», sagt Josef Mazenauer vom Hirschberg in Appenzell. Er wehrt sich gegen die Elektrosmog-Belastung in seiner Umgebung - verursacht durch den Sender Säntis und andere Radio-, TV- und Mobilfunkantennen. Jede Woche ruft er bei der Ombudsstelle an. Geschäftsführer Lüthi wird auch sonst immer öfter auf die biogeometrische Hilfe angesprochen. «Wir bemühen uns um eine möglichst flächendeckende Lösung und versuchen, alle Interessen unter einen Hut zu bringen.» Die Möglichkeit eines Scheiterns sei allerdings nie auszuschliessen.
Andreas Schmid
Das 100.000 Franken Plexiglas-Wunder von Hemberg
Re: Das 100.000 Franken Plexiglas-Wunder von Hemberg
300'000.SFr. stellt für die Swisscom wohl das kleinere Problem dar, als dss sie die Aktionen des Wunderarchitekten überall mit technischen Mitteln unterstützen müssten.
Re: Das 100.000 Franken Plexiglas-Wunder von Hemberg
Lachen wirkt immer harmonisierend.
Näheres zum Plexiglas-Wunder von Hemberg auf http://www.gigaherz.ch/785
Gruss vom Yeti vom Guggershorn alias Hans-U.Jakob
Näheres zum Plexiglas-Wunder von Hemberg auf http://www.gigaherz.ch/785
Gruss vom Yeti vom Guggershorn alias Hans-U.Jakob