Anonymous hat geschrieben:hallo kurt,
ein konstruktiver Austausch mit Mobilfunkgegnern, die zum großen Teil Betroffene sind, ist auf diese Weise schwierig.
Weil die Wenigsten sich "mobilfunktechnisch" auskennen. Die Betroffenen werden aber regelrecht dazu gezwungen, sich
damit zu befassen.
Worin besteht der Zwang? Sich hinsichtlich der technischen und physikalischen Prinzipien zu informieren
oder ungefragt elektromagnetischen Feldern ausgesetzt zu sein?
Anonymous hat geschrieben:
Ich z.B würde mich als elektrosensibel seit ca. 3 Jahren bezeichnen.
Was ist vor 3 Jahren geschehen? Und was war vorher?
Anonymous hat geschrieben:
Es macht mir nichts, vor diesem Computer oder einem Fernseher zu sitzen. Aber der Aufenthalt im gesamten
Stadtgebiet, hier schießen die Dinger wie Pilze aus dem Boden, gleicht einem Spießroutenlauf. Wenn ich mich
mehrere Stunden in einem großen Park in einer Senke aufhalte, dann gehen die Beschwerden merklich zurück.
...
Ich bin früher sehr gerne per Zug gereist, das ist mir auch nicht mehr möglich...
Was ist hier das Problem? Die Felder der Oberleitung oder anderen Mitreisende, die ihr Mobiltelefon benutzen?
Anonymous hat geschrieben:
Ich glaube Ihnen, daß Sie an Ihre Theorien glauben und daß Sie hier niemanden etwas böses wollen.
Es stimmt, dass ich niemanden etwas böses will. Ich zweifle auch in keinster Weise an den Mißempfndungen, Schmerzen,
Unwohlsein, Schlaflosigkeit, kurz: An den Symptomen, egal wie schlimm sie sind.
Ich bezweifle aber, dass immer und ausschiesslich Funkwellen daran schuld sein sollen.
Weiterhin bezweifle ich -- und das was ja ursprünglich der Ausgangspunkt der Diskussion -- dass Menschen, oder
besser: ein bestimmter Mensch durch die blosse Anwesenheit eines (leicht) magnetisierten Autorades beeinträchtigt
fühlt. Auch hier habe ich keine Zweifel am Symptom. Ich glaube die Aussage also. Aber für die Symptomatik
leichte statische Veränderungen des Erdmagnetfeldes verantwortlich zu machen scheint mir zumindestens gewagt.
Anonymous hat geschrieben:
Aber so wie ich Sie nicht überzeugen kann, so können Sie es umgekehrt auch nicht...
Es geht nicht um Überzeugung sondern darum, für Beobachtungen eine Erklärung zu finden.
In diesem Sinne ist die Aussage, dass jemand auf (schwache) EM-Felder oder (schwache) magnetfelder reagiert
zunächst nichts anderes als eine Hypothese, die bewiesen oder widerlegt werden kann.
Wenn ich zu einer Hypothese ein nachvollziehbares und logisches Gegenargument finde gilt die Hypothese
nicht mehr; es muss einen neue gefunden werden. So läuft wissenschaflicher Erkennisgewinn ab.
Am Ende hat man dann eine Theorie und diese Vorhersagen machen können und Experimenten standhalten.
Findet jemand ein Gegenbeispiel gilt die Theorie nicht mehr, wird abgelöst oder -- zunächst mit
Hypthesen -- erweitern u. s. f.
Da wir uns bei EM-Feldern seit nunmehr über 100 Jahren auf recht gesichertem Boden bewegen können wir davon
ausgehen, dass alle Aussagen, die diesen gesicherten Erkenntnissen widersprechen mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit falsch sind.
Dazu zählt z. B. die Aussage, dass das (evtl. leicht veränderte) Erdmagnetfeld im Körper eine Depolarisierung
hervorrufen kann, wenn man sich bewegt. Man kann durch Rechnung beweisen, dass das völlig unmöglich ist --
vorher würde das Individuum schon lange wegen der enormen Beschleunigungskräfte zerrissen.
Oder die Aussage, dass Satellitenschüsseln Funkwellen von Mobilfunkbasisstationen dergestalt reflektieren, dass
"hot spots" entstehen. Klar, die Wellen werden reflektiert und es mag in der Nähe der Schüssel lokal eine
Felstärkenerhöhung geben. Aber hierbei gelten die gleichen Gesetze, wie bei Lichtausbreitung. Nun überlegen
Sie mal, wo sich der Brennpunkt befindet? Hält sich da jemand auf? Aus welcher Richtung kommen die Wellen? usw.
Anhand solcher Überlegungen ist die Aussage der Gefährlichkeit der "Passivstrahler" ohne jedes Argumentationsproblem
zu widerlegen.
Was ich damit sagen will ist folgendes: Wenn jemand behauptet, elektrosensibel zu sein -- was ich nicht ausschliesse --
dann darf derjenige nicht mit "Beweisen" kommen, die schon sein 100 Jahren mathematisch korrekt widerlegbar sind.
Damit tut man sich keinen Gefallen, denn so erreicht man nur, dass man unglaubwürdig wird.
Anonymous hat geschrieben:
Vielleicht sollte man sich zumindest so weit entgegenkommen, in dem man sagt: Die absolute Wahrheit gibt es nicht.
Ich selbst habe vor meiner Beeinträchtigung durch einen nahestehenden Mobilfunkmasten Mobilfunkgegner für
Hypochonder gehalten. Wenn ich geahnt hätte, welche Folgen dies für mein Leben hat, dann wäre ich sofort
umgezogen damals
[/quote]
Sie haben Recht, die absolute Wahrheit gibt es nicht. Was es aber gibt sind offensichtlich falsche Aussagen
zum Thema Funkwellen, Modulation, Induktionsgesetz. Aussagen dieser Art lassen sich ohne Glaubensnotwendigkeit
präzise widerlegen, denn dafür reicht ein einziges Gegenbeispiel.
Nochmal:Auf der genauen Kenntnis, wie die physikalischen Prinzipien hinter den elektromagnetischen
Phänomenen funktionieren beruht unsere ganze Umwelt. Wenn man also irgendwelche Phänomen mit Hypothesen
zu erklären versucht, die diesen Prinzipien widersprechen bedeutet dies in letzter Konsequenz, dass derjenige,
der diese Hypothese aufstellt diese Prinzipien entweder leugnet oder besser: Eine Erweiterung postuliert.
Letzteres wäre natürlich höchst bemerkenswert auf diesem Gebiet. Diese neue Hypothese müsste aber in Form
einer Theorie *alle* bisher bekannten Phänomene erklären.
BTW: Ich halte übrigens Mobilfunkgegner nicht für Hypochonder, ich urteile überhaupt nicht über die
zweifelsfrei vorhandenen, negativen Symptome. Ich weise lediglich darauf hin, wenn ein Erklärungsversuch
mit vorhandenem Wissen kollidiert.
Kurt