Gibt es Hinweise auf vermehrten oxidativen Stress durch elektromagnetische Felder?
Eine Zusammenfassung neuerer relevanter Tier- und Zellstudien in
Bezug auf gesundheitliche Auswirkungen
Meike Mevissen1 und David Schürmann2
1 Veterinär-Pharmakologie & Toxikologie, Departement of Clinical Research and Veterinary Public
Health (DCR-VPH), Vetsuisse-Fakultät Universität Bern, Schweiz
2 Departement Biomedizin, Universität Basel, Schweiz
Mai 2021
Im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU)
https://www.bafu.admin.ch/dam/bafu/de/d ... Felder.pdf
7.5 Fazit
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es in der Fachliteratur der letzten 10 Jahre Hinweise für
Veränderungen des oxidativen Gleichgewichtes durch EMF-Exposition, sogar im niedrigen
Dosisbereich, wiederkehrend und recht konsistent gibt. So wurden in der Mehrzahl der Tierstudien
Hinweise auf vermehrten oxidativen Stress durch HF-EMF und NF-MF gefunden, teils einhergehend
mit funktionellen oder strukturellen Veränderungen. Organismen und Zellen sind in der Lage auf
oxidativen Stress zu reagieren und auch nach Befeldung war in vielen Studien eine Adaptation nach
einer Erholungsphase zu sehen. Vorübergehende Veränderungen der Biomarker für oxidativen Stress
und Adaption wurden vor allem in Zellstudien analysiert und gefunden. Im Vergleich zu
Tierexperimenten wurden in Zellstudien generell kürzere Expositionszeiten aber höhere Dosen
angewendet, die in etwa der Hälfte der Fälle Hinweise auf Veränderungen des oxidativen
Gleichgewichts lieferten. Besonders erwähnenswert sind auch einige Untersuchungen, in denen der
Einfluss von EMF-Exposition im Zusammenhang mit Vorschädigungen, wie Erkrankungen (Diabetes,
neurodegenerative Erkrankungen), oder zusätzlichen Stressfaktoren untersucht wurden. Vorschädi-
gungen kompromittieren antioxidative Schutzmechanismen und andere Abwehrmechanismen des
Organismus und es ist daher zu erwarten, dass bei Individuen mit solchen Vorschädigungen eher
Gesundheitseffekte auftreten, was in den Modellsystemen auch beobachtet wurde. Ähnlich wie für
andere Stressoren, die oxidativen Stress hervorrufen, liefern einige Studien Hinweise, dass sehr junge
oder auch alte Individuen weniger effizient auf EMF-bedingten oxidativen Stress reagieren können
beziehungsweise eher Veränderungen der Biomarker zeigen.
Hinweise auf eine Veränderung des oxidativen Gleichgewichtes wurde bei einer Vielzahl von Zelltypen,
Expositionszeiten und Dosierungen (SAR oder Feldstärken) gefunden, wobei diese durchaus auch im
Bereich der Grenzwerte auftraten. Gewiss sind einige Studien mit methodischen Unsicherheiten bzw.
Schwächen behaftet und die Datenlage ist wenig umfassend für einige Organsysteme. Weiterführende
Untersuchungen unter standardisierten Bedingungen sind daher notwendig, um diese Phänomene
und Beobachtungen besser zu verstehen.
Auswirkungen hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf Krebs in Tierversuchen, eine systematische Übersichtsarbeit
Meike Mevissen a 1, Angélique Ducray a 1, Jerrold M. Ward b, Annette Kopp-Schneider c, James P. McNamee d, Andrew W. Wood e, Tania M. Rivero f, Kurt Straif g h
https://www.sciencedirect.com/science/a ... 2025002338
4.4.1. Abschließende Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse dieser systematischen Übersichtsarbeit deuten darauf hin, dass die Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern die Krebsinzidenz bei Versuchstieren erhöht, wobei der CoE bei malignen Herzschwannomen und -gliomen am stärksten ausgeprägt ist.
Obwohl mit hoher Sicherheit davon ausgegangen werden kann, dass Hinweise auf Karzinogenität bei Versuchstieren eine krebserzeugende Gefahr für den Menschen vorhersagen können, ist die Extrapolation des Risikos aus Krebs-Bioassays auf den Menschen bei hochfrequenten elektromagnetischen Feldern besonders komplex. Ohne ein Verständnis des Mechanismus der Karzinogenität von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern kann die Wahl des Expositionsmaßes für die Risikoextrapolation (Ganzkörper versus lokalisiert), der Intensität oder der kumulativen Exposition, unabhängig davon, ob eine monotone Dosis-Wirkungs-Beziehung für karzinogene Effekte gilt und ob der SAR-Wert das geeignete Dosismaß für durch hochfrequente elektromagnetische Felder induzierte Nebenwirkungen ist, entscheidend sein.
Neben der Integration des aus der RoC übernommenen Sensitivitätsbereichs sind weitere Arbeiten erforderlich, um den GRADE-Ansatz für die Bewertung des CoE aus Tierkrebs-Bioassays zur Identifizierung von Risiken durch Umwelteinwirkungen anzupassen.
[b]Gibt es Hinweise auf vermehrten oxidativen Stress durch elektromagnetische Felder?[/b]
Eine Zusammenfassung neuerer relevanter Tier- und Zellstudien in
Bezug auf gesundheitliche Auswirkungen
Meike Mevissen1 und David Schürmann2
1 Veterinär-Pharmakologie & Toxikologie, Departement of Clinical Research and Veterinary Public
Health (DCR-VPH), Vetsuisse-Fakultät Universität Bern, Schweiz
2 Departement Biomedizin, Universität Basel, Schweiz
Mai 2021
Im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU)
https://www.bafu.admin.ch/dam/bafu/de/dokumente/elektrosmog/externe-studien-berichte/gibt-es-hinweise-auf-vermehrten-oxidativen-stress-durch-elektromagnetische-felder.pdf.download.pdf/Bericht-Stress_durch_elektromagnetische_Felder.pdf
7.5 Fazit
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es in der Fachliteratur der letzten 10 Jahre Hinweise für
Veränderungen des oxidativen Gleichgewichtes durch EMF-Exposition, sogar im niedrigen
Dosisbereich, wiederkehrend und recht konsistent gibt. So wurden in der Mehrzahl der Tierstudien
Hinweise auf vermehrten oxidativen Stress durch HF-EMF und NF-MF gefunden, teils einhergehend
mit funktionellen oder strukturellen Veränderungen. Organismen und Zellen sind in der Lage auf
oxidativen Stress zu reagieren und auch nach Befeldung war in vielen Studien eine Adaptation nach
einer Erholungsphase zu sehen. Vorübergehende Veränderungen der Biomarker für oxidativen Stress
und Adaption wurden vor allem in Zellstudien analysiert und gefunden. Im Vergleich zu
Tierexperimenten wurden in Zellstudien generell kürzere Expositionszeiten aber höhere Dosen
angewendet, die in etwa der Hälfte der Fälle Hinweise auf Veränderungen des oxidativen
Gleichgewichts lieferten. Besonders erwähnenswert sind auch einige Untersuchungen, in denen der
Einfluss von EMF-Exposition im Zusammenhang mit Vorschädigungen, wie Erkrankungen (Diabetes,
neurodegenerative Erkrankungen), oder zusätzlichen Stressfaktoren untersucht wurden. Vorschädi-
gungen kompromittieren antioxidative Schutzmechanismen und andere Abwehrmechanismen des
Organismus und es ist daher zu erwarten, dass bei Individuen mit solchen Vorschädigungen eher
Gesundheitseffekte auftreten, was in den Modellsystemen auch beobachtet wurde. Ähnlich wie für
andere Stressoren, die oxidativen Stress hervorrufen, liefern einige Studien Hinweise, dass sehr junge
oder auch alte Individuen weniger effizient auf EMF-bedingten oxidativen Stress reagieren können
beziehungsweise eher Veränderungen der Biomarker zeigen.
Hinweise auf eine Veränderung des oxidativen Gleichgewichtes wurde bei einer Vielzahl von Zelltypen,
Expositionszeiten und Dosierungen (SAR oder Feldstärken) gefunden, wobei diese durchaus auch im
Bereich der Grenzwerte auftraten. Gewiss sind einige Studien mit methodischen Unsicherheiten bzw.
Schwächen behaftet und die Datenlage ist wenig umfassend für einige Organsysteme. Weiterführende
Untersuchungen unter standardisierten Bedingungen sind daher notwendig, um diese Phänomene
und Beobachtungen besser zu verstehen.
[b]
Auswirkungen hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf Krebs in Tierversuchen, eine systematische Übersichtsarbeit[/b]
Meike Mevissen a 1, Angélique Ducray a 1, Jerrold M. Ward b, Annette Kopp-Schneider c, James P. McNamee d, Andrew W. Wood e, Tania M. Rivero f, Kurt Straif g h
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0160412025002338
4.4.1. Abschließende Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse dieser systematischen Übersichtsarbeit deuten darauf hin, dass die Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern die Krebsinzidenz bei Versuchstieren erhöht, wobei der CoE bei malignen Herzschwannomen und -gliomen am stärksten ausgeprägt ist.
Obwohl mit hoher Sicherheit davon ausgegangen werden kann, dass Hinweise auf Karzinogenität bei Versuchstieren eine krebserzeugende Gefahr für den Menschen vorhersagen können, ist die Extrapolation des Risikos aus Krebs-Bioassays auf den Menschen bei hochfrequenten elektromagnetischen Feldern besonders komplex. Ohne ein Verständnis des Mechanismus der Karzinogenität von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern kann die Wahl des Expositionsmaßes für die Risikoextrapolation (Ganzkörper versus lokalisiert), der Intensität oder der kumulativen Exposition, unabhängig davon, ob eine monotone Dosis-Wirkungs-Beziehung für karzinogene Effekte gilt und ob der SAR-Wert das geeignete Dosismaß für durch hochfrequente elektromagnetische Felder induzierte Nebenwirkungen ist, entscheidend sein.
Neben der Integration des aus der RoC übernommenen Sensitivitätsbereichs sind weitere Arbeiten erforderlich, um den GRADE-Ansatz für die Bewertung des CoE aus Tierkrebs-Bioassays zur Identifizierung von Risiken durch Umwelteinwirkungen anzupassen.