von madu » 10. April 2003 18:10
Bei Teleopoli gefunden, von Jenny Eltermann 10.04.2003
<<Zitat>>
Schädigungen der DNA durch niedrige Röntgendosen sind länger wirksam
als hohe Strahleneinwirkungen - eine neue Erkenntnis, die sich
höchstwahrscheinlich auch auf die nuklearen Strahlungsquellen
übertragen lässt
Ionisierende Strahlen verursachen Brüche im Doppelstrang der DNA
(double-strand breaks). Die Auswirkungen sind zu Genüge bekannt: Krebs,
nicht nur Blutkrebs, und frühkindliche Missbildungen.
Nicht zufällig starben an der Leukämie die ersten Röntgenärzte und
ebenso die Physik- und Chemie-Nobelpreisträgerin Marie Curie. Hohe
Bestrahlungsdosen, isoliert oder kumuliert durch die wiederholte
Exposition, werden als Auslöser angesehen. Kai Rottkamm und Markus
Lobrich aus der Fachrichtung Biophysik der Universität des Saarlandes
in Homburg haben sich gefragt: Welchen Effekt hat die niedrig dosierte
Röntgenbestrahlung? Ihr Modell ist die Strahlendosis, die der Zahnarzt
mit einem modernen Gerät beim Röntgen einsetzt. Ihre Ergebnisse, soeben
veröffentlicht in den Proceedings of the National Academy of Sciences (
PNAS [1]), zwingen dazu, dass die bisherige Annahme von der
Unschädlichkeit geringer Röntgendosen revidiert werden muss.
Die Forscher haben die Zellschädigungen mit Hilfe eines neuartigen
Fluoreszenzfarbstoffs bis zu 14 Tage nach der Exposition ausgezählt.
Das überraschende Ergebnis: niedrig dosierte Bestrahlung erzeugt
DNA-Brüche, die ungleich länger bestehen bleiben als die Schädigungen,
die unter hohen Röntgendosen auftreten. Die Begründung für dieses
unerwartete Verhalten ist schlüssig: Heftige Zerstörungen führen zum
Zelltod, unmittelbar oder innerhalb kurzer Zeit, weil die Zellen nicht
mehr lebensfähig sind. Dann gibt es noch Gewebe, das zwar geschädigt
ist, vom Körper allerdings wieder repariert wird. Ganz anders nun die
niedrig dosierte Strahlung: Sie verursacht DNA-Brüche, die offenbar
nicht als reparaturbedürftig erkannt werden. Statt den Ort der
Zerstörung gründlich zu reinigen, bleiben zahlreiche defekte Zellen am
Leben und multiplizieren sich und ihre schädliche Wirkung auf den
Körper.
Die Wissenschaftler hoffen, dass der von ihnen benutzte Test für
systematische Untersuchungen automatisiert werden kann. Worum geht es
jetzt? Statt der tolerablen Gesamtdosis wie sie im Atomgesetz für den
Röntgenarbeitsplatz festgesetzt ist, muss der Schwellenwert festgemacht
werden, von dem ab lang anhaltende DNA-Schädigungen induziert werden.
Vorbei ist es auch mit der Großzügigkeit im Einsatz von
Röntgenuntersuchungen am Kranken. "Sie kriegen nur eine kleine Dosis
ab," war bisher der Spruch vieler Ärzte, weil sie der Devise folgen:
Hohe Dosis macht große Schädigung, die niedrige Dosis hat hingegen
wenig oder keine Auswirkungen. Kein Zweifel, die Risikobewertung muss
neu definiert werden.
Die Untersuchungen aus Homburg an der Saar werden einen noch
mächtigeren Stein ins Rollen bringen. Was hier für Röntgenstrahlen
gefunden wurde, lässt sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf die
nuklearen Strahlungsquellen übertragen. Die Diskussionen um die
Leukämie in der Nachbarschaft von Atomreaktoren werden neuen Auftrieb
bekommen. Die Beobachtung, wonach der Brustkrebs 3-4mal häufiger ist
bei Frauen, die in jungen Jahren nicht-tödlicher radioaktiver Strahlung
ausgesetzt sind, könnte über den Effekt der niedrigen Dosis erklärt
werden. Geradezu unvollständig erscheint im Licht der neuen Erkenntnis
der Bericht der Vereinten Nationen UNSCEARE-2000 [2] über den Unfall
von Tschernobyl. Danach kamen nur 30 Personen als Bediener oder
Feuerwehrleute direkt zu Tode, weitere Schäden wurden nicht ausgemacht,
weil sie offenbar nicht erkannt wurden.
Nur wenige biologische Vorgänge folgen der geradlinigen
Dosis-Wirkungsbeziehung. Ungleich häufiger ist die S-förmige Kurve im
Sinne der logistischen Funktion. Kai Rottkamm und Markus Lobrich
bestätigen für ein altbekanntes Problem, das längst gelöst schien:
Überleben alleine ist kein Maß für die Auswirkungen auf zellulärer
Ebene. <<Zitat Ende>>
UND WIE SIEHT DAS BEI NICHT IONISIERENDER STRAHLUNG WOHL AUS?
Gruss madu
Bei Teleopoli gefunden, von Jenny Eltermann 10.04.2003
<<Zitat>>
Schädigungen der DNA durch niedrige Röntgendosen sind länger wirksam
als hohe Strahleneinwirkungen - eine neue Erkenntnis, die sich
höchstwahrscheinlich auch auf die nuklearen Strahlungsquellen
übertragen lässt
Ionisierende Strahlen verursachen Brüche im Doppelstrang der DNA
(double-strand breaks). Die Auswirkungen sind zu Genüge bekannt: Krebs,
nicht nur Blutkrebs, und frühkindliche Missbildungen.
Nicht zufällig starben an der Leukämie die ersten Röntgenärzte und
ebenso die Physik- und Chemie-Nobelpreisträgerin Marie Curie. Hohe
Bestrahlungsdosen, isoliert oder kumuliert durch die wiederholte
Exposition, werden als Auslöser angesehen. Kai Rottkamm und Markus
Lobrich aus der Fachrichtung Biophysik der Universität des Saarlandes
in Homburg haben sich gefragt: Welchen Effekt hat die niedrig dosierte
Röntgenbestrahlung? Ihr Modell ist die Strahlendosis, die der Zahnarzt
mit einem modernen Gerät beim Röntgen einsetzt. Ihre Ergebnisse, soeben
veröffentlicht in den Proceedings of the National Academy of Sciences (
PNAS [1]), zwingen dazu, dass die bisherige Annahme von der
Unschädlichkeit geringer Röntgendosen revidiert werden muss.
Die Forscher haben die Zellschädigungen mit Hilfe eines neuartigen
Fluoreszenzfarbstoffs bis zu 14 Tage nach der Exposition ausgezählt.
Das überraschende Ergebnis: niedrig dosierte Bestrahlung erzeugt
DNA-Brüche, die ungleich länger bestehen bleiben als die Schädigungen,
die unter hohen Röntgendosen auftreten. Die Begründung für dieses
unerwartete Verhalten ist schlüssig: Heftige Zerstörungen führen zum
Zelltod, unmittelbar oder innerhalb kurzer Zeit, weil die Zellen nicht
mehr lebensfähig sind. Dann gibt es noch Gewebe, das zwar geschädigt
ist, vom Körper allerdings wieder repariert wird. Ganz anders nun die
niedrig dosierte Strahlung: Sie verursacht DNA-Brüche, die offenbar
nicht als reparaturbedürftig erkannt werden. Statt den Ort der
Zerstörung gründlich zu reinigen, bleiben zahlreiche defekte Zellen am
Leben und multiplizieren sich und ihre schädliche Wirkung auf den
Körper.
Die Wissenschaftler hoffen, dass der von ihnen benutzte Test für
systematische Untersuchungen automatisiert werden kann. Worum geht es
jetzt? Statt der tolerablen Gesamtdosis wie sie im Atomgesetz für den
Röntgenarbeitsplatz festgesetzt ist, muss der Schwellenwert festgemacht
werden, von dem ab lang anhaltende DNA-Schädigungen induziert werden.
Vorbei ist es auch mit der Großzügigkeit im Einsatz von
Röntgenuntersuchungen am Kranken. "Sie kriegen nur eine kleine Dosis
ab," war bisher der Spruch vieler Ärzte, weil sie der Devise folgen:
Hohe Dosis macht große Schädigung, die niedrige Dosis hat hingegen
wenig oder keine Auswirkungen. Kein Zweifel, die Risikobewertung muss
neu definiert werden.
Die Untersuchungen aus Homburg an der Saar werden einen noch
mächtigeren Stein ins Rollen bringen. Was hier für Röntgenstrahlen
gefunden wurde, lässt sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf die
nuklearen Strahlungsquellen übertragen. Die Diskussionen um die
Leukämie in der Nachbarschaft von Atomreaktoren werden neuen Auftrieb
bekommen. Die Beobachtung, wonach der Brustkrebs 3-4mal häufiger ist
bei Frauen, die in jungen Jahren nicht-tödlicher radioaktiver Strahlung
ausgesetzt sind, könnte über den Effekt der niedrigen Dosis erklärt
werden. Geradezu unvollständig erscheint im Licht der neuen Erkenntnis
der Bericht der Vereinten Nationen UNSCEARE-2000 [2] über den Unfall
von Tschernobyl. Danach kamen nur 30 Personen als Bediener oder
Feuerwehrleute direkt zu Tode, weitere Schäden wurden nicht ausgemacht,
weil sie offenbar nicht erkannt wurden.
Nur wenige biologische Vorgänge folgen der geradlinigen
Dosis-Wirkungsbeziehung. Ungleich häufiger ist die S-förmige Kurve im
Sinne der logistischen Funktion. Kai Rottkamm und Markus Lobrich
bestätigen für ein altbekanntes Problem, das längst gelöst schien:
Überleben alleine ist kein Maß für die Auswirkungen auf zellulärer
Ebene. <<Zitat Ende>>
UND WIE SIEHT DAS BEI NICHT IONISIERENDER STRAHLUNG WOHL AUS?
Gruss madu