Ach je, gut zwei Jahre ist das auch schon wieder her.
So schnell vergeht die Zeit!
Einige weitere Informationen und Pressestimmen hierzu:
Berliner Zeitung vom 15.05.02
Mobilfunk jenseits der Grenzwerte
Ein japanischer Physiker ermittelt hohe Strahlungsbelastung beim Handy-Gebrauch in Bussen und Bahnen
Haaallo! Liebling, hörst du mich? Bin hier jetzt kurz vor Koblenz. Ja, ich komme pünktlich zum Abendessen. Ciao!" "Tag Frau Müller-Lüdenscheidt. Haben Sie Meier zwo erreicht wegen des Termins morgen? Ach, auf meiner Mailbox? Danke, tschühüs." "Paul, hier Dieter. Du denkst doch an unsere Skatrunde heute Abend? Alles klar Alter, bis dann."
Jeder Bahnreisende ist heute unausweichlich Zeuge solcher geistreichen Kommunikation, nicht wenige empfinden sie als akustische Umweltverschmutzung. Möglicherweise ist der massenhafte Mobilfunk aber nicht nur ein Ärgernis für Ruhebedürftige, sondern auch eine Gefahr, beispielsweise für Träger von Herzschrittmachern. Das ergeben Berechnungen, die der japanische Physiker Tsuyoshi Hondou kürzlich im "Journal of the Physical Society of Japan" vorstellte. Hondou forscht an der Tohoku University in Sendai und am Institut Curie in Paris.
Ob die hochfrequenten elektromagnetischen Felder des Mobilfunks die Gesundheit bedrohen, ist nach wie vor umstritten. Während einzelne Untersuchungen Hinweise etwa auf ein erhöhtes Risiko für bestimmte Augentumoren ergaben (Berliner Zeitung vom 31.1.2001), bestreiten andere Wissenschaftler jeden Zusammenhang zwischen Krebs und Handy-Gebrauch. Obwohl in einigen Ländern seit mehr als zehn Jahren Mobilfunk betrieben wird, sei kein Anstieg der Krebserkrankungen feststellen, argumentiert etwa Jiri Silny vom Forschungszentrum für elektromagnetische Umweltverträglichkeit in Aachen. Er bewertete kürzlich im Auftrag des VDE (Verband der Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik) Studien und kam zu dem Schluss: Eine Beziehung zwischen den durch Handys erzeugten elektromagnetischen Feldern und Krebs sei unwahrscheinlich. Allenfalls gäbe es "subtile Effekte" auf das Nervensystem. "Keine Hinweise auf Gesundheitsgefahren", gab daraufhin der VDE bekannt.
Tsuyoshi Hondou kommt zu anderen Schlüssen. Dabei geht es ihm nicht so sehr um die Frage, ob Mobiltelefone den Nutzer gefährden.
"Wer per Handy telefoniert, tut das ja auf eigenes Risiko", sagt der japanische Wissenschaftler. Ihn interessieren die Unbeteiligten, die etwa in einem Zug oder Fahrstuhl vielfacher Handyabstrahlung durch die Geräte ihrer stets erreichbaren Mitmenschen ausgesetzt sind.
Konventionelle Berechnungen gehen davon aus, dass diese Belastung durch "Passiv-Telefonieren" gering ist, da die elektromagnetische Strahlung mit der Entfernung stark abnimmt. Gerade mal 22 Zentimeter sehen japanische Richtlinien daher als Mindestabstand zwischen einem Handynutzer und dem Träger eines Herzschrittmachers vor.
Hondou dagegen beobachtete, dass noch in einer Entfernung von fünf Metern zum nächsten Mobiltelefon beispielsweise Hörgeräte gestört wurden. Ursache dieses Unterschieds zwischen gängiger Theorie und Praxis: Die Strahlung vieler Handys in der Umgebung - auch der gerade nicht genutzten, aber eingeschalteten Geräte - addiert sich. Vor allem aber reflektieren Metallwände die elektromagnetische Strahlung. Der Physiker vergleicht dieses Phänomen mit einer Glühbirne in einem schwarz gestrichenen Raum einerseits und in einem innen verspiegelten andererseits. Im zweiten Fall ist es sehr viel heller. Analog ist die Intensität der Handy-Strahlung in einem Raum, dessen Wände aus Metall bestehen, um ein Vielfaches erhöht. Hondou errechnete: Wenn ein voll besetzter Pendlerzug unpünktlich ist und ein Großteil der Fahrgäste zum Mobiltelefon greift, um die Verspätung im Büro anzukündigen, können für die Passagiere leicht die Grenzwerte überschritten werden, die die Internationale Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP) festgelegt hat.
Im Gegensatz zur Bundesbahn berücksichtigen einzelne Betriebe des Öffentlichen Nahverkehrs solche Überlegungen bereits seit längerem. So darf das Handy in Münchner Bussen und Straßenbahnen nicht benutzt werden. Und das nicht nur, weil eine Umfrage im Herbst 2000 ergab, dass eine Mehrheit der Fahrgäste sich durch das unfreiwillige Mithören belästigt fühlen würde. Die Stadtwerke München verweisen auch auf eine Stellungnahme des größten deutschen Linienbusherstellers Daimler-Chrysler. Demnach ist zum einen nicht ausgeschlossen, dass Mobiltelefone die empfindliche Elektronik der Busse stören; allerdings sei dies noch nie nachgewiesen worden, sagt ein Konzernsprecher. Zum anderen befürchtet der Hersteller, dass durch die Reflexion an den Wänden des Fahrzeugs Grenzwerte für die Gefährdung durch elektromagnetische Felder überschritten würden. "Eine Gefährdung mitreisender Fahrgäste, die medizinische Hilfsgeräte wie Hörhilfen oder Herzschrittmacher mit sich führen, kann vom Omnibushersteller nicht ausgeschlossen werden", warnt DaimlerChrysler. Mit Warnschildern an Bussen und Straßenbahnen müsse daher auf das Strahlenrisiko hingewiesen werden. "Sie werden sicher verstehen, dass wir darauf gerne verzichten möchten", heißt es in einer Stellungnahme der Münchner Stadtwerke. Und so muss der Anruf daheim, im Büro und beim Skatbruder warten. Es sei denn, der Fahrgast steigt auf die Münchner S-Bahn um. Sie gehört zur Deutschen Bahn, und die erlaubt den Gebrauch von Funktelefonen. Das gilt auch für die Berliner S-Bahn.
Deren Sprecher Ingo Priegnitz sagt: "Unsere Fahrgäste empfinden es als besonderen Komfort, wenn sie in der Bahn das Handy benutzen können. Es gibt keine Klagen." Auch Probleme mit der Fahrzeugelektronik seien nicht bekannt.
Die BVG denkt ebenfalls nicht daran, die Mobiltelefone in Berliner Bussen und U-Bahnen zum Schweigen zu bringen. Sie hat die Empfangsmöglichkeiten in der U-Bahn schließlich durch Einbau entsprechender Antennenkabel in den letzten Jahren selbst geschaffen.
"Handys sind ein Beitrag zum aktiven Selbstschutz in Notfällen, deshalb werden wir den Gebrauch nicht einschränken", sagt Unternehmenssprecher Ulrich Moneke. Die japanische Studie ändere an dieser Einstellung nichts. Sie ist der BVG nicht bekannt.
Moneke: "Wir richten uns nach den Vorschriften in Deutschland. Die im Bundesimmissionsschutzgesetz festgelegten Grenzwerte bei der Handybenutzung in Bussen und Bahnen halten wir ein." Die Elektronik der BVG-Fahrzeuge sei im Übrigen gegen elektromagnetische Einstrahlung geschützt. In Berlin und den meisten anderen Städten gilt also: Freier Funk für freie Fahrgäste.
*****************************************************
Stellungnahme des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS):
Quelle:
http://www.bfs.de/presse/aktuell/txt0204.htm
Exposition von Personen durch die Nutzung von Mobiltelefonen in Räumen die durch metallische Wände begrenzt sind (z.B. KfZ, Eisenbahnwaggons)
Stellungnahme des BfS zur Publikation: “Rising level of public exposure to mobile phones: Accumulation through additivity and reflectivity.” Journal of the Physical Society of Japan. Vol. 71(2), pp 432-435, 2002. (Tsuyoshi Hondou)
In der genannten Publikation wird die elektromagnetische Leistungsflussdichte berechnet, die durch den Gebrauch von Mobiltelefonen in metallisch umschlossenen Räumen hervorgerufen werden kann. Als Rahmenbedingungen für diese theoretische Betrachtung wird angenommen, dass die Wände elektromagnetische Wellen vollständig reflektieren und die einzigen Verluste durch die Abstrahlung elektromagnetischer Wellen nach Außen durch die Fenster entstehen. Nach Angabe des Autors der Studie würden unter diesen Rahmenbedingungen, in einem typischerweise für den Pendelverkehr eingesetzten japanischen Eisenbahnwagen die von ICNIRP empfohlenen Referenzwerte für die allgemeine Bevölkerung überschritten werden, wenn eine Hochfrequenzleistung von insgesamt 12 Watt in dem Wagen abgestrahlt wird. Da die technischen Details der japanischen Endgeräte nicht bekannt sind, kann nicht abgeschätzt werden, wie viele Telefone hierfür gleichzeitig senden müssten. Aus dem Artikel kann eine Zahl von etwa 25 Telefonen abgeleitet werden. Dies erscheint eine durchaus praxisrelevante Situation zu sein. Deshalb ist es aus Strahlenschutzgründen erforderlich, das Problem genauer zu betrachten.
Im Folgenden werden deshalb die Ergebnisse der Studie zunächst auf deutsche Verhältnisse übertragen. Es werden dafür die typischen Abmessungen eines IC-Reisezugwagen (54 Sitzplätze) nach Angaben der Deutschen Bahn, sowie die technischen Daten von D- und E-Netz zugrundegelegt. Danach ergibt sich für das D-Netz eine erforderliche Gesamtleistung von etwa 16 W, entsprechend etwa 64 mit maximaler Leistung sendende Geräte, um eine Leistungsflussdichte von 4,5 W/m² zu erreichen. Diese Leistungsflussdichte entspricht dem ICNIRP Referenzwert bei 900 MHz. Im E-Netz wären etwa 32 Watt erforderlich, um eine Leistungsflussdichte von 9 W/m² - dem Referenzwert bei 1800 MHz - zu erreichen. Dies entspricht etwa 257 gleichzeitigen Telefonaten bei maximaler Leistung der Geräte. Zumindest für das E-Netz ist dies keine praxisnahe Situation.
Die in der Publikation zugrundegelegte Annahme einer dämpfungsfreien Wellenausbreitung im Inneren eines Eisenbahnwagens, Busses oder eines beliebigen anderen Raumes, in dem sich Menschen aufhalten, ist zudem unrealistisch. In der Regel werden die elektromagnetischen Wellen durch Einrichtungsgegenstände, Verkleidungen und vor allem durch die Personen im Raum zusätzlich gedämpft. Genaue Zahlenangaben über diese zusätzliche Dämpfung liegen nicht vor. Eine grobe Abschätzung anhand des bekannten Absorptionsverhaltens des menschlichen Körpers ergibt einen ungefähren Absorptionsquerschnitt für einen Erwachsenen von etwa 0,4 m². Die Summe der Absorptionsquerschnitte der Personen in dem betreffenden Raum kann in erster Näherung den durch die Fensteröffnungen bereits berücksichtigten Absorptionsquerschnitten hinzugerechnet werden.
Geht man unter diesen Voraussetzungen davon aus, dass der Wagon mit 54 Personen voll besetzt ist, so ergeben sich deutlich höhere Sendeleistungen, um die Grenzwerte für die elektromagnetischen Felder zu erreichen. Für das D-Netz ergeben sich 26 W, entsprechend 104 mit maximaler Leistung sendende Mobiltelefone. Für das E-Netz wäre eine Sendeleistung von insgesamt 52 W, entsprechend 416 sendende Geräte, erforderlich, um den Referenzwert zu erreichen.
Zusammenfassende Bewertung
Die genannte Publikation leitet ein theoretisches Konzept ab, um die elektromagnetischen Felder abzuschätzen, die durch den Betrieb von Mobiltelefonen in Räumen mit metallischen Wänden erzeugt werden. Dabei wird von Randbedingungen ausgegangen, die in der Praxis so nicht realistisch sind. Insbesondere wird durch das beschriebene Verfahren die Dämpfung durch Einrichtungsgegenstände und insbesondere durch die anwesenden Personen nicht berücksichtigt. Es wird weiterhin nicht berücksichtig, ob die erforderliche hohe Anzahl an Funkverbindungen in den Zellen der bestehenden Netze überhaupt realisiert werden kann.
Überträgt man die Ergebnisse der genannten Studie auf deutsche Verhältnisse und berücksichtigt man zumindest näherungsweise realistische Randbedingungen, so erscheint es extrem unwahrscheinlich, dass die bestehenden Grenzwerte durch die massenweise gleichzeitige Nutzung von Mobiltelefonen, z. B. in Eisenbahnwagons, überschritten werden. Es bleibt aber zu berücksichtigen, dass der gewählte statistische Ansatz keine Aussagen über eine räumliche Intensitätsverteilung zulässt. Es ist deshalb durchaus möglich, dass sowohl zeitlich, als auch lokal begrenzt Intensitätsspitzen auftreten, die höher sein können als die hier berechnete mittlere Exposition. Da wesentliche Einflussfaktoren, wie z. B. die Dämpfung durch Personen, numerisch nicht genau bekannt sind, lassen sich genauere Abschätzungen nur durch Messungen erreichen.
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Eine Bewertung der Studie von einem Experten aus der Industrie sowie die Antwort des Verfassers der Studie darauf in der Zeitschrift "New Scientist" vom 22.06.02:
“Trapped” radiation
The conclusion that cellphone radiation is “trapped” in train carriages (4 May, p 23) was based on a simplistic and unrealistic analysis with no direct relevance to the scenario it purported to explore.
There are well-established international guidelines for assessing safe human exposure to radio waves. The paper that served as the basis for your article veered from these accepted principles and was seriously flawed in: (1) assuming a train car to be a metallic cavity, devoid of contents; (2) assuming that mobile phones could be used in a car devoid of passengers; (3) assuming that the sum of all radio-frequency (RF) sources in the car could have a significant impact on individual exposure; and (4) drawing conclusions about safety from an inappropriate RF “reference level”.
RF emissions are not “trapped” in a train car. They disperse, are absorbed and dissipate in intensity. Moreover, mobile phones are built and tested to meet “basic restriction” exposure limits (expressed in SAR) that protect against any known adverse health effects. Contrary to the assertion of the author, these guidelines do indeed cover settings with multiple sources.
C.K. Chou , Motorola (Plantation, Florida)
Researcher Tsuyoshi Hondou replies:
We used a simple model to assess the cumulative effects of electromagnetic fields from mobile phones in trains so that we can clearly show any effects that emerge. We modelled only three parameters: the carriage volume, the dissipation probability and the total output power of each phone. The result revealed some undiscovered phenomena that can now be investigated with more detailed models.
We did not assume that a train car was completely metallic cavity. We introduced windows as a source of energy dissipation. In a train carriage there are indeed other contents, like seating. However, I cannot imagine that this is critical. In a microwave oven, there are several things between the target food and the microwave source – such as the plastic that covers the source and the cookware. This does not deeply decrease the efficiency of the microwave oven.
As Motorola says, the presence of passengers can indeed change the average exposure level in a train because they absorb the radiation. But as we said in our paper in the Journal of Physical Society of Japan, the effect of that absorption can form part of the average dissipation probability calculation.
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Nahfeld-Untersuchungen innerhalb von Fahrzeugen
In diesem Beitrag der Fachzeitschrift Funkschau aus dem Jahr 1998 wurde messtechnisch untersucht, ob sich die Felder von Handys bei deren Nutzung in Autos durch deren metallische Karosserie verstärken.
Zusammenfassung: Es gibt keine signifikanten Veränderung
Der ganze Text unter:
http://www.funkschau.de/heftarchiv/pdf/ ... 825080.pdf
M. Hahn
Ach je, gut zwei Jahre ist das auch schon wieder her.
So schnell vergeht die Zeit!
Einige weitere Informationen und Pressestimmen hierzu:
Berliner Zeitung vom 15.05.02
Mobilfunk jenseits der Grenzwerte
Ein japanischer Physiker ermittelt hohe Strahlungsbelastung beim Handy-Gebrauch in Bussen und Bahnen
Haaallo! Liebling, hörst du mich? Bin hier jetzt kurz vor Koblenz. Ja, ich komme pünktlich zum Abendessen. Ciao!" "Tag Frau Müller-Lüdenscheidt. Haben Sie Meier zwo erreicht wegen des Termins morgen? Ach, auf meiner Mailbox? Danke, tschühüs." "Paul, hier Dieter. Du denkst doch an unsere Skatrunde heute Abend? Alles klar Alter, bis dann."
Jeder Bahnreisende ist heute unausweichlich Zeuge solcher geistreichen Kommunikation, nicht wenige empfinden sie als akustische Umweltverschmutzung. Möglicherweise ist der massenhafte Mobilfunk aber nicht nur ein Ärgernis für Ruhebedürftige, sondern auch eine Gefahr, beispielsweise für Träger von Herzschrittmachern. Das ergeben Berechnungen, die der japanische Physiker Tsuyoshi Hondou kürzlich im "Journal of the Physical Society of Japan" vorstellte. Hondou forscht an der Tohoku University in Sendai und am Institut Curie in Paris.
Ob die hochfrequenten elektromagnetischen Felder des Mobilfunks die Gesundheit bedrohen, ist nach wie vor umstritten. Während einzelne Untersuchungen Hinweise etwa auf ein erhöhtes Risiko für bestimmte Augentumoren ergaben (Berliner Zeitung vom 31.1.2001), bestreiten andere Wissenschaftler jeden Zusammenhang zwischen Krebs und Handy-Gebrauch. Obwohl in einigen Ländern seit mehr als zehn Jahren Mobilfunk betrieben wird, sei kein Anstieg der Krebserkrankungen feststellen, argumentiert etwa Jiri Silny vom Forschungszentrum für elektromagnetische Umweltverträglichkeit in Aachen. Er bewertete kürzlich im Auftrag des VDE (Verband der Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik) Studien und kam zu dem Schluss: Eine Beziehung zwischen den durch Handys erzeugten elektromagnetischen Feldern und Krebs sei unwahrscheinlich. Allenfalls gäbe es "subtile Effekte" auf das Nervensystem. "Keine Hinweise auf Gesundheitsgefahren", gab daraufhin der VDE bekannt.
Tsuyoshi Hondou kommt zu anderen Schlüssen. Dabei geht es ihm nicht so sehr um die Frage, ob Mobiltelefone den Nutzer gefährden.
"Wer per Handy telefoniert, tut das ja auf eigenes Risiko", sagt der japanische Wissenschaftler. Ihn interessieren die Unbeteiligten, die etwa in einem Zug oder Fahrstuhl vielfacher Handyabstrahlung durch die Geräte ihrer stets erreichbaren Mitmenschen ausgesetzt sind.
Konventionelle Berechnungen gehen davon aus, dass diese Belastung durch "Passiv-Telefonieren" gering ist, da die elektromagnetische Strahlung mit der Entfernung stark abnimmt. Gerade mal 22 Zentimeter sehen japanische Richtlinien daher als Mindestabstand zwischen einem Handynutzer und dem Träger eines Herzschrittmachers vor.
Hondou dagegen beobachtete, dass noch in einer Entfernung von fünf Metern zum nächsten Mobiltelefon beispielsweise Hörgeräte gestört wurden. Ursache dieses Unterschieds zwischen gängiger Theorie und Praxis: Die Strahlung vieler Handys in der Umgebung - auch der gerade nicht genutzten, aber eingeschalteten Geräte - addiert sich. Vor allem aber reflektieren Metallwände die elektromagnetische Strahlung. Der Physiker vergleicht dieses Phänomen mit einer Glühbirne in einem schwarz gestrichenen Raum einerseits und in einem innen verspiegelten andererseits. Im zweiten Fall ist es sehr viel heller. Analog ist die Intensität der Handy-Strahlung in einem Raum, dessen Wände aus Metall bestehen, um ein Vielfaches erhöht. Hondou errechnete: Wenn ein voll besetzter Pendlerzug unpünktlich ist und ein Großteil der Fahrgäste zum Mobiltelefon greift, um die Verspätung im Büro anzukündigen, können für die Passagiere leicht die Grenzwerte überschritten werden, die die Internationale Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP) festgelegt hat.
Im Gegensatz zur Bundesbahn berücksichtigen einzelne Betriebe des Öffentlichen Nahverkehrs solche Überlegungen bereits seit längerem. So darf das Handy in Münchner Bussen und Straßenbahnen nicht benutzt werden. Und das nicht nur, weil eine Umfrage im Herbst 2000 ergab, dass eine Mehrheit der Fahrgäste sich durch das unfreiwillige Mithören belästigt fühlen würde. Die Stadtwerke München verweisen auch auf eine Stellungnahme des größten deutschen Linienbusherstellers Daimler-Chrysler. Demnach ist zum einen nicht ausgeschlossen, dass Mobiltelefone die empfindliche Elektronik der Busse stören; allerdings sei dies noch nie nachgewiesen worden, sagt ein Konzernsprecher. Zum anderen befürchtet der Hersteller, dass durch die Reflexion an den Wänden des Fahrzeugs Grenzwerte für die Gefährdung durch elektromagnetische Felder überschritten würden. "Eine Gefährdung mitreisender Fahrgäste, die medizinische Hilfsgeräte wie Hörhilfen oder Herzschrittmacher mit sich führen, kann vom Omnibushersteller nicht ausgeschlossen werden", warnt DaimlerChrysler. Mit Warnschildern an Bussen und Straßenbahnen müsse daher auf das Strahlenrisiko hingewiesen werden. "Sie werden sicher verstehen, dass wir darauf gerne verzichten möchten", heißt es in einer Stellungnahme der Münchner Stadtwerke. Und so muss der Anruf daheim, im Büro und beim Skatbruder warten. Es sei denn, der Fahrgast steigt auf die Münchner S-Bahn um. Sie gehört zur Deutschen Bahn, und die erlaubt den Gebrauch von Funktelefonen. Das gilt auch für die Berliner S-Bahn.
Deren Sprecher Ingo Priegnitz sagt: "Unsere Fahrgäste empfinden es als besonderen Komfort, wenn sie in der Bahn das Handy benutzen können. Es gibt keine Klagen." Auch Probleme mit der Fahrzeugelektronik seien nicht bekannt.
Die BVG denkt ebenfalls nicht daran, die Mobiltelefone in Berliner Bussen und U-Bahnen zum Schweigen zu bringen. Sie hat die Empfangsmöglichkeiten in der U-Bahn schließlich durch Einbau entsprechender Antennenkabel in den letzten Jahren selbst geschaffen.
"Handys sind ein Beitrag zum aktiven Selbstschutz in Notfällen, deshalb werden wir den Gebrauch nicht einschränken", sagt Unternehmenssprecher Ulrich Moneke. Die japanische Studie ändere an dieser Einstellung nichts. Sie ist der BVG nicht bekannt.
Moneke: "Wir richten uns nach den Vorschriften in Deutschland. Die im Bundesimmissionsschutzgesetz festgelegten Grenzwerte bei der Handybenutzung in Bussen und Bahnen halten wir ein." Die Elektronik der BVG-Fahrzeuge sei im Übrigen gegen elektromagnetische Einstrahlung geschützt. In Berlin und den meisten anderen Städten gilt also: Freier Funk für freie Fahrgäste.
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Stellungnahme des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS):
Quelle: http://www.bfs.de/presse/aktuell/txt0204.htm
Exposition von Personen durch die Nutzung von Mobiltelefonen in Räumen die durch metallische Wände begrenzt sind (z.B. KfZ, Eisenbahnwaggons)
Stellungnahme des BfS zur Publikation: “Rising level of public exposure to mobile phones: Accumulation through additivity and reflectivity.” Journal of the Physical Society of Japan. Vol. 71(2), pp 432-435, 2002. (Tsuyoshi Hondou)
In der genannten Publikation wird die elektromagnetische Leistungsflussdichte berechnet, die durch den Gebrauch von Mobiltelefonen in metallisch umschlossenen Räumen hervorgerufen werden kann. Als Rahmenbedingungen für diese theoretische Betrachtung wird angenommen, dass die Wände elektromagnetische Wellen vollständig reflektieren und die einzigen Verluste durch die Abstrahlung elektromagnetischer Wellen nach Außen durch die Fenster entstehen. Nach Angabe des Autors der Studie würden unter diesen Rahmenbedingungen, in einem typischerweise für den Pendelverkehr eingesetzten japanischen Eisenbahnwagen die von ICNIRP empfohlenen Referenzwerte für die allgemeine Bevölkerung überschritten werden, wenn eine Hochfrequenzleistung von insgesamt 12 Watt in dem Wagen abgestrahlt wird. Da die technischen Details der japanischen Endgeräte nicht bekannt sind, kann nicht abgeschätzt werden, wie viele Telefone hierfür gleichzeitig senden müssten. Aus dem Artikel kann eine Zahl von etwa 25 Telefonen abgeleitet werden. Dies erscheint eine durchaus praxisrelevante Situation zu sein. Deshalb ist es aus Strahlenschutzgründen erforderlich, das Problem genauer zu betrachten.
Im Folgenden werden deshalb die Ergebnisse der Studie zunächst auf deutsche Verhältnisse übertragen. Es werden dafür die typischen Abmessungen eines IC-Reisezugwagen (54 Sitzplätze) nach Angaben der Deutschen Bahn, sowie die technischen Daten von D- und E-Netz zugrundegelegt. Danach ergibt sich für das D-Netz eine erforderliche Gesamtleistung von etwa 16 W, entsprechend etwa 64 mit maximaler Leistung sendende Geräte, um eine Leistungsflussdichte von 4,5 W/m² zu erreichen. Diese Leistungsflussdichte entspricht dem ICNIRP Referenzwert bei 900 MHz. Im E-Netz wären etwa 32 Watt erforderlich, um eine Leistungsflussdichte von 9 W/m² - dem Referenzwert bei 1800 MHz - zu erreichen. Dies entspricht etwa 257 gleichzeitigen Telefonaten bei maximaler Leistung der Geräte. Zumindest für das E-Netz ist dies keine praxisnahe Situation.
Die in der Publikation zugrundegelegte Annahme einer dämpfungsfreien Wellenausbreitung im Inneren eines Eisenbahnwagens, Busses oder eines beliebigen anderen Raumes, in dem sich Menschen aufhalten, ist zudem unrealistisch. In der Regel werden die elektromagnetischen Wellen durch Einrichtungsgegenstände, Verkleidungen und vor allem durch die Personen im Raum zusätzlich gedämpft. Genaue Zahlenangaben über diese zusätzliche Dämpfung liegen nicht vor. Eine grobe Abschätzung anhand des bekannten Absorptionsverhaltens des menschlichen Körpers ergibt einen ungefähren Absorptionsquerschnitt für einen Erwachsenen von etwa 0,4 m². Die Summe der Absorptionsquerschnitte der Personen in dem betreffenden Raum kann in erster Näherung den durch die Fensteröffnungen bereits berücksichtigten Absorptionsquerschnitten hinzugerechnet werden.
Geht man unter diesen Voraussetzungen davon aus, dass der Wagon mit 54 Personen voll besetzt ist, so ergeben sich deutlich höhere Sendeleistungen, um die Grenzwerte für die elektromagnetischen Felder zu erreichen. Für das D-Netz ergeben sich 26 W, entsprechend 104 mit maximaler Leistung sendende Mobiltelefone. Für das E-Netz wäre eine Sendeleistung von insgesamt 52 W, entsprechend 416 sendende Geräte, erforderlich, um den Referenzwert zu erreichen.
Zusammenfassende Bewertung
Die genannte Publikation leitet ein theoretisches Konzept ab, um die elektromagnetischen Felder abzuschätzen, die durch den Betrieb von Mobiltelefonen in Räumen mit metallischen Wänden erzeugt werden. Dabei wird von Randbedingungen ausgegangen, die in der Praxis so nicht realistisch sind. Insbesondere wird durch das beschriebene Verfahren die Dämpfung durch Einrichtungsgegenstände und insbesondere durch die anwesenden Personen nicht berücksichtigt. Es wird weiterhin nicht berücksichtig, ob die erforderliche hohe Anzahl an Funkverbindungen in den Zellen der bestehenden Netze überhaupt realisiert werden kann.
Überträgt man die Ergebnisse der genannten Studie auf deutsche Verhältnisse und berücksichtigt man zumindest näherungsweise realistische Randbedingungen, so erscheint es extrem unwahrscheinlich, dass die bestehenden Grenzwerte durch die massenweise gleichzeitige Nutzung von Mobiltelefonen, z. B. in Eisenbahnwagons, überschritten werden. Es bleibt aber zu berücksichtigen, dass der gewählte statistische Ansatz keine Aussagen über eine räumliche Intensitätsverteilung zulässt. Es ist deshalb durchaus möglich, dass sowohl zeitlich, als auch lokal begrenzt Intensitätsspitzen auftreten, die höher sein können als die hier berechnete mittlere Exposition. Da wesentliche Einflussfaktoren, wie z. B. die Dämpfung durch Personen, numerisch nicht genau bekannt sind, lassen sich genauere Abschätzungen nur durch Messungen erreichen.
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Eine Bewertung der Studie von einem Experten aus der Industrie sowie die Antwort des Verfassers der Studie darauf in der Zeitschrift "New Scientist" vom 22.06.02:
“Trapped” radiation
The conclusion that cellphone radiation is “trapped” in train carriages (4 May, p 23) was based on a simplistic and unrealistic analysis with no direct relevance to the scenario it purported to explore.
There are well-established international guidelines for assessing safe human exposure to radio waves. The paper that served as the basis for your article veered from these accepted principles and was seriously flawed in: (1) assuming a train car to be a metallic cavity, devoid of contents; (2) assuming that mobile phones could be used in a car devoid of passengers; (3) assuming that the sum of all radio-frequency (RF) sources in the car could have a significant impact on individual exposure; and (4) drawing conclusions about safety from an inappropriate RF “reference level”.
RF emissions are not “trapped” in a train car. They disperse, are absorbed and dissipate in intensity. Moreover, mobile phones are built and tested to meet “basic restriction” exposure limits (expressed in SAR) that protect against any known adverse health effects. Contrary to the assertion of the author, these guidelines do indeed cover settings with multiple sources.
C.K. Chou , Motorola (Plantation, Florida)
Researcher Tsuyoshi Hondou replies:
We used a simple model to assess the cumulative effects of electromagnetic fields from mobile phones in trains so that we can clearly show any effects that emerge. We modelled only three parameters: the carriage volume, the dissipation probability and the total output power of each phone. The result revealed some undiscovered phenomena that can now be investigated with more detailed models.
We did not assume that a train car was completely metallic cavity. We introduced windows as a source of energy dissipation. In a train carriage there are indeed other contents, like seating. However, I cannot imagine that this is critical. In a microwave oven, there are several things between the target food and the microwave source – such as the plastic that covers the source and the cookware. This does not deeply decrease the efficiency of the microwave oven.
As Motorola says, the presence of passengers can indeed change the average exposure level in a train because they absorb the radiation. But as we said in our paper in the Journal of Physical Society of Japan, the effect of that absorption can form part of the average dissipation probability calculation.
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Nahfeld-Untersuchungen innerhalb von Fahrzeugen
In diesem Beitrag der Fachzeitschrift Funkschau aus dem Jahr 1998 wurde messtechnisch untersucht, ob sich die Felder von Handys bei deren Nutzung in Autos durch deren metallische Karosserie verstärken.
Zusammenfassung: Es gibt keine signifikanten Veränderung
Der ganze Text unter:
http://www.funkschau.de/heftarchiv/pdf/1998/fs25/fs9825080.pdf
M. Hahn