Speerspitz
Antenne fördert den Tourismus
http://www.tagblatt.ch/toggenburg.cfm?p ... 899,836898
Hemberg schaffts auch ohne Nationalräte in alle Schweizer Stuben. Um solche Gratiswerbespots gäben viele viel. Dabei ist das Rezept doch ziemlich einfach. Man baut eine Natel-Antenne in einen Kirchturm und belästigt mit deren Strahlung elektrosensible Personen. Ein ägyptischer Professor entwirft zusammen mit der betroffenen Bevölkerung Figuren, die wie Miniaturen von Treppenstaketen aussehen, baut diese im Kirchturm ein und schon strahlts positiv durchs Dorf. Und das teilt die gute Swisscom gerne dem ganzen Lande mit.
Zauberer Karim aus Ägypten macht Unmögliches möglich. Das Ganze nennt sich Biogeometrie. Die harmonischen Formen lassen sich von jedem Schreiner herstellen, würde man meinen. Aber so ist es eben nicht. Abstände, Durchmesser, Länge müssen zur Strahlung passen. Und diese ist vielseitig. Sie kommt aus Antennen aller Art, aus dem Boden und auch von unbekannten Orten. Man hat in Hemberg bisher nicht gewusst, dass das Dorf dermassen verstrahlt ist. Einwohner und Strahlen haben sozusagen friedlich nebeneinander gelebt. Wenn nicht, liess sich das mit Kupferspulen im Keller, Glühbirnen auf dem Schrank oder Plastikbecken unterm Bett lösen. So wie das Rutengänger aus dem eigenen Tal hie und da empfehlen. Die Swisscom hat all die Strahlen durcheinander gebracht. Das nennt sich in der Fachsprache eine Resonanzerscheinung. Alles verstanden? Wenn nein, macht das auch nichts. Die Journalisten habens auch nicht. Hauptsache die Leute fühlen sich wohl. Swisscom und dem Kirchenrat sei Dank. Durch die telekommunikative Aufrüstung des Kirchturms gibt es im Toggenburg nun ein Dorf, das positiv strahlt. So was zieht Strahlentouristen an. Wenns auf der Postautofahrt nach Hemberg beim Nachbar leise rauscht und beim Vordermann tickt, dann sind das keine Zeitbomben sondern ganz normale Bürger beim Erspähen guter Natelstrahlung. Den Hembergern kanns gleich sein, die Besucher bringen wirtschaftlichen Aufschwung ins reharmonisierte Dorf. Toni Hässig thaessig@buwag.ch