Swisscom & Co. droht Kostenexplosion bei Antennen

Max

Swisscom & Co. droht Kostenexplosion bei Antennen

Beitrag von Max » 15. November 2007 22:50

Tages-Anzeiger
15.11.2007


Swisscom & Co. droht Kostenexplosion bei Antennen

Den Netzbetreibern drohen Zusatzkosten in Millionenhöhe. Billige Verträge für Antennenstandorte laufen aus, andere müssen vorzeitig erneuert werden. Ihre Marktmacht schwindet.

Von Angela Barandun

Während der letzten zehn Jahre hatten die Handyanbieter Glück. Dank dem Unwissen der Gemeinden und vieler Privater ist es ihnen gelungen, sich für wenig Geld auf Dächern, entlang von Strassen und in Tunnels mit ihren Handyantennen einzumieten. Mit Verträgen, die ihren Vorstellungen entsprachen und zum Teil jahrzehntelang laufen (TA von gestern).

Damit könnte es demnächst vorbei sein. Die Marktmacht der Mobilfunkanbieter bröckelt, und das im dümmsten Moment. Einerseits laufen im nächsten Jahr erste Verträge aus oder haben das bereits getan, wie Swisscom-Sprecher Sepp Frey bestätigt. Andererseits steht eine Welle von Antennenneubauten an. Tele 2 will 60 Prozent der Bevölkerung mit einem eigenen Netz abdecken und muss dazu mehrere Hundert eigener Handyantennen aufstellen. Orange plant, bis Ende nächstes Jahr 80 neue Antennen zu bauen, bei Sunrise sollen es sogar mehrere Hundert sein. Mit der steigenden Nachfrage nach Antennenstandorten steigt auch der Preis.

Dieses Phänomen hat Peter Matter vor einigen Jahren hautnah mitverfolgt. Er hat nach der Liberalisierung des Mobilfunkmarktes mit Antennenstandorten gehandelt. Damals gab es eine Phase, erinnert sich Matter, in der sich die Anbieter gegenseitig die Standorte abjagen wollten. Die Folge: Die Preise schnellten in die Höhe. Das habe sich aber wieder gelegt. «Heute sind sich die Swisscom, Sunrise und Orange oft erstaunlich einig - auch was den Preis für einen Antennenstandort angeht», sagt Matter, der sich mittlerweile auf Radioantennen spezialisiert hat. «Das hat die Preise tief gehalten.» Gemäss seiner Einschätzung könnte sich das jetzt ändern: «Tele 2 dürfte diese Harmonie mit dem geplanten Ausbau ihres Netzes durcheinander bringen. Zu Gunsten der Hausbesitzer.» Für Matter ist klar: «Die Kosten für Antennenstandorte werden kräftig steigen.»

Kommt hinzu, dass die bestehenden Anlagen laufend aufgerüstet werden. Die Handynetzbetreiber gehen davon aus, dass die alte GSM-Technik bereits in einigen Jahren überflüssig ist. Sie soll mit dem neuen, schnelleren Standard UMTS ersetzt werden. Und damit nicht genug. Die Anbieter wollen ihren Kunden immer schnellere mobile Netze zur Verfügung stellen. Ein Ende ist nicht abzusehen.

Das macht die Betreiber angreifbar. Wollen sie an der Antenneninstallation etwas ändern, müssen sie dazu die Zustimmung des Vermieters, also des Immobilienbesitzers, einholen. Fehlt dessen Unterschrift, ist die Betreiberin blockiert. Die ersten Eigentümer haben das bereits ausgenutzt und den Betreibern absichtlich die Unterschriften verweigert, um sie zu Neuverhandlungen der Verträge zu zwingen.

Mit Erfolg, wie das Beispiel des Kantons Genf zeigt. Dort wurden die Verträge in den letzten sechs Jahren zweimal neu verhandelt. Das erste Mal 2001, als eine zweite Handyfrequenz und das schnellere Datennetz UMTS aktuell wurden. Das zweite Mal 2004, als man eine externe Firma beizog. «Ganz am Anfang haben wir Preise zwischen 500 und 1500 Franken pro Jahr akzeptiert», sagt Hubert Wilton vom kantonalen Hochbauamt. Dank den beiden Neuverhandlungen sei es gelungen, die Mieterträge deutlich zu steigern. Wie viel er heute für eine Antenne bekommt, ist allerdings geheim.

Geheim ist auch, wie viel die Handyanbieter im Moment für die Standortmiete ausgeben oder wie viel die teuerste und die billigste Antenne kosten. Die Betreiber sind daran interessiert, so wenig Informationen wie möglich preiszugeben, weil das ihre Marktmacht stärkt.

Klar ist nur, dass es zurzeit gegen 10 000 Antennenstandorte gibt. Die Swisscom besitzt 5500 Antennen, bei Orange sind es 4500 und bei Sunrise 2600, wobei sich die Betreiber zum Teil Standorte teilen. Geht man davon aus, dass in den nächsten zwei Jahren die Hälfte aller Verträge erneuert werden - entweder weil sie auslaufen oder die Immobilienbesitzer ihnen bei einer Installationsänderung die Unterschrift verwehren - und jeder neue Vertrag 10 000 Franken teurer ist als der alte, kostet das die Handybetreiber 37 Millionen Franken pro Jahr. Mehr als sie Schätzungen zufolge heute insgesamt ausgeben.

Gemessen am Gewinn der Mobilfunkbetreiber - bei Swisscom Mobile sind es 1,4 Milliarden pro Jahr -, ist das zwar ein Klacks. Zusammen mit der sich stets nach unten drehenden Preisspirale aber durchaus ein Faktor, der schmerzt.

Martin
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Beitrag von Martin » 16. November 2007 23:16

Von der einen Tasche in die andere Tasche.
Es bleibt doch alles in der 'Familie'.
Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.
Pack schlägt sich - Pack verträgt sich.
....usw...
:roll:

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