Quecksilberkonvention: Endlich das Ende der Sparlampe?

realdream

Quecksilberkonvention: Endlich das Ende der Sparlampe?

Beitrag von realdream » 10. Oktober 2013 18:39

http://www.admin.ch/aktuell/00089/index ... g-id=50544

Bundesrätin Doris Leuthard hat heute im japanischen Kumamoto die neue Quecksilberkonvention unterzeichnet. Die Schweiz wird die Konvention mit 7,5 Millionen Franken unterstützen, damit insbesondere die Bedingungen im Goldkleinbergbau verbessert werden.

*****

Demgegenüber stehen die quecksilberhaltigen Sparlampen weiterhin zu tausenden "fröhlich" in den Verkaufsgestellen, brennen bei Filialen von Migros, Manor etc. direkt über den Köpfen von Angestellten, werden in Lese- und Nachttischlampen - auch von Kindern - reingeschraubt. Und dies, obwohl es mittlerweile Alternativen gibt, welche diese gutgemeinte Erfindung degradieren. Und was mich daran - nebst der Hochfrequenzbelastung - am meisten stört: Rund jede Dritte Sparlampe landet im normalen Kehricht (gemäss Markus Eichberger, Geschäftsführer der Sovag, im Rundschaubeitrag zur Sparlampe).

Die Oktoberausgabe der Zeitschrift "Naturarzt" enthält einen interessanten Beitrag des bekannten Mediziners Dr. med. Joachim Mutter zu Metallbelastungen.
Kurze Auszüge:
- Die U.S-Umweltbehörde wählt regelmässig aus Millionen Giften die 250 für den Menschen bedrohlichsten Schadstoffe aus. Spitzenreiter sind Arsen, Blei und Quecksilber. An achter Stelle folgt Kadmium. Damit sind Metalle die wichtigste und gefährlichste Schadstoffgruppe - und eine häufige Ursache von Krankheiten.
- Studien zeigen: Unsere Knochen enthalten 20- bis 1000-fach höhere Bleimengen als die unserer Vorfahren. Der Quecksilbergehalt der Luft hat sich in den letzten 200 Jahren um das 25-fache erhöht, wie Analysen der Eiskerne der Antarktis ergaben.
- Grundsätzlich sind alle Metalle, auch im Körper, Antennen. Sie verstärken Funkstrahlen, wie aus dem Mobilfunk, um ein Vielfaches.
- Quecksilber ist das giftigste von allen Metallen. Zwar haben Arsen und Blei eine weitere Verbreitung, doch Quecksilber wirkt an Nervenzellen zehnfach giftiger als Arsen oder Kadmium, da es sich am stärksten an körpereigene Strukturen und Substanzen, vor allem Enzyme bindet. Es kann, im Gegensatz zu anderen Metallen, nicht durch natürliche Säuren wie Zitronen- oder Apfelsäure ausgeleitet werden.
- Die Hauptquelle von Quecksilber für den Menschen ist Amalgam aus Zahnfüllungen. Es wird als höchstgiftiger Sondermüll eingestuft und muss an der einzigen Sondermülldeponie in Deutschland (im hessischen Herfa-Neurode) aufbewahrt oder recycelt werden.
- Aufgrund von Ergebnissen aus Studien und Versuchen stieg Deutschlands grösster Amalgamhersteller sofort aus der Produktion aus. Und der Europarat, der 47 Mitgliedstaaten umfasst, forderte im Mai 2011 ein Amalgamverbot.
- Eingeatmeter Quecksilberdampf ist eine der giftigsten Quecksilberformen. 0.3 bis 2g davon sind tödlich.
- Quecksilber wurde in früheren Zeiten in vielen Arzneimitteln, z.B. gegen Syphilis, verwendet. Neurologische Symptome, die man als typisch für die Krankheit ansah, werden heute nicht der Infektion, sondern der Vergiftung zugeschrieben.
- Eine Vergiftung lässt sich nur schwer nachweisen. Denn Quecksilber verschwindet relativ schnell aus Blut und Urin und wird in den Körperorganen, besonders Niere, Leber, Hormondrüsen, Herz und Gehirn abgelagert. Deshalb kann laut WHO kein Grenzwert angegeben werden, unterhalb dessen Gesundheitsschäden ausgeschlossen sind.
Da Quecksilber alle Zellfunktionen und Zellorgane wie Mitochondrien zerstören und behindern kann, ist die Vielfalt möglicher Beschwerden erklärbar, von A wie AD(H)S bis Z wie Zyklusstörung.

Hans-U. Jakob
Beiträge: 1322
Registriert: 10. Februar 2007 15:37

Re: Quecksilberkonvention: Endlich das Ende der Sparlampe?

Beitrag von Hans-U. Jakob » 11. Oktober 2013 09:40

realdream hat geschrieben:http://www.admin.ch/aktuell/00089/index ... g-id=50544

Bundesrätin Doris Leuthard hat heute im japanischen Kumamoto die neue Quecksilberkonvention unterzeichnet. Die Schweiz wird die Konvention mit 7,5 Millionen Franken unterstützen, damit insbesondere die Bedingungen im Goldkleinbergbau verbessert werden.

*****

Demgegenüber stehen die quecksilberhaltigen Sparlampen weiterhin zu tausenden "fröhlich" in den Verkaufsgestellen, brennen bei Filialen von Migros, Manor etc. direkt über den Köpfen von Angestellten, werden in Lese- und Nachttischlampen - auch von Kindern - reingeschraubt. Und dies, obwohl es mittlerweile Alternativen gibt, welche diese gutgemeinte Erfindung degradieren. Und was mich daran - nebst der Hochfrequenzbelastung - am meisten stört: Rund jede Dritte Sparlampe landet im normalen Kehricht (gemäss Markus Eichberger, Geschäftsführer der Sovag, im Rundschaubeitrag zur Sparlampe).
Die Unterzeichnung des Kumamoto-Protokolls, zu welchem Bundesrätin Doris Leuthard mit Gefolge und Getöse extra nach Japan reiste, war auch Thema in der Sendung Einstein von SRF, gestern Abend.
Verdrehter und dümmer kann ja die Umweltpolitik ihres Departementes kaum mehr agieren.
Zuerst unter dem Deckmantel des Energiesparens während 3 Jahren zwangsweise Millionen von Schweizer Haushalten mit quecksilberhaltigen, sogenannten Energiesparlampen vollstopfen, von welchen noch heute niemand weis, wie und wo diese einst entsorgt werden sollen, und dann nach Japan reisen um sich dort gegen das Quecksilber gross in Pose zu werfen.
Mir ist schlecht geworden ob so viel Scheinheiligkeit.
Immerhin kam im Anschluss an diesen Beitrag noch eine tröstliche Reportage über Kühe. Mit dem Fazit, dass diese eigentlich gar nicht so dumm sind, wie wir immer meinten. (??)
Hans-U. Jakob (Gigaherz.ch)

Mahner

Neues Umweltabkommen soll Ausstoß von Quecksilber eindämmen

Beitrag von Mahner » 11. Oktober 2013 19:06

Berlin, 10. Oktober 2013

Pressemitteilung


Chemikalien/Internationales
Neues Umweltabkommen soll Ausstoß von Quecksilber weltweit eindämmen


Die Bundesrepublik Deutschland hat die neue Quecksilber-Konvention der Vereinten Nationen unterzeichnet. Die sogenannte „Minamata-Konvention“ zur Eindämmung von Quecksilberemissionen wurde mit dem heutigen Abschluss der Zeichnungszeremonie von über 110 Staaten, darunter Brasilien, China, Südafrika und Mexiko, sowie der EU gezeichnet.

Ziel des Abkommens ist es, den Ausstoß von Quecksilber weltweit einzudämmen und so Menschen und Umwelt vor dieser gefährlichen Substanz zu schützen. So soll die Eröffnung neuer Quecksilberminen in den Vertragsstaaten verboten werden. Die Verwendung von Quecksilber in der
Industrie wird erheblich eingeschränkt. Für die Lagerung und Behandlung von quecksilberhaltigen Abfällen soll es Mindeststandards geben. Die
Konvention sieht zudem einen Überwachungsmechanismus vor, der die Einhaltung der Anforderungen sichern soll.

Benannt wurde das Abkommen nach der japanischen Stadt Minamata, wo Mitte der 50er Jahre Tausende Menschen durch quecksilberhaltige Abwässer eines Chemiewerks vergiftet wurden. Dieser Fall war eine der ersten gesundheitlichen Katastrophen, die durch die falsche Handhabung von chemischen Abfällen ausgelöst wurde.

Quecksilber ist ein hochgiftiges Schwermetall, das in hoher Dosierung
tödlich ist. Aufgrund seiner hohen Flüchtigkeit breitet es sich in der
Atmosphäre weiträumig aus. So gelangen beispielsweise jedes Jahr - oft
weitab von der Quelle - etwa 200 Tonnen Quecksilber in die Arktis. Dort
wird das Schwermetall von Fischen aufgenommen und kann so auch in
Deutschland in die Nahrungskette gelangen.

Nach der heutigen Zeichnung wird die Konvention in Kraft treten, wenn
mindestens 50 Zeichnerstaaten das Übereinkommen ratifiziert haben. In
Deutschland muss der Bundestag unter Beteiligung des Bundesrates dem
Abkommen noch zustimmen.

http://www.bmu.de/bmu/presse-reden/pres ... ackPid]=82



Kommentar:

Der vorausgegangenen Kritik kann man nur beipflichten.
Konsequenz sieht jedenfalls anders aus.

Einerseits soll Quecksilber eingedämmt bzw. eingeschränkt werden, andererseits wird mit der Produktion von quecksilberhaltigen Sparlampen und der laschen Entsorgung solcher bei Defekt im vollen Umfang den Industrieinteressen Folge geleistet.

Was hier angeboten wird ist nichts anderes als eine industriegefällige Farce!

realdream

Max

Beitrag von realdream » 13. Oktober 2013 18:14

Nochmals zum Rundschau-Beitrag über die Sparlampe, der den Film "Bulb Fiction" sowie den darin geschilderten Fall der Familie Laus mit dem vierjährigen Max aus einem kleinen Dorf in Bayern aufgreift:

Stefan Wengert (Leiter Abteilung Chemikalien vom BAG) hat vom Schicksal des Buben gehört.

"Wir wollen von ihm wissen, wie es zu so einer Vergiftung kommen kann."

Stefan Wengert:
"Ich kann mich jetzt natürlich nicht zu dem speziellen Fall äussern, weil ich äh.. nicht die Zusammenhänge kenne äh.. allerdings ist aus unserer Sicht ganz klar äh.. der Zusammenhang mit einer zerbrochenen Sparlampe hier äh.. schwierig herzustellen. Also wir sehen hier keine Bedenken."

Wer die genauen Zusammenhänge nicht kennt, sollte sich zumindest vorsichtig äussern, das ist sicher richtig.

Herr Wengert lehnt sich meines Erachtens dennoch sehr weit zum Fenster hinaus, wenn er vor laufender Kamera trotz Verweis auf die fehlende Kenntnis der genauen Zusammenhänge zum Schluss kommt, dass ganz klar (!!?) der Zusammenhang mit einer zerbrochenen Sparlampe hier (!)schwierig herzustellen sei. Alles klar?

Was ich allerdings noch bedenklicher finde ist, dass sich das Bundesamt für Gesundheit "Also wir sehen hier keine Bedenken" für den genauen Sachverhalt offenkundig überhaupt gar nicht interessiert.

Das ist nicht nur aus gesundheitspräventiver Sicht, sondern auch in kommunikativer Hinsicht eine Katastrophe.

******

Dem heute (hoffentlich) fünfjährigen kleinen Max wünsche ich alles Gute.

realdream

Faktor Sparlampe

Beitrag von realdream » 4. Oktober 2014 11:18

„… Und Gott sah, dass das Licht gut war.“
Das mag sein, denn damals gab es jedenfalls die Schrott-Sparlampe noch nicht.

In der Fachzeitschrift "Faktor" habe ich eine Erklärung dafür gefunden, weshalb die LED-Lampen fast so gut verträglich für mich sind wie die – leider und weitgehend zu Unrecht in Misskredit gebrachten – Glühbirnen.

Chefredaktor und Herausgeber ist Othmar Humm, Fachjournalist Technik + Energie, Elektroingenieur

http://www.faktor.ch/
http://www.faktor.ch/impressum.html

Der Autor Stefan Gasser weist in Heft 27 darauf hin, dass zahlreiche Halb- oder Unwahrheiten zum Thema LED kursieren und befasst sich mit 15 LED-Irrtümern

Herausgreifen möchte ich hier Irrtum 9: „LED erzeugen Elektrosmog wie Sparlampen.“

Stefan Gasser schreibt dazu:

Richtig ist: LED benötigen ein Vorschaltgerät, ähnlich wie Sparlampen.
Im Gegensatz zu Sparlampen benötigen Leuchtdioden aber (fast) strahlungsfreien Gleichstrom; die Sparlampe hochfrequenten Wechselstrom. Messungen der ETH Zürich belegen, dass LED-Lampen so strahlungsarm sind wie Glühlampen

http://www.toplicht.ch/cert/uploads/doc ... %BCgen.pdf

-------

Die Lebensdauer hängt wesentlich von der Verarbeitungsqualität ab. Seit dem Dokumentarfilm „bulb fiction“ wissen wir, dass die Industrie da gerne (und möglicherweise bewusst) am falschen Ort spart.

Gefreut hat mich beim letzten IKEA-Besuch, dass voll auf LED umgestellt wurde. Im Verkaufsangebot habe ich keine einzige Sparlampe mehr entdeckt. (Weniger fidel gemacht hat mich dagegen die omnipräsente Gratis-Wi-Fi…)

Und nun zieht auch die Migros nach!
Im Migros-Magazin Nr. 40 vom 29. September 2014 steht folgender (Klein-aber-immerhin-)Artikel:
"Die Migros setzt auf LED-Lampen
Die Migros passt ihr Leuchtmittelsortiment an. Sie reduziert das Angebot an Energiesparlampen und setzt stattdessen konsequent auf LED-Leuchtmittel. Dies sind noch energieeffizienter und enthalten kein Quecksilber. In den letzten Jahren hat sich die LED-Technologie hinsichtlich Energieeffizienz und Farbwiedergabe stark verbessert. Heute sind LED die umweltfreundlichsten Leuchtmittel auf dem Markt und bewegen sich in einem ähnlichen Preissegment wie Energiesparlampen. LED-Lampen sind aber deutlich langlebiger. Dennoch verkauft die Migros bis auf Weiteres auch ein ausgewähltes Sortiment an Energiesparlampen, da teilweise noch kein geeigneter Ersatz mit LED-Technologie existiert."

Bis die zahlreich eingesetzten Sparlampen - teils in unmittelbarer Nähe der Angestellten – in den Verkaufsgeschäften des Grossverteilers auch noch ersetzt sind, wird es wohl nochmals eine ganze Weile dauern. Aber immerhin - ein wichtiger Schritt ist getan. Danke.

Laie

Beitrag von Laie » 4. Oktober 2014 15:09

realdream hat geschrieben: http://www.faktor.ch/
http://www.faktor.ch/impressum.html

Herausgreifen möchte ich hier Irrtum 9: „LED erzeugen Elektrosmog wie Sparlampen.“

Stefan Gasser schreibt dazu:

Richtig ist: LED benötigen ein Vorschaltgerät, ähnlich wie Sparlampen.
Im Gegensatz zu Sparlampen benötigen Leuchtdioden aber (fast) strahlungsfreien Gleichstrom; die Sparlampe hochfrequenten Wechselstrom. Messungen der ETH Zürich belegen, dass LED-Lampen so strahlungsarm sind wie Glühlampen

http://www.toplicht.ch/cert/uploads/doc ... %BCgen.pdf

Die Quelle für die Messungen der ETH interessieren mich - auch wegen der Niederfrequenz der Vorschaltgeräte

Mahner
Beiträge: 199
Registriert: 15. Oktober 2014 16:55

Gefährliche Energiesparlampen

Beitrag von Mahner » 17. Oktober 2014 10:14

Gefährliche Energiesparlampen

Die ARD brachte im Programm Plusminus am 15.10.2014 -21.45 Uhr-
den v.g. Beitrag, welcher über Video unter

http://www.daserste.de/information/wirt ... n-100.html

noch zur Verfügung steht.

Hier eine Kurzfassung der Anmoderation:

Die von der EU vorgeschriebene Energiesparlampe entwickelt sich zum ernsthaften Problem für Mensch und Natur. Plusminus zeigt, wie gesundheitsschädlich die Lampen für Menschen sein können und wer sie überhaupt noch zurücknimmt.

Wenn eine Energiesparlampe hinunterfällt und zersplittert, denken viele nicht an Lüften. Dabei enthalten die Lampen einen gefährlichen Kern: Quecksilber. Sobald eine Lampe zerbricht, verteilt sich der gefährliche Stoff im Raum. Ein vierjähriger Junge war in der Nähe, als eine Energiesparlampe zerbrach. Kurz darauf verlor er seine Haare, erzählt sein Vater. Vier Jahre ist das jetzt her - bis heute hat der Junge keine Haare. Für den behandelnden Arzt ist klar, dass das Quecksilber aus der Energiesparlampe für die Symptome des Jungen verantwortlich ist.(…)

Schon eine geringe Dosis ist gefährlich
Der Chemiker Gary Zörner befasst sich seit Jahren mit Quecksilber. Schon eine geringe Dosis könne zu massiven Schäden führen – vor allem für Kinder sei das gefährlich. "Wenn ein Kind einen Teil von einer kaputten Lampe einatmet, kann das schon reichen, dass es schweres Zittern gibt", sagt Zörner. Das Umweltbundesamt hat 2010 untersuchen lassen, wie viel Quecksilber aus zerbrochenen Energiesparlampen austritt. Die Behörde kam zu dem Ergebnis, dass "... beim Zerbrechen der Lampen Quecksilber in Mengen freigesetzt werden kann, die gesundheitlich durchaus bedeutsam sein können.“

Mehr...
http://www.daserste.de/information/wirt ... 4-108.html

Antworten