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Psychiatrisierung der "Elektrosensiblen"

Verfasst: 13. Dezember 2009 14:59
von Wuff
Ich habe mehrere Jahre im Forum von www.izgmf.de als Wuff gepostet, und dort die Meinung vertreten und vor allem auch begründet, dass das Phänomen, dass elektrische und magnetische Felder (EMF) bei einigen Menschen Beeinträchtigungen von Befinden und Gesundheit bewirken (auch als „Elektrosensibilität“ bezeichnet), von der Wissenschaft mit System geleugnet wird, und dass die davon Betroffenen von denselben „Forschern“ psychiatrisiert werden, statt dass ihnen durch Reduktion der EMF geholfen würde.

Das izgmf-Forum hat seine Richtung im Laufe der Zeit geändert, und propagiert heute beispielsweise eine Verdichtung und Maximierung der Anzahl Mobilfunksender. Meine Kritik izgmf-Forum an der Psychiatrisierung der Betroffenen und am Hauptschuldigen daran wurde in einem ersten Schritt durch die Sperre meiner kritischen Threads stark erschwert. In einem zweiten Schritt wurde die Kritik durch das Verbot von Wörtern wie „Psychiatrisierung“ und „Repacholi“ weiter behindert, und in einem dritten Schritt wurde die Kritik durch meine Suspendierung als Teilnehmer verunmöglicht. – Aber das ist nicht so wichtig, wichtiger ist, dass die Kritik an der Forschungsmanipulation und an der damit verbundenen Psychiatrisierung der Betroffenen weitergeht, und so bringe ich im Gigaherz-forum als Erstes noch einige Punkte an, die ich wegen der Sperrung im izgmf.de nicht mehr äussern konnte.

Die Psychiatrisierung der „Elektrosensiblen“ wird sich in zehn bis zwanzig Jahren als eine Schande für die beteiligte Wissenschaft erweisen. Die Psychiatrisierung besteht darin, dass „Forscher“ als Erstes die Wirkung von EMF leugnen und dabei behaupten, eine Wirkung schwacher elektrischer und magnetischer Felder (EMF) auf das Befinden und die Gesundheit der Menschen existiere nicht nur nicht, sondern sie sei sogar unmöglich. Die eigentliche Psychiatrisierung besteht dann als Zweites darin, dass die „Forscher“ behaupten, die Vermutung oder die Äusserung der „Elektrosensiblen“, ihre Beeinträchtigungen seien durch EMF verursacht, sei ein Zeichen einer psychischen Abweichung, und sie nennen dieses dann „IEI-EMF“.

Wenn man weiss, wer die EMF-Forschung koordiniert, und wer diese zum grössten Teil bezahlt, und wenn man weiterhin weiss, dass für EMF-Schäden keine dem Risiko angemessene Versicherungsdeckung der Hersteller und Betreiber besteht, dann verwundern einen die Zustände im interdisziplinären Wissenschaftszweig Bioelectromagnetics, der sich mit der EMF-Forschung befasst, nicht mehr so sehr. Dieselben Kreise haben die EMF-Forschungskoordination bei der Weltgesundheitsorganisation WHO an sich gerissen, und konnten so „Elektrosensibilität“ umwandeln in die psychosomatisch-psychiatrische idiopathische „Umweltunverträglichkeit –EMF zugeschrieben“ (IEI-EMF). An die Definitionen der WHO hat sich die Schulmedizin verbindlich zu halten.

Ich will nicht zu lange Beiträge schreiben, und darum werde ich erst im nächsten Beitrag die erste konkrete Psychiatrisierung schildern. Diese ist im izgmf-Forum geschehen, und es sind bekannte Leute involviert. .

Was ist wahr?

Verfasst: 14. Dezember 2009 11:34
von Wuff
Im Laufe einer kontroversen Diskussion im izgmf-Forum ( http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=34581 ) hat Teilnehmer Prof. Dr. A. Lerchl dem anonymen Teilnehmer „ES“ und indirekt allen anderen „Elektrosensiblen“ unter dem Beitragsbetreff „Fakten“ an den Kopf geworfen, dass ihm lediglich eingeredet worden sei, dass EMF krank machen. Den „Beweis“ dafür hat er mit einer Abbildung aus Fricks DMF-Studie ( http://www.emf-forschungsprogramm.de/fo ... 015_AB.pdf , dort Seite 76) erbracht, den er wie folgt kommentierte: „Obwohl die Elektrosensiblen nicht exponiert waren, zeigten sich in ihren Gehirnen deutliche Reaktionen, im Gegensatz zu Kontrollpersonen (die sich nicht als elektrosensibel bezeichnen). Sie haben also eine Erwartungshaltung ("Wenn ich exponiert werde, passiert etwas"), die durch die Scheinexposition entsprechende Reaktionen hervorrufen, aber keine physikalische Ursache haben.“

Das kann man nun auf zwei Arten anschauen:

a) Unkritisch: Da hat anscheinend ein Wissenschaftler namens Ulrich Frick mit fMRI (funktionales Magnetresonanz-Bildgebungsverfahren) tief in das Gehirn des typischen „Elektrosensiblen“ geschaut, und dort gesehen und objektiv abbilden können, dass die Symptome der Elektrosensiblen nur entstehen, weil diesen zuvor eingeredet worden war, dass die Felder Symptome bewirken, während in Wirklichkeit nur die Erwartung des Eingeredeten die Symptome bewirkt.

b) Kritisch: Frick hat wohl die fMRI-Bilder falsch interpretiert, und sein Kollege Lerchl nutzt die Bilder um den „Elektrosensiblen“ an den Kopf zu werfen, dass ihr Gehirn nicht richtig wie bei den anderen Menschen funktioniere, und ihnen einen Streich spiele, dass die Symptome nämlich nicht durch EMF sondern durch eine von Frick genau bestimmte Stelle im Gehirn bewirkt werden.

Was ist nun wahr: Hat Frick – wie von Lerchl behauptet – die Stelle im Gehirn gefunden, welche bei den „Elektrosensiblen“ die Symptome völlig unabhängig von irgendwelchem EMF-Einfluss erzeugt, oder hat Frick unzutreffende Dinge in seine Abbildung hinein interpretiert, und hat Lerchl darüber hinaus daraus falsche Zusammenhänge konstruiert?

Versteht Lerchl fMRI richtig?

Verfasst: 15. Dezember 2009 08:40
von Wuff
Was ist fMRI überhaupt, mit dem Frick in die Hirne seiner „elektrosensiblen“ Probanden und der nicht-„elektrosensiblen“ Kontrollgruppe geschaut hat? MRI bzw. Magnetresonanztomographie ist ein bildgebendes Verfahren, das mit Magnetfeldern funktioniert, und mit dem dreidimensionale Darstellungen des Körperinneren erstellt werden können. Funktionales MRI bzw. fMRI ermöglicht es zusätzlich, Änderungen des Blutflusses im Hirn darzustellen.

Und was ist fMRI nicht? fMRI ermöglicht nicht die Darstellung der Nerventätigkeit, denn es zeigt nur die Versorgung von kleinräumigen Hirnregionen mit Blut an, welches die Nerven mit Sauerstoff versorgt. Ganz genau genommen zeigt fMRI nur die Konzentration des im Blut gelösten Sauerstoffs (BOLD Signal, Blood Oxigenation Level Dependency) an. fMRI zeigt also nicht etwa, was die Nerven tun, sondern nur, wo, an welcher Stelle im Hirn, Nervengruppierungen überhaupt etwas tun, und nicht einmal immer das, sondern in einigen Fällen auch nur, an welcher Nervenzellen bloss bereit sind, etwas zu tun!

Frick behauptete, sämtliche seiner „elektrosensiblen“ Probanden seien bloss vermeintlich „elektrosensibel“. Für diese Behauptung bzw. für diesen Glauben stützte er sich ausdrücklich und ausschliesslich auf eine Schrift des Gründerpräsidenten Repacholi der ICNIRP, auf die ich zurückkommen werde. Die ICNIRP ist die industrienahe Organisation, welche die heute gültigen Grenzwerte für EMF vorgegeben hat.

Wenn Frick mit seinem Experiment herausfinden wollte, was genau im Hirn der - in seinen Augen nur vermeintlichen - „Elektrosensiblen“ geschieht, dann wählte er mit dem fMRI ein untaugliches weil unscharfes Analyseinstrument, das in keiner Weise geeignet war, seine Behauptungen und Vermutungen zu stützen oder gar zu beweisen:
  • fMRI ist unspezifisch: Es ist mit fMRI nicht möglich, konditionierte Reaktionen danach zu unterscheiden, ob die Konditionierung durch einen frühere ursächliche Reaktion auf eine physikalische Ursache erfolgte, oder eine physikalischen Gefahr lediglich suggeriert bzw. eingeredet wurde. Dieses ist der wichtigste und fundamentalste Grund, an Fricks Fähigkeit zur fMRI-Interpretation zu zweifeln.
  • fMRI ist zeitlich unscharf: Es reagiert viel zu langsam, um im Hirn Ursache und Wirkung auseinander halten zu können. Dieses ist der zweitwichtigste Grund, die Fricks fMRI-Interpretationen für falsch zu halten.
  • fMRI ist analytisch unscharf: Es unterscheidet nicht zwischen Aktivitäten des Hirns und vorsorglicher Bereitstellung von Blut an einer Stelle, an welcher voraussichtlich Aktivitäten erforderlich werden. Dieses ist der dritttwichtigste Grund, die fMRI-Auslegung von Frick in Zweifel zu ziehen.
  • fMRI ist kausalanalytisch untauglich: Die Korrelation zwischen dem BOLD-Signal und einem psychischen Prozess sagt nichts über den kausalen Zusammenhang aus. Dieses ist der viertwichtigste Grund für Zweifel an Fricks fMRI-Interpretation.
  • fMRI ist inhaltlich unscharf: Es ermöglicht beispielsweise nicht die Aussage, aus welchem Grund auf einen erwarteten äusseren Reiz eine Nocebo-Reaktion erfolgt.
  • fMRI ist inhaltlich unscharf: Es ermöglicht nicht zu erkennen was das Hirn tut, sondern nur wo sich etwas abspielt.
Wir sehen also, dass aus fMRi also nur indirekte Schlüsse gezogen werden dürfen, und keine Schlüsse dazu gezogen werden können, was das Hirn konkret tut.

Wenn die Möglichkeiten und vor allem die Grenzen von fMRI in Betracht gezogen werden, dann zogen Frick und in seinem Gefolge Lerchl Schlüsse aus der fMRI Darstellung des lokalen Blutflusses im Hirn, die nur zufällig richtig sein könnten.

Wenn unter den "elektrosensiblen" Probanden echte "Elektrosensible" waren, die bei EMF-Exposition Symptome entwickeln, dann ist sind Blutfluss und Symptome bei als echt angekündigten aber nur vermeintlichen EMF durch Kondtionierung leicht zu erklären, und die Interpretationen von Frick und Lerchl sind dann grundfalsch.

Frick hat seine Behauptung, seine "elektrosensiblen" Probanden seien allesamt eingebildet "Elektrosensible, weder auf eine Untersuchung der Probanden noch auf eigene Plausibilitsüberlegungen gestützt, sondern allein auf ICNIRP-Repacholis Behauptung, "Elektrosensibilität" existiere nicht, weil schwache Felder keine biologischen Wirkungen haben könnten.

Fricks Arbeit ist letztlich nichts anderes als eine Glaubenssache, und keine echte Forschung.

Re: Was ist wahr?

Verfasst: 15. Dezember 2009 09:41
von Hans-U. Jakob
Wuff hat geschrieben:Im Laufe einer kontroversen Diskussion im izgmf-Forum ( http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=34581 ) hat Teilnehmer Prof. Dr. A. Lerchl dem anonymen Teilnehmer „ES“ und indirekt allen anderen „Elektrosensiblen“ unter dem Beitragsbetreff „Fakten“ an den Kopf geworfen, dass ihm lediglich eingeredet worden sei, dass EMF krank machen. Den „Beweis“ dafür hat er mit einer Abbildung aus Fricks DMF-Studie ( http://www.emf-forschungsprogramm.de/fo ... 015_AB.pdf , dort Seite 76) erbracht, den er wie folgt kommentierte: „Obwohl die Elektrosensiblen nicht exponiert waren, zeigten sich in ihren Gehirnen deutliche Reaktionen, im Gegensatz zu Kontrollpersonen (die sich nicht als elektrosensibel bezeichnen). Sie haben also eine Erwartungshaltung ("Wenn ich exponiert werde, passiert etwas"), die durch die Scheinexposition entsprechende Reaktionen hervorrufen, aber keine physikalische Ursache haben.“

Das kann man nun auf zwei Arten anschauen:

a) Unkritisch: Da hat anscheinend ein Wissenschaftler namens Ulrich Frick mit fMRI (funktionales Magnetresonanz-Bildgebungsverfahren) tief in das Gehirn des typischen „Elektrosensiblen“ geschaut, und dort gesehen und objektiv abbilden können, dass die Symptome der Elektrosensiblen nur entstehen, weil diesen zuvor eingeredet worden war, dass die Felder Symptome bewirken, während in Wirklichkeit nur die Erwartung des Eingeredeten die Symptome bewirkt.

b) Kritisch: Frick hat wohl die fMRI-Bilder falsch interpretiert, und sein Kollege Lerchl nutzt die Bilder um den „Elektrosensiblen“ an den Kopf zu werfen, dass ihr Gehirn nicht richtig wie bei den anderen Menschen funktioniere, und ihnen einen Streich spiele, dass die Symptome nämlich nicht durch EMF sondern durch eine von Frick genau bestimmte Stelle im Gehirn bewirkt werden.

Was ist nun wahr: Hat Frick – wie von Lerchl behauptet – die Stelle im Gehirn gefunden, welche bei den „Elektrosensiblen“ die Symptome völlig unabhängig von irgendwelchem EMF-Einfluss erzeugt, oder hat Frick unzutreffende Dinge in seine Abbildung hinein interpretiert, und hat Lerchl darüber hinaus daraus falsche Zusammenhänge konstruiert?
Lutz Jäncke, Professor für Neuropsychologie an der UNI Zürich bezeichnet die Aktivitäten von Frick und Lerchl öffentlich als Voodoozauber und Kaffeesatzlesen.
Siehe www.gigaherz.ch/1513
kein Wunder, dass sich der Ablassverkäufer Lerchl solcher Mittel bedienen muss. Andere hat er ja bald keine mehr. Der Fälschungsvorwurf an Rüdiger und Mitarbeiter ist ihm so schön in die Hose gegangen, dass es noch bis nach Schwarzenburg hinauf gestunken hat.
Frick hat übrigens Gigaherz wegen www.gigaherz.ch/1368 einst mit rechtlichen Schritten gedroht. Obschon ich ihm die Adresse des schweizer Gerichtshofes, an welchen er sich wenden soll, postwendend geschickt habe, warte ich heute noch auf eine Vorladung.
Hans-U. Jakob (Präsident von Gigaherz.ch)

Verfasst: 15. Dezember 2009 18:59
von charles
So konnte ich feststellen, dass etliche Personen, welche schon bei ein DECT Telefon *aus den Ruder geraten*, bei einem MRI Scan überhaupt nichts schlimmes erfahren haben.

Re: Was ist wahr?

Verfasst: 16. Dezember 2009 09:13
von Wuff
Hans-U. Jakob hat geschrieben: Lutz Jäncke, Professor für Neuropsychologie an der UNI Zürich bezeichnet die Aktivitäten von Frick und Lerchl öffentlich als Voodoozauber und Kaffeesatzlesen.

Jäncke hat ganz allgemein falsches Interpretieren von fMRI mit Voodoo in Verbindung gebracht, und nicht speziell Frick und Lerchl erwähnt. Ich habe Jänckes Artikel auf Fricks fMRI-Experiment angewandt und die dortige fMRI-Interpretation mit Voodoo verglichen. Dieses geschah in dem gesperrten und daher unvollständig gebliebenen Voodoo-Strang des izgmf- Forums ( http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=31220 ).

Fricks Interpretationen zu seinem fMRI-Experiment sind und bleiben Voodoo mit modernen Mitteln. Der Zauber geschieht nicht wie beim ursprünglichen Voodoo durch Einstecken von Nadeln in Puppen, sondern indem "Elektrosensible" in eine Scanner-Röhre gesteckt werden ( http://www.emf-forschungsprogramm.de/ho ... _Frick.pdf , dort Seite 46).

Verfasst: 16. Dezember 2009 09:26
von Wuff
charles hat geschrieben:So konnte ich feststellen, dass etliche Personen, welche schon bei ein DECT Telefon *aus den Ruder geraten*, bei einem MRI Scan überhaupt nichts schlimmes erfahren haben.
Ob bei Fricks Experiment die Magnetfelder des MRI-Gerätes überhaupt einen Einfluss auf die Probanden hatten, lässt sich nicht anhand der fMRI-Abbildungen eruieren, denn diese können ja nur bei eingeschaltetem Scanner aufgenommen werden. Es ist stark zu vermuten, dass es keinen besonderen Einfluss gab, denn es deutet nichts auf einen solchen hin. Anscheinend haben sich weder die "elektrosensiblen" Probanden noch die nicht-"elektrosensible" Kontrollgruppe, die für den Vergleich derselben Prozedur unterzogen wurde, entsprechend geäussert. Der von Frick gefundene Effekt bei den "Elektrosensiblen" ist mit Sicherheit nicht auf die Magnetfelder des Scanners zurückzuführen.

Ob Felder akute Symptome verursachen oder nicht, hängt anscheinend weniger von der Stärke der Felder an als von deren Art.

Verfasst: 16. Dezember 2009 10:45
von Wuff
Wie sollen wir das einordnen, wenn Lerchl dem Forenteilnehmer „ES“ Fricks bunte Bilder vorgehalten hat, mit der sinngemässen Aussage, bei ihm und bei den anderen „Elektrosensiblen“ gebe es eine sichtbare und damit offensichtliche Fehlfunktion im Hirn, welche die Symptome auslöse, und es seien daher nicht die EMF an den Symptomen schuld?

Wir meinen, dass es sich dabei um eine Psychiatrisierung und um einen Übergriff handele.

Es handelt sich um eine Psychiatrisierung, weil Frick die von ihm erstellten fMRI-Abbildungen unzulässig spekulativ in der Richtung interpretiert hat, dass es sich bei „Elektrosensibilität“ nicht um die Wirkung von EMF, sondern wohl um die Wirkung einer Phobie handele. (Auf die Phobiethese wird noch zurückgekommen.) Es handelt sich um eine Psychiatrisierung, weil Lerchl viel weiter ging, als was fMRI an seriöser Interpretation zulässt. Er suggerierte, das fFMI stütze die Aussage, die Symptome der „Elektrosensiblen“ würden generell nur dadurch ausgelöst, dass ihnen so lange eingeredet würde, dass EMF krank machen, bis sie daran glaubten.

Die fMRI Bilder von Frick sind nicht einmal die Bilder einzelner Probanden, sondern die Summe oder das Aggregat aus dem Vergleich von Bildern von zwei Probandengruppen, nämlich von „elektrosensiblen“ und von nicht-„elektrosensiblen“ Versuchspersonen. Wie es beim einzelnen „Elektrosensiblen“ aussehen würde, beispielsweise beim Forumsteilnehmer „ES“, ist dabei völlig ungewiss. Es ist eine Psychiatrisierung durch unzulässige Verallgemeinerung, wenn von ferne unterstellt wird, auch bei „ES“ würde es im Hirn wohl so aussehen wie beim Aggregat der Probanden, und es handelt sich um eine Psychiatrisierung durch unseriöse „Ferndiagnose“, wenn diese ohne Untersuchung des Betroffenen auf psychische Auffälligkeiten und ohne Abklärung der vom Betroffenen geschilderten Auswirkungen von Feldern erfolgt.

Dieses Vorgehen des Zoologen Lerchl ist unseriös. Der Effekt war, dass letztlich das Verschwinden des Teilnehmers „ES“ aus dem izgmf Forum bewirkt wurde, womit die Psychiatrisierung vollendet war. Der Teilnehmer „ES“ wurde von Lerchl in die finsterste und hinterste Psychoecke gestellt, aus der er und andere „Elektrosensible“ kaum ohne Gesichtsverlust wieder hervorkommen können. Die Zeugen für das Phänomen der Beeinträchtigung von Befinden und Gesundheit durch schwache EMF, die betroffenen "Elektrosensiblen", sind aus dem izgmf Forum eliminiert worden, und nun scheint dort dadurch auch „bewiesen“, dass „Elektrosensibilität“ eben nicht physikalisch, nämlich durch EMF, verursacht wird, sondern rein psychisch.

Im nächsten Beitrag wird diskutiert, inwiefern das Vorgehen Lerchls auch einen Übergriff darstellt.

Verfasst: 16. Dezember 2009 11:49
von Eva Weber
Frick behauptet, sämtliche seiner "elektrosensiblen" Probanden seien bloß vermeintlich "elektrosensibel".

Prof. Lerchl gab mir dies in einer etwas anderen Form sogar schriftlich. Ich befinde mich in einer "SUBJEKTIV EMPFUNDENEN NOTLAGE". Ich verstehe darunter das, was ich so gerne "Das Schieben auf die psychische Schiene nenne", wenngleich mit obigen drei Worten rücksichtsvoller und gefälliger ausgedrückt. Insofern kann ich mich ja nicht beklagen.

Anweisungen wie sie das Fact Sheet 296 enthält und Studien von Frick und Dr. Kaul darstellen, legen den Grundstock zu solchen gewollten Einschätzungen in der Öffentlichkeit. Es ist die zuverlässigste Methode Menschen kalt zu stellen. Die einen schweigen, weil sie Angst vor Psychiatrisierung haben, der Teil der keine Angst mehr hat, weil das Maß voll ist, wird mit "subjektiv empfundener Notlage" bestmöglich ruhig gestellt. Und das soll wohl 30-40 Jahre lang erfolgen, bis das "kleine Restrisiko" erwiesen ist? http://www3.ndr.de/media/telefon120.html Nicht einmal eine gewisse Warnung zum Handygebrauch durch Kinder erfolgt, noch soll lt. Fact Sheet 296 die Strahlung verringert werden, besonders nicht bei Personen, die das für sich für nötig halten.

Auf Spa Paulis vehemente Versuche, sich als "Entlarver" von ES beweisen zu können, schrieb ich gewissenhaft ein Posting, wobei ich es offensichtlich an gewünschter Ernsthaftigkeit mangeln ließ. Prof. Lerchl antwortete hierauf nun nicht so krass wie Andere: "Wirr", "Unverschämt", sondern mit "TRAGISCH".

TRAGISCH ist auch was sich an den Bäumen in meinem Garten und in der Umgebung abspielt. Doch hierzu ein späterer Beitrag.

Eva Weber

Verfasst: 17. Dezember 2009 09:27
von Wuff
Wie können wir einordnen, was Lerchl mit dem Forumsteilnehmer „ES“ stellvertretend auch an allen anderen „Elektrosensiblen“ verrichtet hat? War das legitim oder ist das als Übergriff zu werten?

Wenn man vom Vor-Urteil ausgeht „‘Elektrosensibilität‘ gibt es nicht“, dann verschaffen die bisher zum Thema erstellten Studien und speziell auch deren grosse Anzahl bei oberflächlicher Betrachtung den Eindruck, dieses Urteil sei nicht ein Vorurteil, sondern es sei auf einleuchtende Weise wissenschaftlich nachgewiesen, dass so etwas wie "Elektrosensibilität" nicht existiere, ja nicht einmal existieren könnte.

Wenn man jedoch von der Hypothese ausgeht „‘Elektrosensibilität‘ gibt es“, und wenn das jeweilige Studiendesign und die Prämissen radikal-kritisch analysiert werden, dann fallen die einleuchtend erscheinenden Ergebnisse der einzelnen Studie in sich selbst zusammen, und nichts bleibt von den Studien übrig als ein zusammenhangloser Haufen von vielen Zahlen.

Lerchl hat im izgmf-Forum suggeriert, im Kopf des Forenteilnehmers ES ginge es jeweils dann, wenn sein Befinden durch Felder beeinträchtigt wird, so zu und her wie auf der vorgehaltenen Abbildung, und die Feststellungen von ES zu Symptomen seien darauf zurückzuführen, dass ihm lange genug ein Zusammenhang zwischen Feldern und Symptomen eingeredet worden sei. Eine solche Darstellung wäre unter Voraussetzung von folgendem tolerierbar, nämlich
  • 1. wenn Fricks Interpretation gesichertes Wissen wäre,
  • 2.wenn Fricks Abbildung ohne weiteres auf jeden Einzelfall angewandt werden könnte,
  • 3. wenn Lerchl die Einwirkung von Feldern bei ES konkret ausgeschlossen hätte,
  • 4. wenn Lerchl bei ES Anzeichen psychiatrischer oder neuropsychologischer Abweichungen benennen könnte.
Keine der Voraussetzungen ist jedoch erfüllt, und somit handelt es sich um einen Übergriff von Lerchl auf ES und alle anderen "Elektrosensiblen".

Dass Lerchl bei ES weder Feldeinwirkungen im konkreten Fall durch Versuche oder Untersuchung ausgeschlossen hat, noch dass Lerchl Anzeichen psychiatrischer oder neuropsychologischer Abweichungen nennen konnte, ist offensichtlich. Ohne psychiatrische oder neuropsychologische Untersuchung und ohne Ausschluss von Feldeinfluss im konkreten Fall hat Lerchl ES zum psychiatrischen oder neuropsychologischen Fall erklärt. - Lerchl ist damit nicht der Einzige, das ist aber keine gültige Ausrede.

Auf Ziffer 1 der oben gelisteten Voraussetzungen, auf die Beweiskraft der bisheriger Studien zum Phänomen von EMF-bedingten Beeinträchtigungen von Gesundheit und Befinden kommen wir im nächsten Beitrag zurück.

Verfasst: 18. Dezember 2009 08:55
von Wuff
Wie hoch ist die Beweiskraft der bisherigen Studien zum Phänomen der Beeinträchtigung von Befinden und Gesundheit durch elektrische und magnetische Felder (EMF)? Zur Frage nach dem Zusammenhang zwischen Felder und Symptomen bei dem Phänomen könnten Beweise zu zwei Behauptungen oder Hypothesen geführt werden:
  • Hypothese 1: EMF können Befinden und Gesundheit beeinträchtigen.
  • Hypothese 2: Jede Vermutung oder Behauptung zu einem Zusammenhang zwischen EMF und Beeinträchtigung von Befinden und Gesundheit ist Ausdruck einer neuropsychologischen oder psychischen Störung.
Zur Hypothese „1. EMF können Befinden und Gesundheit beeinträchtigen“ wurde eine grössere Anzahl Studien erstellt. Sie können unterteilt werden in:

ELF-Wahrnehmung und Mikrowellen-Wahrnehmung
Es gab Studien zu Niederfrequenz (extremely low frequency ELF) und zu Funkfrequenzen (radiofrequency, Mikrowellen). Gemeinsames Kennzeichen ist, dass eine Reihe von Probanden, die sich als „elektrosensibel“ bezeichnet haben, in schematischer Weise jeweils zum Schein und echt befeldet wurden, und dass die Ergebnisse der Schein- und der Echt-Befeldung miteinander sowie mit den entsprechenden Ergebnissen von Probanden, die sich als nicht-„elektrosensibel“ bezeichneten, verglichen wurden. Es wurde dabei nicht nur die Frage nach der Wahrnehmung der Felder gestellt, sondern es wurden auch physiologische Parameter erfasst.
Das Ergebnis der meisten dieser Studien war, dass die „Elektrosensiblen“ nicht in der Lage waren, Felder zuverlässig zu erkennen. Wir führen dieses darauf zurück, dass das Studiendesign regelmässig für Stress sorgte, welcher das Ergebnis ganz speziell der „Elektrosensiblen“ stark veränderte. (Ein typisches Beispiel haben wir in Gerlinde Kauls Experiment gefunden und neben anderem hier kritisiert: http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=35789 .

(Interessant ist, dass der WHO-EMF-Forschungskoordinator Repacholi zu solchen Studien aufforderte.)

Epidemiologische Studien
Hierbei werden das Befinden und die Gesundheit von Probanden als Funktion der Stärke der Feldern, denen die Probanden im Alltag exponiert sind, ermittelt. Da im Alltag eine Vielfalt von Feldern vorkommen, deren Stärke sich sehr stark bzw. exponentiell mit dem Abstand von der Immissionsquelle ändert, können heute auf diese Weise keine verlässlichen Daten mehr gewonnen werden. Daran ändern auch die tragbaren „Exposimeter“ nichts.

Das Ergebnis der meisten dieser Studien war unklar. Grundsätzlich wären gut durchgeführte epidemiologische Studien sehr beweiskräftig. Im Fall von EMF ist es heute kaum mehr möglich, die Exposition zu kontrollieren, da diese im Alltage ein Mix von nieder-, mittel- und hochfrequenten magnetischen, elektrischen und elektromagnetischen Feldern ist, deren Stärke sich mit jedem Meter Bewegung ändert. .

(Der bereits erwähnte Forschungskoordinator hat epidemiologische Studien abgelehnt.)

Unterlassene Untersuchungen
Was an Forschungsschritten unterlassen wurde, war eine systematische und sorgfältige medizinische Untersuchung der „Elektrosensiblen“. Dieses erstaunt sehr, denn sorgfältige Beobachtung eines Phänomens ist sonst stets der erste Schritt experimenteller medizinischer Forschung. An der Bioelectromagnetics Forschung wurden aus noch abzuklärenden Gründen kaum Mediziner beteiligt. Heute wird die weltweite EMF-Forschung durch eine promovierte „Elektrikerin“ koordiniert.

Ebenfalls eine Lücke besteht in der Untersuchung mittlerer Frequenzen, als weder so niedrig wie die 50Hz Netzspannung noch so hoch wie die Mikrowellen-Funkstrahlung.

Fazit
Zahlreiche Laborstudien mit Probanden finden zwar eher geringe und subtile Effekte von Feldern, auch Effekte, welche die Probanden nicht selbst feststellen können, z.B. EEG-Änderungen vor und nach Befeldung. Wenn diese Effekte in Metastudien zusammengefasst werden, dann ergibt sich ein eher diffuses Bild, das noch nicht als solches analysiert wurde. Das lässt auf einen Wirkmechanismus schliessen, der nicht bei allen Menschen identisch abläuft.

Die ganz grosse Masse der Studien – so mangelhaft wie sie eben durchgeführt wurden! - findet aber keine wesentlichen Beeinträchtigungen von Befinden und Gesundheit, so dass die Leiden der „Elektrosensiblen“ bis heute nicht wissenschaftlich einwandfrei dokumentiert sind.

Wir werden später noch sehen, dass der lückenhafte Wissensstand kein Zufall ist.

Auf die wissenschaftlichen Studien zur zweiten Hypothese kommen wir im nächsten Beitrag.

Physik?

Verfasst: 18. Dezember 2009 11:29
von Christopher
Da im Alltag eine Vielfalt von Feldern vorkommen, deren Stärke sich sehr stark bzw. exponentiell mit dem Abstand von der Immissionsquelle ändert, können heute auf diese Weise keine verlässlichen Daten mehr gewonnen werden.
Exponentiell? Bisher kannte ich nur "invers proportional zum Abstand" (also 1/r, bei Feldstärken) bzw. "mit dem Abstand im Quadrat" (also 1/r², bei Leistungsflussdichte). Daß es Felder geben soll, deren Stärke exponentiell abfällt, ist mir neu - und es wäre ja eigentlich zu begrüßen, weil dann schon in geringem Abstand zu Quelle die Feldstärke vernachlässigbar klein wäre.
Können Sie mir eine Quelle für diesen angeblichen exponentiellen Abfall der Feldstärke nennen?

Re: Physik

Verfasst: 18. Dezember 2009 14:20
von Wuff
Christopher hat geschrieben:
Da im Alltag eine Vielfalt von Feldern vorkommen, deren Stärke sich sehr stark bzw. exponentiell mit dem Abstand von der Immissionsquelle ändert, können heute auf diese Weise keine verlässlichen Daten mehr gewonnen werden.
Exponentiell? Bisher kannte ich nur "invers proportional zum Abstand" (also 1/r, bei Feldstärken) bzw. "mit dem Abstand im Quadrat" (also 1/r², bei Leistungsflussdichte). Daß es Felder geben soll, deren Stärke exponentiell abfällt, ist mir neu - und es wäre ja eigentlich zu begrüßen, weil dann schon in geringem Abstand zu Quelle die Feldstärke vernachlässigbar klein wäre.
Können Sie mir eine Quelle für diesen angeblichen exponentiellen Abfall der Feldstärke nennen?
Ich habe zwar nicht das Wort "Feldstärke" verwendet, aber Ihre Ausführungen zur Abschwächung von Feldstärke und Leistungsflussdichte in Abhängigkeit vom Abstand sind korrekt. Schön dargestellt ist das Verhältnis zwischen der Abnahme der Feldstärke und der Abnahme der Leistungsflussdichte in http://cdl.niedersachsen.de/blob/images ... 29_L20.pdf , Abbildung 3.

Dort ist grafisch ersichtlich, was ich ausdrücken wollte, nämlich dass die Intensität von EMF mit dem Abstand von der Immissionsquelle sehr rasch abnimmt.

Die obere Kurve zeigt, dass beispielsweise in 1 Meter Abstand von der Immissionsquelle die Feldstärke noch 1/10 des Wertes ist, der in 10 cm Abstand herrscht, und in 10 Meter Abstand nur noch 1/100 des Wertes, der in 10 cm Abstand herrscht.

Verfasst: 18. Dezember 2009 16:40
von charles
Ist theoretisch zwar richtig, aber aur Sicht der Elektrosensitive theoretisches Geschwafel.

Die Empfangsbereitschaft der Elektrosensitiven ist viel grösser als allgemein angenommen wird.

Die biologische Wirkung ist bis jetzt nicht erforscht worden.

So kann ein sehr schwaches Signal auf grosse Abstand ein grössere Reaktion bei einem Elektrosensitiven hervorrufen als ein starkes Signal auf eine kürzere Abstand. Und ich rede hier von ein gleichartiges Signal. z.B. von einem DECT.

Die normale theoretische Naturgesetze wirken bei Elektrosensitive biologisch ganz anders.

Um es mal anderswegs zu umschreiben: Elektrosensitive haben ausser empfindliche Antennen für Elektrosmog auch noch extra Verstärker eingebaut, wo *normale* menschen gar keine Antennen diesbezüglich haben.
Und diese Verstärker arbeiten bei spezifische Frequenzen oder Modulationen oder Informationen.

Verfasst: 19. Dezember 2009 11:02
von Wuff
charles hat geschrieben:Ist theoretisch zwar richtig, aber aur Sicht der Elektrosensitive theoretisches Geschwafel.

Die Empfangsbereitschaft der Elektrosensitiven ist viel grösser als allgemein angenommen wird.

Ich habe auf die Kurve, die in der Nähe der Immissionsquelle steil ansteigt, hingewiesen um zu zeigen, dass bei epidemiologischen Studien zu Unrecht von einer homogenen Feldstärkenverteilung ausgegangen wird. Speziell in der Nähe der Immissionsquellen ändert sich die biologisch wirksame Feldstärke mit jeder kleinen Bewegung stark. Ausserdem gibt es in der Zivilisation einen unübersichtlichen Mix von Frequenzen. Dieses alles macht epidemiologische Studien ziemlich illusorisch. Auch auf dem Körper getragene Exposimeter ändern nichts daran, weil sie nur einzelne Bereiche aus dem Spektrum der Frequenzen erfassen.

charles hat geschrieben: So kann ein sehr schwaches Signal auf grosse Abstand ein grössere Reaktion bei einem Elektrosensitiven hervorrufen als ein starkes Signal auf eine kürzere Abstand. Und ich rede hier von ein gleichartiges Signal. z.B. von einem DECT.
Das ist neu und interessant. Meinen Sie damit, dass es Fenster der Strahlungsintensität gibt?
charles hat geschrieben: Um es mal anderswegs zu umschreiben: Elektrosensitive haben ausser empfindliche Antennen für Elektrosmog auch noch extra Verstärker eingebaut, wo *normale* menschen gar keine Antennen diesbezüglich haben.
Und diese Verstärker arbeiten bei spezifische Frequenzen oder Modulationen oder Informationen.
Stützt sich diese Vermutung von den Verstärkern auf einzelne oder auf häufige Beobachtungen?