NFP 57 - Veröffentlichung oder Publikation?
Verfasst: 21. Januar 2011 13:31
Im izg(?)mf-Forum macht Spatenpauli eine Korrespondenz mit dem Leiter des NFP57 ( www.nfp57.ch ), Prof. Alexander Borbély, zugänglich.
Er hat Borbély unter Bezugnahme auch auf einen Gigaherz-Artikel die folgenden Fragen gestellt.
"Sehr geehrter Herr Prof. Borbély,
Quelle: http://gigaherz.ch/pages/posts/nfp57-E2 ... kt1684.php
Mich würde nun interessieren:
Herr Jakob vom Verein Gigaherz schreibt auf seiner Website, das NFP 57 würde nicht - so wie beim Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramm - die einzelnen wissenschaftlichen Arbeiten publizieren, sondern nur eine Art Sammelextrakt. Herr Jakob schreibt dazu: "Die Forschungsergebnisse sollen nicht etwa im Klartext veröffentlicht werden, so wie diese von den Wissenschaftlern geschrieben wurden, sondern in einer von der Leitungsgruppe verfassten sogenannten Synthese." "
Hier folgen Fragen, Antworten und Kommentar, nach den Fragen geordnet.
Frage a) : Stimmt die Behauptung von Herrn Jakob (nur Synthese statt Originalarbeiten)?
Antwort a) Originalarbeiten werden von den Forschenden selbst zur Publikation in Zeitschriften eingereicht und zwar ohne Rücksprache mit der Leitungsgruppe des NFP57 oder dem Nationalfonds. Die Manuskripte müssen dabei ein Begutachtungsverfahren (Peer Reviewing) durchlaufen, das den Herausgebern der Zeitschrift zur Qualitätssicherung dient.
Sind die Qualitätskriterien erfüllt, wird das Manuskript zur Publikation angenommen und veröffentlicht. Dieser Prozess nimmt in der Regel mehrere Monate in Anspruch. Bereits sind einige Publikationen der Arbeiten des NFP 57 erschienen, andere sind in Vorbereitung. Generell ist darauf hinzuweisen, dass die durch den SNF geförderten Forschenden zur Kommunikation der Forschungsresultate verpflichtet sind und in diesem Zusammenhang die Open Access Policy des SNF einzuhalten haben. Die Behauptung, die Forschungsergebnisse aus dem NFP würden nicht publiziert, stimmt daher nicht.
Kommentar zu a): Die Originalarbeiten werden nicht durch das NFP57 veröffentlicht, vor allem nicht gleichzeitig oder vor der Veröffentlichung des Syntheseberichts. Es ist dem aussenstehenden Kritiker also nicht möglich, die Originalarbeiten systematisch nach Designfehlern zu durchforsten. Es gibt auf der Website des NFP 57 keine Liste der bereits begutachteten und publizierten Arbeiten, womit eine kritische Lektüre des Syntheseberichts nicht möglich sein wird.
Veröffentlichen und Publizieren sind zwei verschiedene Dinge. Publizieren im Sinne der Naturwissenschaften bedeutet, nach einer Begutachtung (peer review) in einer von der wissenschaftlichen Gemeinschaft (scientific community) anerkannten Zeitschrift (scientific journal) herauszubringen. Die Öffentlichkeit kommt in der Regel erst nach Zahlung von circa USD 30 zu einem PDF des Artikels, was für alle Studien Kosten von circa CHF 400 verursachen dürfte. Will das jemand für solchen Schrott wie die von Spatenpauli hoch gelobte Hamsterstudie von Lerchl mit den isolierten Pinealorganen ernsthaft zahlen, ausser er hätte den bedingungslosen Willen, sich wieder einmal so richtig schön zu ärgern?
Veröffentlichen ist dagegen: Der Öffentlichkeit leicht erwerbbar zur Verfügung zu stellen.
Die zeitliche Dimension ist hier entscheidend: Vor der Versteigerung ist erst der Synthesebericht verfügbar, und die Originalarbeiten, auf denen der Synthesebericht beruht, noch nicht. Die bis dann noch nicht publizierten Originalarbeiten müssen möglicherweise noch auf Grund der Peer Review verändert werden!
Fazit zu a): Die Antwort von Borbély enthält keine Lügen, verschleiert aber dennoch das unbefriedigende Ausmass an Öffentlichkeit vor der Versteigerung.
Frage b): Was sind die Beweggründe dafür, ggf. nur eine Synthese zu publizieren?
Antwort b) Der Synthesebericht dient der Darstellung der Forschungsergebnisse im Sinne einer Gesamtübersicht des vom Schweizerischen Bundesrat in Auftrag gegebenen Forschungsprogramms zum Zeitpunkt der Beendigung der Forschungsarbeiten, aber vor dem Abschluss der gesamten Datenanalyse und der Veröffentlichung aller Ergebnisse in wissenschaftlichen Zeitschriften. Er wird von den Forschenden und der Leitungsgruppe gemeinsam erarbeitet und von der Leitungsgruppe und dem Nationalfonds verantwortet. Er wird in drei Sprachen veröffentlicht.
Kommentar und Fazit zu b): Wenn der Synthesebericht vor der Publikation (was – wichtig zu beachten! - nicht mit leicht zugänglicher Veröffentlichung verwechselt werden darf) herausgegeben wird, dann haben unabhängige Kritiker keine Chance, die Ergebnisse umfassend kritisch zu betrachten. Die Wissenschaftsjournalisten müssen wieder einmal glauben, ohne auf Plausibilität prüfen zu können, was ihnen aufgetischt wird. Das ist sozusagen buchstäblich wie "Vogel friss oder stirb!" oder "publish or perish" zu verstehen, denn ein Journalist, der nicht publiziert, verhungert, oder verschwindet zumindest aus dem Schreibermilieu.
Frage c): Werden interessierte Bürger gratis den Volltext der Originalarbeiten im Internet einsehen können (vergl. DMF-Programm)?
Antwort c) Alle in wissenschaftlichen Zeitschriften publizierten Ergebnisse sind öffentlich zugängig. Ihre bibliographischen Angaben werden auf der Webseite des NFP 57 figurieren. Die Volltexte der Arbeiten werden dort ebenfalls veröffentlicht, sofern dies mit den Copyright Bestimmungen der Zeitschriften vereinbar ist.
Kommentar zu c): „Öffentlich zugänglich“ heisst im Klartext circa 30 USD nach Amerika überweisen. Wer die bisherig publizierten Arbeiten heute gratis oder gegen Entgelt beziehen möchte, der erhält auf nfp57.ch nicht einmal die Angaben zu den Bezugsmöglichkeiten. Spatenpauli stellt seine mit falscher Faktendarstellung. Im DMF wurden nicht die im wissenschaftlichen Journal publizierten Arbeiten veröffentlicht, sondern Zusammenfassungen der Autoren zu Händen des Auftraggebers. Lerchls berühmt-berüchtigte Hamsterstudie nennt zum Beispiel über das DMF öffentlich und in Deutsch zugänglich 500 exponierte Hamster-Pinealorgane, während die in Englisch publizierte, aber nicht öffentlich zugängliche, sondern nur gegen USD 30 einsehbare Studie zum identischen Experiment nur 320 Exponate nennt - war bei weitem nicht die einzigen Unterschiede der beiden Fassungen, die mit Lerchls gleicher
Feder geschrieben wurden, sind.
Frage d): Ist der zeitliche Zusammenhang mit der Versteigerung neuer Frequenzen in der Schweiz beabsichtigt gewesen?
Antwort d): Der Synthesebericht des NFP 57 steht in keinem Zusammenhang mit der Versteigerung neuer Frequenzen in der Schweiz. Der Bundesrat hat das NFP 57 im Jahr 2005 in Auftrag gegeben. Die Forschungsarbeiten wurden im Frühjahr 2010 beendet und in der Folge ausgewertet und laufend publiziert.
Kommentar zu d): Es kann auch den umgekehrten zeitlichen Zusammenhang geben, für den Borbély nichts könnte. Die Versteigerung wird angesetzt, bevor unabhängige Kritiker Zugang zu den Orignalarbeiten haben.
Gesamtfazit: Auf prima vista schlau erscheinende, geschliffen formulierte, aber dennoch durchschaubare Weise hat Spatenpauli wieder einmal versucht, unter Missbrauch eines ehrbaren Wissenschaftlers einen seiner Lieblingsgegner als angeblichen Lügner hinzustellen.
Er hat Borbély unter Bezugnahme auch auf einen Gigaherz-Artikel die folgenden Fragen gestellt.
"Sehr geehrter Herr Prof. Borbély,
Quelle: http://gigaherz.ch/pages/posts/nfp57-E2 ... kt1684.php
Mich würde nun interessieren:
Herr Jakob vom Verein Gigaherz schreibt auf seiner Website, das NFP 57 würde nicht - so wie beim Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramm - die einzelnen wissenschaftlichen Arbeiten publizieren, sondern nur eine Art Sammelextrakt. Herr Jakob schreibt dazu: "Die Forschungsergebnisse sollen nicht etwa im Klartext veröffentlicht werden, so wie diese von den Wissenschaftlern geschrieben wurden, sondern in einer von der Leitungsgruppe verfassten sogenannten Synthese." "
Hier folgen Fragen, Antworten und Kommentar, nach den Fragen geordnet.
Frage a) : Stimmt die Behauptung von Herrn Jakob (nur Synthese statt Originalarbeiten)?
Antwort a) Originalarbeiten werden von den Forschenden selbst zur Publikation in Zeitschriften eingereicht und zwar ohne Rücksprache mit der Leitungsgruppe des NFP57 oder dem Nationalfonds. Die Manuskripte müssen dabei ein Begutachtungsverfahren (Peer Reviewing) durchlaufen, das den Herausgebern der Zeitschrift zur Qualitätssicherung dient.
Sind die Qualitätskriterien erfüllt, wird das Manuskript zur Publikation angenommen und veröffentlicht. Dieser Prozess nimmt in der Regel mehrere Monate in Anspruch. Bereits sind einige Publikationen der Arbeiten des NFP 57 erschienen, andere sind in Vorbereitung. Generell ist darauf hinzuweisen, dass die durch den SNF geförderten Forschenden zur Kommunikation der Forschungsresultate verpflichtet sind und in diesem Zusammenhang die Open Access Policy des SNF einzuhalten haben. Die Behauptung, die Forschungsergebnisse aus dem NFP würden nicht publiziert, stimmt daher nicht.
Kommentar zu a): Die Originalarbeiten werden nicht durch das NFP57 veröffentlicht, vor allem nicht gleichzeitig oder vor der Veröffentlichung des Syntheseberichts. Es ist dem aussenstehenden Kritiker also nicht möglich, die Originalarbeiten systematisch nach Designfehlern zu durchforsten. Es gibt auf der Website des NFP 57 keine Liste der bereits begutachteten und publizierten Arbeiten, womit eine kritische Lektüre des Syntheseberichts nicht möglich sein wird.
Veröffentlichen und Publizieren sind zwei verschiedene Dinge. Publizieren im Sinne der Naturwissenschaften bedeutet, nach einer Begutachtung (peer review) in einer von der wissenschaftlichen Gemeinschaft (scientific community) anerkannten Zeitschrift (scientific journal) herauszubringen. Die Öffentlichkeit kommt in der Regel erst nach Zahlung von circa USD 30 zu einem PDF des Artikels, was für alle Studien Kosten von circa CHF 400 verursachen dürfte. Will das jemand für solchen Schrott wie die von Spatenpauli hoch gelobte Hamsterstudie von Lerchl mit den isolierten Pinealorganen ernsthaft zahlen, ausser er hätte den bedingungslosen Willen, sich wieder einmal so richtig schön zu ärgern?
Veröffentlichen ist dagegen: Der Öffentlichkeit leicht erwerbbar zur Verfügung zu stellen.
Die zeitliche Dimension ist hier entscheidend: Vor der Versteigerung ist erst der Synthesebericht verfügbar, und die Originalarbeiten, auf denen der Synthesebericht beruht, noch nicht. Die bis dann noch nicht publizierten Originalarbeiten müssen möglicherweise noch auf Grund der Peer Review verändert werden!
Fazit zu a): Die Antwort von Borbély enthält keine Lügen, verschleiert aber dennoch das unbefriedigende Ausmass an Öffentlichkeit vor der Versteigerung.
Frage b): Was sind die Beweggründe dafür, ggf. nur eine Synthese zu publizieren?
Antwort b) Der Synthesebericht dient der Darstellung der Forschungsergebnisse im Sinne einer Gesamtübersicht des vom Schweizerischen Bundesrat in Auftrag gegebenen Forschungsprogramms zum Zeitpunkt der Beendigung der Forschungsarbeiten, aber vor dem Abschluss der gesamten Datenanalyse und der Veröffentlichung aller Ergebnisse in wissenschaftlichen Zeitschriften. Er wird von den Forschenden und der Leitungsgruppe gemeinsam erarbeitet und von der Leitungsgruppe und dem Nationalfonds verantwortet. Er wird in drei Sprachen veröffentlicht.
Kommentar und Fazit zu b): Wenn der Synthesebericht vor der Publikation (was – wichtig zu beachten! - nicht mit leicht zugänglicher Veröffentlichung verwechselt werden darf) herausgegeben wird, dann haben unabhängige Kritiker keine Chance, die Ergebnisse umfassend kritisch zu betrachten. Die Wissenschaftsjournalisten müssen wieder einmal glauben, ohne auf Plausibilität prüfen zu können, was ihnen aufgetischt wird. Das ist sozusagen buchstäblich wie "Vogel friss oder stirb!" oder "publish or perish" zu verstehen, denn ein Journalist, der nicht publiziert, verhungert, oder verschwindet zumindest aus dem Schreibermilieu.
Frage c): Werden interessierte Bürger gratis den Volltext der Originalarbeiten im Internet einsehen können (vergl. DMF-Programm)?
Antwort c) Alle in wissenschaftlichen Zeitschriften publizierten Ergebnisse sind öffentlich zugängig. Ihre bibliographischen Angaben werden auf der Webseite des NFP 57 figurieren. Die Volltexte der Arbeiten werden dort ebenfalls veröffentlicht, sofern dies mit den Copyright Bestimmungen der Zeitschriften vereinbar ist.
Kommentar zu c): „Öffentlich zugänglich“ heisst im Klartext circa 30 USD nach Amerika überweisen. Wer die bisherig publizierten Arbeiten heute gratis oder gegen Entgelt beziehen möchte, der erhält auf nfp57.ch nicht einmal die Angaben zu den Bezugsmöglichkeiten. Spatenpauli stellt seine mit falscher Faktendarstellung. Im DMF wurden nicht die im wissenschaftlichen Journal publizierten Arbeiten veröffentlicht, sondern Zusammenfassungen der Autoren zu Händen des Auftraggebers. Lerchls berühmt-berüchtigte Hamsterstudie nennt zum Beispiel über das DMF öffentlich und in Deutsch zugänglich 500 exponierte Hamster-Pinealorgane, während die in Englisch publizierte, aber nicht öffentlich zugängliche, sondern nur gegen USD 30 einsehbare Studie zum identischen Experiment nur 320 Exponate nennt - war bei weitem nicht die einzigen Unterschiede der beiden Fassungen, die mit Lerchls gleicher
Feder geschrieben wurden, sind.
Frage d): Ist der zeitliche Zusammenhang mit der Versteigerung neuer Frequenzen in der Schweiz beabsichtigt gewesen?
Antwort d): Der Synthesebericht des NFP 57 steht in keinem Zusammenhang mit der Versteigerung neuer Frequenzen in der Schweiz. Der Bundesrat hat das NFP 57 im Jahr 2005 in Auftrag gegeben. Die Forschungsarbeiten wurden im Frühjahr 2010 beendet und in der Folge ausgewertet und laufend publiziert.
Kommentar zu d): Es kann auch den umgekehrten zeitlichen Zusammenhang geben, für den Borbély nichts könnte. Die Versteigerung wird angesetzt, bevor unabhängige Kritiker Zugang zu den Orignalarbeiten haben.
Gesamtfazit: Auf prima vista schlau erscheinende, geschliffen formulierte, aber dennoch durchschaubare Weise hat Spatenpauli wieder einmal versucht, unter Missbrauch eines ehrbaren Wissenschaftlers einen seiner Lieblingsgegner als angeblichen Lügner hinzustellen.