Der zumindest auf mich wirkende “Sing-Sang“ des Vortrages von Prof. Lerchl hat mich nun doch dazu bewogen, zu drei Punkten Stellung zu beziehen:
Anmerkung 1:
Auf mich wirkte seine Körpersprache zerfahren, übernervös und hektisch, jedenfalls keineswegs professoral souverän!
Inhaltlich vermittelt sein Auftritt bis auf eine (nicht sichtbare) Detailanalyse eine pauschale Faselei mit dem Grundtenor, dass es absolut keine warnenden, ernstzunehmenden Studien gäbe. Er und andere hätten in diverse Studien reingeschaut und da wäre nichts aufzufinden gewesen. (das waren seine, mehrere Wiederholungen)
Anmerkung2:
Wenn aber lt. seiner Aussage 30% der Bevölkerung sich betroffen fühlen, sollte ein verantwortungsvoller Wissenschaftler, der auch noch als SSK Vorsitzender für nicht ionisierende Strahlen Verantwortung tragen sollte(!) die Zusammenhänge und die Einstufung von EMF in 2B ernster analysieren.
Sein Bagatellisierungsversuch die Einstufung mit Kaffee zum Beispiel in 2B Klassifizierung analog gleichzusetzen mit der von EMF, so als ging es dabei um eine Tasse Kaffee kann wirklich nur als „beifallsheischende Showeinlage“ gewertet werden. Diese Äußerung erfolgte auch ziemlich verschämt und dümmlich, aber er hat’s immerhin gesagt!
(Bei der angesprochenen Klassifizierung handelt es sich um die Einstufung von caffeic acid, also Kaffeesäure und die kann m.W. bei einem höheren Grad schon einen bedenklichen gesundheitlichen Aspekt hervorrufen, weswegen sie ja auch in die Gefahrenklasse eingestuft wurde, oder liege ich da falsch???)
Meiner Meinung nach wird hier in dieser Form von L. bewußte Kleinrederei betrieben, um die IARC Entscheidung zu diskriminieren.
Anmerkung3:
Die Aussage von Lerchl, dass man auch bezüglich der diversen Spermienwarnungen nichts gefunden hätte, kann ja wohl dem Stand der Wissenschaft nicht entsprechen, wenn diesbezüglich anderslautende Informationen dokumentiert sind!
Das renommierte ECOLOG - Institut nämlich beurteilte die Studienlage zu EMF und Spermien da aber ganz anders:
„Unfruchtbarkeit beim Mann als mögliche Folge der Nutzung von Mobiltelefonen“ von Hartmut Voigt ist erschienen im EMF - Monitor 5/2011 (Oktober).
Das ECOLOG- Institut hat eine Auswertung von Studien vorgelegt zu den Auswirkungen von Hochfrequenzexpositionen auf die Fruchtbarkeit des Mannes. In der Auswertung der 27 seit dem Jahr 2000 erschienenen Studien kommt ECOLOG zu dem Schluss, „dass in einer deutlichen Mehrheit der neueren Studien signifikante Effekte mit potenziell negativen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit gefunden wurden.“
Das ECOLOG-Institut schreibt:
„Diese umfassen 17 Arbeiten, in denen Tiere exponiert wurden, sieben Untersuchungen, in denen menschliche Spermien befeldet wurden und drei epidemiologische Untersuchungen an Männern. Es wurden dabei sehr verschiedene Aspekte betrachtet: neben der Anzahl, Motilität (Beweglichkeit) und Lebensfähigkeit der Spermien wurden u.a. auch verschiedene Anzeichen für oxidativen Stress sowie Auswirkungen auf das Geschlechterverhältnis der Nachkommen analysiert. Nur in fünf dieser Studien (19 %) wurde kein Effekt gefunden. In 19 Studien (70 %) zeigte sich ein statistisch signifikanter Einfluss auf mindestens einen der unter-suchten Parameter, so dass ein negativer Effekt auf die Fruchtbarkeit des Mannes vermutet werden kann. In drei weiteren Studien wurden schwächere, nicht signifikante Effekte gefunden. Auch wenn Design und Qualität der Studien z.T. sehr unterschiedlich sind, kann zusammenfassend festgestellt werden, dass in einer deutlichen Mehrheit der neueren Studien signifikante Effekte mit potenziell negativen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit gefunden wurden. Zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommen die Autoren von zwei kürzlich erschienenen Reviews (Agarwal et al. 2011, La Vignera et al. 2011).“ Diese Reviews hätten insgesamt eine „Verringerung der Spermienanzahl und der Motilität, sowie eine Zunahme von oxidativem Stress“ gezeigt.
Nach Meinung des ECOLOG-Institutes „sollten gerade junge Männer mit späterem Kinderwunsch aus Vorsorgegründen darauf achten, ihr Mobiltelefon nicht eingeschaltet am Gürtel oder in der Hosentasche zu tragen, z.B. während eines Telefonats mit Freisprecheinrichtung oder mit einem Head-Set, und möglichst auch nicht im Stand-by-Modus. Diese Empfehlungen gelten natürlich auch für das Surfen im Internet mit einem Smart-Phone. Noch besser ist natürlich, die Geräte überhaupt so wenig wie möglich zu benutzen.“
Sieh hierzu auch:
http://www.diagnose-funk.org/erkenntnis ... arkeit.php
Resümee:
Hier so zu tun gegenüber der Ärzteschaft, als sei keinerlei Gefährdung vorhanden und die Welt in bester Ordnung, ist in meinen Augen fahrlässig und hat mit seriöser
Wissenschaft kaum etwas zu tun.
Die Nähe des Wissenschaftlers zur einschlägigen Industrie gibt allerdings klar die Antwort für sein Verhalten.