Umstellung digital

P.N.

Umstellung digital

Beitrag von P.N. » 11. Dezember 2017 11:12

Swisscom schaltet auf digital. Besitzer eines Swisscom-Analogtelefons (inkl. DECT oder ISDN) mit Festnetzanschluss werden gezwungen umzurüsten. Die Erfahrungen der Anwender sind unterschiedlich, zum Teil widersprüchlich. Siehe bspw.
https://www.gigaherz.ch/digital-ist-nicht-gleich-funk/

Bei den meisten ist die Umstellung wahrscheinlich bereits erfolgt. Untenstehend einige meiner Erfahrungen und die der Verwandtschaft.

Die gute Nachricht zuerst. Ein allfälliges älteres Analogtelefon kann beim neuen Anschluss weiterverwendet werden. Sogar ein Pulswahltelefon (Wählscheibe) sollte über einen Adapter weiterverwendet werden können. Auch ISDN-Telefone seien über einen Adapter weiterhin brauchbar.

Die schlechte Nachricht: All diese Sonderwünsche muss der Kunde selber bezahlen und organisieren. Die Swissom schickt kurzerhand eine Internetbox (Standard oder Light) mit WLAN (Dualband 2.4 und 5GHz) und DECT integriert und fordert den Kunden auf diese innerhalb von 14 Tagen zu installieren. Die Installation ist für einigermassen technisch oder Computer-Begabte nicht schwierig. Die Anleitung klar. Es tauchen aber unter Umständen Probleme auf, welche technische Erfahrung und systematisches Vorgehen verlangen.

Denjenigen, die Hilfe wünschen oder brauchen schickt Swisscom auf Wunsch einen Techniker einer externen Firma vorbei. Kostenpunkt 80 Franken. Passt einem der vorgeschlagene Termin nicht, kostet eine Verschiebung noch einmal 80 Franken.

Telefonabonnenten, die bis jetzt "energieeffizient" ohne Router mit einem Analogtelefon ohne Netzadapter funktionierten, müssen jetzt einen Router (mit Anschluss an das Stromnetz) verwenden: Standby und Stromverbrauch Tag und Nacht.

Wer die gelieferte Internetbox bspw. nachts ausschalten will, ist telefonisch nicht erreichbar, wie wenn man nicht zu Hause ist. Zusatzfunktionen des "alten" Analogtelefons, wie bspw. die Combox, sind zum Teil nicht mehr brauchbar.

Nach der Installation und automatischen Anmeldung der neuen Internetbox wird auf der Zentrale auf digital umgestellt und ist das Analogsignal auf der Steckdose nicht mehr vorhanden und muss das "alte" Analogtelefon zwingend an den entsprechenden Anschluss der Internetbox angeschlossen werden. Manchmal (oder immer) funktioniert der Anschluss erst am nächsten Tag.

Die neue Konstallation (Analogtelefon + Internetbox) leidet anschliessend an Kinderkrankheiten. Bspw. fällt die Sprachverbindung einseitig aus. Dafür muss man die Hotline anrufen, was ohne Handy natürlich nicht geht, da das Telefon nicht funktioniert.

Swisscom kann den Speicher der Internetbox lesen, updaten oder bspw. offenbar das WLAN einschalten. Bis jetzt hat sich die Box bei meinen Verwandten, nachdem man die Taste "WLAN Aus" gedrückt hat, brav verhalten und blieb das WLAN, auch nach einem Stromunterbruch, ausgeschaltet. Man ist aber, ohne Messgerät, nie sicher und man hört auch andere Geschichten von Router deren WLAN sich "selbständig" einschaltet.

Die Box hat auch eine "Hotspot-Gastfunktion", sodass die Umgebung über Funk vom Internetanschluss "mitprofitieren" kann. Und wer schaltet nach Gebrauch das WLAN konsequent wieder aus? Und dann gibt es noch die Ahnungslosen die nicht wissen, dass bei ihrer Box das WLAN eingeschaltet ist. Zur Freude der Nachbarn.

Wer seine "alte" Internetbox (bspw. Centro Piccolo, garantiert ohne Funk) weiterverwenden möchte, kann diese nach der Umstellung auf digital wieder anschliessen und das "alte" Analogtelefon hier direkt anschliessen. Es funkioniert bei bestimmten (oder bei den meisten?) Anschlüssen jedoch nicht einwandfrei. Bspw. funktionieren bestimmte Webseiten im Internet nicht. Das warum kann ich nur vermuten.

Eigentlich sollte man nach der Vorstellung der Swisscom zur neuen Internetbox die HD DECT-Telefone (angeblich mit Eco Mode Plus) verwenden. Das ist sogar unumgänglich, wenn das "alte" Analogtelefon nicht mit dem Digitalanschluss kompatibel ist. Swisscom hatte (oder hat) sogar ein HD-Schurtelefon, das Yealink T46G, ohne Funk, teuer, aber immerhin. Mit den HD-Telefonen lässt sich der Telefonanschluss übers Internet verwalten.

Zusammengefasst: Diejenigen, die unbedingt funkfrei übers Festnetz weiter telefonieren möchten, müssen sich ein wenig durchkämpfen, aber es geht. Was die Nachbarn machen, ist leider nicht kontrollierbar.

Und die Festnetz-Telefonleitungen stammen noch aus der "Analogzeit" und sind nicht abgeschirmt. Sie produzieren mit den hochfrequenten digitalen Signalen vermutlich unter Umständen auch ein gewisses Mass an Elektrosmog. Am besten ist wohl ein Glasfaseranschluss bis in die Wohnung. Dazu kann ich zu wenig sagen.

P.N.

may06
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Re: Umstellung digital

Beitrag von may06 » 18. Dezember 2017 14:39

Der grösste Nachteil ist für mich, dass hier bei uns die Internetleitungen noch nicht auf die anfallenden Datenmengen ausgelegt sind, die durch die Internettelefonie hinzukommen. So sind die Telefonverbindungen oftmals gestört: man ruft eine Nummer an, es klingelt nicht, der andere nimmt ab, allerdings hört man ihn nicht, und er hat dann das Gefühl, man habe das Telefon aufgehängt. Oder die Verbindung wird mitten im Gespräch unterbrochen. Oder, oder, oder. Alles sehr handgestrickt! Man hat also auf etwas umgestellt, wofür noch gar keine Grundlage geschaffen wurde. An der freundlichen Hotline wird einem freundlich bestätigt, dass man nicht die beste Leitung habe und dass pro Minute soundsoviel Einheiten verloren gehen, das sei nicht gut.... Tja. Ich empfinde das als geschäftsschädigend....

paul
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Re: Umstellung digital

Beitrag von paul » 22. Dezember 2017 00:05

Es gibt diverse Nachteile bei der digitalen Telefonie - einige wurden schon genannt. Ein weiterer Nachteil ist die Tonqualität.
Mir war die Tonqualität beim Telefonieren früher immer egal. Sie war mies, aber völlig ausreichend für ein Telefonat.
Und heute? Die Tonqualität ist immer noch mies, dafür neu noch mit einer Zeitverzögerung von etwa einer halben Sekunde. (auch bei Mobiltelefonen) Früher gabs das nur, wenn man um den halben Erdball herum, oder via Satelit telefonierte. Ich finde die Zeitverzögerung unerträglich in einem flüssigen Gespräch . Dauernd fällt man einander ins Wort - oder man muss eine Kunstpause einlegen.
Das Telefongespräch kämpft sich mit dem ganzen restlichen Dantemüll durchs Internet, zusammen mit TV-Kanälen, Radio, Filmchen, Download's etc. und muss noch vom Endgerät in Echtzeit decodiert, und an den Hörer übergeben werden. Oft sind da auch noch Knackser, Echo, Computerstimme und sonstige Nebengeräusche dabei.

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