Uebertragen vom 11.11.10:
Urlaub im Funkloch: Wenn das Handy keinmal klingelt
Donnerstag 11.11.2010, 17:30 · von FOCUS-Online-Autor Christian Haas
Wie soll man sich entspannen, wenn selbst im Urlaub ständig das Telefon klingelt? Schwierig. Im Funkloch löst sich das Problem freilich von selbst. Mittlerweile werben damit sogar Hotels und Regionen.
Eine Beruhigungs-SMS nach der Flugzeuglandung, eine Spaß-MMS von den plantschenden Kindern am Pool, ein kurzer Geschäftsanruf zwischen Büfett und Bungalow, eine Info-App als Helfer bei der Restaurantsuche: Handys sind für die meisten mittlerweile auch im Urlaub stete Begleiter, seit dem Aufkommen der Smartphones mit ihren schier unendlichen Anwendungen erst recht. Jeder will eben immer und überall erreichbar sein und dabei möglichst viele Dienste nutzen.
Jeder? Nein, es formiert sich Widerstand, auch von Leuten, die die kleinen Alleskönner sonst über alles lieben. Manche schalten das Gerät immer öfter bewusst ab und verweigern sich so dem Diktat des permanenten Erreichbarseins. Ihre Erfahrung: Die echte Ferienzeit beginnt erst, wenn man „vom Netz“ und somit unerreichbar ist. Um dieses neue Freiheitsgefühl zu erlangen, bedarf es entweder einer Portion Selbstdisziplin oder – einfacher, weil eine gute Ausrede – eines Aufenthaltsortes im Funkloch.
GSM kartografiert die Funklöcher
Wer sich von der modernen Kommunikation (vorübergehend) ausschließen will, kann sich auf der Homepage des Mobilfunkstandards GSM informieren, der rund 800 Mobilfunkanbieter vereint. Dort werden jährlich aktualisierte Karten zur globalen Netzabdeckung veröffentlicht. Da kann jeder sein ganz privates Funkloch für stressfreie Ferien suchen.
Nun muss es ja nicht gleich das tiefste Outback Australiens, die Wildnis Kanadas, Nordsibirien oder die Antarktis sein. Manches Bergtal in den Alpen zählt ebenso zur handyfreien Zone wie größere Regionen Islands oder versteckte Winkel im Bayerischen Wald, im Schwarzwald oder in Thüringen. Dass es auch auf dem Land zwischen zwei Dörfern Flächen ohne Empfang gibt, wird jeder bestätigen können.
Was die einen ärgert, freut die anderen
Auf der Webseite
www.kein-netz.de lässt sich gezielt nach deutschen Orten im Funkloch suchen. Auch wenn der eigentliche Zweck dieses Dienstes ist, mobilfunktechnisch unterversorgte Regionen zu eliminieren. Die wiederum nutzen diesen Umstand mitunter gezielt zur Werbung. Das oberbayerische Jachenau etwa positioniert sich als „Tal der Ruhe“. Auch offiziell ist das Isar-Seitental als strahlungsarm eingestuft. Das Brandenburger Tourismusmarketing wiederum verweist explizit auf handyfreie Urlaubsmöglichkeiten – bei einer Eselwanderung zwischen Templin und Prenzlau etwa oder bei der „Bischofstour“ in der Prignitz.
Mit den Vorzügen eines Funklochs werben auch einige Hotels, das Bad Birnbacher „Hofgut Hafnerleiten“ zum Beispiel. „So sehr Sie sich auch anstrengen, Sie werden keinen Empfang bekommen“, versichert die Rezeption. Damit nicht genug: In den romantischen Häuschen am und im (!) See sowie im Baum wurde auch auf Festnetztelefon und Fernseher verzichtet, sodass der Gast sich ganz auf sich und die Natur konzentrieren kann.
Klingelfreie Berge
Ähnlich, wenn auch rustikaler, geht es im Vorarlberger Hotel „Bad Rothenbrunnen“ zu. Der Handyempfang ist so schwach, dass so gut wie niemand mobil telefoniert. Von der Geschäftsleitung heißt es dann auch, die Gäste würden das Funkloch äußerst positiv aufnehmen. Und dann gibt es freilich noch den Weg, den das Tiroler Hotel „Edelweiss & Gurgl“ einschlägt. Trotz technischem Empfang wird das Mobiltelefon dem Gast auf Wunsch an der Rezeption des Hauses ab- und in Verwahrung genommen. Im Rahmen der „Offline-Woche“ solle er eben ungestört die Entschleunigung und die frische Bergluft genießen (dürfen).
Weitere Informationen Tourismus-Marketing Brandenburg,
www.reiseland-brandenburg.de
Gemeindeverwaltung und Gästeinformation Jachenau,
www.jachenau.de
„Hofgut Hafnerleiten“, Bad Birnbach,
www.hofgut.info
Hotel „Bad Rothenbrunnen“, Großes Walsertal/Vorarlberg,
www.rothenbrunnen.at (Nachtrag vom 9.5.14: soll leider inzwischen W-Lan haben)
Hotel „Edelweiss & Gurgl“, Obergurgl/Tirol,
www.edelweiss-gurgl.com
Netzinfos:
www.gsmworld.com; ww.kein-netz.de
Quelle:
http://www.focus.de/reisen/urlaubstipps ... 69139.html
Nachtrag: Vor jeder Hotelbuchung nachfragen, wie es aussieht mit (dauerstrahlenden) DECT-Schnurlostelefonen und W-Lan.