© Mittelland Zeitung; 29.04.2005
Tabloid Wohlen
Natel-Antenne im Doppelpack?
Hermetschwil-Staffeln Gut besuchte, lebhafte Informationsveranstaltung des Gemeinderats.
Lukas Schumacher
Ein an Aktualitäten reichhaltiges Programm bekamen die Dorfbewohner im Gemeindesaal Staffeln vorgesetzt. Im Mittelpunkt stand die brisante «Antennengeschichte».
Gegen 80 Leute nahmen an der gut zweistündigen Versammlung teil. Einiges zu reden gaben die beiden Natelantennenprojekte der Kommunikationsunternehmen Orange und Swisscom; bekanntlich hat der Kanton das überrissene Orange-Baugesuch im Gewerbegebiet aus Gründen des Ortsbildschutzes abgelehnt, die Swisscom möchte ihre bestehende Anlage auf einem Scheunendach im Ortsteil Hermetschwil ausbauen und auf UMTS umrüsten.
Gemeinderat steht unter Druck
Laut Gemeinderat Reto Reuss und Gemeindeammann Pius With findet demnächst ein Treffen mit Leuten der zwei Telekom-Anbieter statt. Ziel der Gesprächsverhandlung: Orange und Swisscom eine gemeinsame Antennenanlage schmackhaft zu machen, und zwar an einem «einigermassen vernünftigen Standort auf unserem Gemeindegebiet». In die schwierige Verhandlungsrunde steigt der Gemeinderat nicht alleine, er hat einen Fachmann als technischen und juristischen Berater beigezogen. With betonte, dass die Gemeinde letztlich Hand zu einer tauglichen Kompromisslösung bieten müsse.
Wie diese Lösung ausschaut respektive wo man die angestrebte Gemeindschaftsanlage realisieren kann, muss sich weisen. Klar hingegen ist, dass der Gemeinderat unter starkem Druck steht. So pocht Swisscom auf die öffentliche Ausschreibung ihres Antennenausbaus, dem der Kanton nach Überprüfung des Anlage- und Immissionsgrenzwertes bereits zustimmte. Bald muss der Gemeinderat das bisher unter Verschluss gehaltene Baugesuch publik machen.
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© Mittelland Zeitung; 29.04.2005
Tabloid Wohlen
Angst vor der Antenne
Sins Gegen die geplante neue Mobilfunkanlage formiert sich Widerstand.
jörg baumann
Die Swisscom-Mobile AG will die bestehende Natelantenne für die Bild- und Datenübertragung aufrüsten. Die Gegnerschaft ist skeptisch.
Die Angst vor der Aufrüstung der Swisscom-Natelantenne im Indus-triegebiet Süd von Sins ist gross. 344 Einwohnerinnen und Einwohner unterschrieben die beiden Einsprachen, die gegen das Projekt gerichtet sind. Das Projekt sieht vor, dass auch die Bevölkerung von Sins von den Segnungen des UMTS-Zeitalters profitieren soll und in Zukunft mit dem Natel Daten und Bilder verschicken kann. 344 Einwohnerinnen und Einwohner widersetzen sich aber diesen hochfliegenden Plänen. Sie unterschrieben zwei Einsprachen, in denen das Projekt für überrissen und gesundheitsschädlich gehalten wird.
Der Gemeinderat wollte nicht zur Einspracheverhandlung schreiten, ohne die Bevölkerung aus erster Hand über Chancen und Risiken der UMTS-Technologie informieren zu lassen. «UMTS bringt das mobile Büro», versprach der Swisscome-Mobile-Sprecher Willy Koch. Dieser lehnte sich weit aus dem Fenster. «Ich bin mit der Werbestrategie meines Arbeitgebers auch nicht einverstanden. Umworben sollte nicht die Privatkundschaft werden. UMTS ist für die Geschäftskundschaft da.» Koch beschwor die Bevölkerung, sie solle ihm glauben, dass die aufgerüstete Antennenanlage, die im Süden von Sins bei der Liegenschaft der Firma Bossard und Staerkle AG steht, die gesetzlichen Immissionsgrenzwerte deutlich einhalten werde.
Altishofen als beispiel?
Wesentliche neue Erkenntnisse aus einer noch laufenden Studie über die Gesundheitsgefährdung von Mobilfunkstrahlen erwartet Koch nicht. Deshalb sei es für die Swisscom auch nicht opportun, mit der Behandlung des Baugesuches zuzuwarten, bis die Studie vorliege. Die Luzerner Gemeinde Altishofen setzte das Baugesuch aus. Ihr stärkte dabei das Bundesgericht den Rü-cken. Der Sinser Gemeinderat wolle sich heute noch nicht auf sein Vorgehen festlegen lassen, bemerkte Gemeinderat Josef Huwiler.
gefahren aus der Luft
Der Elektrobiologe Adrian Nussbaumer aus Zug berät die Einsprecher. Er gab zu, dass die Swisscom mit der Aufrüstung der Antenne die Grenzwerte einhalte. Gleichwohl sei die Gefahr in der Luft, dass die Strahlung das Nervensystem der Menschen angreifen könne, was allerdings noch nicht bewiesen sei. Die psychischen Krankheiten nähmen aber seit der Einführung des Mobilfunks drastisch zu. Eine Studie der WHO warne sogar vor Veränderungen auf der Zellebene und «Genbrüchen». Markus Kerschdorfer hielt die Aufrüstung der Mobilfunksende leistung in Sins von 4000 auf 17 000 Watt für verantwortungslos. «Die bestehende Antenne funktioniert doch. Es ist nicht erstrebenswert, dass die Leute auch noch im siebten Untergeschoss telefonieren können.» Die Erforschung der Gesundheitsschäden komme fünf Jahre zu spät, monierte Martin Joho, Mobilfunkfachmann im Baudepartement, der ansonsten hinter dem Aufrüs-tungsprojekt der Swisscom steht. Auf Immissionsklagen der Liegenschaftseigentümer sei die Swisscom gefasst, meinte Willy Koch. Eine schriftliche Garantie, dass die Natelstrahlungen nicht schädlich seien, gab er erwartungsgemäss nicht ab.
delegation bestellt
Für die Einspracheverhandlung wurde eine Dreierdelegation der Einsprecher mit Lydia Konrad, Adrian Kerschdorfer und Herbert Karli zusammengestellt. Gemeinderat Josef Huwiler liess durchblicken, dass nur ein Teil der Einsprecher zur Einsprache legitimiert sei.
Es sei zudem denkbar, dass nach der Swisscom auch Orange und Sunrise ihre Antennen in Sins aufrüsten wollten, hiess es an der Versammlung.
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© Oltner Tagblatt / MLZ; 27.04.2005
Stadt/Region Solothurn Zeitung
Spielraum ausschöpfen
Riedholz Gemeinderat berät über Natelantennen
Nadine Amsler
Josef Boners Worte waren deutlich. Der juristischen Geplänkel seien genug, so der SP-Gemeinderat: «Jetzt haben wir einen Auftrag der Bevölkerung.» «Nur eine Bitte», modifizierte zwar Gemeindepräsident Dieter Schaffner. Aber mit 528 Unterzeichnenden konnte der Gemeinderat die Petition der IG OMAR nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die IG wurde vor rund drei Wochen gegründet (wir berichteten). Ihr Name - Interessen-Gemeinschaft ohne weitere Mobilfunk-Antennen in Riedholz - ist Programm: Kündigung des Mietvertrags mit der Firma Sunrise zur Verhinderung der geplanten UMTS-Antenne auf dem Sportplatz lautet ihre Forderung. Sie wurde vom Gemeinderat gemischt aufgenommen. Während Boner für die Anliegen der IG einstand, fragte Bernhard Vuille nach alternativen Lösungen, die den Bittstellern nach Vertragsauflösung vorschwebten: «Die Betreiber wollen nach Riedholz kommen - und sie haben die juristischen Möglichkeiten dazu.»
«Es besteht ein Unterschied»
Thomas Büttiker wies jedoch darauf hin, dass ein Unterschied bestehe zwischen einer «herkömmlichen» Antenne und der für den Sportplatz geplanten UMTS-Technologie: «Das ist eine Neuheit, zu der weder Untersuchungen betreffs Nachfrage noch bezüglich der Strahlungsauswirkungen vorliegen.» Büttiker glaubt, dass hier ein möglicher Handlungsspielraum des Gemeinderats bestehe: «Wir sollten versuchen zu verhindern, dass UMTS-Antennen nach Riedholz kommen.» Einig war sich der Rat, dass es nicht zur Vertragsauflösung mit darauf folgendem Neuvertrag kommen dürfe: «Sonst stehen wir am Schluss wieder am Anfang», so Schaffner, «mit allen Antennen am ersten Standort Buchenstrasse.»
Der Rat beschloss eine ausserordentliche Sitzung, an der im Beisein der IG OMAR mit Sunrise verhandelt werden soll. IG-Vertreter Michael Wirth nahm dies zur Kenntnis. Der Gemeinderat beschloss ferner, den Regierungsrat über die eingegangene Riedholzer Petition ins Bild zu setzen.
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© HandelsZeitung; 27.04.2005; Seite 9; Nummer 17
Die Grenzwerte bremsen Tele2
Mobilfunk · Der Aufbau des Handynetzes von Tele2 in Zürich läuft harziger als erwartet.
Michael Kuhn
Tele2 wächst und wächst. Im 1. Quartal 2005 stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 12% auf 1,27 Mrd Euro. Auch der Schweizer Ableger habe sich gut entwickelt, heisst es bei Tele2-Chef Roman Schwarz. Genaue Zahlen will er aber keine nennen.
Alles andere als rosig läuft es dagegen beim Aufbau des ersten Stadt-Mobilfunknetzes in Zürich, das Tele2 bis spätestens Ende Juni 2005 in Betrieb nehmen will. Nur ein Teil der Antennen, die geplant waren, konnten bisher gebaut werden. Doch nicht etwa Einsprachen haben zur Verzögerung geführt - sondern technische Hemmnisse.
Viele Anbieter, wenig Raum
Der Grund: Die Umrüstung der Handyinfrastruktur von Swisscom, Orange und Sunrise auf die Technologie UMTS kommt dem Netzbau von Tele2 in die Quere. In Zürich werden viele Antennen von den Anbietern gemeinsam genutzt oder stehen in unmittelbarer Nähe zueinander. Installiert nun zum Beispiel Swisscom UMTS-Technologie auf einer bestehenden Antenne, müssen die Berechnungen zu den Strahlungsgrenzwerten neu erstellt und zur Bewilligung vorgelegt werden. Dies dauert nicht nur einige Monate, sondern führt auch dazu, dass bereits heute an vielen Standorten in Zürich die Limiten der Verordnung über nichtionisierende Strahlen (NISV) erreicht sind. Wo dies der Fall ist, kann Tele2 im Umkreis von 100m keine Mobilfunkanlage installieren und muss ausweichen. Das kostet Zeit und Geld. Der Bau einer Antenne dürfte Tele2 laut Branchenkennern deshalb auf bis zu 350000 Fr. zu stehen kommen.
Vormarsch in andere Städte
Wie viele Antennen Tele2 schon gebaut hat, dazu will sich Schwarz nicht äussern. Gerüchten zufolge stehen erst einige Dutzend Anlagen. Dies ist im Vergleich zu Konkurrenten wie Swisscom wenig: Diese hat auf Zürcher Stadtgebiet mehrere 100 Antennen installiert. Viele davon sind so genannte Mikrozellen, die nur eine Passage oder einen Platz abdecken.
Schwarz verneint nicht, dass das Tele2-Netz noch Löcher aufweise. «Wir wollen mit einer guten Abdeckung starten. Aber es ist klar, dass wir auch danach den Ausbau weiter vorantreiben», sagt er. «Mich ärgert es, wenn unsere Arbeit diskreditiert wird. Jeder sollte froh sein, dass jemand den Mut hat, in den Markt einzutreten und die Preise in Bewegung zu bringen.» Die Kampfansage von Schwarz bezieht sich auch auf Bern und Lausanne, wo Tele2-Mitarbeiter daran sind, Standorte zu evaluieren und Mietverträge abzuschliessen. Schon 2006 sollen die Netze stehen.
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© Mittelland Zeitung; 27.04.2005
Aarau Tabloid
Mobilfunk wird zu einem Politikum
suhr Das Thema Mobilfunkantennen bewegt die Gemüter. Am Info-Abend wurde rege darüber diskutiert.
Barbara vogt
Die Suhrer Bevölkerung zeigt sich besorgt über den geplanten Bau von UMTS-Antennen im Brügglifeld und am Mühlemattweg. Am Informationsforum vom Montagabend wurde diesem brisanten Thema entsprechend Raum gegeben. Gregor Dürrenberger, Leiter der Forschungsstifung für Mobilkommunikation an der ETH Zürich, referierte über «Mobilfunk und Gesundheit».
Immer mehr Mobilfunkantennen spriessen aus dem Boden. Allein im Kanton Aargau sind 150 Baugesuche hängig. Dagegen macht sich in der Bevölkerung aber immer mehr Unmut breit. Auch in Suhr sind die Mobilfunkantennen zu einem Politikum geworden. Das Baugesuch des Betreibers Swisscom im Brügglifeld ist von der IG gegen Mobilfunkantennen bisher bis zum Verwaltungsgericht bekämpft worden. Gegen eine weitere Antenne - ebenfalls von der Swisscom - am Mühlemattweg sind über 300 Einsprachen eingegangen. Die geplante Anlage beim Mühlemattweg soll übrigens in unmittelbarer Nähe des Kindergartens erstellt werden. Die Baubewilligung des Kantons liegt vor, momentan verhandelt der Gemeinderat mit den Einsprechern.
An der kommenden Gmeind hat der Souverän nun über eine Revision der Bauordnungs- und Zonenplanrevision zu befinden, die eine Einschränkung von Mobilfunkantennen vorsieht. Allerdings mit einer Auflage: Der Gestaltungsspielraum der Gemeinde beschränkt sich auf den Bereich des Ortsbildschutzes. Der Suhrer Einwohner Jürg Hertig machte sich an der letzten Wintergmeind für diese Gesetzesänderung stark. Ebenfalls wurde seinem Antrag, bis zur Planrevision ein Moratorium über den Bau von Mobilfunkantennen zu verhängen, entsprochen. Der Clou: Die Behörde darf Baugesuche von Antennen weder sistieren noch ablehnen.
Am Info-Forum Suhr waren Mobilfunkantennen auch das zentrale Thema. Der Gemeinderat muss wohl gespürt haben, dass es der Bevölkerung ein Bedürfnis ist, sich über die (bedrohliche) Massierung solcher Antennen auzutauschen. Dem Anlass wohnte auch eine Fachperson bei: Gregor Dürrenberger, Leiter der Forschungsstiftung für Mobilkommunikation an der ETH Zürich, referierte über Mobilfunkantennen und deren mögliche Gesundheitsschäden.
Gemäss Gregor Dürrenberger sind bislang keine gesundheitsschädigenden Auswirkungen unterhalb der Grenzwerte nachgewiesen worden. Die Anwesenden packten die Gelegenheit gleich beim Schopf und stellten der Fachperson Fragen. Kritik wurde übrigens an den Grundeigentümern geübt, die ihre (oft in Wohnquartieren befindlichen) Standorte aus materiellen Überlegungen zur Verfügung stellten. «Ohne Grundeigentümer keine Antennen», tönte es aus der Reihe.
Lösung auf Bundesebene
Gemeindeammann Beat Rüetschi brachte es auf den Punkt: Nicht die Gemeinde, sondern der Kanton erteilt die Baubewilligungen für Mobilfunkantennen. Ebenso schreibt der Kanton die Grenzwerte vor. Bei einem allfälligen Weiterzug des Falles durch den Gemeinderat an das Verwaltungsgericht könne man höchstens zwei Jahre gewinnen - und Steuergelder verschleudern. «Die Behörde hat sich aber ans Recht zu halten und darf Verfahren nicht verzögern», so Rüetschi. «Wird ein rechtswidriges Verhalten festgestellt, so bekommen wir eins aufs Dach.»
Für Rüetschi gibts nur eine politische Lösung - eine Protestbewegung aus der Bevölkerung. Je mehr Einsprachen, desto grösser die Chancen, dass die Gesetzgebung auf Bundesebene geändert wird. Schliesslich entscheide aber das Konsumverhalten der Handybenützer darüber, wie weit man in Zukunft mit Bauten von Mobilfunkantennen gehen wolle.