22.11.12 –Ben Schwan
Eine französische Firma hat eine mobilfunkgestützte Hardware entwickelt, mit der Landwirte jederzeit die Kontrolle über ihr Vieh behalten können.
Wiederkäuer sollen künftig per Mobilfunknetz kommunizieren. Das jedenfalls ist die Vorstellung des französischen Konzerns Medria. Er nutzt
Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M) für eine ganz besondere Anwendung: die Überwachung von Rindern.
M2M erlaubt es verschiedenen technischen Systemen, per Mobilfunknetz direkt miteinander zu interagieren. Das dient beispielsweise in Industrieanlagen dazu, eine Fernüberwachung entlegener Standorte zu realisieren: Immer dann, wenn sich wichtige Parameter ändern, erfolgt per M2M eine Signalisierung. Technisch basiert ein solches System auf Sensorelementen, die die Daten erfassen, einer Kontrolleinheit zur Steuerung sowie einem kompakten Mobilfunkmodul. Letzteres kostet dank Massenproduktion mittlerweile nur noch zweistellige Euro-Beträge. Dazu kommt dann noch eine Sim-Karte des Netzbetreibers – fertig.
M2M-Spezialist Medria will die Technik nun auch auf dem Bauernhof durchsetzen. Dazu bietet die Firma mehrere Produkte an, die den Gesundheitszustand der Tiere, ihre Brunftphasen sowie das Kalben überwachen können. Dabei wird der Landwirt immer nur dann informiert, wenn es wirklich akut wird, die Auswertung der ständig anfallenden Daten übernimmt der Rechner.
Sanphone ist ein Gesundheitssensor für Wiederkäuer. Das Sensorelement wird den Tieren einmal zusammen mit der Nahrung in einem fest verschlossenen Behälter verabreicht und bleibt ein Leben lang im Pansen. Es misst alle fünf Minuten die Temperatur, das Ergebnis wird dann an eine bis zu 200 Meter entfernte Basisstation gefunkt – von dort geht es wiederum per Mobilnetz an einen Zentralrechner.
Erfasst wird von Sanphone auch das Fress- und Wasseraufnahmeverhalten der Tiere, so das sich ein komplexes Bild des Zustandes der Herde ergibt. Aus den Daten lässt sich beispielsweise vorhersagen, ob das Vieh an häufig vorkommenden Krankheiten leidet. Auch eine Früherkennung ist so besser möglich, weil aktuelle Werte viel schneller vorliegen als bei Kontrollen durch einen Arzt.
Medrias zweites Produkt nennt sich Heatphone und dient wiederum dazu, den Zyklus weiblicher Kühe zu überwachen. Das System analysiert das Verhalten der Tiere auf der Weide über ein Sensorband mit Beschleunigungsmessern und soll die Fruchtbarkeitsphasen mit einer Genauigkeit von bis zu 90 Prozent vorhersagen können.
Eine SMS-Botschaft gibt dem Bauern durch, wenn eine Besamung sinnvoll erscheint. Zusätzlich werden die erfassten Daten jede halbe Stunde per Mobilfunk an einen Server bei Medria übertragen und auch archiviert. Eine Internet-Plattform namens "Daily Web Services" erlaubt es auch, Statistiken und Kurven einzusehen.
Ist die Kuh schließlich trächtig, kommt Velphone zum Einsatz. Dieses Produkt dient dazu, die anstehende Niederkunft der Tiere vorherzusagen. Mittels Vaginalthermometer lässt sich feststellen, wann eine Kuh genau ein Kälbchen erwartet. Ist es soweit, wird der Landwirt ebenfalls per SMS informiert – egal wo sich das betroffene Tier gerade befindet. Auch hier wird mit einer Kombination aus Funksendern, Basisstation und M2M-Modul gearbeitet. Das System erfasst auch den regulären Temperaturverlauf der Kühe, um Abweichungen korrekt detektieren zu können.
Sowohl Velphone als auch Heatphone sollen in Europa von der Deutschen Telekom an den Farmer gebracht werden. In einem ersten Schritt sollen bis zu 5000 Bauernhöfe die Technik erhalten. Für den rosa Riesen hat sich Medria nach eigenen Angaben entschieden, weil die Netzqualität auch auf dem Land ordentlich ist. Ohne guten Empfang nützt die ganze Technik nämlich wenig.
Geht es nach Medria und Telekom, haben Bauern mit dem System künftig deutlich weniger Stress: "Dank der M2M-Kommunikationstechnologie muss der Landwirt nicht mehr nächtelang im Stall ausharren", heißt es in einer Reklame.
Informationsquelle: http://www.heise.de/tr/artikel/Simsende ... 46059.html