Psychiatrisierung der "Elektrosensiblen"

Wuff

War Lerchls Psychiatrisierung von ES richtig?

Beitrag von Wuff » 23. Juni 2010 10:13

War Lerchls Psychiatrisierung von ES richtig?



1. Sind physikalische Ursachen von EMF-Schädigung gültig widerlegt? (1)

Die Psychiatrisierung der EMF-Geschädigten stützt sich bis heute nicht auf psychiatrische Diagnosen, sondern stets nur auf das biophysikalische Dogma von Schwan, gemäss welchem schwache EMF unmöglich biologische Effekte bewirken können. Aus dieser (angeblichen) Unmöglichkeit leiten die Psychiatrisierenden ab, dass die Behauptungen oder Vermutungen der EMF-Geschädigten zum Zusammenhang zwischen EMF-Exposition und Beschwerden Ausdruck einer psychischen Auffälligkeit seien, wie z.B. Wahn, Phobie, konditionierte Angststörung. Bei genauerem Hinhören fällt auf, dass die Psychiatrisierenden nie psychiatrisch relevante Symptome im Zusammenhang mit den Patienten nennen, dass die Patienten also bloss pauschal, d.h. ohne individuelle Untersuchung, sozusagen fern-psychiatrisiert werden.

Beim Vorgang der Psychiatrisierung bestreiten die Psychiatrisierenden das Vorliegen der von den Betroffenen geschilderten Beschwerden nicht, sie führen sie einfach auf andere äussere Ursachen als EMF, z.B. auf psychosozialen Stress, zurück. Aber auch diese anderen Ursachen werden – analog zu den fehlenden psychiatrischen Symptomen - nie konkret nachgewiesen, sondern nur pauschal vermutet. Seit Repacholis Prager Konferenz vom Oktober 2004 ist die psychosomatische Theorie von der idiopathischen Umweltempfindlichkeit gegenüber EMF, abgekürzt IEI-EMF ( viewtopic.php?p=43635#43635 und viewtopic.php?p=43647#43647 ), die aber keine WHO-Diagnose ist, an die Seite der „harten“ Psychiatrisierung getreten. Mit der Scheindiagnose IEI-EMF soll die Ursache der Schädigung vollends in die Geschädigten selbst geschoben werden. Es überrascht nun nicht mehr, dass auch zu IEI-EMF Aufzeichnungen von gründlichen Untersuchungen fehlen, so dass auch dieses ein theoretisches Konstrukt ohne Grundlage bei der Realität der Patienten bleibt.

Wir werden nochmals auf die Frage zurückkommen, ob psychische Ursachen nachgewiesen seien, nachdem wir uns gleich hier anschliessend mit der angeblich bewiesenen Unmöglichkeit der physikalischen Ursache EMF befasst haben.

Bevor wir diese Frage beantworten können, nämlich ob die in Bioelectromagnetics gängige Behauptung wahr sei, dass EMF unmöglich biologische Effekte verursachen können, müssen wir, wenn nicht noch mehr Polemik und Täuschung resultieren soll, als in Bioelectromagnetics ohnehin herrscht, die Begriffe möglichst genau bestimmen, die zugleich in der eigenen und in der fremden Argumentation verwendet werden:
  • Was sind in diesem Zusammenhang relevante EMF? Dieses sind sämtliche elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Felder, von denen ausgesagt wird, sie würden Gesundheit und/oder Befinden von Personen beeinträchtigen. Dabei handelt es sich nicht etwa nur um die Mikrowellen des Mobilfunks, sondern auch – wohl sogar mehrheitlich - um niederfrequente oder statische elektromagnetische oder elektrische und Magnetfelder. (Selbst der Blitz, wenn man ihm nahe genug exponiert ist, kann Phosphene bzw. Sinnestäuschungen verursachen, so dass die dafür besonders empfindlichen Personen glauben, einen Kugelblitz wahrzunehmen. Die „Wahrnehmung“ eines Kugelblitzes ist mithin auch nichts anderes als eine Beeinträchtigung der Wahrnehmungsfähigkeit durch einen physikalischen Feldeinfluss. ). Wir haben schon weiter oben auf Studien und Befragungen hingewiesen, die zahlreiche von andere Immissionsquellen als Mobilfunk als Störungsursachen nennen, (viewtopic.php?p=45672#45672 und viewtopic.php?p=46954#46954 ). Das Dogma von Schwan ( viewtopic.php?p=44484#44484 ) ist – wenn überhaupt – gar nicht auf alle EMF anwendbar, insbesondere nicht auf niederfrequente.
  • Was ist physikalische Kausalität? Eine physikalische Kausalität bedeutet hier, dass eine genau beschreibbare und durch Messung nachweisbare Einflussgrösse (z.B. EMF) beim beobachteten Gegenstand (z.B. Mensch) etwas bewirkt (z.B. ein Symptombild), das wenn möglich zu objektivieren ist. Ein grundsätzlich messbarer Einfluss von EMF, insbesondere von Mikrowellen, wie sie in der Mobilkommunikation verwendet werden, sind Temperaturänderungen von wasserhaltigem Mischgewebe, aus dem der menschliche Körper grossenteils besteht. Das Mass für die Strahlungsintensität welches von der ICNIRP vorgegeben wurde, ist die Spezifische Absorptionsrate (SAR). Die SAR wird definiert als Temperaturänderungen in einem kopfförmigen Gelatine-Eimer, mit dem ein menschlicher Kopf simuliert wird. Die verwendete Gelatine hat ähnliche elektrische Eigenschaften wie vollkommen homogen verquirlter Schädelinhalt. Die SAR-Werte im Eimer werden mit Hilfe von Messungen angenähert und im Massstab 1:1 auf den Kopf des lebenden Menschen übertragen. Die Temperaturänderungen sind bei schwacher Exposition aber derart geringfügig, dass sie biologisch und medizinisch irrelevant sind, und auch nicht einmal direkt messbar sind. Mit der SAR wird aber erfolgreich davon abgelenkt, dass es bei heterogenem Mischgewebe wie den Teilen des menschlichen Körpers, auch des Hirns, praktisch nicht möglich ist zu messen, welche elektromagnetischen Kräfte auf die einzelnen molekularen Bestandteile der menschlichen Zellen einwirken. Diese Moleküle der Zellbestandteile, auf welche EMF einwirken, stehen am Anfang einer Wirkungskette, deren Ende die zu objektivierenden Änderungen von Befinden oder Gesundheitszustand sind. Die Masseinheit für die Kräfte, die auf die Bestandteile der menschlichen Zellen tatsächlich einwirken, ist die Feldstärke, und keineswegs die SAR. Wenn bei der „Messung“ der SAR die Messsonde für die Feldstärke in die elektrolytischen Gelatine eingetaucht wird, dann entspricht die so gemessene Feldstärke in keiner Weise jener Feldstärke, mit welcher EMF auf konkrete menschliche Zellbestanteile einwirken, denn diese bestehen bekanntlich nicht aus standardisierter Gelatine.

    In der ganzen Bioelectromagnetics Forschung wird überhaupt nicht gemessen oder berechnet, mit welchen Kräften EMF auf die relevanten Stellen im Organismus einwirken. Man könnte sagen: Es fehlt Bioelectromagnetics an Trennschärfe, an physikalischer Schärfe.Bei dieser Unschärfe von Beobachtung ist nicht mit Forschungsergebnissen zu rechnen, was wohl auch Absicht ist.
  • Was ist EMF-Schädigung oder EMF-Beeinträchtigung? Wir sehen hier von der Diskussion möglicher Kanzerogenität von EMF ab, und konzentrieren uns hauptsächlich auf die Symptome, die mit der so genannten „Elektrosensibilität“ oder mit EMF-Stress in Verbindung gebracht werden.
    „Elektrosensibilität“ ist ein unwissenschaftlicher und irreführender Ausdruck und sollte daher vermieden werden ( viewtopic.php?p=43635#43635 und viewtopic.php?p=43647#43647 sowie viewtopic.php?p=45482#45482 ). Auch EMF-Schädigung und EMF-Beeinträchtigung sind nicht präsise – EMF-Stress wäre genauer, und EMF-Bioeffekte wären auch noch ohne verdeckte Wertung. Wir betrachten hier nur die akuten Symptome bei aktueller oder erst kurz zuvor beendeter EMF-Exposition.
    Die EMF-Bioeffekte sind sehr vielfältig und nur schwer zu objektivieren, vor allem weil systematische, wissenschaftlich haltbare medizinische Beobachtungsprotokolle nie erstellt wurden ( viewtopic.php?p=45928#45928 ). Symptome und biologische Effekte müssen von Berichten zur vermeintlichen sinnlichen „Wahrnehmung“ von EMF unterschieden werden. Die bewusste Vermengung und Gleichsetzung von „Mikrowellen-Wahrnehmung“ und EMF-Schädigung durch die Verwendung des für beide Fälle falschen Begriffs „Elektrosensibilität“, namentlich durch den ICNIRP-Gründer Repacholi in seiner späteren Funktion als WHO-EMF-Forschungskoordinator wurde zur Leugnung jeglicher biologischer Effekte von schwachen EMF gebraucht ( viewtopic.php?p=43517#43517 und viewtopic.php?p=43569#43539 ). Bei den biologischen Effekten oder Symptomen durch EMF gibt es nicht nur eine grosse Vielfalt, sondern auch grosse graduelle Unterschiede:
    • Starke Ausprägung: mit Schmerzen, Hautrötungen etc.
    • Schwache Ausprägung: oft mit einem diffusen Gefühl verbunden, als ob EMF wahrgenommen würden.
    • Apparativ festgestellte Ausprägung: Mit Geräten zur Herzratenvariabilität und zur Ableitung von Hirnströmen (EEG) etc. können Effekte festgestellt werden, welche von den Betroffenen nicht einmal geschildert werden. Auch wenn solche Effekte kurzzeitig ohne gesundheitliche Relevanz sind, können sie bei langfristiger Einwirkung unter Umständen wie auch die starken und schwachen Ausprägungen von Effekten.
  • Was ist eine Widerlegung? Es ist grundsätzlich nicht möglich, die Nichtexistenz eines nicht eindeutigen Phänomens (z.B. Symptome unter EMF-Exposition) zu beweisen.
    • Ersatzweise kann man so lange und auf schlaue Weise danach suchen, bis es extrem unwahrscheinlich ist, dass das vermutete Phänomen existiert. Man kann eine ernsthafte Suche aber auch nur vortäuschen, und auf diese Weise zum Schluss der extremen Unwahrscheinlichkeit gelangen. Dieses scheint die Forschungsstrategie der Industrie zum wenig eindeutigen Phänomen schädlicher Bioeffekte von EMF zu sein; eine derartige Forschungsstrategie wird wissenschaftstheoretisch als Verdünnungsstrategie bezeichnet. Wir werden in einem der nächsten Beiträge ein Beispiel für die untaugliche Suche nach EMF-Wirkungen besprechen.
    • Ebenfalls ersatzweise kann auch auf dem Weg der Beweisführung versucht werden, die Nichtexistenz zu beweisen. Konkret wird zu beweisen versucht, dass Bioeffekte von schwachen EMF nicht möglich[/i seien. Bedingung dafür, dass dieser Beweis zutrifft bzw. wahr ist, ist das Zutreffen der Prämissen, der Voraussetzungen, die in dem Beweis verwendet werden. Die angeblichen Beweise, dass hochfrequente EMF keine biologischen Wirkungen auslösen können, basieren regelmässig auf dem Dogma von Schwan. Ein Dogma (z. B. das Dogma von Schwan) ist eine nicht weiter beweisbare Behauptung, und somit ist auch der auf einem Dogma beruhende „Beweis“ (z.B. dass EMF angeblich keine biologischen Effekte bewirken können) bloss eine nicht weiter beweisbare Behauptung.
  • Was ist überhaupt Psychiatrisierung?
    Dieser Begriff wird mit mehreren Bedeutungen verwendet, so dass hier dargetan werden soll, wie er im Zusammenhang mit EMF-Schädigung gemeint ist:
    • Leugnung der physikalischen Ursache „EMF“ für die Gesundheitsschädigung: Wissenschaftler bieten erfundene psychische Ursachen für die Symptome als Ersatz für die phyiskalische Ursache an. Dieser Ersatz wird von der Industrie dankbar ergriffen, denn auf diese Weise fällt die haftungsrechtliche Kausalität von EMF für Gesundheitsschädigungen scheinbar dahin. Dieser Effekt wird grundsätzlich auch durch eine Psychosomatisierung erreicht, ohne dass stets eine Psychiatrisierung erforderlich wäre. Mit einer Entschädigung von den Verursachern hat der Patient nicht zu rechnen, und eine Rente wegen Arbeitsunfähigkeit gäbe es auch nur dann, wenn sich der Patient psychosomatisieren und psychiatrisieren liesse. Diese Manöver, mit denen der Schaden vom Haftpflichtversicherer des Betreibers oder Herstellers auf den Krankenversicherer des Geschädigten umgelenkt wird, entsprechen einem Versicherungsbetrug oder einer Anstiftung dazu.
    • Bekämfung der EMF-Geschädigten „durch Missbrauch der Psychiatrie im Sinne der Psychiatrisierung gesunder … Gegner“ ( http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=6568 ). Die Psychiatrisierung hat Diffamierung und Stigmatisierung der Betroffenen zur Folge, indem deren Schilderungen unglaubwürdig gemacht werden. Die Betroffenen werden darüber hinaus von ihrem sozialen Umfeld als „Spinner“ ausgrenzt, und im schlimmsten Fall wird ihre Persönlichkeitsstruktur bis hin zur Depression und zum Suizid zersetzt. Die auf diese Weise unglaubwürdig gemachten Betroffenen werden auf der juristischen Ebene wehrlos gemacht, denn die Richter als medizinische Laien entscheiden auf Grund von „wissenschaftlichen“ Gutachten, die sie selbst nicht lückenlos nachvollziehen können.


Es ist in keiner Weise bewiesen, dass schwache EMF keine biologischen Effekte auslösen können. Die Forschung leidet an drei hauptsächlichen Unschärfen:
  • Physik: Zu den athermischen Effekten fehlt die Messung der Feldstärke auf der molekularen und zellulären Ebene, und die thermischen Effekte, die mit der SAR umschrieben werden, sind biologisch praktisch irrelevant.
  • Physik: Das Dogma von Schwan, nach welchen es unmöglich sei, dass schwache EMF biologische Effekte auslösen könnten, wird zwar angewandt, dabei aber nicht genannt, und bleibt darum als Schwachstelle der Beweisführung unerkannt.
  • Medizin: Die Vermengung von imaginärer Mikrowellen-Wahrnehmung und Symptomen aus EMF-Effekten erlaubte Repacholi den Scheinbeweis, dass fehlende Mikrowellen-Wahrnehmungsfähigkeit gleichbedeutend mit fehlendem Zusammenhang zwischen EMF und Bioeffekten sei.
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Da die gleichen Leute, welche die ICNIRP gegründet haben, und mit dieser die Grenzwerte für EMF festgelegt haben, sich gleichzeitig auch für die Überprüfung dieser Grenzwerte zuständig erklärt haben, und über die WHO die erwähnten Unschärfen für die „Forschung“ als verbindlich durchgesetzt haben, können auf diesen Grundlagen gar keine gültigen Beweise zu EMF-Bioeffekten geführt werden.

Wuff

War Lerchls Psychiatrisierung von ES richtig?

Beitrag von Wuff » 25. Juni 2010 10:56

(War Lerchls Psychiatrisierung von ES richtig?)


Sind physikalische Ursachen in Form von EMF widerlegt? Antwort am Beispiel von Lerchls Studie


Die Aussage, EMF würden keine biologischen Effekte auslösen, wird auf sehr zahlreiche Studien abgestützt, mit denen solche Effekte gerade nicht nachgewiesen wurden. Diese Aussage war das eine Bein, auf das Lerchl sich bei der Psychiatrisierung von Forenteilnehmer ES stützte; das andere Bein war Fricks fMRI-Abbildung. Ausgerechnet bei Lerchl sind wir durch Zufall auf die Studie mit den isolierten Hamster-Pinealorganen gestossen, an deren Beispiel wir zeigen konnten, warum mit derartigen Studien biologische Effekte schwacher EMF nicht gefunden werden können.

Lerchls Experiment steht exemplarisch für alle anderen Experimente, die so angelegt werden, dass mit ihnen keine biologischen Effekte gefunden werden können.

Kritik der Trennung der Hormondrüsen von ihrer Steuerung

Fakten
Zum Pinealorgan bzw. zum Zirbeldrüse als körpereigene Produzentin von Melatonin gibt es wissenschaftliche Fakten:
  • Es existiert ein komplexes Melatonin-System, dessen Systemumfang wesentlich grösser ist als nur die ausführende Hormondrüse, und das sogar über einen eigenen (Daten-)Speicher verfügt : „das Melatonin-generierende System offenbar ein ‚Gedächtnis‘ hat“.
  • Das Pinealorgan ist nur ein Element des Systems, gesteuert vom Nervensystem : „… Pinealorgan ein neuronaler Transducer, also ein Organ mit einem neuronalen Input und einem endokrinen (hormonalen) Output“.
Da stellt sich die berechtigte Frage, weshalb Lerchl vor diesem wissenschaftlich gesicherten Hintergrund ausschliesslich die Hormondrüse exponiert hat, und mit welcher wissenschaftlichen Berechtigung dieses Experiment die Melatoninhypothese angeblich widerlegt haben soll. Die oben kursiv gesetzten Zitate sind Aussagen von Lerchl selbst, allerdings aus dem Jahr 2002, als er wohl noch nicht genau wusste, dass er später ein Experiment mit isolierten Hormondrüsen durchführen würde, Seite 3 in http://www.fgf.de/forschungsprojekte/be ... 002_de.pdf . Lerchl hat das Pinealsystem entweder unabsichtlich oder absichtlich vergessen, wobei er nicht den Eindruck macht, sein Erinnerungs- und Denkvermögen sei gestört, sondern er scheint zu wissen, was er tut und was er mit seinem Tun bezweckt.

Hirnamputatiert
Das Hirn steuert die Melatoninausschüttung. Lerchl hat das Hirn der Hamster amputiert, und nur die Hormondrüsen zur Exposition übrig gelassen. Dieses ist die funktional richtige Betrachtungsweise, die vom untersuchten Gegenstand, nämlich von der Hormondrüse aus, ausgehen muss. Technisch-anatomisch gesehen hat er zwar die Tiere geköpft, dann dem Schädel das Hirn samt allem was auch noch daneben und darin liegt entnommen, aus der Mitte des Kopfes die Hormondrüse, die dort gelegen ist, entfernt, und diese mit einem Knochensplitter verbunden in eine dauerspülende Lösung gelegt. Zum Systemumfang sie auch unten in viewtopic.php?p=43613#43613 sowie vor allem in viewtopic.php?p=43626#43626 .

(Zum Wort „hirnamputiert“ fällt auch das Wort „hirnverbrannt“ ein: In seinem neuesten Versuch will Lerchl Rattenhirne neben anderem auch weit oberhalb der Grenzwerte mit 10 W/kg aufheizen, was bei den betroffenen Versuchstieren nach täglich dreistündiger Exposition wohl zu hirnverbrannten Reaktionen führen wird, viewtopic.php?p=48158#48158 .)



Vor lauter Polemik soll nicht vergessen gehen: Lerchls Experiment war völlig ungeeignet, die Melatoninhypothese zu bestätigen oder zu widerlegen, da er die gesamte Steuerung der Hormonproduktion mit Sensoren, die sogar auf schwächste EMF (Lichtstrahlung, aber mit gänzlich anderer Frequenz) reagieren, komplexe Datenverarbeitung mit Rückkopplungen, Speicherung der Daten in innerer Uhr etc. aus dem Melatoninsystem entfernt hat. Daran ändern auch alle seine Vorwände für sein Vorgehen nichts.

Warum hat der ausgewiesene Hormonexperte Lerchl überhaupt dieses Experiment unter Missachtung von allem, was er selbst über die Melatoninproduktion weiss und geschrieben hat, durchgeführt? Um nichts zu finden? Damit die Melatoninhypothese, deren Bestätigung für die Betreiber und Hersteller gefährlich wäre, ein für allemal vom Tisch gefegt sei? Das wissen wohl nicht einmal die Götter (Jupiter etc.) mit Sicherheit.

Wuff

Kritik zur Befeldung in Lerchls Experiment

Beitrag von Wuff » 29. Juni 2010 14:09

Kritik zur Befeldung in Lerchls Experiment

Vom interdisziplinären Wissenschaftszweig Bioelectromagnetics erwarten Politiker und Beamte, aber auch Interessenvertreter wissenschaftlich fundierte Aussagen zur Frage, ob die aktuellen, von der ICNIRP willkürlich bestimmten Grenzwerte genügen, und zwar für unterschiedliche EMF-Immissionen. EMF-Immissionen unterscheiden sich wesentlich nach Frequenzen, Strahlungsintensität und Abstrahlungscharakteristika wie Pulsung, Dauer etc. Die verschiedenen Immissionsquellen weisen verschiedene Strahlungscharakteristika auf, die ihrerseits unterschiedlich auf den menschlichen Körper einwirken und gegebenenfalls unterschiedliche Symptome verursachen können. Die Grenzwerte sind denn auch differenziert nach Immissionsquelle bzw. Strahlungscharakteristika formuliert, mit unterschiedlichen Masseinheiten und nach Frequenz mit unterschiedlichen Strahlungsintensitäten.

Die Unterscheidung nach Strahlungscharakteristika ist einerseits elementar, und andererseits wird sie dennoch oft nicht beachtet. Bereits im Jahr 2002 wurde im Zusammenhang mit EMF-Melatonin-Studien die Klage laut: „… Leider waren die Expositionsbedingungen, wie auch in weiteren Experimenten, schlecht charakterisiert, bzw. unzureichend beschrieben“. Am Beispiel von Lerchls Studie mussten wir feststellen, dass Lerchl auch nicht offen gelegt hat, welchen Pulsungsrhythmus er gewählt hatte, ob den einer Basisstation oder ob den eines Mobiltelefons. Noch heute, am 28. Juni 2010, steht im EMF-Portal, einer vom DMF angestossenen Website, zu Lerchls Studie unter Exposition/Befeldung die falsche Angabe, nämlich Mobiltelefon statt in zutreffender Weise Basisstation ( http://www.emf-portal.de/viewer.php?aid=12923 ). Lerchl, dem diese offensichtliche Fehl- oder Desinformation mit Sicherheit geläufig ist, scheint sich nicht um eine Korrektur zu bemühen. Warum nicht, wissen wohl nicht einmal die Götter (Jupiter etc.). – Es würde aber auch nicht verwundern, wenn es Lerchl selbst gewesen wäre, der sich vor acht Jahren über mangelnde Offenlegung der Expositionsdaten beklagt hätte. Er war es tatsächlich, nämlich auf Seite 5 in http://www.fgf.de/publikationen/newslet ... 01-02d.pdf .

Angesichts der ohnehin sehr grossen Schwankungen des Melatoninspiegels im Tagesablauf wären einzelne kurze Absenkungen durch Mobiltelefonate, speziell am Tage, kaum bedenklich. Bedenklicher würde allerdings chronischer Melatoninmangel stimmen, z.B. wegen Dauersendern wie DECT oder Mobilfunkbasistationen, denn Melatonin erfüllt wichtige Funktionen bei der Unterdrückung von Tumorwachstum, für Blutdruck, Verdauung, geschlechtsspezifischen Hormonhaushalt, neuroendokrine Stressachsen und als Radikalfänger. Also interessieren im Zusammenhang mit Melatonin nur die Dauerstrahler wie GSM-, DECT und UMTS-Basisstationen.

Da chronische Bestrahlung von den dauerstrahlenden Basisstationen ausgeht, und da die Basisstationsstrahlung meist relativ sehr schwach ist, wäre eine ziemlich realitätsnahe Simulation der Senderstrahlung sinnvoll, denn bei geringer Strahlungsintensität spielt nicht allein der Energieeintrag eine Rolle, sondern wohl auch weitere Charakteristika der Strahlung. Lerchl wandte eine von der realen Basisstationsstrahlung stark abweichende Simulation an: realitätsfremde gleichmässige Auslastung von sieben von acht Kanälen, unrealistisch reine Frequenz von 900 MHz ohne jegliche Modulationen, und die in der Wirklichkeit nie anzutreffende starke Strahlung der simulierten Basisstation.

Lerchl hat sich nie den Grund dafür genannt, dass er nicht angegeben hat, dass er Strahlung mit der Pulsung von Basisstationen angewendet hat. Ganz so belanglos ist diese Unterlassung nicht, denn immerhin ist auch das EMF-Portal einer Verwechslung unterlegen. Wer heute Lerchls Studie nach dem Eintrag im EMF-Portal beurteilt, der kommt zum Schluss, dass sie ein Freispruch für das Mobiltelefon sei, während aber in Wirklichkeit Basisstationsstrahlung simuliert wurde.

Besonders für die Überprüfung der Ergebnisse durch eine Replikationsstudie ist die genaue Charakteristik wichtig, aber noch wichtiger für Metastudien, Studien, welche aus anderen Studien z. B. alles Basisstationen auflisten und vergleichen, und welche im Prinzip den aktuellen Stand des Wissens aufzeigen sollten. Das EMF-Portal ist eine Art von umfassender Riesen-Metastudie. Ob irgendein ernst zu nehmender Wissenschaftler sowas überhaupt wiederholen würde? Wen interessiert denn das Verhalten unter Mikrowellen-Einfluss von Hamster-Pinealorganen, die von der Steuerung der Melatoninproduktion isoliert wurden? Die einzige Frage, die interessiert, ist ob EMF beim lebenden Menschen den Melatoninpegel beeinflussen, aber hierzu konnte Lerchls Studie keine gültige Antwort geben. Die einzige Funktion von Lerchsl Studie war, als Teil einer gigantischen, Milliarden schweren Verdünnungsstrategie die Wirkungslosigkeit von EMF zu „beweisen“.

Hat Lerchl nicht erwähnt, dass er Basisstationsstrahlung simulierte weil auf der Lauer nach einem neuen Auftrag für eine Mobiltelefonstudie war? War es eine Verkaufsstrategie des Profit Center Leiters Lerchl, damit er die neue Rattenstudie mit Handys als dringend und notwendig begründen konnte, die ihm wieder einen Umsatz von CHF 850‘000 beschert?

Jedenfalls fand Lerchl mit seinen isolierten Hamster-Pinealorganen erwartungsgemäss keine gesundheitlich relevanten Effekte, er konnte aber dennoch einen Verdacht säen, so dass ihm die Arbeit nicht ausgegangen ist. Am Ende seiner englischsprachigen Version schreibt er: „… bei kleinen Kindern kann der Gebrauch eines Mobiltelefons unter ungünstigen Bedingungen (hohe Sendeleistung) zu SAR-Werten an deren Pinealorganen führen, die nahe denen sind, die im Experiment Effekte bewirkten. Aus diesem Grund unterstützen die vorgestellten Daten den vorsorglichen Rat, Kinder sollten vom Gebrauch des Mobiltelefons für unwichtige Gespräche abgehalten werden.“ [Übersetzung von Wuff]. Wohlgemerkt, Lerchl schreibt das nur in der englischsprachigen Version, die seiner Hoffnung gemäss wohl möglichst kein Laie lesen sollte (Lerchl liess im „anderen Forum“ einen Link zu einer halblegalen Kopie entfernen). In klarem Deutsch soll er sich anders ausgedrückt haben, ich zitiere Frau W.: „In dem vor ein paar Wochen ausgestrahlten NDR-Film ‚Risiko Handy‘ fragte Sie der Redakteur, ob Sie denn Ihren Kindern ein Handy geben würden. Ihre Antwort: ‚Keine Bedenken!‘ "

Immerhin, Lerchl hat für sein Profit Center eine weitere Studie im Wert von ½ Mio. EUR akquiriert, dieses Mal zur Wirkungen von Mobiltelefonstrahlung auf Kinderhirne, dargestellt am Modell von juvenilen Ratten, Rezension/Polemik in http://gigaherz.ch/pages/posts/der-ratt ... en1620.php , Diskussion ab viewtopic.php?t=27150&start=0 .

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Typ S aus viewtopic.php?p=47507#47507 nennt als Gründe für seine Konversion die Webseite von Typ W und die Publikationen der Forschungsgemeinschaft Funk FGF der Mobilfunkindustrie, was nicht weiter verwundert, denn dieses sind Propagandainstrumente, die es in der Weise, wie sie bestehen, ohne Unterstützung durch die Industrie nicht gäbe. Typ S nennt in seinem Bekehrungsbekenntnis ( http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=40562 ) daneben auch noch das EMF-Portal als massgebende Quelle. Da sich Typ S die Unterscheidung „Nicht die Masten sind das Problem, sondern die Handys!“ zum Motto gemacht hat, verwundert es doch etwas, dass auch Typ S die Desinformation in seiner Lieblings-Sekundärquelle so egal zu sein scheint, dass er dort nicht in konstruktiver Weise interveniert, während ihm für andere Interventionen selbst Hamburg (NDR) und Tallahassie, Florida (Gouverneur) nicht zu weit entfernt sind. Ich selbst interveniere beim EMF-Portal nicht, damit ich an diesem konkreten Beispiel selbst beobachten kann, und auch anhand dieses Beispiels anderen zeigen kann, wie wenig wichtig selbst Bioelectromagnetics „Forscher“ die Ergebnisse der eigenen Studien nehmen, nachdem sie erst einmal das hohe Honorar kassiert haben, und die nächsten Studie vorbereiten.

Wuff

Kritik an der Interpretation von Lerchls Studie (1)

Beitrag von Wuff » 2. Juli 2010 19:30

Kritik an der Interpretation von Lerchls Studie (1)

Noch mehr als das Design der Studie sind die Interpretationen des Experiments durch den Verfasser und durch Dritte kritikwürdig.
  • A: Zuverlässig sind nur Aussagen zum Experiment selbst.

    Ein Experiment erlaubt zuverlässige Angaben immer nur zu dem Gegenstand, mit dem experimentiert wurde, und zu nichts anderem. Lerchls Experiment und das Ergebnis sind im Prinzip vollkommen uninteressant, denn wer auf dieser Welt interessiert sich wirklich für die Reaktion von amputierten Hamster-Pinealorganen auf Mikrowellen? Das Ergebnis wäre nur dann interessant, wenn man es auf einen ganz anderen Bereich übertragen könnte, nämlich auf das menschliche Pinealsystem. Hier interessiert aber nur die Frage, wie das Pinealsystem als solches reagiert, und nicht bloss das von Lerchl herausgepickte einzelne Element "Pinealorgan".
  • B: Die Ausdehnung der Interpretation auf das Pinealsystem ist unseriös

    Lerchl hat nur den kleinsten Teil des Pinealsystems, der von EMF beeinflusst werden könnte, überhaupt untersucht, nämlich das Pinealorgan.

    Zu dessen Systemumfang lesen wir:
    „Bei Fischen, Amphibien, Reptilien und vielen Vögeln ist die Zirbeldrüse noch selbst lichtempfindlich, bei Säugetieren gelangen von Lichtreizen ausgelöste Erregungen indirekt über Retina und Sehnerv zunächst in den Nucleus suprachiasmaticus im Hypothalamus. Der Nucleus suprachiasmaticus ist das primäre chronobiologische Zentrum der Säugetiere. Von hier ziehen Nervenfasern über die dorsale parvicellulare Unterabteilung des Nucleus paraventricularis, wo sie Synapsen mit absteigenden Bahnen zum Rückenmark aufnehmen. Diese absteigenden Bahnen ziehen zu den sympathischen Wurzelzellen (Nucleus intermediolateralis) im oberen Brustmark. Die Axone gelangen über den Halsteil des Sympathikus (bzw. Truncus vagosympathicus) wieder zurück kopfwärts zum Ganglion cervicale superius. Von hier wird die Information zur Epiphyse [gleich Pinealorgan, Anm. von Wuff] geleitet.“ ( http://de.wikipedia.org/wiki/Zirbeldr%C3%BCse ). Auch aus http://de.wikibooks.org/wiki/Melatonin ergibt sich ein Eindruck vom Umfang und von der Komplexität des Pinealsystems.

    Unter diesen Umständen kann aus dem Pinealorgan allein keine allgemeine Aussage zum Verhalten des Pinealsystems unter Befeldung gemacht werden; wer es dennoch tut, begeht Irreführung. Die Ausdehnung der Interpretation vom Pinealorgan auf das ganze Pinealsystem ist insbesondere nicht statthaft für die Aussage, man habe nichts gefunden, denn man hat überhaupt nur in einer winzigen Ecke gesucht.
  • C: Die Aussagen zur Melatoninhypothese waren nicht statthaft

    Der Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz BfS an das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm DMF war - natürlich neben vielem anderem -, wissenschaftliche Aussagen zum möglichen Zutreffen der Melatoninhypothese zu treffen. Zum Abschluss des Programms rapportierte Weiss, der Leiter Strahlenschutz beim BfS am 17. Juni 2008 seinem Minister Gabriel zur „Erforschung“ der Melatoninhypothese und der gepulsten Felder durch Lerchl als Ergebnis ( http://www.emf-forschungsprogramm.de/ab ... _Weiss.pdf ):
    „Weder die Hypothese, dass die Bildung des Hormons Melatonin durch hochfrequente Felder beeinflusst wird, noch die Hypothese, dass gepulste hochfrequente Felder des Mobilfunkstandards GSM eine spezielle Wirkung im Körper hervorrufen können, wurde bestätigt.“

    Der Bundesminister, gelernter Deutschlehrer, musste seinen Experten vertrauen, und musste aus dem Gesagten wohl annehmen, die Melatoninhypothese sei nunmehr sozusagen endgültig widerlegt. Weiss bestärkte seinen Minister in diesem Glauben weiterhin wie folgt mit der sinngemässen Aussage, nun seien alle Wissenslücken geschlossen, und weitere Forschung sei wohl Geldverschwendung:
    „Fazit: Aus Sicht des BfS gibt es bezogen auf die abgeschlossenen Studien zu Wirkmechanismen hochfrequenter elektromagnetischer Felder des DMF derzeit keine Hinweise auf neue Ansatzpunkte bzw. weiteren Forschungsbedarf zu möglichen Wirkmechanismen.“

    Der Minister, der sich auf seine Beamten verlassen können muss, kannte die besonderen Verhältnisse im Wissenschaftszweig Bioelectromagnetics nicht, und er konnte daher auch nicht erkennen, dass in Bioelectromagnetics Wissenslücken zu EMF-Wirkungen nicht etwa mit in umsichtiger Weise geschaffenem neuem Wissen aufgefüllt werden, sondern dass die Wissenslücken geradezu systematisch mit Nonsens Studien aus der Verdünnungsstrategie so gestopft werden, dass im Ergebnis die Forschung, beispielsweise zur Melatoninhypothese, eingestellt wird.

Wuff

Kritik an der Interpretation (2)

Beitrag von Wuff » 6. Juli 2010 12:50

Kritik an der Interpretation von Lerchls Studie (2)


D: Einschub1: Zum Phänomen von EMF-Effekten

Es haben derart zahlreiche Personen unbeeinflusst und unabhängig voneinander Symptome bei Exposition zu EMF geschildert, dass ein Zusammenhang zwischen EMF und Symptomen hoch wahrscheinlich erscheint. Die voneinander unabhängigen und unbeeinflussten Schilderungen sind derart zahlreich und authentisch, dass an der hohen Wahrscheinlichkeit eines Zusammenhangs auch die Tatsachen nichts mehr ändern, dass es daneben auch viele Personen gibt, die erst unter Beeinflussung oder gar sozusagen nach „Ansteckung" mit der Idee einen Zusammenhang geltend machen, und dass es geographische Häufungen gibt. Echte und unechte Schilderungen kommen gleichzeitig nebeneinander vor.

Die Erfassung der verantwortlichen Immissionen in Bezug auf ihre Art und Intensität erfolgt nur ungenau. Eine und dieselbe Immissionsquelle, z.B. ein Mobiltelefon, kann unterschiedlichste EMF abstrahlen, z.B. Funkstrahlung und gleichzeitig Magnetfelder von der Energieversorgung des Telefons. Ein noch viel grösseres EMF-Gemisch strahlen Computer und ihre Peripheriegeräte ab. Erfasst werden aber jeweils nur „Computer“, und nicht die einzelnen Frequenzen und Pulsungen.

Ebenfalls meist nur ungenau werden die Symptome erfasst. Deren Erfassung ist schwierig, da die Symptombilder diffus, unscharf und heterogen sind, ausserdem handelt es sich meist um subjektive Symptome, d.h. um Symptome, die vom Patienten geschildert werden. Die ungenaue Erfassung liegt aber auch an der Erfassungsmethode: Statt der in dieser Situation als angezeigt erscheinenden individuellen medizinischen Untersuchungen werden starre und für alle Probanden einheitliche Experimente durchgeführt. Die Experimente sind dabei weder eindeutig reproduzierbar, noch bilden sie das Geschehen ausserhalb der Labors richtig ab; ausserdem sind die meisten Experimente mit Stress „kontaminiert“, der allein vom Versuchsdesign und von der Versuchsdurchführung rührt, siehe "Confounder" in viewtopic.php?p=46644#46644 .

Dieses alles bedeutet nicht, dass ein Zusammenhang zwischen EMF und Symptomen nicht existiere. Es gibt massive Interessen daran, dass ein Zusammenhang zwischen EMF und Beeinträchtigungen von Befinden und Gesundheit nicht erkannt oder geleugnet werde. Und das macht es spannend wie ein Krimi, wenn man einmal begonnen hat, sich mit dem Phänomen und seiner Behandlung durch „Forscher“ zu befassen.


E: Einschub 2: Athermische und thermische Wirkungen

Die Symptome zufolge Exposition zu schwachen EMF werden oft als athermische Effekte bezeichnet, als Gegensatz zur thermischen Wirkung starker EMF. Der Zusammenhang zwischen schwachen EMF und Symptomen kann geleugnet werden, wenn athermische Effekte als nicht existent oder als nicht möglich bezeichnet werden. „Thermische Wirkungen von EMF“ ist nur auf den ersten Anblick ein eindeutiger Begriff. Unter diesen Begriff werden nämlich sowohl tatsächliche thermische Wirkungen, wie die Simpelste, nämlich die messbare und gemessene Erwärmung von bestrahltem Gewebe subsumiert, sowie sämtliche Wirkungen, die im so genannten „thermischen Bereich“ gemäss ICNIRP stattfinden, also nach einer Bestrahlung, die geeignet ist, biologisches Gewebe um willkürlich festgelegte 1,0°C zu erwärmen.

Dabei stellen sich gleich die Fragen, ob zur Erzeugung der Effekte die Erwärmung zwingend durch EMF erfolgen müsse, und ob nicht eine Erwärmung beispielsweise durch eine Infrarotlampe die gleichen Wirkungen hätten. Hätte Lerchl also seine isolierten Pinealorgane auch im Mikrowellen- oder Backofen erwärmen können? Oder hätte er ganz einfach die Eingangstemperatur der die isolierten Pinealorgane umspülenden wässerigen Lösung um 1° erwärmen können? Lerchl hat die nahe liegenden Fragen weder gestellt noch beantwortet.


E: Exkurs und Grenzfall: „Mikrowellenhören“

Am Beispiel des „Mikrowellenhörens“ können athermische Wirkungen diskutiert werden. In einem Artikel ( http://www.fgf.de/publikationen/newslet ... 02-06d.pdf )des aufgelösten früheren Industrievereins Forschungsgemeinschaft Funk FGF steht auf Seite 13 eine graphische Darstellung, die an sich einleuchtend zeigt, wie gepulste Strahlungsenergie in mechanische Schallwellenenergie umgewandelt werden kann, und auf Seite 11 ist in Tabellen aufgeführt, für welche Strahlung ein Nachweis der Schallwellen erbracht worden sein soll.

Das Mikrowellenhören wurde anfänglich als die einzige bekannte athermische Wirkung beschrieben, bevor es als thermoelastische Wirkung charakterisiert wurde. Es tritt nur bei gepulsten hochfrequenten, starken Feldern auf. Lesen wir in der Kurzbeschreibung durch das BfS in http://www.bfs.de/de/elektro/hff/wirkun ... rmung.html Sinngemässes zum Mikrowellenhören: Pulse von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern sind unter bestimmten Bedingungen als Summen oder Klicken wahrnehmbar. „Der gegenwärtig akzeptierte Mechanismus des ‚Mikrowellenhörens‘ basiert auf den thermoelastischen Eigenschaften des Gewebes. Durch kurze, leistungsstarke Hochfrequenzsignale werden Gewebeareale des Gehirns erwärmt und dehnen sich folglich aus. Dadurch werden mechanische Wellen im Gewebe angeregt, die im hörbaren Bereich liegen und das Innenohr stimulieren.“ Die Felder von Radio- und TV-Sendern sowie Mobilfunk sind so stark begrenzt, dass sie kein ‚Mikrowellenhören‘ mehr hervorrufen können.

Die Einordnung des „Mikrowellenhörens“ wird anderswo ( http://www.izgmf.de/Aktionen/Meldungen/ ... fekte.html ) anders ausgedrückt: „Für Physiker ist ein Effekt thermisch, wenn es Infolge von Energieabsorption zu Schwingungen von polaren Molekülen kommt (z.B. Wasser – unser Körper besteht zu 70 % aus Wasser) und daraus eine Erwärmung resultiert. Diese Erwärmung kann auch gering sein, beim "Mikrowellenhören" sind es nur Millionstel Grad.* Das mit den „Millionstel Grad“ ist derart unplausibel, dass es wohl völlig falsch verstanden oder falsch ausgedrückt wurde. Das würde wohl zu den in der selben Quelle angeführten „ Wirkmechanismen (die keine mehr sind, wenn die absorbierte Energie im thermischen Rauschen verschwindet)“ gehören.

„ Athermisch bedeutet physikalisch andere Mechanismen als Energieabsorption, beispielsweise direkte elektrische Einwirkungen wie Elektrorotation und Dielektrophorese. Diese Mechanismen hängen mit der Polarisierbarkeit der Zellmembran zusammen und werden in der biophysikalischer Forschung genutzt, sie treten aber erst weit oberhalb der Grenzwerte auf .“

Nun hat die ICNIRP willkürlich bestimmt, dass Wirkungen bei EMF, die mit einer Temperaturerhöhung um 1° und mehr (gemäss SAR-Definition bei ebenso willkürlicher zeitlicher Begrenzung von 6 Minuten) verbunden sind, thermische Wirkungen seien, und wenn es Wirkungen bei geringerer Temperaturerhöhung gäbe, dass diese athermischer Natur wären. Die Existenz athermischer Wirkungen wird durch die ICNIRP bestritten. In der angegebenen Quelle steht weiterhin: „Athermisch aus Sicht von Laien: Für Laien ist alles unter 1 °C athermisch – doch damit wird der Schwellenwert für nachgewiesene gesundheitsrelevante Wirkungen mit einem Schwellenwert für Wirkungen generell verwechselt.“ Eine analoge Sicht vertritt auch Lerchl, wenn er den von ihm bei 0,6°C Temperaturanstieg gefundenen Effekt als „minimal-thermisch“ und „sub-thermisch“ bezeichnet. Die gegenläufigen Effekte bei 1,5° C Temperaturanstieg nannte er beide thermisch, obwohl im einen Fall (kontinuierliche Strahlung) die Melatoninproduktion zunahm und im anderen Fall (gepulste Strahlung) die Melatoninproduktion abnahm. Wenn die als signifikant bezeichneten Unterschiede nicht das Ergebnis des Zufalls waren, dann musste ein anderer Grund als die Temperatur die Ursache der gegenläufigen Effekte gewesen sein.

Die Dichotomie von thermischen und athermischen Wirkungen, also die Aussage, dass das eine das andere ausschliesse, wird speziell von den Leugnern jeglicher athermischer Effekte propagiert. Lerchl „findet“ zum Beispiel bewusst thermische Effekte, weist auf diese hin, um betonen zu können, es seien keine athermischen Wirkungen gefunden worden, und es könne folglich keine solchen geben.

(wird fortgesetzt)

Wuff

Beitrag von Wuff » 7. Juli 2010 18:44

Kritik an Interpretation (3)


Im letzten Beitrag wurde das interessante Phänomen des Mikrowellenhörens eingeführt. Es hat zwar keine praktische Bedeutung mehr für die Bevölkerung, da die Grenzwerte ausdrücklich darauf ausgerichtet sind, Mikrowellenhören zu verhindern. Es ist dennoch interessant, weil es zeigt, wie Strahlungsenergie (hochfrequente Funkwellen) zunächst in thermische Energie (stossweise Erwärmung) und dann in mechanische Energie (Schallwellen) umgewandelt werden kann; die resultierende dauernde Beschallung verursacht wiederum Stress, der auf neuroendokrinen Pfaden Gesundheit und Befinden beeinträchtigt. Das Mikrowellenhören ist auch interessant, weil daran gezeigt werden kann, wie man auf der Suche nach dem Wirkmechanismus schwacher EMF inspiriert werden kann, und wie man sich aber auch verirren kann.

Ist die Hüllkurve unter allen Umständen unwirksam?
Kürzlich hat sich der meist sehr sachliche Forenteilnehmer Raylauncher in http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=40540 aus nachrichtentechnischer Sicht zur Möglichkeit bzw. Unmöglichkeit von Störungen eines biologischen Systems durch ein Funksystem geäussert. Was er zur direkten Einkoppelung von Funksignalen in den menschlichen Organismus schreibt, erscheint aus nachrichtentechnischer Sicht plausibel. Wenn direkte Einkoppelung schwacher Funkfelder möglich wäre und auch vorkäme, dann hätten mindestens einige von uns wohl den analogen Mobilfunk direkt abhören können, - der Mensch ist aber, wie durch Raylauncher plausibel wird, kein Mobiltelefon. Wenn sich Raylauncher aus nachrichtentechnischer Sicht so äussert, dann muss die Unmöglichkeit nicht auf andere physikalische Einflüsse von EMF auf biologische Systeme als auf die direkte Einkoppelung zuzutreffen.

Raylauncher nennt als Bedingungen für eine Einkoppelung von hochfrequenten Funkfeldern: „Das Störsignal muss im gleichen Spektralbereich (Frequenzbereich) liegen, wie die vom System selbst genutzten bzw. zu verarbeitenden Signale oder zumindest in einem Frequenz- und Feldstärkebereich liegen, der zu einer Demodulation aufgrund eines nichtlinearen Verhaltens führen könnte. Weiterhin wäre es von Bedeutung, welcher Störabstand für eine Beeinflussung des Systems unterschritten werden müsste.“

Raylauncher konkretisiert: „Die Funkfrequenzen […]beginnen bei ca. 400 MHz. Der Frequenzbereich der in biologischen Systemen üblichen Kommunikation dürfte sich bestenfalls bis in den zweistelligen kHz-Bereich erstrecken. Zwischen beiden Frequenzbereichen liegen also etwa drei Größenordnungen. Aus dieser Sicht ist es schwerlich vorstellbar, dass eine Störung des biologischen Systems resultierte.“ Das ist zutreffend. Es ist gleichzeitig kennzeichnend für die Diskussion, dass in Forschung und Debatte alle anderen als die Funkfrequenzen ausgeklammert werden. Im zweistelligen kHz-Bereich befinden sich beispielsweise die Emissionen der Vorschaltgeräte der Fluoreszenzbeleuchtung.

Raylauncher fährt weiter: „ Bekannt ist ferner, dass Zellmembranen oberhalb einiger MHz einen kapazitiven Kurzschluss darstellen. Damit scheiden Demodulationseffekte aus, die niederfrequente AM-Anteile (z.B. durch Hüllkurven, Pulsung) des HF-Signals freisetzen könnten, welche dann wiederum in den Frequenzbereich des biologischen System fallen könnten, um dieses zu beeinflussen. Es ist gerade die Hüllkurve der Funksignale, welche das Mikrowellenhören verursacht, allerdings bei hoher Leistung. Dass bei geringerer Leistung das Schallhören nicht mehr möglich ist, bedeutet nicht automatisch, dass auch alle anderen mechanischen Auswirkungen gepulster Strahlung unmöglich sein sollen. Der Schwellenwert für die Erzeugung hörbaren Schalls muss nicht der Schwellenwert für die Erzeugung aller anderen Effekte sein.

Raylaunchers Punkt 3: Die an den Zellmembranen anliegenden Feldstärken der Aktionspotentiale sind extrem hoch. Von außen einwirkende Signale könnten daher kaum zu einer Störabstandsverschlechterung dieser internen Signale führen. (= optimale EMP-Härtung) EMP bedeutet Elektromagnetischer Impuls, eine Nebenwirkung von Nuklearwaffen auf elektronische Systeme. Raylauncher hat uns damit indirekt erklärt, weshalb die Computer vor gegenseitigen EMF-Einflüssen geschützt werden müssen, nicht aber die meisten Menschen vor Computer-EMF-Emissionen. Ob diese von Raylauncher angeführte EMP-Härtung für den ganzen menschlichen Organismus gleichermassen zutrifft? Sehr schwache elektromagnetische Strahlung in Form sichtbaren Lichts kann jedenfalls auf der Netzhaut biologische Wirkungen erzeugen, so dass am Ende einer langen Wirkungskette das bewusste Sehen dieses Lichts steht.

Alle diese Einwendungen bedeuten aber nicht, dass Raylaunchers Einlassungen und sein Resumee aus rein nachrichtentechnischer Sicht falsch wären.

Experimentelle Rhetorik
Experimente werden nicht nur durchgeführt, um neue Erkenntnisse zu gewinnen, sondern auch zu pädagogischen Zwecken, so im Schullabor. „Chemie ist wenn es raucht und stinkt, Physik ist wenn es nicht gelingt.“ Aha. Einen erfahrenen Experimentator kann man nicht auf diese Weise seiner Fachdisziplin zuordnen. Ein echt gewiefter Experimentator kann sein Experiment zum Erzeugen eines im Voraus gewünschten, ganz bestimmten Aha-Erlebnisses planen und gestalten. Was würden wir veranstalten, wenn das gewünschte Aha-Erlebnis „Es gibt nur thermische Effekte“ sein soll? Wir würden den Versuch so aufbauen, dass sofort ein thermischer Effekt markant sichtbar wird, dass aber auch mit noch vier Mal grösserem Aufwand kein athermischer Effekt erkennbar wird. Dieses ist die sozusagen rhetorische Dimension des Experiments mit den isolierten Pinealorganen. Das Halblaien-Publikum, zu welchem beamtete Strahlenschützer, Medienvertreter, Umweltminister und Parlamentarier gehören, lernte wie gewünscht aus der Vorführung des Experten bzw. „Magiers“ im weissen Kittel, dass thermische Effekte oberhalb der Grenzwerte existieren, dass auch mit 254 oder 400 weiteren Versuchstieren keine athermischen Effekte gefunden werden konnten, und dass die bestehenden Grenzwerte Schutz vor thermischen Effekten bieten, während athermische Effekte für den Strahlenschutz überhaupt irrelevant sind. Bei der Aufgabe, die Lerchl der Form nach im Auftrag des BfS erfüllen sollte, nämlich die Melatoninhypothese zu testen, ging es aber in keinem Fall um thermische Effekte, denn die Melatoninhypothese bezieht sich ausschliesslich auf schwache EMF, die keine messbare Erwärmung bewirken. Warum hat Lerchl dennoch einerseits auch mit eindeutig thermisch wirksamen 2,7 W/kg befeldet, und andererseits den Versuch so angelegt, dass er nur den kleinsten Teil des Melatoninsystems, amputiert von seiner ganzen Steuerung, befeldete?

Zutreffendes bitte ankreuzen:

[_] Weil er es nicht besser weiss
[_] Um das Aha-Erlebnis „Es gibt nur thermische Effekte“ zu erzeugen
[_] Weil das BfS partout keine andere Versuchsanordnung zulassen wollte
[_] Weil jede Abweichung vom gewählten Design unwissenschaftlich gewesen wäre
[_] Andere Möglichkeit: …………………………………………………………………………………………………………..

charles
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Beitrag von charles » 7. Juli 2010 20:08

Ach, diese Funktechniker haben niemals gemessen.
Sie papagaien nur was in ihre Lehrbücher steht.
Obwohl Raylauncher ein vernünftiger Techniker ist.

Ich habe kürzlich gemessen bei jemand, der nur auf sein Bett liegend Ohrenpfeiffen erfährt. Nicht an andere Stellen in sein Haus.
Und gerade auf der Stelle von sein Teil des Ehebett konnte ich viel *dirty air* messen, innerhalb die Strahlungskeule von ein Sendemast.
Frequenzen von 60, 745, 1010, 3050, 3200 en 6450 kHz.
Das ist also Schmutz was der Mobilfunk mit sich bringt.

Wuff

Kritik an Interpretation (4)

Beitrag von Wuff » 12. Juli 2010 18:32

Kritik an Interpretation (4a)


Dieser Beitrag beschliesst den Punkt
  • Sind physikalische Ursachen von EMF-Schädigung gültig widerlegt?,
bevor wir uns dem Punkt
  • Sind psychische Ursachen von EMF-Schädigung erwiesen?
zuwenden werden.

Mit dem Auftrag an die Experimentatoren für das DMF hat das BfS ausdrücklich Sorgfalt in der Dosimetrie, in der Messung der experimentell verwendeten Strahlung, angemahnt. Was in dieser Hinsicht im Experiment mit den isolierten (oder genauer: amputierten) Pinealdrüsen geschah, spottet und höhnt dieser Vorgabe. Wir haben bereits ausgeführt, dass Lerchl nicht einmal angegeben hat, ob er Basisstations- oder Mobiltelefonstrahlung simuliert hat. Die Autoren lassen durch das EMF-Portal immer auch heute (12.7.2010) immer noch die verkehrte Angabe „digitales Mobiltelefon, GSM“ verbreiten, in http://www.emf-portal.de/viewer.php?aid=12923 , obwohl sie bestimmt davon wissen, frei nach dem Motto „Unsere tägliche Desinformation gib uns heute“. einer glühenden Bewunderin Lerchls.

Bei genauem Lesen ergeben sich nicht nur zur Charakterisierung, sondern auch zur Messung der Strahlungsintensität lauter grosse Fragezeichen. Die Strahlungsintensität, welche bei den exponierten Pinealorganen ankam, wurde überhaupt nicht gemessen. Es gab wohl eine Feldstärken-Messsonde, dieser wurde aber in einem Fach ohne Befeldungsbehälter platziert. Die Sonde diente nicht der Messung der Stärke des Feldes, sondern der Vergewisserung, ob die Befeldungsapparatur überhaupt funktionierte und ob die Befeldung auch tatsächlich so stattfand wie sie programmiert war. Das stellvertretend für die Strahlungsintensität verwendete thermische Mass SAR wurde nur berechnet - es kann überhaupt nicht gemessen werden, denn die SAR ist gar keine Masseinheit; zur SAR siehe auch http://www.izgmf.de/Aktionen/Meldungen/ ... ritik.html . Auch nur anstelle einer Strahlungsmessung wurde die Temperaturveränderung der wässerigen, so genannten Krebs-Ringer-Pufferlösung, mit welcher die amputierten Pinealorgane umspült wurden, und in welche diese ihr Melatonin abgesondert haben, gemessen. Konkret wurde in einem der Behälterchen anstelle eines Pinealorgans eine Temperaturmesssonde (“Temperature probe instead of pineal organ“) in die Pufferlösung getaucht.

Was sind Bedeutung und Auswirkungen davon, dass nicht die Temperaturerhöhung der Pinealorgane gemessen wurde, sondern die der wässerigen Lösung? Man braucht sich nur das Volumen der isolierten Pinealorgane (< 0,001 ml) im Vergleich zum Volumen der umspülenden Lösung im Zylinder (0,2 ml) plastisch vorzustellen, um alsogleich anhand der Intensität des Wärmeaustauschs zu erkennen, dass die Erwärmung der Pinealorgane nicht hauptsächlich durch die Strahlung selbst erfolgte, sondern durch die Übertragung von der sie umspülenden wässerigen Lösung. Gleichzeitig unterlagen die Pinealorgane einem Kühlungs- oder Kompensationsvorgang durch den stetigen Flüssigkeitsaustausch bzw. -vorbeifluss, der pro Zylinder innerhalb von circa 30 Sekunden erfolgte (Volumendurchfluss 0,4 ml/Min. bei einem Zylindervolumen von 0,2 ml).

SAR bedeutet spezifische Absorptionsrate, und zwar spezifisch für die jeweils bestrahlte Gewebe- oder Flüssigkeitsart. In der Studie finden sich keine Angaben gemacht zu möglichen Unterschieden zwischen der SAR der hormonproduzierenden Zellen von Pinealorganen und der SAR der umspülenden Krebs-Ringer-Lösung sowie der SAR des Standard-Elektrolyten, der gewöhnlich für kalibrierte SAR-Bestimmungen verwendet wird. Vielleicht liegen die SAR von hormonproduzierenden Zellen, der Krebs-Ringer-Pufferlösung und des Standard-Elektrolyten für SAR-Bestimmungen nahe beieinander, vielleicht auch nicht, jedenfalls finden wir keine Spur einer Kalibrierung, welche ein selbstverständlicher Teil der Dosimetrie sein sollte. Es gab auch keinerlei Angaben und auch keine Schätzung zur Feldstärke, welche auf die Melatonin produzierenden Zellen der Pinealorgane einwirkte. Die scheinbare Präzision und Nachvollziehbarkeit der SAR-„Messung“ an den Pinealorganen fällt somit als nur scheinbar, als nicht nachvollziehbar und als überhaupt nicht gemessen in sich zusammen. Möglicherweise ändert all dieses am Endergebnis wenig, es verunmöglicht aber dennoch genaue und vor allem vergleichbare und reproduzierbare Angaben zu den EMF-Wirkungen. Ein ähnlich ungenaues und unsauberes Experimentieren, wie wir es in der geistigen Inzucht des Wissenschaftszweiges Bioelectromagnetics sehen, ist in normalen, nicht industrieabhängigen Wissenschaftszweigen undenkbar.

Wenn es denn egal sein soll, welche Feldstärken auf die Melatonin produzierenden Körperzellen einwirken, und wenn nur die Temperaturerhöhung für die festgestellten Effekte verantwortlich sein sollen, dann hätte es ausgereicht, die Pinealorgane mit Infrarot um 0,5° (entsprechend 0,8 W/kg SAR bzw. 1,2° entsprechend 2,7 W/kg SAR) zu erwärmen, oder auch nur die Temperatur der zufliessenden Pufferlösung entsprechend zu variieren, statt sich der Mühe mit einer aufwändigen Mobilfunkwellen-Simulation zu unterziehen. Wenn es aber dennoch die Funkstrahlung gewesen sein soll, dann hätten die Frequenzmodulationen und unterschiedlichen Frequenz-Kanäle (siehe hierzu den ersten Einzug von viewtopic.php?p=44360#44360 ) realistisch simuliert werden müssen, statt exakt 1‘900 MHz anzuwenden, die pikanterweise für den Mobilfunk nicht einmal zugelassen sind.
.


D: Kritik an der Übertragung von Erkenntnissen aus einem amputierten Tierorgan auf ein ganzes menschliches Hormonsystem

Ein Experiment mit einem von seinem Steuerungs- (und Rückkoppelungs-)System amputierten Tierorgan wurde für den Beweis beigezogen, dass beim Menschen „Elektrosensibilität“ bzw. Beeinträchtigungen von Gesundheit und Befinden durch EMF nicht vorkommen. Wenn der für das des DMF zuständige Wolfgang Weiss aus Lerchls Studie dem Bundesumweltminister und der Bevölkerung gegenüber in http://www.emf-forschungsprogramm.de/ho ... _Weiss.pdf den Schluss zieht: „Weder die Hypothese, dass die Bildung des Hormons Melatonin durch hochfrequente Felder beeinflusst wird, noch die Hypothese, dass gepulste hochfrequente Felder des Mobilfunkstandards GSM eine spezielle Wirkung im Körper hervorrufen können, wurde bestätigt.“, dann bleibt nur tiefe Trauer um die Wissenschaft und ihren Missbrauch durch interessengebundene „Forscher“ zurück.


E. Kritik an Schlüssen aus einer Pseudopulsung auf echte EMF-Immissionen

Der zweite Satzteil von Weiss, „[… ] noch die Hypothese, dass gepulste hochfrequente Felder des Mobilfunkstandards GSM eine spezielle Wirkung im Körper hervorrufen können, wurde bestätigt.“ hat ebenso wie der erste mit der Melatoninhypothese keine stichhaltige experimentelle Grundlage.

Aus dem Ergebnis, dass schwächere kontinuierliche Strahlung und die von Lerchl verwendete, völlig „widernatürliche“ GSM-Puls-Simulation keine unterschiedlichen Effekte zeigten, wurde die Behauptung abgeleitet, die Pulsung bewirke keinen besonderen Effekt. Der gemeinsame Nenner des Vergleichs war die gleich hohe Summe der eingetragenen Wärmeenergie. Die Wärmeeintragung ist aber für athermische Effekte irrelevant, und Lerchls Simulation von GSM-Funkfeldern war derart „unnatürlich“ bzw. wich dermassen von echter Mobilfunkstrahlung ab, dass das Ziehen des Schlusses aus Lerchls Studie, die Pulsung sei unwirksam, nicht statthaft war, auch weil die Unterschiede zur wirklichen Strahlung von GSM nicht offen gelegt wurden.

In Wirklichkeit ist die nach GSM-Telefonstandard ausgebrachte Strahlung ungefähr um den Faktor 5 athermisch-biologisch wirksamer als die kontinuierliche Strahlung bei gleichem SAR-Wert, und auch als die von Lerchl simulierte Basisstation. Wenn Lerchl 7 von 8 Kanälen gleichförmig strahlen liess, dann entspricht die Lücke, die der eine inaktive Kanal bildet, einer Lücke in einer kontinuierlichen Strahlung. In Wirklichkeit kommt es viel öfter vor, dass einer von acht Kanälen sendet, der dann eine wirkliche und eigentliche Strahlungsspitze ist.

Bei der starken Strahlung von 2,7 W/kg hat Lerchl bei kontinuierlicher Strahlung eine Erhöhung der Melatoninproduktion gefunden, während sich bei der gepulste Strahlung eine Absenkung der Melatoninproduktion ergab. Diese Gegenläufigkeit hätte normalerweise zu Fragen Anlass gegeben, nämlich ob ein nichtthermischer Effekt eingetreten sei. Lerch hat aber derartige Fragen mit der Begründung unter den Tisch gewischt, beide Effekte hätten bei 1,2° Temperaturerhöhung stattgefunden. Diese Begründung ist aber keinen gültige Begründung für Weiss‘ sinngemässe Behauptung, die GSM-Pulsung hätte keine Wirkung; Weiss‘ Behauptung ist vielmehr eine Verdrehung der festgestellten Tatsache, dass die gepulste Strahlung bei 2,7 W/kg – nicht nur im Gegensatz sondern sogar gegenläufig zur kontinuierlichen Strahlung die Melatoninproduktion vermindert hat.

(Fortsetzung in nächstem Beitrag)

Wuff

Beitrag von Wuff » 12. Juli 2010 18:36

(Fortsetzung, bedingt durch den Spamfilter)

F: Kritik am Scheinbeweis „Vorurteil“ und Hexenprobe
In diesem Strang weisen wir nicht zum ersten Mal auf die Mikrowellen-Wahrnehmungstests an Probanden hin, mit welchen gemäss Repacholi bewiesen worden sein soll, dass „Elektrosensibilität“ und krank machende Effekte von EMF nicht existieren. Diese pseudowissenschaftliche Argumentation wurde schon mit den Hexenprozessen der Inquisition verglichen (Ziffer 4.2 in http://www.izgmf.de/Aktionen/Meldungen/ ... hn_iv.html ) und der Esoterik zugeordnet ( http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=10584 ). Sie ist ein anderes Anwendungsbeispiel für die „rhetorisch wirksames Versuchsdesign“ (viewtopic.php?p=48433#48433 ), das auf archaisch-primitive Denkformen der Primaten baut. So wird das Denkschema „Was ich nicht sehe gibt’s nicht“ auf EMF-Effekte übertragen, Repacholi dazu sinngemäss: „Die ‚Elektrosensiblen‘ können die Strahlung nicht wahrnehmen, also kann die Strahlung nicht auf sie einwirken“. Dass diese ganzen Wahrnehmungs experimente durch Stress „kontaminiert“ waren, verschweigt er wohlweislich. Interessanterweise hat aber Lerchl seine Hamster ausdrücklich zwecks Stressvermeidung mit CO2 sediert und betäubt, denn Stress vor der Organentnahme hätte über andere Hormonachsen die Melatoninproduktion beeinflusst. Die Hamster wurden also nicht aus humanitär-tierschützenden Gründen vor der Tötung durch Köpfen zunächst sediert und dann betäubt, sondern damit Stress vermieden werden konnte. Stress - ob EMF-Stress oder aus Stress aus Angst vor den grossen Händen der Häscher - beeinflusst die Melatoninproduktion. Das Verschonen der kleinen Nager von versuchsbedingtem Stress steht in krassem Gegensatz den Mikrowellen-Wahrnehmungs experimenten an Menschen nach den Vorgaben von Repacholi, bei denen Stress anscheinend zum Konzept gehört.

Zur pseudo- und halbwissenschaftlichen Gaukelei mit den Scheinbeweisen der weissbekittelten „Forscher“ könnte noch vieles geschrieben werden, wir wollen aber den Strang zu Ende führen.

Fazit: Die physikalischen Ursachen von EMF-Schädigung bzw. EMF als Ursache der Beeinträchtigung von Gesundheit und Befinden eines Teils der Bevölkerung sind entgegen dem Anschein, der aus der Verdünnungsstrategie mit bewusst untauglich konzipierten Ergebnissen resultiert, nicht widerlegt. Es ist nicht allein Lerchls Studie mit den amputierten/isolierten Hamster Melatonin-Hormondrüsen, die bestenfalls Scheinbeweise erbringt, sondern das trifft auch für die meisten anderen Bioelectromagnetics Studien zu, die sich mit diesen Effekten befassen. Es ist frappierend, dass ausgerechnet am Beispiel von Lerchls Pinealorgane-Experiment die Glaubwürdigkeit von Studien zum Thema EMF-Effekte demontiert werden konnte, und damit auch von Lerchls sinngemässer Behauptung, „Elektrosensibilität“ existiere nicht.

Wuff

Sind psychische Ursachen von EMF-Schädigung erwiesen?

Beitrag von Wuff » 15. Juli 2010 10:24

Sind psychische Ursachen von EMF-Schädigung erwiesen?

Nachdem angeblich widerlegt worden sei, dass schwache EMF Befinden und Gesundheit des Menschen beeinträchtigen können, wurde viel Energie verwendet, alternative, sprich psychische und/oder neurologische Gründe für den Angabe der Betroffenen zu finden, ihre Symptome würden in Anwesenheit von EMF-Exposition auftreten.

Psychiatrische Diagnosen konnten dabei jedoch nicht vorgelegt werden, ausser in Fällen wie in dem von Typ S ( viewtopic.php?p=47507#47507 ) beschriebenen Fall „Semmelweis“, wo eine seit langem psychisch kranke Patientin plötzlich geltend machte, von EMF beeinträchtigt zu sein, und n von einem Dritten auch noch darin bestätigt wurde.

Anstelle psychiatrischer Diagnosen, die es wohl darum nicht gibt, weil EMF-Schädigung entgegen anderen Behauptungen wohl doch ein physikalischer Vorgang ist, mussten ersatzweise psychologisierende Spekulationen herhalten, von denen wir hier nur die geläufigsten anführen:
  • Rubin behauptete Ansteckung durch die Medien ( viewtopic.php?p=47613#47613 ), er hat aber den Medienkonsum der angeblich Angesteckten nicht erfasst.
  • Frick vermutete eine Phobie als Auslöser der ( viewtopic.php?p=435693#43569 ), für seine Behauptung zur „Unechtheit“ seiner „elektrosensiblen“ Probanden stützte er sich allein auf Repacholis WHO-Fact-Sheet 296, das sich bekanntlich seinerseits auf Experimente wie auf das von Kaul stützte.
  • Kaul spekulierte über Ängste, welche durch die angebliche Phallusform von Antennenmasten ausgelöst würden, und dass eine Sehnsucht nach Aufmerksamkeit die „elektrosensiblen“ Menschen behaupten lasse, sie litten unter EMF ( viewtopic.php?p=45839#45839 ).
Inspiriert wurden diese wilden Behauptungen und Spekulationen der „Forscher“ durch Berz, einen zeitweiligen Mitarbeiter von Swisscom, und andere, die auch entsprechende Folien von Repacholis Prager Kongress im Oktober 2004 ins Internet gestellt hatten ( viewtopic.php?p=43840#43840 ).

Das DMF förderte eine ganze Reihe von Bemühungen um eine alternative psychologische Erklärung zu den EMF, darunter auch den Einsatz von Psychiatriestudenten. Diese Studien sind ebenfalls einer gründlichen kritischen Betrachtung würdig, und sie könnten genauso wie diejenigen von Lerchl und Frick demontiert werden. Der Zeitaufwand für die Demontage der Studien wird aber von niemand vergütet, derweil die Ersteller der Studien Millionen damit umsetzen, z. B. Lerchl für sein Profit Center an seiner Privatuni. So bleibt dem Kritiker nur der exemplarische Weg, d. h. die Kritik an einzelnen Studien, die stellvertretend für die anderen Studien stehen muss, die im Rahmen der Verdünnungsstrategie zu Tausenden erstellt wurden und noch erstellt werden. Wir bringen hier nur zwei für die Argumentationsweise typische Zitate aus DMF-Studien:
  • „In der Studie, bei der die Elektrosensiblen hinsichtlich verschiedener Begleitfaktoren untersucht wurden, zeigte sich, dass signifikant deutlich mehr Elektrosensible als Kontrollpersonen an somatoformen Störungen leiden, d. h. dass für die von ihnen beschriebenen körperlichen Symptome keine bzw. keine adäquate körperliche Ursache gefunden werden kann.“ (Quelle: http://www.emf-forschungsprogramm.de/ab ... DMF_AB.pdf , Ziffer 1.9.4).

    Diesem Satz liegt die implizite, nicht ausgesprochene Unterstellung der Verfasser zu Grunde, EMF könnten keine körperliche Ursache für Symptome sein. Wenn diese Unterstellung aber nicht zutrifft - was wir vermuten - , und wenn die Gesundheitsstörungen eben doch durch EMF verursacht wurden, dann ist auch die zitierte Aussage der „Forscher“ unwahr.
  • “Es ist durchaus möglich, dass Personen, für die die Existenz von Mobilfunksendeanlagen und das für sie damit verbundene mögliche Risiko einen Stressor darstellen, aufgrund ihres so erhöhten Stressniveaus stärker durch Beschwerden beeinträchtigt sind. Alternativ könnte ein erhöhter Grad an allgemeinen Stresssituationen bei den betroffenen Personen dazu führen, dass sie dann auch die spezifische Umweltnoxe als Stressor auffassen. Um diese Frage zu klären, sind weitere vertiefende Studien zum Stressverhalten notwendig.“ (Quelle: http://www.emf-forschungsprogramm.de/fo ... 035_AB.pdf , Seite 152).

    Diese Aussage schliesst die Möglichkeit völlig aus, dass die EMF der Sendeanlagen physikalischen Stress verursachen, und behauptet ausschliesslich psychosozialen Stress in Form von Angst. Die Aussage lässt auch neben der Möglichkeit tatsächlicher Effekte von EMF weitere Alternativen ausser Betracht, z. B. Konditionierung auf die Wahrnehmung von Mobilfunksendeanlagen.

    Zur Konditionierung: Wenn bei einer Person die Immissionen eines Geräts die so genannt unspezifischen Symptome verursachet, dann kann es geschehen, dass die Person so konditioniert wird, dass die Symptome bereits beim Anblick des Geräts, selbst wenn dieses ausgeschaltet ist, eintreten. Dieser Vorgang ist als bedingte Konditionierung nach Pawlow bekannt. Die Konditionierung kann so weit gehen, dass Symptome auch dann eintreten, wenn ein zweites, anderes Gerät gesehen wird, von dem die Person nur glaubt, es würde Immissionen wie das erste Gerät verursachen. Erschwerend für die genaue Zuordnung der Ursache (Gerät) zur Wirkung (Symptome) ist zusätzlich, dass die unspezifischen Symptome auch Reaktionen des Organismus auf ganz andere Ursachen als EMF-Immissionen sein können. Dieses zu erforschen wäre anspruchsvoll, aber spannend.
Interessant ist, dass die Wissenschaftler sich zwar mit Stress im Zusammenhang mit EMF befassen, aber nie mit dem „kontaminierenden“ Stress, welchen alle Mikrowellen-Wahrnehmungs-Experimente durch ihr Design bei den Probanden verursachen, und dass sie auch nie die Symptome der EMF-Geschädigten auf die Frage hin untersuchten, ob es sich vielleicht um physikalisch verursachten Stress handeln könnte.

Frick suchte auch einen anderen Erklärungsweg als den psychologischen, nämlich den neurologischen. Er glaubte, mit fMRI den nervlichen Mechanismus entdeckt zu haben, worin er sich aber in blamabler und banaler Weise täuschte (Voodoo-Wissenschaft, viewtopic.php?p=46592#46592 ). Bei systematischer Betrachtung der Studien müssen auch die von Repacholi geförderten Mikrowellen-Wahrnehmungstests dem neurologischen Pfad zugeordnet werden, denn er unterstellte implizit ein EMF-Wahrnehmungsorgan.

Die an EMF-Geschädigten praktizierte Psychiatrisierung ist mangels psychiatrischer Diagnosen nicht stichhaltig, sondern Pseudomedizin. Es fallen einem dazu spontan Wörter wie Diskriminierungsmedizin, Entrechtungsmedizin, Vernichtungsmedizin etc. ein, jedenfalls Medizin, die gegen die Patienten und gegen die Geschädigten gerichtet ist, und nicht für ihre Unterstützung oder Heilung. Nachdem es selbst durch diese Psychiatrisierung nicht gelungen ist, sämtliche EMF-Geschädigten so zu beschämen dass sie schweigen, erfolgte eine Eskalation. In der ersten Eskalationsstufe werden die EMF-Geschädigten nunmehr kriminalisiert. Typ S behauptet, die EMF-Geschädigten würden durch beabsichtigten Sozialversicherungsbetrug simulieren ( http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=40807 , Kommentar viewtopic.php?p=48472#48472 ), und Typ L setzt die EMF-Geschädigten der Kaida gleich. Die Verfolgung der EMF-Geschädigten geschieht nicht etwa im luftleeren Raum, sondern sie wird von Wissenschaftlern abgesegnet, analog wie auch für die Verfolgung der Homos exuellen vor 70 Jahren extra ein wissenschaftlicher Dienst aufgebaut wurde ( viewtopic.php?p=44214#44214 ).

Fazit: Bei den angeblichen psychischen Ursachen von „Elektrosensibilität“ handelt es sich um blosse Spekulation, die nicht auf medizinische Untersuchung gestützt ist. Bei der angeblichen neurologischen Ursache (Fricks fMRI) handelt es sich ebenfalls um blosse Spekulation, die sich nur auf vermeintliche Aussagen des fMRI stützt.

Wuff

Wie werden Ferndiagnosen von EMF-Opfern begründet?

Beitrag von Wuff » 18. Juli 2010 15:16

3. Wie werden Ferndiagnosen mit Psychiatrisierung von EMF-Opfern begründet?


Die Ferndiagnose von Lerchl am Forenteilnehmer „ES“ lautete im Wortlaut unter dem von Lerchl gesetzten Beitragstitel „Fakten“:
„Als Beispiel dafür, dass Elektrosensible zwar leiden, dies aber nicht an den Feldern liegt, ist dieses Resultat aus dem Deutschen Mobilfunkforschungsprogramm geeignet:

[hier folgt die Abbildung von Seite in http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=34581 ]

Obwohl die Elektrosensiblen nicht exponiert waren, zeigten sich in ihren Gehirnen deutliche Reaktionen, im Gegensatz zu Kontrollpersonen (die sich nicht als elektrosensibel bezeichnen). Sie haben also eine Erwartungshaltung ("Wenn ich exponiert werde, passiert etwas"), die durch die Scheinexposition entsprechende Reaktionen hervorrufen, aber keine physikalische Ursache haben.
Wenn man Menschen lange genug einredet, dass bestimmte Dinge krank machen, selbst wenn es hierfür keine Fakten gibt, werden sie es irgendwann glauben.“



Interessant an Lerchls Worten ist, dass er Elektrosensible ohne Anführungs- und Schlusszeichen schreibt, genauso wie auch Repacholi in seinem WHO-Factsheet 296 (Englisches Original http://www.who.int/mediacentre/factshee ... index.html , deutsche Übersetzung: http://www.who.int/mediacentre/factshee ... index.html ), dass aber Frick, von dem die Abbildung stammt, diese stets zwischen Anführungs- und Schlusszeichen setzt. Frick tut dieses wohl, weil er gestützt auf Repacholis WHO-Factsheet 296 davon ausgeht, es gebe ausschliesslich vermeintliche „Elektrosensible“. Auch Repacholi und Lerchl halten Elektrosensible für nur vermeintlich elektrosensibel, dass sie das Wort aber nicht zwischen Anführungs- und Schlusszeichen setzen, zeigt den Zynismus an, mit welchem sie das Wort für Desinformations- und Propagandazwecke nutzen. Zurück zu Frick: Kennzeichnend dafür, dass auch er die Elektrosensiblen allesamt und kollektiv für "Vermeintliche" hält, ist auch, dass er in der Legende zu seiner fMRI-Auswertung seine Probanden als Subjektiv Elektrosensible bezeichnet, hier Elektrosensible aber ausnahmsweise ohne Anführungs- und Schlusszeichen, aber mit dem Adverb „subjektiv“.

Ich selbst schreibe „Elektrosensible“ auch nur so zwischen Anführungs- und Schlusszeichen, aber aus einem anderen Grund als Frick, nämlich weil der Begriff derart unwissenschaftlich ist, dass er des Gebrauchs in wissenschaftlichem Zusammenhang unwürdig ist, weil er sprachlich falsch ist, und weil er der Propaganda gegen die EMF-Geschädigten dient.

Lerchls eingangs zitierter Text seiner Ferndiagnose erscheint dem arglosen Leser einleuchtend und harmlos. Er ist aber typisch dafür, was sich EMF-Geschädigte von Ärzten und Experten als angeblichen Beweis für die Unschädlichkeit von EMF anhören müssen, und dass die Geschädigten sich alles nur einbilden würden. Das Leiden unter den Symptomen, die zwar als lediglich subjektiv abgewertet werden, bestreiten Repacholi, Frick und Lerchl nicht, aber den von den Geschädigten genannten Zusammenhang mit EMF-Exposition tun sie wie vorliegend Lerchl als aus den Hirnen der Geschädigten entstammende neuropsychologische Störung ab. Und mit dieser vorgeschobenen Begründung wiederum gehen sie auf Fragen und Beobachtungen der EMF-Geschädigten nicht ein. In Wirklichkeit ist die Verweigerung der Diskussion feige und der Ausschluss der Geschädigten aus der Diskussion gemein.

Auf die Frage, was Fricks Abbildung überhaupt aussagen kann und was nicht, kommen wir in einem der nächsten Beiträge zurück.


Motive der Täter

Es gibt verschiedene Motive, EMF-Opfer zu psychiatrisieren.
  • Ärzte tun es, weil von den Tarnorganisationen der Mobilfunker empfohlen ( viewtopic.php?p=46137#46137 ).
  • Mit dem Mittel der Psychiatrisierung werden MF-Geschädigte beschämt, was die meisten der Geschädigten wirksam zum Schweigen bringt. Es werden so sozusagen die unmittelbaren Zeugen für die Schädlichkeit von EMF beseitigt. Dieses scheint zu funktionieren, indem sehr viele Betroffene ihre Vermutung zu einem Zusammenhang zwischen EMF und Symptomen verschweigen, vielleicht nicht in anonymen Umfragen, aber vor ihrem Arzt.
  • Daneben gibt es auch eine Szene, deren Motive in der Psyche der Psychiatrisierenden liegen. Dass aktive Psychiatrisierung von EMF-Geschädigten als etwas ausgefallenes Hobby gesucht und betrieben wird, wird einmal durch bestimmte Charakterzüge begünstigt, wie Selbstgerechtigkeit, Übereifer und ein angeborenes Bestrafungsbedürfnis. Die Erfüllung des Bestrafungsbedürfnisses wird durch Ausschüttung von Hormonen belohnt, die angenehme Gefühle bewirken und damit Lustgewinn. Bei aktiver Bestrafung werden ganz bestimmte Hirnareale aktiviert, so das dorsale Stratium ( http://www.fgn.unisg.ch/org/fgn/web.nsf ... 6_Fehr.pdf ) und der Nucleus Caudate ( http://www.focus.de/intern/archiv/oekon ... 09135.html ). Das Motiv kann demnach ein ganz Banales sein, nämlich gefühlte Befriedigung und Lustgewinn aus aktiv ausgeübten Bestrafungshandlungen. (Auch in kommunistischen Staaten wurde Psychiatrisierung als Strafmittel eingesetzt. Dort erfolgte eine Verabreichung von Neuroleptika, nicht wegen der Hauptwirkung, sondern wegen der schädlichen und unangenehmen Nebenwirkungen. Den Einsatz gegen EMF-Geschädigte empfiehlt z.B. Typ Z aus viewtopic.php?p=47458#47458 seit Jahren.
Ein Anlass für Bestrafungshandlungen an EMF-Opfern ergibt sich aus der Kriminalisierung der Geschädigten ( viewtopic.php?p=48547#48547 ), und die Gelegenheit dazu fand und findet sich beispielsweise in Internetforen, in denen sich jedermann anonym oder halbanonym als Hobby-Inquisitor betätigen kann.

Eine erste Rechtfertigung für die einen Lustgewinn versprechende Psychiatrisierung der EMF-Opfer ist ein als nicht berechtigt betrachteter Krankheitsgewinn, den die EMF-Geschädigten angeblich aus der Schädigung beziehen. Die zweite Rechtfertigung ist die angebliche Kollaboration der Psychiatrisierungsopfer mit Gruppen, welche Feinde der westlichen Gesellschaft sind (siehe unter dem von Lerchl selbst gesetzten Titel mit der Gleichsetzung von „elektrosensiblen“ EMF-Opfern und der Kaida http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=39811 ) oder welche von den Gegnern der Geschädigten als „Profiteure und Angstmacher“ bezeichnet werden, z.B. Baubiologen ( http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=40947 ). Eine dritte Rechtfertigung für ihr Tun beziehen die Aktivisten der Psychiatrisierung (z.B. die Typen K und S) von so genannten anerkannten Wissenschaftlern (z.B. Typ L, Frick), die sich ihrerseits wie Frick ausdrücklich und direkt auf den ICNIRP-Gründungspräsidenten Repacholi bzw. auf dessen WHO-Factsheet 296 stützen, bzw. Typ L, der sich auf dem Umweg über Fricks Abbildungen und dessen Interpretation dazu auf Factsheet 296 stützt.

Wuff

4. Ist Lerchl kompetent für psychiatrische Diagnosen?

Beitrag von Wuff » 21. Juli 2010 12:54

4. Ist Lerchl kompetent, eine psychiatrische Diagnose zu treffen?


Lerchl hat den ihm nicht näher bekannten Forenteilnehmer, der das Pseudonym ES verwendet, aus Distanz psychiatrisiert. Er hat dabei nicht eine konkrete psychiatrische Diagnose gestellt, jedoch unmissverständlich ausgedrückt, dass „Elektrosensible“ wie ES ihre Symptome, welche diese selbst auf EMF zurückführen, nur wegen einer Erwartungshaltung entwickeln, und zwar über einen abbildbaren und somit nachweisbaren neurologischen Vorgang, keinesfalls aber wegen der EMF. Der von den „Elektrosensiblen“ behauptete Zusammenhang zwischen EMF und den Symptomen sei den „Elektrosensiblen“ wie ES bloss eingeredet worden. Lerchls Diagnose bzw. Botschaft an ES, an alle anderen „Elektrosensiblen“ und an das Publikum lautet in kurzer Zusammenfassung: „Alles nur auf Einflüsterung zurückzuführende Einbildung“.

Ist Lerchl, der ausdrücklich als Professor auftritt, überhaupt kompetent, diese Diagnose zu stellen? Die nachfolgenden Eigenschaften sind Bedingung und Voraussetzung für die Kompetenz, eine psychiatrische oder neurologische Diagnose zu treffen:
  • Humanmediziner
  • Spezialisiert auf Psychiatrie und/oder Neurologie.
Lerchl weist diese Eigenschaften nicht auf und hat sich damit auf fremdes Terrain begeben.


Einem Nichtmediziner wären Untersuchungen an Menschen zu wissenschaftlichen Zwecken vielleicht noch gestattet, nicht aber zu medizinischen Zwecken wie Diagnoseerstellung. Auch formell ist Lerchl die Kompetenz zur psychiatrisierenden Ferndiagnose abzusprechen.

Lerchls Methode ist als krass unwissenschaftlich abzulehnen. Lerchls stützte seine Diagnose weder auf eine medizinische, noch auf eine psychiatrische, noch auf eine neurologische Untersuchung ab; es gab nicht einmal Ansätze zu einer Untersuchung. Eine Ferndiagnose ohne Untersuchung und auch ohne Rückfragen ist unseriös. Worauf beruhte denn Lerchls Diagnose? Er hat bloss Dogmen von Bioelectromagnetics, Vorurteile und Fricks falsch verstandene Abbildung (auf die im nächsten Beitrag eingegangen wird) auf den Forenteilnehmer ES angewandt. Das genügt keinesfalls für eine gültige medizinische Diagnose.

Besitzt Lerchl aber vielleicht Teilkompetenzen, die ihn dennoch für die psychiatrische oder neurologische Ferndiagnose am Forenteilnehmer ES qualifizieren?
  • Kompetenz als Biologe: Sollte Lerchl selbst daran glauben, aus der Prüfung eines einzigen Elements (Hormondrüse) eines komplexen Systems (Melatoninsystem) auf die EMF-Unempfindlichkeit des ganzen Systems schliessen zu können, dann wäre ihm die biologische Kompetenz komplett abzusprechen.
  • Kompetenz als Neurologe: Lerchl übernimmt Fricks Fehldeutung des Blutflusses in bestimmten Hirnregionen völlig unkritisch, und zeigt so seine fehlende Kompetenz in Neurologie.
  • Kompetenz als Verhaltenswissenschaftler: Lerchl ist Spezialist für das Verhalten von Primaten, wobei hier eher an die anderen Primaten als an uns Menschen zu denken ist. Selbst wenn Frick für „elektrosensible“ Menschen wie den Forumsteilnehmer ES kognitive Verhaltenstherapie empfiehlt, wäre der Verhaltenskundler und Zoologe Lerchl auch nicht als Therapeut von „elektrosensiblen“ Menschen geeignet.
  • Kompetenz als Bioelectromagnetics Wissenschaftler: Für die Frage nach der Kompetenz für die Erstellung von Ferndiagnosen ist diese Kompetenz zur indirekt massgebend. An der Fähigkeit Lerchls, zu beurteilen, ob physikalisch bedingte Einflüsse von EMF auf Gesundheit und Befinden des Menschen nicht möglich seien, zweifeln wir. Seltsam wirkt jedenfalls, dass er die Art der Befeldung (Mobiltelefon oder Basisstation) nicht offen legte, und dass er die falsche und nicht nur das Publikum wie Kritiker und Medienschaffende, sondern auch Wissenschaftlerkollegen in die Irre führende falsche Angabe zur Befeldung im EMF-Portal bisher nicht berichtigen liess. *)
  • Kompetenz als Amtsinhaber Bereichsleitung NIS der SSK: Diese ist hier nicht relevant, da er die Psychiatrisierung ausdrücklich unabhängig von dieser Funktion verrichtet hat.
  • Moralische Kompetenz: Lerchl ist in der Sache nicht neutraler Wissenschaftler, sondern gegen „elektrosensible“ Personen voreingenommen. Menschen, die es wagen, öffentlich von EMF-Einflüssen auf ihren Organismus zu berichten, sind ihm lästig, weil ihre Existenz gegen das Dogma verstösst, EMF seien nicht in der Lage, biologische Effekte zu bewirken, und insbesondere könnten sie nicht Gesundheit und Befinden beeinträchtigen.
Lerchl erweist sich hier als eines von sehr zahlreichen Beispielen für alle Fachfremden, die sich im Bereich der medizinischen Fragestellung, ob EMF die menschliche Gesundheit gefährden, tummeln bzw. dilettieren, und sich sogar an Einzelpersonen heranmachen.

Erst in einem späteren Beitrag werden wir uns mit der Frage befassen, ob Lerchls Diagnose richtig oder falsch war.


______________________________

*) Lerchl unterstützte wiederholt die Ansicht, dass insbesondere Basisstationen aufgrund der schwachen beim Menschen ankommenden Strahlung keine biologischen Wirkungen haben könnten. Die Benutzer des EMF-Portals können die deutsche Version von Lerchls Studie nur so verstehen, dass auch die stärker strahlenden Mobiltelefone keine Effekte haben können, während er in der englischen Version, die weder jedermann zugänglich ist, noch von Laien – zu denen auch alle Politiker gehören – gelesen wird, unaufdringlich und unauffällig eine erhöhte Gefährdung kleiner Kinder durch Mobiltelefone erwähnt. Als Folge werden nun nicht etwa kleine Kinder mit und ohne Kinderphon untersucht, sondern junge Ratten mit und ohne Bestrahlung, und zwar durch Lerchl selbst, der damit für seine Privatuni wieder einmal circa ½ Mio. Euro Umsatz generiert.

Wuff

5. Was sagt Fricks Abbildung aus?

Beitrag von Wuff » 25. Juli 2010 15:45

5. Was sagt Fricks Abbildung aus?

Mit funktionaler Magnetresonanz-Bildgebung fMRI ( http://de.wikipedia.org/wiki/Funktionel ... omographie ) können Veränderungen des Sauerstoffgehaltes im Blutfluss des Gehirns auf wenige Millimeter genau lokalisiert werden. In Fricks Abbildungen, welche Lerchl dem Forenteilnehmer ES vorgehalten hat, zeigen bunte Farben an, in welcher Hirnregion von „elektrosensiblen“ Probanden sich der Sauerstoffgehalt verändert hat, bzw. welche Hirnregion aktiv war. Oft wird der Fehler gemacht, die durch die Magnetresonanz-Technik gegebenen Einschränkungen der Methode nicht zu berücksichtigen, und in der Folge viel zu viel in die bunten Bilder hinein zu interpretieren. Das tat auch Frick, und Lerchl sass ihm auf. Beide hätten vor ihren Aussagen den am Anfang dieses Absatzes verlinkten Wikipedia-Artikel lesen sollen, dann hätten die beiden auch das Nachfolgende erkannt, und sich nicht in peinlicher Weise der Voodoo-Wissenschaft bezichtigen lassen müssen ( viewtopic.php?p=46592#46592 und von dort weiterführende Links):
  • Da die Aufnahme eines fMRI einige Zeit dauert, ist die zeitliche Abfolge von Hirnaktivitäten nur ungenau erfassbar, denn die Verarbeitung von Reizen durch Nervenzellen erfolgt hingegen blitzschnell.
  • Da fMRI nicht nur Aktivitäten anzeigt, die bereits stattgefunden haben, sondern auch Vorbereitungen des Organismus durch verstärkten Blutfluss auf bloss möglichen baldigen Sauerstoffbedarf, ist oft unklar, ob in Hirnregionen mit verändertem Blutfluss überhaupt eine Aktivität stattgefunden hat, oder ob dort nur eine solche zu erwarten war.
  • Da die zeitliche Reihenfolge nicht genau bestimmt werden kann, können auch keine seriösen Aussagen zu Ursache-Wirkungs-Ketten bzw. zur Kausalität getroffen werden.
  • Da die Auflösung von fMRI im Verhältnis zur Anzahl der von einer Änderung der Durchblutung betroffenen Nervenzellen extrem grob ist, sind nicht nur die Angaben zum Zeitraum von kognitiven Vorgängen extrem ungenau, sondern auch die Angaben zum Ort der Vorgänge.
  • fMRI zeigt nur Änderungen der Sauerstoffversorgung von Nervenzellen einer ganzen Hirnregion und nicht Vorgänge in den Nervenzellen selbst. Da überdies die Verschaltungen im Hirn extrem zahlreich und komplex sind, und da die Ortsangaben zur Hirnaktivität nur ungenau sind, ist es unmöglich, aus dem fMRI Aussagen zu konkreten Vorgängen im Zentralen Nervensystem ZNS zu treffen.
  • Psychische Vorgänge wie Fricks Spekulation zur „Phobie“ und Lerchls Spekulation zum “Einreden eines Zusammenhangs“ sind zu komplex, als dass sie mit fMRI auch nur annähernd bestimmt werden könnten.
Fricks Studie krankt an dubioser Selektion und Abgrenzung der „elektrosensiblen“ Probandengruppe, welche wiederum auf dubioser Spekulation zur Nichtexistenz von „Elektrosensibilität“ beruht:
  • Aus den Angaben zur Rekrutierung und aus den Fragebogen ist zu schliessen, dass Frick mindestens etliche echte „Elektrosensible“ für sein Experiment erreichte, eventuell sogar ausschliesslich solche.

    ( Zur Rekrutierung der Probanden ist auch http://www.mobilfunkkritiker-regensburg ... i%20MZ.pdf interessant, wo Frick, der in Wirklichkeit von Anbeginn seiner Studie davon ausging, dass es ausschliessliche eingebildete „Elektrosensiblen“ und keine echten gebe, und der auszog, genau dieses zu beweisen, in dieser Hinsict hemmungslos lügt.)
  • Frick behauptet, dass sämtliche seiner „elektrosensiblen“ Probanden lediglich vermeintlich auf EMF reagieren würden.
  • Frick stützt sich für diese Behauptung nicht auf eigene Untersuchungen, sondern explizit auf Repacholis WHO-Factsheet 296. Der ICNIRP-Gründungspräsident, der für die heute gültigen Grenzwerte verantwortlich ist, und dem es seltsamerweise gelang, von der WHO für die weltweite Koordination der wissenschaftlichen Prüfung derselben beauftragt zu werden, stützt seine Behauptung im Factsheet auf Dutzende von durch ihn selbst veranlasste Mikrowellen-Wahrnehmungs experimente, die ausnahmslos mit Prüfungsstress für die „elektrosensiblen“ Probanden „kontaminiert“ waren, Beispiel Kaul siehe viewtopic.php?p=45839#45839 . Fricks Behauptung ist - wie das Factsheet 296 - zwar weit verbreitet, entbehrt aber – wie dieses - dennoch faktischer Grundlagen.
Frick hat seine Probanden überhaupt nicht befeldet, und so scheint die Dosimetrie auf den ersten Anblick irrelevant. Frick hat aber den Probanden eine ganz bestimmte EMF-Immission angekündigt, nämlich ein Mobiltelefon mit einer dafür charakteristischen ziemlich kräftigen, mit 217 Hz gepulsten Strahlung einer Trägerfrequenz im Gigahertzbereich. DECT Basisstationen senden mit 100 Hz getaktet bei 2 GHz.
  • Fricks Plan war von Beginn, die Probanden mit einer Mobiltelefonattrappe nur zum Schein zu befelden, um die Reaktion auf eine vermeintliche Mobiltelefonimmission zu beobachten. Als Frick die Probanden selektierte, spielte es seltsamerweise überhaupt keine Rolle, ob die Probanden ihre Symptome – evtl. nur neben anderem - überhaupt auf Mobiltelefone zurückführten. Einschlusskriterium für die Teilnahme am fMRI Experiment war gemäss S. 23 von http://www.emf-forschungsprogramm.de/fo ... 015_AB.pdf : „Die Beschwerden sollten auf spezifische Emittenten von EMF (Fernsehturm, Mobilfunksendemast, Elektrogeräte im Haushalt oder Ähnliches) zurückgeführt werden.“ Mobiltelefone hat Frick überhaupt nicht erwähnt!
  • Sämtliche Studien, mit denen überhaupt danach gefragt wurde, haben ergeben, dass sehr viele „Elektrosensible“ ihre Symptome auf ganz andere Immissionsquellen als auf Mobiltelefone zurückführen, z.B. auf Fluoreszenzbeleuchtung, Computer etc.
  • Die Immissionsquellen, welche die Probanden jeweils für „schuld“ an ihren Symptomen hielten, hat Frick auch nicht nachträglich ausgewertet. Der Grund dafür ist wohl Borniertheit oder die Beschränktheit dogmentreuen Denkens, das sich bei Frick so auswirkte, dass er den Gedanken überhaupt nicht zuliess, die „Elektrosensiblen“ könnten tatsächlich „elektrosensibel“ sein.
  • Nachträglich wurde aber erfasst, dass 64 % der „elektrosensiblen“ Probanden Mobiltelefon nutzen (S. S. 46). Wurde im Experiment zwischen diesen und den Nichtnutzern unterschieden? Wurden Unterschiede festgestellt? Auch dieses wurde wohl aus Borniertheit unterlassen, weil nach dem Factsheet 296 EMF überhaupt keine Effekte bewirken sollen.
Wäre Frick nicht davon ausgegangen, alle „elektrosensiblen“ Probanden seien nur vermeintlich „elektrosensibel“, sondern einige seien beispielsweise vermutlich oder möglicherweise „elektrosensibel“, dann hätte er auch folgendes experimentell prüfen können:
  • Frick hätte auch fMRI Abbildungen erstellen können nach Ankündigungen, die für beide Probandengruppen von Bedeutung sein können, z. B. ein starker elektrischer Schlag werde erfolgen, und zu solchen, die für niemand etwas bedeuten, z. B. eine Glühbirne werde aufleuchten. Er hätte dann die Ergebnisse bei beiden Gruppen mit dem Ergebnis zur Ankündigung des Mobiltelefons vergleichen können. Es hätte sich dann wohl gezeigt, dass es entscheidend ist, dass die Ankündigung überhaupt eine wichtige Bedeutung hat, unabhängig vom Mobilfunk.
  • Frick hätte den Mitgliedern der Kontrollgruppe aufgrund vorheriger Befragung bestimmte Dinge ankündigen können, z. B. bei Allergikern ein Allergen, um dann analog zum Versuch mit den „Elektrosensiblen“ nur ein Nocebo zu präsentieren. Es hätte sich wohl gezeigt, dass auch die echten Allergiker auf das Nocebo reagieren, und dass eine analoge Konditionierung wie bei „Elektrosensiblen“ erfolgen kann.
Wenn wir nun gesehen haben, inwiefern Frick - und in seinem Schlepptau Lerchl - Falsches in das fMRI hinein interpretiert haben, müssen wir doch noch umgekehrt fragen, was denn Fricks Abbildung mit einiger Gewissheit überhaupt aussagt.
  • Fricks fMRI Abbildungen zeigen, dass jeweils an derselben Stelle im Hirn eines von ihm nicht genannten Anteils der „elektrosensiblen“ Probanden Blutsauerstoff bereitgestellt oder verbraucht wurde – welche der beiden Möglichkeiten zutrifft, lässt sich nicht aus der Abbildung erkennen. Ein ebenfalls ungenannter Teil dieser Probandengruppe mag dabei überhaupt nicht reagiert haben, oder anders als der für die Abbildung ausgewertete Durchschnitt.
  • Fricks fMRI Abbildungen zeigen an, dass beim erwähnten Anteil der „elektrosensiblen“ Probanden eine Ankündigung eine Erwartung bewirkt hatte, während dieselbe Ankündigung bei der Kontrollgruppe keine Erwartung auslöste. Die Reaktion erfolgte an Stellen im Hirn, die normalerweise bei antizipatorischen (Erwartungs-) Prozessen aktiviert werden. Aus der Reaktion kann einzig geschlossen werden, dass das angekündigte Ereignis für den erwähnten Anteil der „elektrosensiblen“ Probanden von signifikant grösserer Bedeutung war als für die Kontrollgruppe. Alles, was über diesen Schluss hinausgeht, ist bedingt durch die Einschränkungen von fMRI Auswertungen reine Spekulation.

Fricks Interpretationen der fMRI-Ergebnisse gehorchen bloss einer Scheinlogik. Der Treiber für diese Scheinlogik ist der Wunsch, die eigenen Vorurteile als Fakten hinzustellen.
  • Frick schliesst im aus seiner eigenen Interpretation zu seinem fMRI-Experiment, seine „elektrosensiblen“ Probanden seien lediglich vermeintlich „elektrosensibel“. Dieser Schluss ist ein Zirkelschluss, weil er bereits vor dem Experiment geglaubt hat, alle „Elektrosensiblen“ seien lediglich vermeintlich „elektrosensibel“, was auch nach dem Zirkelschluss nur eine unbewiesene Behauptung war und bleibt. Frick hat es unterlassen, seine Anfangsbehauptung durch entsprechende Untersuchung der „elektrosensiblen“ Probanden auf Zutreffen zu überprüfen, er hat sie nicht einmal auf Plausibilität geprüft.
  • Frick spekuliert über eine EMF-Phobie, weil fMRI Abbildungen von Patienten mit Tierphobien bei Vorzeigen des phobisch gefürchteten Gegenstands Aktivierungen in der gleichen Region wie bei den „elektrosensiblen“ Probanden zeigen. Frick empfiehlt folgerichtig kognitive Verhaltenstherapie als Therapie für „Elektrosensibilität“, weil kognitive Verhaltenstherapie Phobien heilen kann. Kognitive Verhaltenstherapie ist nicht nur eine wirksame psychiatrische Massnahme, sondern sie verbessert darüber hinaus in jedem Fall wie eine Wellnessmassnahme das Befinden. Dieser dieser Therapievorschlag bewirkt in jedem Fall sogar messbare Verbesserung des Befindens, was z.B. Röösli, der wie ein Wanderprediger kognitive Verhaltenstherapie für EMF-Geschädigte empfiehlt, um sie von ihrem angeblichen Irrglauben von den EMF-Wirkungen abzubringen, wiederum zu fehlgeleiteten Zirkelschlüssen betreffend der angeblich rein psychischen Ursachen der Symptome der EMF-Geschädigten verleitete.

Es gibt eine alternative, einleuchtende Erklärung dafür, dass die „elektrosensiblen“ Probanden allein auf die Ankündigung eines Mobiltelefongesprächs eine Reaktion zeigten, die sich durch fMRI grafisch auswerten liess.
  • Frick liess nach der Ankündigung, ein Mobiltelefon werde eingeschaltet, die Probanden überhaupt nicht bestrahlen.
  • Die abgebildete Reaktion der Blutzirkulation im Hirn kann als Hinweis oder Beweis für eine vorherige Konditionierung der „elektrosensiblen“ Probanden auf EMF Immissionen genommen werden. Aus der Abbildung kann aber bestenfalls die Tatsache einer Konditionierung abgeleitet werden, nicht aber ihr Grund. Die Abbildung lässt die Ursache der Konditionierung offen, die bei der Ankündigung eines Mobiltelefongesprächs wirksam wurde, nämich ob die Konditionierung durch
    • Meldungen in Massenmedien (Rubin),
    • durch individuelle persönliche Einflüsterung (Lerchl?),
    • durch echte Erlebnisse bzw. körperliche Reaktionen bei EMF-Exposition,
    • eine Reihe nervtötender Mobiltefongespräche
    • oder durch eine erworbene Phobie
    erfolgte.

    Interessanterweise wird in der Liste der Phobien ( http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Phobien ) eine Elektrophobie (auf elektrischen Strom - nicht auf EMF) und eine Telefonphobie (auf Telefongespräche - nicht auf Telefonapparate[/b], also auch völlig unabhängig von der Funkstrahlung!) aufgeführt, aber dort werden aber weder Funk-, Strahlen-, Wellen-, EMF-, Sender-, Masten-Phobie aufgeführt. Fricks Phobievermutung ist somit nicht klinisch abgestützt, sondern seine freie Spekulation. Auf die Telefonphobie bin ich übrigens soeben erst gestossen. Sie ist die perfekte Erklärung des Ergebnisses von Rubins Experiment, siehe viewtopic.php?p=46473#46473 , letzter Absatz des dritten Einzugs.
  • Ein Teil von Fricks „elektrosensiblen“ Probanden hat auf die Ankündigung von Mobiltelefonstrahlung möglicherweise so reagiert, wie sie bei ganz anderer echtr Bestrahlung zu reagieren pflegen, z.B. durch Energiesparlampen, Computer etc. Es hat sich hier tatsächlich um einen Fall von „Einreden“ von EMF-Wirkungen gehandelt: Nicht Massenmedien haben den Probanden etwas eingeredet, sondern Frick selbst hat ihnen suggeriert oder eingeredet, dass im Experiment eine Strahlung komme, die bei allen „Elektrosensiblen“ wirken müsse, auch bei solchen, die sonst beispielsweise nur auf extrem niederfrequente Felder (ELF) reagieren. Das angekündigte Mobiltelefon wurde für die „elektrosensiblen" Probanden, und nur für diese, nicht aber für die Kontrollgruppe, mit einer Bedeutung aufgeladen, welche wohl auch ELF-empfindliche Personen reagieren liess. Auch wenn sich Frick dieses Effekts, der ein Artefakt ( http://de.wikipedia.org/wiki/Artefakt_% ... rschung%29 ) ist, nicht gewahr wurde, würde ich den Effekt „Frick-Artefakt“ nennen, denn es war sein Versuchsdesign, das ihn verursacht hat.
  • Da Frick aus der erwähnten Borniertheit heraus keinen Abgleich zwischen Angaben der „elektrosensiblen“ Probanden zur wichtigsten Immissionsquelle, die sie mit Symptomen verbinden, machte, und wohl auch noch nicht einmal im Traum daran dachte, Immissionen von beispielsweise Computern oder Energiesparlampen anzukündigen, wissen wir über diesen Effekt nichts.
  • Wegen derselben Borniertheit wissen wir auch nichts über möglicherweise unterschiedliche Reaktionen bei echten „elektrosensiblen“ Probanden und bei „unechten“. Keiner weiss das, weil kein Versuch zur Unterscheidung unternommen wurde. Stattdessen gibt es nur ein Probandenaggregat mit einer unbekannten Verteilung zwischen „unechten“ und „echten“ „Elektrosensiblen.
  • Was sagt nun das Ergebnis der Kontrollgruppe aus? Für diese war erstens das Thema EMF und Gesundheit völlig unbedeutend, und zweitens hatten sie noch keine Erfahrungen mit dem Auftreten von Symptomen bei Anwesenheit von EMF. Anders als die „Elektrosensiblen“ hatten sie keinen Anlass für eine Konditionierung durch EMF. Dass die Kontrollgruppe nicht in gleicher Weise reagiert hat, sagt uns, dass sie EMF keine Bedeutung beimisst. Welch ein Riesenaufwand für eine banale Erkenntnis!


Uff. Der nächste Beitrag „6. Ist Fricks Abbildung für eine medizinische Diagnose geeignet?“ wird weniger lang als dieser.

charles
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Beitrag von charles » 25. Juli 2010 20:30

Wegen das Posting von Wuff (Frick) möchte ich noch folgendes aufmerken.

Wie ich publiziert habe in *het bitje* September 2009 konnte ich feststellen, das Probanden, wenn sie ausgesetzt wurden an eine Elektrosmog Quelle, sie hohe Pegel zeigten in eine Spektrumanalyse an ihr Körper gemessen.

Sobald aber die Exposition beseitigt war, waren die hohe Pegel auch sofort verschwunden.

Aber die körperliche Reaktionen kamen erst später !!
Als die Exposition gar nicht mehr da war.

Wir denken dass die Elektrosmog Informationen zwischenzeitlich in die Bauchregion gelagert werden zur weitere Verarbeitung, und von dort aus die betreffende Nervenzellen informiert werden.

Die Verbesserung des Immunsystems fängt auch in die Bauchregion an.

Ich bin noch immer erstaunt zu erfahren, das bei Personen, wo das Immunsystem verbessert ist, und sie nicht mehr empfindlich sind für hohe Elektrosmog Belastungen (wie Sendemasten, DECT Telefone, usw.), aber trotzdem noch auf ganz winzige, fast nicht mehr messbare andere Elektrosmog Quellen (VLF) reagieren können.

Wuff

Momentaufnahme

Beitrag von Wuff » 26. Juli 2010 13:20

Momentaufnahme

Zur Zeit (Montag 26.7.2010 13:18) kann der Beitrag von Lerchl mit seiner Psychiatrisierung am Forenteilnehmer ES nicht abgerufen werden. D

Der Beitrag scheint aus dem REFLEX-Strang des izg(?)mf Forums entfernt worden zu sein. Der Link http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=34581 zur Primärquelle (Spatenpaulis Lieblingswort) ist tot gemacht worden.

Sobald ich den Teilstrang möglicherweise (wieder) finde, oder sobald hier jemand auf einen mögliche neuen Link aufmerksam macht, werde ich den Zugang zur Primärquelle, die sich in Spatenpaulis eigenem Forum befand, mitteilen.

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