Psychiatrisierung der "Elektrosensiblen"

Ditche
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Re: Warum gab Lerchl keine gültigen Antworten (4)

Beitrag von Ditche » 15. Januar 2010 23:35

Wuff hat geschrieben:Warum gab Lerchl keine gültigen Antworten zur Melatoninhypothese? (4)

Der SAR-Wert als thermischer Durchschnittswert ist nur für thermische Wirkungen aus Temperaturerhöhung durch Mikrowellenstrahlung eine brauchbare Schätzmethode. Für athermische Feldwirkungen (von GSM und insbesondere DECT) ist die Verwendung von SAR ein Instrument zur Konsumententäuschung, denn die Kräfte eines Feldes, die auf die Elemente menschlicher Zellen einwirken, werden durch die Feldstärke und zwar nur während der Pulse, ausgedrückt und gemessen. Die Pulse weichen bei Mobiltelefonen um mindestens den Faktor 5 (Crest-Faktor) von der durchschnittlichen Strahlungsintensität ab: Während der Sendepausen, die bei Mobiltelefonen mindestens 7/8 der Zeit und bei DECT-Basen 99/100 der Zeit dauern, wirkt keinerlei Strahlung auf den Organismus ein. Die von Lerchl angewandte kontinuierliche Strahlung war definitionsgemäss völlig flach (Crest-Faktor 1), und die von Lerchl verwendete Basisstationssimulation war im Effekt nahezu flach, also mit Crest-Faktor von circa 1,2.

In Wirklichkeit bewirkt ein Mobiltelefon bei gleichem SAR-Wert, wie er von Lerchl in seinem Experiment verwendet wurde, mindestens fünf Mal stärkere Kräfte auf den menschlichen Kopf ein (Crest-Faktor 5). Eine derart grosse Abweichung der experimentellen Feldstärke von der realen Feldstärke erscheint uns krass unseriös.
Wie jetzt, verstehe ich das richtig, um eine korekte "Handybefeldung" zu simulieren hätte die verwendete Feldstärke (V/m) ca. 5 mal so hoch sein müßen damit der gleiche SAR-Wert "ensteht" wie ihn Lerchl in seinem Experiment verwendet hat? Nee ne...

BLUE SKY
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Methodik der Kritik

Beitrag von BLUE SKY » 16. Januar 2010 13:04

Wuff hat geschrieben:Warum gab Lerchl keine gültigen Antworten zur Melatoninhypothese? (2)

Aus dem letzten Beitrag bleibt die Frage offen, ob im im Zusammenhang mit der Melatoninhypothese ernsthaft experimentiert wurde.

Das typische naturwissenschaftliche Experiment bildet einen Prozess in einem relevanten Ausschnitt aus der Wirklichkeit nach. Die Bestimmung dessen, was ein relevanter Ausschnitt aus der Wirklichkeit sei, bzw. die Systemabgrenzung des Versuchsgegenstands wird in der Regel vertrauensvoll dem Ermessen des Versuchsleiters überlassen. Der Ermessensspielraum kann missbraucht werden. In Anlehnung an Murphy („Was schiefgehen kann, wird auf Dauer schief gehen“) kann gesagt werden: Was missbraucht werden kann, wird auf Dauer missbraucht.

Lerchl hat die Grenzen in seinem Experiment zwei Mal zweifelhaft gezogen, nämlich in Bezug auf die Abgrenzung des Systems der „retinal-hypothalamic-pineal axis“ (Achse Netzhaut-Hypothalamus-Zirbeldrüse), und in Bezug auf die athermischen EMF.

Die für die Melatoninproduktion zuständige Achse hat er auf das letzte Element gekappt, er hat nämlich nur die Hormondrüse selbst, welche die Rezeptoren für Noradrenalin enthält, den EMF ausgesetzt. Die gesamte Steuerung der Melatoninproduktion (und die Produktion der Vorläuferstoffe) hat er ohne Begründung gekappt. Nur das unmittelbare Andocken von Noradrenalin an die Pinealozytenmembran wurde simuliert, alles was vorgelagert erfolgt, wurde gekappt. Auf diese Weise wurde ein positives Ergebnis, nämlich eine Bestätigung der Melatoninhypothese, so gut wie verunmöglicht, und die „Widerlegung“ der Melatoninhypothese wurde dadurch sozusagen zwingend. - Das Experiment war nicht ergebnisoffen angelegt.

Die Melatoninhypothese konnte nicht bestätigt werden“, weil nicht ernsthaft versucht wurde, sie zu betätigen. Wer sein Experiment so entwirft, der braucht keine Daten zu fälschen um zum gewünschten Ergebnis zu kommen, im Design liegt die Täuschungshandlung.

Die fehlende Ernsthaftigkeit des Versuchs liegt darin, dass ein viel zu kleiner Ausschnitt aus der Realität abgebildet wurde, das verwendete einzige Element liegt zudem in der Realität gut abgeschirmt in der Mitte des menschlichen Kopfes. Dieser Abgrenzung liegt ein weltfremdes Modell zu Grunde; nach welchem Lerchl (Eigenzitat) „nur die in der Praxis irrelevante Annahme und von keinem anderen Forscher ernsthaft erwogene Theorie geprüft hat, dass EMF ausschliesslich auf das Pinealorgan einwirken würden, und nicht etwa in den Prozess der Steuerung der Melatoninsynthese eingreifen könnten.“

Es ist nicht bekannt, dass irgendein anderer als Lerchl ernsthaft sinngemäss behauptet hat, die der Melatoninhypothese zu Grunde liegenden Prozesse würden ausschliesslich im Pinealorgan stattfinden, - Lerchl ist hier sehr originell, aber nicht im gleichen Ausmass seriös.

Lerchl hat im Gegensatz zur unzulässig eingeschränkten Systemabgrenzung das Spektrum der Intensität der angewendeten EMF ausgeweitet in einen Bereich, der für die Fragestellung irrelevant ist: Er verwendet auch EMF in einer über den Grenzwerten liegenden Intensität, welche thermische Effekte verursachen. Unter der Melatoninhypothese werden jedoch nur athermische Effekte schwacher Felder vermutet. Das Ergebnis war auch hier vorhersehbar und zwingend, nämlich die von niemand in Zweifel gezogene Existenz von thermischen Effekten wurde bestätigt. Beim SAR-Wert von 2,7 W/kg gab es eine Erwärmung der isolierten Pinealorgane um 1,2°, welche die Melatoninproduktion voraussehbar beeinflusste.

Lerchl hat die Bandbreite der Einflussgrösse, die Intensität der EMF, gleichsam zur Kompensation der Einschränkung des Systemumfangs, ausgeweitet auf SAR-Werte, die für die Melatoninhypothese irrelevant sind.

Mit dieser Ausweitung, zusammen mit der sehr aufwändigen Versuchsanordnung lenkte Lerchl erfolgreich davon ab, dass er das System der „retinal-hypothalamic-pineal axis“ unzulässig gekappt hat. Taschenspieler pflegen auch mit umständlichem Brimborium vom Trick bzw. von der Manipulation abzulenken.

In diesem Umfeld verwundert uns auch nicht mehr, dass die Charakteristik der Einflussgrösse nur in Bezug auf die Frequenz von 1'900 MHz deklariert wurde, die Art der Pulsung aber in keiner Weise nicht offen gelegt wurde, und die Intensität der Felder mit einem dubiosen Mass, zu dem es nicht einmal Messinstrumente gibt, nämlich mit dem SAR-Wert, geschätzt wurde.

@wuff

Sie analysieren wissenschaftsmethodisch gerechtfertigt das Studiendesign; allerdings bewerten Sie die Relevanz des Studiendesigns mit Blick auf die Schlussfolgerungen und kommen aus dieser Perspektive zu Tatbestandsverdächtigungen der Irreführung im Design.

Bewertet man die Relevanz der Schlussfolgerungen mit Blick auf das Studiendesign, kommt man zur klassischen wissenschaftlichen Fundierung der Widerlegung der Schlussfolgerungen, was hier schon genügen kann.
Das Leben ist schön.

Wuff

Wahrnehmung oder Störung?

Beitrag von Wuff » 16. Januar 2010 14:05

Ditche hat geschrieben:
Wuff hat geschrieben:
Eva Weber hat geschrieben:An Wuff betr. Melatonin-Studie Prof. Lerchl (SSK) für das Deutsche Mobilfunk-Forschungsprogramm
[...]
Wo die Stelle ist (oder wo die Stellen sind), an welchen EMF auf den Menschen am Beginn einer Signalkette einwirken, welche letztlich Ich weiss auch nicht, ob ein derartiger Vorgang als „Wahrnehmung“ oder als Störung bezeichnet werden sollte.
Hallo wuff,

ist doch viel einfacher als Sie hier schreiben. Aus meiner Sicht heißt der Satz richtig: Ein derartiger Vorgang ist ein Wahrnehmen einer Störung...

Viel mir spontan ein als ich Ihren Satz laß...
Das Wort "Wahrnehmung" ist nicht scharf definiert. Wikipedia widmet ihm gleich mehrere Seiten, http://de.wikipedia.org/wiki/Wahrnehmung .

Also sollte man zu "wahrnehmen" stets klar machen, in welchem Sinne man es jeweils meint, sofern dieses nicht ganz klar aus dem Zusammenhang hervorgeht. Die Unschärfe des Wortes wird von den Leugnern der "Elektrosensibilität" systematisch zur Leugnung missbraucht. Obwohl ich das damals, als ich vom izgmf-Forum noch nicht ausgeschlossen war, dort ausführlich dargelegt habe, und fasse ich hier nochmals kurz zusammen, wie gefährlich und verhängnisvoll der der unvorsichtige Umgang mit dem Wort "wahrnehmen" für die Betroffenen sein kann.

Der Mitgründer der ICNIRP und in die WHO Abgesandte der ICNIRP, Repacholi, hat als WHO-EMF-Forschungskoordinator definiert, dass die "Elektrosensiblen" EMF wahrnehmen können müssten, ansonsten sie keine echten "Elektrosensiblen" sind. Als in die WHO eingeschleuster Forschungskoordinator hat er Dutzende von EMF-Wahrnehmungsstudien veranlasst, obschon - oder weil! -er wusste, dass es kein Wahrnehmungsorgan für EMF gibt. Er hat es ausgenützt, dass die Betroffenen die Feststellung ihrer Symptome umgangssprachlich als "wahrnehmen" bezeichnen. Die von ihm als EMF-Forschungskoordinator dere WHO veranlassten EMF-Wahrnehmungs-Experimente waren ausnahmslos so gestaltet, dass die "elektrosensiblen" Probanden beim Experiment gestresst wurden, dass die Ergebnisse der Experimente gegen eine Wahrnehmungsfähigkeit der "Elektrosensiblen" für EMF sprachen.

Die Folgerung der "Forscher" war, dass "Elektrosensibilität" nicht existiere, weil die "Elektrosensiblen" bei den von Repacholi veranlassten, durch die Versuchsleiter manipulierten Mikrowellen-Wahrnehmungstests "versagten".

Die sprachliche Ungenauigkeit der "Elektrosensiblen", welche die Feststellung Ihrer Symptome bei EMF-Exposition vereinfachend und zeitsparend als "Wahrnehmung" bezeichneten, statt die Symptome zu beschreiben, wurde ausgenützt, um einen Zusammenhang zwischen den EMF und den Symptomen zu bestreiten.

Wuff

Re: Warum gab Lerchl keine gültigen Antworten (4)

Beitrag von Wuff » 16. Januar 2010 16:05

Ditche hat geschrieben:
Wuff hat geschrieben:Warum gab Lerchl keine gültigen Antworten zur Melatoninhypothese? (4)

Der SAR-Wert als thermischer Durchschnittswert ist nur für thermische Wirkungen aus Temperaturerhöhung durch Mikrowellenstrahlung eine brauchbare Schätzmethode. Für athermische Feldwirkungen (von GSM und insbesondere DECT) ist die Verwendung von SAR ein Instrument zur Konsumententäuschung, denn die Kräfte eines Feldes, die auf die Elemente menschlicher Zellen einwirken, werden durch die Feldstärke und zwar nur während der Pulse, ausgedrückt und gemessen. Die Pulse weichen bei Mobiltelefonen um mindestens den Faktor 5 (Crest-Faktor) von der durchschnittlichen Strahlungsintensität ab: Während der Sendepausen, die bei Mobiltelefonen mindestens 7/8 der Zeit und bei DECT-Basen 99/100 der Zeit dauern, wirkt keinerlei Strahlung auf den Organismus ein. Die von Lerchl angewandte kontinuierliche Strahlung war definitionsgemäss völlig flach (Crest-Faktor 1), und die von Lerchl verwendete Basisstationssimulation war im Effekt nahezu flach, also mit Crest-Faktor von circa 1,2.

In Wirklichkeit bewirkt ein Mobiltelefon bei gleichem SAR-Wert, wie er von Lerchl in seinem Experiment verwendet wurde, mindestens fünf Mal stärkere Kräfte auf den menschlichen Kopf ein (Crest-Faktor 5). Eine derart grosse Abweichung der experimentellen Feldstärke von der realen Feldstärke erscheint uns krass unseriös.
Wie jetzt, verstehe ich das richtig, um eine korekte "Handybefeldung" zu simulieren hätte die verwendete Feldstärke (V/m) ca. 5 mal so hoch sein müßen damit der gleiche SAR-Wert "ensteht" wie ihn Lerchl in seinem Experiment verwendet hat? Nee ne...
Lerchl hat erstens mit kontinuierlicher Strahlung befeldet. Er hat die vier abgestuften Bestrahlungsintensitäten mit dem SAR-Wert ausgedrückt, nämlich 0,008 W/kg, 0,08 W/kg, 0,8 W/kg und 2,7 W/Kg. - Der SAR-Wert definitionsgemäss ist eine Durchschnittsgrösse, die über Sendeimpulse und Sendepausen gemittelt wird.

Lerchl hat zweitens gepulste Strahlung mit denselben SAR-Werten verwendet. Die Charakteristik der Pulsung war aber so, dass während 7/8 der Zeit gestrahlt wurde, und nur während 1/8 der Zeit Sendepause war. Eine derartige Konstellation kann bei GSM-Basisstationen theoretisch vorkommen, aber nur unter sehr wenig wahrscheinlichen Annahme, dass alle sieben nutzbaren Slots einer Antenne gleichzeitig und mit gleicher Leistung arbeiten. (Wir vernachlässigen hier, dass zwischen den 8 Slots eines Taktes auch noch sehr kurze Sendepausen sind; ein Takt dauert 1/217 Sekunde = 4,6 Millisekunden, und ist eingeteilt in 8 Slots zu 0,57 Millisekunden Dauer. Der aktive Teil eines Slots dauert etwas weniger als 0,57 Millisekunden, denn zwischen den Slots gibt es noch sehr kurze Pausen und nicht nutzbare Sendezeit.)

Da nur während 1/8 von jeweils acht Slots Sendepause war, war bei gleichem SAR-Wert die maximale Sendeleistung (W) nur geringfügig höher als die durchschnittliche, bzw. nur geringfügig höher als die Sendeleistung bei kontinuierlicher Befeldung. Damit war auch die auf die Zellen einwirkende Feldstärke bei simulierter Basisstationsstrahlung nur geringfügig grösser als bei kontinuierlicher Befeldung.

Lerchl zog aber Folgerungen nicht für Basisstationsstrahlung, sondern für die Strahlung der Mobilteile. Die Mobiltelefone strahlen jedoch anders, nämlich nur während einem von acht Slots. Bei gleichem SAR-Wert wie bei der kontinuierlichen Strahlung ist die auf die Zellen einwirkende Strahlung des Mobiltelefons acht Mal so stark. Wir haben auf einen Crest-Faktor 5 abgerundet, um die erwähnten sehr kurzen Pausen zwischen den Slots zu berücksichtigen, und um in keinem Fall zu übertreiben.

Nun zu Ihrer Anmerkung:

Hätte Lerchl dem kontinuierlichen Feld ein Mobiltelefon und nicht eine (unrealistisch simulierte) Basisstation gegenüber gestellt, dann hätten bei jeweils gleichem SAR-Wert beim Mobiltelefon mindestens fünf Mal stärkere aktive Felder auf die Zellen eingewirkt als bei der kontinuierlich-ununterbrochenen Befeldung, und das Resultat wäre möglicherweise für die gepulste Strahlung ein ganz anderes als für die kontinuierliche gewesen. Da Lerchl das nicht getan hat, wissen wir aber nichts über entsprechende Unterschiede. Schade um die verpasste Gelegenheit, etwas zu lernen bzw. mehr über die Wirkungen der Mobilfunkfelder zu erfahren.

Wuff

Re: Methodik der Kritik

Beitrag von Wuff » 16. Januar 2010 16:13

@wuff

Sie analysieren wissenschaftsmethodisch gerechtfertigt das Studiendesign; allerdings bewerten Sie die Relevanz des Studiendesigns mit Blick auf die Schlussfolgerungen und kommen aus dieser Perspektive zu Tatbestandsverdächtigungen der Irreführung im Design.

Bewertet man die Relevanz der Schlussfolgerungen mit Blick auf das Studiendesign, kommt man zur klassischen wissenschaftlichen Fundierung der Widerlegung der Schlussfolgerungen, was hier schon genügen kann.[/quote]

Sie haben Recht. Der Grund dafür, warum Lerchl ein ungeeignetes Studiendesign gewählt hat, um die Frage(n) zu beantworten, bzw. um die Melatoninhypothese gültig zu widerlegen, ändert nichts an der Tatsache, dass das Studiendesign ungeeignet war.

Wuff

Warum gab Lerchl keine gültigen Antworten? (5)

Beitrag von Wuff » 17. Januar 2010 14:19

Wie steht es bei Nachwuchsnutzern von Mobiltelefonen?

Lerchl hat berichtet, dass sich ein SAR-Wert, der an der Quelle 2 W/kg beträgt, bis zum Pinealorgan im Zentrum des Kopfes von Erwachsenen durch den Schirmungseffekt des Körpergewebes auf circa 0,1 W/kg reduziere, bei kleinen Kinder aber nur auf 0,7 W/kg, also nur auf ein Drittel, bzw. das Pinealorgan des kleinen Kindes wird sieben Mal stärker bestrahlt als das des Erwachsenen.

Das konnte nicht am lebenden Menschen gemessen werden, sondern wurde mit flüssigkeitsgefüllten Phantomen simuliert. Es ist fraglich, ob diese Phantome realistische Abbildungen bzw. Modelle für den Menschen sind, denn ein SAR-Phantom ist genau genommen nur ein mit einer homogenen dielektrischen Wasserlösung gefüllter, in Kopfform abgerundeter Eimer, in welchen Messsonden eingetaucht werden. Es ist also leicht möglich, dass noch ein modellbedingter Schätzfehler dazukommt.

Bei kleinen Kindern bekommt das Zentrum des Hirns , wo das Pinealorgan sitzt, circa sieben Mal mehr wirksame Strahlung ab als bei Erwachsenen. Als die Grenzwerte von der von Repacholi mitgegründeten ICNIRP festgelegt wurden, dachte noch niemand daran, dass einmal massenhaft kleine Kinder mit Mobiltelefonen ausgerüstet werden. Lerchl hat sich anders ausgedrückt, er hat aber immerhin darauf hingewiesen, und nicht nur im englischen Fachartikel, der eigentlich nur durch Fachleute abgerufen werden kann (Jedoch: die kroatische Mobilfunkerseite www.upkh.hr hat eine möglicherweise nicht ganz legale Kopie der durch Peer Review begutachteten englischsprachigen Fassung von Lerchls Studie ins Netz gestellt: www.upkh.hr/doc/Article%20in%20JPR.pdf ), sondern auch in der deutschen Zusammenfassung: „Wichtig ist, dass […] die höchsten SAR-Werte bei kleinen Kindern auftreten. Die Vorsorgepolitik des BfS wird daher durch diese Ergebnisse und die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung unterstützt.“

Welches ist denn die erwähnte Vorsorgepolitik? Von einer wirksamen Vorsorge speziell für kleine Kinder durch das BfS habe ich aber ausser wohlmeinenden, aber schwer auffindbaren Ratschlägen ( http://www.bfs.de/de/elektro/hff/papier ... _kind.html ) nichts gefunden. Weder werden Eltern ernsthaft gewarnt, noch ist der Vertrieb der Mobiltelefone, deren Grenzwerte sich am Kopfvolumen von Erwachsenen orientieren, an kleine Kinder verboten. - Wenn sich einmal Schäden bei Kindern manifestieren, wird man zwar sagen können: „Ich hab’s gesagt“, - das wird dann aber keinem mehr helfen.

Was bedeutet das alles in Bezug auf Lerchls Experiment?
Lerchl hat bei allen von ihm angewandten SAR-Werten (0, 008, 0,08, 0,8 und 2,7 W/kg) die bei echten Mobiltelefonen auf die menschlichen Zellen einwirkenden Kräfte auf einen Fünftel reduziert, indem nicht wie bei echten Mobiltelefonen nur während einem Achtel der Zeit strahlen liess, sondern wie bei einem unrealistisch angenommenen Basisstationsbetrieb während sieben Achteln der Zeit. Mit dieser Methode war die maximale Strahlung nicht wie bei echtem Mobiltelefonbetrieb mindestens fünf Mal stärker als die durchschnittliche, sondern nur circa 1,2 Mal stärker.

Während bei Mobiltelefonen die tatsächlich einwirkende Feldstärke bei Erwachsenen mindestens fünf Mal stärker ist bei der von Lerchl simulierten, auf einen Crest-Faktor von 1,2 geglätteten Strahlung, sind die Verhältnisse bei kleinen Kindern nochmals gänzlich anders.
Die Strahlung von Mobiltelefonen wirkt auf die Pinealorgane von kleinen Kindern, die im Zentrum des Hirns sitzen, sieben Mal stärker ein als bei Erwachsenen. Da heute sehr viele kleine Kinder Mobiltelefone verwenden, müsste das kleine Kind zum Mass für die Grenzwerte genommen werden, und nicht der Erwachsene.

Bei kleinen Kindern wirkt die Strahlung von Mobiltelefonen in Wirklichkeit nicht nur wie bei Erwachsenen mindestens fünf Mal stärker als die von Lerchl im Experiment auf einen Fünftel reduzierte massgebende Feldstärke ein, sondern mindestens 35 Mal stärker als in Lerchls Experiment. Dieser Faktor 35 ergibt sich aus dem Teilfaktoren 5 für den von circa 7 auf circa 1,2 reduzierten Crest-Faktor und aus dem Teilfaktor 7 für die bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen wesentlich geringere Schirmung des Hirnzentrums durch das umliegende Gewebe.

Eva Weber
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Beitrag von Eva Weber » 17. Januar 2010 15:33

Wuff vielen Dank für Ihre ausführlliche Antwort.

Sie macht mich doch etwas nachdenklich!

Vorab, mir ging es weniger darum, dass bei ES Migräne evtl. mit EMF zusammenhängen könnte. Mein Denken war vielmehr, da man nunmehr auf der Netzhaut Zellen gefunden hat, die mit Hilfe eines bestimmten Eiweißes Licht empfinden können und den Impuls weiterleiten und dass dieser neu gefundene Punkt evtl. gegen eine Studie, durchgeführt an einer isolierten Pinealdrüse, angeführt werden könnte.

Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass EMF im Frequenzbereich des Mobilfunks, was für uns unsichtbare Strahlung ist, von diesen Zellen als Licht angesehen werden könnten, im Sinne von hell und dunkel.
(Z.B. diese eigenartigen Augenblitze, ohne ärztl. Befund.)

Signalkette über Netzhaut-Hypothalamus-Zirbeldrüse

Ist es denn bewiesen, dass der Reiz zur Produktion von Melatonin irgendwo zuverlässig entlang dieser Signalkette entsteht, eine Reizwirkung "direkt" an der Pinealdrüse also nicht mehr in Frage kommt, weil diese schon irgendwo vorher stattgefunden hat?

Sollte dies bewiesen sein, so kann man sich über die Melatonin-Studie von Prof. Lerchl nur wundern!

Ich glaube aber, darüber nachzudenken muss ich besser lassen. Fest steht, dass wir lt. Prof. Lerchl in 30/40 Jahren über das "kleine Restrisiko" mehr wissen! http://www.ndr3.de/media/telefon120.html Ich brauche zum Glück nicht mehr so lange warten! Für den Rest meiner Tage bleiben Rettungsdecken und Sonstiges um ein paar Stunden zu schlafen.

Am 11.10.2007 sagte ein bekannter Hochschulprofessor in BR2, dass bis in 10 Jahren Depressionen um 50% zugenommen haben. Dass dies auffallenderweise mit dem rasanten Aufbau von Mobilfunk einhergeht, will niemand bemerken. Fehlender erholsamer Schlaf bzw. Schlaflosigkeit bereiten den Weg zur Depression und anderen Krankheiten.

Ohne jede Vorsicht, ohne jede Rücksicht, so wie es einer Wirtschaftsdiktatur entspricht, wird verdient und ausprobiert. Man muss Erfahrung sammeln, (Frau Prof. Blettner mWn ehem. Strahlenschutzkommission auf evtl. Hirntumorrisiko hin angesprochen: "Abwarten!" Sozusagen Nichtstun.) Lt. Bundesamt für Strahlenschutz fehlt in Bezug auf nicht ionisierende Strahlung, den rasant wachsenden Mobilfunk, in manchen Frequenzbereichen sogar das Basiswissen. Jeder kann selbst beurteilen, wie zuverlässig die Institutionen, die uns vor Strahlung schützen sollen, diese vor den Menschen schützen.

Eva Weber

Wuff

Beitrag von Wuff » 17. Januar 2010 18:23

Eva Weber hat geschrieben:
Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass EMF im Frequenzbereich des Mobilfunks, was für uns unsichtbare Strahlung ist, von diesen Zellen als Licht angesehen werden könnten, im Sinne von hell und dunkel.
Licht ist zwar auch elektromagnetische Strahlung, die Frequenzen sind aber sehr weit von der Funkstrahlung entfernt. Eine Ähnlichkeit des Mechanismus, mit welchem die Strahlung im Organismus verarbeitet und in (Stör-)Signale gewandelt wird, zwar denkbar, aber nicht zwingend ist.
Eva Weber hat geschrieben:
(Z.B. diese eigenartigen Augenblitze, ohne ärztl. Befund.)
Haben Sie solche an sich selbst festgestellt? Können die Form, die Grösse, der zeitliche Ablauf und die Farbe(n) beschrieben werden?
Eva Weber hat geschrieben:
Signalkette über Netzhaut-Hypothalamus-Zirbeldrüse

Ist es denn bewiesen, dass der Reiz zur Produktion von Melatonin irgendwo zuverlässig entlang dieser Signalkette entsteht, eine Reizwirkung "direkt" an der Pinealdrüse also nicht mehr in Frage kommt, weil diese schon irgendwo vorher stattgefunden hat?

Sollte dies bewiesen sein, so kann man sich über die Melatonin-Studie von Prof. Lerchl nur wundern!
Der ursprüngliche Reiz zur Melatoniproduktion entsteht im Normalfall bei der Netzhaut, nämlich wenn kein oder nur sehr wenig Licht einfällt. Wo nun möglicherweise EMF in die Signalkette eingreifen ist offen. Wenn sie überhaupt eingreifen, - was nicht bewiesen ist -, dann ist sehr wenig wahrscheinlich, dass sie dieses ausschliesslich beim Pinealorgan tun.
Eva Weber hat geschrieben:
Ich glaube aber, darüber nachzudenken muss ich besser lassen.
Denken schadet nie, aber man soll sich nicht verrückt machen lassen von den Gedanken, denn dass ein Einzelner auf die Lösung kommt, ist wenig wahrscheinlich.

Eva Weber hat geschrieben:

Am 11.10.2007 sagte ein bekannter Hochschulprofessor in BR2, dass bis in 10 Jahren Depressionen um 50% zugenommen haben. Dass dies auffallenderweise mit dem rasanten Aufbau von Mobilfunk einhergeht, will niemand bemerken. Fehlender erholsamer Schlaf bzw. Schlaflosigkeit bereiten den Weg zur Depression und anderen Krankheiten.
Auch Stress führt zu Gesundheitsschädigungen, nicht zuletzt auch zu Depressionen. Es gibt nicht nur psychosozial verursachten Stress, es gibt auch physikalische Stressursachen. Eine physikalische Stressursache könnten EMF sein.

Ditche
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Re: Wahrnehmung oder Störung?

Beitrag von Ditche » 17. Januar 2010 22:01

Hallo wuff,

antworte Ihnen noch zu beiden Postings in den nächsten Tagen. Lese nochmal nach ob denn theoretisch eine Puls-Feldstärke (V/m) den Feldstärke-Grenzwert
übersteigen darf/kann, der MAX-SAR-Wert dennoch unterschritten bleibt. Eventuell stelle ich diese Frage auch mal "drüben"...

Eva Weber
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Beitrag von Eva Weber » 18. Januar 2010 09:03

Wuff

Vielen Dank für die ausführliche Antwort.

Die erwähnten Augenblitze habe ich, werde diese hier jedoch nicht weiter ausführen.

Es war nicht meine Absicht als Einzelne, mir anzumaßen, der Wissenschaft eine Neuigkeit mitzuteilen. Ich sah nur vielleicht einen Zusammenhang, da dieses Ergebnis der Studie "Licht-Migräne" doch sehr interessant ist.

Wuff schreibt: "Denken schadet nie, aber man soll sich nicht verrückt machen lassen von den Gedanken, denn dass ein Einzelner auf die Lösung, kommt, ist wenig wahrscheinlich"

Danke, ich habe Sie verstanden ! Im Übrigen habe ich dies schon einmal schriftlich und weiß es zu deuten!

Eva Weber

Wuff

Beitrag von Wuff » 18. Januar 2010 18:39

Eva Weber hat geschrieben:
Die erwähnten Augenblitze habe ich, werde diese hier jedoch nicht weiter ausführen.
Es haben schon einige von zwar blitzförmigen, aber sich nur sehr langsam entwickelnden und mehrere Minuten dauernden Gebilden berichtet, wie von Migränekranken auch geschildert wird, und was so unterschiedliche Bezeichnungen wie "Fortifikation", "Magnetophosphen", etc. trägt. Die Umschreibung "Blitz" ergab in diesem Zusammenhang schon Missverständnisse, denn normalerweise versteht man unter "Blitz" etwas, das nur Sekunden oder Sekundenbruchteile dauert.
Eva Weber hat geschrieben:
Es war nicht meine Absicht als Einzelne, mir anzumaßen, der Wissenschaft eine Neuigkeit mitzuteilen. Ich sah nur vielleicht einen Zusammenhang, da dieses Ergebnis der Studie "Licht-Migräne" doch sehr interessant ist.
Ein bestimmtes, klar beschreibbares Symptom (wie ein Phosphen) kann auch unterschiedliche Ursachen haben. Der Zusammenhang muss hier nicht unbedingt das Licht sein.
Eva Weber hat geschrieben:
Wuff schreibt: "Denken schadet nie, aber man soll sich nicht verrückt machen lassen von den Gedanken, denn dass ein Einzelner auf die Lösung, kommt, ist wenig wahrscheinlich"

Danke, ich habe Sie verstanden ! Im Übrigen habe ich dies schon einmal schriftlich und weiß es zu deuten!
Ich meinte mit "sich nicht verrückt machen lassen" so etwas wie "sich nicht kirre machen lassen", oder "sich nicht nervös machen lassen". Das ist ungefähr, was man in der Schweiz meint wenn man sagt "lass dich nit verruckt mache".

Eva Weber
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Beitrag von Eva Weber » 18. Januar 2010 20:10

WUFF

danke für Ihre Antwort.

Augenblitze: Es handelt sich um grelle weiße Blitze, Bruchteile von Sekunden. An einer sehr starken, sehr hohen Antenne waren es einmal bei völliger Dunkelheit Hunderte von winzigen Blitzen. Da die Augenärzte wie üblich sagen sie finden nichts, und das gibt es nicht, brauche ich auch hier nicht weiter darüber zu reden.

Haben Sie den Eindruck, dass ich mich durch den Gedanken, den ich hatte, nervös machen lasse, so dass man mir sagen muss "aber man soll sich nicht verrückt machen lassen von den Gedanken?" Das wird so mancher gerne lesen und auch auf Schweizerisch wird es nicht besser! Ich kenne Sie als sehr genau, als jemanden der jedes Wort genau überlegt. Als Betroffene, die jahrelang kämpft, bin ich derlei Dinge von Mobilfunkbetreibern, von Behörden, von Ärzten gewöhnt. Auf Mast fixiert, auf Gedanken fixiert, durch Phallus-Symbole verängstigt, auf was sonst noch alles fixiert, jedenfalls im Kopf nicht richtig, denn EMF macht ja nichts.

So leicht schockiert mich nichts mehr, aber angesichts Ihrer genauesten Kenntnis, was und vor allem wie man es macht, unter Funk leidende Menschen "kirre" zu machen, war ich sehr erstaunt!

Eva Weber

Ditche
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"Blitze" sehen

Beitrag von Ditche » 18. Januar 2010 21:45

Wuff hat geschrieben:
Eva Weber hat geschrieben:
Die erwähnten Augenblitze habe ich, werde diese hier jedoch nicht weiter ausführen.
Es haben schon einige von zwar blitzförmigen, aber sich nur sehr langsam entwickelnden und mehrere Minuten dauernden Gebilden berichtet, wie von Migränekranken auch geschildert wird, und was so unterschiedliche Bezeichnungen wie "Fortifikation", "Magnetophosphen", etc. trägt. Die Umschreibung "Blitz" ergab in diesem Zusammenhang schon Missverständnisse, denn normalerweise versteht man unter "Blitz" etwas, das nur Sekunden oder Sekundenbruchteile dauert.
Das ist ja interessant und deshalb schreibe ich zeitnah was dazu, die anderen Antworten dann demnächst ...

Jeder kennt das, man hält ein Nickerchen, steht zu schnell auf, und man sieht "Sterne", so, da haben wir schon mal eine ungefähre Größe. Meine "Blitze" sind ungefähr doppelt so groß, bläulich-weiß mit unscharfem Rand und die Dauer liegt ca im 2 stelligen Millisekundenbereich, "gesehen" wird jeweils nur einer in unregelmäßigen Abständen oben links im "Sehfeld", Häufigkeit, ca. 1 - 5 mal pro Monat oder auch länger, völlig unabhängig von dem Aufenthaltsort oder auch den gemessenen NF-HF-Feldstärken. So, das war Variante A.

Variante B: Kurz vor dem morgendlichen Aufstehen, also im Bereich Halbwach bis Wach, ähnliche "Blitze" wie zuvor, jedoch doppelt so groß, unregelmäßig geformt, und scheinbar synchron zu einer Art "Sägezahnschwingung" mit variabler Periodendauer, Gesamtdauer dieser "Blitze" ca 0.5 Sekunden. "Upps, was war das denn" dachte ich und stand auf. Hinterher stellte sich heraus das exakt um diese Zeit ein Handwerker der bei uns im Haus "werkelte" eine Netzverbindung mit seinem Handy aufgebaut hatte (war ausgeschaltet) er es sich dann anders überlegte und sein Handy wieder ausschaltete. Häufigkeit bisher: Einmal .

So viel zu meinen "Blitzen".

Erklärungsansatz: Dr. Warnke; nitrosativer/oxidativer Stress, Seite 37: "(...) Das heißt durch Einstrahlung von quantenenergetisch relativ niedrigen MHz/GHz-Frequenzen werden höherenergetische Molekülabstrahlungen bis in den optischen Bereich möglich. Dieser Vorgang kann Bindungseigenschaften des NO-Moleküls selbst, aber auch Bindungseigenschaften von Molekülen in der unmittelbaren Umgebung beeinflussen: so z.B. die Konformation und Konfiguration von Enzymen."

Ob der Ansatz allerdings in die richtige Richtung weist, ob also höherenergetische Molekülabstrahlungen bis in den optischen Bereich "irgendwie" im Gehirn wahrgenommen werden (könnten), ich weiß es nicht ...

P.S. Falls einer fragt, eine Frau Eva Weber kenne ich nicht, habe aber gerade Ihre Antwort um 21.44 Uhr gelesen...

Eva Weber
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Beitrag von Eva Weber » 19. Januar 2010 09:34

Augenblitze

Diese Blitze haben nichts mit Kreislauf zu tun. Sie entstehen z.B. nicht beim Aufstehen. Sie entstehen wenn ich ans Fenster trete, auf die Terrasse gehe, um eine Hausecke gehe etc. In den ersten Monaten nach Aufrüstung mit UMTS lief ich buchstäblich schon frühmorgens aus dem Haus, weil ich es dort nicht aushielt. Da war ich auch 3 x vollkommen blind, als hätte man mir eine rote Decke vor die Augen gezogen. Wie lange dies dauerte, kann ich nicht sagen. Wohl nur einige Minuten. Mir kam es jedenfalls irre lange vor.

Ich ging natürlich zum Augenarzt und da wurde mir in der Rezeption etwas Interessantes gesagt. Man fragte, ob ich denn in der letzten Woche schon angerufen hätte. Da ich dies verneinte, sagte man mir, dass eine Frau aufgrund desselben Problems sofort einen Termin wollte. Sie sagte, sie hätte einen neuen Mobilfunkmast vor dem Haus und da sie so etwas noch nie hatte, beziehe sie es darauf.

Ich sprach den Arzt auf Mobilfunk an. Er sagte, da ist nichts bewiesen, im Gegenteil, man habe "3 Mal so stark bestrahlt und nichts sei passiert!" Als ich fragte wie hoch denn dieses "3 Mal so stark " war und wie lange denn, sagte er mir klipp und klar, dass er mit mir darüber nicht rede.

Heute würde ich ihn ein wenig präziser fragen können, aber ich habe die Zwecklosigkeit erkannt. Sagen wir mal, es ist halt die Angst vor Masten !!

Schlafprobleme
Heute steht im "Münchner Merkur", dass lt. einer Umfrage der GfK Marktforschung 55,4% an Schlafstörungen leiden und dass diese zu weiteren Problemen führen. 19% gaben an, tagsüber müde und unkonzentriert zu sein und 24,7% fühlen sich morgens "wie zerschlagen".

Die vom IZMF organisierte und gesponserte Ärztefortbildung wird das Ganze schon in entsprechende Bahn lenken, sozusagen "Man muss über den Tellerrand hinausschauen, bevor man ursächlich Mobilfunk verantwortlich macht!"

Herr Prof. Lerchl von der Strahlenschutzkommission hat bestimmt Einiges an Ausreden parat. An fehlender oder verminderter Melatonin-Produktion liegt es ja nicht, da die "isolierte" Hamster-Pinealdrüse auf Strahlung kaum reagierte. Allerdings liegen nicht "isolierte Pinealdrüsen" in den Betten, sondern komplette Menschen, die gerne schlafen möchten und nicht können.

Aber es geht schon seinen Gang!

Eva Weber

Wuff

Warum keine gültigen Antworten? (6)

Beitrag von Wuff » 19. Januar 2010 12:57

Warum gab Lerchls Experiment keine gültigen Antworten? (6)

Einige Dinge fielen mir erst im Laufe der Bearbeitung der Beiträge zu diesem Thread auf. So bin ich zunächst darüber gestolpert, dass bei kleinen Kindern im Zentrum des Gehirns sieben Mal stärkere Strahlung ankommt als bei Erwachsenen. Damit hat die im Zentrum des Gehirns ankommende Strahlung grundsätzlich überhaupt mehr schädigendes Potenzial als ich ursprünglich abgeschätzt hatte, denn Grenzwerte (und Experimente zur Überprüfung derselben) sollten sich nicht, wie es der Fall ist, an den widerstandsfähigsten Mobiltelefonnutzern orientieren, sondern an den schwächsten, und das sind nun einmal kleine Kinder und nicht die „healthy young men“, die in Laborstudien mit Probanden die grosse Vorliebe der Bioelectromagnetics „Forscher“ sind.

Die von Lerchl als thermisch bezeichnete Befeldung mit SAR-Wert von 2,7 W/kg entsprach demnach nicht unrealistisch hohen Feldstärken, wie ich zunächst gedacht habe. Von den 2 W/kg SAR, mit denen Mobiltelefone maximal an der Kopfoberfläche einwirken dürfen, kommen bei kleinen Kindern immerhin circa 0,7 W/kg im Zentrum des Gehirns beim Pinealorgan an. Lerchl hat auf die isolierten Hamster-Pinealorgane aber nicht Strahlung mit der Charakteristik von Mobiltelefonen einwirken lassen, die einen Crest-Faktor von mindestens 5 aufweist, sondern eine geglättete Strahlung mit einem vernachlässigbarem Crest-Faktor von circa 1,2. Die Stärke der real bei Mobiltelefongesprächen einwirkenden Felder beträgt mindestens das Fünffache dessen, was Lerchl in seinem Experiment auf die Hamster-Pinealorgane einwirken liess. Um eine mit dem, was beim Pinealorgan von kleinen Kindern an Feldstärke ankommt, vergleichbare Feldstärke auf die isolierten Pinealorgane einwirken zu lassen, hätte er in seinem Experiment einen SAR-Wert von circa 3,5 bis 4 W/kg ausbringen müssen, was also noch erheblich über dem von ihm angewandten stärksten SAR-Wert von 2,7 W/kg liegt - immer unter der Annahme, dass sich die Abschwächung der SAR grundsätzlich proportional zur Abschwächung der Feldstärke verhält.

Ebenfalls erst jetzt wurde mir bewusst, dass Lerchl nicht nur den mutmasslichen Sensor für die EMF, der bei der Retina (Netzhaut) liegen könnte, und die gesamte komplexe Signalkette vom Sensor bis zum Pinealorgan von den Pinealorganen abgetrennt hat, sondern auch die Innere Uhr. Wenn EMF von Mobiltelefonen nur bei direkter Einwirkung auf das Pinealorgan die Melatoninsynthese hemmend wirken würden, dann wären sie nahezu ohne Belang, denn sofort nach Abbruch des Telefongesprächs bzw. sofort dem Ende der Störung des Organismus durch EMF würde wieder gleich viel Melatonin synthetisiert wie zuvor. Die Innere Uhr des Menschen ist aber ein Taktgeber, der mit der im Computer eingebauten Uhr verglichen werden kann. Die innere Uhr des Computers läuft selbst dann weiter, wenn der Computer abstürzt oder vom Stromnetz getrennt wird. Die Innere Uhr des Menschen bezieht ihren taktgebenden Impuls vom allnächtlichen Ausbleiben des Tageslichts. Wer kann begründet behaupten, dass EMF nicht den Signalweg vom Sensor zur inneren Uhr, oder gar die Innere Uhr selbst, die auf einen Rhythmus von circa 25 Stunden programmiert ist, stören können?

(Die Vorgänge des Organismus werden aber nicht eindimensional gesteuert. So ist beispielsweise das „Stresshormon“ Cortisol ein Antagonist des „Schlafhormons“ Melatonin. Würde nun die Cortisolausschüttung durch EMF beeinflusst, dann hätte dieses auch einen Einfluss auf die Melatoninsynthese im Pinealorgan. Cortisol hat eine relativ lange Halbwertszeit von circa 70 Minuten, und es kommt ihm dadurch neben der Inneren Uhr auch eine Art von Uhrfunktion für körperliche Funktionen zu, wenn es einmal ausgeschüttet ist. Die Isolation von Pinealorganen ist bei Experimenten im Zusammenhang mit der Erforschung von EMF-Einflüssen dermassen fragwürdig, dass sie unterlassen werden sollte, selbst wenn solche Experimente mit Hunderttausenden von Euro honoriert werden.)

Die Art und Weise, mit der Lerchl nach der Bestätigung der Melatoninhypothese gesucht hat, kann zusammenfassend und bildhaft gesprochen mit der Suche nach kleinen Gegenständen mit einem grobmaschigen Netz verglichen werden, oder mit der Jagd auf eine entfernte Fliege mit einer stark streuenden Schrotflinte: Treffer wären mit dem von Lerchl entworfenen Experiment nur durch unwahrscheinlichen Zufall zu erwarten gewesen.

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