Psychiatrisierung der "Elektrosensiblen"

Eva Weber
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Beitrag von Eva Weber » 22. Januar 2010 21:06

Charles

war das damals Prof. Eduard David von der Uni Witten-Herdecke oder so?

Eva Weber

BLUE SKY
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Re: Dauerlicht, Melatonin und Cortisol

Beitrag von BLUE SKY » 23. Januar 2010 10:20

Ditche hat geschrieben:
Wuff hat geschrieben:Warum gab Lerchls Experiment keine gültigen Antworten? (6)

(...)

(Die Vorgänge des Organismus werden aber nicht eindimensional gesteuert. So ist beispielsweise das „Stresshormon“ Cortisol ein Antagonist des „Schlafhormons“ Melatonin. Würde nun die Cortisolausschüttung durch EMF beeinflusst, dann hätte dieses auch einen Einfluss auf die Melatoninsynthese im Pinealorgan. Cortisol hat eine relativ lange Halbwertszeit von circa 70 Minuten, und es kommt ihm dadurch neben der Inneren Uhr auch eine Art von Uhrfunktion für körperliche Funktionen zu, wenn es einmal ausgeschüttet ist. Die Isolation von Pinealorganen ist bei Experimenten im Zusammenhang mit der Erforschung von EMF-Einflüssen dermassen fragwürdig, dass sie unterlassen werden sollte, selbst wenn solche Experimente mit Hunderttausenden von Euro honoriert werden.)

(...)
Bekanntermaßen gibt es eine ganze reihe Länder bei denen es mindestens 4 Monate lang ununterbrochen 24 Std. helles Tageslicht gibt und da nach "Die Melatonin-Hypotehse" von Lerchl, Seite 14, Dauerlicht die Melatonin-Synthese nachhaltig unterdrückt, könnten dort Menchen nur mit gut verdunkelten Räumen (< 300 Lux) ihr Synthesemuster der Melatoninausschüttung aufrecht erhalten.
Käme jetzt noch eine mögliche Cortisolausschüttung durch EMF hinzu, so müßten doch Erkrankungen die "Stress" bedingt sind gerade in diesen Ländern nach dem flächendeckenden Aussbau der Mobilfunk-Netze erkennbar zugenommen haben. Jedenfalls zugenommen im Verhältniss zu der Zahl der Erkrankungen, die durch geringere/unterbrochene Melatoninauschüttung durch zu "helle" Schlafplätze eh schon vorhanden waren.
Somit wären doch genau diese Bevölkerungsgruppen ideal geeignet an der man die "EMF-Cortisolausschüttungsthese" feststellen könnte...

Wenn Sie mal Zeit haben, Ihre Meinung wurde mich interessieren...
Ergänzende Anmerkung:
Es wurde in der Diskussion der betr. Zusammenhänge bisher von Licht
allgemein gesprochen. Licht ist jedoch nicht gleich Licht. Je nach Quelle hat es verschiedene EMF-Begleiterscheinungen und ebenso unterschiedliche "Eigenqualität". Letzters kann, soweit ich dies verstanden habe, mit einem "Lichtspion" gezeigt werden. Damit wird das Frequenzmuster von Lichtstrahlung (ohne Begleit-EMF) über Audioanalyse hörbar dargestellt. Es lassen sich sehr beträchtliche Unterschiede erkennen z.B. zwischen Sonnenlicht, Kerzenlicht, elektrisch erzeugtem Licht aus Gleich- und Wechselstrom usw.
Seit ich - seit ca. 3 Wochen - die abendliche Zimmerbeleuchtung - sobald es am Abend von den Aktivitäten her möglich ist - auf eine gleichstromgespeiste Lampe (Akkubetrieb) umstelle, schlafe ich allmählich besser durch.
Das Leben ist schön.

Wuff

Was hat Lerchl aus der Fragestellung gemacht?

Beitrag von Wuff » 23. Januar 2010 14:06

Konnte das Studiendesign Irrtümer und falsche Folgerungen verursachen? (b)

(Fortsetzung)

Wir fragen im letzten, in diesem und in ein bis zwei weiteren Beiträgen, wie gross die Wahrscheinlichkeit ist, mit Lerchls Experiment die Melatoninhypothese nicht zu bestätigen, obwohl sie (möglicherweise) zutrifft. In der Medizin würde man dieses mit „falsch-negativer“ Diagnose umschreiben, d.h. man diagnostiziert "ohne Befund", obwohl die gefragte Krankheit besteht.
  • Fehlermöglichkeiten aus eingeschränkter Frequenz

    Wenn es nur um thermische Effekte geht, dann ist die Frequenz der EMF für ihre Wirkung irrelevant, im thermischen Fall ist einzig und allein die Temperaturerhöhung von Bedeutung, für welche der SAR-Wert eine angemessene Näherung bildet. Lerchl hat zwar thermische und „sub-thermische“ Effekte gefunden, diese waren aber von den Auftraggebern für seien Studie weder gefragt noch gesucht.

    Die Frage war vielmehr nach nicht-thermischen bzw. athermischen Effekten. Dass athermische EMF im menschlichen Organismus überhaupt Wirkungen erzeugen, wurde mit EEG festgestellten Veränderungen von Hirnströmen nachgewiesen. Zur Wirkungsweise gibt es keine eindeutig nachgewiesene Kausalkette.

    Bei athermischen Effekten ist die Frequenz möglicherweise von grosser Bedeutung. Das kann am Beispiel des Sehens veranschaulicht werden. Das sichtbare Licht ist ebenfalls EMF (Näheres in http://de.wikipedia.org/wiki/Licht ), elektromagnetische Strahlung im Bereich von 385 bis 789 THz (Terahertz), gleich 385‘000 bis 789‘000 Gigahertz (GHz). Das sichtbare Licht ist somit weit entfernt von der von Lerchl angewandten Frequenz von 1,8 GHz (= 1‘800 MHz). Am Beispiel des Lichts erkennen wir jedoch, dass die exakte Frequenz von EMF beim menschlichen Körper sehr wichtig sein kann, denn je nach exakter Frequenz der Lichtstrahlung werden unterschiedliche Rezeptoren auf der Retina angeregt, was in unterschiedliche Farbwahrnehmungen umgesetzt wird ( http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Spectre-sRGB.svg , die Angaben zur Strahlung sind in dieser Darstellung nicht als Frequenz (Hz), sondern als Wellenlänge in Nanometern (nm) ausgedrückt) .

    Lerchl hat exakt 1‘800 MHz angewandt, als Simulation des 1‘800 MHz Bandes von GSM, das in der Schweiz und in Deutschland verwendet wird. Im Mobilfunk wird aber nicht die exakte Frequenz von 1‘800 MHz verwendet, sondern eine Bandbreite um 1‘800 MHz, bzw. eine ganze Anzahl Frequenzen im Frequenzbereich von 1‘710 bis 1‘880 MHz, das Frequenzband 1‘800 MHz umfasst also ungefähr 1‘800 MHz +/- circa 5 %.
    Zu allen vom Mobilfunk verwendeten Bandbreiten siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Global_Sys ... Frequenzen . Aus jener Tabelle ersehen wir, dass die GSM-1‘900-Mobiltelefone im Bandbereich 1‘710,0 bis 1‘785,0 MHz (Uplink) und die GSM-1‘900-Basisstationen im Bandbereich 1‘805,0 bis 1‘880,0 (Downlink) senden.

    Vor wenigen Minuten, beim genauen Betrachten der Tabelle, stellte ich fest, dass im Bereich zwischen 1‘786 MHz und 1‘804 MHz Funkstille herrscht! Genau die vom Mobilfunk überhaupt nicht verwendete Frequenz von 1‘800 MHz hat Lerchl in seinem Experiment angewandt! Das erscheint als wie ein Witz! Man darf das aber dennoch nicht überbewerten.

    Die zusätzliche Fehlerwahrscheinlichkeit aus der Begrenzung des Experiments auf eine einzige Frequenz (die darüber hinaus in der „Natur“ des Mobilfunks überhaupt nicht angewandt wird) schätzen wir einmal auf circa 20 Prozent.

Fortsetzung folgt

Ditche
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Re: Dauerlicht, Melatonin und Cortisol

Beitrag von Ditche » 23. Januar 2010 23:52

BLUE SKY hat geschrieben:
Ditche hat geschrieben:
Wuff hat geschrieben:Warum gab Lerchls Experiment keine gültigen Antworten? (6)

(...)

(Die Vorgänge des Organismus werden aber nicht eindimensional gesteuert. So ist beispielsweise das „Stresshormon“ Cortisol ein Antagonist des „Schlafhormons“ Melatonin. Würde nun die Cortisolausschüttung durch EMF beeinflusst, dann hätte dieses auch einen Einfluss auf die Melatoninsynthese im Pinealorgan. Cortisol hat eine relativ lange Halbwertszeit von circa 70 Minuten, und es kommt ihm dadurch neben der Inneren Uhr auch eine Art von Uhrfunktion für körperliche Funktionen zu, wenn es einmal ausgeschüttet ist. Die Isolation von Pinealorganen ist bei Experimenten im Zusammenhang mit der Erforschung von EMF-Einflüssen dermassen fragwürdig, dass sie unterlassen werden sollte, selbst wenn solche Experimente mit Hunderttausenden von Euro honoriert werden.)

(...)
Bekanntermaßen gibt es eine ganze reihe Länder bei denen es mindestens 4 Monate lang ununterbrochen 24 Std. helles Tageslicht gibt und da nach "Die Melatonin-Hypotehse" von Lerchl, Seite 14, Dauerlicht die Melatonin-Synthese nachhaltig unterdrückt, könnten dort Menchen nur mit gut verdunkelten Räumen (< 300 Lux) ihr Synthesemuster der Melatoninausschüttung aufrecht erhalten.
Käme jetzt noch eine mögliche Cortisolausschüttung durch EMF hinzu, so müßten doch Erkrankungen die "Stress" bedingt sind gerade in diesen Ländern nach dem flächendeckenden Aussbau der Mobilfunk-Netze erkennbar zugenommen haben. Jedenfalls zugenommen im Verhältniss zu der Zahl der Erkrankungen, die durch geringere/unterbrochene Melatoninauschüttung durch zu "helle" Schlafplätze eh schon vorhanden waren.
Somit wären doch genau diese Bevölkerungsgruppen ideal geeignet an der man die "EMF-Cortisolausschüttungsthese" feststellen könnte...

Wenn Sie mal Zeit haben, Ihre Meinung wurde mich interessieren...
Ergänzende Anmerkung:
Es wurde in der Diskussion der betr. Zusammenhänge bisher von Licht
allgemein gesprochen. Licht ist jedoch nicht gleich Licht. Je nach Quelle hat es verschiedene EMF-Begleiterscheinungen und ebenso unterschiedliche "Eigenqualität". Letzters kann, soweit ich dies verstanden habe, mit einem "Lichtspion" gezeigt werden. Damit wird das Frequenzmuster von Lichtstrahlung (ohne Begleit-EMF) über Audioanalyse hörbar dargestellt. Es lassen sich sehr beträchtliche Unterschiede erkennen z.B. zwischen Sonnenlicht, Kerzenlicht, elektrisch erzeugtem Licht aus Gleich- und Wechselstrom usw.
Seit ich - seit ca. 3 Wochen - die abendliche Zimmerbeleuchtung - sobald es am Abend von den Aktivitäten her möglich ist - auf eine gleichstromgespeiste Lampe (Akkubetrieb) umstelle, schlafe ich allmählich besser durch.
Hallo BLUE SKY,

benutzen Sie da eine Lampe mit Leuchtstoffröhre ("Tageslichtqualität") die mit einem mit Gleichstrom betriebenem Vorschaltgerät leuchtet???

Würde mich interessieren.

BLUE SKY
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Re: Dauerlicht, Melatonin und Cortisol

Beitrag von BLUE SKY » 24. Januar 2010 16:47

Ditche hat geschrieben: Hallo BLUE SKY,

benutzen Sie da eine Lampe mit Leuchtstoffröhre ("Tageslichtqualität") die mit einem mit Gleichstrom betriebenem Vorschaltgerät leuchtet???

Würde mich interessieren.
Eine aus eingebauem Akku mit Gleichstrom gespeiste LED-Leuchte, eine Tischampe mit Dimmer, die an anderer Stelle als der ihrer Verwendung in der Wohnung mit einem Netzteil/Trafo aufgeladen wird.
Das Leben ist schön.

BLUE SKY
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Brief an Rubin

Beitrag von BLUE SKY » 24. Januar 2010 16:50

http://www.buergerwelle.de:8080/helma/t ... ories/320/

(Wie heisst der schweizer Wissenschftler, der in einer Studie einmal von einer nicht unerheblichen sozialen Sprengkraft in Bezug auf die Auseinandersetzungen betr. Mobilfunk geschrieben hat?)
Das Leben ist schön.

charles
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Beitrag von charles » 24. Januar 2010 18:31

Hallo Ditche,

Endotronic in Argenbühl hat auch eine elektrosmogfreie Lampe entwickelt.
Es ist eine Halogenlampe auf Gleichstrom., von einem spezielle Trafo.

Ditche
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Re: Dauerlicht, @Blue SKY, @charles

Beitrag von Ditche » 24. Januar 2010 21:53

BLUE SKY hat geschrieben:
Ditche hat geschrieben: Hallo BLUE SKY,

benutzen Sie da eine Lampe mit Leuchtstoffröhre ("Tageslichtqualität") die mit einem mit Gleichstrom betriebenem Vorschaltgerät leuchtet???

Würde mich interessieren.
Eine aus eingebauem Akku mit Gleichstrom gespeiste LED-Leuchte, eine Tischampe mit Dimmer, die an anderer Stelle als der ihrer Verwendung in der Wohnung mit einem Netzteil/Trafo aufgeladen wird.
Danke! Der Hintergrund meiner Frage war der, ich habe eine Lampe mit "Tageslichqualität" (u.a. UV-A, UV-B im Lichtpektrum) im Arbeitszimmer und diese einmal bis in die Nacht hinein genutzt. Nach dem Ausschalten konnte ich dann erst mehrere Stunden später einschlafen. Seitdem habe ich Spätabends nur noch die gute alte Glülampe oder eine Halogenlampe an, und anschließend keine Probleme mit dem Einschlafen.

P. S. Wenn ich mir so einige Ihrer Postings durchlese kommt mir manchmal der Verdacht daß Sie mit "Das Leben ist schön" auch den gleichnamigen, preisgekrönten Fim meinen könnten...
charles hat geschrieben: Hallo Ditche,

Endotronic in Argenbühl hat auch eine elektrosmogfreie Lampe entwickelt.
Es ist eine Halogenlampe auf Gleichstrom., von einem spezielle Trafo.
Hallo charles,

danke für die Info, schaue ich mir mal an.

Ditche
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Re: Augenblitze, Korrektur!!!

Beitrag von Ditche » 25. Januar 2010 02:09

Ditche hat geschrieben:
Eva Weber hat geschrieben:Augenblitze
Diese Blitze haben nichts mit Kreislauf zu tun.
So war das auch nicht gemeint, sondern es sollte für Andere nachvollziehbar eine ungefähre Größe beschreiben.
Eva Weber hat geschrieben: Sie entstehen z.B. nicht beim Aufstehen. Sie entstehen wenn ich ans Fenster trete, auf die Terrasse gehe, um eine Hausecke gehe etc.
Haben Sie "nur" eine Doppelverglasung oder eine Wärmeschutzverglasung im Fenster? Den Unterschied können Sie leicht feststellen wenn Sie ein Feuerzeug in ca. 3 cm Abstand von der Fensterglasoberfläche halten. Dann sieht man 4 reflektierte Flammenbilder, die bei einer Doppelverglasung alle eine gleiche Farbe haben, bei einer Wärmeschutzverglasung ist jedoch die 2.. Reflektion leicht bläulich. Diese Scheiben dämpfen relativ gut HF-Felder.

Worauf ich hinaus will ist, es scheint (beim Blitzesehen) nicht so sehr auf die absolute Feldstärke anzukommen, sondern auf die relative Änderung der Feldstärke innerhalb kürzerer Zeit also wenn man ans Fenster tritt, auf die Terrasse geht, um eine Hausecke geht etc.

Ein ähnlicher Effekt ("Blitze sehen") wird übrigens im Zusammenhang mit Radar-Alagen beschrieben, und deshalb wurde die "Anstiegsgeschwindigkeit" der Faldstärke (Flankensteilheit) bei diesen Anlagen begrenzt...

Interessanter link zum Thema (EMF)/Sehen: http://www.fgf.de/publikationen/newslet ... 04-06d.pdf
Hallo Frau Eva Weber,

meine Begründung im Zusammenhang mit Radaranlagen ist so nicht ganz korrekt, hier http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=37914 können Sie nachlesen, daß wegen dem "Mikrowellenhören" die Werte begrenzt wurden, nicht wegen dem Mikrowellensehen (Augenblitze).

BLUE SKY
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Trafofeld

Beitrag von BLUE SKY » 25. Januar 2010 08:58

charles hat geschrieben:Hallo Ditche,

Endotronic in Argenbühl hat auch eine elektrosmogfreie Lampe entwickelt.
Es ist eine Halogenlampe auf Gleichstrom., von einem spezielle Trafo.
Bei der Entscheidung für eine entsprechende Leuchte gilt es - je nachdem, welcher Bedarf für die Beleuchtung besteht - die Frage zu berücksichtigen, welches Feld im Unkreis des Trafos besteht.
Das Leben ist schön.

Wuff

Was hat Lerchl aus der Fragestellung gemacht?

Beitrag von Wuff » 25. Januar 2010 09:06

Konnte das Studiendesign Irrtümer und falsche Folgerungen verursachen? (c)

(Fortsetzung)

Wir fragen seit den zwei letzten Beiträgen, wie gross die Wahrscheinlichkeit ist, mit Lerchls Experiment die Melatoninhypothese nicht zu bestätigen, obwohl sie (möglicherweise) zutrifft. In der Medizin würde man dieses mit „falsch-negativer“ Diagnose umschreiben, d.h. man diagnostiziert "ohne Befund", obwohl die gefragte Krankheit besteht.
  • Fehlermöglichkeiten aus eingeschränkter Frequenz (Nachtrag)
    Bei GSM-Mobilfunk werden die Nachrichten (digitalisierte Sprache) nicht durch Pulsung übertragen, sondern durch Frequenzmodulation. Das heisst, dass für jedes Gespräch ein Kanal von 200 kHz Bandbreite zur Verfügung steht, innerhalb dessen während des Pulses die Frequenz stets leicht verändert wird. Auf diese Weise wird nicht nur eine exakte mittlere Frequenz ausgesendet, sondern leichte Abweichungen davon.

    Diese Modulation wird bei der Simulation von GSM-Feldern in Bioelctromagnetics Experimenten nicht oder kaum je abgebildet. Wenn diese Felder biologische Wirkungen haben, dann können diese durch die über alle Kanäle hinaus insgesamt breite Modulation insgesamt begünstigt werden. Wir schätzen daraus, dass keine Modulation abgebildet wird, eine zusätzliche Irrtumswahrscheinlichkeit von 10 Prozent.
  • Fehlermöglichkeiten im Zusammenhang mit der Wirkungsweise der Pulsung
    Es geht die Vermutung um, gepulste hochfrequente EMF würden anders oder stärker wirken als ungepulste von derselben Intensität. GSM-Mobilfunk ist nun immer gepulst. Die Mobiltelefone senden, wie in diesem Thread bereits weiter oben dargelegt, regelmässig alle 217tel bzw. alle 4,615 Millisekunden einen Puls in einem Taktschlitz von 0,577 Millisekunden. Das ergibt eine maximale Strahlungsbelastung von ungefähr dem Siebenfachen der durchschnittlichen Belastung, - es gibt also klare Spitzen, während derer die elektromagnetischen Kräfte der EMF auf den Organismus einwirken, und sieben Mal längere Pausen, während derer keine Kraft wirkt. Die Basisstationen senden im gleichen Rhythmus wie die Mobiltelefone, aber pro Sektorantenne oder pro Rundantenne in bis zu sieben nutzbaren Kanälen. Lerchl hat eine Basisstation simuliert, mit voller gleichmässiger Auslastung von sieben Kanälen, was in der Praxis nicht vorkommt. Die maximalen Kräfte, die in seiner Simulation auf die isolierten Pinealorgane einwirkten, lagen nur geringfügig über den durchschnittlichen.

    Zwischen den einzelnen, 0,546 Millisekunden dauernden Sendepulsen der Basisstationen gibt es sehr kurze Pausen von circa 0,06 Millisekunden.
    (Informationen zur Taktung unter GSM finden sich in http://de.wikipedia.org/wiki/Global_Sys ... nittstelle , und eine Abbildung in http://de.wikipedia.org/w/index.php?tit ... 0125081936 )

    Nun stellt sich die Frage, welche Eigenschaft dieser Pulsung denn eine besondere Wirkung haben könnte:

    (a) Wenn wir davon ausgehen, dass EMF nur während sie überhaupt ausgesendet werden auf menschliche Zellen Kräfte ausüben können, aber nicht während der Pausen, dann sind bei identischem SAR-Wert die wirksamen Spitzen circa sieben Mal stärker als der Durchschnitt oder als Lerchls Simulation theoretischer Basisstationsfelder. Lerchl hat im Grenzbereich zwischen athermischer und thermischer Strahlung experimentiert, mit starken Strahlungsintensitäten, wie sie vielleicht vom Mobiltelefon auf das Pinealorgan kleiner Kinder einwirken könnten, aber wie sie niemals von Basisstationen dort ankommen. Für einen realistischen Vergleich zwischen kontinuierlich-ungepulsten EMF und gepulsten GSM-EMF hätte er zwingend ein Mobiltelefon mit einem Puls auf acht Takte verwenden müssen. Stattdessen hat er artifiziell geglättete Basisstationsstrahlung simuliert, deren Maxima nur unwesentlich über der kontinuierlichen Strahlung lagen. – Hieraus ergibt sich eine weitere
    Irrtumswahrscheinlichkeit, zur Frage, ob Spitzen-Feldstärken bei noch knapp athermischem SAR-Wert eine besondere Wirkung haben, die wir auf 40 Prozent schätzen.

    Einen Beweis dafür, dass nicht ein über Minuten gemittelter Durchschnitt biologisch wirkt, sondern bereits zwei extrem kurze Impulse im Millisekundenbereich , so sie nur stark genug sind, finden wir bei Fricks Experiment auf Seite 33 von http://www.emf-forschungsprogramm.de/fo ... 015_AB.pdf .

    (b) Da in den Nervenbahnen des Menschen Ströme fliessen, die mit 10 bis circa 300 Hz getaktet sind, wird vermutet, dass der 217-Hz-Takt von GSM (wie auch der 100-Hz-Takt von DECT) diese getakteten körpereigenen Ströme stören könnte. Die von Lerchl simulierte Basisstationsstrahlung unterschied sich sehr stark von der Pulsung von Mobiltelefonen (oder von DECT-Basen). Lerchl hat nur mit atypisch-artifizieller Basisstationstrahlung befeldet, während die Pulsung von typischer Mobiltelefonstrahlung möglicherweise ganz anders wirkt. Aus dieser Abweichung des Experiments von der realen Mobiltelefonstrahlung ergibt sich eine weitere Irrrtumswahrscheinlichkeit zur Frage, ob Mobiltelefonstrahlung biologische Wirkungen beim Menschen, insbesondere bei dessen Pinealsystem auslöst; diese veranschlagen wir auf weitere 10 Prozent.

    (c) Dass auch der Rhythmus von nur zwei Impulsen (bzw. die Dauer sehr kurzer Pausen zwischen Impulsen) eine besondere Wirkung hat, haben wir bei der Diskussion zu Fricks Doppelpuls-Experiment gesehen. Da nichts darauf hinweist, dass Lerchl die Pausen zwischen den Pulsen nicht korrekt simuliert hätte, ist daraus keine Irrrtumswahrscheinlichkeit abzuleiten.

    (d) Die Vermutung, dass die „Steilheit der Flanken“ bzw. die Zeit, in welcher die Pulse von der Pause bis zu ihrem nutzbaren Maximum aufgebaut werden, wesentlich für die biologische Wirkung von gepulster Strahlung seien, wird Lebrecht v. Klitzing zugeschrieben. Auch hier gibt es keinen Hinweis darauf, dass Lerchl dieses Charakteristikum der gepulsten GSM-Felder nicht realitätsgetreu simuliert hätte.

    (e) Möglicherweisen begünstigen die im tatsächlichen Betrieb vorkommenden Unregelmässigkeiten der GSM-Basisstationsfelder (je nach Entfernung des Teilnehmers sehr unterschiedliche Stärke der Sendeleistung der einzelne Pulse eines Taktes, bei inaktiven Kanälen unterschiedliche Dauer der Pausen zwischen zwei aktiven Kanälen, etc.). Diese Unregelmässigkeit, die unter Ziffer 5 in http://www.silbernagl.biz/Mobilfunk/Modulation.php visualisiert ist, kann dazu beitragen, dass es für GSM-Basisstationsstrahlung mehr Gelegenheiten gibt, in den Rhythmus beim Menschen einzuwirken als bei den von Lerchl angewandten, sehr gleichmässigen Feldern. Aus der unrealistischen Modellierung der Basisstationsstrahlung leiten wir eine Irrtumswahrscheinlichkeit von maximal 5 Prozent ab.
Im Zusammenhang mit der Pulsung stellt sich die Frage, weshalb Lerchl überhaupt ebenfalls kontinuierlich befeldet hat, wenn kontinuierliche Strahlung bei GSM gar nie vorkommt? Er hätte nicht die gepulste Basisstationsstrahlung neben der kontinuierlichen Strahlung ausbringen sollen, sondern – wenn schon – gepulste Basisstationsstrahlung und gepulste Mobiltelefonstrahlung nebeneinander. Durch die Versuchsanlage erscheint dem Laien (auch dem Politiker oder Behördenmitglied) eine kontinuierliche Strahlung von 1‘800 Hz als ein gewisser Normalfall, während in Wirklichkeit im 1‘800-MHz-GSM-Mobilfunkband überhaupt nie kontinuierliche Strahlung vorkommt. Die damit verbundene Täuschung haben wir im kürzlich eröffneten Thread viewtopic.php?t=24501 thematisiert.

(Fortsetzung folgt)

Wuff

Was hat Lerchl aus der Fragestellung gemacht? (5)

Beitrag von Wuff » 26. Januar 2010 08:49

Konnte das Studiendesign Irrtümer und falsche Folgerungen verursachen? (d)

(Fortsetzung)

Wir fragen seit den drei letzten Beiträgen, wie gross die Wahrscheinlichkeit ist, mit Lerchls Experiment die Melatoninhypothese nicht zu bestätigen, obwohl sie (möglicherweise) zutrifft. In der Medizin würde man dieses mit „falsch-negativer“ Diagnose umschreiben, d.h. man diagnostiziert "ohne Befund", obwohl die gefragte Krankheit besteht.
  • Mögliche Irrtümer wegen SAR als Mass für die Einflussgrösse
    Dass die Einflussgrösse des Experiments, nämlich das Feld, nur gerade mit der Frequenz (1‘800 MHz) und dem nicht messbaren SAR-Wert (0,008, 08, 0,8 und 2,7 W/kg) definiert wurde, und dass Lerchl alle übrigen Charakteristika geheim gehalten hat, dass er sie überhaupt nicht erwähnt hat, dass er auch nicht einmal angegeben hat, ob er Mobiltelefon- oder Basisstationsstrahlung simuliert hat, trug dazu bei, dass die „widernatürliche“ Glättung des gepulsten Feldes auf einen Crest-Faktor von nur circa 1,15 bisher niemand oder kaum jemand auffiel. Dieses wirkte sich auf die Irrtumsmöglichkeit (a) unter „Fehlermöglichkeiten im Zusammenhang mit der Wirkungsweise der Pulsung“ aus (Siehe Beitrag vom 25. Januar 2010).

    (Eine ausführliche Kritik an der SAR als Mass findet sich in http://www.izgmf.de/Aktionen/Meldungen/ ... ritik.html ).
  • Fehlermöglichkeiten aus der Definition von „thermisch“
    Lerchl verwendet in seiner Studie die Bergriffe „thermisch“, „ athermisch“ und „sub-thermisch“.

    M. Hahn führt in seinem Beitrag vom 21. Januar 2010 folgende Begriffe zu möglichen Effekten auf (Reihenfolge geändert)
    • A) Thermische Effekte
      - A1) „Effekte homogener Erwärmung und
      - A2) Effekte nicht homogener bzw. sehr kleinskaliger (aber teils sogar extrem starker) Erwärmung, sprich: Mikrothermische Effekte. Letztere sind nach Auffassung von ECOLOG sogar der Regelfall im Bereich der thermischen Effekte durch Mikrowellen.
    • B) Direkte Feldeffekte
    • C) Quanteneffekte
    • D) Andere Effekte - Letztere umfassen Resonanzphänomene und die Bildung von OH-Radikalen.“
    Was bedeutet nun die Lerchlsche Wortzusammensetzung „Sub-thermisch“? Er definiert sie nirgendwo. Also müssen wir eine Definition aus dem Sinnzusammenhang und aus den Wortbedeutungen ableiten. Lerchl schreibt nicht „subthermisch“, was als „niedriger als thermisch“ verstanden werden könnte, sondern mit Bindestrich „sub-thermisch“. Auf diese Weise geschrieben kann es verstanden werden als „knapp thermisch“, jedenfalls eher als thermisch denn als athermisch (a-thermisch = nicht-thermisch), und keinesfalls als direkte Feldeffekte.

    Die Kombination des auf circa 1,15 gedrückten Crest-Faktors bei Lerchls experimentellen EMF mit der Nähe der Feldintensität zur Grenze der thermischen Effekte, die bei 1,0°C Erwärmung festgelegt wurde, bzw. die tatsächlich gemessene leichte Erwärmung um 0,6°C führte dazu, dass Lerchl möglicherweise direkte Feldeffekte in „sub-thermische“ Effekte fehl- bzw. uminterpretieren konnte, ohne dass jemand protestierte oder ohne dass jemand das Gegenteil beweisen konnte.

    Aus dem experimentellen Einsatz gepulster Strahlung mit dem „unnatürlich“ niedrigen Crest-Faktor von circa 1,15 - im Vergleich zum Crest-Faktor von Mobiltelefonen von circa 7 - resultiert nach unserer Einschätzung eine Irrtumswahrscheinlichkeit dafür, dass in Wirklichkeit athermische Effekte für thermische (sub-thermische) gehalten werden von 20 Prozent.

    Die thermischen (sub-thermischen) Effekte dürften nur in einer Fussnote und nicht als Ergebnis der Studie erscheinen, denn nach thermischen Effekten haben die Auftraggeber nicht gefragt, sondern nach athermischen.
  • Fehlermöglichkeiten aus Lerchls Umwandlung der Fragestellung
    Die Frage des DMF an die Wissenschaft lautete: „Können schwache EMF die Melatoninsynthese reduzieren?“ Lerchls beantwortete nicht die Frage, sondern schrieb sinngemäss: „Starke EMF können das Pinealorgan beeinflussen. “ Unbeantwortet blieb, ob schwache EMF die Steuerung der Melatoninproduktion ausserhalb des Pinealorgans beeinflussen können, da Lerchl in seinem Experiment die Steuerstrecke vom ausführenden Pinealorgan abgetrennt hat.

    Die Frage war nur nach möglicherweise gesundheitsschädigenden athermischen Effekten, weil nämlich die Grenzwerte anerkanntermassen ausreichend vor Schädigungen durch thermische Effekte schützen.
    Lerchl hätte gleich so antworten können, wie ich in analoger Lage zu antworten pflege: „Ihre Frage befriedigt mich nicht.“ :D

    Lerchl gründete sein Experiment zur Erforschung der Wirkungsweise von EMF des Mobilfunks auf sehr fragwürdige explizite und implizite Annahmen zu Mobilfunkfeldern und ihrer biologischen Wirkung:
    • Wer anders als Lerchl hat denn je behauptet, dass die Strahlung nur auf die Hormondrüsen selbst einwirkt, und dass sie nicht auch auf die Organe einwirken kann, welche die Produktion des Hormons und seiner Vorläuferstoffe steuern?
    • Wer anders als Lerchl geht ernstlich davon aus, dass Basisstationsstrahlung in allen Kanälen vollkommen gleichmässig sei, wie in seinem Experiment?
    • Wer anders als Lerchl geht davon aus, dass Basisstationsstrahlung im Zentrum des menschlichen Kopfes die Stärke von Mobiltelefonstrahlung bei maximaler Sendeleistung erreichen und überschreiten könne, wie Lerchl in seinem Experiment?
    • Wer anders als Lerchl geht davon aus, und dass die von ihm im Experiment angewandte artifizielle Basisstationsstrahlung mit Crest-Faktor circa 1,15 ein wissenschaftlich haltbares Modell sei für die Strahlung, deren Intensität wenn überhaupt dann nur von Mobiltelefonen erreicht wird, während Mobiltelefonstrahlung einen Crest-Faktor von circa 7 aufweist?
    • Wer anders als Lerchl geht davon aus, dass die durch das Experiment zu prüfenden direkten Feldwirkungen nur mit der durchschnittlichen Feldstärke auf den Organismus einwirken, und dass damit auch die Sendepausen eine direkte Feldwirkung haben, sowie dass damit ebenfalls die Leistungsspitzen biologisch unwirksam seien?
    Diese und weitere Annahmen traf Lerchl implizit, als er für die Simulation eines Mobilfunkfeldes mit einer Leistung, wie sie nur am menschlichen Kopf bei der Nutzung eines Mobiltelefons auftreten kann, eine Basisstation mit extrem hoher Leistung und völlig gleichmässiger und gleichzeitiger Nutzung sämtlicher Kanäle simuliert hat.



(Fortsetzung folgt)

Wuff

Was hat Lerchl aus der Fragestellung gemacht? (6)

Beitrag von Wuff » 27. Januar 2010 19:46

Konnte das Studiendesign Irrtümer und falsche Folgerungen verursachen? (e)

(Fortsetzung)

In den letzten paar Beiträgen ging um die Wahrscheinlichkeit, mit dem von Lerchl entworfenen Experiment mit isolierten Hamster-Pinealorganen die Melatoninhypothese nicht bestätigen zu können, obwohl sie (möglicherweise) zutrifft. In der Medizin würde man dieses mit „falsch-negativer“ Diagnose umschreiben, d.h. man diagnostiziert "ohne Befund", obwohl die gefragte Krankheit besteht.

Zu mehreren besonderen Merkmalen von Lerchls Studiendesign haben wir diese Irrtumswahrscheinlichkeit geschätzt. Sechs dieser Merkmale sind gleich unten anschliessend aufgeführt. Sie sind nach ihrer geschätzten Wahrscheinlichkeit sortiert, wobei eine Mehrfachnennung in früheren Beiträgen ausgeschlossen wurde. Neben der Wahrscheinlichkeit in % für falsch-negative Ergebnisse steht in Klammer die Wahrscheinlichkeit als Dezimalbruch für richtig-positiv, d.h. für den Fall, dass unter Annahme des Zutreffens der Melatoninhypothese trotz Lerchls Designs dieses Zutreffen durch die Studie richtig festgestellt wird.

Merkmale von Lerchls Studie und Irrtumswahrscheinlichkeiten
  • Mindestens 90 % der Signalkette der Steuerung der Melatoninsynthese wurden von den Pinealorganen abgetrennt und daher gar nicht auf EMF-Empfindlichkeit untersucht: falsch-negativ = 90%, (richtig-positiv = 0,1)
  • Der am menschlichen Kopf „natürlich“ vorkommende Crest-Faktor der gepulsten Strahlung wurde (speziell auch) am Übergang vom thermischen zum athermischen Bereich von 7 auf 1,15 komprimiert: falsch-negativ = 40%, (richtig-positiv = 0,6)
  • Der Versuch beschränkte sich auf ein einziges Frequenzband (1‘800 MHz): falsch-negativ = 20%, (richtig-positiv = 0,8 )
  • Der Versuch beschränkte sich auf die exakte Frequenz von 1‘800 MHz, ohne Einzelkanäle des Frequenzbandes und ohne Frequenzmodulation: falsch-negativ = 10%, (richtig-positiv = 0,9 )
  • Der simulierte Pulsrhythmus wich vom echten Mobilfunk ab: falsch-negativ = 10%, (richtig-positiv = 0,9)
  • Der SAR-Wert war auf allen Kanälen unveränderlich und exakt gleich: falsch-neg.= 5%, (richtig-pos. = 0,95)
Die ersten drei Merkmale sind die gewichtigsten, in Kombination ergeben sie die sehr geringe Wahrscheinlichkeit von 5 Prozent (entspr. 0,1 x 0,6 x 0,8 ) dafür, dass mit Lerchls Experiment die Melatoninhypothese überhaupt richtig bestätigt werden könnte. Wenn die restlichen drei Merkmale auch noch in die Rechnung einbezogen werden, dann reduziert sich diese Wahrscheinlichkeit noch auf 4 Prozent.

(Einschub 1: Man kann nun die Genauigkeit der Wahrscheinlichkeitsschätzungen zu Recht anzweifeln, denn es handelt sich nur um Schätzungen. Auch wenn wir sämtliche geschätzten Werte zu den Irrtumswahrscheinlichkeiten um ein Viertel reduzieren, erhalten wir aus den drei ersten Merkmalen immer noch bloss 19 Prozent Wahrscheinlichkeit dafür, dass mit Lerchls Experiment die Melatoninhypothese richtig bestätigt werden kann.).

Fazit: Unter der Voraussetzung, dass die Melatoninhypothese zutreffe, wäre es wegen Besonderheiten von Lerchsl Studiendesign sehr wenig wahrscheinlich, dass die Hypothese mit seinem Experiment richtig bestätigt werden könnte.

(Einschub 2: Möglicherweise trifft die Melatoninhypothese tatsächlich zu, und Lerchl hat den Treffer wider Erwarten und entgegen aller Wahrscheinlichkeit gelandet und die Hypothese bestätigt: seine Daten scheinen sie jedenfalls zu bestätigen, denn bei 0,8 W/kg (bzw. 0,6°C Temperaturanstieg) gab es signifikante Effekte. Waren diese bzw. die bei 2,7 W/kg (bzw. 1,2°C Temperaturanstieg) festgestellten Effekte in Wirklichkeit athermische Effekte? In diesem Fall hätte Lerchl diese mit seiner Begriffsschöpfung „sub-thermisch“ ganz einfach zu thermischen Effekten umgedeutet und auf diese Weise geleugnet. Da Lerchl sich nicht zum Wirkungsmechanismus äussert, wissen wir zum Charakter der Effekte nichts bzw. nichts Genaues, und es muss offen bleiben, ob die gefundenen Effekte thermischer oder athermischer Natur waren. )

Nun, welches sind die besonderen Merkmale von Lerchls Studie, welche dazu beigetragen haben, dass die Melatoninhypothese möglicherweise falsch nicht bestätigt wurde?

1. Vor der Durchführung des Experiments, durch Manipulation beim Design
  • Einschränkung des untersuchten Systems auf Pinealorgane, die von Sensoren, Signalverarbeitungswegen und innerer Uhr abgetrennt (isoliert) wurden.
  • Einschränkung der der grundsätzlich sehr mannigfaltigen Erscheinungsformen der Einflussgrösse EMF auf zwei gleichermassen artifizielle, „unnatürliche“, in der gewählten Form nirgends vorkommende, atypische Felder.
  • (Wir betrachten nicht speziell weitere mögliche Einschränkungen, z.B. bezüglich der möglicherweise fehlenden Übertragbarkeit der Verhältnisse beim Versuchstier Hamster auf den Menschen, etc.)

2. Nach durchgeführtem Experiment, durch Manipulationen bei der Auswertung der Daten
  • Die Begriffsschöpfung „sub-thermisch“ ist nirgends ordentlich definiert und in einer überrumpelnden Art neu. Mit diesem Begriff wurde die Interpretation der Daten manipuliert.
    Es gibt dazu den englischen Spruch: “If you can dazzle them with brilliance, baffle them with bullshit”, bzw. “Wenn du sie nicht mit Brillanz blenden kannst, dann verblüffe sie mit Bockmist.“
  • Indem überhaupt nicht - auch nicht vom Auftraggeber - Gefragtes als Ergebnis ausgebreitet und präsentiert wird, wie z.B. die (mutmasslich/möglicherweise) thermischen Wirkungen bei 2,7 W/kg, wird davon abgelenkt, dass das Nichtfinden von Antworten auf die wirklich gestellten Fragen auf Mängel des Studiendesigns zurückzuführen sein könnte.
    Lerchl fand nur im thermischen Bereich und im Grenzbereich zum thermischen Bereich Effekte. Er hat überhaupt nur im thermischen Bereich gesucht, denn er hat vor Beginn des Experiments alle Sensoren für mögliche athermische Wirkungen gekappt, indem er die die Hamster-Pinealorgane vor dem Experiment aus den Hirnen der Hamster amputiert hat.
  • (Nicht in Betracht ziehen wir Manipulationen der Datenauswertung: Hierzu gibt es weder Hinweis noch Plausibilität, wenngleich die Kenntnisse zur statistischen Aufdeckung – und damit auch zur möglichen Tarnung - von Auffälligkeiten von Rohdaten beim Versuchsleiter Lerchl ohne Zweifel gegeben waren.)

In einem späteren Beitrag werden wir auf die Frage zurückkommen, ob Studien wie die hier kritisierte, bei denen ein positives Ergebnis voraussehbar unwahrscheinlich ist, Teil eines grösseren Systems sein könnten, das generell zahlreiche Studien mit negativem Ergebnis erzeugt.

Wuff

Was hat Lerchl aus der Fragestellung gemacht? (7

Beitrag von Wuff » 30. Januar 2010 18:56

Zusammenfassung 1. Teil

Hier fassen wir zusammen, welches die Fragen an den Experimentator waren, und wie sie beantwortet wurden. (Wie ein „Experiment“ geplant werden sollte: http://de.wikipedia.org/wiki/Experiment ).


1. Einbettung der Studie
Die Grundfrage war, ob EMF des Mobilfunks athermische biologische Wirkungen haben, denn es lagen dem deutschen Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) Berichte von „Elektrosensiblen“ vor, welche solches vermuten liessen. „Elektrosensibilität“ spielt sich im athermischen Bereich ab, also bei niedrigen Strahlungsintensitäten, welche das Gewebe nicht nennenswert zu erwärmen in der Lage sind. Die Grenzwerte zum Schutz der menschlichen Gesundheit wurden circa 1998 vom privaten industrienahen Verein ICNIRP e.V. (Abkürzung für die selbsternannte „Internationale Kommission für Schutz vor nichtionisierenden Strahlen“) festgelegt, und diese schützen ausdrücklich nur vor thermischen Wirkungen, bzw. vor Überhitzung beispielsweise der Ohren durch EMF.

Zur Erforschung des athermischen Bereichs wurden vom BfS 56 Studien in Auftrag gegeben; der Aufwand von 17 Mio. EUR wurde je zur Hälfte von der Mobilfunkindustrie und vom Staat bezahlt. Beim BfS, das die ICNIRP-Grenzwerte wissenschaftlich überprüfen liess, war Dr. Wolfgang Weiss zuständig. Pikanterweise hat die ICNIRP ihr Domizil in den Räumen des Bfs ( http://www.icnirp.de/contact.htm ), was allerdings nicht überbewertet werden sollte. Zur Zeit des Deutschen Mobilfunk-Forschungsprogramms (DMF, www.emf-forschungsprogramm.de ) war Michael Repacholi, Gründungsmitglied der ICNIRP, auch EMF-Forschungskoordinator der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die DMF-Studien, zu denen auch Lerchls Studie mit den isolierten Hamster-Pinealorganen sowie Fricks ebenfalls in diesem Thread erwähnte Studie mit dem fMRI gehörten, waren Produkte der Forschungskoordination durch ICNIRP-Gründungspräsident und WHO-Forschungskoordinator Repacholi.

Für den Studienbereich „Wirkungsmechanismen von EMF“, zu welchem auch Lerchls Studie gehörte, rapportierte am Ende der amerikanische Onkologe Vijayalaxmi dem Leiter des DMF, Wolfram König. Die Rapporteure sollten die Scientific Community des Wissenschaftszweigs Bioelectromagnetics repräsentieren, bzw. die anerkannte und herrschende Lehrmeinung. Lerchl wurde für drei Studien des DMF beauftragt, mit einem geschätzten Honorarvolumen von circa 1 Mio. EUR.

2. Explizite Fragen an die Forschung
Die ausdrücklich gestellten Fragen zu Lerchls Studie waren:
  • Können schwache, athermische EMF des (GSM-)Mobilfunks die Melatoninproduktion beim Menschen herabsetzen?
  • Wenn ja, spielt dabei (und damit möglicherweise bei anderen athermischen Effekten) die Pulsung (des GSM-Mobilfunks) eine besondere Rolle?
3. Implizite Fragen an die Forschung
Nicht ausdrücklich, sondern nur indirekt gestellt waren die Fragen, die sich im Zusammenhang mit wichtigen Wirkungen von Melatonin stellen:
  • Gibt es „Elektrosensibilität“ (Schlafstörungen durch EMF)
  • Können EMF Tumorwachstum und Tumorunterdrückung beeinflussen?
4. Nicht gestellte aber dennoch beantwortete Fragen
Lerchl hat auf mögliche, im Vergleich mit Erwachsenen erhöhte, Gefährdung von kleinen Kindern hingewiesen.

5. Explizite Vorgaben an die Forscher
Der Leiter des DMF hat ausdrücklich den Auftrag erteilt, nach Wirkungsmechanismen von athermischen EMF zu suchen, und es wurde in der Dosimetrie ausdrücklich Sorgfalt vorgegeben.

6. Implizite Vorgaben an die Forscher
Die Behauptung, dass athermische Effekte von EMF nicht möglich seien, wurde in den 1950er Jahren von Paul Herman Schwan als Dogma in die Welt gesetzt und ist bis heute unbewiesen geblieben. Schwan schlug damals die ersten Grenzwerte, vor dem Vorschlag der ICNIRP gültigen Grenzwerte vor (100 W/m^2). Schwans Behauptung ist aber als Dogma und Glaubenssatz der Bioelectromagnetics Wissenschaftler bis heute wirksam, und auch Prof. Lerchl scheint im anzuhängen. Wer dem Dogma nicht anhängt, der wird nie von einem Bioelectromagnetics Professor ein Diplom oder eine Promotion erhalten. Längst bevor ich von der Quelle des Dogmas erfahren habe, habe ich aus den Arbeiten der Biolelctromagnetics „Forscher“ den von mir so bezeichneten ersten Glaubenssatz der Bioelectromagnetics Wissenschaftler herausdestilliert: „Es kann und darf nicht sein, dass schwache EMF gesundheitlich relevante Effekte bewirken.“ In diesem Sinne und mit dieser Motivation gestaltete Lerchl wohl sein Experiment. Lerchl hat auch keine explizite Hypothese zu einer möglichen Wirkungsweise der Felder formuliert, obschon DMF-Leiter König ausdrücklich den Auftrag erteilt hat, nach Wirkungsmechanismen zu suchen, Wenn Lerchl nach dem ersten Glaubenssatz handelte, dann musste er glauben, ein athermischer Effekt sei nicht möglich und sei darum ohnehin nicht auffindbar, und wenn dennoch ein Effekt auftreten würde, dann sei dieser wohl irgendetwas, nur nicht athermisch. – Lerchls starker Glaube liess ihn bei seiner Arbeit das Thema verfehlen, nämlich Aussagen zu athermischen Effekte zu treffen.

7. Durchführung des Experiments
Lerchl hat das Experiment in einer Weise geplant, dass die Melatoninhypothese bestenfalls durch Zufall hätte bestätigt werden können:
  • Lerchl hat vom gesamten System der Melatoninproduktion einzig die ausführende Hormondrüse, das Pinealorgan, befeldet, und die gesamte Produktionssteuerung einschliesslich Sensoren und Memory (Innere Uhr) von der Befeldung ausgeschlossen.
  • Jedermann hätte auf Grund der untersuchten Objekts, nämlich des Pinealorgans in der Mitte des Hirns, erwartet, dass Lerchl ein Mobiltelefon simuliert hätte. Da das Pinealorgan an zentraler Stelle im Kopf liegt, wären Felder von Mobiltelefonen weit naheliegender als Ursache von Störungen bei Pinealorgan selbst denn Felder von Basisstationen. Lerchl hat stattdessen eine atypische Basisstationsstrahlung verwendet, was er verborgen hat.
  • Aus dem gesamten „Universum“ von Feldern im Alltag des Menschen hat Lerchl ausgerechnet eine nirgends angewandte Frequenz verwendet, nämlich exakt 1‘800 MHz.
  • Lerchl hat die Strahlung in einer ausser im Mikrowellenofen nie vorkommenden kontinuierlichen Form, sowie in einer lebensfremd simulierten, gepulsten Form, wie sie ebenfalls nie vorkommt angewandt.
  • Lerchl liess die gepulste Strahlung nur geringfügig, mit Crest-Factor 1,15, von der ebenfalls nur theoretisch vorkommenden kontinuierlichen abweichen, womit er den charakteristischen Unterschied der gepulsten von der kontinuierlichen Strahlung, nämlich dass bei gleichem SAR-Wert die gepulste Strahlung im Vergleich zur kontinuierlichen Strahlung markant hohe biologisch wirksame Strahlungsspitzen aufweist, elegant zum Verschwinden brachte.

    Die Vorgabe war, die Dosimetrie sorgfältig zu dokumentieren. Lerchl hat versteckt, dass er im Prinzip eine Basisstation simuliert hat, und nicht wie zu erwarten gewesen wäre, ein Mobiltelefon, und er hat den atypisch niedrigen Crest-Factor überhaupt verschwiegen. So ist es gerade nicht möglich, die Ergebnisse von Studien miteinander abzugleichen. Das ist ein wissenschaftlicher Skandal der zu Desinformation führt, speziell in einem Umfeld, in welchem auf Unterschiede zwischen den Charakteristika der Strahlung von Mobiltelefonen und der Strahlung von Basisstationen hingewiesen wird.
(Im nächsten Beitrag werde ich die Antworten der Forscher, die Verdichtung dieser Antworten für die Entscheidungsträger, sowie die Folgerungen und die (ausgebliebenen) Massnahmen beschreiben).

Eva Weber
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Beitrag von Eva Weber » 30. Januar 2010 21:25

DMF-Vorstellung in Berlin

Höchst erstaunt war ich, dass der Präsident des Bundesamts für Strahlenschutz Dr. Wolfram König bei Vorstellung seines DMF während zweier Tage nicht eine Minute anwesend war.

Wer aber z.B. die Rede des damaligen Umweltminister Gabriel hörte und Dr. Weiss von der kriminellen Energie, die in Bezug auf Forschung am Werke war, sprach, (wozu ich natürlich auf meine schriftlichen Fragen, was denn nun bekannt sei, der Bürger habe ein Recht dazu, wenn dies bei einer solch wichtigen, die Menschen im ganzen Lande betreffenden Veranstaltung, gesagt wird, keine Antwort bekam) kann sich eigentlich denken, warum er fernblieb!

Eva Weber

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