Difficile est satiram non scribere, - es ist mitunter schwierig, keine Satire zu schreiben. Ist Satire lustig oder ernst? Und wie ist diese Frage bei Realsatire zu beantworten?
Der Rapporteur für den Forschungsbereich „Wirkungsmechanismen“ des Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms (DMF), Vijayalaxmi, präsentierte an der Schlusskonferenz des DMF im Juni 2008 neben anderen Experimenten auch dasjenige von Lerchl, ab Seite 9 in http://www.emf-forschungsprogramm.de/ab ... alaxmi.pdf . Auf Seite 26 fasste er seine Eindrücke und Wertungen zu den Studien wie folgt zusammen:
- Die Untersuchungen sind elegant und gut durchgeführt (The investigations are elegant & conducted well)
Hierzu kommentieren wir: Lerchl gelang es, den für gepulste Felder atypisch niedrigen Crest-Factor von nur 1,15 auf elegante Weise zu verstecken, indem er ganz einfach verschwieg, dass er entgegen dem äusseren Anschein eine abnorm homogenisierte Basisstationssimulation anwandte. - Die Präsentationen sind ausgezeichnet (The presentations are excellent).
Unser Kommentar: Lerchl präsentierte tatsächlich technisch gelungene Fotos von der Befeldungsapparatur, weder verwackelt, fehlbelichtet noch unscharf eingestellt ( http://www.emf-forschungsprogramm.de/fo ... 020_AB.pdf , Seiten 6 und 7, und in Farbe Seite 2 von www.upkh.hr/doc/Article%20in%20JPR.pdf [dort möglicherweise illegal eingestellt]). Etwas Wichtiges fehlt aber, nämlich eine Darstellung der Feldcharakteristik des gepulsten Feldes. - Studien zu Sinnesorganen brachten neue Einsichten. (Studies on sensory systems gave new insights).
Kommentar: Lerchl hat nicht nur das Auge, von dessen Netzhaut normalerweise das Signal zur Melatoninproduktion an das Pinealorgan ursprünglich ausgeht, sondern überhaupt den ganzen Hamster elegant aus dem Experiment weg-isoliert. - Alle Daten haben weitere Fragen aufgeworfen, die beantwortet werden müssen. (All data raised more questions which need answers).
Kommentar: Das ist zumindest im Fall von Lerchl im Prinzip richtig. Nur wurden die Fragen, die sich bei Lerchls Daten aufdrängen, nicht ausformuliert, sondern gleich mit flapsiger Quasi-Antwort unter den Teppich gekehrt. Eine solche Frage wäre gewesen: Warum war bei der gepulsten Strahlung der Effekt gegenläufig zu dem Effekt der kontinuierlichen Strahlung? Lerchls Pseudo-Antwort war, dass beide Effekte unspezifisch thermisch seien. Das beantwortet aber nicht, weshalb bei gemäss ICNIRP angeblich identischen Strahlungen (beide Mal SAR-Wert = 2,7 W/kg) entgegengesetzte Reaktionen erfolgten. - Gute Wissenschaft stellt immer mehr Fragen als sie Antworten gibt. (Good science always raises more questions than answers)
Kommentar: Lerchl bemerkte im Bericht an das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ( viewtopic.php?p=44638#44638 ), dass Mobiltelefonstrahlung bei der maximal zulässigen Sendeleistung des Telefon das Pinealorgan von kleinen Kindern beeinflussen könnte. Das ist eigentlich eine Frage nach dem Genügen der vom Staat für verbindlich erklärten ICNIRP Grenzwerte. Eine scheinbare Antwort hat Lerchl selbst mitgelierfert: „ „Die Vorsorgepolitik des BfS wird daher durch diese Ergebnisse und die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung unterstützt.“. Nur ist leider keine derartige Vorsorgepolitik feststellbar, jedenfalls nicht in der Praxis. Mobiltelefone werden bedenkenlos kleinen Kindern abgegeben, auf keinem Beipackzettel zu einem Mobiltelefon habe ich je den Hinweisgesehen, dass vor dem Gebrauch des Geräts durch kleine Kinder gewarnt wurde. - Wir können nun einige Türen schliessen, sollten aber die Schlüssel nicht wegwerfen. (We may close some doors but we should not throw away the key).
Kommentar: Ach, welch wunderschöne poetische Formulierung für „Weiteren Erklärungsbedarf durch die Forschung gibt es zu Zeit nicht, wir verschrotten aber unsere Laborausrüstungen noch nicht, denn wer weiss, was die Zukunft bringt“. - Weitere Türen müssen wohl geöffnet werden, um in den grossen Raum zu gelangen.(More doors may need to be opened to get into the big room).
Kommentar: Welch feinsinnig-blumige Fortsetzung der Poesie. Lerchl müsste sich das für sein nächstes Experiment merken: Das Pinealorgan ist nur ein kleiner Teil des Hirns, selbst beim Hamster. Für das grosse Bild davon, was EMF im menschlichen Hirn anrichten können, reicht die Betrachtung isolierter Hamster-Pinealorgane tatsächlich nicht. - Die bestehenden Richtlinien/Grenzwerte sind dem Zweck angemessen, für den sie entwickelt wurden. (The current exposure guidelines are adequate for the purpose for which they were developed)
Kommentar: Was war es schon wieder, was Lerchl zur Wirkung von EMF von Mobiltelefonen auf kleine Kinder geschrieben hat? Siehe viewtopic.php?p=44638#44638 - Die Debatte über die Langzeiteffekte kann mit den in diesem Workshop präsentierten Daten nicht gelöst werden. (The debate on long-term effects may not be resolved from the data presented in this workshop)
Kommentar: Welch tiefe Wahrheit doch in diesem Satz steckt! Zu Langzeiteffekten reduzierter Melatoninproduktion können isolierte Pinealorgane wahrhaftig nichts aussagen, aber auch gar nichts. - Die Debatte wird im Zusammenhang mit epidemiologischen Studien kommen. (It has to come in the context of human epidemiological studies).
Kommentar: Wie wahr. Bei Tabak dauerten einige epidemiologische Studien vom Anfang bis zum Schlussbericht ungefähr ein halbes Jahrhundert, z.B. diejenige von Sir Richard Doll. Bei Tabak war es aber viel einfacher als bei EMF, Menge und Dauer der Exposition statistisch mit der Wirkung zu verbinden, erstens weil Rauchen nicht unbemerkt geschehen kann wie EMF-Exposition, und zweitens weil die meisten eindeutig rauchen oder eindeutig nicht rauchen, und weil bei den Rauchern die Dosis bzw. die Anzahl Glimmstängel meist konstant ist. Die Exposition gegenüber EMF variiert wohl jede Minute, und es gibt sehr zahlreiche Frequenzen, kombiniert mit zahlreichen Modulationsarten. Gemeinsam für viele Krebserkrankungen unabhängig von der Art der Ursache ist, dass die Zeit zwischen Exposition und Manifestation des Tumors Jahrzehnte dauern kann. Bis Resultate von Studien vorliegen, können bei sehr zahlreichen Personen Tumore verursacht worden sein.
- Standardisierung und Nachweis der Expositions-Systeme sind extrem wichtig für gute Forschung zu den Wirkungen hochfrequenter EMF.
Kommentar: War das ein Seitenhieb in Richtung Lerch, der nicht einmal offenlegte, ob er EMF eines Mobiltelefons oder EMF einer Basisstation auf die Pinealorgane anwandte? - Es ist nicht möglich, Leute zu überzeugen, die glauben, Mobiltelefone seien der menschlichen Gesundheit abträglich.
Kommentar: Ganz bestimmt ist Lerchls Experiment für keinen auch nur durchschnittlich intelligenten Menschen dafür ein gültiges Argument! Und: Warum schreibt Vijayalaxmi hier von Mobiltelefonen, wo Lerchl doch (unrealistisch simulierte) Basisstationsstrahlung anwandte?
Lerchls Studie wäre - wie oben betrachtet – nichts mehr und nichts weniger als ein mässig lustiger Wissenschaftswitz ( viewtopic.php?t=25107 ), wenn sie nicht Opfer hinterlassen würde:
- Je nach Berichtsversion wurden 320 oder 500 Hamster geköpft.
- Die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft wird mit derartigen Studien geopfert.
- Letztlich wird mit derartigen Studien die Gesundheit der „Elektrosensiblen“ geopfert.