Die Begleitstudie kann hier als PDF geöffnet werden: http://www.mobile-research.ethz.ch/var/ ... t_2011.pdf.
Auf das Projekt der AefU wurde neben anderem auch hier viewtopic.php?t=13181 aufmerksam gemacht.
Der volle Titel der Studie lautet: „Umweltmedizinische Beratungsstruktur im Praxisalltag: Machbarkeit, Bedarf und Nutzen – Begleitstudie“, sie wird unten als „Begleitstudie“ zitiert.
In Auftrag gegeben und mit CHF 100‘000 finanziert wurde die Studie von der Forschungsstiftung Mobilkommunikation (FSM), Zürich. Was sagt uns das?
- Es sagt zunächst einmal überhaupt nicht, dass alles falsch ist, was in der Begleitstudie steht.
- Dass hauptsächlich die Mobilfunkindustrie finanzierte, bedeutet dass hochfrequenter „Elektrosmog“ im Gigahertz- bzw. Mobilfunkbereich interessierte, und nicht oder kaum die Effekte anderer bzw. weniger hoch frequenter Felder.
- Es sagt nicht, dass die Auftragnehmer ausdrückliche Anweisungen erhalten haben. Die Auftragnehmer können sich aber selbst genau ausrechnen, dass sie nur dann Folgeaufträge erhalten werden, wenn die Folgerungen der Studie im Sinne der Auftraggeber sind.
- Als kritische Leser können wir uns unsererseits überlegen, welche Ergebnisse die Auftraggeber von der Studie unausgesprochen erwarten.
- Als kritische Leser analysieren wir den Text weiterhin darauf, mit welchen Methoden und mit welchen Worten die Autoren die Hypothese zu widerlegen versuchen, Exposition zu EMF könnte zur Beeinträchtigung von Befinden und Gesundheit von Menschen führen.
Nachdem wir uns dazu entschieden haben, dieses Mal in der Reihenfolge des kritisierten Textes vorzugehen, beginnen wir mit der am Textbeginn stehenden Zusammenfassung, greifen aber wenn möglich nicht den danach gesetzten Einzelheiten vor. Wir zitieren einzelne Sätze aus der Begleitstudie streng in der originalen Reihenfolge, und kommentieren sie jeweils gleich. Damit die Sätze nicht aus dem Zusammenhang gerissen werden, verweisen wir erneut auf den vollen Text in http://www.mobile-research.ethz.ch/var/ ... t_2011.pdf .
Begleitstudie: „ Das umweltmedizinische Beratungsnetzwerk (UMBN) ist ein Pilotprojekt unter der Trägerschaft des Vereins Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU). Es setzt sich aus einer zentralen telefonischer Anlaufstelle und aus umweltmedizinisch geschulten Grundversorgern (Netzärzte) zusammen, welche in verschiedenen Regionen der Schweiz in ihren bestehenden Praxen umweltmedizinische Abklärungen [...] “
Kommentar: Dieser eigentliche Aufwand des Netzwerks wurde gemäss der Angabe der Forschungsstiftung Mobilkommunikation nicht durch deren CHF 100'000 gedeckt. Die Arbeit des Netzwerks erforderte wohl ein grosses Mass durch Idealismus motivierte Gratisarbeit der Ärzte.
Begleitstudie: „ [...]nach einem standardisierten, einheitlichen Protokoll durchführen.
Kommentar: Wie vieles anderes fiel auch hier erst beim zweiten Lesen auf, dass dieses Protokoll nicht der Studie beilag, und dass auch nicht darauf verwiesen wird; unterliegt es möglicherweise einer Geheimhaltung? Wenn nach einem solchen “standardisierten, einheitlichen Protokoll“ gearbeitet wurde, dann müssten die Patientendaten medizinwissenschaftlich auswertbar sein. Vielleicht erfahren wir mehr dazu, wenn das Netzwerk seinen eigenen Bericht schreibt.
Begleitstudie: „Bei dieser Abklärung werden umweltbezogene, somatische und psychische Faktoren gleichermassen berücksichtigt [...]“
Kommentar: Hier fiel erst beim dritten Lesen auf, dass die umweltbezogenen Faktoren am Ende des Textes überhaupt nicht mehr ernst genommen wurden.
Begleitstudie: „Die Abklärung wird [...] durch einen zusammenfassenden Bericht abgeschlossen.“
Kommentar: Auch diese Berichte könnten für die medizinische Wissenschaft ausgewertet werden.
Begleitstudie: „Ziel der wissenschaftlichen Begleitstudie war, zu evaluieren, in welchem Ausmass die umweltmedizinische Beratung in Anspruch genommen wird und ob sie von Betroffenen als hilfreich erlebt wird.“
Kommentar: Hier drücken die Autoren aus, dass eine Auswertung für die medizinische Wissenschaft durch die Begleiter von der Forschungsstiftung nicht vorgesehen war, und dass wohl auch keine solche erfolgte. Eine solche Auswertung würde bedeuten, dass die erste Phase medizinischer Forschung, die Beobachtung, wenigstens teilweise überhaupt einmal nachgeholt würde. viewtopic.php?p=45928#45928 . Dieses wiederum wäre mit dem Risiko für die Geldgeber verbunden, dass Zusammenhänge zwischen EMF und Symptomen offensichtlich würden, und letztlich auch nachgewiesen werden.
Wir werden weiter unten sehen, dass von den Autoren dennoch einige interessante Daten erhoben und ausgezählt wurden.
Begleitstudie: „Bei Patienten, die Probleme wegen elektromagnetischen Feldern (EMF) hatten, war der Eindruck der ersten Konsultation bei einem Netzarzt grundsätzlich positiv. Sie fühlten sich ernst genommen und sind der Meinung, der Arzt habe ihr umweltmedizinisches Problem verstanden.“
Kommentar: Beim zweiten Lesen fiel der Widerspruch zu den protokollierten Aussagen der Fokusgruppe auf. Dem gemäss halten die Ärzte einen Zusammenhang zwischen EMF und Symptomen auf Grund der dosimetrischen Messungen für nicht gegeben, da die Exposimeter nur Werte weit unterhalb der Grenzwerte anzeigten. Wir werden darauf zurückkommen.
Begleitstudie: „Es konnte aber festgestellt werden, dass verschiedene Abklärungsverfahren im Laufe der Studien verfeinert und zielgerichteter eingesetzt wurden.“
Kommentar: Das betraf, gemäss dem zweiten Lesen, wohl nur die dosimetrischen Messungen.
Begleitstudie: „Wichtig ist die Einbettung in ein Netzwerk von Sachverständigen aus Medizin, Wissenschaft und Technik wie das zu einem grossen Teil jetzt schon der Fall ist.“
Kommentar: Mit „Sachverständigen aus ... Wissenschaft“ sind wohl die Wissenschaftler der Industrie gemeint, die sich hier selbst empfehlen
Begleitstudie: „ Ein vermehrter Einbezug von psychosomatischen Fachkenntnissen könnte hilfreiche Inputs für die weitere Optimierung der Behandlungen geben.“
Kommentar: Mit „Behandlungen“ ist wohl die kognitive Verhaltenstherapie gemeint, für welche Röösli wie eine Art Handelsreisender von Kongress zu Kongress tingelt. Der Vorschlag dieser Therapie beruht auf der Diagnose, „Elektrosensibilität“ sei gleich IEI-EMF (idiopathische Umweltunverträglichkeit mit Bezug auf EMF), viewtopic.php?p=43647#43647 . “vermehrter Einbezug von psychosomatischen Fachkenntnissen“ heisst mit anderen Worten, dass ein möglicher kausaler Zusammenhang von EMF und Symptomen verworfen wurde.
Begleitstudie: „Der weitere Betrieb eines UMBN lässt folgenden Nutzen erwarten:
• [...]
• Behandlungsansätze können erprobt und verfeinert werden.“
Kommentar: Auch hier dürfte die kognitive Verhaltenstherapie gemeint sein, auf deren verdeckte, weder für die Ärzte noch für die Patienten erkennbare Anwendung im Rahmen des Projekts noch zurückgekommen wird.
Begleitstudie „
• Patienten fühlen sich ernst genommen und besitzen eine kompetente Ansprechperson.“
Kommentar: Wenn die Patienten den Abschluss der Begleitstudie vorher gekannt hätten, hätten sie sich statt ernst genommen veräppelt gefühlt.
Begleitstudie: „
• Bei einem grösseren Bekanntheitsgrad der Beratungsstelle werden sich Patienten eventuell bereits in einem früheren Stadium ihrer Krankheit melden. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, eine Behandlung bereits dann einzuleiten, wenn die Leiden weniger chronifiziert sind und eine Krankheitstheorie weniger stark gefestigt ist“
Kommentar: Der wahre Sinn dieser Passage wird erst am Ende des kritisierten Textes klar.
In der Vergangenheit war es üblich, die von den Patienten ausgesprochene Vermutung, EMF seien die Ursache der Leiden, als die eigentliche Krankheit zu bezeichnen, d.h. als eine Art von mildem Wahn. Die entsprechenden Therapieversuche mit Neuroleptika mussten erfolglos bleiben, da „Wahn“, „überwertiges Denken“ etc. überhaupt nicht vorlagen, sondern als Diagnosen lediglich eine Vorgabe waren.
Eine modernere Diagnosevorgabe ist falsche Kognition, die mit kognitiver Verhaltenstheorie therapiert werden könne. Die falsche Kognition der Patienten soll darin bestehen, dass sie eine Wirkung von EMF für möglich halten, auch wenn die EMF weit unter dem (thermischen) Grenzwert liegen. Auch dieses wird sich dann als massenhafte Fehldiagnose erweisen, wenn nicht thermische Effekte nachgewiesen werden, die von den Grenzwerten nicht erfasst werden, d.h. wenn der Zusammenhang der von den Patienten hundertfach beobachteten Exposition zu EMF mit den daraufhin eintretenden Symptomen bestätigt wird. Die kognitive Verhaltenstherapie arbeitet wenigsten nicht mit gefährlichen Medikamenten, und sie wird sogar als wohltuendes Wellnessprogramm praktiziert. Es wird den Patienten lediglich eingeredet und vordemonstriert, dass die EMF unmöglich wirken könnten, da sie gemäss „Exposimeter“ weit unterhalb der (thermischen) Grenzwerte lägen. – Wir werden darauf im Einzelnen zurückkommen.
Begleitstudie: „
• Fachstellen im Umweltbereich, die keine Kompetenzen im Umgang mit Patienten haben aber dennoch von diesen um Hilfe angegangen werden, können Betroffene an eine zentrale Stelle verweisen.
Kommentar: Ist damit ein Ersatz der Luzerner Sprechstunde von Gebbers http://www.Sprechstundemobilfunk.ch gemeint, die wohl bei den EMF-Geschädigten kein Vertrauen mehr geniesst?
Begleitstudie: „
• Die Vernetzung von Experten und Fachstellen im Bereich von umweltbezogenen
Gesundheitsstörungen wird erleichtert.
Kommentar: Ist damit ein Netzwerk von Gleichrangigen gemeint, oder eine hierarchisch „von oben nach unten“ erfolgende Indoktrination der Ärzte durch die „eingeweihten“Wissenschaftler wie Röösli und durch Propagandisten wie forum-mobil.ch viewtopic.php?p=46137#46137 ?