Lerchl, Einfalt, Manipulation von Krebsstudien?

Wuff

Lerchl, Einfalt, Manipulation von Krebsstudien?

Beitrag von Wuff » 13. Juli 2011 08:47

Lerchl, Einfalt, Manipulation von Krebsstudien?

Nachdem ich auf eine Studienkritik zu Prof. Lerchls Studie mit den amputierten Hamster-Zirbeldrüsen hingewiesen hatte (hier: http://www.hese-project.org/Forum/allg/ ... hp?id=2115 ), erinnerte ich mich an eine andere Studienkritik desselben Kritikers zum selben Studienautor: http://www.stiftung-pandora.eu/download ... lerchl.pdf .

Wir wollen uns diese Kontroverse einmal ansehen. Zum Einstieg zitiere ich aus der Studienkritik:

“Die Annahme, dass ein halbwegs intelligenter Mitarbeiter im Verlauf von ca. 40 Wochen nicht in der Lage sein sollte herauszufinden, in welcher der beiden im selben Raum befindlichen Expositionsanlagen die bestrahlten und in welcher die scheinbestrahlten Mäuse hausen, dürfte an Einfalt kaum überbietbar sein. Dafür, dass die Versuche in Wirklichkeit ohne „Verblindung“ durchgeführt wurden, gibt es durchaus Belege.“

Diese zwei Sätze sind hoch brisant. Dahinter verbirgt sich die auf eine Analyse des öffentlich verfügbaren Zahlenmaterials zu den kritisierten Studien begründete Vermutung, Lerchls Krebsstudien an Mäusen im Rahmen des Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms könnten manipuliert worden sein.

Die von diesem Verdacht betroffenen Studien sind:

GSM-Strahlung: http://www.emf-forschungsprogramm.de/fo ... 0_AB_b.pdf

UMTS-Strahlung: http://www.emf-forschungsprogramm.de/fo ... 060_AB.pdf

Wuff

War eine Entblindung möglich?

Beitrag von Wuff » 15. Juli 2011 18:09

War eine Entblindung möglich?

Die Experimente wurden so genannt verblindet durchgeführt, d.h. den Mitarbeitern wurde bis nach der Auswertung nicht mitgeteilt, welche der beiden mit und welche ohne Strahlung war.

Worauf stützt sich die Aussage, dass es einigermassen leicht war, innerhalb von ca. 40 Wochen herauszufinden, welche der beiden Expositionsanlagen strahlte und welche nicht? Wer die Anlagen (englisch: Radial Waveguide, für radiale Wellenführung) in fotografischer Abbildung sieht, der erkennt, dass beispielsweise sehr leicht mit einem einfachen Messgerät gemessen werden konnte, wo GSM- bzw. UMTS-Strahlung war und wo nicht.

Abbildungen zum GSM900-Experiment:
http://www.bmu.de/files/english/pdf/app ... kt3_en.pdf
Seite 4: Schemabild
Seite 5: Foto: Käfige mit Metallhülle, Strahler im Zentrum, sichtbare Wasserflaschen, Gitternetz für Licht, Abluft und um zu verhindern, dass Strahlung nach aussen dringt.

http://www.fgf.de/english/publications/ ... t_Nr18.pdf
Seiten 12 und 13: Weitere Abbildungen.

Abbildung zum UMTS-Experiment
http://www.bioone.org/doi/abs/10.1667/RR0857.1
Unten auf dieser Seite Figur 1 anklicken: Hier sind beide Waveguides nebeneinander sowie ungefähr ein Viertel der Wände des Raums sichtbar. Die Bestrahlung wurde nicht abgewechselt, sondern blieb während der circa 42 Wochen, in denen die Versuchstiere in den Käfigen lebten und starben, konstant in einer Anlage eingeschaltet und in der anderen ausgeschaltet.

Für die Fütterung, Pflege und Kontrolle der Versuchstiere mussten immer wieder Labormitarbeiter den Raum betreten. Da solche Arbeiten nicht nur von Montag bis Freitag stattfinden konnten, ist nicht damit zu rechnen, dass der Versuchsleiter in der Lage war zu verhindern, dass irgendjemand irgendeinmal gemessen hat, welche der beiden Anlagen strahlte und welche nicht.

Wuff

Ergänzung zur Kritik von Prof. Adlkofer (1)

Beitrag von Wuff » 17. Juli 2011 15:12

Nachtrag zu den beiden ersten Beiträgen:
Im izg(?)mf-Forum wurde diese Kritik thematisiert, und es wurde und wird wie gewohnt überwiegend mit persönlichen Ausfällen vom Sachlichen abgelenkt, mit der Ausnahme einer Bitte von Spatenpauli an Lerchl, folgendes zu kommentieren: „Wichtig sind die Behauptungen, dass a) die Verblindung bei Lerchl leicht zu knacken gewesen sei, und b) die Experimente möglicherweise unverblindet durchgeführt wurden.“
Lerchl antwortete zu a): „Natürlich hätten wir jederzeit die Verblindung knacken können. […]“. Zu b) vergass Lerchl zu antworten.

Ergänzung zur Kritik von Prof. Adlkofer (1)
Mit einer möglichen Verursachung und Förderung von Krebs durch EMF befasse ich mich von Ausnahmen abgesehen (Beitrag im izg(?)mf, als ich dort noch nicht gesperrt war: http://www.izgmf.de/Aktionen/Meldungen/ ... n_iii.html ) eigentlich kaum, denn wer sich nicht heillos verzetteln will, der muss sich konzentrieren, und ich konzentriere mit auf akute Effekte von EMF, also auf die Phänomene, welche die „Forscher“ mit „Elektrosensibilität“, EHS oder IEI-EMF beharrlich falsch etikettieren.

Nun ist mir zu Lerchls Mäusestudien aufgefallen, dass diese Mäuse als Modell für den Einfluss von EMF auf den Menschen genommen werden, und dass diese an einem Krebs erkranken, der beim experimentell verwendeten Mäusestamm aus einer ganz anderen Ursache als EMF und mit Sicherheit mit einem ganz anderen Wirkmechanismus entsteht.

Bis heute wurden beim Menschen exakt 512 Krebsarten gezählt, alle mit unterschiedlicher Ätiologie (Verursachung) und unterschiedlichem Verlauf.
Im deutschen Sprachgebrauch werden unter „Lymphomen“ gutartige und bösartige Lymphdrüsenkrebse verstanden, während im Englischen unter „Lymphoma“ nur bösartige fallen.

Zum spezifischen Lymphdrüsenkrebs (bösartiges Lymphom), zu welchem die AKR/J-Mäuse von Lerchl durch eine defekte DNA neigen, steht in Lerchls Studien nicht, ob es mit einem menschlichen Lymphdrüsenkrebs identisch sei.

In http://de.wikipedia.org/wiki/Lymphom werden unter C81 bis C85 der ICD-10 mindestens fünf verschiedene bösartige Haupt-Lymphome aufgezählt, und wer weiss, wie viele es in der ICD-11, dem Nachfolgeverzeichnis aller menschlichen Krankheiten der WHO, sein werden.



(Ich muss hier vorläufig abbrechen, denn der Spamfilter scheint mir einen Streich zu spielen)

Wuff

Ergänzung zur Kritik von Prof. Adlkofer (2)

Beitrag von Wuff » 18. Juli 2011 13:48

Ergänzung zur Kritik von Prof. Adlkofer (2)

Der direkte Link zum Abschnitt des englischsprachigen Wikipedia-Artikels wurde vom Spamfilter von Gigaherz zurückgewiesen, weshalb man selbst in http://en.wikipedia.org/wiki/Lymphoma zum Abschnitt „World Health Organization gehen muss. (Der Grund für die Zurückweisung war Rautezeichen oder "Gartehag").

Hier finden wir - zwar in Englisch - noch viel mehr bösartige Lymphome, insgesamt einige Dutzend. Lerchl hat nur ein Mäuse-Lymphom auf EMF untersucht, aber ob dieses typisch für den Menschen ist, und ob es beim Menschen überhaupt genau so vorkommt, sagt er nicht. Auch wenn Lerchl dazu stumm bleibt: Einige Hinweise auf die Bedeutung des untersuchten Lymphoms für den Menschen und zur Übertragbarkeit seiner Ergebnisse auf den Menschen wären hilfreich gewesen, um seine Studie richtig einordnen zu können.

Kann eine Lymphomart aus mehreren Dutzend vorkommender Lymphome repräsentativ für alle sein? Kann bei derartiger Beschränkung ein Leukämierisiko aus EMF für den Menschen gültig ausgeschlossen werden, was die „Forschung“ zwar nicht direkt behauptet aber ziemlich eindringlich suggeriert?

Die Latenzzeit des vererbten Lymphoms beträgt bei den AKR/J-Mäusen circa 4 Wochen bis 1 Jahr nach der Geburt. Wie lang ist die Latenzzeit bei Auslösung durch EMF? Lerchl sagt nichts dazu. Dabei wäre dieses ein wichtiger Punkt:
  • Der Auslösung von Lymphomen durch EMF liegt wohl ein anderer Wirkmechanismus zu Grunde als der Auslösung durch vererbte Veranlagung.
  • Ob EMF solchen Krebs überhaupt unmittelbar auslösen können, war Gegenstand des Experiments. Bei diesem fehlenden Wissen ist auch der allfällige Wirkmechanismus für die Auslösung durch EMF noch unbekannt. Es verbietet sich, diesen unbekannten EMF-Wirkmechanismus mit dem Wirkmechanismus für die Auslösung durch vererbte Veranlagung gleichzusetzen.
  • Wenn die experimentell angewandte Strahlung ohnehin relativ schwach ist, dann wäre für EMF als Ursache eine längere durchschnittliche Latenzzeit bis zur Auslösung eines Lymphoms plausibel als bei extrem starker und so gut wie hundertprozentig sicher wirkender Veranlagung zu Lymphomen.
  • Wer sagt uns, dass bei Auslösung durch EMF die Latenzzeit ähnlich kurz (4 bis 52 Wochen) wie bei vererbter Veranlagung zu Lymphomen? Die Latenzzeit bei EMF hätte vor dem Experiment an anderen Mäusen ermittelt werden müssen.
  • Wer sagt uns, dass wenn EMF Lymphome auslösen würden, dass sie dann ausgerechnet das bei den AKR/J-Mäusen vererblich ausgelöste Lymphom und nicht ein anderes auslösen?
  • Unter der Annahme, die Latenzzeit zur Entstehung von Lymphomen bei Verursachung durch EMF sei länger bei durch Vererbung verursachter Auslösung, hätten die EMF bei AKR/J-Mäusen sozusagen gar keine Chance, Lymphome auszulösen, weil die Lebenszeit der AKR/J-Mäuse durch die ererbte Neigung zu Lymphome auf circa ein Jahr beschränkt ist. Die Mäuse würden durch vererbten Krebs sterben, bevor sie durch EMF verursachten Krebs überhaupt in signifikantem Ausmass entwickeln könnten.
  • Und nochmals: Warum sollten EMF genau dieses Mäuse-Lymphom fördern, und nicht eines der vielen anderen Lymphome?
Fazit aus diesen Punkten: Der Studientitel „No effects of GSM-modulated 900 MHz electromagnetic fields on survival rate and spontaneous development of lymphoma in female AKR/J mice“ kann auch so verstanden werden, dass er nicht nach durchgeführtem Experiment das Resultat des Experiments verkündet, sondern die vom Experiment unabhängige Feststellung, dass die schwache Strahlung überhaupt keine Chance hat, bei AKR-Mäusen dem vererbten Krebs zuvor zu kommen oder sich gar statistisch feststellbar zu manifestieren. :-)

Eva Weber
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Blindes Vertrauen

Beitrag von Eva Weber » 19. Juli 2011 21:33

Bezugnahme auf den von Wuff erstellten Erstbeitrags dieses Stranges.

Lerchl, Einfalt, Manipulation von Krebsstudien?

Hier geht es um Verblindung. Wuff brachte folgendes aus einer Studienkritik stammende Zitat:

"Die Annahme, dass ein halbwegs intelligenter Mitarbeiter im Verlauf von ca. 40 Wochen nicht in der Lage sein sollte herauszufinden, in welcher der beiden im selben Raum befindlichen Expositionsanlagen die bestrahlten und in welcher die scheinbestrahlten Mäuse hausen, dürfte an Einfalt kaum überbietbar sein. Dafür, dass die Versuche in Wirklichkeit ohne "Verblindung" durchgeführt wurden, gibt es durchaus Belege."

Hierzu äußert sich Prof. Lerchl in einem Beitrag
unter "Adlkofer zu Lerchl-Studien: schlechte Verblindung?"
http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=46867
folgendermaßen:

"Also, um es ganz klar zu sagen:

1) Natürlich hätten wir jederzeit die Verblindung knacken können.
2) Natürlich könnten wir im laufenden Experiment jederzeit die Verblindung knacken.
3) Natürlich kann das jeder, der solche Experimente durchführt, auf einfachste Weise tun: HF-Diode, Voltmeter, fertig.
3) Darum geht's aber gar nicht, denn wir WOLLEN die Verblindung nicht knacken!"


Der Beweis, dass ordnungsgemäß verblindet war, ist also tatsächlich nur, DASS MAN DIE VERBLINDUNG NICHT KNACKEN WOLLTE.

Ist also Verblindung mehr eine Vertrauensfrage bzw. eine Glaubensfrage?

Gesteht dies Herr Prof. Lerchl auch anderen Wissenschaftlern und deren Labormitarbeitern zu? Oder nimmt er das nur für sich und seine Mitarbeiter in Anspruch?

Die Erläuterung dazu gibt Christopher in seiner Antwort
http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=46868

"Inwiefern hätte eine Entblindung das Ergebnis bei einer Studie, bei der keine signifikanten Unterschiede zwischen befeldeter und Referenzgruppe gefunden wurden, überhaupt beeinflussen können? Um zu Ergebnissen zu kommen, bei denen beide Gruppen gleich aussehen, muß ich doch gar nicht wissen, welche Gruppe befeldet wird."

Um Herrn Prof. Lerchl zu zitieren: "Das ist mal ein Aha-Erlebnis, vielen Dank!"

Ja, sind denn die Ergebnisse schon im Voraus bekannt?

Eva Weber

Wuff

Blindes Vertrauen statt gegenseitige Qualitätskontrolle

Beitrag von Wuff » 20. Juli 2011 09:06

Blindes Vertrauen statt gegenseitige Qualitätskontrolle

Eva Weber hat geschrieben: Ja, sind denn die Ergebnisse schon im Voraus bekannt?

Eva Weber
Es kommt darauf an, wie man "Ergebnisse" definiert. Im Maus experiment könnten die Ergebnisse bis zu einem gewissen Grad gemacht sein, denn eine Entblindung war leicht möglich, und der Entscheid, ob und wann eine Maus an Lymphom erkrankt ist, war weitgehend subjektiv. Aber dazu im Einzelne später.

Wie die Ergebnisse aussehen sollen, ob sie die Dogmen stützen oder umwerfen sollen, das weiss ein wissenschaftlicher Mitarbeiter aus den Äusserungen seines Professors meist sehr rasch.

Einige Dogmen von einigen in Bioelectromagnetics Tätigen vertretene Dogmen habe ich in http://www.hese-project.org/Forum/allg/ ... hp?id=2160 aufgezählt:
Eigenzitat:
  • es sei überhaupt nicht möglich, dass schwache hochfrequente Felder biologische Wirkungen hätten,
  • dass wer Mikrowellen nicht wahrnehmen könne, durch EMF nicht beeinträchtigt werden könne,
  • dass fMRI-Abbildungen eine Aussage über den Inhalt von Hirnaktivitäten geben,
  • dass das Verhalten amputierter Hormondrüsen alles über die Funktionsweise eines ganzen Hormonsystems aussagen,
  • etc., usw., usf.


Wie kommt es, dass solche Dinge ernsthaft vertreten werden?
„Keine gegenseitige Qualitätskontrolle!“, ist die Antwort.
Unter Bioelectromagnetics Wissenschaftlern findet eine solche so gut wie nicht statt.
„Keine gegenseitige Qualitätskontrolle“ ist auch ein neuerer Strangtitel bei izg(?)mf.de.
Raylauncher schreibt in http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=46934 :

„Wie soll denn einer, der selbst Substanzloses produziert einen anderen korrigieren, der im Prinzip das Gleiche macht? Wenngleich vielleicht aus einer anderen Motivation heraus; aufgrund mangelnden Sachverstands oder aus Kalkül.
Das ganze System ist m.M. aus Betrug und Selbsttäuschung aufgebaut und hält sich nur, weil es genügend Leute gibt, die:
1.) das nicht durchschauen,
2.) denen die vertretenen Auffassungen ins Konzept passen und ihre Ideologie stützen oder
3.) die selbst davon zu profitieren glauben.“


Raylauncher meint zwar (Mobilfunk-)Kritiker, aber der Text passt wie massgeschneidert auf den Bioelectromagnetics-„Forschungs“-Betrieb.

In der Wissenschaft sollte die gegenseitige Qualitätskontrolle durch den Peer-Review-Prozess stattfinden, wobei „Peer-Review“ mit „Begutachtung durch Fachkollegen“ zu übersetzen ist. Zum Frage, ob dieser Begutachtungsprozess in Bioelectromagnetics funktioniert, vorab einmal ein Zitat aus Prof. Adlkofers Studienkritik an Lerchls Mäusestudien:

„Die Publikation dieser irreführenden Arbeiten in wissenschaftlichen Fachzeitschriften ist übrigens ein Beleg dafür, dass der von Prof. Lerchl als so wichtig angesehene Peer-Review-Prozess in der Mobilfunkforschung zur Farce geworden ist und entgegen seiner Meinung keinerlei Qualitätsmerkmal darstellt. Da das BfS diese Arbeiten, die den erbärmlichen Zustand der Mobilfunkforschung erneut belegen, gefördert hat und deren Ergebnisse zur Verharmlosung der Mobilfunkstrahlung auch nutzt, dürfen Zweifel geäußert werden, ob dieses Amt dem Anspruch einer wissenschaftlichen Einrichtung überhaupt genügt.“

Eva Weber
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Beitrag von Eva Weber » 20. Juli 2011 12:10

Zitat von Wuff:
"Raylauncher meint zwar (Mobilfunk-)Kritiker, aber der Text passt wie massgeschneidert auf den Bioelectromagnetics- "Forschungs"-Betrieb."

Raylauncher schreibt in http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=46934

Wie soll denn einer, der selbst Substanzloses produziert einen anderen korrigieren, der im Prinzip das Gleiche macht? Wenngleich vielleicht aus einer anderen Motivation heraus; aufgrund mangelnden Sachverstands oder aus Kalkül.
Das ganze System ist mM. aus Betrug und Selbsttäuschung aufgebaut und hält sich nur, weil es genügend Leute gibt, die:
1.) das nicht durchschauen,
2.) denen die vertretenen Auffassungen ins Konzept passen und ihre Ideologie stützen oder
3.) die selbst davon zu profitieren glauben."


Wie Wuff sagte, passt der Text wie maßgeschneidert auf den Bioelectromagnetics-"Forschung"-Betrieb. Ich erlaube mir dies zu erweitern auf die gesamte Mobilfunkindustrie.

Zu 1): Wenn wenige Experten und eine Handvoll Umweltmediziner zusammen mit dem IZMF, Politik und Ärzteschaft unter ihrem Einfluss haben und wenn von 134 Studien nur 17 den gestellten Anforderungen entsprechen, braucht es nicht sehr viel,
dieses gut funktionierende System zu durchschauen!

Zu 2) Die vertretenen Auffassungen und Taten passen haargenau ins Konzept und zur Ideologie einer immensen, sich rasant ausbreitenden Technik, getragen von einer Wirtschaftsmacht, die auch nur die geringsten Auswirkungen von EMF entschieden in Frage stellt, ja ablehnt. Evtl. Auswirkungen in die Zukunft verschiebt, etwa 30 - 40 Jahre.
Ideololgie und Konzept zur Durchführung passen voll auf die Mobilfunkindustrie.

Zu 3) Ohne Zweifel profitiert hiervon eine uneingeschränkt agierende Industrie, gestützt durch den "Strahlenschutz". Von "Profitstreben" der wenigen Kritiker, Wissenschaftler die Einwirkungen im nichtthermischen Bereich belegen oder diese auch nur für möglich halten und vor allen Dingen auch stets von Betroffenen zu sprechen, ist nichts anderes, als mit dem Finger auf Kritiker zu deuten, um von eigenen, teils bereits seltsamen Verhalten, abzulenken.
Der Profit liegt doch ganz offensichtlich nicht auf der Seite der Kritiker.

In http://www.hese.project.org/Forum/allg/ ... hp?id=2079 stellte ich an Raylauncher folgende Frage:

"Was würde die Mobilfunkindustrie machen, wenn zu Tage träte, dass die Infrastruktur des Mobilfunks die Lebensqualität massiv beeinflusst und die Menschen auf Dauer krank macht? Haben Sie eine Antwort darauf?"

Meine heutige Frage, was täte man, wenn sich nicht abzutuende Gefahren durch das Handy aufzeigen würden, ist ja hinreichend beantwortet. Möglichst nah den Mobilfunkmast an das Handy, keinesfalls der Rat es weniger zu benutzen. Im Übrigen sind wir ja doch nur bei "möglicherweise"!

Eva Weber

Wuff

Ergänzung zur Kritik von Prof. Adlkofer (3)

Beitrag von Wuff » 21. Juli 2011 16:03

Ergänzung zur Kritik von Prof. Adlkofer (3)

Die vorangehenden Beiträge erreichten nicht die höchsten Standards an Feinheit und Eleganz. Hier kommt die Kritik aber noch gröber – nicht sprachlich, aber inhaltlich mit geradezu brutal krassen Verhältnissen.

Wir gehen hier vom Begriff der Inzidenz aus. Die Inzidenz ist bei Krebs eine wichtige statistische bzw. epidemiologische Grösse. Die Inzidenz wird definiert als
  • Inzidenz = Neuerkrankungen / Zeitspanne * betrachtete Population
In Worten wird die Inzidenz ausgedrückt als „Anzahl der Neuerkrankungen pro Jahr auf 100‘000 Einwohner“ .
(Die Inzidenz ist nicht zu verwechseln mit der Prävalenz, welche die Anzahl der zu einem bestimmten Zeitpunkt Erkrankten auf 100‘000 Einwohner bezeichnet, ausgedrückt als „Erkrankte zum Zeitpunkt x auf 100‘000 Einwohner“.)

Die Inzidenz der Lymphome für AKR/J-Mäuse beträgt circa 100%. Das bedeutet in Worten ausgedrückt, dass nahezu alle AKR/J-Mäuse in ihrem ersten Lebensjahr ein Lymphom entwickeln. Die Ursache dieser extremen Inzidenz ist ein Gendefekt.

Die Inzidenz der Lymphome für Menschen beträgt circa 15 Neuerkrankungen auf 100‘000 Einwohner, und die Überlebenszeit ist meist 5 bis 10 Jahre. In Prozent ausgedrückt ist diese Inzidenz 0,015% Neuerkrankungen pro Jahr.

Wie sieht nun die natürliche Inzidenz bei anderen Mäusen als bei den speziell gezüchteten AKR/J-Mäusen aus? Ohne im Moment über konkrete Zahlen zu verfügen, schätze ich ähnliche Verhältnisse wie beim Menschen, d.h. nur sehr wenige Erkrankungen, d.h. wesentlich weniger als eine Erkrankung auf 100 Mäuse, - als willkürliche und hoch gegriffene Schnaps- und Hilfszahl für die weiteren Betrachtungen wählen wir 0,1%.

Und wie sehen die Verhältnisse unter EMF-Exposition aus? Alle Studien mit Menschen weisen - wenn überhaupt - nur eine geringe zusätzliche Inzidenz von Lymphomen gegenüber dem natürlichen Auftreten aus. Wenn wir dieses auf Mäuse übertragen, können wir für normale Mäuse (nicht AKR/J-Mäuse) für die Inzidenz eine willkürliche Schnaps- und Hilfszahl von hoch gegriffenen 0,5% für EMF-induzierte Lymphome einsetzen.

Für die Auslösung von Lymphomen durch EMF müssen wir einen anderen Wirkmechanismus als für die Auslösung durch das defekte Gen der AKR/J-Mäuse annehmen. Auch wenn der Wirkmechanismus für EMF unbekannt ist, können wir nicht denselben wie für den Gendefekt annehmen. Wir nehmen daher auch bei den AKR/J-Mäusen denselben Wirkmechanismus für die Auslösung durch EMF wie bei den normalen Mäusen an, und damit auch dieselbe Inzidenz in Höhe von 0,5%.

Wenn nun bei den AKR/J-Mäusen gleichzeitig eine Inzidenz von 100% für geninduzierte Lymphome und eine von 0,5% für EMF-induzierte Lymphome wirken, dann kann die kleinere Inzidenz unmöglich statistisch aus der gesamten Populationsgrösse von 160 Versuchstieren herausgefiltert werden, denn den circa 160 durch Gendefekt erkrankten Mäusen steht circa 2/3 Maus gegenüber, die durch EMF erkrankt sein könnte. – Dieses ist das eingangs angedeutete brutal krasse Zahlenverhältnis, welches es unmöglich macht, aus diesen so gestalteten AKR-/J-Mäuseexperimenten statistisch signifikante Aussagen zur Wirkung von EMF auf Lymphome zu gewinnen. Anders ausgedrückt sind die 160 AKR/J-Mäuse am Gedefekt gestorben, bevor EMF überhaupt eine Chance hatten, auch nur eine ganze Maus zu töten. Um dieses zu erkennen, bedarf es nicht einmal eines besonders grossen Vorstellungsvermögens.



Warum auch ein Experiment mit der zehn- oder hundertfachen Menge an AKR/J-Mäusen nichts wirklich Gutes wäre, erkennen wir aus dem nächsten Beitrag.

Wuff

Ergänzung zur Kritik von Prof. Adlkofer (3)

Beitrag von Wuff » 24. Juli 2011 17:21

Ergänzung zur Kritik von Prof. Adlkofer (3)

Bei Lerchls Studien ging es um Non-Hodgkin-Lympome, die selten sind, und beim Menschen meist erst spät auftreten, das mittlere Erkrankungsalter ist bei Frauen 70 und bei Männern 75 Jahre. (Hodgkin-Lymphome sind eine noch seltenere Sonderform von Lymphom, von der hier nicht die Rede ist.) Wenn wir das hohe Erkrankungsalter als Indiz für eine lange Latenzzeit gegenüber EMF-Einwirkung nehmen, dann hätten die Lymphome eine lange Latenzzeit, d.h. die Zeit zwischen Schädigung durch EMF bis Auftreten von Lymphom-Symptomen wäre lange. Eine Maus lebt vielleicht vier bis fünf Jahr, AKR/J-Mäuse maximal nur circa 1 Jahr.

Zur Krebs-Latenzzeit bei nichtionisierender Strahlung kann man nur spekulieren. Keine Spekulation ist die Latenzzeit bei radioaktiver Strahlung. Hierzu ein kurzer Text des BfS ( http://www.bfs.de/de/ion/wirkungen/leukaemie.html ): “Zwischen der Bestrahlung und dem vermehrten Auftreten von Krebserkrankungen besteht eine Latenzzeit, die für die einzelnen Krebsarten unterschiedlich lang ist. Die kürzesten Latenzzeiten werden für strahlenbedingte Leukämien und Schilddrüsenkrebserkrankungen beobachtet. Bei einer Bestrahlung im Kindesalter werden die kürzesten Latenzzeiten für Leukämien und Schilddrüsenkrebs mit zwei bis drei Jahren angegeben. Im Mittel wird mit acht Jahren gerechnet. Für die anderen Krebsarten liegen die Latenzzeiten über zehn Jahren.“ Diese Latenzzeiten liegen immer noch weit über der Lebensdauer der AKR/J-Mäuse. Es keine Hinweise darauf, dass die Latenzzeit für Lympome aus EMF bei Mäusen kürzer als ein Jahr wäre, also kürzer als die Latenzzeit für den genetisch bedingten Ausbruch bei AKR/J-Mäusen, weder bei normalen Mäusen noch bei AKR/J-Mäusen.

Selbst mit zehn oder hundert Mal mehr Versuchstieren, die nahezu alle an Lymphomen erkrankt wären, wären die möglicherweise EMF-induzierten Lymphome kaum aus den genetisch verursachten herauszufiltern gewesen. Der Unterschied wäre nicht eine Verbesserung der Signifikanz der Ergebnisse gewesen, sondern eine Verzehnfachung oder Verhundertfachung von mutwillig einem Leben mit Krebserkrankung ausgesetzten Tieren.

Jetzt schreiben wir schon die längste Zeit von AKR/J-Mäusen. Was unterscheidet diese von der normalen Maus?
Diese Mäuse sind eine Schöpfung der Jackson Laboratories, die sich in den USA mit 1400 Mitarbeitern der genetischen Forschung und Anwendung bei Säugetieren widmen, http://www.jax.org/about/index.html . Zu diesen Tieren wurden die ganzen Genome entziffert und nutzbar gemacht, http://www.informatics.jax.org/ . Die AKR/J-Mäuse werden allgemein beschrieben http://jaxmice.jax.org/strain/000648.html , und auch bis ins letzte Detail http://phenome.jax.org/db/q?rtn=strains ... trainid=15 . Die AKR/J-Mäuse entwickeln durch ein ins Genom eingebautes Virus bereits im ersten Lebensjahr Lymphome. Man könnte sich hier in die Tiefe gehend informieren.

Wer solche Tiere bestellt, der gibt dem Zuchtbetrieb den Auftrag, Tiere gebären zu lassen, die nicht ein normales Leben führen werden, sondern innerhalb ihres ersten Lebensjahres an Krebs erkranken, und ohne Euthanasierung auch an Krebs sterben.

Leiden dieses Mäuse, wenn das Lymphom ausbricht? Wenn wir vom Menschen ausgehen und auf die Mäuse übertragen, dann ist das Leiden in der Anfangsphase gering, und wenn es bei Mäusen anders wäre als beim Menschen, dann in Lerchls Experimenten nur für kurze Zeit, denn die Mäuse wurden regelmässig untersucht und jeweils ausgeschieden und euthanasiert, sobald lymphomtypische Symptome wie tastbare Lymphome, Atemnot, Gewichtsverlust oder struppiges Fell auftraten. Den nach 43 bzw. 46 Wochen nicht sichtbar erkrankten noch lebenden wenigen Mäusen wurde die auf Grund des Gendefekts unweigerlich eintretende Erkrankung erspart, und sie wurden ebenfall euthanasiert.

Wuff

Ergänzung zur Kritik von Prof. Adlkofer (5)

Beitrag von Wuff » 27. Juli 2011 18:32

Ergänzung zur Kritik von Prof. Adlkofer (5)

Welche Fragen bewegten die Auftraggeber dazu, die Experimente mit den AKR/J-Mäusen in Auftrag zu geben? Wir versuchen dieses anhand einer vom Bundesministerium für Umwelt (BMU) herausgegebenen Schrift http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/ ... _rs684.pdf zu umreissen. Es interessierte, ob Leukämien durch 50Hz Stromversorgung, GSM- und UMTS Mobilfunk verursacht werden.

Auch bei der Kanzerogenese (auch Karzinogenese und Onkogenese genannt; Krebsentstehung) der Leukämie unterscheidet man zwei Hauptphasen:
  • Die Initiation: Erste Veränderung der DNA in einem Gen, das für Zellteilung oder Zellzyklus zuständig ist; chemische Karzinogene können bereits in kleinsten Mengen ohne Schwellenwert wirksam werden.
  • Die weiteren Phasen, nämlich Promotion (Promotoren fördern Wachstum und Vermehrung der mutierten Zellen zu einer noch gutartigen Zellmasse), Progression (zweite Veränderung der DNA, Mutationen in Tumorsuppressorgenen, mit Bösartigwerden der Tumorzellen) und Metastasierung (möglicherweise durch dritte Veränderung der DNA, Entwicklung von Tochtergeschwulsten und Ausbreitung in andere Organe); siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Karzinogenese .
Die Broschüre des BMU beginnt auf Seite 4 mit: “Kanzerogenese ist ein mehrstufiger Prozess, der mit der Veränderung von DNA-Segmenten beginnt (Initiation) und zur Umwandlung von körpereigenen Zellen zu Tumorzellen führt.“ Nun, sollten Lerchls Mäusestudien Fragen zur Initiation von Lymphomen durch EMF beantworten? Haben die Studien gegebenenfalls solche Fragen beantwortet? Trotz der darauf folgenden Aussage, dass die Initiation durch Mobilfunkfelder quasi unmöglich sei, wird grundsätzlich offen gelassen, ob auch die Phase der Initiation von den Experimenten erfasst werde.

In der Broschüre steht weiterhin: „Nicht abschliessend geklärt ist die Frage, ob elektromagnetische Felder der Mobilfunktechnologie mit Intensitäten unterhalb der Grenzwerte der 26. BlmSchV die weiteren Phasen der Krebsentwicklung (Promotion, Progression oder Metastasierung) beeinflussen können.“ Sollten Lerchls Mäusestudien auch Fragen zu den weiteren Phasen beantworten? Konnten sie solche Fragen grundsätzlich beantworten? Wurden solche Fragen gegebenenfalls tatsächlich beantwortet?

Im Titel der Studie steht „Beeinflussung der spontanen Leukämierate …“ Die spontane Leukämierate ist die Inzidenz, die sich ohne besondere äussere Einflüsse (wie eben EMF) einstellt. Nun kann die in diesem Titel enthaltene Frage auf zwei Arten verstanden werden:
  • Beeinflussen EMF die Initiationsphase, d.h. gibt es mit EMF-Exposition mehr (oder weniger) Strangbrüche als ohne EMF-Einfluss, die in späteren Phasen die Leukämierate verändern?
  • Beeinflussen EMF die weiteren Phasen (Promotion, Progression, Metastasierung), d.h. lassen sie mehr unabhängig von EMF vorgeschädigte Zellen zu bösartigen Tumoren werden?
Zur Tumorinitiation durch EMF schreibt Lerchl selbst in http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC533879/ , dass EMF eher als Tumor-Promotor denn als Tumor-Initiator wirken würden. Zur Tumorinitiation durch EMF haben wir in den letzten beiden Beiträgen gesehen, dass eine solche statistisch bei AKR/J-Mäusen nicht feststellbar wäre, und zwar auf Grund des extremen Verhältnisses der spontanen Lymphomrate (Inzidenz = 100%) zur mutmasslichen weit geringeren durch EMF bedingten Lymphomrate. Lerchl schreibt weiterhin, dass EMF des Mobilfunks zu schwach seien, um überhaupt eine Initiation zu bewirken. Auch wenn Lerchl eine nicht weiter begründete Einschätzung zur Initiation und einen speziellen Vorbehalt zur Potenz von EMF als Initiatoren schreibt, unterlässt er es, klar und unmissverständlich darauf hinzuweisen, dass seine Experimente von Grund auf und von vornherein überhaupt keine Aussagen über die Initiation von Lymphomen durch EMF zulassen, weil nämlich die überaus hohe Inzidenz der Initiation durch die erblich defekte DNA jegliche anderswie bedingte Initiation mit geringerer Inzidenz völlig verdeckt, so dass eine solche auch mit den Mitteln der Statistik nicht mehr feststellbar wäre.

Lerchl hätte nachdrücklich auf die Limitierung der Experimente hinweisen müssen, nämlich dass seine Experimente eine Tumorinitiation durch EMF nicht nachweisen konnten, selbst wenn eine solche existiert hätte, und dass daher alle Aussagen auf eine mögliche Tumorpromotion und Progression beschränkt sind.

(wird fortgesetzt)

Wuff

Ergänzung zur Kritik von Prof. Adlkofer (6)

Beitrag von Wuff » 1. August 2011 18:18

Ergänzung zur Kritik von Prof. Adlkofer (6)


Im letzten Beitrag haben wir gesehen, dass das krasse Missverhältnis zwischen dem möglichen Beitrag der EMF und dem mächtigen Beitrag des AK-Virus zur initiierenden Genschädigung bei den AKR/J-Mäusen es unmöglich macht, den möglichen Beitrag von EMF zur Krebsentstehung in der Initiationsphase vom Beitrag des AK-Virus überhaupt zu isolieren, und dass explizit keine Aussage zur Rolle von EMF bei der Initiierung getroffen werden darf. Heute befassen wir mit der nächsten Phase der Krebsentstehung, die im Zusammenhang mit EMF wichtig ist, nämlich mit der Tumor-Promotion. Auf Tumor-Progression und Metastasierung kommen wir später und nur kurz zu sprechen.

Die der Initiationsphase folgende Phase der Kanzerogenese ist die Promotionsphase, in welcher die in der Initiation vorgeschädigten Zellen stark vermehrt werden, ohne dass sie bereits bösartig würden. Das Vorhandensein einer sehr grossen Anzahl vorgeschädigter Zellen ist für die noch später folgende Phase der Tumor-Progession Voraussetzung.

In der Promotionsphase spielen folgende Fakten und Faktoren eine wichtige Rolle:
  • Die Promotion geht ohne zusätzliche DNA-Schädigung vor sich, es werden also keine starken Felder vorausgesetzt.
  • Für die Länge der Latenzzeit, d.h. die Zeit zwischen dem Einwirken des Karzinogens, z.B. EMF oder AK-Virus, und dem Ausbruch von Krebs, spielt die Promotionsphase wohl die wichtigste Rolle.
  • Die meisten Kanzerogene können nur entweder als Initiatoren oder Promotoren wirken.
  • Das AK-Virus bewirkt sowohl Initiation als auch Promotion.
  • EMF bewirken wohl eher nicht Initiation, sondern wenn, dann Promotion.


In der Promotionsphase spielen folgende spezifische Fakten zu AKR/J-Mäusen eine Rolle:
  • Durch den Gendefekt wird bei den AKR/J-Mäusen in allen Gewebsarten das AK-Virus produziert.
  • Das AK-Virus bewirkt aber nur in Zellen des Thymus Tumore.
  • Wie die meisten Retroviren produziert auch das AK-Virus nur einen einzigen Tumortyp.
  • Das AK-Virus ist spezifisch für einen Thymustomor, und nur für diesen.
  • Der vom AK-Virus geförderte Tumortyp heisst in Englisch thymic lymphoblastic lymphoma .
Aus den angeführten Fakten und Zusammenhängen können wir ein paar Fragen ableiten, deren Beantwortung auch über die Frage mit entscheidet, ob die AKR/J-Mäuse-Studie für die EMF-Grenzwerte relevant sein kann:
  • Sind thymic lymphoblastic lymphoma stellvertretend oder typisch für alle, für die meisten, für viele oder überhaupt auch für andere Lymphdrüsentumoren? Nein, thymic lymphoblastic lymphoma sind nicht typisch für die anderen, jedenfalls nicht bei der Karzinogenese durch AK-Viren, denn anderenfalls würden AK-Viren auch andere Lymphome verursachen.
  • Sind thymic lymphoblastic lymphoma stellvertretend oder typisch für überhaupt andere als Lymphdrüsentumoren? Nein, siehe Antwort zur letzten Frage.
  • Warum sollte genau dieser Tumor auf EMF reagieren, und nicht einer oder mehrere der zahllosen anderen? Gab es Verdachtsgründe gegen diesen Tumor? Nein, dieser Tumor stand nicht einmal unter Verdacht, auf EMF zu reagieren. Nur das AK-Virus ist im Zusammenhang mit dem Experiment spezifisch für Thymustumore, nicht aber EMF.
  • Wenn EMF als Promotoren wirksam wären, wären sie dann in ähnlichem Ausmass wirksam wie das aus den Genen der AKR/J-Mäuse stammende AK-Virus? Nein, sonst hätte sich das in den Ergebnissen des Experiments gezeigt. Vielmehr ist ein krasses Missverhältnis zwischen der Virulenz von EMF und AK-Virus als Promotoren zu vermuten, welches ähnlich wie in der Initiationsphase Aussagen zur Wirkung von EMF verhindert.
  • Der vom AK-Virus verursachten Tumorpromotion wohnt eine gewaltige Dynamik inne, welche innerhalb eines Jahres praktisch sämtliche AKR/J-Mäuse schwer erkranken lässt. Kann diese Eigendynamik von einem schwachen Agens wie EMF aus der Bahn geworfen werden? Nein, sie könnte wohl nicht einmal messbar beeinflusst werden, ähnlich wie in der Initiationsphase.
  • Die Latenzzeit des AK-Virus ist bei AKR/J-Mäusen kürzer als ein Jahr. Die Latenzzeit von Lymphomen mit EMF als Ursache müsste viele Jahre dauern, ansonsten beim Menschen und/oder bei normalen Mäusen längst eine messbare Inzidenz festgestellt worden und aufgefallen wäre. Haben EMF eine realistische Chance, vor oder gleichzeitig mit dem AK-Virus wirksam zu werden? Nein, weil die Latenzzeit des AK-Virus relativ sehr kurz ist, und weil die Wirkmechanismen von EMF und AK-Virus wahrscheinlich gänzlich unterschiedlich wären.
  • Auf welchem Weg könnten EMF auf die Prozesse der Promotion einwirken? Lerchl zählt selbst einige Mechanismen der Tumorpromotion auf:
    • Dysregulation endokriner Funktionen (Hierzu verweisen wir auf die Forschung zu hormonell/endokrinen Effekten von Mobilfunkfrequenzen durch Buchner, Eger und andere http://www.hese-project.org/Forum/allg/ ... hp?id=2162 .)
    • Lerchl nennt sogar athermische Effekte und unterschiedliche Empfindlichkeiten der Menschen
    • Rolle des Melatonins in der Tumorsuppression.
    • Expression des Hitzeschockproteins
    Wir sehen, dass es vielfältige Signalwege und Wirkmechanismen bei der Tumorpromotion gibt. Wir wissen aber nicht, auf welchem Weg EMF wirken würden, und wir wissen nicht einmal, wie das AK-Virus wirkt. Sind die Promotionsmechanismen für alle Tumorarten gleich? Nein.
    Besteht eine Wahrscheinlichkeit, dass EMF auf dem gleichen Weg wie das AK-Virus wirken, dass das Mäusemodell also für EMF gültige Aussagen zulässt? Nein, das wäre unwahrscheinlich, denn die Tumorpromotion ist eine komplexe Angelegenheit mit vielen, sehr unterschiedlichen Wirkmechanismen.
  • Wissen wir etwas darüber, ob EMF Promotoren sind, die das Zellwachstum enthemmen oder ob sie Promotoren sind, welche Reparatur- und Apoptosemechanismen behindern? Nein.
  • Sind die Wirkmechanismen des AK-Virus, das durch die Gene der AKR/J-Mäuse „gezeugt“ wird, mit denjenigen der EMF vergleichbar? Nein, bzw. mit grosser Wahrscheinlichkeit wären es unterschiedliche Wirkmechanismen.
  • Würden EMF dieselbe „Promotionsleistung“ erbringen wie AK-Viren, d.h. innerhalb nur eines Jahres bei 100% der Tiere eine Erkrankung bewirken? Nein, die Virulenz ist offensichtlich nicht vergleichbar.
Die AKR/J-Mäuse sind also nicht nur für erste Phase, die Initiation, sondern wohl auch für die zweite Phase der Karzinogenese - für die Promotion - kein realistisches Modell für EMF-Wirkungen.

Wuff

Ergänzung zur Kritik von Prof. Adlkofer (7)

Beitrag von Wuff » 3. August 2011 10:35

Ergänzung zur Kritik von Prof. Adlkofer (6)

Zur Krebsentstehung haben wir gesehen, dass in der Initiationsphase Gene in einer oder in mehreren Zellen so beschädigt werden, dass sich die Zellen am Ort der Beschädigung stark vermehren können, während es nicht gelingt, die beschädigten Gene zu reparieren. Während der Promotionsphase vermehren sich die betroffenen Zellen tatsächlich, was meist den grössten Teil der Latenzzeit ausmacht. In der nachfolgenden Phase der Progression kommt es zur zweiten Mutation der DN A, die nunmehr Gene schädigt, die im Zusammenhang mit der Tumorsuppression stehen, so dass sich die Tumorzellen aggressiv vermehren können. Diese zweite Genschädigung kann eine gänzlich andere Ursache haben als die erste in der Initiationsphase.

Wenn die EMF die Ursache der zweiten Genschädigung wären, dann müssten sie auf Anhäufungen von vorgeschädigten Zellen treffen, die sich in der Promotionsphase vermehrt hatten.

Bei den AKR/J-Mäusen sind auch ohne EMF genügend chemische Stoffe oder anderweitige Einflüsse – eventuell unmittelbar von AK-Virus - vorhanden, so dass praktisch in jedem Fall ein bösartiger Tumor ausbricht. EMF sind eher zu schwach, um in der Progressionsphase in einem Ausmass wirksam zu werden, dass sie auf das ohnehin stattfindende Krebsgeschehen einen sich statistisch auswirkenden Einfluss haben könnten.

Wenn die EMF in der Phase der Progression wirksam würden, dann könnte dieses mit dem Lerchls kaum nachgewiesen werden.

Wuff

Wurde durch Messen entblindet?

Beitrag von Wuff » 4. August 2011 17:20

Wurde durch Messen entblindet?

Wenn EMF nur eine geringe oder sogar überhaupt keine messbare Wirkung auf das Tumorgeschehen der AKR/J-Mäuse haben, dann ist der Vergleich, auf dem das Experiment hauptsächlich beruht, nämlich zwischen den Latenzzeiten der bestrahlten und der nicht bestrahlten Krebsmäuse vom Typ AKR/J ein reines Zufallsergebnis, dieses auch noch bei Gruppen von je 160 Versuchstieren.

Nehmen wir einmal an, es hätte bei Experimenten im Zusammenhang mit Krebswirkungen von Mobilfunkstrahlung jemand ein Interesse daran, dass ein bestimmtes Ergebnis auch nicht durch Zufall zu Stande kommt bzw. ein solches tunlichst verhindert werden soll, nämlich wenn und weil es die Grenzwerte in Frage stellen würde.

Sollte jemand beabsichtigen, das Experiment so zu manipulieren, dass ein bestimmtes Ergebnis nicht herauskommt, dann müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein:
  • Je nach Anspruch an die Signifikanz könnte mit vielleicht zehn bis fünfzehn bewusst manipulierten Einzelergebnissen, die auch auf beide Gruppen verteilt sein können, das Ergebnis in die eine oder in die andere Richtung verschoben werden, dieses auch oder gerade wenn EMF bei keiner Gruppe kausal für gesundheitliche Effekte sind.
  • Für den fiktiven Manipulator muss für eine gezielte manipulative Beeinflussung die Befeldung so frühzeitig vor dem Ende des Experiments entblindet werden, dass noch an einer genügend grossen Zahl von Versuchstieren so manipuliert werden kann, dass durch Knicke in den Kurven der Grafiken eine Änderung auffallen würde.
Wenn die Befeldung des laufenden Experiments erst einmal entblindet ist, dann braucht es für eine Beeinflussung des Endergebnisses nur noch geringfügige Abweichungen beim Ausüben des Ermessens in der Beurteilung, ob ein Versuchstier nun erkrankt sei oder noch nicht. Für eine Manipulation reicht es völlig aus, Zweifelsfälle in der einen Gruppe früher und in der anderen Gruppe später als „erkrankt“ zu bezeichnen, - der Ermessenspielraum braucht dafür nicht einmal zu verlassen zu werden.

Welches Ergebnis könnte im Interesse von Hintermännern sein, die beispielsweise das Aufkommen von Zweifeln an den Grenzwerten verhindern möchten?
  • Das Ergebnis darf in keinem Fall signifikant positiv (EMF-Wirkung bestätigend) sein
  • Das Ergebnis sollte nicht einmal nicht schwach positiv sein
  • Das Ergebnis sollte nicht stark negativ sein, weil dieses auffällig wäre
  • Das Ergebnis sollte schwach negativ sein.
Wer die Grenzwerte partout verteidigen will, der muss ein positives Ergebnis verhindern. Diese Überlegung deckt sich mit den von Prof. Adlkofer geäusserten Gedanken, die Daten könnten nach einem Knacken der Verblindung durch Messung durch einseitiges Ausüben des Ermessens beeinflusst sein.

(wird fortgesetzt)

Wuff

Wurde durch Messen entblindet? (2)

Beitrag von Wuff » 6. August 2011 15:10

Wurde durch Messen entblindet? (2)

Im letzten Beitrag haben wir gefragt: „Wurde durch Messen entblindet?“, wobei Messen der Strahlung gemeint war.

Nun sehen wir uns in http://www.emf-forschungsprogramm.de/fo ... 0_AB_b.pdf auf Seite 21 die Abbildung 12 an, welche die Änderung des Gewichts der AKR/J-Mäuse in Prozenten des Anfangsgewichts zeigt, in blau die befeldeten Mäuse und in rot die nicht befeldete Kontrollgruppe. Darunter steht: „Der Unterschied ist hochsignifikant“. Der Unterschied ist nicht nur hochsignifikant, er ist hoch auffällig. Die Irrtumswahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit der Gewichtszunahme unter Dauerexposition zu EMF war nur 1 Promille (p>0,001), was bedeutet, dass es zwar nicht unmöglich aber sehr unwahrscheinlich ist, dass der Unterschied auf das Wirken und Walten des Zufalls zurückzuführen ist. Es ist auch eher wenig wahrscheinlich, dass ein derart signifikanter Zusammenhang zwischen Befeldung und Gewicht eine Neuentdeckung der Studie war, und dass ein solcher auch bei Vorversuchen mit weit geringerer Zahl an tierischen „Teilnehmern“ nicht aufgefallen war.

Bei derartigen Unterschieden in der Gewichtszunahme, die bereits nach circa zwölf Wochen eindeutig waren, braucht es zur Entblindung keine elektronische Messgeräte mehr, auch nicht einmal eine HF-Diode und auch kein Voltmeter ( http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=46867 ), es reicht ein Blick auf die Protokolle der Gewichtsmessung. Die Grafik zeigt zwar nur die Gewichtszunahme. Die absoluten Zahlen zur wöchentlichen Wiegung der je 160 Mäuse wurden wohl in der einen oder anderen Form tabellarisch erfasst. Das durchschnittliche Startgewicht in Woche 0 der Erfassung war bei beiden Gruppen nahezu gleich. Aus dem Ausmass der Unterschiede der Gewichtszunahmen (am Ende Gewichtsabnahmen) kann ohne weiteres zurückgeschlossen werden, dass die tabellarisch erfassten absoluten Gewichte sich auch eindeutig unterschieden haben und klar zu erkennen waren.

In http://www.bmu.de/files/english/pdf/app ... kt3_en.pdf steht zwar auf Seite 6 unten, die Befeldung hätte keinen Einfluss auf das absolute Gewicht gehabt, aber signifikant auf die relative Gewichtsänderung. In http://www.emf-forschungsprogramm.de/fo ... 0_AB_b.pdf auf Seite 20 unten wird ausgeführt „Auf Grund der höheren Streuung konnte dieser Befund für die absoluten Körpergewichte nicht erhalten werden“. Das entzieht sich dem unmittelbaren Nachvollzug, nicht nur, aber auch weil kein Mass für die Streuung angeführt wird.

In http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/ ... _rs684.pdf auf Seite 14 unten wird das durchschnittliche Gewicht der Mäuse aufgeführt:
Exponierte 40,4 g, nicht Exponierte 38,9 g, was einer Differenz von 4 Prozent entspricht.

Die Streuung (Mass für Streuung: Standardabweichung), die wie erwähnt relativ hoch sein soll, ist nicht aufgeführt, nur der Standardfehler (SEM Standard Error of the Mean), welcher die Genauigkeit des Mittelwerts abbildet.

Wenn das mit den Versuchstieren hantierende Personal wusste, vermutete oder auch nur ahnte, dass eine Bestrahlung der Versuchstiere mit schwachen Mikrowellen in den verwendeten, sehr speziell konstruierten Käfigen eine Gewichtszunahme bewirkt, dann konnten die Gewichtsunterschiede als Schlüssel für die Entblindung dienen. Eine Messung der Strahlung wäre als gar nicht mehr nötig gewesen, um festzustellen, in welchem der beiden Wellenleiter die Antenne sendete und in welchem nicht.

Wenn mit der Betreuung der Versuchstiere immer die gleiche Person betraut war ( Seite 8 unten von http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/ ... _rs684.pdf ), dann ist davon auszugehen, dass diese sich rein professionell für das Gewicht der Tiere interessierte, denn das Gewicht und seine Veränderung sind die wichtigsten Indikatoren für das Wohlergehen der Tiere und damit für den Erfolg der Betreuung. Dafür braucht es nicht extra ein Computerprogramm, das auch Standardabweichungen und Standardfehler auswirft, dafür reicht die Betrachtung der geschriebenen Messreihen mit aufmerksamem Auge.
Wie Prof. Adlkofer in seiner sehr lesenswerten Kritik http://www.stiftung-pandora.eu/download ... chl_de.pdf sinngemäss schreibt, muss nicht einmal eine bewusste Manipulation vorliegen, auch eine unbewusstes Ausschöpfen des Ermessens in eine Richtung, von der man weiss, dass sie eigentlich erwünscht ist, ist nicht nur möglich sondern sogar wahrscheinlich.


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Die Forenteilnehmerin „Doris“, die auf das Thema EMF-Verträglichkeit für den Menschen stiess, weil sie in Jahren, als ISDN eingeführt wurde, selbst einmal eher kurzzeitig von ISDN beeinträchtigt wurde, und die sich, seit sie – zu ihrem grossen Glück – nicht mehr darunter leidet, den Verhöhnern der "Elektrosensiblen" im izg(?)mf angeschlossen hat, hat jüngst meine Ausführungen hier http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=47407 kritisiert:

„Statt in ellenlangen Strängen Studien auseinanderzunehmen, ob […] Lerchl nun vielleicht auch die Verblindung geknackt haben könnte, nachdem dies zur Diskussion bei der REFLEX-Studie stand […] wäre es m.E. wichtiger gewesen, die Kritikerszene hätte […] die Fülle des zur Verfügung stehenden offiziellen Materials für den Laien verständlich übersetzt angeboten […].“

Die Studien des Deutschen Mobilfunk-Forschungsprogramms DMF sind offizielles Material. Ich versuche, diese Studien vom wissenschaftlichen Schleier zu enthüllen, und zu zeigen, dass ihnen entgegen den Behauptungen der Verfasser und dem, was die Medienleute und Politiker verbreiten, keinerlei Beweiskraft zu Fragen der EMF-Verträglichkeit für den Menschen zukommt. Ich nehme sehr wohl eine Übersetzung vor, nämlich vom Professoren-Speak in die dem Laien verständliche deutsche Alltagssprache.

Werden die Studien von der sie verhüllenden Fachsprache entkleidet, werden die falschen Annahmen und Folgerungen weg seziert, dann steht der sprichwörtliche Kaiser nicht bloss nackt da, sondern sein fehlkonstruiertes Gerippe fällt auch noch in sich selbst zusammen.

Solche radikale Studienkritik ist destruktiv. Aber das Lügen- und Leugnungsgebäude des gemäss "Doris" "offiziellen Materials" ist keiner Erhaltung würdig, sondern eine Schande für die an Bioelectromagnetics beteiligten Wissenschaften Physik, Biologie, Psychologie und Statistik. (Die Mediziner wurden sozusagen zu deren eigenem Glück von Bioelectromagnetics weitest gehend ferngehalten.)

Vielleicht blüht schon bald neues, erfreulicheres Leben aus den Ruinen, und vielleicht legen die Mediziner den neuen Grundstein ...

Wuff

Temperatur zeigt noch anderes an (1)

Beitrag von Wuff » 8. August 2011 15:00

Temperatur zeigt noch anderes an (1)

In der deutschen Version hat sich Lerchl kurz zum Unterschied der Gewichtsentwicklung der AKR/J-Mäuse mit und ohne Exposition zu dauernder, sehr starker GSM-Bestrahlung geäussert: http://www.emf-forschungsprogramm.de/fo ... 0_AB_b.pdf : „. Dies könnte an einer Verschiebung der Energieumsätze liegen, da die Mäuse durch die Exposition Energie aufnehmen, die sie für die Wärmeproduktion nicht mehr benötigen und in Körpermasse umleiten.“

Dieses kann leicht rechnerisch überschlagen werden. Zuvor erinnern wir noch kurz daran, dass EMF des Mobilfunks gleichbedeutend mit Mikrowellen sind, die folglich wasserhaltiges Material wie z.B. tierisches und menschliches Gewebe erwärmen können.

Bei der Bestrahlung mit Mikrowellen kam bei den Mäusen eine Strahlungsleistung an, bei der pro kg standardisierte Körpermasse 0,4 Watt absorbiert wurden, d.h. die Strahlung wirkte mit einer SAR (Spezifische Absorptionsrate) von 0,4 W/kg auf die Mäuse ein. Diese SAR ist ungefähr vergleichbar mit der Leistung der maximalen Mikrowellenstrahlung, die beim Telefonieren mit einem GSM-Mobiltelefon im Kopf des Menschen eindringt und dort absorbiert bzw. in Wärme umgewandelt wird. Dieses Maximum kommt in der Regel selten dauernd vor, stets aber kurzzeitig bei Verbindungsaufnahme oder Wechsel der Mobilfunkzelle. Im Experiment waren die Mäuse dieser starken Strahlung ohne Unterbruch am ganzen Körper ausgesetzt. Bei einem durchschnittlichen Gewicht der Mäuse von 30 g war folglich die Leistungsabsorption noch 0,013 W/Maus. Unter dieser Zahl – so in den Raum gestellt – können wir uns nichts vorstellen. Wenn wir die Verhältnisse von der Maus auf einen Menschen mit 60 kg Gewicht umsetzen, dann wären die 0,4 W/kg circa 25 W/Mensch. Mit anderen Worten: Wenn die gleiche Strahlung des Experiments statt auf eine Maus auf einen Menschen einwirken würde, dann würde der Mensch durch die Mikrowellen der experimentellen Mobilfunkantenne so aufgewärmt, als hätte er dauernd die Wärmeabstrahlung einer Glühbirne von circa 25 Watt im Kern seines Körpers, z.B. in seinem Bauchraum.

Rechenschritte, Elemente zum Dreisatz:
(SAR = 0,4 W/kg)
Gewicht der Mäuse: 30 g
0,4 W/kg = 0,013 W/Maus
Gewicht eines Menschen: 60 kg
0,4 W/kg = 25 W/Mensch, entspricht ungefähr der Wärmeabstrahlung einer 30-Watt-Glühlampe)

In der englischen Version ( http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC533879/ Seite 11 rechts Mitte) führte Lerchl selbst ausführlich und sinngemäss aus, dass EMF in Mikro-Wellenlänge dazu beitragen können, dass die Mitochondrien als die Kraftwerke der Zellen bei sonst gleichen Umständen weniger Wärme produzieren müssen, um die Soll-Temperatur zu erreichen, die mit dem inneren Thermostaten gehalten wird. Das bedeutet, dass die bestrahlte Maus für die gleiche Körpertemperatur weniger Kalorien aus ihrem Futter als die unbestrahlte einsetzen muss, so dass sie einen Teil der mit dem Futter aufgenommenen, aber dank der Mikrowellen eingesparte Energie in der Form von Fett einlagern kann. Für die festgestellte Gewichtszunahme wäre ein thermischer EMF-Wirkmechanismus zum Zuge gekommen, während für die mögliche Tumorpromotion ein athermischer Effekt der EMF unterstellt wird.
Lerchl schätzt den Beitrag der Mikrowellen im Experiment auf 10% des Energiebedarfs der Versuchstiere.

Das tönt eigentlich banal, und man lässt sich dadurch leicht ablenken von etwas nicht Erwähntem, was für das Experiment wichtig ist, und worauf wir im nächsten Beitrag kommen.

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Korrigendum: Im letzten Beitrag bezog sich der Satz „In http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/ ... _rs684.pdf auf Seite 14 unten wird das durchschnittliche Gewicht der Mäuse aufgeführt: Exponierte 40,4 g, nicht Exponierte 38,9 g, was einer Differenz von 4 Prozent entspricht." nicht auf GSM, sondern auf UMTS. Das ändert aber nichts an der Grundaussage.

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