Technik, die zur Sucht wird

Pirat

Technik, die zur Sucht wird

Beitrag von Pirat » 25. Januar 2013 18:32

Quelle:
Hese-Forum


Leserbrief: Technik, die zur Sucht wird

Leserbrief von Frau Eva Weber, München
in der Süddeutschen Zeitung am 24.01.2013
unter Rubrik “FORUM & LESERBRIEFE


Hier das Original


Der Inhalt ist sehr bemerkenswert und reflektiert unsere traurige
Gesamtsituation, welche das Ergebnis unverantwortlicher Mietmäuler
sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik zu finden sind.

Hier noch einmal der Text mit Sofortsicht:

Zum Artikel „Eines für alle – Warum München noch kein frei zugängliches Internet hat“

G. Kronawitter, CSU-Stadtrat, moniert geistige Trägheit der Stadtverwaltung und befürchtet, die Hightech-City München würde bald von der Welt abgehängt, da freies Wlan auf den Dächern fehlt. Starker Tobak! Anscheinend ist ihm entgangen, dass 2012 zusätzlich LTE von T-Mobile ans Netz ging, das jede Kommunikationsmöglichkeit bietet. Dies brachte nunmehr in etwa eine Verdoppe-lung gepulster elektromagnetischer Strahlung mit sich, der der Bürger hilflos ausgeliefert ist. Was will man eigentlich noch? Unser Lebensraum versinkt in künstlicher Strahlung – und kein Ende. Grenzwerte schützen nur vor Erwärmung. 50 Prozent der Bürger klagen über Schlafstörungen, dar-aus resultierende Müdigkeit führt zu Fehlern und Aufmerksamkeitsdefiziten. Kopfschmerz, Ruhelo-sigkeit nehmen zu, besonders bei Kindern. Der Mensch als elektrisches Wesen (EEG, EKG) funk-tioniert mit geringsten Strömen. Eine Technik ist zur Sucht geworden. Schwatzend auf der Straße laufend, wischend und tippend, von nichts mehr Notiz nehmend, einige Quadratzentimeter Display genügen heute vollkommen. Es gibt Menschen, die unter dieser Technik so leiden, dass sie in abge-schirmten Räumen leben müssen, nicht mehr unter die Leute können, öffentliche Verkehrsmittel nicht mehr nutzen können, da jeder zum Zeitvertreib ein elektronisches Spielzeug in der Hand hat. Längst gehörte Einhalt geboten zum Schutz von Mensch und Natur, aber wie immer, Wirtschaft hat Vorrang.

Eva Weber
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Bitte Handy aus

Beitrag von Eva Weber » 20. Februar 2013 17:06

Kürzlich war ich zu einem Vortrag eingeladen, der u. a. umrahmt war von einem excellenten Fischessen.

Die Gäste nahmen an großen runden Tischen für jeweils 8 Personen Platz. Ich setzte mich zu Leuten, die ich schon kannte, und es gab eine muntere Unterhaltung. Neben mir waren noch zwei Plätze frei, die nach ca. 15 Minuten von einem mir unbekannten Ehepaar eingenommen wurden.

Es dauerte keine Minute und mein Kopf wurde benommen. Dann kam der Druck auf Kopf und zwischen den Augen, was sich immer anfühlt als hätte ich eine Faust im Gesicht. Druck auf Nase bis zum Gaumen. Es ist als ginge der Hals zu und diese innere Unruhe stellt sich ein, wenn es länger dauert, Herzbeschwerden und schweres Atmen. Es wird mir leicht übel und ich weiß, an diesem Platz kann ich nicht bleiben. Schon gar nicht mich auf einen Vortrag konzentrieren und anschließend ein Menue essen. Unmöglich! Die stets auftauchende Frage: Weg von meinen Bekannten, es ist aber fast schon voll besetzt, wo gehe ich hin? Was mache ich jetzt? Aufstehen und nach Hause gehen?

Nein, diesmal nicht! Ich bat die Frau links neben mir kurzerhand ganz freundlich: "Würden Sie bitte Ihr Handy ausschalten?" Sie schaute mich ziemlich verdutzt an, nahm ihre Tasche, die an der Stuhllehne auf meiner Seite hing, nahm das Handy heraus und schaltete es ab. Sie meinte etwas erstaunt, woher ich denn das jetzt gewusst hätte? Ich bedankte mich, sagte, dass ich es spürte und fragte, was sie denn für ein Handy habe? Ein uraltes meinte sie. Es war ein schönes flaches schwarzes Handy, die Marke konnte ich nicht erkennen.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass es bissige und noch bissigere Handys gibt. Beweisen kann ich es nicht.

Nach Meinung zuständiger "Strahlenschutz" Wissenschaft und deren Behörden gibt es das aber alles nicht. Es findet ein Prozess statt, der betroffene Bürger aufgrund einer unglaublichen, auf wirtschaftlicher Basis beruhenden, festgefahrenen Haltung, an den Rand der Gesellschaft und an den Rand der Verzweiflung drängt. Kurz gesagt, ob diese Bürger noch welche sind, wage ich zu bezweifeln. Sie sind nicht einmal wert, dass sich ein Umweltmediziner, der sie zwar für das Deutsche Mobilfunk-Forschungsprogramm als "Fixierte" beurteilt, einmal mit ihnen auf ein kurzes Gespräch einlässt.

Eva Weber

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