"Elektrochonder": Schweizer Radio verspottet ES

schilte6i

"Elektrochonder": Schweizer Radio verspottet ES

Beitrag von schilte6i » 23. Oktober 2014 21:33

"Hypochonder sind Menschen, die sich selbst immer vor Krankheiten fürchten oder sich selbst auch ganz ohne Arzt immer wieder krank schreiben. Was aber sind Elektrochonder?" Das ist der Kurztext auf der SRF-Website zur Sendung "100 Sekunden Wissen" von heute morgen auf Radio SRF2 (Un-)Kultur

In der gesprochenen Einleitung wird zuvörderst Molières "Le malade imaginaire" bemüht. Man gibt ja schliesslich den Kultursender...

Dann Cornelia Kazis: "Gibt es sie, oder gibt es sie nicht? So ganz sicher weiss das niemand."

Das Thema wird nur zum Schein kontradiktorisch behandelt. Der süffisant-ironisch-distanzierte Tonfall lässt schon beim ersten Satz keinen Zweifel aufkommen, welche Meinung die Autorin vertritt. Wörtlich zitiert wird dann auch nur die deutsche Strahlenschutz-Kommission. Aber hören Sie selbst:

http://www.srf.ch/sendungen/100-sekunde ... trochonder


Mein Verdacht: Konzessionsverletzung. Diesmal sind es mehr als 30 Sekunden.
Und ein Grund mehr, dass bei mir gewisse Kulturschranzinnen und Kulturschranzen immer unappetitlicher rüberkommen.

Eva Weber
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Re: "Elektrochonder": Schweizer Radio verspottet ES

Beitrag von Eva Weber » 24. Oktober 2014 13:59

Verspottung einer Bevölkerungsgruppe

Verspotten und Lächerlichmachen von Menschen, die unter Mobilfunktechnik leiden, ist m.E. eine offiziell eingeleitete Maßnahme von Strahlenschutz und Politik zu Gunsten eines ausufernden Wirtschaftszweiges, dessen Produkte nun mal nicht jedem Menschen zuträglich sind. Anlass zu dieser Annahme ist mir endgültig die Presse-Mitteilung der Universität Mainz vom 30.4.2013 mit der Dr. Witthöft mit einem irreführenden Bericht, auf Grund fehlender Zahlenangaben, an die Öffentlichkeit geht und damit auch an die Ärzte. Den Schlussabsatz der Pressemitteilung, die Empfehlung an die Medien zitiere ich hier:

"Die Studie zeigt, in welchem Maße reißerische Medienberichte, denen oft die wissenschaftliche Grundlage fehlt, auf die Gesundheit großer Bevölkerungsteile Einfluss nehmen können. Die Suggestion von Gesundheitsgefahren wirkt aller Wahrscheinlichkeit nach nicht nur kurzfristig wie eine sich selbsterfüllende Prophezeiung, sie kann auch langfristig dazu führen, dass sich Menschen für empfänglich halten und in entsprechenden Situationen auf Elektrosmog mit Symptomen reagieren. "Die Wissenschaft und die Medien müssen unbedingt stärker zusammenarbeiten und sich darum bemühen, dass Berichte beispielsweise über mögliche Gesundheitsrisiken neuer Technologien so wahrheitsgetreu wie möglich und nach bestem Wissensstand an die Öffentlichkeit gelangen", folgert Witthöft aus der Studie."

http://www.uni-mainz.de/presse/56071.php

Ich nahm mit Dr. Witthöft Mail-Kontakt auf und bemängelte fehlende Zahlen bei den beiden Probandengruppen. Er gab sie mir freundlicherweise und schon sah die Sache anders aus. Der Öffentlichkeit wurden diese Zahlen jedoch vorenthalten.

Und, er machte so weiter bei der Süddeutschen Zeitung mit noch krasseren Fehlern als schon bei seiner Pressemeldung, hinter der eine renommierte deutsche Universität stand. Zusammen mit dem Redakteur entstand ein haarsträubend irreführender Bericht "Gift für alle".
Das war mir zu viel und ich reichte Beschwerde beim Presserat ein. Und ich bekam Recht. Die Süddeutsche Zeitung bekam einen Hinweis, sich an den Pressekodex zu halten, was sorgfältige Recherche voraussetzt. Alle Angaben hierzu

viewtopic.php?p=67461&sid=3e3ef8e278e83 ... 1021#67461

Noch geht also nicht alles was diese Wissenschaft veranstaltet! Was die Medien betrifft haben wir allerdings schlechte Karten. Wo evtl. Verluste an Werbeeinnahmen zu befürchten sind, da hört m.E. die Pressefreiheit auf!
Ein Münchner Zeitungsverleger, den ich fragte, warum er keinen einzigen Leserbrief zu Mobilfunk bringt, meinte: "Das könnte daran liegen, dass noch kein einziger Strahlenschaden nachgewiesen wurde." D.h. keinerlei Diskussion! Würden die Medien in allen Bereichen so "gewissenhaft" sein, wären die Zeitungen wohl sehr dünn.

Wir müssen versuchen, wo immer möglich, gegen diese Diskriminierungen vorzugehen, die zur Folge haben, dass Menschen, die ihre Beschwerden auf EMF zurückführen, aus Furcht vor Verunglimpfung schweigen. Ein mir fremder Herr, neben dem ich zufällig in einem Restaurant zu sitzen kam, erzählte mir, wie er auf Grund eines plötzlich vor seinem Schlafzimmer stehenden Mobilfunkmasts (Folgen Kopfschmerz und Schlaflosigkeit), letztendlich abschirmen ließ. Aber, man darf das nicht laut sagen, da man ja für verrückt erklärt wird, und das könne er sich in seiner Position nicht leisten.

Und genau mit dieser Masche wird zunehmend gearbeitet. M.E. bestimmte Wissenschaft, Strahlenschutz, Politik, Mobilfunkbetreiber und Medien in einem Boot. Zusammen werden wir es wohl hinkriegen, dass hier endlich Ruhe herrscht.
Die Maßnahmen werden so massiv, wie schon der Begriff "Elektrochonder" wieder aufzeigt, dass ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass man solche Berichterstattung wohl immer nötiger hat.

Eva Weber

realdream

rülps

Beitrag von realdream » 25. Oktober 2014 11:46

Ein haarsträubender, schmutziger, hilflos-peinlicher Abschiedsrülpser der gescheiterten Verharmlosungsstrategen.
Faktische Gesprächsverweigerung über die zahlreichen Verbesserungsmöglichkeiten als Lösungsansatz für eine immer offensichtlicher werdende Gesundheitsproblematik - irgendwie anachronistisch und schräg in unserem hochgelobten Kommunikationszeitalter.
Dazulernen ist erlaubt, auch bei den unsensiblen Anbietern - und natürlich erwünscht!

Wühlmaus

Re: "Elektrochonder": Schweizer Radio verspottet ES

Beitrag von Wühlmaus » 25. Oktober 2014 18:39

schilte6i hat geschrieben: Mein Verdacht: Konzessionsverletzung. Diesmal sind es mehr als 30 Sekunden.
Der tendenziöse Beitrag scheint mir tatsächlich eine Konzessionsverletzung zu sein. Entsprechende Beschwerden bei der UBI müssten allerdings innert Wochenfrist erfolgen.

Der Begriff „Elektrochonder“ ist wohl ein von SRF selbst erfundener Begriff, der weder im Fachchargon noch in der Umgangssprache gross verwendet wird. Zudem wurde im Beitrag in sträflicherweise unterlassen, dass Elektrosensibilität gemäss medizinischem Fachverzeichnis (ICD-10) ein von der WHO anerkanntes Krankheitsbild ist. „Elektrosensibilität“, verursacht durch „elektromagnetische hochfrequente Felder“ sind als Begriffe in diesem Verzeichnis enthalten. Behandelnde Aerzte sollen deshalb in Ihren Diagnosen dafür den Code Z58 bzw. den Zusatzcode Z58.4 verwenden.

Diese Information hätte in einen seriösen Beitrag zur Wissensvermittlung gehört und nicht das tendenziöse, unsachliche Geschwafel ohne ausreichende fachliche Grundlage.

Ein recht informatives Merkblatt zu EHS ist übrigens hier zu finden:

http://www.funkstrahlung.ch/de/download ... kstrahlung

realdream

Re: "Elektrochonder": Schweizer Radio verspottet ES

Beitrag von realdream » 25. Oktober 2014 21:18

Wer sich wegen einer Radio- oder Fernsehsendung beschweren will, kann eine Beanstandung bei der zuständigen Ombudsstelle erheben. Diese hat schriftlich zu erfolgen.
Innert 20 Tagen nach Ausstrahlung kann jede Person eine Sendung bei der zuständigen Ombudsstelle beanstanden. Beanstandungsfähig sind redaktionelle Sendungen von schweizerischen Veranstaltern.

http://www.ubi.admin.ch/de/themen_ombudsstellen.htm

Die Ombudsstelle Schweizer Radio und Fernsehen SRF hat folgende Adresse:

Herr
Achille Casanova
Kramgasse 16
3011 Bern

Die Eingabe ist auch auf elektronischem Weg möglich. Bei analoger schriftlicher Beschwerde ist aus Nachweisgründen ein eingeschriebener Brief zu empfehlen.

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