von Wuff » 27. April 2011 08:26
„Begleitstudie“ zum Beratungsnetz (4) Resultate Patientenbefragungen 3
Wir sind hier beim zweiten Patientenfragebogen der Begleitstudie, Seite 31 von
http://www.mobile-research.ethz.ch/var/ ... t_2011.pdf .
Wir konzentrieren unser Augenmerk weiterhin darauf, wie die Autoren durch ihre Beschränkung auf die deskriptive / beschreibende Statistik medizinisch Augenfälliges ignorieren bzw. die Fragebogen nicht so auswerten, wie man sie auswerten könnte, nämlich nach möglichen Zusammenhängen.
Die auf reine Deskription eingeschränkte Auswertung dieser umfangreichen Erhebung medizinischer Daten bedeutet, dass die Daten sozusagen als wertlose Halbfertigprodukte gelagert werden, und als Datenmüll vergammeln, während die möglichen Zusammenhänge unterdrückt werden. Statt der Mehrung medizinischen Wissens zu dienen, werden die halbrohen Daten von Dritten zur Diffamierung der EMF-geschädigten Patienten durch dubiose Personenkreise missbraucht, wie z.B. sinngemäss "Elektrosensible sind psychisch angeschlagen".
Dass kein einziger der sechs Studienautoren überhaupt Mediziner ist, ist den Autoren wohl ein willkommener Vorwand, sich nicht mit dem befassen zu müssen, was bei den Patienten unter EMF-Exposition geschieht.
- Begleitstudie: „Die Patienten wurden gefragt, welche traumatischen Ereignisse sie während der 12 Monate vor der Befragung erlebt hatten.“
Kommentar: Diese Frage wird normalerweise nicht einfach ohne Grund gestellt. Worauf diese Frage Antwort geben soll, haben die Autoren nicht einmal angedeutet, und sie haben sie auch nicht einmal in Verbindung zu anderen Fragen gesetzt. Die Beschränkung auf rein deskriptive Statistik wird hier auf die Spitze getrieben. Es hätte folgendes untersucht werden können:
- Gibt es eine Korrelation von Trauma und Stresssymptomen oder Stressfolgeerkrankungen wie Depression?
- Oder, wenn die Frage anders gestellt worden wäre, nämlich nach traumatischen Ereignissen vor Beginn einer „Elektrosensibilität“, gibt es eine Korrelation zwischen Trauma und dem Beginn von „Elektrosensibilität“?
Vielleicht haben die Autoren für sich selbst oder für ihre Auftraggeber Korrelationen ermittelt, diese aber nicht veröffentlicht. Kein Aussenstehender kann solche aus den rein deskriptiv dargestellten Daten ermitteln, nur die an den Daten Berechtigten, und das sind möglicherweise nicht einmal die Ärzte. Der Verzicht auf Datenauswertung nach Zusammenhängen ist ein Skandal vor dem Hintergrund der kursierenden Theorie, dass der Beginn von „Elektrosensibilität“ mit traumatischen oder einschneidenden Erlebnissen der Patienten zusammenfalle.
- Begleitstudie: „Die meisten Patienten waren der Meinung, dass ihr Leben „eher“ bis „sehr stark“ von den umweltbezogenen Gesundheitsbeschwerden beeinträchtigt wird.“
Kommentar: Die Antworten zeigen die Intensität der gesundheitlichen Beeinträchtigung durch EMF an. Auf Grund der starken gesundheitlichen Beeinträchtigung müssten EMF als gesundheitsschädigend betrachtet werden, und es müssten neben den thermischen Grenzwerten Grenzwerte für nicht thermische Effekte festgelegt werden. Das war nicht das erste Mal in dieser Studie und es wird nicht das letzte Mal sein, dass die Autoren eindeutige Ergebnisse unkommentiert im Raum stehen lassen, welche als klares Anzeichen für die gesundheitsschädigende Wirkung von EMF hätten interpretiert werden müssen. Die Ergebnisse werden zwar weder verheimlicht noch gefälscht, sie werden aber mittels rein deskriptiver Statistikauswertung sozusagen sehenden Auges ignoriert, und mögliche Zusammenhänge werden unterdrückt.
- Begleitstudie: „Auf die Frage, ob sich vor oder mit Beginn der Beschwerden in der Wohnung oder im Wohnumfeld etwas verändert habe, antworteten 25 (81%) mit „ja“. Dabei wurde am häufigsten eine neue Natelantenne in der Umgebung (11 Personen; 36%), andere EMF-Quellen (eigene oder von Nachbarn, z.B. W-LAN, Schnurlostelefon) (8 Personen; 26%) und/oder ein Umzug (5 Personen; 16%) genannt. Die gleiche Frage wurde bezüglich des Arbeitsumfeldes gestellt. Elf Personen (36%) gaben an, etwas habe sich vor oder mit Beginn ihrer Beschwerden in ihrem Arbeitsumfeld verändert“
Kommentar: Änderungen im Wohnumfeld plus Änderungen im Arbeitsumfeld ergeben addiert 117%, also viel, sehr viel. Dieses müsste den Autoren zu denken und zu schreiben geben. Auch dieses Ergebnis wird nicht kommentiert sondern ignoriert. (Wir erfahren auch hier nicht, ob es auch Personen gab, bei denen weder zu Hause noch bei der Arbeit vor Beginn der Beschwerden eine EMF-Quelle dazu gekommen ist.)
- Begleitstudie: „Ein Grossteil der Patienten (27; 87%) kann eine Minderung der Beschwerden feststellen, wenn sie der Umweltbelastung nicht ausgesetzt sind“
Kommentar: Dieses ist ein klares Indiz für das Bestehen eines kausalen Zusammenhangs zwischen Exposition zu EMF und den Symptomen, vielleicht sogar das stärkste. Die Abwesenheit jeden Kommentars der Studienautoren fällt geradezu auf. Eine solche Häufung von Indizien würde unter normalen Umständen zu einem Schuldspruch für die EMF wegen Gesundheitsschädigung führen. Wir werden den Prozess verfolgen, mit welchem der Freispruch erfolgte.
- Begleitstudie: „Die meisten können eine Minderung in den Ferien (20 Personen; 65%) oder ausserhalb des Hauses oder Arbeitsplatzes (17 Personen, 55%) feststellen; unter „anderes“ gaben viele an, fernab der Zivilisation oder im Wald/in der Natur keine Beschwerden zu haben.“
Kommentar: Auch hier ergibt die Addition mehr als 100%, nämlich 120%, was sehr starkes Indiz für Kausalität ist. Wenn die Autoren noch die Zahl zu „viele“ von ausserhalb der Zivilisation offen legen würden, dann kämen wir vielleicht auf 170%. Die Additionen im Kommentar stammen nicht von den Autoren, sondern von Ihrem Kritiker. Dem kritischen Leser fällt auch hier auf, dass die Autoren nicht angeben, wie viele (möglicherweise keine?) Patienten keine Minderung bei Deexposition erfahren. Wir merkten uns diese Ignoranz gegenüber starken Indizien, damit wir unsere Erinnerung daran dort abzurufen können, wo die Autoren sich gegen Deexposition wenden.
- Begleitstudie: „Alle Patienten empfanden mindestens eine Störung in ihrer Wohnung als lästig, im Durchschnitt waren es 3 Störungen. Am häufigsten genannt wurden Störungen durch elektromagnetische Felder (EMF)“
Kommentar: Der Klammerausdruck bzw. die Erläuterung „EMF“ in der Klammer ist krass falsch, wenn gleich anschliessend auch „EMF von Hochspannungsleitungen“ genannt werden: Hochspannungsleitungen strahl keine „elektromagnetische Felder“ ab, sondern nur elektrische und magnetische. Das sind andere Felder als elektromagnetische, die auf andere Art und Weise auf die Moleküle in den menschlichen Zellen einwirken. Wir verweisen nochmals auf die grosse Bedeutung „Schärfe der Begriffe“ in der Wissenschaft, siehe viewtopic.php?p=58494#58484 .
- Begleitstudie: „19 (61%) störten sich an Mobilfunkantennen, ebenfalls 19 Personen gaben „andere elektromagnetische Felder an, 13 (42%) störten sich an EMF von Schnurlostelefonen oder Handys und 7 (22%) an EMF von Hochspannungsleitungen“
Kommentar: Die Häufigkeit von Mobilfunkantennen fällt mit 61% zwar auf; diese sind aber - über alle Feldquellen betrachtet - nicht die wichtigste, denn die Addition der anderen ergibt 135%.
- Begleitstudie Seite 35: „Wenn die Patienten zu Hause das Fenster geschlossen halten, fühlten sie sich praktisch nicht (im Mittel 1.5 Punkte auf einer Skala von 0 (stört überhaupt nicht) bis 10 (stört unerträglich) vom Lärm von aussen gestört. Bei offenem Fenster wird durchschnittlich auf der gleichen Skala ein Wert von 2.9 angegeben; 4 Personen geben einen Wert von über 5 an.“
Kommentar: Die Autoren verwenden nicht das Wort „Deexposition“, aber Deexposition zu Lärm ist anscheinend sehr wirksam. Warum wenden sie sich gegen Deexposition zu EMF? Um die Wirkungen von EMF leugnen zu können? Wer die Wirkungen von EMF leugnen will, der darf jedenfalls nicht zugeben, dass Deexposition zu EMF wirksam wäre.
- Begleitstudie: „Am meisten Sorgen machten sich die Patienten über Mobilfunk-Sendeanlagen und die Benutzung von schnurlosen Festnetztelefonen (bei beiden gaben 26 Patienten (84%) „ziemliche“ oder „starke“ Sorgen an). Auch über die Benutzung von Handys und über Hochspannungsleitungen machten sich eine Mehrheit der Leute Sorgen (23 (74%) bzw. 21 (68%) gaben „ziemlich“ oder „stark“ an). Am wenigsten Sorgen machten sich die Leute über Teilnahme am Strassenverkehr, Verkehrslärm und UV-Strahlung. Dies ist in starkem Kontrast zu einer repräsentativen Befragung von ca. 2000 Schweizern, [...] wo die Umweltbesorgnis deutlich geringer war und sich die Teilnehmenden am meisten Sorgen wegen Luftverschmutzung und UV-Strahlen machten, jedoch Schnurlostelefone praktisch keine Besorgnis verursachten.“
Kommentar: Diese Gegenüberstellung soll bei den Lesern der Begleitstudie wohl den Eindruck erwecken, als sei die Risikowahrnehmung der „elektromagnetisch Hypersensiblen“ völlig „ver-rückt“. Die Gefahren des Strassenverkehrs sind für alle, die keinen Unfall erlitten haben, bloss ein Risiko, eingetretene Gesundheitsstörungen durch Umwelteinflüsse sind hingegen ein bereits erlittener Schaden. Wenn der Schaden andauert, und wenn die Fortdauer unbestimmt ist, dann sind Sorgen zur Situation angebracht. Auch wenn das nicht die Absicht gewesen sein mag, diese Gegenüberstellung der Autoren ist sehr geeignet, die EMF-Geschädigten verächtlich zu machen. So kann jedenfalls nur schreiben, wer einen Zusammenhang zwischen EMF und Symptomen a proiri ablehnt, und damit die Aussagen der Betroffenen unwahr erscheinen lassen will.
- Begleitstudie: „Interessant ist in diesem Zusammenhang auch ein Vergleich der Expositionssituation der elektromagnetisch hypersensiblen Personen mit nicht-Sensiblen innerhalb der Qualifexstudie. Die grössten Unterschiede wurden dort nämlich für den Besitz von Schnurlostelefonen festgestellt. Während bei den nicht-Sensiblen rund 86% ein Schnurlostelefon besassen, war dieser Anteil bei den Elektrosensiblen nur etwa 70%. Dies deutet darauf hin, dass diesen Geräten von Betroffenen eine erhöhte Aufmerksamkeit zukommt“
Kommentar: Als ob die erhöhte Aufmerksamkeit nicht aus persönlichen Erfahrungen EMF-Geschädigter mit EMF bzw. mit DECT-Telefonen resultieren könnte! Wie ignorant kann man noch sein? Wie Karl Valentin, als er sinngemäss sagte: „Ich tu das so sehr nicht beachten, dass ich es gar nicht erst ignoriere!“? Kann dieser Unterschied partout nicht damit erklärt werden, dass diese Geräte tatsächlich bei einigen Personen unangenehme Symptome verursachen, wenn sogar tumbe Tiere Dinge meiden, mit denen sie unangenehme Erfahrungen gemacht haben?
- Begleitstudie: „Interessanterweise lag aber der Anteil der Qualifex-Studienteilnehmenden, die sich sowohl bei der 2008er als auch bei der 2009er Erhebung als elektrosensibel bezeichneten deutlich geringer (4.6%). Das deutet darauf hin, dass bei einem Teil der Personen, diese Einschätzung transient ist.“
Kommentar: Ist es nicht denkbar, dass nicht bloss die Einschätzung transient / vorübergehend sein könnte, sondern auch, dass die Reagibilität bei einigen Personen tatsächlich kommt und wieder verschwindet? Das wäre in der Medizin nichts Einzigartiges, denn auch bei Allergien kommt das vor.
- Begleitstudie: „Der durchschnittliche Gebrauch eines Schnurlostelefons ist in Tabelle 7 aufgelistet. Die meisten Patienten (52%) benutzten nie ein Schnurlostelefon. [...]“
Kommentar: Es werden statistische Angaben zur Nutzung vieler Arten von Geräten durch die Patienten gemacht. Die Autoren äussern weder dazu, dass viele Patienten nur auf einen Teil davon überhaupt empfindlich reagieren, noch dass in der modernen Welt der Elektronik kaum vollständig ausgewichen werden kann. Nach dem was wir bisher gelesen haben, überrascht es auch nicht, dass sie auch nicht in Erwägung ziehen, dass meidendes Verhalten ein Indiz für das Bestehen eines Zusammenhangs zwischen Exposition zu EMF und Beschwerden sein könnte.
- Begleitstudie: „14 Patienten (45%) gaben an, zu Hause eine Abschirmvorrichtung gegen Elektrosmog zu benutzen. Dabei wurden häufig abschirmende Vorhänge/ Baldachine/ Storen oder Matten genannt. Andere genannte Abschirmvorrichtungen waren beispielsweise Abschirm-Chips fürs Mobiltelefon, ein Bodyguard“
Kommentar: Chips etc. sind untaugliche Abschirm-Versuche, die nicht wirken können, und deren Anpreisung als Abschirmung einem Betrugsversuch gleichkommt. Chips als „Abschirmung“ zu bezeichnen ist völlig verkehrt, und hätte mindestens die Physiker unter den Autoren zu einem Veto veranlassen müssen.
- Begleitstudie: „Obwohl dazu befragt, gaben viele Leute nicht an, ob sie die Abschirmvorrichtung als hilfreich beurteilen würden. Von den Personen, die etwas angegeben haben, empfand etwa die Hälfte die Vorrichtung als hilfreich und die andere Hälfte empfand sie als nicht hilfreich.“
Kommentar: Wurde gefragt oder ausgewertet, welche Arten von Abschirmvorrichtung als nützlich beurteilt wurden? Betrügerische Mittel wie Chips wären mit Sicherheit Placebo. Wer wie die Autoren einen kausalen Zusammenhang zwischen EMF und Symptomen a priori ausschliesst, der wird aber sämtliche Abschirmmassnahmen nur als Placebo betrachten.
- Begleitstudie: „19 Patienten (61%) hatten bereits einmal telefonischen oder brieflichen Kontakt zu einer Umweltfachstelle oder einer Umweltfachperson, alle (unter anderem) wegen
elektromagnetischen Feldern. Bei 17 Personen (55%) wurde bereits einmal ein Hausbesuch
durch eine Umweltfachperson durchgeführt.“
Kommentar: Mit Hausbesuchen sind wohl Messungen gemeint. Wirtschaftlich betrachtet entspricht das einer Marktdurchdringung bei den „Elektrosensiblen“ durch die Baubiologie-Branche von 55%.
[b]„Begleitstudie“ zum Beratungsnetz (4) Resultate Patientenbefragungen 3[/b]
Wir sind hier beim zweiten Patientenfragebogen der Begleitstudie, Seite 31 von http://www.mobile-research.ethz.ch/var/UMBN_Schlussbericht_2011.pdf .
Wir konzentrieren unser Augenmerk weiterhin darauf, wie die Autoren durch ihre Beschränkung auf die deskriptive / beschreibende Statistik medizinisch Augenfälliges ignorieren bzw. die Fragebogen nicht so auswerten, wie man sie auswerten könnte, nämlich nach möglichen Zusammenhängen. [b]Die auf reine Deskription eingeschränkte Auswertung dieser umfangreichen Erhebung medizinischer Daten bedeutet, dass die Daten sozusagen als wertlose Halbfertigprodukte gelagert werden, und als Datenmüll vergammeln, während die möglichen Zusammenhänge unterdrückt werden.[/b] Statt der Mehrung medizinischen Wissens zu dienen, werden die halbrohen Daten von Dritten zur Diffamierung der EMF-geschädigten Patienten durch dubiose Personenkreise missbraucht, wie z.B. sinngemäss "Elektrosensible sind psychisch angeschlagen".
[b]Dass kein einziger der sechs Studienautoren überhaupt Mediziner ist, ist den Autoren wohl ein willkommener Vorwand, sich nicht mit dem befassen zu müssen, was bei den Patienten unter EMF-Exposition geschieht.[/b]
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[*]Begleitstudie:[i] „Die Patienten wurden gefragt, welche traumatischen Ereignisse sie während der 12 Monate vor der Befragung erlebt hatten.“[/i]
Kommentar: Diese Frage wird normalerweise nicht einfach ohne Grund gestellt. Worauf diese Frage Antwort geben soll, haben die Autoren nicht einmal angedeutet, und sie haben sie auch nicht einmal in Verbindung zu anderen Fragen gesetzt. Die Beschränkung auf rein deskriptive Statistik wird hier auf die Spitze getrieben. Es hätte folgendes untersucht werden können:
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[*]Gibt es eine Korrelation von Trauma und Stresssymptomen oder Stressfolgeerkrankungen wie Depression?
[*]Oder, wenn die Frage anders gestellt worden wäre, nämlich nach traumatischen Ereignissen [i]vor Beginn[/i] einer „Elektrosensibilität“, gibt es eine Korrelation zwischen Trauma und dem Beginn von „Elektrosensibilität“?[/list]
Vielleicht haben die Autoren für sich selbst oder für ihre Auftraggeber Korrelationen ermittelt, diese aber nicht veröffentlicht. Kein Aussenstehender kann solche aus den rein deskriptiv dargestellten Daten ermitteln, nur die an den Daten Berechtigten, und das sind möglicherweise nicht einmal die Ärzte. [b]Der Verzicht auf Datenauswertung nach Zusammenhängen ist ein Skandal vor dem Hintergrund der kursierenden Theorie, dass der Beginn von „Elektrosensibilität“ mit traumatischen oder einschneidenden Erlebnissen der Patienten zusammenfalle.[/b]
[*]Begleitstudie:[i] „Die meisten Patienten waren der Meinung, dass ihr Leben „eher“ bis „sehr stark“ von den umweltbezogenen Gesundheitsbeschwerden beeinträchtigt wird.“[/i]
Kommentar: Die Antworten zeigen die Intensität der gesundheitlichen Beeinträchtigung durch EMF an. [b]Auf Grund der starken gesundheitlichen Beeinträchtigung müssten EMF als gesundheitsschädigend betrachtet werden, und es müssten neben den thermischen Grenzwerten Grenzwerte für nicht thermische Effekte festgelegt werden.[/b] Das war nicht das erste Mal in dieser Studie und es wird nicht das letzte Mal sein, dass die Autoren eindeutige Ergebnisse unkommentiert im Raum stehen lassen, welche als klares Anzeichen für die gesundheitsschädigende Wirkung von EMF hätten interpretiert werden müssen. Die Ergebnisse werden zwar weder verheimlicht noch gefälscht, sie werden aber mittels rein deskriptiver Statistikauswertung sozusagen sehenden Auges ignoriert, und mögliche Zusammenhänge werden unterdrückt.
[*]Begleitstudie:[i] „Auf die Frage, ob sich vor oder mit Beginn der Beschwerden in der Wohnung oder im Wohnumfeld etwas verändert habe, antworteten 25 (81%) mit „ja“. Dabei wurde am häufigsten eine neue Natelantenne in der Umgebung (11 Personen; 36%), andere EMF-Quellen (eigene oder von Nachbarn, z.B. W-LAN, Schnurlostelefon) (8 Personen; 26%) und/oder ein Umzug (5 Personen; 16%) genannt. Die gleiche Frage wurde bezüglich des Arbeitsumfeldes gestellt. Elf Personen (36%) gaben an, etwas habe sich vor oder mit Beginn ihrer Beschwerden in ihrem Arbeitsumfeld verändert“[/i]
Kommentar: Änderungen im Wohnumfeld plus Änderungen im Arbeitsumfeld ergeben addiert 117%, also viel, sehr viel. Dieses müsste den Autoren zu denken und zu schreiben geben. Auch dieses Ergebnis wird nicht kommentiert sondern ignoriert. (Wir erfahren auch hier nicht, ob es auch Personen gab, bei denen weder zu Hause noch bei der Arbeit vor Beginn der Beschwerden eine EMF-Quelle dazu gekommen ist.)
[*]Begleitstudie:[i] „Ein Grossteil der Patienten (27; 87%) kann eine Minderung der Beschwerden feststellen, wenn sie der Umweltbelastung nicht ausgesetzt sind“[/i]
Kommentar: Dieses ist ein klares Indiz für das Bestehen eines kausalen Zusammenhangs zwischen Exposition zu EMF und den Symptomen, vielleicht sogar das stärkste. Die Abwesenheit jeden Kommentars der Studienautoren fällt geradezu auf. Eine solche Häufung von Indizien würde unter normalen Umständen zu einem Schuldspruch für die EMF wegen Gesundheitsschädigung führen. Wir werden den Prozess verfolgen, mit welchem der Freispruch erfolgte.
[*]Begleitstudie:[i] „Die meisten können eine Minderung in den Ferien (20 Personen; 65%) oder ausserhalb des Hauses oder Arbeitsplatzes (17 Personen, 55%) feststellen; unter „anderes“ gaben viele an, fernab der Zivilisation oder im Wald/in der Natur keine Beschwerden zu haben.“ [/i]
Kommentar: Auch hier ergibt die Addition mehr als 100%, nämlich 120%, was sehr starkes Indiz für Kausalität ist. Wenn die Autoren noch die Zahl zu „viele“ von ausserhalb der Zivilisation offen legen würden, dann kämen wir vielleicht auf 170%. Die Additionen im Kommentar stammen nicht von den Autoren, sondern von Ihrem Kritiker. Dem kritischen Leser fällt auch hier auf, dass die Autoren nicht angeben, wie viele (möglicherweise keine?) Patienten keine Minderung bei Deexposition erfahren. Wir merkten uns diese Ignoranz gegenüber starken Indizien, damit wir unsere Erinnerung daran dort abzurufen können, wo die Autoren sich gegen Deexposition wenden.
[*]Begleitstudie:[i] „Alle Patienten empfanden mindestens eine Störung in ihrer Wohnung als lästig, im Durchschnitt waren es 3 Störungen. Am häufigsten genannt wurden Störungen durch elektromagnetische Felder (EMF)“[/i]
Kommentar: Der Klammerausdruck bzw. die Erläuterung „EMF“ in der Klammer ist krass falsch, wenn gleich anschliessend auch „EMF von Hochspannungsleitungen“ genannt werden: Hochspannungsleitungen strahl keine [i]„elektromagnetische Felder“[/i] ab, sondern nur elektrische und magnetische. Das sind andere Felder als elektromagnetische, die auf andere Art und Weise auf die Moleküle in den menschlichen Zellen einwirken. Wir verweisen nochmals auf die grosse Bedeutung „Schärfe der Begriffe“ in der Wissenschaft, siehe http://forum.gigaherz.ch/viewtopic.php?p=58494#58484 .
[*]Begleitstudie:[i] „19 (61%) störten sich an Mobilfunkantennen, ebenfalls 19 Personen gaben „andere elektromagnetische Felder an, 13 (42%) störten sich an EMF von Schnurlostelefonen oder Handys und 7 (22%) an EMF von Hochspannungsleitungen“[/i]
Kommentar: Die Häufigkeit von Mobilfunkantennen fällt mit 61% zwar auf; diese sind aber - über alle Feldquellen betrachtet - nicht die wichtigste, denn die Addition der anderen ergibt 135%.
[*]Begleitstudie Seite 35:[i] „Wenn die Patienten zu Hause das Fenster geschlossen halten, fühlten sie sich praktisch nicht (im Mittel 1.5 Punkte auf einer Skala von 0 (stört überhaupt nicht) bis 10 (stört unerträglich) vom Lärm von aussen gestört. Bei offenem Fenster wird durchschnittlich auf der gleichen Skala ein Wert von 2.9 angegeben; 4 Personen geben einen Wert von über 5 an.“[/i]
Kommentar: Die Autoren verwenden nicht das Wort „Deexposition“, aber Deexposition zu Lärm ist anscheinend sehr wirksam. Warum wenden sie sich gegen Deexposition zu EMF? Um die Wirkungen von EMF leugnen zu können?[b] Wer die Wirkungen von EMF leugnen will, der darf jedenfalls nicht zugeben, dass Deexposition zu EMF wirksam wäre.[/b]
[*]Begleitstudie:[i] „Am meisten Sorgen machten sich die Patienten über Mobilfunk-Sendeanlagen und die Benutzung von schnurlosen Festnetztelefonen (bei beiden gaben 26 Patienten (84%) „ziemliche“ oder „starke“ Sorgen an). Auch über die Benutzung von Handys und über Hochspannungsleitungen machten sich eine Mehrheit der Leute Sorgen (23 (74%) bzw. 21 (68%) gaben „ziemlich“ oder „stark“ an). Am wenigsten Sorgen machten sich die Leute über Teilnahme am Strassenverkehr, Verkehrslärm und UV-Strahlung. Dies ist in starkem Kontrast zu einer repräsentativen Befragung von ca. 2000 Schweizern, [...] wo die Umweltbesorgnis deutlich geringer war und sich die Teilnehmenden am meisten Sorgen wegen Luftverschmutzung und UV-Strahlen machten, jedoch Schnurlostelefone praktisch keine Besorgnis verursachten.“[/i]
Kommentar: Diese Gegenüberstellung soll bei den Lesern der Begleitstudie wohl den Eindruck erwecken, als sei die Risikowahrnehmung der „elektromagnetisch Hypersensiblen“ völlig „ver-rückt“. Die Gefahren des Strassenverkehrs sind für alle, die keinen Unfall erlitten haben, bloss ein Risiko, eingetretene Gesundheitsstörungen durch Umwelteinflüsse sind hingegen ein bereits erlittener Schaden. Wenn der Schaden andauert, und wenn die Fortdauer unbestimmt ist, dann sind Sorgen zur Situation angebracht. Auch wenn das nicht die Absicht gewesen sein mag, diese Gegenüberstellung der Autoren ist sehr geeignet, die EMF-Geschädigten verächtlich zu machen. So kann jedenfalls nur schreiben, wer einen Zusammenhang zwischen EMF und Symptomen a proiri ablehnt, und damit die Aussagen der Betroffenen unwahr erscheinen lassen will.
[*]Begleitstudie:[i] „Interessant ist in diesem Zusammenhang auch ein Vergleich der Expositionssituation der elektromagnetisch hypersensiblen Personen mit nicht-Sensiblen innerhalb der Qualifexstudie. Die grössten Unterschiede wurden dort nämlich für den Besitz von Schnurlostelefonen festgestellt. Während bei den nicht-Sensiblen rund 86% ein Schnurlostelefon besassen, war dieser Anteil bei den Elektrosensiblen nur etwa 70%. Dies deutet darauf hin, dass diesen Geräten von Betroffenen eine erhöhte Aufmerksamkeit zukommt“[/i]
Kommentar: Als ob die erhöhte Aufmerksamkeit nicht aus persönlichen Erfahrungen EMF-Geschädigter mit EMF bzw. mit DECT-Telefonen resultieren könnte! Wie ignorant kann man noch sein? Wie Karl Valentin, als er sinngemäss sagte: „Ich tu das so sehr nicht beachten, dass ich es gar nicht erst ignoriere!“? Kann dieser Unterschied partout nicht damit erklärt werden, dass diese Geräte tatsächlich bei einigen Personen unangenehme Symptome verursachen, wenn sogar tumbe Tiere Dinge meiden, mit denen sie unangenehme Erfahrungen gemacht haben?
[*]Begleitstudie:[i] „Interessanterweise lag aber der Anteil der Qualifex-Studienteilnehmenden, die sich sowohl bei der 2008er als auch bei der 2009er Erhebung als elektrosensibel bezeichneten deutlich geringer (4.6%). Das deutet darauf hin, dass bei einem Teil der Personen, diese Einschätzung transient ist.“[/i]
Kommentar: Ist es nicht denkbar, dass nicht bloss die Einschätzung transient / vorübergehend sein könnte, sondern auch, dass die Reagibilität bei einigen Personen tatsächlich kommt und wieder verschwindet? Das wäre in der Medizin nichts Einzigartiges, denn auch bei Allergien kommt das vor.
[*]Begleitstudie:[i] „Der durchschnittliche Gebrauch eines Schnurlostelefons ist in Tabelle 7 aufgelistet. Die meisten Patienten (52%) benutzten nie ein Schnurlostelefon. [...]“[/i]
Kommentar: Es werden statistische Angaben zur Nutzung vieler Arten von Geräten durch die Patienten gemacht. Die Autoren äussern weder dazu, dass viele Patienten nur auf einen Teil davon überhaupt empfindlich reagieren, noch dass in der modernen Welt der Elektronik kaum vollständig ausgewichen werden kann. Nach dem was wir bisher gelesen haben, überrascht es auch nicht, dass sie auch nicht in Erwägung ziehen, dass meidendes Verhalten ein Indiz für das Bestehen eines Zusammenhangs zwischen Exposition zu EMF und Beschwerden sein könnte.
[*]Begleitstudie:[i] „14 Patienten (45%) gaben an, zu Hause eine Abschirmvorrichtung gegen Elektrosmog zu benutzen. Dabei wurden häufig abschirmende Vorhänge/ Baldachine/ Storen oder Matten genannt. Andere genannte Abschirmvorrichtungen waren beispielsweise Abschirm-Chips fürs Mobiltelefon, ein Bodyguard“[/i]
Kommentar: Chips etc. sind untaugliche Abschirm-Versuche, die nicht wirken [i]können[/i], und deren Anpreisung als Abschirmung einem Betrugsversuch gleichkommt. Chips als „Abschirmung“ zu bezeichnen ist völlig verkehrt, und hätte mindestens die Physiker unter den Autoren zu einem Veto veranlassen müssen.
[*]Begleitstudie:[i] „Obwohl dazu befragt, gaben viele Leute nicht an, ob sie die Abschirmvorrichtung als hilfreich beurteilen würden. Von den Personen, die etwas angegeben haben, empfand etwa die Hälfte die Vorrichtung als hilfreich und die andere Hälfte empfand sie als nicht hilfreich.“[/i]
Kommentar: Wurde gefragt oder ausgewertet, welche Arten von Abschirmvorrichtung als nützlich beurteilt wurden? Betrügerische Mittel wie Chips wären mit Sicherheit Placebo. Wer wie die Autoren einen kausalen Zusammenhang zwischen EMF und Symptomen a priori ausschliesst, der wird aber sämtliche Abschirmmassnahmen nur als Placebo betrachten.
[*]Begleitstudie:[i] „19 Patienten (61%) hatten bereits einmal telefonischen oder brieflichen Kontakt zu einer Umweltfachstelle oder einer Umweltfachperson, alle (unter anderem) wegen
elektromagnetischen Feldern. Bei 17 Personen (55%) wurde bereits einmal ein Hausbesuch
durch eine Umweltfachperson durchgeführt.“[/i]
Kommentar: Mit Hausbesuchen sind wohl Messungen gemeint. Wirtschaftlich betrachtet entspricht das einer Marktdurchdringung bei den „Elektrosensiblen“ durch die Baubiologie-Branche von 55%.
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