von M. K. » 2. September 2003 22:21
Mich würde ja schon interessieren, wie viele Menschen es dort in den Messehallen umhaut, - ja schlicht physisch umhaut! Das wäre ja dann doch ein sehr hautnaher Test all der versammelten Experten, die dann auch noch ihre Handys und Notebooks und alles Mögliche bei sich tragen. Nachwirkungen wären zu untersuchen. M.K.
Internationale Funkausstellung
Auf der Ifa hat's gefunkt
Von Wolfgang Tunze
02. September 2003 Auf der Internationalen Funkausstellung wurde gefunkt, was das Zeug hält - am liebsten auf ultrahohen Frequenzen mit 2,4 oder gar 5 Gigahertz. Das sind die Schwingungen der Wireless-LAN-Netzwerke, und an ihre Allgegenwart werden wir uns schon bald gewöhnen. Denn sie sind die künftigen Medienhighways in unseren privaten vier Wänden: ob Audio, Video oder Fotos - alles nimmt demnächst den Luftweg zu Bildschirm und Lautsprechern.
Schon in unserer Ifa-Vorschau hatten wir das Debüt der Heimvernetzung zum Megathema erklärt (F.A.Z. vom 26. August). Hier noch ein paar Beweise: Toshiba zeigte eine Wireless-LAN-Funkbrücke, deren Sender Audio und Video über konventionelle Schnittstellen entgegennimmt oder Fernsehprogramme über den eingebauten Tuner einfängt, alles digitalisiert und auf den Funkweg schickt. Der passende Empfänger stellt dann den Kontakt zum Fernseher und zum Hi-Fi-Set her. Thomson arbeitet an einer Lösung, die den Client direkt ins Fernsehgerät integriert. Pinnacle nennt seinen Beitrag zur medialen Vernetzung Showcenter. Eine spezielle Datenbank-Software macht den PC zum Medienserver, und ein schlichtes Aluminiumkästchen spielt den Client-Part: Via Startkabel schickt es eine einfache Bediengrafik auf die Fernsehmattscheibe, die alles zur Auswahl anbietet, was der Computer an multimedialen Dateien auf seiner Festplatte hat.
DVD mit Computeranschluß
Kiss Technology, der dänische Spezialist für DVD-Player mit Multimedia-Appeal, baut in sein jüngstes Modell DP 558 einen Netzwerk-Client und eine Festplatte ein, die zum Beispiel Spielfilme nach dem Video-on-Demand-Prinzip aus der DSL-Telefonleitung saugt und speichert. Onkyo geht bereits mit seinem zweiten Gerät ans Netz: Der jüngste Heimkino-Receiver, TX-NR801 genannt, holt sich über das Netzwerk Sound-Dateien aus dem Computer, demnächst kann er auch Internet-Radio direkt aus dem Web an die Lautsprecher übertragen. Samsung zeigte in Berlin einen Home Server, der die Funktionen von DVD-Player, Festplattenrecorder und Wireless-LAN-Funkstation vereint. Daewoo demonstrierte den Prototyp einer Kombination aus Video-Kodierer und Wireless-LAN-Elektronik, die das Datenaufkommen für Bild und Ton stets dynamisch an die verfügbare Funkbandbreite anpaßt und damit genug Reserven für zwei Videoströme in HDTV-Qualität bereithält.
Funk im Sinne von Fernsehen und Radio stand ebenfalls ganz oben auf der langen Ifa-Themenliste, allen voran das in Berlin erfolgreich gestartete terrestrische Digitalfernsehen DVB-T, das derzeit mit 27 Programmen in der Luft ist. JVC zeigte an seinem Stand bereits einen funktionstüchtigen Empfänger fürs Auto, der in jeden DIN-Schacht paßt und von dort aus die Fahrgäste auf den hinteren Plätzen mit glasklaren Bildern versorgt. Im Technisch-Wissenschaftlichen Forum, der High-Tech-Sonderschau auf dem Ifa-Campus, führten die öffentlich-rechtlichen Sender, das Institut für Rundfunktechnik und etliche weitere Institutionen vor, wie sich DVB-T mit Mobilfunk-Infrastrukturen zu interaktiven mobilen Diensten kombinieren läßt - eine naheliegende, nicht einmal ganz neue Vision, die nun aber genügend technischen Boden hat, um zur Realität aufzuschließen.
Dab lahmt
Derweil kommt Dab, das designierte digitale Nachfolgesystem für unser bewährtes UKW-Radio, nicht recht von der Stelle - es fehlt einfach an jeglicher Unterstützung durch die großen Gerätehersteller. Ausdrücklich ausnehmen muß man Blaupunkt: Die Hildesheimer Autoradio-spezialisten und Dab-Vorkämpfer kommen in Sachen Digitalradio allmählich als Erstausrüster mit der Autoindustrie ins Geschäft. Den neuen Golf V kann man mit einem Dab-Empfänger ordern, mit weiteren Autoherstellern stehen Vereinbarungen kurz vor dem Abschluß.
Als Trendbarometer erwies sich die Ifa auch im Wettstreit der DVD-Formate. Die DVD-RAM, die schnellste, aber auch die kostspieligste Variante der wiederbespielbaren Scheiben, führt bisher in Europa ein Minoritätendasein, während sie in den übrigen Industrieregionen der Welt die Szene dominiert. Das beginnt sich offenbar zu ändern. LG und Toshiba zum Beispiel zeigten in Berlin neue RAM-Recorder, die auch die DVD-RW und die DVD-R als Rohling akzeptieren. Thomson hat sich in einem Abkommen mit dem DVD-RAM-Erfinder Panasonic verpflichtet, in seinen DVD-Recordern künftig Laufwerke für diesen Datenträger zu verwenden. Die ersten Modelle sollen im Frühjahr 2004 erscheinen. Ein besonders interessanter neuer DVD-Player stammt von Samsung: Die Koreaner zeigten auf der Ifa ein DVD-HD935 genanntes Modell, das sozusagen High-Definition-Video liefert: Ein eingebauter Scaler rechnet die Informationen der DVD auf bis zu 1080 Zeilen hoch und schickt sie über den digitalen DVI-Ausgang an einen entsprechend ausgerüsteten Großbildschirm - fürs Heimkino der edleren Art.
Filme selber basteln
Für alle, die ihre bunten Mattscheibenbilder gern selbst produzieren, hatte schließlich Panasonic noch zwei heiße Gerätschaften mit dem Familiennamen D-Snap parat. Eine trägt die Typenbezeichnung SV-AS10, ist kaum größer als ein Keks und knipst Fotos mit zwei Megapixels - wenn sie nicht gerade Musik in einem der Kompressionsformate MP3, AAC oder Windows Media Audio abspielt. Die zweite Neuheit nennt sich SV-AV100, läßt sich ebenfalls in der geschlossenen Faust verstecken und steht für eine Technikpremiere: Es ist nichts weniger als der erste, nach dem Standard MPEG-2 filmende Camcorder, der Chipkarten als Speichermedium für die bewegten Bilder verwendet.
Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.09.2003, Nr. 203 / Seite T6
Bildmaterial: dpa/dpaweb
Mich würde ja schon interessieren, wie viele Menschen es dort in den Messehallen umhaut, - ja schlicht physisch umhaut! Das wäre ja dann doch ein sehr hautnaher Test all der versammelten Experten, die dann auch noch ihre Handys und Notebooks und alles Mögliche bei sich tragen. Nachwirkungen wären zu untersuchen. M.K.
Internationale Funkausstellung
Auf der Ifa hat's gefunkt
Von Wolfgang Tunze
02. September 2003 Auf der Internationalen Funkausstellung wurde gefunkt, was das Zeug hält - am liebsten auf ultrahohen Frequenzen mit 2,4 oder gar 5 Gigahertz. Das sind die Schwingungen der Wireless-LAN-Netzwerke, und an ihre Allgegenwart werden wir uns schon bald gewöhnen. Denn sie sind die künftigen Medienhighways in unseren privaten vier Wänden: ob Audio, Video oder Fotos - alles nimmt demnächst den Luftweg zu Bildschirm und Lautsprechern.
Schon in unserer Ifa-Vorschau hatten wir das Debüt der Heimvernetzung zum Megathema erklärt (F.A.Z. vom 26. August). Hier noch ein paar Beweise: Toshiba zeigte eine Wireless-LAN-Funkbrücke, deren Sender Audio und Video über konventionelle Schnittstellen entgegennimmt oder Fernsehprogramme über den eingebauten Tuner einfängt, alles digitalisiert und auf den Funkweg schickt. Der passende Empfänger stellt dann den Kontakt zum Fernseher und zum Hi-Fi-Set her. Thomson arbeitet an einer Lösung, die den Client direkt ins Fernsehgerät integriert. Pinnacle nennt seinen Beitrag zur medialen Vernetzung Showcenter. Eine spezielle Datenbank-Software macht den PC zum Medienserver, und ein schlichtes Aluminiumkästchen spielt den Client-Part: Via Startkabel schickt es eine einfache Bediengrafik auf die Fernsehmattscheibe, die alles zur Auswahl anbietet, was der Computer an multimedialen Dateien auf seiner Festplatte hat.
DVD mit Computeranschluß
Kiss Technology, der dänische Spezialist für DVD-Player mit Multimedia-Appeal, baut in sein jüngstes Modell DP 558 einen Netzwerk-Client und eine Festplatte ein, die zum Beispiel Spielfilme nach dem Video-on-Demand-Prinzip aus der DSL-Telefonleitung saugt und speichert. Onkyo geht bereits mit seinem zweiten Gerät ans Netz: Der jüngste Heimkino-Receiver, TX-NR801 genannt, holt sich über das Netzwerk Sound-Dateien aus dem Computer, demnächst kann er auch Internet-Radio direkt aus dem Web an die Lautsprecher übertragen. Samsung zeigte in Berlin einen Home Server, der die Funktionen von DVD-Player, Festplattenrecorder und Wireless-LAN-Funkstation vereint. Daewoo demonstrierte den Prototyp einer Kombination aus Video-Kodierer und Wireless-LAN-Elektronik, die das Datenaufkommen für Bild und Ton stets dynamisch an die verfügbare Funkbandbreite anpaßt und damit genug Reserven für zwei Videoströme in HDTV-Qualität bereithält.
Funk im Sinne von Fernsehen und Radio stand ebenfalls ganz oben auf der langen Ifa-Themenliste, allen voran das in Berlin erfolgreich gestartete terrestrische Digitalfernsehen DVB-T, das derzeit mit 27 Programmen in der Luft ist. JVC zeigte an seinem Stand bereits einen funktionstüchtigen Empfänger fürs Auto, der in jeden DIN-Schacht paßt und von dort aus die Fahrgäste auf den hinteren Plätzen mit glasklaren Bildern versorgt. Im Technisch-Wissenschaftlichen Forum, der High-Tech-Sonderschau auf dem Ifa-Campus, führten die öffentlich-rechtlichen Sender, das Institut für Rundfunktechnik und etliche weitere Institutionen vor, wie sich DVB-T mit Mobilfunk-Infrastrukturen zu interaktiven mobilen Diensten kombinieren läßt - eine naheliegende, nicht einmal ganz neue Vision, die nun aber genügend technischen Boden hat, um zur Realität aufzuschließen.
Dab lahmt
Derweil kommt Dab, das designierte digitale Nachfolgesystem für unser bewährtes UKW-Radio, nicht recht von der Stelle - es fehlt einfach an jeglicher Unterstützung durch die großen Gerätehersteller. Ausdrücklich ausnehmen muß man Blaupunkt: Die Hildesheimer Autoradio-spezialisten und Dab-Vorkämpfer kommen in Sachen Digitalradio allmählich als Erstausrüster mit der Autoindustrie ins Geschäft. Den neuen Golf V kann man mit einem Dab-Empfänger ordern, mit weiteren Autoherstellern stehen Vereinbarungen kurz vor dem Abschluß.
Als Trendbarometer erwies sich die Ifa auch im Wettstreit der DVD-Formate. Die DVD-RAM, die schnellste, aber auch die kostspieligste Variante der wiederbespielbaren Scheiben, führt bisher in Europa ein Minoritätendasein, während sie in den übrigen Industrieregionen der Welt die Szene dominiert. Das beginnt sich offenbar zu ändern. LG und Toshiba zum Beispiel zeigten in Berlin neue RAM-Recorder, die auch die DVD-RW und die DVD-R als Rohling akzeptieren. Thomson hat sich in einem Abkommen mit dem DVD-RAM-Erfinder Panasonic verpflichtet, in seinen DVD-Recordern künftig Laufwerke für diesen Datenträger zu verwenden. Die ersten Modelle sollen im Frühjahr 2004 erscheinen. Ein besonders interessanter neuer DVD-Player stammt von Samsung: Die Koreaner zeigten auf der Ifa ein DVD-HD935 genanntes Modell, das sozusagen High-Definition-Video liefert: Ein eingebauter Scaler rechnet die Informationen der DVD auf bis zu 1080 Zeilen hoch und schickt sie über den digitalen DVI-Ausgang an einen entsprechend ausgerüsteten Großbildschirm - fürs Heimkino der edleren Art.
Filme selber basteln
Für alle, die ihre bunten Mattscheibenbilder gern selbst produzieren, hatte schließlich Panasonic noch zwei heiße Gerätschaften mit dem Familiennamen D-Snap parat. Eine trägt die Typenbezeichnung SV-AS10, ist kaum größer als ein Keks und knipst Fotos mit zwei Megapixels - wenn sie nicht gerade Musik in einem der Kompressionsformate MP3, AAC oder Windows Media Audio abspielt. Die zweite Neuheit nennt sich SV-AV100, läßt sich ebenfalls in der geschlossenen Faust verstecken und steht für eine Technikpremiere: Es ist nichts weniger als der erste, nach dem Standard MPEG-2 filmende Camcorder, der Chipkarten als Speichermedium für die bewegten Bilder verwendet.
Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.09.2003, Nr. 203 / Seite T6
Bildmaterial: dpa/dpaweb