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von Tilly » 4. Juni 2007 09:08
Das große Bienensterben:
Die verschwiegene Forschung
Eine mögliche Ursache, die elektromagnetischen Felder, wurde bisher von den Schweizer Behörden übersehen. Das österreichische Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft schrieb dagegen bereits im April 2006 an den Nationalrat Dr. Andreas Khol:
"Wissenschaftliche Untersuchungen haben nachgewiesen, dass sich niederfrequente elektromagnetische Felder negativ auf Bienen auswirken können." (...)Studien ergeben, dass Bienen in starken elektrischen Feldern von über 4 Kilovolt/m, z.B. unmittelbar unter einer 380 kV Hochspannungsleitung, weniger Honig produzieren, bzw. eine erhöhte Mortalität aufweisen. (Der Grenzwert zum Schutz der Menschen vor Einwirkung durch diese Felder liegt bei 5 kV/m)“ [9].
Folgende Studien untermauern die Aussagen des Ministeriums:
• Der Saarbrückener Biophysiker Dr. rer. nat Ulrich Warnke stellte schon in den Siebziger Jahren fest, dass Bienen unter dem Einfluss niederfrequenter Felder Stressreaktionen zeigten. Bei Signalen im Frequenzbereich 10 bis 20 KHz zeigte sich eine erhöhte Aggressivität und ein stark reduziertes Rückfindeverhalten. [10]
• 1974 fanden die russischen Forscher Eskov und Sapozhnikov, dass Bienen bei ihren Kommunikations-Tänzen elektromagnetische Signale mit einer Modulationsfrequenz zwischen 180 und 250 Hz erzeugen. (Man beachte: Unser GSM Mobilfunk ist mit 217 Hz moduliert.) Hungrige Bienen reagierten auf diese Frequenzen mit der Aufrichtung ihrer Fühler [11]. Warnke berichtete, dass die Kommunikationsimpulse der Fühler bei Berührung eines Artgenossen mit einem Oszillographen gemessen werden konnten [12].
• Wissenschaftler der Universität Koblenz-Landau um Prof. Hermann Stever untersuchten 2005 in einer Pilotstudie das Rückfindeverhalten von Bienen, sowie die Gewichts- und Flächenentwicklung der Waben unter Einwirkung von elektromagnetischer Strahlung [13]. Bei 4 von 8 Bienenvölkern wurden pausenlos strahlende Basisstationen von DECT-Schnurlos-telefonen in den Stock hineingestellt. Die Gewichts- und Flächenentwicklung der Völker mit DECT-Telefon verlief merklich langsamer, als jene der „unbestrahlten“ Völker (s. Abb. 4). Zur Untersuchung des Rückfindeverhaltens wurden diverse Bienen jedes Stockes mit Farbtupfern markiert und ab 5 Tage nach Einbringen der DECT-Telefone in einer Distanz von 800 Meter zum Stock freigelassen [14]. In der Rückkehrzeit ergaben sich deutliche Unterschiede zwischen den bestrahlten und den „unbestrahlten“ Bienen (s. Abb. 3).
Abb. 1: Von Diagnose-Funk geschätzte Feldstärke in den vier mit und vier ohne DECT-Telefonen bestückten Bienenstöcken der Universität Koblenz-Landau. Die Bienenstöcke waren in der Pilotstudie nicht elektro-magnetisch abgeschirmt, wodurch auch die unbestrahlten Völker bestrahlt wurden, wenn auch nicht so stark, wie jene im Nahfeld der DECT-Stationen.
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Abb. 2: Bienenstock mit DECT-Basisstation (Bild aus [16]).
Abb. 3: Rückkehrzeiten einiger Völker mit und ohne DECT-Telefon im Stock. Von den Bienen aus „unbestrahlten“ Stöcken kehrten insgesamt 40 % zurück, bei den bestrahlten waren es lediglich 7% ([15], Diagr. aus [13]).
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Abb. 4: Gewichts- und Flächenentwicklung der Waben (aus [13]).
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• In umfangreichen Folgeversuchen zur Pilotstudie 2005 untersuchte das Team um Prof. Stever 2006 nochmals das Rückfindeverhalten DECT-bestrahlter Bienen [16]. Die Bienenstöcke wurden diesmal mit engmaschigen Metallgittern voneinander abgeschirmt und unregelmässig angeordnet um ungewollte Einflüsse auszugleichen. Die Flugdistanz wurde jedoch auf 500 Meter verkürzt [17]. Man darf annehmen, dass die bestrahlten Völker durch die kürzere Flugstrecke weniger Mühe hatten, den Stock zu finden. Im Rückfindeverhalten ergaben sich dennoch statistisch signifikante Unterschiede zu den unbestrahlten Bienen (s. Abb.5). In Bezug auf die „Colony Collapse Disorder“ stellt sich nun die Frage, ob eine flächendeckende, aber schwächere Mobilfunkstrahlung den Orientierungssinn der Bienen ähnlich stört, wie ein 5-tägiges, hohes Nahfeld von DECT-Telefonen im Bienenstock.
Abb. 5: Signifikanter Unterschied im Rückfindeverhalten von bestrahlten und unbestrahlten Bienen. Je höher der Index, desto höher die Anzahl der zurückgekehrten Bienen und / oder desto kürzer die Rückkehrzeit (Diagr. aus [16]).
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Erfahrungen der Imker
Prof. em. Dr. Ferdinand Ruzicka, selbst Imker und Autor von Beiträgen in diversen Imker-Fachzeitschriften, sammelte umfangreiche Erfahrungen durch eigene Beobachtungen und Umfragen unter Imkern: „Die Probleme sind erst aufgetaucht, seit in unmittelbarer Umgebung meines Bienenstandes mehrere Sendeanlagen errichtet wurden,“ so Ruzicka. Daraufhin publizierte er in der Zeitschrift „Der Bienenvater“ 2003/9 eine Umfrage [18]:
• Die Frage, ob im Umkreis von 300 m des Bienenstandes eine Mobilfunkantenne steht, wurde in allen 20 Antworten bejaht.
• Die Frage nach einer höheren Aggressivität als vor der Inbetriebnahme der Sendeanlage bejahten 38 %.
• Die Frage nach einer höheren Schwarmneigung wurde von 25% positiv beantwortet.
• Die letzte Frage nach unerklärlichen Völkerzusammenbrüchen wurde von 63% bestätigt.
Bienenvölker werden nach Ruzickas Beobachtungen durch die Mobilfunkstrahlung so geschwächt, dass sie für diverse Krankheiten anfälliger werden, was auch zum Zusammenbruch der Völker beitragen kann. Denn Bienen gelten, ähnlich den Schmetterlingen, deren Bestand in den letzten Jahren ebenso dramatisch zurückgegangen ist, als sehr fragile Lebewesen. Gemäss Dr. Ruzicka konnten Bienenvölker vor 15 Jahren einen wesentlich höheren Befall an Varroa-Milben verkraften als heute.
NZZ: "Bienen leben länger"…
Bienen sorgen direkt und indirekt für ca. einen Drittel der menschlichen Nahrung, da diese ohne Bestäubung der Pflanzen, (z. B. Obst- und Gemüsesorten, auch Getreide für die Futtermittel der Rinder) nicht gedeihen kann. Bereits heute zeichnet sich ab, dass das Aussterben der Bienen zu erheblichen Komplikationen führen kann. Doch auf warnende Berichte im Tagesanzeiger und im Fernsehen „10 vor 10“ reagierte wieder einmal die NZZ umgehend mit Dementis, Entwarnungen und Relativierung der Sachlage [19]. Der Titel: „Bienen leben länger“ [4].
Dem aufmerksamen Leser fällt dabei auf, dass dies stets dort geschieht, wo Meldungen die Interessen der Industrie tangieren und ein lukratives Geschäft bedrohen (wie z.B. bei Tabak, Zucker, Mikrowellenöfen u.a.). Auf einen Hinweis zum Bienensterben, den die Diagnose-Funk an das Bundesamt für Landwirtschaft abgab, erhielt sie denn auch postwendend einen Verweis auf den verharmlosenden Artikel in der NZZ am Sonntag. Doch wieso versuchen dann amerikanische Farmer bereits, ihre Obstbäume mit riesigen Ventilatoren zu bestäuben? [8]. Ein Farmer aus Pennsylvanien versuchte, Bienenvölker für umgerechnet 18 000 Franken zur Bestäubung der Mandelbäume nach Kalifornien zu bringen, doch als er dort ankam, war keine einzige Kolonie mehr am Leben [8].
Evi Gaigg, diagnose-funk