Lerchl als Fortbildner für Ärzte VII
Wir sind weiterhin an der Betrachtung von Lerchls Video (
http://www.youtube.com/watch?v=2XLTB4ttlhY ). Nachdem sich in der Folge VI von „Lerchl als Fortbildner für Ärzte“ wieder einmal der Lateinerspruch „difficile est satiram non scribere“ mit aller Kraft und Gewalt bewahrheitete, nämlich „es ist schwierig, hier nicht in Satire zu verfallen“, kommen wir heute wie ankündigt
inhaltlich auf Lerchls Aussagen zu den Tierversuchen zurück.
Nachdem Lerchl in circa Minute 19 erwähnt, dass die mit GSM-Funkstrahlung exponierten AKR-Krebsmäuse eine deutlich höhere relative Gewichtszunahme als die nicht exponierte Kontrollgruppe erfahren hätten, feixt er so etwas wie von „Übergewichtsproblem“. Er wiederholte in circa Minute 20:30 zutreffend und wie schon damals in seiner Studie, dass die von der starken Funkstrahlung in den Versuchstieren erzeugte Wärme dabei geholfen habe, Futter in Fettreserven zu wandeln. Ebenfalls zutreffend sagte er, dass von den mit mit UMTS bestrahlten AKR-Krebsmäusen mehr bis am Ende des Experiments überlebt hätten als von der nicht bestrahlten Kontrollgruppe.
Nicht erwähnt hat Lerchl (was ihm ebenfalls bekannt ist!), nämlich dass die mit Funkstrahlung gewärmten Mäuse dank dieser Aufwärmung auch weniger Energie für den Metabolismus aufwenden mussten, und dass ihnen somit wiederum mehr Energie für die Krebsabwehr zur Verfügung stand als den nicht durch Funkstrahlung gewärmten Versuchstieren.
War Lerchl da auch nur ein Satirikerkollege von mir, als er sagte, die UMTS-Funkstrahlung habe einen schützenden Effekt? Oder meinte er das wirklich ernst? Lerchl sagte dazu, die Herausgeber hätten ihm dieses aus der ursprünglichen Version seines Berichtes herausgestrichen, mündlich dürfe er das aber sagen. Die Herausgeber waren das Bundesamt für Strahlenschutz. Lerchl äusserte dieses nicht im Tonfall eines lustigen Humoristen, sondern mit einem verschwörerischen Ton, so etwa wie „ihr wisst schon was ich meine“, oder wie „ich sage jetzt die wirkliche Wahrheit, aber sie ist eben politisch unkorrekt".
Hat es Lerchl vor den Landärzten und der ebenfalls eingeladenen Landbevölkerung auch nur spassig gemeint, als er sagte, dass gemäss Studien durch Funkstrahlung der Ausbruch von Alzheimer verlangsamt werde? Er nannte die Studien zwar „schrecklich“, aber vielleicht auch nur weil sie von anderen Autoren als von ihm selbst stammten - nichts ist neidischer und eifersüchtiger als ein ehrgeiziger Wissenschaftler. - Hätte Lerchl eine Clownnase aufgehabt, dann wäre klar gewesen, dass er diese Aussagen nur scherzhaft meinte.
Diese Aussagen tat er nicht zufällig, sondern in einer dramaturgisch gerissen aufgebauten Inszenierung, die in circa Minute 6:30 begonnen hat. Wir sehen, wie Lerchl in Minute 6:30 ein um den Hals gehängtes, sonst in der Brusttasche verstecktes Amulett kurz zeigt. Wollte er den im Saal Anwesenden eine versteckte Botschaft übermitteln, und wenn ja, wem genau? Wollte er den Esoterikern unter den Zuhörern bedeuten „Hey, ich bin einer wie ihr“? Amulette spielen nämlich in Voodoo eine wichtige schützende Rolle. Gemäss Lerchls Vortrag schützt Mobilfunkstrahlung ja vor Krebs. Das Händy-Amulett trägt er symbolträchtig in der Brusttasche auf seinem Herzen, für jeden Arzt sofort so wahrnehmbar. War das kurze Vorzeigen des Händys eine versteckte Voodoo-Botschaft? Ist nicht Vodaphone eine Verballhornung von Voodoo-Phone? Warum reimt sich deutsche Betreibermarke O2 [o-two] auf Voodoo? Sind wir da einem verschworenen Voodoo-Kult auf die Spur gekommen? Der Krebs mit Mobilfunkstrahlung beschwört? Oder ist es ganz banal: Fetisch ist nämlich ein Synonym für Amulett. Ist Lerchl etwa ganz banal ein Strahlenfetischist? Ist das der verdeckte Grund dafür, dass er als
Strahlenschützer seine ganze Kraft dem
Schutz der Strahlung vor niedrigeren Grenzwerten widmet?
Wenn Lerchl Zensur der deutschsprachigen Version seiner DMF-Studie durch die Herausgeber, d.h. das Bundesamt für Strahlenschutz BfS beklagt, dann fragen wir: War es auch das BfS, das bei seiner Hamsterstudie die Zahl der dafür geopferten Tiere von 320 in der englischen Fassung auf 500 in der für das breite Publikum und die zahlenden Auftraggeber bestimmten deutschen Version aufblies? War es auch das BfS, das in der deutschen Ausgabe die Warnung bezüglich Schonung der Kinder brutal strich? Sie lautete in der englischen Fassung:
„In other words, using a mobile phone at unfavorable conditions (high output power) may result in pineal SAR values which – in small children – are close to those causing a biologic effect as reported here in an in vitro system. Thus the data presented strengthen the precautionary advice that children should be discouraged from using mobile phones for nonessential calls.“
[Mit anderen Worten kann der Gebrauch eines Mobiltelefons unter ungünstigen Umständen (hohe Ausgangsleistung) zu SAR-Werten an der Zirbeldrüse – bei kleinen Kindern – führen, welche nahe denen sind, welche die hier berichtete biologische Wirkung im Reagenzglas verursachen. Die vorgestellten Daten unterstützen daher den vorsorglichen Rat, dass Kinder vom Gebrauch von Mobiltelefonen für unwichtige Anrufe abgehalten werden sollen.]
Hat es Lerchl vor dem Hintergrund solcher Manipulation durch den Herausgeber wirklich ernst gemeint, als er die Berichterstattung durch das DMF als von noch nie dagewesener Transparenz lobte?
Im letzten Beitrag kamen wir noch auf die Bedeutung grosser Zahlen in Bioelectromagnetics. Allein die Anzahl der Bioelectromagnetics Studien ist geeignet, Aussenstehende zu blenden. Der Zählerstand der allein von
www.emf-portal.de ausgewerteten Studien lag Anfang November bereits über 16‘000. Diese riesige Zahl blendet trotz oft dürftigster Qualität der Studien. Aber für das Missverhältnis zwischen Quantität und Qualität schämen sich die Autoren nicht, und an ihm stören sich die Auftraggeber nicht, solange die Verdünnungsstrategie mittels untauglichen Versuchsdesigns funktioniert. Ein weiteres Missverhältnis ist, dass für Experimente mit Tieren und Tierorganen kein Aufwand für insgesamt riesige Tieropfer gescheut wird, während Laborexperimente mit Menschen meist zu klein angelegt werden, als dass sie signifikante Ergebnisse generieren könnten.
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Bei diesem Video fiel mir wieder einmal das Bild mit den drei Affen ein. Ich hab’s gesehen. Ich hab ihn gehört. Aber was ich hier gesehen und gehört habe, ist zu stark, um schweigen zu können.