Die „Oberfeld-Studie“
Die „Umweltepidemiologische Untersuchung der
Krebsinzidenz in den Gemeinden Hausmannstätten
und Vasoldsberg“ war kurz vor der Veranstaltung in
den Schlagzeilen thematisiert worden, trotz der anscheinend
nicht reellen Expositionsabschätzung. Dieser
Umstand war jedoch nicht Inhalt des Seminars,
sondern die Statistik und Methodik der Studie. Als
unüblich wurde es angesehen, dass die Teilnehmer
in einem Fragebogen mitteilen sollten, ob sie entweder
„Fall“ (an Krebs erkrankt) oder „Kontrolle“ (nicht
an Krebs erkrankt) sind. Hier besteht die Gefahr einer
Verzerrung (Bias) in dem Sinn, dass mutmaßlich
betroffene Personen im Nahbereich der Sendeanlage
eine wesentlich andere Gesundheitswahrnehmung
und Teilnahmebereitschaft haben als weiter
entfernt wohnende Personen, welche der Sendeanlage
möglicherweise geringere Bedeutung (Gefahrenpotential)
zumessen. Diese wahrscheinliche Verzerrung
drückt sich auch darin aus, dass im Nahbereich
der Sendeanlage (weniger als 200 Meter Entfernung)
signifikant mehr Teilnehmer (Personen, die den Fragebogen
beantworteten: 5,3%) wohnen als Nicht-Teilnehmer
(Personen, die nicht antworteten, aber über
Melderegister erfasst wurden: 2,7%). Die restlichen
94,7% bzw. 97,3% wohnen außerhalb des 200-Meter-
Radius um die Sendeanlage. Zudem wurden zwei
Stichproben miteinander verglichen, wobei die eine
Stichprobe (Personen, die den Fragebogen beantworteten)
eine Teilmenge der anderen (Personen,
die den Fragebogen beantworteten + Nichtantworter
aus dem Melderegister) war, was einen Vergleich
unlogisch macht. Diese vorläufige Auswertung führt
dazu, dass man die Aussagen der Studie als spekulativ
bewerten muss – unabhängig davon, ob es eine
sendende Mobilfunkantenne im Untersuchungszeitraum
überhaupt gegeben hat oder nicht.
Quelle:
http://www.fgf.de/publikationen/newsletter.html
Auszug aus:
Bericht zum Statistik-Seminar der FGF: Wie aussagekräftig sind Statistik und Epidemiologie?
Hintergrund[Zitat:]
Der Wunsch mehrerer FGF-Mitglieder, detaillierte und kompetente Hintergrundinformationen zu
epidemiologischen Studien und der diesen zugrunde liegenden Statistik zu erhalten, war der Auslöser
für ein eintägiges Seminar zum Thema „Statistik und Epidemiologie“, das im Februar dieses Jahres
in München stattfand.
Leiter des Seminares war Dr. Hagen Scherb vom
Institut für Biomathematik und Biometrie am Helmholtz-
Zentrum München. Das besondere Interesse
der Teilnehmer galt den schon publizierten Teilen der
Interphone-Studie und dem in absehbarer Zeit zu erwartenden
Gesamtergebnis.
Aus aktuellem Anlass wurde auch die sogenannte
„Oberfeld-Studie“ ins Programm genommen, eine
kürzlich im Internet veröffentlichte epidemiologische
Studie zur Krebshäufigkeit um einen (angenommenen)
Mobilfunkmast (C-Netz).
So teilte sich das Seminar in die Bereiche: „Einführung
in die Statistik für biologische Studien“, „Statistik
in der Epidemiologie“ und „Besonderheiten bezüglich
der Interphone-Studie“.