EMF-Unverträglichkeit
Frau Dr. Steiner hat durch ihre praktische Tätigkeit mit sog. „elektrosensiblen“ Patienten, speziell auch im Projekt, erkannt, dass eben „Elektrosensibilität“ ein falscher Begriff ist, und sie scheint nun bevorzugt den Begriff
„(EMF)-Unverträglichkeit“ zu verwenden.
Der Begriff
"Elektromagnetische Verträglichkeit", abgekürzt EMV, ist mir schon vor längerer Zeit aufgefallen, aber im Zusammenhang mit dem technischen
Schutz von Elektronik vor störenden EMF. Ein ganzer Industriezweig befasst sich damit, wobei der Marktführerschaft bei den Gesellschaften der Schaffner Holding AG zu liegen scheint,
http://www.schaffner.com/corporate/de/c ... guage_id=1 , deren Produkte
http://www.schaffner.com/components/de/ ... guage_id=1 weltweit in Geräte und Installationen eingebaut werden. Der von Schaffner verwendete EMV (für elektromagnetische Verträglichkeit) ist nicht sehr präzise, denn die Firma bietet nicht nur Produkte zum Schutz vor elektromagnetischen Feldern, sondern auch Produkte zum Schutz vor elektrischen und magnetischen Feldern an.
Der Begriff
„EMF-Unverträglichkeit“ für Menschen ist wesentlich besser als der grundfalsche Begriff „Elektrosensibilität“ oder EHS. Elektrosensibilität kann sofort widerlegt werden, weil der Ausdruck die (nicht existierende) Fähigkeit zur Wahrnehmung von Mikrowellen sozusagen beinhaltet. Der von den Organisationen der Industrie als Ersatz für „Elektrosensiblität“ vorgeschlagene Begriff IEI-EMF wirkt direkt psychiatrisierend, da der Begriff selbst eine Ursächlichkeit von EMF für Symptome ausschliesst.
Der Begriff „Unverträglichkeit“ ist in mehrfacher Hinsicht neutral und damit im Zweifelsfall auch nicht falsch:
- “Unverträglichkeit“ setzt nicht eine Krankheit voraus, und damit auch nicht eine Anerkennung durch von offizieller Seite zugeteilte Codes.
- “Unverträglichkeit“ setzt nicht wie beispielsweise „EMF-Stress“ einen bestimmten Wirkmechanismus voraus.
- “Unverträglichkeit“ umfasst unabhängig vom Krankheitswert einen beliebigen Grad von Beeinträchtigung der Gesundheit oder auch nur des Befindens.
- “Unverträglichkeit“ setzt nicht eine besondere Eigenschaft der Geschädigten voraus, - anders als der Ausdruck „Elektrosensibilität“, der praktisch im Wort die nicht vorhandene Fähigkeit, Mikrowellenstrahlung wahrzunehmen, enthält.
- “Unverträglichkeit“ setzt nicht eine feststehende Eigenschaft der Geschädigten voraus, sondern lässt offen, dass Unverträglichkeit situativ von der jeweiligen Ausgangslage der Betroffenen abhängen kann, und dass Personen eine Unverträglichkeit gegenüber EMF entwickeln und verlieren können.
In Kombination mit der Abkürzung „EMF“ b
einhaltet der Begriff die Ursache, nämlich EMF. Zur Verwendung des Begriffs „EMF“ gibt es allerdings einen Vorbehalt: Die Abkürzung „EMF“ steht für elektromagnetische Felder, die Unverträglichkeit schliesst aber auch elektrische und magnetische Felder ein. Wenn dieser Einschluss wie bei „EMV“ (siehe oben) Konvention ist, und wenn jeweils die konkret einwirkenden Felder genannt werden, dann ist diese Ungenauigkeit allein auf Grund der Konvention tolerierbar, dieses selbst wenn es für elektromagnetische, elektrische und magnetische Felder jeweils unterschiedliche Wirkmechanismen gibt. Eine begriffliche Unterscheidung kann immer noch vorgenommen werden, wenn unterschiedliche Wirkmechanismen identifiziert werden. Bis dahin überwiegen die Vorteile einer handlichen Abkürzung.
Das Verdienst von Frau Dr. Steiner, den Begriff (EMF)-Unverträglichkeit verwendet zu haben, kann nicht hoch genug geschätzt werden, selbst wenn er schon früher von anderen verwendet worden sein mag.
Das WIK, welches die Nachfolge der aufgehobenen industrieeigenen deutschen Forschungsgemeinschaft Funk übernommen hat, verwendet das Wort "Unverträglichkeit" ebenfalls, aber nur um die davon betroffenen Menschen zu diskreditieren:
“ Personen mit höheren IEI-EMF-Werten (d.h. EMF-Unverträglichkeit ohne medizinisch erkennbaren Grund)“, in
http://www.wik-emf.org/38.html?&tx_ttne ... ackPid]=39 . Das ändert nichts daran, dass EMF-Unverträglichkeit der bisher beste Begriff für das Phänomen ist.
Wir hatten zuvor den
Begriff „EMF-Stress“ für den am besten geeigneten Begriff für das Phänomen biologischer Effekte von EMF beim Menschen gehalten, weil nämlich im Prinzip stets Stress involviert ist, wenn EMF biologische Wirkungen zeitigen: EMF können innerhalb des Systems „menschlicher Organismus“ verschiedenen Elementen und Subsystemen physikalischen Stress zufügen, z.B. auf Stufe Molkül, Zelle, Organ etc., und von EMF bewirkter physikalischer Stress bewirkt Symptome, die mit den Symptomen von psychosozialem Stress vergleichbar sind.
Der Begriff „EMF-Unverträglichkeit“ ist dem Begriff „EMF-Stress“ aus mehreren Gründen vorzuziehen:
- Das Wort „Stress“ hat viele Bedeutungen und Ausprägungen, was zu Missverständnissen führen kann, die im Zweifelsfall gegen die EMF-Geschädigten verwendet werden, siehe das verhängnisvolle Wort "Elektrosensibilität".
- „EMF-Unverträglichkeit“ hat als Begriff den Vorteil, dass er nicht einen bestimmten Wirkmechanismus – wie eben Stress - impliziert.
- Der Begriff „EMF-Stress“ ist biologisch zwar zutreffend, aber als Wirkmechanismus noch nicht klar nachgewiesen, und "EMF-Stress" steht daher bis zum Nachweis als hypothetischer Begriff im Raum.
- Der Begriff „EMF-Stress“ kann immer noch dann eingeführt werden, wenn der Wirkmechanismus nachgewiesen ist.