Video : Vortrag Lerchl

Wuff

Re: Lerchl als Fortbildner für Ärzte IV

Beitrag von Wuff » 30. Oktober 2012 18:33

Wuff hat geschrieben:Lerchl als Fortbildner für Ärzte IV - Nachtrag

Eines der Mitglieder der SSK hiess damals Norbert Leitgeb. Er war von 2003 bis 2008 Mitglied, http://www.ssk.de/de/vorstell/mitglied.pdf .
Der funktionierende Link ist: http://www.ssk.de/SharedDocs/Downloads/ ... cationFile

Wuff

Lerchl als Fortbildner für Ärzte V

Beitrag von Wuff » 31. Oktober 2012 09:50

Lerchl als Fortbildner für Ärzte V

Im in Youtube gestellten Video http://www.youtube.com/watch?v=2XLTB4ttlhY lobt Lerchl das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm (DMF) für die angeblich so noch nie dagewesene Transparenz auf seiner Website www.emf-forschungsprogramm.de . Wirkliche Transparenz würde bedeuten, dass dort auch Kritik an den Studien angebracht werden könnte, oder dass zumindest auf Kritik hingewiesen würde. Wirkliche Transparenz würde bedeuten, dass nicht nur die deutschen Versionen in "babytalk" hochgeladen würden, sondern dass auch links zu den englischen Versionen gesetzt würden, die teilweise mehr und andere Informationen enthalten. Wirkliche Transparenz würde bedeuten, dass alle, wirklich alle, Verbindungen der Studienautoren zu EMF-emittierenden Wirtschaftszweigen offen gelegt würden. Das DMF hat Lerchls Privatuni-GmbH einen Umsatz von circa einer Mio. Euro gebracht. Auch solches wäre offenzulegen.

Kritik an DMF-Studien findet sich neben anderem hier: Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der gesamten Kritik an den mehr als 50 DMF-Studien. Echte Transparenz würde wenigstens ansatzweise Kritik mitumfassen.

Wuff

Lerchl als Fortbildner für Ärzte VI

Beitrag von Wuff » 4. November 2012 15:55

Lerchl als Fortbildner für Ärzte VI

Lerchl nimmt in seinem Video ( http://www.youtube.com/watch?v=2XLTB4ttlhY ) nach Minute 24 Bezug auf Fricks unsägliche fMRI-Deutung in dessen DMF-Studie http://www.emf-forschungsprogramm.de/fo ... 015_AB.pdf , dort Seite 7. Als ich noch dort schrieb, was heute zum reinen Desinfo-Blog von München degeneriert ist, widmete ich dieser Studie des Deutschen Mobilfunk Forschungsprograms DMF einen langen Strang, ab http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=31220 . Der Titel hiess "Voodoo: Wer glaubt an Voodoo-Botschaften?" Eine Zusammenfassung ist hier in http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=33319 . Zum Thema Voodoo-Forschung unter der treffenden Titel "Grosshirn-Voodoo" im SPIEGEL http://www.spiegel.de/spiegel/a-760220.html .

Lerchls Voodoo-Eskapade löste einen langen Diskussionsstrang aus, ab hier viewtopic.php?p=43430#43430 .

Anscheinend ist Lerchl ein unverdrossener Voodoo Anhänger. Lerchl ist damit in Deutschland einer der Vorreiter, und München scheint dabei schon wieder zum Zentrum einer Bewegung zu werden, nach dem iz"gegen"mf, http://www.tierschutznews.ch/kunterbunt ... nchen.html .

Auf die Minute 24 werde ich noch zurückkommen. Hier geht es um einen anderen Aspekt von Voodoo. Voodoo ist ein aus Westafrika stammender Kult, bei welchem Tieropfer, meist grausamster Art, eine zentrale Rolle spielen. Mit diesen Tieropfern sollen böse Geister gebannt werden. Auf moderne Probleme bezogen versucht "man" mit Tieropfern die bösen Geister des Elektrosmog zu bannen. Ein neuer Strang im hiesigen Forum widmet sich einer neuen Serie solcher Tieropfer, viewtopic.php?t=39616 .

Ab Minute 15:30 erzählt Lerchl von der Opferung von Ratten, die spontan Tumore entwickeln, bzw. die so bzw. nur darum gezüchtet wurden, dass sie möglichst mit Sicherheit an Tumoren erkranken.

Ab Minute 16.45 berichtet Lerchl vom Opfer von sage und schreibe gleich vier Generationen von Nagern.

Ab circa Minute 17 kommt er auf seine eigenen AKR-Mäuseopfer zu sprechen, 160 pro Gruppe, in insgesamt vier Gruppen. Dieses halbe Tausend (wie angeblich auch bei seinem Hamsteropfer!) soll notwendig gewesen sein für die Signifikanz. Dieses "Experiment" war vollkommen dilettantisch gestaltet, und es wurde völlig unsinnig interpretiert, siehe
-> http://www.kompetenzinitiative.net/asse ... -5_web.pdf (Seite 38 )
-> viewtopic.php?t=37326 .

Dass Lerchl diesen Unsinn trotz ihm bekannter Kritik immer noch den Ärzten vorträgt, kann folglich nichts mit wissenschaftlicher Intention zu tun haben. Es muss etwas anderes sein. Könnte es der Versuch sein, mit der Angabe mit riesigen Tieropfern zu imponieren, nachdem Voodoo in Deutschland wieder Einzug nimmt?

(Auf die Aussagen Lerchls zu den Tierversuchen werde inhaltlich ich noch zurückkommen.)

Wuff

Lerchl als Fortbildner für Ärzte VII

Beitrag von Wuff » 7. November 2012 17:38

Lerchl als Fortbildner für Ärzte VII

Wir sind weiterhin an der Betrachtung von Lerchls Video ( http://www.youtube.com/watch?v=2XLTB4ttlhY ). Nachdem sich in der Folge VI von „Lerchl als Fortbildner für Ärzte“ wieder einmal der Lateinerspruch „difficile est satiram non scribere“ mit aller Kraft und Gewalt bewahrheitete, nämlich „es ist schwierig, hier nicht in Satire zu verfallen“, kommen wir heute wie ankündigt inhaltlich auf Lerchls Aussagen zu den Tierversuchen zurück.

Nachdem Lerchl in circa Minute 19 erwähnt, dass die mit GSM-Funkstrahlung exponierten AKR-Krebsmäuse eine deutlich höhere relative Gewichtszunahme als die nicht exponierte Kontrollgruppe erfahren hätten, feixt er so etwas wie von „Übergewichtsproblem“. Er wiederholte in circa Minute 20:30 zutreffend und wie schon damals in seiner Studie, dass die von der starken Funkstrahlung in den Versuchstieren erzeugte Wärme dabei geholfen habe, Futter in Fettreserven zu wandeln. Ebenfalls zutreffend sagte er, dass von den mit mit UMTS bestrahlten AKR-Krebsmäusen mehr bis am Ende des Experiments überlebt hätten als von der nicht bestrahlten Kontrollgruppe.

Nicht erwähnt hat Lerchl (was ihm ebenfalls bekannt ist!), nämlich dass die mit Funkstrahlung gewärmten Mäuse dank dieser Aufwärmung auch weniger Energie für den Metabolismus aufwenden mussten, und dass ihnen somit wiederum mehr Energie für die Krebsabwehr zur Verfügung stand als den nicht durch Funkstrahlung gewärmten Versuchstieren.

War Lerchl da auch nur ein Satirikerkollege von mir, als er sagte, die UMTS-Funkstrahlung habe einen schützenden Effekt? Oder meinte er das wirklich ernst? Lerchl sagte dazu, die Herausgeber hätten ihm dieses aus der ursprünglichen Version seines Berichtes herausgestrichen, mündlich dürfe er das aber sagen. Die Herausgeber waren das Bundesamt für Strahlenschutz. Lerchl äusserte dieses nicht im Tonfall eines lustigen Humoristen, sondern mit einem verschwörerischen Ton, so etwa wie „ihr wisst schon was ich meine“, oder wie „ich sage jetzt die wirkliche Wahrheit, aber sie ist eben politisch unkorrekt".

Hat es Lerchl vor den Landärzten und der ebenfalls eingeladenen Landbevölkerung auch nur spassig gemeint, als er sagte, dass gemäss Studien durch Funkstrahlung der Ausbruch von Alzheimer verlangsamt werde? Er nannte die Studien zwar „schrecklich“, aber vielleicht auch nur weil sie von anderen Autoren als von ihm selbst stammten - nichts ist neidischer und eifersüchtiger als ein ehrgeiziger Wissenschaftler. - Hätte Lerchl eine Clownnase aufgehabt, dann wäre klar gewesen, dass er diese Aussagen nur scherzhaft meinte.

Diese Aussagen tat er nicht zufällig, sondern in einer dramaturgisch gerissen aufgebauten Inszenierung, die in circa Minute 6:30 begonnen hat. Wir sehen, wie Lerchl in Minute 6:30 ein um den Hals gehängtes, sonst in der Brusttasche verstecktes Amulett kurz zeigt. Wollte er den im Saal Anwesenden eine versteckte Botschaft übermitteln, und wenn ja, wem genau? Wollte er den Esoterikern unter den Zuhörern bedeuten „Hey, ich bin einer wie ihr“? Amulette spielen nämlich in Voodoo eine wichtige schützende Rolle. Gemäss Lerchls Vortrag schützt Mobilfunkstrahlung ja vor Krebs. Das Händy-Amulett trägt er symbolträchtig in der Brusttasche auf seinem Herzen, für jeden Arzt sofort so wahrnehmbar. War das kurze Vorzeigen des Händys eine versteckte Voodoo-Botschaft? Ist nicht Vodaphone eine Verballhornung von Voodoo-Phone? Warum reimt sich deutsche Betreibermarke O2 [o-two] auf Voodoo? Sind wir da einem verschworenen Voodoo-Kult auf die Spur gekommen? Der Krebs mit Mobilfunkstrahlung beschwört? Oder ist es ganz banal: Fetisch ist nämlich ein Synonym für Amulett. Ist Lerchl etwa ganz banal ein Strahlenfetischist? Ist das der verdeckte Grund dafür, dass er als Strahlenschützer seine ganze Kraft dem Schutz der Strahlung vor niedrigeren Grenzwerten widmet?

Wenn Lerchl Zensur der deutschsprachigen Version seiner DMF-Studie durch die Herausgeber, d.h. das Bundesamt für Strahlenschutz BfS beklagt, dann fragen wir: War es auch das BfS, das bei seiner Hamsterstudie die Zahl der dafür geopferten Tiere von 320 in der englischen Fassung auf 500 in der für das breite Publikum und die zahlenden Auftraggeber bestimmten deutschen Version aufblies? War es auch das BfS, das in der deutschen Ausgabe die Warnung bezüglich Schonung der Kinder brutal strich? Sie lautete in der englischen Fassung:
„In other words, using a mobile phone at unfavorable conditions (high output power) may result in pineal SAR values which – in small children – are close to those causing a biologic effect as reported here in an in vitro system. Thus the data presented strengthen the precautionary advice that children should be discouraged from using mobile phones for nonessential calls.“
[Mit anderen Worten kann der Gebrauch eines Mobiltelefons unter ungünstigen Umständen (hohe Ausgangsleistung) zu SAR-Werten an der Zirbeldrüse – bei kleinen Kindern – führen, welche nahe denen sind, welche die hier berichtete biologische Wirkung im Reagenzglas verursachen. Die vorgestellten Daten unterstützen daher den vorsorglichen Rat, dass Kinder vom Gebrauch von Mobiltelefonen für unwichtige Anrufe abgehalten werden sollen.]


Hat es Lerchl vor dem Hintergrund solcher Manipulation durch den Herausgeber wirklich ernst gemeint, als er die Berichterstattung durch das DMF als von noch nie dagewesener Transparenz lobte?

Im letzten Beitrag kamen wir noch auf die Bedeutung grosser Zahlen in Bioelectromagnetics. Allein die Anzahl der Bioelectromagnetics Studien ist geeignet, Aussenstehende zu blenden. Der Zählerstand der allein von www.emf-portal.de ausgewerteten Studien lag Anfang November bereits über 16‘000. Diese riesige Zahl blendet trotz oft dürftigster Qualität der Studien. Aber für das Missverhältnis zwischen Quantität und Qualität schämen sich die Autoren nicht, und an ihm stören sich die Auftraggeber nicht, solange die Verdünnungsstrategie mittels untauglichen Versuchsdesigns funktioniert. Ein weiteres Missverhältnis ist, dass für Experimente mit Tieren und Tierorganen kein Aufwand für insgesamt riesige Tieropfer gescheut wird, während Laborexperimente mit Menschen meist zu klein angelegt werden, als dass sie signifikante Ergebnisse generieren könnten.

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Bei diesem Video fiel mir wieder einmal das Bild mit den drei Affen ein. Ich hab’s gesehen. Ich hab ihn gehört. Aber was ich hier gesehen und gehört habe, ist zu stark, um schweigen zu können.

Wuff

Lerchl als Fortbildner für Ärzte VIII

Beitrag von Wuff » 10. November 2012 16:14

Lerchl als Fortbildner für Ärzte VIII

Ab circa Minute 23:30 von http://www.youtube.com/watch?v=2XLTB4ttlhY macht Lerchl einen erneuten thematischen Schwenker, nämlich vom Thema Krebsverursachung durch EMF zum Thema EMF-Syndrom. Zum Ende der Vorstellung wird er nochmals zu etwas gänzlich anderem zu referieren kommen zu Mobilfunkfelder, nämlich zu Magnetfeldern.

Warum ich auf diese Schwenker komme? Weil sie unangekündigt sind, und daher mehr der Verwirrung und Desinformation als der fortbildenden Instruktion der Ärzte dienen. Lerchl vermischt erstens EMF, die gänzlich unterschiedliche Charakteristika aufweisen, und zweitens vermische er unterschiedliche athermische Wirkmechanismen, welche den Symptomatiken zu Grunde liegen. – Selbst wenn schwache EMF die eine oder die andere oder gar keine dieser Wirkungen haben, so wären sie dennoch wesentlich unterschiedlicher Art.

Bei biologischer und medizinischer Betrachtung athermischer EMF-Effekte ist es ganz wichtig, zwischen „EMF-Krebs“ und EMF-Syndrom zu unterscheiden. Die Unterscheidung ist nicht nur wichtig, weil es sich um gänzlich unterschiedliche Symptomatiken handelt, sondern weil auch gänzlich unterschiedliche Wirkmechanismen zu Grunde liegen: Der vermuteten Verursachung von Krebs durch EMF wird unmittelbare Schädigung der DNA-Moleküle unterstellt. Beim EMF-Syndrom wird eine andere Krafteinwirkung von EMF auf Moleküle unterstellt, welche zu physikalischem Stress im Organismus führt.

Es ist biologisch und medizinisch falsch, zwei so unterschiedliche Gegenstände wie EMF-Krebs und EMF-Syndrom zu vermengen. Diese Gegenstände weisen nur eine geringe gemeinsame Schnittmenge auf: Das EMF-Syndrom hat nur dort einen Einfluss auf Krebs, wo es die Krebsabwehr schwächt. Umgekehrt hat EMF-Krebs keine Bedeutung für das EMF-Syndrom. Die mögliche Schwächung der Krebsabwehr bei EMF-Syndrom ist aber auch nur unter der Voraussetzung wirksam, dass schon ein Krebs besteht. Bei den eigentlichen in Frage stehenden Krebsverursachung durch EMF geht es hauptsächlich um die Krebs-Initiation, also um die unmittelbare Schädigung der D NA durch Strahlungseinwirkung auf die Gene.

Wie wir im letzten Beitrag gesehen haben, kann die Wärmewirkung, welche starke Mikrowellenstrahlung im Körper hat, unter Umständen die Krebsabwehr unterstützen, aber nur unter der Voraussetzung, dass der Krebs bereits initiiert ist. Bei Lerchls AKR/J-Krebsmäusen war das Tumorgeschehen genetisch bedingt initiiert. Diese erkranken ausnahmslos innerhalb eines Jahres an Krebs, aber nicht verursacht durch EMF, sondern weil in diesen Mäusen ein genetisches Programm mit dieser Wirkung gnadenlos abläuft. Dieses genetisch initiierte Programm kann durch Unterstützung der Krebsabwehr nur marginal gebremst werden, nicht angehalten. Lerchl hat uns das statistisch gezeigt, und dazu behauptet, die Funk- bzw. Mikrowellen hätten einen vor Krebs schützenden Effekt. Wahr ist, dass im fortgeschrittenen Zustand direkte Heizung des Körpers durch Mikrowellen – aber auch durch jede andere Heizung - das Krebsleiden noch marginal etwas verlängern kann, aber nicht mehr als das. Würden die Funkstrahlen wirklich schützen, wie Lerchl behauptet, dann wären sie längst eine anerkannte Therapie. Möglich wäre eine solche Heizung, denn einer der Erfinder des Mikrowellenofens hatte vorgeschlagen, die Raumheizung mit Radiatoren durch eine direkte Körperheizung mit Mikrowellen zu ersetzen. Wahrscheinlich war dieser thermische Effekt von Mikro- bzw. Funkwellen etwas unberechenbar.

Nichts, aber auch gar nichts mit einer Aufwärmung des Körpers zu tun hat das EMF-Syndrom, eine auf athermischem Weg verursachte Beeinträchtigung von Befinden und Gesundheit, unter der eine Bevölkerungsminderheit leidet.

Wenn Lerchl beide Gegenstände – EMF-Krebs und EMF-Syndrom - vermengt, dann hat das eine verwirrende und verdummende Wirkung, aber keine fortbildende, für die Ärzte Punkte erhalten sollten.

Wuff

Lerchl als Fortbildner für Ärzte IX

Beitrag von Wuff » 11. November 2012 17:04

Lerchl als Fortbildner für Ärzte IX

Wir kommen nun zu den weiteren Studien, von denen Lerchl seiner ärztlichen Zuhörerschaft in http://www.youtube.com/watch?v=2XLTB4ttlhY in deren Fortbildungsveranstaltung erzählt. Das Thema seines Vortrags heisst eigentlich „Elektromagnetische Felder und Krebsrisiko - Prof. Dr. Alexander Lerchl, Jacobs University Bremen“. Es ist unerfindlich, weshalb er sich nicht daran hält, und stattdessen ausführlich über andere athermische EMF-Effekte spricht. Vielleicht ist es das Powerpoint-Programm, das er routinemässig abspult, und das ihn dazu unabhängig von den Vorgaben der Veranstalter zwingt. Auf organisierte wissenschaftlich verbrämte Propaganda gegenüber Medizinern kommen wir noch zurück.

Ab circa Minute 23.:30 von erzählt Lerchl von einem Experiment des Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms DMF, in welchem mobile Basisstationen in Mobilfunklöchern aufgestellt und in Betrieb genommen wurden, wodurch der Einfluss dieser Basisstationen auf die Schlafqualität der Bewohner dieser Funklöcher untersucht werden sollte.
- > Zur Studie http://www.emf-forschungsprogramm.de/ho ... 095_AB.pdf

Lerchl berichtet, die Schlafqualität sei durch die Mobilfunk-Basisstationen objektiv und subjektiv nicht beeinflusst worden. Manche Patienten hätten unabhängig davon Schlafprobleme gehabt, ob die mobile Basisstation gesendet habe oder nicht. Die Tatsache allein, dass diese Basisstation überhaupt dort stand, habe die Schlafprobleme verursacht, und dieses sei offensichtlich ein psychologisches Problem.

Lerchl nennt dieses fälschlich ein psychologisches Problem, es war vielmehr eine psychologische Zwangsläufigkeit. Analysieren wir einmal das Design dieses Funklochexperiments.

Den Einwohnern wurde angekündigt, dass eine Mobilfunkbasisstation aufgeschaltet werde. Lerchl hat in verdankenswerter Weise in den ersten drei Minuten von den Einstellungen der Bevölkerung gegenüber „Elektrosmog“ bzw. EMF erzählt ( viewtopic.php?p=64483#64483 ). Wer wie die Studienautoren über diese oder ähnliche Information verfügte, für den war die Reaktion der Probanden auf das Experiment im Voraus berechenbar, nämlich dass es drei Gruppen geben würde:
  • Gruppe A: Circa 70 % würden mehr oder weniger indifferent bzw. gleichgültig reagieren.
  • Gruppe B: Circa 30 % würden besorgt um ihre Gesundheit reagieren, und eine Änderung des Befindens für möglich halten.
  • Untergruppe B2: Circa 10 % aus der Gruppe B würden konkret eine Änderung ihres Befindens oder ihrer Gesundheit befürchten.
Und ungefähr so kam es. Wenn den Probanden (nicht „Patienten“, wie Lerchl fälschlich sagte) die Information gegeben wurde, dass in der vergangenen Nacht möglicherweise der mobile Sender eingeschaltet war, und wenn die Probanden gefragt wurden, wie sie geschlafen hätten, dann war auch ohne Professur in Psychologie voraussagbar, dass
  • Gruppe A kaum eine Besonderheit registrierte,
  • Gruppe B durch die vorherige Ankündigung verstärkt in Selbstbeobachtung erging und eher eine Verschlechterung konstatierte,
  • Untergruppe B2 teilweise sogar durch eigene Erfahrungen negativ auf EMF konditioniert war und tatsächlich eine Verschlechterung erfuhr.
Diese psychischen Effekte wirkten unabhängig von möglichem tatsächlichem physikalischem Stress, und da sie in jedem Fall unabhängig davon eintraten, verdeckten sie mögliche tatsächliche EMF-Effekte. Die Manipulation bei diesem Experiment liegt darin, dass es in Kenntnis und Voraussicht dieser Effekte so durchgeführt wurde.

Diese Versuchsanlage ist von derart billiger Schrottqualität, und sie ist bei den Gruppen B und insbesondere B2 derart offensichtlich mit Stress und Konditionierung „kontaminiert“, dass das Ergebnis voraussehbar war, nämlich dass psychologische Effekte der beschriebenen Art eintreten mussten. Das Experiment war dermassen Schrott, dass ich es bis heute einer ausführlichen Kritik unwürdig erachtete.

Ich bin nun hier trotzdem darauf gekommen, weil es missbraucht wird, um vor einem vertrauensseligen, unkritischen Publikum jegliche EMF-Effekte von Basisstationen als ausschliesslich psychisch zu deklarieren, und im gleichen Zug alle „elektromagnetisch Hypersensiblen (EHS)“ als psychisch angeschlagen zu bezeichnen.

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Anderswo wurde mein Satz im letzten Beitrag "Es ist biologisch und medizinisch falsch, zwei so unterschiedliche Gegenstände wie EMF-Krebs und EMF-Syndrom zu vermengen" als „Die dumme Formulierung des Tages“ bezeichnet.

Das war ein ganz bemerkenswerter Spin der bekannten Spin-Doctoress „Lilith/Anka“, die auf diese Weise ihren Wahrspruch "Wer die Dummköpfe gegen sich hat, verdient Vertrauen" umzusetzen versuchte, wobei ich als der sprichwörtliche Dummkopf dienen sollte. Wenn's ich's nur aus diesem Grund bin ...

Wuff

Lerchl als Fortbildner für Ärzte X

Beitrag von Wuff » 14. November 2012 13:34

Lerchl als Fortbildner für Ärzte X

Nach Minute 24 in http://www.youtube.com/watch?v=2XLTB4ttlhY kommt Lerchl auf Fricks krasses fMRI-Experiment zu sprechen, womit wir wieder bei Voodoo in Verbindung mit Wissenschaft sind, was Thema des Beitrags viewtopic.php?p=64573#64573 war. Als "Grosshirn-Voodoo" bezeichnete neben anderen auch der SPIEGEL die fehlgeleiteten Interpretationen bildgebender Verfahren durch Wissenschaftler, http://www.spiegel.de/spiegel/a-760220.html .

Aus der Anatomie muss es jedermann vollkommen unplausibel sein, dass mit fMRI Aussagen dazu gemacht werden können, was im Hirn vor sich geht. Das einzige, was ausgesagt werden kann, ist wo irgendetwas vor sich gegangen ist, bzw. wo sich das Hirn vorbereitet hat, dass etwas vor sich gehen könnte. Das menschliche Hirn soll der komplexeste Gegenstand des Universums sein. Es umfasst die unglaubliche Zahl von 100 Milliarden Hirnzellen. Davon ist natürlich immer nur ein sehr kleiner Teil für eine Aufgabe aktiv, und der mit der groben Auflösung von fMRI niemals erfasst werden kann. Auch bei einem Computerprozessor kann man niemals aus dem Stromverbrauch erkennen, was er denn inhaltlich verarbeitet.

Das fMRI zeigt lediglich relativ grosse Bereiche an, die Hunderttausende bis Millionen von Hirnzellen umfassen. Es zeigt, in welchen Bereichen die Sauerstoffversorgung durch vermehrte Blutzirkulation erhöht wurde. Durch die technisch bedingte Zeitverzögerung können immer nur Aussagen zur Vergangenheit einer Veränderung des Blutflusses gemacht werden. Wenn wir annehmen, dass an einem Denk- oder andern Vorgang im Hirn vielleicht Hunderte von Hirnzellen beteiligt sind, dann ist völlig unplausibel, dass mit dermassen grober Vergrösserung irgendetwas zu Vorgängen im Hirn ausgesagt werden kann. Genau das tat aber Frick und mit ihm Lerchl, der dessen Theorie weiter verbreitet.

Lerchl kolportiert, sog. „elektrosensible“ Personen seien von Frick in Kernspintomographen gebracht worden. Bei Fricks Experiment an den sog. „Elektrosensiblen“ seien die Zonen des Hirns angeregt worden, die für Angst und Schmerz zuständig seien. Lerchl schildert, wie den Opfern des Experiments eine Falle gestellt wurde, die er selbst als gemein bezeichnet. Die Falle sei insofern gemein gewesen, als in einem Kernspintomografen überhaupt kein Händy funktionieren könne. Trotzdem hätten die Personen entsprechend reagiert, d.h. sie hätten erwartet, dass das gleich etwas passiere. Wie überraschend!

Wenn „elektrosensiblen“ Personen von einem weiss geschürzten „Forscher“ angekündigt wird, es werde gleich das Händy eingeschaltet, das an den Kopf der Personen montiert war, dann erwarten diese so angesprochenen Personen doch zwangsläufig, dass genau dieses gleich passiere. Wie erstaunlich! Diejenigen unter den Probanden, welche durch Mobilfunk jeweils Symptome verspüren, erwarten auch noch zusätzlich, dass diese Symptome eintreten würden. Genau diese Erwartung hat das fMRI gezeigt. Man hätte die Probanden auch danach fragen können. Was Frick „gefunden“ hat, ist so banal, dass es einer Tautologie gleichkommt, nämlich: Wer etwas erwartet, der erwartet etwas.

Diese Tautologie wird dem Umweltminister als Beweis dafür verkauft, dass EMF keine athermischen Wirkungen hätten. Und der folgt diesem „Beweis“! Aber deutsche Umweltminister folgen wohl mehr dem Bauchhirn als dem Grosshirn, Auszug aus viewtopic.php?p=64283#64283 :

“Bildbesprechung
Ein anderer CO2-Effizienzschwindel, von dem mit den "Energiespar"-Lampen abgelenkt wird, ist die Privilegierung schwerer Limousinen durch die Energieetikette für Autos, auf die wir noch später zurückkommen werden. Diese Privilegierung bzw. Subventionierung schwerster Limousinen wurde durch deutsche Umweltminister durchgedrückt. Die Betrachtung dieser Bilder sagt uns, weshalb diese nicht auf schwerste Limousinen verzichten können:

Gabriel: http://www.stern.de/politik/deutschland ... 22144.html
Altmaier: http://www.abendblatt.de/politik/deutsc ... Druck.html

Wuff

Re: Lerchl als Fortbildner III

Beitrag von Wuff » 17. November 2012 17:22

Wuff hat geschrieben:Lerchl als Fortbildner III

Lerchl hat vor vielen Jahren bis wenigen Jahren den Beginn einer Rattenstudie verkündet, in welcher experimentell der Einfluss von EMF des Mobilfunks auf die kognitiven Fähigkeiten von Ratten ermittelt werden sollte. Gibt es dazu bereits Ergebnisse? Oder wurde diese Studie (die zwar das EMF-Syndrom und nicht Krebs simulieren sollte) mittendrin von der WHO abgebrochen, weil kein Forschungsbedarf mehr bestehe?
Ja, anscheinend ist es die Studie, welche von der Tierschutzorganisation Peta kritisiert wurde, siehe Artikel auf der Hauptseite: http://gigaherz.ch/pages/posts/unnoetig ... ft1830.php

Zu dieser Studie habe ich vor einiger Zeit ein paar Fragen gestellt. Ich zitiere aus viewtopic.php?p=48158#48158 :


Lerchl hat jetzt seinen Versuchsaufbau etwas konkretisiert:

"Es werden 5 Gruppen von Ratten mit jeweils 24 Tieren untersucht:

- Gruppe 1: Käfigkontrolle (keine Exposition)
- Gruppe 2: Scheinexposition (0 W/kg)
- Gruppe 3: SAR = 0,4 W/kg
- Gruppe 4: SAR = 2 W/kg
- Gruppe 5: SAR = 10 W/kg

Der SAR-Wert gilt für das Gehirn. Exponiert wird mit GSM-Signalen (gepulst) bei 900 MHz."

Während der gesamten Versuchsdauer von ca. 18 Monaten werden die Tiere pro Tag 2 Stunden exponiert und verbleiben in dieser Zeit in den Restrainern."

Welches Ergebnis dieses Experiments ist zu erwarten? Gruppen 2 bis 4 werden annähernd gleiche Ergebnisse erzielen, Gruppe 5 wird möglicherweise andere Ergebnisse zeigen, und Gruppe 1 nochmals andere.

Wie komme ich darauf?

Der Restrainer, eine Vorrichtung, welche die Versuchstiere durch Fixierung unbeweglich hält, stresst die Tiere dermassen, dass sich im präfrontalen Kortex (Vorderlappen) des Gehirn sichtbare Änderungen ergeben. In mehr als einem Experiment wurden zur Erforschung von Stress Ratten ganz einfach nur während drei Stunden täglich im Restrainer fixiert, und daraus ergaben sich die Erkenntnisse zu den Änderungen an der "Hardware" des Gehirns, Quelle: [Cookies zulassen] http://www3.interscience.wiley.com/jour ... 2/abstract? .

Hier folgen drei interessante Fragen:



Warum ist ein Unterschied zwischen Gruppe 1 (ohne Restrainer) und den anderen Gruppen zu erwarten?
Gruppe 1 wird (wahrscheinlich) überhaupt nicht besonders gestresst, jedenfalls nicht durch die Restrainer.

Warum ist kein wesentlicher Unterschied zwischen Gruppe 2 (ohne Exposition) und den anderen Gruppen mit Restrainer zu erwarten?
Der Stress durch den Restrainer ist derart viel stärker als der Stress durch die Befeldung, dass die Befeldung kaum einen Unterschied ausmacht.

Warum ist wahrscheinlich ein Unterschied zwischen Gruppe 5 (10 W/kg) und Gruppen 2 bis 4 zu erwarten?
Bei 10 W/kg wird das Hirn durch die Funkstrahlung (= Mikrowellen) dermassen stark erwärmt, dass zusätzlich zur Schädigung durch den Stress eine Schädigung durch die Strahlung erfolgt.



Es ist anzunehmen, dass Lerchl das Ergebnis durch Vorversuche bereits ungefähr kennt. Bei seiner Studie mit den isolierten Hamster-Pinealorganen hat er die maximale Befeldung ebenfalls auf Grund von Vorversuchen festgelegt.



Was wird die Folgerung sein? Mobiltelefone sind ungefährlich, ausser bei "wahnsinnigen" 10 W/kg, die ohnehin nie vorkommen.

Was wird dabei an möglicher Erkenntnis untergehen? Dass möglicherweise bereits bei schwächerer Exposition Effekte eintreten, die aber im Experiment nicht feststellbar sind, weil die Versuchstiere durch den Restrainer ohnehin bis zur Hirnverstümmelung gestresst werden.



Demnächst wird Lerchl wohl auch noch bekannt geben, wie die Mobiltelefonstrahlung simuliert wird, ob mit oder ohne den für diese Strahlung typischen hohen Crest-Faktor von circa 7.


Wenn die Studienergebnisse publiziert sind, wird man diese Vorabkritik vom Juni 2010 mit den Ergebnissen vergleichen können.

Nachdem das Experiment mit den Krebsmäusen durch Wärmestrahlung "kontaminiert" und dadurch wissenschaftlich unbrauchbar gemacht war, könnte das neue Rattenexperiment durch Stress mit den Restrainern "kontamiert" bzw. manipuliert sein.

Wuff

Stress und Gewichtsabnahme

Beitrag von Wuff » 17. November 2012 18:18

In http://www-origin.radiobremen.de/fernse ... popup.html behauptet Lerchl, seine Ratten in den Restrainern hätten durch die Einengung keinen Stress erlebt, ansonsten sie eine starke Gewichtsabnahme gezeigt hätten. Andererseits kann Dauerstress auch zu einem Fettbauch führen: http://lifestyle.t-online.de/stress-bau ... 2476/index . Wie so oft vermischt er Wahres mit Falschem. Richtig ist, dass länger dauernder Stress zu Gewichtsabnahme führen kann. Falsch ist, dass seine Ratten dauernd in den Restrainern waren, sie waren "nur" 2 Stunden täglich dort. Wahr ist, dass Restrainer in gewissen Experimenten gerade zum Zweck der Stresszufügung angewendet werden. Ebenfalls wahr scheint, dass Stress bei Nagetieren die Gedächtnisleistung beeinflusst, http://www.lume.ufrgs.br/bitstream/hand ... sequence=1 .

In Lerchls Experiment könnte die Stresswirkung der Restrainer die möglicherweise ebenfalls vorhandene Stresswirkung der Mikrowellenstrahlung "übertönt" haben, bzw. das Experiment, das den EMF-Stress prüfen sollte, war möglicherweise durch den sozusagen psychosozialen Stress durch die Restrainer "kontaminiert".

So monokausal-echanisch wie Lerchl in seinen Experimenten unterstellt reagieren Lebewesen (einschliesslich Menschen) nicht, weder auf Stress noch auf EMF. Vielleicht kommt es auf die "richtige" Dosierung bzw. Mischung von EMF-Stress und anderem Stress an, um im Experiment das "richtige" Resultat zu erzielen.

Wir sind jedenfalls neugierig auf die Interpretationen der Ergebnisse durch die Studienautoren und die Übertragung der Ergebnisse auf die kognitiven Fähigkeiten menschlicher händytelefonierender Kinder.

unsereiner
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Re: Lerchl als Fortbildner für Ärzte X

Beitrag von unsereiner » 17. November 2012 18:37

Wuff hat geschrieben:Lerchl als Fortbildner für Ärzte X

Lerchl kolportiert, sog. „elektrosensible“ Personen seien von Frick in Kernspintomographen gebracht worden. Bei Fricks Experiment an den sog. „Elektrosensiblen“ seien die Zonen des Hirns angeregt worden, die für Angst und Schmerz zuständig seien. Lerchl schildert, wie den Opfern des Experiments eine Falle gestellt wurde, die er selbst als gemein bezeichnet. Die Falle sei insofern gemein gewesen, als in einem Kernspintomografen überhaupt kein Händy funktionieren könne. Trotzdem hätten die Personen entsprechend reagiert, d.h. sie hätten erwartet, dass das gleich etwas passiere. Wie überraschend!

Wenn „elektrosensiblen“ Personen von einem weiss geschürzten „Forscher“ angekündigt wird, es werde gleich das Händy eingeschaltet, das an den Kopf der Personen montiert war, dann erwarten diese so angesprochenen Personen doch zwangsläufig, dass genau dieses gleich passiere. Wie erstaunlich! Diejenigen unter den Probanden, welche durch Mobilfunk jeweils Symptome verspüren, erwarten auch noch zusätzlich, dass diese Symptome eintreten würden. Genau diese Erwartung hat das fMRI gezeigt. Man hätte die Probanden auch danach fragen können. Was Frick „gefunden“ hat, ist so banal, dass es einer Tautologie gleichkommt, nämlich: Wer etwas erwartet, der erwartet etwas.
Eine andere Wendung der Infragestellung der Interpratation des Experiments ergibt sich, wenn man von der - oben kritisierten - hypothetischen Interpretation des Ergebnisses ausgeht, die besagt, dass mit dem Experiment eine Erwartungswirkung belegt wurde. Eine Erfahrung spurt die Wirkung einer Erwartung. Belegt wäre damit, dass also der Erwartung eine entsprechende Erfahrung beim Probanden zugrunde lag. Sollte dies zutreffen, hieße dies, dass Mobilfunkstrahlung bei bestimmten Personen Angst und Schmerz erzeugen kann, denn hierhin führte die Spur der Bahnung durch die Erfahrung. Hierdurch wären diese Personen indirekt als "elektrosensible" bestätigt.

Störenfried

Re: Lerchl als Fortbildner für Ärzte X

Beitrag von Störenfried » 18. November 2012 10:21

Wuff hat geschrieben: Wenn „elektrosensiblen“ Personen von einem weiss geschürzten „Forscher“ angekündigt wird, es werde gleich das Händy eingeschaltet, das an den Kopf der Personen montiert war, dann erwarten diese so angesprochenen Personen doch zwangsläufig, dass genau dieses gleich passiere. [/i]
Das ist aber doch übrigens die Nachbildung genau der Erwartungshaltung, in der "Elektrosensible" in ihrem Alltag ständig leben. Sie glauben, die Strahlung des telefonierenden Nachbarn oder des Senders in 150m Entfernung schädige sie, also fühlen sie sich unwohl. Der telefonierende Nachbar oder der Sender in 150m Entfernung verschwinden nicht, also steigert sich das Unwohlsein. So entsteht ein Regelkreis, aus dem es kein Entrinnen gibt.

Forum Admin: An Störenfried, alias Fragender: Bitte nicht ständig wechselnde Pseudonyme verwenden.

Wuff

Re: Lerchl als Fortbildner für Ärzte X

Beitrag von Wuff » 18. November 2012 15:22

Störenfried hat geschrieben:
Wuff hat geschrieben: Wenn „elektrosensiblen“ Personen von einem weiss geschürzten „Forscher“ angekündigt wird, es werde gleich das Händy eingeschaltet, das an den Kopf der Personen montiert war, dann erwarten diese so angesprochenen Personen doch zwangsläufig, dass genau dieses gleich passiere. [/i]
Das ist aber doch übrigens die Nachbildung genau der Erwartungshaltung, in der "Elektrosensible" in ihrem Alltag ständig leben. Sie glauben, die Strahlung des telefonierenden Nachbarn oder des Senders in 150m Entfernung schädige sie, also fühlen sie sich unwohl. Der telefonierende Nachbar oder der Sender in 150m Entfernung verschwinden nicht, also steigert sich das Unwohlsein.
Ungefähr so unbedarft wie Sie hat Frick in sein Experiment Dinge hinein interpretiert.

Frick hat bewusst oder aus Unwissen ignoriert, dass es Konditionierung ( http://de.wikipedia.org/wiki/Klassische_Konditionierung ) gibt. Er hatte Freude daran, dass er den damals noch sehr teuren Tomographen benutzen durfte, und an den bunten Bildern, welche dieser generierte. Er war nicht der Einzige, dem dieses widerfuhr. Ich zitiere mich dazu selbst vom 4. November: "Zum Thema Voodoo-Forschung unter der treffenden Titel "Grosshirn-Voodoo" im SPIEGEL http://www.spiegel.de/spiegel/a-760220.html . "

Dass es Fälle geben kann, wie Sie sie beschreiben, nämlich eingebildete "Elektrosensible", ist nicht ausgeschlossen. Die Mehrheit der von Frick als sog. "elektrosensible" Probanden bezeichneten Personen müssen jedoch auf Grund der weiteren Angaben und Befragungen als tatsächlich auf EMF reagierende Personen eingeordnet werden. Bei diesen ist Konditionierung die naheliegende Erklärung für die fMRI-Abbildung.
Störenfried hat geschrieben: So entsteht ein Regelkreis, aus dem es kein Entrinnen gibt.
Mit Regelkreis ( http://de.wikipedia.org/wiki/Regelkreis ) hat das alles aber nichts zu tun. Wenn Sie das als Regelkreis bezeichnen, dann verstehen Sie von Vorgängen im Hirn noch sehr viel weniger als Frick und diejenigen, welche Fricks (Irr-)Lehren predigen, wie Lerchl und andere.

Wuff

Re: Stress und Gewichtsabnahme

Beitrag von Wuff » 19. November 2012 17:07

Nachtrag
Wuff hat geschrieben:In http://www-origin.radiobremen.de/fernse ... popup.html behauptet Lerchl, seine Ratten in den Restrainern hätten durch die Einengung keinen Stress erlebt, ansonsten sie eine starke Gewichtsabnahme gezeigt hätten. [....] Falsch ist, dass seine Ratten dauernd in den Restrainern waren, sie waren "nur" 2 Stunden täglich dort. Wahr ist, dass Restrainer in gewissen Experimenten gerade zum Zweck der Stresszufügung angewendet werden.
Die folgende Studie zeigt, dass Lerchls Experiment in jedem Fall schwer kontaminiert war, und zwar durch Stress. Einmal festgestellte Kontamination eines Experiments muss in der Biologie zwingend Retraktion zur Folge haben.

Quelle: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1 ... 5/abstract
(Auszeichnungen durch Wuff)

ABSTRACT
Chronic stress produces deficits in cognition accompanied by alterations in neural chemistry and morphology. Medial prefrontal cortex is a target for glucocorticoids involved in the stress response. We have previously demonstrated that 3 weeks of daily corticosterone injections result in dendritic reorganization in pyramidal neurons in layer II-III of medial prefrontal cortex. To determine if similar morphological changes occur in response to chronic stress, we assessed the effects of daily restraint stress on dendritic morphology in medial prefrontal cortex. Male rats were exposed to either 3 h of restraint stress daily for 3 weeks or left unhandled except for weighing during this period. On the last day of restraint, animals were overdosed and brains were stained using a Golgi-Cox procedure. Pyramidal neurons in lamina II-III of medial prefrontal cortex were drawn in three dimensions, and the morphology of apical and basilar arbors was quantified. Sholl analyses demonstrated a significant alteration of apical dendrites in stressed animals: overall, the number and length of apical dendritic branches was reduced by 18 and 32%, respectively. The reduction in apical dendritic arbor was restricted to distal and higher-order branches, and may reflect atrophy of terminal branches: terminal branch number and length were reduced by 19 and 35%. On the other hand, basilar dendrites were not affected. This pattern of dendritic reorganization is similar to that seen after daily corticosterone injections. This reorganization likely reflects functional changes in prefrontal cortex and may contribute to stress-induced changes in cognition. © 2004 Wiley Periodicals, Inc. J Neurobiol 60: 236-248, 2004



Teilübersetzung:

ABSTRACT
Chronischer Stress führt zu Defiziten in der Kognition, die von Veränderungen in der neuronalen Chemie und Morphologie begleitet sind. [...] Wir haben bereits belegt, dass 3 Wochen lang tägliche Injektion von Corticosteron zu dendritischer Reorganisation der pyramidalen Neuronen in der Schicht II-III des medialen präfrontalen Kortex führen. Um festzustellen, ob es ähnliche morphologische Veränderungen in Reaktion auf chronischen Stress gibt, untersuchten wir die Auswirkungen von täglichen Stress durch Einengung/Fixierung auf die dendritische Morphologie im medialen präfrontalen Kortex. Männliche Ratten wurden entweder während 3 Wochen täglich 3 Stunden durch Einengung/Fixierung Stress ausgesetzt, oder ausser für das Wiegen während dieser Zeit nicht gehandhabt. [...] Sholl Analysen zeigten eine signifikante Veränderung der apikalen Dendriten in gestressten Tieren: insgesamt wurde die Anzahl und Länge der apikalen dendritischen Zweige um 18 bzw. 32% reduziert. [...] Dieses Muster der dendritischen Reorganisation ist ähnlich derjenigen nach der täglichen Injektionen Corticosteron. Diese Reorganisation spiegelt wahrscheinlich funktionelle Veränderungen im präfrontalen Kortex und kann zu stressbedingten Veränderungen der Kognition führen © 2004 Wiley Periodicals, Inc. J Neurobiol 60 beitragen:. 236-248, 2004



Was sagt uns das?

Stress durch Restrainers, wie sie Lerchl in seinem Experiment während der Bestrahlung benutzt hat, für für sich selbst zu Hirnschäden. Lerchl fixierte seiner Ratten täglich während zwei Stunden, aber 18 Monate lang, im oben gezeigten Experiment waren die Ratten nur drei Wochen lang während 3 Stunden fixiert.

Sowohl die von Lerchl bestrahlte Experimentalgruppe als auch die nicht bestrahlte Kontrollgruppe erlitt allein durch die Fixierung stressbedingte Hirnschäden. Die Experimenten zu den kognitiven Fähigkeiten wurden bei beiden Gruppen mit hirngeschädigten Tieren durchgeführt. Der Einfluss der Strahlung wurde somit an geistig bereits beeinträchtigten Tieren gemessen und verglichen. Das ist vergleichbar mit einem Experiment mit betrunkenen Versuchspersonen, von denen man die eine Hälfte mit einem Mobiltelefon ausrüstet und die andere nicht. Da wird man keine grossen Unterschiede mehr feststellen. - Das mit dem Stress durch Fixierung wurde schon 2004 publiziert; von einer allfälligen Widerlegung seit damals ist nichts bekannt.

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(Man müsste noch wissen, wofür genau der präfrontale Kortex bei Ratten zuständig ist. Beim Menschen gilt diesbezüglich gemäss Wikipedia, was aber nicht auf Ratten übertragen werden kann: "Der präfrontale Cortex empfängt die verarbeiteten sensorischen Signale, integriert sie mit Gedächtnisinhalten und aus dem limbischen System stammenden emotionalen Bewertungen und initiiert auf dieser Basis Handlungen. Er wird als oberstes Kontrollzentrum für eine situationsangemessene Handlungssteuerung angesehen und ist gleichzeitig intensiv an der Regulation emotionaler Prozesse beteiligt. Deshalb wird er auch als „Supervisory Attentional System“ (SAS) bezeichnet. [...] Präfrontale Läsionen können zum Zerfall des Kurzzeitgedächtnisses, der Langzeitplanung, zu Perseveration und Inflexibilität im Verhalten und v.a. bei orbitofrontalen Läsionen zu eindrucksvollen Persönlichkeitsveränderungen der Betroffenen [...] führen.)

Wuff

Zu Lerchls neuem Rattenexperiment

Beitrag von Wuff » 20. November 2012 17:02

Zu Lerchls neuem Rattenexperiment

Lerchls neues Rattenexperiment schlägt Wellen, bevor es überhaupt publiziert ist.

Lerchl nimmt die Kritik an seinen Studien wieder einmal persönlich ( http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=51708 ), und reagiert anscheinend nach Motto: Im Austeilen hart – im Einstecken zart. Ich sollte dieses in Zukunft mehr berücksichtigen. Wir wollen uns auch aus diesem Grund auf den sachlichen Teil seiner Gegenkritik beschränken. Lerchl verlinkt die Studie, zu der ich zuvor nur das Abstract fand, auf das allein ich mich in meinem obigen Beitrag bezog, nämlich http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1 ... .20025/pdf , wofür ihm freundlich gedankt sei.

Er kritisiert speziell folgende meiner Aussagen: „Die folgende Studie zeigt, dass Lerchls Experiment in jedem Fall schwer kontaminiert war, und zwar durch Stress."
Ich werde weiter unten zeigen, dass die Versuchstiere durch die Restrainer in einer Weise unter Stress gesetzt wurden, dass dadurch das Experiment beeinträchtigt wurde, auch wenn Lerchl dieses indirekt bestreitet.

Er kritisiert weiterhin meine folgende Äusserung: „Sowohl die von Lerchl bestrahlte Experimentalgruppe als auch die nicht bestrahlte Kontrollgruppe erlitt allein durch die Fixierung stressbedingte Hirnschäden. Die Experimente zu den kognitiven Fähigkeiten wurden bei beiden Gruppen mit hirngeschädigten Tieren durchgeführt."
Lerchl widerlegt diese meine Behauptung nicht direkt. Ich werde ebenfalls weiter unten darauf eingehen, insbesondere darauf, dass auch bei schwächerer als der etwas drastisch geschilderten Beeinträchtigung das Experiment durch den durch die Restrainer verursachten Stress beeinträchtigt wurde.

Lerchl weist auf Unterschiede zwischen der von mir angeführten Studie und seinem Experiment hin. „Aus einer Studie von 2004, die untersucht hat, wie akuter Stress auf Ratten wirkt.“ Dieses ist eine falsche Aussage. Es war bestenfalls wiederholter akuter Stress, der die Besonderheit aufwies, dass er über Wochen wiederholt wurde, und immerhin 3 Stunden pro Tag dauerte. Die gemessenen Effekte konnten keinesfalls durch einmaligen akuten Stress verursacht werden, wie Lerchl suggeriert. Die Studienautoren schreiben gleich als ersten Satz wörtlich: „Chronic stress produces deficits in cognition ...“ , kein Wort von akutem Stress. Wir wollen nicht kleinlich sein, sondern uns auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich auf Frage, ob die Versuchstiere durch die Fixierung überhaupt Stress ausgesetzt waren, und ob dieser Stress ihre Kognition, ihr Verhalten und das Ergebnis des Experiments beeinflusst hat.

Lerchl schreibt weiterhin: „Was wurde gemacht? Die Autoren haben erwachsene Ratten ohne Eingewöhnung für 3 Stunden am Tag über 21 Tage in Restrainer (Röhren) verbracht und während dieser Zeit die Gewichtsentwicklung mit denen von Kontrolltieren verglichen.“
Entgegen dem Anschein, den Lerchl erweckt, war die Gewichtsentwicklung für die Autoren nur ein Nebenaspekt, - was Stress an Hirnzellen anrichtet war der eigentliche Untersuchungsgegenstand der von ihm verlinkten Studie. Auf den Grund dafür, dass das Gewicht der Versuchstiere für Lerchl so wichtig ist, kommen wir noch.

Ich will Rücksicht auf den Kritikerkritiker Lerchl nehmen, und nicht langatmig werden, worüber er sich auch schon mokiert hat, und verweise auf die Fortsetzung.

Wuff

Zu Lerchls neuestem Rattenexperiment (2)

Beitrag von Wuff » 25. November 2012 14:27

Zu Lerchls neuestem Rattenexperiment (2)

Zu Lerchls neuester Studie, von dem er das Ergebnis vor Beendigung der Versuche bereits „kannte“, ging ich - wie er selbst auch - in den Prognosemodus, und kritisierte die Studie, bevor ich sie kennen konnte, da sie noch nicht publiziert ist. Der Unterschied war, dass Lerchl das Prognostizierte selbst beeinflussen konnte, und ich nicht, - ich ging also ein bedeutendes Risiko ein. Meine Vorabkritik – die Essenz aus dem Wortschwall herausdestilliert - lautete: Lerchls Experiment sei mit Stress „kontaminiert“. Ich erwähnte auch, dass Stress sogar die Physiologie des Hirns schädigen könne.

Die Schädigungsfähigkeit von Dauerstress am Hirn wird von niemand bestritten. Ob sie bei Lerchls Experiment eine Rolle spielte, und wenn ja, welche, werden wir noch sehen.

Wir kommen heute auf den Zusammenhang zwischen Stress, EMF und Körpergewicht, und zwar zunächst auf das Körpergewicht. Insofern die vorliegende Diskussion betroffen ist, wird dieses – grob vereinfacht dargestellt - hauptsächlich beeinflusst durch
  • Endokrine Vorgänge
    • “Stresshormon“ Cortisol
    • Insulin
  • Stress als Ursache von Cortisolausschüttung
    • psychosozialer Stress
    • physikalischer Stress, wie EMF
  • Energiehaushalt, Metabolismus
    • Nahrungszufuhr
    • Nahrungsverwertung, auch durch Insulin beeinflusst
    • Wärmezufuhr, z. B. EMF
    • Energieverbrauch durch Aktivität
Lerchl hat bei der Planung der AKR/J-Krebsmaus-Experimente den Fehler gemacht, nicht zu berücksichtigen, dass die im Experiment verwendeten EMF als Mikrowellen die damit bestrahlten Versuchstieren innerlich wärmten, und damit auch ihr Körpergewicht beeinflussten. Er hat ebenfalls nicht berücksichtigt, dass diese Wärme auch die Krebsabwehr beeinflusst, aber nur bei den bestrahlten Tieren, und damit die Zahlen zur Zielgrösse, zum Lymphomkrebs, verfälschen, http://www.stiftung-pandora.eu/download ... d-2011.pdf . Dass Lerchl sogar eine extra Studie zum Einfluss der EMF auf das Körpergewicht durchführte, lenkte wirksam die einseitige sozusagen schützende Wirkung der der EMF auf das Krebsgeschehen nur bei den bestrahlten Mäusen ab. (Und darüber hinaus waren die Käfigkontrollen anders gehalten als die im Experiment verwendeten Experimental- bzw. Kontrollgruppen, viewtopic.php?p=61738#61738 , was ebenfalls das Gewicht beeinflusste, hier aber nicht wegen der Wärme, sondern wegen der unterschiedlichen körperlichen Aktivität der Gruppen.)

Die Aussage Lerchls im Video vom angeblich nachgewiesenen Schutz vor Krebs durch Händy-Mikrowellen (circa Minute 21 http://www.youtube.com/watch?v=2XLTB4ttlhY ) ist Gaukelei, um es milde auszudrücken, wenn Lerchl dabei nicht offenlegt, dass er die Mäuse nur in seinem Experimetn dermassen mit Mikrowellen des Mobilfunks erwärmen konnte, dass solches aber bei Menschen weder vorkommt noch möglich ist.

Es ist noch nicht klar, ob das grosse Gewicht, das Lerchl in seiner neuesten Rattenstudie auf das Körpergewicht der Versuchstiere legt, auch wieder bloss von etwas ablenkt. Auf die Rolle des Körpergewichts in der neuesten Studie kommen wir später.

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