7 Thesen

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7 Thesen

Beitrag von realdream » 3. September 2010 17:41

1. Sendeanlagen werden primär deshalb in Wohngebieten gebaut, weil es da billiger ist (bestehende Gebäude, vorhandene elektrische Infrastruktur), nicht weil es notwendig wäre.
Es gibt dutzende Gemeinden in der Schweiz ohne eigene Antennen auf ihrem Siedlungsgebiet.
http://www.funksender.ch/webgis/bakom.php?lang=de
Mobilfunkantennen mit grosser oder mittlerer Sendeleistung haben in der Nähe von Wohnraum nichts zu suchen.

2. Nur die wenigsten Mobilfunkverantwortlichen glauben tatsächlich an die Harmlosigkeit dieser Technik.
Einige sind mit Sicherheit nicht gutgläubig, z.B. Erwin Huber, der noch im Oktober 2002 als Leiter der Bayerischen Staatskanzlei auf dem "UMTS-Gipfel" der Technologiemesse Systems sagte: "Wir werden alles dafür tun, was Gott erlaubt, und auch manches, was er verbietet, um diese Innovation voranzubringen" (Zit. in: Thomas Grasberger/Franz Kotteder, Mobilfunk - Ein Freilandversuch am Menschen, Kunstmann, 2003, ISBN 3-88897-329-5). Die meisten verdrängen wohl die sich abzeichnende, für Betroffene bereits reale Problematik, und hoffen, dass das Ganze doch nicht so schlimm kommen wird.

3. Der Kampf für eine tiefere Strahlenbelastung ist mit Kooperation zielführender, Polemik ist abschreckend und kontraproduktiv.
Ich weigere mich zu glauben, dass der Mehrheit der Verantwortungsträger in Politik und Wirtschaft die Misere einer geplagten Minderheit egal ist. Den Opinon-Leaders sind verbale Blumensträusse zu überreichen, mit harter, aber höflicher Argumentation. Prof. Dr. Neil Cherry, Neuseeland, hat gemäss Zitat auf der Website von diagnose-funk.ch am 4.4.2003 gesagt: " Es gibt mehr als 50 Patente von Mobilfunkunternehmen für Vorrichtungen oder Methoden Mobiltelefone sicherer zu machen, die nicht von den Herstellern genutzt werden. Nach meiner Schätzung liesse sich die Strahlenbelastung des Benutzers um das 100 bis 1000fache senken". Interessant - und da dürften seither noch einige Erfindungen dazu gekommen sein. Die Mobilfunkanbieter und die Hersteller sind - nötigenfalls mit politischen Eingaben - dazu zu bewegen, konstruktiv daran mitzuarbeiten, dass die Möglichkeiten zur Senkung der Strahlenbelastung genau benannt werden und Gründe dafür anzugeben, wenn eine Erfindung nicht umgesetzt werden können soll.

4. Nachbarn können zum Ersatz von DECT-Funktelefonen überzeugt werden.
In einem eigenen Experiment im Beisein einer Nachbarin konnte mit ihrem Funktelefon über eine Distanz von rund 10 Metern und durch zwei Hausmauern und eine Wand hindurch problemlos in unserem Schlafzimmer telefoniert werden. Ihre Basisstation funkte also dauernd in unseren intimsten Privatbereich. Obwohl in dieser Entferung nach meinen Informationen kaum mehr messbar, war eine einwandfreie Funkverbindung möglich.

5. Die Verharmlosungen haben zunehmend kürzere Beine.
Tiere bilden sich jedenfalls kaum etwas ein. Der Artikel "Antenne weg, Kälber gesund" im Beobachter vom 1.4.2010 betreffend den Winterthurer Bauern Hans Sturzenegger spricht für sich. Erfreulich immerhin, dass bei der übernächsten Generation nach der Entfernung der Strahlungsquelle keine schwerwiegenden Erkrankungen mehr aufgetreten sind.

6. Der Mobilfunk wird uns erhalten bleiben, selbst wenn die Schädlichkeit und Kanzerogenität wissenschaftlich zweifelsfrei feststehen.
Im gesamtwirtschaftlichen Interesse wird wie im Strassenverkehr eine grosse Anzahl Opfer in Kauf genommen. Dort bestehen wenigstens eine obligatorische Haftpflichtversicherung, Verkehrssicherheitszentren und werden neue Sicherheitsvorkehren als Wettbewerbsvorteil angeführt.

7. Auch wenn wir möglicherweise am Ende alle Verlierer sein werden, sind wir doch vorher ein ganzes Leben lang Evolutionsgewinner.

Konstruktivere Auseinandersetzungen sind erwünscht, abschätzige Kommentare entlarvend und unangemessen.

realdream

Teil zwei

Beitrag von realdream » 1. Januar 2011 13:57

1. Elektrosmog ist nur einer unter vielen Stressoren, wohl aber der am meisten unterschätzte.

2. Es gibt immer Verbesserungspotential.
"We can do better and we must do better" (Devra Lee Davis, author of "The truth about cell phone radiation - What the industry has done to hide it and how to protect your family", September 2010, ISBN 978-0-525-95194-0)

3. Einer allein kann das schwere Kreuz nicht tragen.
Im Grunde sind es die Verbindungen mit Menschen, welche dem Leben seinen Wert geben (W. von Humboldt).

4. Positives Denken allein hilft nur beschränkt.
Besser dran ist, wer - auch kleinste - Projekte formulieren und sich an deren Umsetzung freuen kann.

5. Freundschaft ist mehr als der Vergänglichkeit gemeinsam die Stirn zu bieten.

6. Hartnäckigkeit zahlt sich aus.
Auch Halbgötter in Schwarz und Weiss müssen damit rechnen, dass sie in die Schranken gewiesen werden (Danke Margrit Kessler!).

7. As long as there are people who care, hope exists. And I'm sure there will always be human beings who do care.

realdream

dritter Teil

Beitrag von realdream » 18. Februar 2011 14:25

1. Handys sind ein Gesundheitsrisiko (cell phones are not safe, Devra Davis, 2010, Spezialistin für Krebs und Umwelteinflüsse an der Uni Pittsburgh). Wenn – leider – doch sein kann, was nicht sein sollte.

2. Nicht nur wer zu spät kommt wird vom Leben bestraft, auch Gleichgültigkeit rächt sich früher oder später.

3. Das Hören ist der eigentlich soziale Sinn (Zitat in: Hannes Heyne, Klänge aus der Natur, Drachen-Verlag, 2009, ISBN 978-3927369-46-7).
Wir werden in Zukunft (aber auch) mehr miteinander reden [Orange-Werbung] – müssen, speziell über die Risiken der Mobilfunktechnik und die Möglichkeiten zur Senkung der Strahlenbelastung.

4. Wir sollten alle optimistisch und idealistisch sein. Denn wir wissen, dass wir nicht wissen, in welche Richtung es geht (Klaus Schwab, Eröffnungsrede zum WEF 2011, Zitat ab einer Wand in Davos). Wir sollten ebenso sehr aus Fehlern in der Vergangenheit (z.B. betreffend Tabak und Asbest) lernen und bei Anzeichen für eine gravierende Gesundheits-Problematik - wie sie insbesondere betreffend die Mobilfunktechnik vorliegen – endlich konsequent die Prävention priorisieren.

5. Es ist beim heutigen Wissensstand unfair, verantwortungslos und in meinen Augen sogar kriminell (Unterlassung, Garantenpflicht der gewählten Volksvertreter), die Gutgläubigen - speziell Familien mit Kindern - im Glauben zu lassen, die Mobilfunktechnik sei unbedenklich.

6. Auch in schwierigsten Situationen den Humor nicht zu verlieren und über sich selbst lachen zu können ist eine Kunst und ein Segen.

7. To the beat of the drum we travel on
courageous we sail into the storm
singing our song and feeling strong
on the voyage to where we all belong
(Morcheeba, 2010

Rousseau

Positives Denken allein hilft nur beschränkt

Beitrag von Rousseau » 18. Februar 2011 15:12

realdream hat geschrieben:Positives Denken allein hilft nur beschränkt.

Freundschaft ist mehr als der Vergänglichkeit gemeinsam die Stirn zu bieten.

Hartnäckigkeit zahlt sich aus.

usw. usf.
Sprüche wie die oben kommen mir doch sehr bekannt vor, siehe hier:

viewtopic.php?p=56742#56742

Haben Sie sich etwa im Pseudonym vergriffen?

realdream

letzter Teil

Beitrag von realdream » 13. April 2011 20:26

1. Es gibt mehr als deutliche Hinweise auf eine ernsthafte Mobilfunk-Problematik. Der Handy-Rappen (pro verkauftes Handy, Telefonanruf, SMS, MMS und mobilem Internet-Abruf) ist deshalb überfällig und liesse sich m.E. problemlos vertreten. Mit dem Ertrag könnten zum Beispiel zu je einem Drittel die Abschirmungsauslagen oder Umzugskosten von Betroffenen, eine bessere Information der Bevölkerung und weitere - zweifellos nötige - unabhängige Forschung finanziert werden. Ein wünschbares Zeichen der Solidarität an die Betroffenen.

2. Die Annahme des Postulats Gilli betreffend ein Monitoring bezüglich EMF durch Nationalrat und Bundesrat am 11. April 2011 ist sehr zu begrüssen. Unverständlich ist für mich, dass – mit Blick auf hunderte von Einsprachen gegen Antennen-Gesuche - nur 11 (Volks-)Vertreter der SVP zugestimmt haben und damit auch betroffenen Bauern wie Hans Sturzenegger die Unterstützung versagen. Bei anderem Licht besehen ist die Anzahl „Abweichler“ wiederum erfreulich.

3. Das Handy kann nützlich sein und sogar Leben retten. Für blosses mobiles Geplauder sind jedoch das Risiko, einen Hirntumor einzufangen und die daraus folgenden Konsequenzen (nachzulesen bei Eric Baumann, Einen Sommer noch, Mein Leben mit der Diagnose Hirntumor, 2008, ISBN 978-3-7857-2355-5) zu hoch und zu schwerwiegend.

4. Wegbereiter für eine offene und echte Vorsorgepolitik werden andere Länder sein, z.B. Frankreich (Jugendschutz) oder Israel (LTE-Moratorium). Die Schweiz ist dazu offenbar (noch) nicht in der Lage.

5. Der Mensch verdrängt zwangsläufig auch reale Risiken, nur so kann er einigermassen ruhig leben und schlafen. Vielleicht ist ja aber auch alles ganz einfach, die Erde ist eine Scheibe und der Mobilfunk harmlos.

6. Flat-Rate-Angebote gehören beim Mobilfunk verboten. Wer mehr Strahlung verursacht soll mehr bezahlen.

7. Stete Tropfen dauern zu lange, es braucht mehr Wasser, mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit und mehr konstruktive Kritiker. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

realdream

Nachtrag

Beitrag von realdream » 15. Juni 2011 16:36

1. Wer elektrosensibel ist, hat ein Handycap. Ob Elektrosensibilität, EHS oder EMF-Intoleranz, die genaue Bezeichnung ist m.E. weniger entscheidend. Viel wichtiger ist, dass die Problematik (an)erkannt wird und Lösungswege ernsthaft gesucht und beschritten werden. Voll ausgebrochene Elektrosensibilität ohne ausreichende Möglichkeit zur Deexposition ist die Hölle (Beispiele etwa im Buch von Gunilla Ladberg, Ein schönes Gefängnis, Auf der Flucht vor Elektrizität und Mobilfunkstrahlung, 2010, Vertrieb: www.buergerwelle.com). Wer unter beständigem Strahlen-Bombardement einbricht und eine Erschöpfungs-Depression erleidet, ist deswegen noch lange nicht geisteskrank oder ein eingebildeter Kranker.

2. Die Arztsprache enthält bisweilen eine versteckte Poesie. So heisst „Schizophrenie“ wörtlich: Gespaltenes Zwerchfell. Die Griechen dachten nämlich, die Seele sitze im Zwerchfell. Das finde ich als Komiker eine sehr sympathische Vorstellung, dass Lachen, Seele und Atmung zusammengehören. Aristoteles dachte noch, das Hirn sei nur ein Apparat, um das Blut zu kühlen. Und wie wir heute wissen, hat er bei vielen Menschen recht behalten…
Zitiert aus: Manfred Lütz (Dr. med. Dipl. theol., geb. 1954, Psychiater, Psychotherapeut, Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses in Köln, Theologe und Bestsellerautor), Irre! Wir behandeln die Falschen. Unser Problem sind die Normalen; Goldmann, 2009, ISBN 978-3-442-15679-5

3. Wer viel mobil telefoniert, trägt ein deutlich erhöhtes Tinnitus-Risiko (Gesundheitstipp Juni 2011, S. 29). Ein Mosaikstein mehr, die Beweislastumkehr rückt näher.

4. Prof. Dr. Martin Röösli vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin an der Uni Basel hat im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms 57 in einer epidemiologischen Studie mit einem Etat von rund einer halben Million CHF untersucht, ob hochfrequente elektromagnetische Felder Einfluss auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität haben, und ist zum Schluss gelangt, dass die Ergebnisse nicht darauf hindeuten, dass HF EMF Exposition Gesundheitsfolgen hat. Dies stehe im Einklang mit der Mehrheit der Publikationen und stärke die Hinweise darauf, dass keine Wirkung vorhanden ist (Programmsynthese S. 50).
Dass die Studie von Dr. (med.?) Röösli deutlich mehr Fragen aufwirft als beantwortet, zeigt die sehr interessante, detaillierte, aufwändige, beherzte, augenöffnende und verdankenswerte Kritik im Gigaherz-Forum (wuff, „Begleitstudie“ zum Beratungsnetz (1-9)). An der öffentlichen Informationsveranstaltung vom 20.5.2011 am Sitz des Nationalfonds in Bern fehlte Herr Röösli, obwohl er als einziger eine Studie mit Betroffenen durchgeführt hat. Da dem Studienautor die nötige Intelligenz – von seiner offenbar fixen Psychiatrisierungsidee mal abgesehen – kaum abgesprochen werden kann, bleibt auch für neutrale Leser nur ein Schluss: Die betroffenen Studienteilnehmer wurden mit voller Absicht eiskalt verhinterteilt.

5. Die Ergebnisse des NFP57 wurden vorab in einer separaten und geschlossenen (!) Medienkonferenz präsentiert. Die Mittellandzeitung publizierte am 13.5.2011 eine Meldung der SDA. Hat an der Pressekonferenz überhaupt ein Journalist eine kritische Frage gestellt oder hat man sich mit vorgefertigten Text-Vorschlägen der Industrie begnügt? Die unkritische Haltung der Presse ist auffällig. Ist es tatsächlich fatal banal einfach so: Wes Dachschmuck und Werbekleid ich trag, des Lied ich sing? Woher kommen der Verdrängungsreflex und die Beisshemmung? Die NZZ, die sonst für seriöse und fundierte Recherchen einsteht, schrieb am 1.6.2011 (lsl) betreffend die IARC-Experten-Einstufung von Mobiltelefon-Strahlung als möglicherweise krebserregend, dass das Schweizer Forschungsprogramm, dessen Resultate kürzlich veröffentlicht wurden, diesen Zusammenhang nicht hergestellt habe, „obwohl die Forscher mehr oder weniger die gleichen Studien ausgewertet haben dürften“. Dabei war beim NFP57 das Thema Krebs eben gerade nicht als Schwerpunkt definiert (11. Antwort auf die häufigsten Fragen gemäss Programm-Website des NFP57).

6. Eine Expertenkommission (31 Fachleute aus 14 Ländern) der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) hat das Telefonieren mit dem Handy nach einer einwöchigen Auswertung aller verfügbaren wissenschaftlichen Untersuchungen am 31.5.2011 als möglicherweise krebserregend eingestuft (Gruppe 2B).
Herr Röösli hat im Zusammenhang mit seiner Studie auch eine wichtige Aussage gemacht, dass nämlich die Festnetz-Funktelefone je nach Empfangsqualität sogar stärker strahlen können als Handys. Die Einstufung der IARC muss folglich für beide gelten.
Wird zudem berücksichtigt, dass in der bisher wohl grössten Studie betreffend Handy und Krebs (Interphone-Studie) Kinder und junge Erwachsene trotz erhöhtem Tumorrisiko nicht vertreten sind (Konsumentenzeitschrift Saldo vom 9.6.2010, S. 14), haben m.E. sowohl das Bundesamt für Umwelt als auch jenes für Gesundheit insbesondere Familien mit Kindern dringend zu empfehlen, präventiv zumindest ein schnurgebundenes Telefon pro Haushalt zu führen.

7. Wer immer erreichbar ist, immer online, immer auf Stand-by lebt, ist eigentlich für nichts und niemanden wirklich da (Miriam Meckel, geb. 1967, Professorin für Corporate Communication an der Uni St. Gallen und geschäftsführende Direktorin des Instituts für Medien- und Kommunikationsmanagement, „Das Glück der Unerreichbarkeit – Wege aus der Kommunikationsfalle“, Goldmann, 2007, ISBN 978-3-442-15533-0).
Werdende Mütter müssen besser informiert und besser geschützt werden (nicht nur betreffend Induktionsherde), denn Schwangere sind immer guter Hoffnung und wollen in aller Regel das Beste für ihr Kind. Wohlverstanden: Wer trotz transparenter Information nicht hören will, soll fühlen dürfen.

realdream

Wind in den Haaren

Beitrag von realdream » 22. Oktober 2011 18:30

1. Sei vorsichtig mit deinen Träumen, sie könnten in Erfüllung gehen (asiatisches Sprichwort).

2. Zwischen Agonie und Zynismus hat es viel Platz für kreativen und konstruktiven Gestaltungsspielraum.

3. Die Zeit der Verharmlosungen ist bald vorbei und macht Platz für eine sachgerechte vertieftere Diskussion auf allen Ebenen. Der Erfolg des E-Smog-Politbarometers auf funkstrahlung.ch und persönliche Rückmeldungen sind ein erfreuliches - wenn auch erst ein kleines - Versprechen für die Zukunft. Wenn mir eine Politikerin schreibt, dass sie im Familien- und Freundeskreis Elektrosmogbetroffene hat, aber nicht weiss, ob und was dagegen unternommen wurde, so gibt mir das einerseits zu denken, anderseits freut mich die ehrliche Antwort.

4. Die primäre, wenn nicht einzige Legitimation für eine medizinische Diagnose ist das Aufzeigen von Therapiemöglichkeiten.

5. Die Einführung der vierten Mobilfunkgeneration (LTE) darf nicht ohne Zweckbindung eines Teils des Frequenz-Versteigerungserlöses erfolgen.

6. Eine Sudie wie in Belo Horizonte (und in Naila) muss auch in der Schweiz möglich sein, vielleicht noch etwas gezielter und warum nicht unter Beizug von fachkundigen Kritikern. Die demonstrative Gleichgültigkeit der Betreiber, die sich etwa darin äussert, dass noch immer neue Sendeanlagen in unmittelbarer Nähe von Schulen und Kindergärten geplant werden, ist für die Betroffenen verheerend. Die Anbieter brauchen offenbar etwas Abstiegshilfe vom hohen Ross.

7. Wir haben noch Wind in den Haaren (Gertrud Heizmann).

realdream

Moral, Integrität, Vertrauen und Musik

Beitrag von realdream » 22. Januar 2012 16:53

1. Es gibt zahlreiche ärztlich dokumentierte Fallberichte von Menschen, die unter normalen Umständen jeden mit ein wenig Einfühlungsvermögen nachhaltig beeindrucken (jene vom Bamberger Ärzteappell sogar mit Name und Anschrift der Betroffenen, also mit überprüfbarer Anamnese). Trotz unterschiedlicher – und leider eher zunehmender - Abgestumpftheit müsste für alle erkennbar sein, dass die Betroffenen erheblich leiden und nicht Angst verbreiten, sondern warnen und damit helfen wollen und natürlich auch selber Hilfe möchten. Kurz: Einiges an Philanthropie und kein erkennbares Sektierertum (einzelne Verirrte gibt es fast überall). Dass solche Berichte und Warnhinweise von den Verantwortungsträgern verdrängt werden, hat wohl mit der fehlenden rechtlichen Pflicht zum Handeln einerseits und zu erwartenden unbequemen Konsequenzen anderseits zu tun. Die Fälle Zuppiger und Hildebrand machen immerhin insofern ein wenig Mut, als dass Personen in verantwortungsvollen Positionen in Zukunft zweifellos nicht mehr damit rechnen dürfen, sich hinter rein rechtlich korrektem Verhalten verstecken zu können (aber die Grenzwerte sind doch eingehalten… etc.), sondern sich auch einem moralischen Massstab stellen müssen.

2. Ein gerupfter Vogel macht noch keinen Frühling, es braucht noch ein paar Schwalben und Adler. Der Staat hat die Integrität der unabhängigen Forschung bedingungslos zu schützen. Wenn die wohl sehr tolerante internationale Forschergemeinschaft einen Exponenten explizite ausschliesst, muss das ernsthaft zu denken geben.
Das aktuelle Buch von Devra Davis (Disconnect, The truth about cell phone radiation, what the industry has done to hide it and how to protect your familiy, Sept. 2010, ISBN 978-0-525-95194-0), beleuchtet die sehr interessante Geschichte der Mikrowellentechnologie. Es bestärkt den Eindruck, dass bei der unabhängigen Wissenschaft der Mensch und die Wahrheitssuche unverrückbar im Zentrum stehen. Dass es auch industriefinanzierte Studien gibt, ist bekannt und nicht a priori schlecht. Räumt ein Forscher beispielsweise ein, bei einem Typ menschlicher Zellen nach Mobilfunkbestrahlung DNA-Schäden festgestellt zu haben, bei einem anderen Zelltyp aber nicht, ist das Aufrichtigkeit. Die Versuchung, unter diesen Umständen eine stattliche Zahl Studien mit dem zweiten Zelltypen zu finanzieren und zu behaupten, die Situation sei nicht eindeutig, die weit überwiegende Zahl der Studien habe nichts ergeben, ist mit Blick auf die enormen wirtschaftlichen Interessen nachvollziehbar. Das ebenso bestehende Risiko, dass gezielt einzelne kleine, nicht offensichtliche, aber entscheidende Parameter bei der „Wiederholung“ einer Studie verändert werden, muss ernst genommen werden. Die Lösung kann nur Transparenz heissen. Die Risiken und Schwachstellen müssen offen benannt, fair-play-Verstösse publik gemacht werden. Design, Gegenstand und Ziel der Studien müssen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und in den wesentlichen Punkten auch laienverständlich kommuniziert werden. Eine solche Anregung wurde von der Geschäftsführerin der Krebsliga des Kantons Aargau und Ständerätin Pascale Bruderer Wyss jedenfalls positiv aufgenommen.

3. Das Handy kann auch in den Ohren von Menschen mit Elektrosmog-Unverträglichkeit wie Musik tönen, man muss es nur ein wenig verdrehen, und schon hört man Sinfonien, Opern, Oratorien, …

4. Nichts ist schlimmer als schlampiger Atheismus und frömmelnder Glaube (Manfred Lütz, Gott, Eine kleine Geschichte des Grössten, Knaur 2007, ISBN 978-3-426-78164-7).
Viel Interessantes, Kritisches, Erhellendes und auch Humorvolles rund um Lebensbewältigungsstrategien, auf deren Suche sich wohl alle Menschen mit schwerer Elektrosmog-Unverträglichkeit früher oder später zwangsläufig begeben müssen. Ein kleiner Trost jedenfalls, dass Zuverlässigkeit in den allermeisten Fällen nicht zwingend permanente Erreichbarkeit voraussetzt.
„Gott sei Dank, Gott existiert nicht. Wenn aber, was Gott verhüten möge, Gott doch existiert?“
Russisches Sprichwort

5. Wer Vertrauen hat, erlebt jeden Tag ein Wunder, wer blindes hat, auch blaue.

6. Einen Masterplan braucht es nicht nur für die Strombranche, sondern auch für den Mobilfunk. Dabei muss es um konstruktive Verbesserungsmöglichkeiten gehen und nicht um den Abbau von Mitwirkungsrechten der Bevölkerung. Bei angemessener Einbindung der Anliegen der Betroffenen können Projekte durchaus zügig realisiert werden, wie Gigaherz am Beispiel der erdverlegten Hochspannungsleitungen sehr schön aufzeigen kann.
Wir müssen in die Sicherheit der Mobilfunktechnik ebenso investieren, wie wir es bei anderen modernen Technologien machen (Devra Davis, Disconnect, S. 242). Der Wandel findet international jetzt (ansatzweise) statt und muss intensiviert, die Kräfte gebündelt werden. Anhörungen von unabhängigen Experten sowie von Vertretern der Industrie und der Betroffenen durch Parlament und Regierung sind ohne weiteres auch in der Schweiz möglich. Die Kooperation der Hersteller und Betreiber muss endlich unmissverständlich eingefordert und nötigenfalls mit gesetzlichem Nachdruck durchgesetzt werden, national und international. Wird sie weiterhin grundlos verweigert, sind adäquate Massnahmen zu ergreifen. Alle Möglichkeiten zur Senkung der Gesamtbelastung – also sowohl beim Netz als auch bei den Endgeräten - müssen auf den Tisch und am besten im Rund diskutiert werden. Den Betroffenen ist endlich Unterstützung zuzusichern und auch zu gewähren.
Ein gemeinsames Netz wäre ein wichtiger Punkt. Im September 2009 war das bereits einmal ein Thema, Sunrise und Orange waren dafür, unser „Volks-Mobilfunk-Konzern“ dagegen. Mit der Einführung von LTE drängt sich eine Neuauslegung auf. In Deutschland ist eine Kooperation jedenfalls möglich (z.B.: http://www.telecom-handel.de/News/Mobil ... 18472.html), in Frankreich schon lange ein Thema. Die Vorkommnisse rund um die Mobilfunkfrage sind genau zu beobachten und zweifellos von grosser Tragweite. Sie haben das Potential, je nach Entwicklung, in absehbarer Zeit Gegenstand einer parlamentarischen Untersuchungskommission zu sein.
Wenn zahlreiche unabhängige Wissenschafter gestützt auf deutliche Hinweise mit Nachdruck vor einem möglicherweise gewaltigen Gesundheitsrisiko warnen, müssen uns die Erforschung einer solchen Gefahr für die Volksgesundheit mindestens ebensoviel Volksvermögen wert sein, wie die Rettung einer systemrelevantern Bank. Geld dafür ist ja bald in Fülle vorhanden – nach der Frequenzversteigerung im Frühjahr.

7. Zum Glück ist das Glück nicht das Wichtigste auf der Welt. Bei Wilhelm Schmid fehlt ein wichtiger Pfeiler, nämlich neben dem Zufallsglück, dem Wohlfühlglück, dem Glück der Fülle und dem Glück des Unglücklichseins das neuzeitliche, bei vielen Menschen ausgeprägt erkennbare Handy-Glück.

Günter Harbiger

Moral, Integrität, Vertrauen und Musik

Beitrag von Günter Harbiger » 23. Januar 2012 08:07

realdream hat geschrieben:Die Lösung kann nur Transparenz heissen. Die Risiken und Schwachstellen müssen offen benannt, fair-play-Verstösse publik gemacht werden. Design, Gegenstand und Ziel der Studien müssen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und in den wesentlichen Punkten auch laienverständlich kommuniziert werden.
Das tut, von Ihnen offenbar nicht bemerkt, der Teilnehmer wuff hier sehr intensiv und auch für Normalbürger verständlich. Die einzige Schwäche besteht darn, dass er es anonym tut. Dieses Quentchen Transparenz müsste aber sein, will man ernst genommen werden.

realdream

Geschenke

Beitrag von realdream » 14. April 2012 20:18

1. Das grösste Geschenk kann man weder sehen noch hören oder riechen – und der Elektrosmog ist es nicht – man muss es mit dem Herzen fühlen.

2. Gleich zwei Geschenke macht uns die Gemeinde Urtenen-Schönbühl, nebst Jesse Ritch auch noch eine wichtige bundesgerichtssichere Baureglementsanpassung. Der Bundesgerichtsentscheid schützt im Ergebnis die gewollte transparente Standortevaluation, ein gewisses Mitspracherecht der Gemeinde und damit ein Stück Gemeindeautonomie. Das Urteil ist zweifellos ein enorm wichtiger Beitrag zur langersehnten Wende in der Mobilfunkpolitik.

Wenn sich alle drei am Verfahren beteiligten Anbieter ausdrücklich bereit erklären könnten, den Entscheid schweizweit bei ihrer Netzplanung zu berücksichtigen, müsste nicht jede einzelne der noch rund 2500 Gemeinden ihr Baureglement anpassen. Das wäre sehr zu begrüssen.

Die Begründung zum Rückzug des Baugesuchs für die von der Bevölkerung unerwünschte Antenne mitten im Dorf von Kriegstetten hat mich überrascht. Die strategische Ausrichtung der Swisscom habe sich während der letzten drei Jahre verändert, die Antenne werde nicht mehr benötigt...

3. Auch melodielosen Jahren kann man etwas Positives abgewinnen, im Nachhinein – sofern man sie überlebt hat.

4. Die Schwarz-Weiss-Malerei, wonach alle Kritiker quasi gleich das Handy an sich verbieten wollen, die im Ergebnis bloss einer billigen Drückebergerei vor einer sachlichen Auseinandersetzung gleichgekommen ist, nimmt endlich ihren Platz in den Geschichtsbüchern ein.

5. Die zusätzliche Vorschrift in Art. 40a Abs. 5, wonach in Wohnzonen die Antennen nur für die Erschliessung der Nachbarschaft der Anlage (Detailerschliessung) gestattet wird, macht Platz für die „elegante“ Lösung mit der Femto-Zelle, die offenbar vor der Marktreife steht. Damit sind garantiert Antennen mit grosser Sendeleistung, eventuell auch solche mit mittlerer, im Wohngebiet passé. Wer für sich im Haus drin besten Empfang will, kann dies jedenfalls bei Einfamilienhäusern ohne Belastung der ganzen Nachbarschaft auf einfache Weise realisieren. Bei Mehrfamilienhäusern und Mietwohnungen ist die Situation schwieriger, aber auch lösbar. Am problematischsten für Betroffene bleibt dann wohl der Arbeitsplatz.

6. Wieso bei einer Einschränkung der Antennen in den Wohnzonen gleich nach einer Grenzwerterhöhung gerufen wird, verstehe ich nicht. Die strengeren Werte in der Schweiz gelten meines Wissens nur für die Orte mit empfindlicher Nutzung, ansonsten kann doch rundherum wie fast überall in Europa auch mit voller Leistung gefahren werden.

7. Eigentlich weiss niemand so recht, wieso in der Schweiz noch immer keine breite sachliche Diskussion zum Thema Mobilfunk und Gesundheit stattfindet. Von den Politikern und Verantwortungsträgern will sich offenbar niemand die Finger verbrennen, dabei geht es doch primär „nur“ um athermische Wirkungen…

realdream

Identitätsfalle, Hochsensibilität und Evidenz

Beitrag von realdream » 18. August 2012 14:09

1. Die Identitätsfalle kann durch Dialog entschärft werden.
Keine der Identitäten eines Menschen darf als seine einzige Identität oder Zugehörigkeitskategorie verstanden werden (Amartya Sen, Die Identitätsfalle, Warum es keinen Krieg der Kulturen geben wird, C.H. Beck, 2007, ISBN 978 3 406 55812 2).

2. V Phone – nach uns die Funkflut

3. Wir werden nicht ruhen – die einen bis das Lohnkonto leergespe(i)st ist, die andern bis das EMF-Syndrom als erhebliche bis massive Beeinträchtigung der Lebensführung und Lebensqualität anerkannt ist und endlich entsprechende Vorkehren getroffen werden.

4. Nichts ist Nichts, ausser man tut es…
Das Nichts ist in der Funkverbindung, wenn keiner etwas sagt ..?..

5. Hochsensibilität ist eine besondere Gabe. Sie kann aber leider auch eine enorme Belastung sein.
Es gibt sie in verschiedenster Ausprägung, für mich gehört auch die Elektrosensibilität dazu. In der Tierwelt sind solche Exemplare als lebende Frühwarnsysteme wohl unbestritten von besonderem Wert für die Gemeinschaft. Bei den Menschen ist das … irgendwie anders. Solange Betroffene mit negativ besetzten und abschätzig verwendeten Begriffen wie Sensibelchen, Weichei, Festnetz-Telefonierer etc. taxiert werden, ist es wohl dienlicher, den Begriff EMF-Syndrom oder EMF-Unverträglichkeit zu verwenden.
In den letzten 20 Monaten sind mehr als 15 Bücher rund ums Thema Hochsensibilität erschienen. Das Phänomen ist also aktuell und wird diskutiert, das ist gut und notwendig. Ich denke, dass das nicht einfach mit der üblichen Standardfloskel abgetan werden kann, man schaue halt heute wohl etwas genauer hin… Die Menschen haben kaum weniger Hemmungen als früher bei unspezifischen Beschwerden den Arzt aufzusuchen. Viel eher hat nach meiner Einschätzung der Leidensdruck zugenommen.
Wertvolle Tipps im Umgang mit der Begabung und zur Umgehung von Stolpersteinen finden sich etwa bei Rolf Sellin (Wenn die Haut zu dünn ist. Hochsensibilität – vom Manko zum Plus, Kösel 2012, ISBN 978-3-466-30884-2).

6. Die breite Anwendung der ÖÄK-Leitlinie durch die Ärzteschaft wird auf Evidenz basierende aussagekräftige Resultate liefern und ist geeignet, die Wissenschaftstrickserei samt Verdünnungsstrategie schachmatt zu setzen. Das Rechtssystem bietet bei erheblichen Beweisschwierigkeiten oder unmöglichem striktem Beweis der Kausalität wie sie beispielsweise beim Mobilfunkrisiko vorliegen unter bestimmten Voraussetzungen Beweiserleichterungen (z.B. BGE 132 III 719 E.3.1), sodass eine mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit ausreichen kann, oder sogar nur eine überwiegende Wahrscheinlichkeit. Das Vertrauen auf die streng wissenschaftlich gestützte derzeitige Beweislosigkeit bzw. fehlende Eindeutigkeit hat also ein Verfalldatum.
Vielleicht bietet ja die Industrie noch rechtzeitig ein Remis an und hilft bei der Bewältigung der vielschichtigen Problematik mit.

7. Auch hinter alten, brüchigen Mauern kann Fröhlichkeit zu Hause sein.

def

Re: Identitätsfalle, Hochsensibilität und Evidenz

Beitrag von def » 18. August 2012 17:17

realdream hat geschrieben:Auch hinter alten, brüchigen Mauern kann Fröhlichkeit zu Hause sein.
Quatsch, fröhlichkeit versteckt sich nicht.

realdream

Verhalten

Beitrag von realdream » 19. August 2012 09:17

Ah ja, danke def, ich habe noch etwas vergessen:

Das Verhalten kann bei der Beweiswürdigung auch berücksichtigt werden (Art. 157 und 164 der Zivilprozessordnung; ZPO, SR 272), z.B. in Miet-, Nachbarrechts- oder Schadenersatzverfahren, so etwa wenn ein Anbieter die gezielte Wiederaufschaltung der Mobilfunkanlage unter Beobachtung auf dem Hof Sturzenegger verweigert, nachdem die Abschaltung eine relevante Verbesserung der Gesundheitssituation der Tiere bewirkt hat - oder etwa wenn eine(r) nur Quatsch erzählt.

realdream

Mythos Mobilfunk

Beitrag von realdream » 18. Dezember 2012 16:19

Mit grossem Engagement und aufwändiger Kleinarbeit rüttelt der Theologe und Publizist Werner Thiede heftig am „Mythos Mobilfunk“. Dem mit diesem Titel im oekom-Verlag erschienenen Buch (2012, ISBN 978-3-86581-404-3) ist zu wünschen, dass es die überfällige breite Diskussion zum Thema kräftig anstösst und die beabsichtigte sachgerechte Entmythologisierung gelingt. Allein die Existenz dieses Werks ist bereits enorm wertvoll, nämlich für die Betroffenen sowie die aufopfernd Engagierten, denen es als Mutmacher dienen oder auch nur schon versichern mag, dass es nicht bloss Einzelfälle sind, die den „Schwarzen Funk-Peter“ gezogen haben. Einzelne Thesen erlaube ich mir herauszugreifen, um die herausragende Arbeit zu verdeutlichen und zur Lektüre dieses Sachbuchs einzuladen (von einer Beschränkung auf sieben wird ausnahmsweise abgesehen; in Klammern die jeweilige Seitenzahl). Danke Werner Thiede.

Nicht alles, was machbar ist, ist auch wünschenswert. Die erforderliche Abwägung bedarf einer klareren Reflexion auf entschieden humanere Grenzziehungen und Ausgestaltungen bei der Mobilfunk-Technologie. (8)

Ohne echte Hoffnung auf eine Änderung der Zustände, auf die massive Durchsetzung ethischer Kriterien in der Handhabung der Mobilfunk-Technologie überlässt man alle Macht tatsächlich restlos denen, die auf diesem Gebiet riesigen Genuss oder Profit erstreben. Mit einer entsprechenden Wende rechnen die Mobilfunk-Giganten womöglich schon selbst viel mehr, als man selbst unter Kritikern zu hoffen wagt. (18)

Der Weg der geschickten Verdrängung, der konsequenten Tabuisierung ist bezeichnend für unsere moderne Welt und insbesondere für den Mythos Mobilfunk geworden, während der Mythos archaischer Zeiten alles Mögliche tabuisierte, nur nicht den Tod als solchen. (46)

Die umfassende Vernetzung von Menschen, Organisationen, Wissen, Maschinen und Dingen durch das per Funk und Photonik „mobil“ gewordene Internet bedeutet per se ein Faszinosum.
Der praktische Nutzen des Netzes ist unbestritten: Wege können eingespart werden, eine ganz neue Art von Nähe zu Personen und Bezügen wird möglich, das Dasein erfährt sozusagen insgesamt eine Beschleunigung. (61 f.)

Was den Energieverbrauch von Mobilfunk-Anlagen angeht, so ist das ein Faktor, der im Zeitalter allgemeinen Strebens nach Energieeffizienz und Sparsamkeit jedenfalls auf dem Gebiet des Funkens meist erstaunlich grosszügig übergangen wird. (72)

Im Monat Mai 2011 hat der Ständige Ausschuss des Europarates seine Forderung einer einschneidenden Kurskorrektur in der Mobilfunk-Politik klug begründet: „…“. Aber das Warten dauert an. Für massive Korrekturen am Mythos Mobilfunk fühlt sich offenbar niemand verantwortlich. (80)

Lerchl versichert 2007, in keiner der bislang durchgeführten Studien sei nachzuweisen gewesen, dass Personen, die sich als elektrosensibel bezeichnen, das Vorhandensein von elektromagnetischen Feldern eindeutig erkennen konnten. Die Wahrheit sieht indessen so aus, dass bereits 2005 Hans-Peter Neitzke und Julia Osterhoff vom Ecolog-Institut in Hannover gezeigt hatten: In fünf von 17 Arbeiten, die die Elektrosensivität untersuchen, werden Personen identifiziert, die reproduzierbar elektrosensitiv sind. (115, mit Hinweisen)

Die spaltende Forderung nach Beweisen durch „die“ Wissenschaft ist zweischneidig. Wichtiger als alle Beweisforderung bleibt deshalb die Forderung zum ernsthaften Dialog aller beteiligten und betroffenen Seiten. (125)

Die Kritik der „strahlenden“ Vernunft ist eine diffizile, aber ethisch gebotene Pflicht der Gegenwart. (127)

Die gesamte Angelegenheit der Grenzwertfestsetzung ist simpel und dreist.
Offenkundig unberücksichtigt bleiben bei solch einem fragwürdigen Zugang Risikogruppen in der Bevölkerung und beispielsweise die Art der Strahlen-Modulation und Pulsung. Bei alledem lässt sich die Annahme, es gebe unterhalb der festgelegten Grenzwerte keine biologischen Effekte durch Mobilfunk, wissenschaftlich längst nicht mehr ernsthaft durchhalten (130 f., mit Hinweisen)

Im Januar 2004 war bekannt geworden, dass führende Mobilfunk-Firmen und Handy-Hersteller den Versicherungsschutz verloren hatten; ihre Assekuranzen wollen nicht länger für Gesundheitsschäden haften, die sich möglicherweise auf Grund von Strahlung in der Zukunft herausstellen könnten. (133, Fussnote 522)

Schon der gesunde Menschenverstand könnte ernsthaft mit der Möglichkeit rechnen, dass künstliche elektromagnetische Hochfrequenz-Strahlung ins biologische System von Lebewesen irritierend eingreifen kann, die selber mit Elektrizität auf zellulärer Ebene und im gesamten Nervensystem funktionieren. Der Nobelpreisträger Klaus von Klitzing aber hat genau diesen Zusammenhang bewiesen. (134)

Mobilfunk als überwiegend bejahtes Kommunikationsmedium verliert aber doch seine demokratische Legitimation, wenn er auf Kosten der Infragestellung wesentlicher Grundrechte quasi „grenzenlos“ betrieben wird.
Der Mediziner Adlkofer adressiert angesichts der Lage nachvollziehbare Forderungen an die Politik: „…“. Durchsetzbar sind diese freilich nur dann, wenn die Bereitschaft zu einer Entmythologisierung des Mobilfunk-Mythos in der Gesellschaft wächst. (135 f.)

Das psychiatrisierende Erklärungsmodell im Blick auf unter EHS leidende Mitmenschen stellt die Standardmethode dar, mittels derer man sich der Problematik im Paradigma des Mythos Mobilfunk zu entledigen pflegt. Zwar mag das Modell in einigen Fällen am Platze sein. Doch es pauschal zu vertreten, ist aus mehreren Gründen sachlich wie ethisch höchst problematisch. (189 f.)

Die Erforschung von EHS wird weitergehen und dazu beitragen, dass sich die Wahrheit nicht länger unterdrücken lässt. Der Mythos Mobilfunk ist längst angekratzt. (194)

Der Umstand, dass der homo faber solches Weitertreiben oft und gern ohne allzu viel Rücksicht auf sich, seine Mitwelt und höhere Werte realisiert, spricht philosophisch dafür, die Wurzeln seiner inneren Bereitschaft zum Unethischen näher in den Blick zu nehmen. (210 f.)

Die von der UNESCO 2003 als Bestandteil von Bildungsprozessen auf der ganzen Welt angenommene Erd-Charta plädiert für eine konsequente Anwendung des Vorsorgeprinzips: Schäden vermeiden, bevor sie entstehen“. In diesem Sinn gilt es, aus Vorsorge-Gründen den Mythos Mobilfunk gegen alle Widerstände deutlich zu hinterfragen. (214 f.)

Das Mobilfunk-System in unserer Gesellschaft könnte kaum Bestand haben, würde es nicht auch durch die Rechtsprechung konsequent gestützt. Es bekäme gefährliche Risse, würde die heutige Judikative ernsthaft beginnen, das schützende Tabu über all der Mobilfunkerei zu brechen. (216)

Gerade weil aber inzwischen der wissenschaftliche Sachstand bei ernsthafter Würdigung kaum mehr dazu taugt, Mobilfunk-Geschädigte pauschal ihre Rechte abzustreiten, besteht durchaus Anlass zu der Hoffnung, dass die bisher gängige Rechtsprechung in absehbarer Zeit revidiert wird. (219)

Die sogenannte Indoor-Versorgung ins Innere von Wohnungen, um auch dort Mobilfunkempfang zu ermöglichen, war nicht geplant, berichten die Pioniere des Mobilfunks. Diese stillschweigende Ausweitung des Versorgungskonzepts eröffnete nun pausenlos – so auch zu Hause und des Nachts – die unkontrollierte Exposition der Bevölkerung. Dafür fehle die allgemeine Rechtsgrundlage bzw. der gesetzliche Entscheidungsrahmen der Legislative, meinten das Bundesamt für Strahlenschutz und die Strahlenschutzkommission 2006. Ungeachtet dessen und der hinzukommenden Mahnung des Leiters des Ausschusses für nicht-ionisierende Strahlung der Strahlenschutzkommission 2007, wenigstens nicht ohne Tests zu den biologischen Auswirkungen ständig neue Funktechnologien einzuführen, wird das neue LTE-Netz nunmehr aufgebaut, kommen neue Anwendungen hinzu. (221)

In Sachen Mobilfunk drängt die Zeit. Die Lage ist ernst, aber nicht völlig hoffnungslos. (232)

Wuff

Re: Mythos Mobilfunk

Beitrag von Wuff » 19. Dezember 2012 18:30

realdream hat geschrieben:[...]Danke Werner Thiede.
Danke Ihnen für die interessante Buchbeschreibung.
realdream hat geschrieben: Lerchl versichert 2007, in keiner der bislang durchgeführten Studien sei nachzuweisen gewesen, dass Personen, die sich als elektrosensibel bezeichnen, das Vorhandensein von elektromagnetischen Feldern eindeutig erkennen konnten. Die Wahrheit sieht indessen so aus, dass bereits 2005 Hans-Peter Neitzke und Julia Osterhoff vom Ecolog-Institut in Hannover gezeigt hatten: In fünf von 17 Arbeiten, die die Elektrosensivität untersuchen, werden Personen identifiziert, die reproduzierbar elektrosensitiv sind. (115, mit Hinweisen)
Lerchl behauptet das noch heute. Wobei das überhaupt nicht relevant ist. Bereits die Anlage der Experimente setzt bei der Gruppe der "Elektrosensiblen" eine Art von Prüfungsstress, den es bei der Kontrollgruppe nicht gibt, und welcher die Resultate verfälscht. Lerchl ist das bekannt. Die "Elektrosensiblität", wie sie die Biolectromagnetics-"Forscher" definieren, und wie sie im WHO-Fact Sheet 296 geleugnet wird, beruht ohnehin auf einer Lüge:
viewtopic.php?p=63687#63687 .

Eine von den Leugnern nie beantwortete Frage lautet:
Warum müssen die Opfer von nichtionisierender Strahlung (= EMF) die Strahlung wahrnehmen können, nicht aber die Opfer von ionisierender Strahlung (= Radioaktiviät)? Sie müssen das, weil die Leugnung von athermischen Effekten von EMF auf dieser und weitern Lügen beruht.


Im Münchener Desinfo- und Leugner-Center IZ"gegen"MF überbieten sie sich gegenseitig wieder einmal in der Verleumdung und Herabsetzung der EMF-Kritiker.

Dem Autor Thiede des vom Teilnehmer Realdream rezensierten Buches, der einmal Theologie studiert hat, wird das Christsein - zur Jahreszeit passend oder auch unpassend - abgesprochen:

Spatenpauli:
"Halt, Stopp: Der Pfarrer kann sich nicht auf den qualitativ besseren Rubin stützen, denn Rubin bestätigt Lerchl! Um den Bremer Professor dennoch als unglaubwürdig hinzustellen, muss Prof. Thiede zielsicher an Rubin vorbei tief in die Mottenkiste greifen. Wie sich dies mit christlichen Wertvorstellungen vereinbaren lässt, die einem Theologen doch nicht allzu fremd sein sollten, ich weiß es nicht."

Lerchl doppelt nach:
"Nicht jeder Theologe ist a) gläubig und b) Christ. Schöne Weihnachten!"

Es ist oft schwierig, nicht in Satire zu verfallen. Ich kann es mir kaum verkneifen, hier nicht zu schreiben:

"Nicht jeder Zoologe ist a) ........... und b) ....... . Schönes neues Zeitalter!"


Sind Zweifel an der Unschädlichkeit von EMF religiöse Häresie? Oder gibt es eine neue Sekte, die erst daran ist, aus dem Untergrund aufzutauchen? Wieder einmal eine Bewegung mit der Hauptstadt München? Hat nicht Lerchl den Ärzten gepredigt, er hätte den Beweis dafür gefunden, dass die von Mobiltelefonen ausgestrahlten EMF vor Krebs schützen? Trägt er selbst nicht sein "Händy" als Amulett um den Hals gebunden? ( viewtopic.php?p=64596#64596 ). War vielleicht das Jahr 2012 der Beginn einer neuen Zeitrechnung? Als Ersatz für den ausfallenden Weltuntergang? Fragen über Fragen!

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