unsereiner hat geschrieben:
Möchten Sie den Inhalt des markierten Satzteils etwas ausführlicher erläutern?
1. ... dass Hirntumoren nicht Teil des EMF-Syndroms sind,
2. ... dass ihrer Entstehung aber ebenfalls ein athermischer Effekt von EMF zu Grunde läge,
3. ... jedoch in keiner Weise notwendig mit demselben Wirkmechanismus.
Danke für Ihre interessanten Fragen.
Zu 1. „Hirntumoren sind nicht Teil des EMF-Syndroms“
Das EMF-Syndrom zeigt sich in unspezifischen Beschwerdebildern nach unmittelbarer Exposition zu EMF, die sich in der Regel nach Beendigung der Exposition zurückbilden; mit anderen Worten: Exposition zu EMF führt bei einigen Menschen zu reversiblen Beeinträchtigungen von Befinden und Gesundheit (
http://www.aerztekammer.at/documents/10 ... tlinie.pdf ).
Hirntumoren sind eine Gesundheitsstörung durch unkontrollierte Vermehrung von Krebszellen, also sehr spezifisch, spezifisch in Bezug auf die Art der Krankheit, nämlich Krebs, und spezifisch bezüglich des Orts der Krankheit, nämlich verschieden Arten von Zellen des zentralen Nervensystems; bei Hirntumoren führt eine Beendigung der Exposition zu EMF nicht zur Besserung.
Wenn lange andauernde EMF-Exposition gewisse Phasen der Krebsentstehung (siehe gleich anschliessend zu 2) (
viewtopic.php?p=62234#62234 ) analog zu psychosozialem Dauerstress durch EMF-Stress bzw. als chronische EMF-Folgeerkrankung fördern würde, dann würden nicht speziell die Hirntumoren, sondern wohl beliebige Arten von Krebs gefördert.
Zu 2. „Der Entstehung von Hirntumoren läge ein athermischer Effekt von EMF zu Grunde“
Die Hypothese, dass EMF speziell Hirntumoren verursachen können, gründet auf der Mikrowellen-Abstrahlung von Mobil- und DECT-Telefonen. Die Antenne dieser Telefone wirkt speziell auf den Kopf und auf die Hand des Telefonierenden. Somit ist das Hirn besonders exponiert. Auch unter Einhaltung der Grenzwerte (2 Watt Sendeleistung) erwärmt sich zwar der Kopf etwas durch die Mikrowellenwirkung, wenngleich diese thermische Wirkung nie ein Ausmass erreicht, das Krebs verursachen könnte; sonst wäre auch jede andere leichte Erwärmung des Kopfes, z.B. durch Überanstrengung, leichtes Fieber, Sonneneinstrahlung krebsgefährlich. Folglich läge einer Entstehung von Hirntumoren durch Mobil- und DECT-Telefone nicht ein thermischer, sondern ein nichtthermischer bzw. athermischer Effekt zu Grunde.
Zu 3. „jedoch in keiner Weise notwendig mit demselben Wirkmechanismus“
Physikalischer EMF-Stress scheint Vorgänge in denselben neuroendokrinen Stressachsen auszulösen, welche auch beim jedermann wohl bekannten psychosozialen Stress aktiviert werden, was mit ein Grund für die Nocebo-Effekte sein dürfte, die im Zusammenhang mit EMF-Quellen beobachtet wurden.
Die Entstehung von Krebs verläuft in mehreren Phasen, welche durch EMF theoretisch beeinflusst und gefördert werden könnten, nämlich Initiation, Promotion, Progression und Metastasierung (
viewtopic.php?p=60481#60481 ).
Diese Vorgänge – EMF-Stress und Krebsentstehung - im menschlichen und tierischen Organismus unterscheiden sich erheblich. Unklar und unbekannt ist, welche Moleküle der menschlichen Zellen auf welche Weise so angeregt werden, dass sie biologisch wirksame Signale an andere Zellen weitergeben. Im Prinzip könnte am Anfang, nämlich dort, wo die EMF sozusagen in den lebenden Organismus eintreten, ein und derselbe molekulare Mechanismus stehen, der auf unterschiedlichen Wegen bzw. Signalketten letztlich die erwähnten Stress- und Tumorförderungsvorgänge auslöst.
Die sehr unterschiedlichen Stress- und Tumorentstehungsprozesse könnten somit denselben Startpunkt haben: Oxidativer Stress kann Tumoren initiieren, oxidativer und nitrosativer Stress wird auf Seite 3 der Leitlinie in Verbindung mit der Auslösung des EMF-Syndroms gebracht. Eine weitere gemeinsame Strecke könnte sein, dass psychosozialer Stress und damit wohl auch EMF-Stress einige Phasen der Tumorentstehung beeinflussen könnte. Diese möglichen Gemeinsamkeiten dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass Stress und Krebs zwei gänzlich verschieden Dinge sind, denen gänzlich unterschiedliche biologische Prozesse zu Grunde liegen.