„Begleitstudie“ zum Beratungsnetz (8) Diskussion
Verfasst: 6. Juni 2011 09:46
„Begleitstudie“ zum Beratungsnetz (8) Diskussion 1
(Fortsetzung zum Strang, der ab viewtopic.php?t=36563 beginnt )
Ab Seite 60 der Begleitstudie http://www.mobile-research.ethz.ch/var/ ... t_2011.pdf diskutieren die Autoren selbst die Ergebnisse der Begleitstudie.
Als erstes kommentieren wir den Abschnitt „Patienten“ (ab Seite 60 der Begleitstudie). Der kurze Abschnitt „Patienten“ ist hoch interessant, denn hier werden die früheren Aussagen der Ärzte, wonach sie bei vielen Patienten der Zusammenhang zwischen EMF und Symptomen offensichtlich sei, in ihr Gegenteil gedreht.
(Fortsetzung zum Strang, der ab viewtopic.php?t=36563 beginnt )
Ab Seite 60 der Begleitstudie http://www.mobile-research.ethz.ch/var/ ... t_2011.pdf diskutieren die Autoren selbst die Ergebnisse der Begleitstudie.
Als erstes kommentieren wir den Abschnitt „Patienten“ (ab Seite 60 der Begleitstudie). Der kurze Abschnitt „Patienten“ ist hoch interessant, denn hier werden die früheren Aussagen der Ärzte, wonach sie bei vielen Patienten der Zusammenhang zwischen EMF und Symptomen offensichtlich sei, in ihr Gegenteil gedreht.
- Begleitstudie Seite 60: „Die geschilderten Symptome entsprechen dem, was aus der Literatur bekannt ist, mit starkem Fokus auf Schlafstörungen und Kopfschmerzen. Müdigkeit, Nervosität/Konzentrationsstörungen und Herz-Kreislaufsymptome wurden auch häufig genannt.“
Kommentar: Verschiedene, voneinander unabhängige Quellen nennen immer wieder sich gleichende Symptombilder. Wenn diese Schilderungen bereits in der Literatur erfasst sind, dann könnten die Symptombilder einerseits auf Korrelation mit EMF-Schadeinflüssen und andererseits unter sich bzw. zwischen den einzelnen Literatur- und Patientenschilderungen untersucht werden. – Die Autoren schildern die Symptome jedoch in einer Weise, mit der sie den Eindruck erwecken, es handele sich bei den Schilderungen um beliebig und zufällig zusammengewürfelte Symptome. - Begleitstudie: „Bei der Patientengruppe im Rahmen der Begleitstudie handelte es sich laut Ärztebeurteilung um komplexe Fälle, wobei die Komplexität mit der Krankheitsbiographie und der Fixierung auf schädliche Umwelteinflüsse in direktem Zusammenhang steht.“
Kommentar: So ähnlich haben die Autoren bereits weiter oben geschrieben. Sie schildern weder, welcher Teil der Krankheitsbiographie die Komplexität herbeiführt, noch auf welchem Weg die “Fixierung auf schädliche Umwelteinflüsse“ die Fälle komplexer macht. Die Autoren können auch den angeblichen “direkten Zusammenhang“ der Komplexität mit der Krankheitsbiographie und der „Fixierung“ nicht erklären. Es ist bleibt daher unklar und im Nebel, was die Autoren meinen: Meinen sie, dass die Krankheitsbiographie eine Fixierung auf EMF als Krankheitsursache verursache, und diese Fixierung wiederum die Symptome verursache, welche von den Patienten der Ursache EMF zuschreiben? Oder soll die “Komplexität“ vom fehlenden logischen Zusammenhang des Satzes ablenken? - Begleitstudie: „Es sind kaum Fälle aufgetreten bei denen differentialdiagnostisch eine klare alternative Ursache für die Beschwerden identifiziert werden konnte. “
Kommentar 1: Mit „alternativer Ursache“ kann erstens gemeint sein: Alternativ zur „Fixierung auf schädliche Umwelteinflüsse“, sprich auf EMF, als Krankheitsursache. Aber: Kann eine „Fixierung“ wirklich Ursache von Krankheiten sein? Gibt es das überhaupt? Gibt es dazu Präzedenzfälle bzw. „Präzedenz-Fixierungen“? Die Autoren schulden uns darauf eine Antwort.
Kommentar 2: Mit „alternativer Ursache“ kann zweitens gemeint sein: Eine andere Ursache als EMF.
Kommentar 3: Was ist mit „kaum Fälle aufgetreten“ gemeint: Sind überhaupt keine oder nur wenige Fälle aufgetreten? Wenn es dennoch Fälle gab, welche alternative Ursache konnte dort identifiziert werden? Warum werden die Ursachen nicht angeführt?
Kommentar 4: Wenn mit „kaum Fälle“ mit „klarer alternativer Ursache für die Beschwerden“ gemeint ist, dass auch keine psychiatrischen Diagnosen gefunden werden konnten, dann heisst das:- Die EMF-Geschädigten sind psychiatrisch unauffällig, ihre Psychiatrisierung erfolgt ohne psychiatrische Diagnose ganz einfach pauschal
- Die von den EMF-Geschädigten als Ursache vermuteten EMF könnten sehr wohl die Ursache sein, obwohl sie es gemäss dem Schwanschen Dogma nicht sein dürfen.
- Begleitstudie: „Gemäss den Erfahrungen der Ärzte lassen sich die Patienten in zwei verschiedene, etwa gleich grosse Gruppen, unterscheiden. Erstens Patienten bei denen ein offensichtlicher Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Beschwerden und der Exposition gegenüber der vermuteten Umweltursache berichtet wurde. “
Kommentar: Dieser Abschnitt bezieht sich nicht auf die Fokusgruppendiskussion, sondern wieder die erste Ärztebefragung, die bereits nach der ersten Konsultation, und auch nachdem die Ärzte den ersten Fragebogen der Patienten lesen konnten, durchgeführt wurde. Bei der Hälfte der Patienten war für die Ärzte der Zusammenhang zwischen Exposition zu EMF und Gesundheitsbeschwerden offensichtlich! Wir erinnern uns hier, dass gemäss der Zusammenfassung zur Fokusgruppe die Teilnehmer jener Diskussion gänzlich andere Meinungen zum Zusammenhang zwischen EMF und Symptomen geäussert haben sollen. Und wir merken uns gleichzeitig die Aussage zum „offensichtlichen Zusammenhang“ für unsere Kritik an den Aussagen der Autoren in den Schlussfolgerungen und Handlungsanweisungen gegen Ende der Begleitstudie. - Begleitstudie Seite 61: „Dabei fielen teilweise aussergewöhnliche oder überdurchschnittliche Belastungssituationen bzw. Messergebnisse auf. Deshalb erschien auch der involvierten Ärzteschaft ein Zusammenhang möglich oder zumindest nicht auszuschliessen. “
Kommentar 1: Eben hiess es noch „offensichtlicher Zusammenhang“, und bereits hier “Zusammenhang möglich oder zumindest nicht auszuschliessen“. Wir wollen diese Nuancen in der Formulierung aber nicht über-interpretieren. Jedenfalls stellten die Ärzte aufgrund von zeitlichem und örtlichem Zusammenfallen von Exposition und Symptomen sowie überdurchschnittlicher EMF-Belastung einen Zusammenhang zwischen EMF und Symptomen fest.
Kommentar 2: Eigentlich müssten die Autoren begründen, weshalb sie diesem von den Ärzten festgestellten Zusammenhang nicht nachgegangen sind; das Ignorieren der ärztlichen Berichte durch die „Forscher“ ist wissenschaftlich-methodisch nicht nachvollziehbar.
Kommentar 3: Das Ignorieren der ärztlichen Berichte durch die „Forscher“ ist wohl Teil der Forschungsstrategie der industriegebundenen EMF-Forschung, gleich die erste Forschungsphase, nämlich die Beobachtung, zu hintertreiben und zu unterdrücken, siehe auch viewtopic.php?p=58838#58838 . - Begleitstudie: „Bei der zweiten Gruppe waren keine klaren zeitlichen und örtlichen Abhängigkeiten zwischen den Beschwerden und der Umweltursache erkennbar.“
Kommentar: Wenn die andere Hälfte der Patienten “keine klaren zeitlichen und örtlichen Abhängigkeiten“ geschildert hat, kann das verschiedene Gründe haben:- Bei einigen Patienten dieser Gruppe gab es möglicherweise überhaupt keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen EMF und Symptomen.
- Einige Patienten haben sich selbst möglicherweise schlecht beobachtet, oder sie konnten ihre Beobachtungen nicht präzise artikulieren.
- Die Strahlungsverhältnisse in der Umgebung einiger Patienten sind dermassen diffus, dass diese keine eindeutigen Verursacher identifizieren konnten.
Wie dem immer sei, die Existenz der zweiten Gruppe ist kein hinreichender Grund, die Existenz der ersten Gruppe, zu welcher ein offensichtlicher Zusammenhang zwischen EMF und Symptomen geschildert wurde, zu ignorieren oder zu leugnen.
Begleitstudie: „Häufig waren die Beschwerden zuerst da, und bei der Suche nach möglichen Ursachen stiessen die Patienten auf elektromagnetische Felder.“
Kommentar 1: Die Aussage von Röösli zur zweiten Patientengruppe, die Beschwerden seien „zuerst da, und bei der Suche nach möglichen Ursachen stiessen die Patienten auf elektromagnetische Felder“, ist einerseits wohl richtig und mutet andererseits seltsam an.
Kommentar 2: Einerseits richtig ist, dass wohl keiner der Patienten geschildert hat, er sei seit Geburt „elektrohypersensibel“. Allen bekannten Schilderungen von EMF-Geschädigten ist gemeinsam, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt (t1) neue Symptome aufgetreten sind, und dass nach einer kurzen Zeitspanne (x) im darauf folgenden Zeitpunkt (t2 = t1 + x) verschiedene Hypothesen zur Ursache aufgestellt wurden, und dass nach einer weiteren Zeitspanne (y) zu einem dritten Zeitpunkt (t3 = t2 +y) EMF als alleinige oder als Hauptursache vermutetet wurden.
Kommentar 3: Andererseits weltfremd ist die Aussage, wenn sie so verstanden wird, wie die Autoren um Röösli wohl suggerieren, nämlich dass die zweite Hälfte der Patienten von Medien oder von Bekannten auf die Möglichkeit, dass EMF Symptome verursachen, gestossen wurden, und dass diese Patienten sich erst dann passende Symptome zusammen gesucht habe.
Kommentar 4: Das realistische Szenario der meisten Fälle ist, dass ein Mensch zu einem bestimmten Zeitpunkt (t1) überempfindlich auf EMF wird, und auf EMF-Exposition mit Symptomen reagiert. Dieser Mensch braucht für seine Reaktionen aber nichts von EMF zu wissen, und darüber hinaus kann er EMF ebenso wenig wahrnehmen wie jemand Radioaktivität wahrnehmen kann. Dieser Mensch wird erst nach einiger Zeit (x + y) zu einem späteren Zeitpunkt (t3) darauf kommen, dass die Symptome nur bei örtlicher Nähe zu bestimmten Geräten, und auch nur wenn diese eingeschaltet sind, eintreten.
Kommentar 5: Röösli, dessen Auftraggeber einen Zusammenhang zwischen EMF und Gesundheitsstörungen nicht zulassen können, muss diesen und der Öffentlichkeit eine alternative Erklärung für die Ursache der Symptome anbieten, und er hat sie in der Theorie gefunden, die Ursache der Symptome und Krankheiten sei eine (von Medien) aufgeprägte „Fixierung“ der Patienten auf EMF als Auslöser. Rööslis Theorie mit der Fixierung gleicht jener Rubins mit der Konditionierung, siehe Seitenmitte von viewtopic.php?p=46644#46644 - Begleitstudie: „Beklagt wurden häufig diverse nieder- und hochfrequente Quellen.“
Kommentar: Diese Aussage der Autoren zur zweiten Patientengruppe soll offenbar diese Patienten unglaubwürdig erscheinen lassen. Aber: Aus welchem Grund sollen nicht unterschiedliche EMF-Quellen biologische Wirkungen entfalten können? Die Vorstellung, der Mensch sei eine Art von EMF-Funkempfänger mit genauer Einstellung einer einzigen Empfangsfrequenz, entspricht dem sehr mechanistischen Menschenbild der Elektronikingenieure wie Repacholi, welche die Erforschung des medizinischen Phänomens von athermischen EMF-Effekten beherrschen. - Begleitstudie: „Aufgrund der Schilderungen scheinen Zusammenhänge nicht konsistent und andere Ursachen naheliegend.“
Kommentar 1: Wenn die physikalische, äussere Ursache EMF ausgeschlossen wird, sind an „anderen Ursachen“ als Alternative zu EMF grundsätzlich nur psychische Ursachen möglich.
Kommentar 2: Aber: Die geringere Konsistenz der Schilderungen durch die zweite Gruppe muss nicht in allen Fällen auf eine psychische Ursache der Symptome zurückzuführen sein, sie kann auch aus ungenauer Beobachtung und ungenauer Schilderung durch die Patienten resultieren, oder sogar aus ungenauer Berichterstattung durch den Arzt. - Begleitstudie: „Diese Patienten zeigen gehäuft Komorbiditäten wie zum Beispiel Burnouts, Wirbelsäulenverletzungen oder Schilddrüsenerkrankungen.“
Kommentar: Wenn zur zweiten Gruppe der Patienten, also zu denjenigen, bei denen der Zusammenhang der Symptome mit EMF als Ursache nicht offensichtlich war, andere Krankheiten aufgeführt werden, dann fehlt die die Angabe zum Mechanismus, der dazu führen soll, dass beispielsweise Wirbelsäulenverletzungen die EMF-Symptome verursachen. – Wenn die Autoren die von den Patienten geschilderten Zusammenhänge als inkonsistent kritisieren, dann ist ihre eigene Begründung noch weniger konsistent.