Die folgenden Aussagen wurden hier
viewtopic.php?p=65036#65036 satirisch überhöht und überzeichnet, was zu einem Stürmchen im Wassergläslein des Münchner Desinformationsblogs führte. Deshalb sei hier anschliessend weiter unten die Rede Lerchls im Wortlaut wiedergegeben, als bemerkenswerte Dokumentation dafür, wie die Mediziner im zweiten Jahrzehnt des zweiten Jahrtausends über die Risiken desinformiert wurden, und zwar wahrscheinlich systematisch.
Wuff hat geschrieben:Lerchl als Fortbildner für Ärzte VII
[...]Nachdem Lerchl in circa Minute 19 erwähnt, dass die mit GSM-Funkstrahlung exponierten AKR-Krebsmäuse eine deutlich höhere relative Gewichtszunahme als die nicht exponierte Kontrollgruppe erfahren hätten, feixt er so etwas wie von „Übergewichtsproblem“. Er wiederholte in circa Minute 20:30 zutreffend und wie schon damals in seiner Studie, dass die von der starken Funkstrahlung in den Versuchstieren erzeugte Wärme dabei geholfen habe, Futter in Fettreserven zu wandeln. Ebenfalls zutreffend sagte er, dass von den mit mit UMTS bestrahlten AKR-Krebsmäusen mehr bis am Ende des Experiments überlebt hätten als von der nicht bestrahlten Kontrollgruppe.
Nicht erwähnt hat Lerchl (was ihm ebenfalls bekannt ist!), nämlich dass die mit Funkstrahlung gewärmten Mäuse dank dieser Aufwärmung auch weniger Energie für den Metabolismus aufwenden mussten, und dass ihnen somit wiederum mehr Energie für die Krebsabwehr zur Verfügung stand als den nicht durch Funkstrahlung gewärmten Versuchstieren.
War Lerchl da auch nur ein Satirikerkollege von mir, als er sagte, die UMTS-Funkstrahlung habe einen schützenden Effekt? Oder meinte er das wirklich ernst? Lerchl sagte dazu, die Herausgeber hätten ihm dieses aus der ursprünglichen Version seines Berichtes herausgestrichen, mündlich dürfe er das aber sagen. Die Herausgeber waren das Bundesamt für Strahlenschutz. Lerchl äusserte dieses nicht im Tonfall eines lustigen Humoristen, sondern mit einem verschwörerischen Ton, so etwa wie „ihr wisst schon was ich meine“, oder wie „ich sage jetzt die wirkliche Wahrheit, aber sie ist eben politisch unkorrekt".
Hat es Lerchl vor den Landärzten und der ebenfalls eingeladenen Landbevölkerung auch nur spassig gemeint, als er sagte, dass gemäss Studien durch Funkstrahlung der Ausbruch von Alzheimer verlangsamt werde? Er nannte die Studien zwar „schrecklich“, aber vielleicht auch nur weil sie von anderen Autoren als von ihm selbst stammten - nichts ist neidischer und eifersüchtiger als ein ehrgeiziger Wissenschaftler. - Hätte Lerchl eine Clownnase aufgehabt, dann wäre klar gewesen, dass er diese Aussagen nur scherzhaft meinte.
Originaltext von Lerchls Rede:
Abschrift von Minute 19:42 bis Minute 21:30 von
http://www.youtube.com/watch?v=2XLTB4ttlhY
Lerchl: „Allerdings haben wir etwas gesehen, was uns zunächst ein bisschen verblüfft hat. Und zwar, wenn man die relativen Gewichtszunahmen der Tiere sieht, dann sieht man bei den exponierten Tieren die Gewichtszunahmen speziell am Ende deutlich höher als bei den Kontrollen, sie werden also schwerer. Wenn ich das Bild zeige, dann werden manche Leute sagen: Ah, deswegen haben wir ein Übergewichtsproblem. Ähm, das ist aber nicht zu übersetzen, selbst wenn das so wäre, dann wären es bei den Grössenordnungen, mit denen wir bei Menschen rechnen, ein, zwei Gramm, also das können wir vergessen. Aber trotzdem war es ein interessanter Befund, der uns zur Überlegung veranlasste, was passiert da eigentlich. Dann haben wir ein Nachfolgeexperiment gemacht und habens bestätigen können, und zwar den Verdacht, dass bei der hohen Expositionstärke der Wärmeeintrag respektive der Energieeintrag so hoch ist, dass die Tiere weniger Futter aufnehmen müssen für die Wärmeproduktion, sondern dieses Futter in Fettreserven schieben können, also deswegen etwas schwerer werden. Ist kein dramatischer Effekt, aber einer, der durchaus Sinn macht. Bei UMTS haben wir auch ähnliche Kurven [dieses ist kein eindeutig verständlicher Satz, Anm.v.Wuff]. Vielleicht noch interessant: Am Ende haben wir gesehen, dass diese Tiere, die exponiert waren, am Ende signifikant mehr waren als die Tiere, die nicht exponiert waren – also ein schützender Effekt, sozusagen, der Exposition. Das hatten wir auch in der ursprünglichen Version des Manuskriptes reingeschrieben, da hat uns aber der Herausgeber rausgestrichen, das war ihm zu heikel. Aber auf Vorträgen darf ich das schon mal sagen.
Inzwischen gibt es auch ein paar Studien, die sogar sagen, dass - obwohl ich diese Studien wirklich für schrecklich halte – aber es gibt eine Studie zumindest, die sagt, dass das Auftreten von Alzheimer durch solche Exposition verlangsamt werden kann. Ich glaub davon nix, deswegen habe ich auch kein Bild davon. „
Der Vortrag wurde unter dem Titel „Elektromagnetische Felder und Krebsrisiko“ gehalten, und zwar vor Ärzten, und nicht vor anderen Zoologen. Das Zielpublikum interessierten also die Effekte von EMF auf die menschliche Gesundheit, nicht auf die von solchen Mäusen, die nur darum gezüchtet wurden, damit sie mit Sicherheit innerhalb eines Jahres Krebs bekommen. Die AKR/J-Mäuse dienten als Modell für den Menschen, und es war nicht die Frage nach den EMF-Wirkungen bei Mäusen, die normalerweise ohnehin vor EMF geschützt in ihren unterirdischen Gängen leben. Aus dem Vortrag geht klar hervor, dass Lerchl den Ärzten suggeriert hat, EMF seien nicht nur unschädlich, sondern allerneueste Forschung, noch nicht freigegebene Forschung würde sogar auf eine Schutzwirkung vor Krebs deuten, eventuell sogar vor Alzheimer.
Es ist bekannt, dass bei den Zuschauern von Powerpoint-Orgien in der Regel kaum etwas in der Erinnerung bleibt. Was den meisten Menschen von so gehaltenen Vorträgen aber dennoch bleibt, das sind Anekdoten und bildhafte, metaphorische Einlassungen, etwa über einen „schützenden Effekt“.
Noch kurz zum Text: Wofür macht der wärmende Effekt Sinn? Zunächst als Ablenkung der Zuschauer von den athermischen Effekten, nämlich durch die thermische Wirkung. Und die Wärme bewirkt den scheinbaren Schutz des Menschen vor Krebs. Schutz deshalb, weil die Energie, welche die bestrahlten, erblich zum Krebs verdammten Mäuse für die Wärmeerzeugung, nicht brauchen, sondern für die Krebsabwehr einsetzen, was Lerchl bestimmt weiss, aber wohlweislich nicht erwähnt. Scheinbar ist der Schutz deshalb, weil der Mensch vom Mobilfunk niemals in dem Ausmass wie die Mäuse im Experiment erwärmt wird. „Sinn“ mach das, weil der wirkliche Sinn dieser Versuchsanlage ist, dass der Versuchsleiter der Mobilfunkstrahlung sogar eine vor Krebs schützende Wirkung zusprechen kann (sofern er zu erwähnen „vergisst“, dass diese auf die Wärme zurückzuführen ist, und nur bei extremer Bestrahlung des Kleintiers „Maus“ wirksam wird.)