Dr. Steiners Bericht zum Beratungsnetz (10)

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Doppelte Stigmatisierung

von Wuff » 18. Oktober 2012 18:40

Doppelte Stigmatisierung

Nicht nur dass die "Elektrosensiblen" als solche stigmatisiert werden (z.B. durch das Münchener EMF-Desinformationscenter), die EMF-Folgeerkrankung Depression führt zu noch weitergehender Stigmatisierung der EMF-Betroffenen.

-> Zur EMF-Folgeerkrankung: viewtopic.php?p=62234#62234 und Links, die von diesem Beitrag ausgehen )

-> Zu Folgen von Depression: http://www.spiegel.de/gesundheit/diagno ... 61871.html

Verwundert es jemanden, dass von EMF Betroffene oft nicht oder nicht dauerhaft genug die Kraft dazu finden, sich gegen ihre Gegner zu wehren?

Inhalt

von Wuff » 2. Januar 2012 16:42

Angeregt durch eine anderswo geäusserte Kritik wird in diesem Beitrag versucht, eine Art von Inhaltsverzeichnis mit Link zu jedem der bisherigen Beiträge noch vor den endgültigen Schlussfolgerungen aufzustellen.



Einleitung Vorbereitung der Ärzte durch die Begleit-„Forscher“ der Mobilfunker
  • Trotz gegenteiligen Eindrucks gab es keine Auswertung der Patientendaten, nur eine statistisch anmutende Darstellung. viewtopic.php?p=61500#61500
  • Desinformation durch Scheinbeweise mit Mikrowellen-Wahrnehmungs experimenten. Einstellung gegen Deexposition. viewtopic.php?p=61552#61552
  • Missbräuchliche Heilungsversuche an „Elektrosensiblen“: Kognitive Verhaltenstherapie, esoterische Methoden. viewtopic.php?p=61642#61642
  • Scheinbeweise mit EMF-Messungen, die immer unter dem Grenzwert liegen. - P. Heller: „Elektrosensibilität“ als psychogener Teufelskreis. viewtopic.php?p=61658#61658
  • Scheinbeweis mit fMRI: Fricks „Expositions experiment“ viewtopic.php?p=61694#61694
Schlussbericht der Projektleiterin Dr. Steiner
Allgemeine Befunde der Projektleiterin Dr. Steiner Klassierte Befunde

Übersicht über kurzfristigen Symptomverlauf und langfristigen Krankheitsverlauf viewtopic.php?p=62131#62131

Zwischenbilanz und erste Folgerungen
  • Ein weitgehend verdecktes Phänomen: Gibt es mehr EMF-Patienten als bekannt ist? viewtopic.php?p=62220#62220
  • Nur durch neue Forschung kommt Licht ins Dunkel. Reversible EMF-Symptome aus Ausgangspunkt dieser neuen Forschung viewtopic.php?p=62223#62223
  • Reichen Plausibilitätsprüfungen oder ist strenger Beweis erforderlich? EMF müssen der spezifischen Reagibilität des individuellen Patienten angepasst erfasst und gemessen werden. viewtopic.php?p=62248#62248
  • Objektivierungsversuch mit den Mitteln, die heute dem Arzt zur Verfügung stehen:
    a) durch spezifische Messung Umwelteinflusses EMF
    b) durch Exposition und Deexposition des Patienten
    viewtopic.php?p=62270#62270

Befunde (7): Objektivierung mit den Mitteln des Arztes

von Wuff » 26. Dezember 2011 14:58

Befunde (7): Objektivierung mit den Mitteln des Arztes

Wie wir nun schon mehrfach ausgeführt haben, sind EMF-Beschwerden durch unspezifische und subjektive Symptome gekennzeichnet, und es ist sehr wahrscheinlich, dass EMF mit den unterschiedlichsten Charakteristika Symptom auslösen – dieses ist keine einfache Ausgangslage, von der aus Objektivierung angestrebt wird. Da EMF je nach Charakteristik in ganz unterschiedlicher Weis physikalisch auf den menschlichen Organismus einwirken, und somit möglicherweise nach EMF-Charakteristik unterschiedliche Ursache-Wirkungs-Ketten starten, müssen nicht nur die Symptome genau erfasst werden, sondern auch die einwirkenden EMF.


(a) Messung des Umwelteinflusses EMF

Dr. Steiner schreibt auf Seite 15 von in http://www.aefu.ch/typo3/fileadmin/user ... 02_web.pdf: „Hausuntersuchungen und Exposimetrien erwiesen sich als brauchbare Hilfsmittel, um die PatientInnen zu beraten, im Hinblick auf feldreduzierende Massnahmen.“

Mit Hausuntersuchungen und Exposimetrien sind EMF-Messungen gemeint. Das Ziel der Messungen sollte sein, die spezifischen Charakteristika der EMF genau zu bestimmen, welche beim individuellen Patienten die Symptome auslösen. Erst wenn die spezifische EMF-Quelle identifiziert ist, sind feldreduzierende Massnahmen sinnvoll, denn eine generelle Elimination der Felder würde Auszug aus dem zivilisierten Umfeld, das durch Elektrik und Elektronik geprägt ist, bedeuten.

Aus EMF-Messungen können ganz unterschiedliche Schlüsse gezogen werden. Der Begleitgruppe von Röösli dienten die Messergebnisse als Scheinbeweis: Weil Repacholis thermische ICNIRP-Grenzwerte nahezu überall unterschritten werden, sollen angeblich athermische Effekte nicht möglich sein. Nur erst nachdem bei Grenzwerten und Effekten physikalisch richtig nach „thermisch“ und „athermisch“ differenziert wird, erschliesst sich der logische Fehler in Repacholis und Rööslis Folgerung, bzw. der Missbrauch der EMF-Messungen für die Leugnung athermischer Effekte.

Wie wir im letzten Beitrag gesehen haben, schliesst sich Dr. Steiner in ihrem Schlussbericht Rööslis Folgerungsweise nicht an. In Ermangelung genauerer Analyse des Zusammenspiels von EMF-Charakteristika und EMF-Symptomatiken schreibt sie vom Nachweis „überdurchschnittlicher“ Belastungen im Zusammenhang mit der Auslösung von Symptomen, das Konzept von der „überdurchschnittlichen Belastung“ haben wir dort kritisch beleuchtet.

Der Nutzen von der üblichen Hausuntersuchungen und Exposimetrien für die medizinische Diagnostik sollte nicht überschätzt werden, denn es mit den üblichen Methoden wird immer nur ein Ausschnitt aus dem riesigen Spektrum von EMF untersucht; die Vielfalt dessen, was neben der Telekommunikation beispielsweise allein Computeranlagen mit Zentraleinheit, Displays, Druckern und anderer Peripherie ausstrahlen, ist immens. Eine Messung müsste sehr gezielt und mit hoher Auflösung erfolgen, was auch nur möglich ist, wenn vorab einigermassen bekannt ist, welche konkrete Immissionsquelle beim konkreten Patienten Symptome bewirkt, anderenfalls ist es wie ein blosses Stochern im Nebel ohne Kompass und mit einem fluffigen Schaumstoffspiess.

Diese Vorbehalte zu den üblichen Messungen ändern nichts daran, dass Felder zu reduzieren die beste Massnahme im Rahmen von Deexposition oder Expositionsreduktion ist, und dass auch die Quantifizierung der EMF-Emission durch Messung vor und nach der Reduktion erforderlich ist. Wenn aber auf der anderen Seite, bei der EMF-Immission der Schwellenwert der Reagibilität bzw. die Empfindlichkeit des individuellen Patienten nicht bekannt ist, bringt auch die grösste Messgenauigkeit, die meist nur eine Scheingenauigkeit ist, nicht weiter.


(b) Objektivierung durch Exposition und Deexposition

Die Phase 1 des medizinischen Forschungsprozesses ist die Beobachtung des Patienten und seiner gesundheitlich relevanten Umwelt durch den Arzt. Das Projekt der AefU führte zu zahlreichen und umfangreichen Beobachtungen durch die Netzärzte, die ärztlichen Aufzeichnungen wurden aber nicht wissenschaftlich ausgewertet - ironischerweise nicht trotz, sondern wohl wegen der Begleitung durch die industrieeigene Forschungsstiftung Mobilkommunikation.


Dr. Steiner schreibt auf Seite 15: „Aus Sicht der Anlaufstelle wäre es eine grosse Erleichterung, wenn [...] fallspezifisch bei entsprechender Indikation bei PatientInnen mit Unverträglichkeiten im Zusammenhang mit nicht ionisierender Strahlung weitergehende Abklärungen durchgeführt werden könnten, insbesondere auch klinisch kontrollierte Expositionen und Deexpositionen, um das Leiden zu objektivieren.“



Dr. Steiner hat weiter oben speziell ( viewtopic.php?p=61472#61472 und viewtopic.php?p=61942#61942 ) bildgeberische Verfahren angeführt. Insbesondere zu den bildgeberischen Verfahren ist zu beachten, dass es zahlreiche Irrtums- und Fehlermöglichkeiten gibt, wie beispielsweise ungenügende Abschirmung anderer als der untersuchten EMF, Fehlinterpretationen wie bei Frick, anderer, psychosozialer Stress wie bei Kaul (Mitte von viewtopic.php?p=61487#61487 ), voreilige Fehlinterpretationen aus Rechtfertigungsdrang wegen teurer Ausrüstung etc. (Hier fällt uns noch spontan eine Einsatzmöglichkeit von bildgeberischen Verfahren ein, die aber wohl nur in den seltensten Fälle möglich ist, und deren Zeitbedarf mehrere Jahre sind, nämlich wenn MRI-Aufnahmen des Hirns vor oder bei Beginn einer EMF-Reagibilität mit Aufnahmen des Hirns verglichen werden, das durch chronisch-progrediente Symptomatik oder durch chronische EMF-Folgeerkrankungen geschädigt wurde.


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Vorläufiges Fazit:

Nachdem wir am Ende unserer kritischen Textanalyse angekommen sind, können wir auch zum Schlussteil der Analyse ein vorläufiges Fazit ziehen:

Für die praktischen Bedürfnisse des Arztes befürwortet und fordert Dr. Steiner Messungen der auf das System Mensch eintreffenden EMF, und sozusagen als Indizienbeweis für einen Zusammenhang zwischen EMF und Symptomen Messungen am System Mensch bei Exposition und Deexposition unter kontrollierten Bedingungen. Beide sind die richtigen Ansätze, sie bergen aber eine Menge von Fallstricken.


Für einen Neubeginn der wissenschaftlichen Forschung zu athermischen EMF-Wirkungen auf den Menschen fordern wir nach wie vor das Nachholen der ersten Phase medizinischer Forschung, die ärztliche Beobachtung, und zwar zunächst speziell der reversiblen EMF-Symptomverlaufszyklen (
viewtopic.php?p=62149#62149 und zweite Hälfte von viewtopic.php?p=621642#62164 ). Diese Erfassung sollte so organisiert sein, dass eine grosse Zahl ärztlicher Beobachtungen, die zwangsläufig hauptsächlich „nur“ auf Schilderungen subjektiver Symptomabfolgen von EMF-Patienten beruhen, in hoher Qualität und einheitlicher Struktur für die wissenschaftliche Auswertung ohne Blockierung durch das Arztgeheimnis resultieren. Diese erste Phase der Suche nach den athermischen Wirkmechanismen von EMF ist hauptsächlich eine organisatorische Angelegenheit.

Befunde (6): Plausibilitätsprüfung oder Beweis?

von Wuff » 22. Dezember 2011 16:23

Befunde (6): Plausibilitätsprüfung oder Beweis?


Dr. Steiner schreibt auf Seite 15 in http://www.aefu.ch/typo3/fileadmin/user ... 02_web.pdf: „Mit der umweltmedizinischen Abklärung hatten die NetzärztInnen die Aufgabe, die geschilderten Beschwerden klinisch zu differenzieren, insbesondere gängige medizinische oder psychiatrische Krankheitsbilder zu erkennen bzw. auszuschliessen, [...]“

Da EMF-Beschwerden keine offiziell anerkannte Krankheit sind und es darum auch keine schulmedizinischen Diagnoseleitlinien gibt, haben die Netzärzte das medizinisch Richtige getan, die Patienten auch auf andere mögliche Krankheitsursachen untersucht und die Plausibilität des Zusammenhangs der EMF-Exposition mit den Symptomen mit den zur Verfügung stehenden Mitteln so gut als möglich geprüft.


Dr. Steiner auf Seite 15: „[...]und aufgrund einer ausführlichen umweltmedizinischen Anamnese und einfachen Mitteln wie Tagebuch führen oder einfachen Deexpositionen wie zum Beispiel Auswärtsschlafen eine Plausibilitätsbeurteilung vorzunehmen[...],“

An Mitteln stand wenig zur Verfügung: nicht viel mehr als möglichst genaue Berichte der Patienten (Tagebuch) und versuchsweise Deexposition von Patienten. Angesichts der unspezifischen und subjektiven Symptomatik war dieses das angemessene Vorgehen. - Anderswo gepriesene „EHS-Tests mit Bordmitteln“ sind vor diesem medizinischen Hintergrund überhaupt nicht möglich, denn sie entspringen dem Medizinverständnis eines „Schmalspur-Inschinöörs“.


Dr. Steiner weiterhin auf Seite 15: „, [...] um daraus individuell Beratungsvorschläge abzuleiten.“

Interessant ist, dass hier „Beratungs-„ und nicht „Behandlungsvorschläge“ steht. Es gibt keine Medikamente gegen „EMF-bedingte Gesundheitsbeschwerden. Bei den meisten EMF-Patienten ist wohl in den meisten Fällen das Sinnvollste der Ratschlag, die Exposition zu denjenigen EMF zu meiden, die spezifisch beim einzelnen Patienten Beschwerden verursachen. Zu beachten und wichtig ist hier "spezifisch", denn allen EMF kann in der modernen Zivilisation nicht ausgewichen werden.


Dr. Steiner weiterhin auf Seite 15: „Örtliche und zeitliche Abhängigkeit zwischen den Beschwerden und der vermuteten Belastung, Beginn der Beschwerden nach Beginn der Belastung, Beschwerden von andern MitbewohnerInnen und Tieren, Nachweis überdurchschnittlicher Belastungen[...],“

Dr. Steiner zählt ein paar Kriterien für die Beurteilung auf, ob im Einzelfall - mit Betonung auf Einzelfall - ein Zusammenhang zwischen Immission und Symptomen plausibel sei. Das schwächste Kriterium erscheint uns der „Nachweis überdurchschnittlicher Belastungen“ zu sein.

Was ist überhaupt die massgebliche Grenze von Belastung, ab welcher die von Dr. Steiner aufgeführten Symptome eintreten? Das ist nicht so einfach mit einem simplen Messwert zu bestimmen. Es ist mehreres zu beachten:
  • Die Empfindlichkeit oder Reagibilität von EMF-Patienten auf EMF-Immissionen ist überdurchschnittlich, was sogar Repacholi mit seinem ansonsten verfehlten Begriff „Electro-Hypersensitivity“ ausdrückt.
  • Überdurchschnittlich Empfindliche reagieren wohl auch auf „durchschnittliche Belastungen“.
  • Von was sollte überhaupt ein Durchschnitt genommen werden?
    • Vom omnipräsenten „Strahlenteppich“?
    • Von den für einen bestimmten Frequenzbereich gefundenen Messwerten?
    • Sollen die athermisch wirksamen Strahlungsintensitäts-Spitzenwerte oder die thermisch wirksamen durchschnittlichen SAR-Werte beachtet werden? ( viewtopic.php?p=45230&45230 )
    • Soll auch noch die Pulsungs-Charaktereristik beachtet werden?
Wir haben schon etwas weiter oben darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, diejenigen EMF zu identifizieren, die spezifisch beim individuellen EMF-Patienten Symptome verursachen. Felder bzw. Strahlung sind nicht einfach durch den Frequenzbereich definiert, sondern es kommen weitere Charakteristika dazu, wie Pulsfrequenz, Dauer, Spitzenwerte etc. Wenn versucht wird, diejenige Feldcharakteristik zu identifizieren, die beim einzelnen Patienten Symptome hervorruft, dann reichen die Exposimeter und simplen Strahlendetektoren mit begrenztem Frequenzumfang nicht. Die heutige Messpraxis ist in der Regel dermassen unzureichend, dass es wohl kaum gelingt, die individuell wirksame Feldcharakteristik zu identifizieren und den individuellen Schwellenwert festzustellen.


Dr. Steiner weiterhin auf Seite 15: „[...] und Verschwinden der Beschwerden unter Elimination oder Reduktion der Belastung sind wichtige Kriterien für eine positive Plausibilitätsbeurteilung.“

Ein Beweis oder Nachweis eines kausalen Zusammenhangs einer EMF-Immission mit Symptomen ist heute noch nicht möglich, denn der wissenschaftliche Fortschritt wurde im Bereich der medizinischen Implikationen schwacher, athermisch wirkender EMF heute sehr wirksam aufgehalten, und zwar in strategischem Umfang, nämlich durch die angewandte Verdünnungsstrategie und weitere angewandte Antiforschungsstrategien, nämlich Unterdrückung, Ablenkung, Verheimlichung und Manipulation; zu diesen Strategien siehe Seite 772A von http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/pdf.asp?id=54940 .

Wo immer im praktischen Leben kein strenger Beweis möglich ist, können starke Indizien einen Zusammenhang dermassen plausibel und wahrscheinlich erscheinen lassen, dass dennoch ein Urteil gefällt werden kann, - in der Wissenschaft wie vor Gericht. In der Juristik kommt strikten Beweisregeln zum Schutz der Verdächtigen und Angeklagten vor Falschanschuldigungen und Fehlurteilen eine ganz besondere Bedeutung zu, nicht ohne guten Grund gilt seit Römerzeiten in dubio pro reo, im Zweifel für den Angeklagten. In der Gesundheitspolitik gilt das Vorsorgeprinzip, nach welchem im Zweifel der Schutz der menschlichen Gesundheit Priorität vor wirtschaftlichen Interessen haben soll. Im Zusammenhang mit EMF ist das wirtschaftliche Hauptinteresse die Erhaltung der bisherigen hohen Grenzwerte, mit denen sich viele Geräte und Anlagen wesentlich wirtschaftlicher mit abgesenkten Grenzwerten betreiben lassen. Wenn wir die Beweisregeln des Strafrechts auf die Beweisregeln des Vorsorgeprinzips übertragen, dann entsprechen in der Strahlenmedizin die Strahlungsgrenzwerte den Verdächtigen des Strafrechts, wobei die ICNIRP als Urheberin der Grenzwerte auch deren Verteidigung betreibt.

Da im Gesundheitswesen in dubio pro reo nicht gilt, was die Grenzwerte bei Anwendung des Vorsorgeprinzips im Prinzip leicht angreifbar und verletzlich macht, wird durch die ICNIRP und die interessierten Wirtschaftszweige ein sehr grosser Aufwand zur Verteidigung Strahlungsgrenzwerte vor der Bevölkerung betrieben, z.B. bisher circa 14‘000 Bioelectromagnetics-Studien mit Gesamtkosten in Millardenhöhe, Experimente mit dubiosem Versuchsdesign, wie z.B. Lerchls Hamster- und Mäusestudien, und auch organisatorische Vorkehrungen, wie ganz aktuell der Versuch von Röösli, Lerchl, Repacholi etc., eine Gegenorganisation zur IARC der WHO aufzuziehen.

Befund (4d): Möglicherweise vermeintliche EMF-Patienten

von Wuff » 21. Dezember 2011 19:34

Befund (4d): Möglicherweise vermeintliche EMF-Patienten

Dr. Steiner schreibt auf Seite 15 von http://www.aefu.ch/typo3/fileadmin/user ... 02_web.pdf : „Auch meldeten sich PatientInnen, die sich aufgrund von Medieninformationen oder Betroffenenberichten Gedanken machten, ob ihre Beschwerden ev. durch elektromagnetische Felder mit verursacht sein könnten, umso mehr die hausärztliche Abklärung keine medizinische Ursache ergab, welche die Symptome hätte erklären können oder eine festgestellte Begleitkrankheit die Beschwerden aus Sicht der Anfragenden nicht hinreichend erklären konnte, insbesondere die beobachtete Ortsabhängigkeit.“


Von Dr. Steiner erfahren wir nicht, ob die Aussagen dieser Patienten plausibel waren, auch nicht, wie viele es waren, und ob diese auch noch genauer untersucht wurden. Waren das nun Personen, welche genau der Theorie des G. James Rubin entsprachen, wonach „elektromagnetische Hypersensibilität“ stets und nur durch Medienberichte im Kopf der Betroffenen entsteht? (siehe Seitenmitte von viewtopic.php?p=46644#46644 .)
Wie wir aus den oben stehenden Beiträgen zu Dr. Steiners Schlussbericht in diesem Strang sehen, sind neben

• (a) reversiblen EMF-Symptomen
• (b) chronisch-progredienter EMF-Symptomatik
• (c ) chronischen EMF-Folgeerkrankungen

die

• (d) möglicherweise vermeintlichen EMF-Patienten

doch eher eine Randerscheinung, und in keiner Weise die einzigen, wie G. James Rubin behauptet.


Röösli verwendete auf Seite 16 von http://www.aefu.ch/typo3/fileadmin/user ... 02_web.pdf den Begriff „EMF-Patienten“ ohne Anführungs- und Schlusszeichen, und Dr. Steiner führte Im Sinne eines guteidgenössischen Kuhhandels dafür auch „Medieninformationen“ als (zwar letzte) mögliche Ursache auf. Man konnte sich mindestens gegenseitig und auch dem Publikum zeigen, wie liberal/tolerant/aufgeschlossen man doch ist. – Solche eher unauffälligen Dinge fielen mir natürlich erst dann auf, nachdem ich die Artikelserie im „Ökoskop“ genau und mehrmals gelesen hatte.

Befund (4c): Chronische EMF-Folgeerkrankungen

von Wuff » 20. Dezember 2011 19:06

Befund (4c): Chronische EMF-Folgeerkrankungen

Dr. Steiner schreibt auf Seite 15 von http://www.aefu.ch/typo3/fileadmin/user ... 02_web.pdf zu den EMF-Patienten: „Wiederum andere berichteten, dass sie seit Jahren chronisch krank sind, häufig mit Begleitkrankheiten, manchmal arbeitsunfähig und invalid. “


Wenn ich den Text von Dr. Steiner im Original in http://www.aefu.ch/typo3/fileadmin/user ... 02_web.pdf nochmals überblicke, dann fällt mir auf, dass die Überschriften dort fehlen: Sie wurden von mir gewählt, um meine „Studienkritik“ zu strukturieren. Die Begriffe

• (a) Reversible EMF-Symptome
• (b) Chronisch-progrediente EMF-Symptomatik
• (c ) Chronische EMF-Folgeerkrankungen
• (d) Vermeintliche EMF-Patienten

stammen nur zum Teil von Dr. Steiner, nämlich

• Reversible Symptome
• Chronisch-progrediente Symptomatik

Die Ergänzung um „EMF“ stammt von mir. – Die Begriffe

• (c ) Chronische EMF-Folgeerkrankungen
• (d) Vermeintliche EMF-Patienten

kommen so in Dr. Steiners Text nicht vor, ich habe sie daraus bloss abgeleitet.

Wenn Dr. Steiner schreibt „chronisch krank [...] häufig mit Begleitkrankheiten“, und ich daraus die Überschrift „Chronische EMF-Folgeerkrankungen“ mache, dann ist das schon fast künstlerische Freiheit, und nicht mehr nur Umschreibung. „Begleitkrankheiten“ und „Folgeerkrankungen“ sind doch zwei verschiedene Dinge. Im letzten Beitrag habe ich – mich nur auf die eigene Überschrift stützend und nicht auf Dr. Steiners Urtext, auf diesen Beitrag vorgreifend folgendes sozusagen definiert:

Chronische EMF-Folgeerkrankungen: Diese sind verselbständigte Krankheiten, die auch nach Deexposition noch bestehen. Sie sind der vorletzte Schritt einer „Krankheitskarriere“, die mit einzelnen reversiblen Symptomabfolge-Zyklen beginnt, und die durch Verlängerung oder Aufeinanderfolgen zur chronisch-progredienten Symptomatik wurden, welche wiederum chronische Krankheiten verursachte. Hierzu sind weder ein Wirkmechanismus beschrieben, noch eine Kausalität nachgewiesen, so dass es keine zentrale Auswertung und auch keine Statistik geben kann.

Diese Definition geht recht weit über das hinaus, was Dr. Steiner geschrieben hat – sie muss darum aber nicht falsch sein. Ich unterstelle ganz einfach eine andere Ätiologie/Verursachung. Auf „Folgeerkrankungen“ bin ich vor Jahren gekommen, als ich die Hypothese, das Phänomen der so genannten „Elektrosensibilität“ könnte physikalischer, durch athermisch wirkende EMF hervorgerufener Stress sein, zu testen begann, nicht experimentell, sondern gedanklich; für experimentelle Tests hätte ich die finanziellen Mittel nicht. Die Hypothese hat den „Trockentest“ bestanden, was aber noch nicht bedeutet, dass sie die alleinige oder auch nur eine richtige Erklärung biete. Für die Hypothese wurde ich durch das Lehrbuch „Mensch im Stress, Rensing, Koch, Rippe, Rippe, ISBN 3-8274-1556_X inspiriert. Zum physikalischen Stress siehe dort Ziffern 6.1 und 6.6.

Dr. Steiner spezifiziert "ihre" Begleiterkrankungen ("meine" Folgeerkrankungen) nicht. Ich vermute, dass sie neben anderem - vielleicht sogar vor allem - Depressionen gemeint hat, deren Häufigkeit von Röösli bei EMF-Patienten auf 65 Prozent beziffert wurde, zu Depression siehe viewtopic.php?p=58712#58712 und viewtopic.php?p=58753#58753 sowie viewtopic.php?p=61835#61835 . Ohne dieses nachgerechnet zu haben tippe ich darauf, dass die 65 Prozent signifikant vom Bevölkerungsdurchschnitt abweichen.


Dr. Steiner schreibt zu den chronisch kranken EMF-Patienten: „Ihre Geschichten sind ausserordentlich komplex und heterogen und meist sind die PatientInnen schon in ein Behandlungskonzept eingebettet. “

Die den chronischem EMF-Folgeerkrankungen voran gegangene, lange andauernde chronisch-progrediente EMF-Symptomatik und die Folgeerkrankungen selbst dürften tief in die Lebensgeschichte dieser Patienten eingewirkt haben. Die Komplexität und die Heterogenität weisen auf komplexe, möglicherweise sogar auf mehrere, Wirkmechanismen der athermischen biologischen Effekte. Aber auch zum ganz gewöhnlichen psychosozialen Stress gibt es sehr unterschiedliche Folgeerkrankungen, siehe Rensing, a.a.O., Ziffern 1.5 und 8.


Dr. Steiner: „Zu Beginn der langen Krankheitsgeschichte findet sich manchmal eine aussergewöhnliche Belastungssituation, zum Beispiel das Wohnen einige Meter neben einer viel befahrenen Bahnlinie, oder es ist zu Beginn der Erkrankung noch ein klarer örtlicher und zeitlicher Zusammenhang mit einer Belastungssituation herausschälbar.“

Interessant wären nicht nur der Beginn: EMF-Belastungssituation, und das vorläufige Ende: chronische EMF-Folgeerkrankung der EMF-Patientengeschichte, sondern was dazwischen vor gesundheitlich sich geht. Vielleicht finden sich bei genügend grosser Zahl von Kasuistiken nicht nur völlig unterschiedliche, sondern auch typische langfristige EMF-Krankheitsverläufe, die wiederum auf bestimmte Ursache-Wirkungs-Ketten weisen.


Dr. Steiner: „Manchmal wurde die Zusammenhangsvermutung erst Jahre nach Beginn eines chronischen Krankseins gestellt.“

Diese Aussage von Dr. Steiner, wonach einige Patienten erst lange nach Beginn der ersten Symptome auf die Vermutung gekommen sind, EMF seien die Ursache der Symptome, ist hoch interessant: Sie straft alle Behauptungen Lügen, alle „Elektrosensibilität“ sei bloss das Resultat von Medienkonsum, die beispielsweise von G. James Rubin verbreitet werden (Seitenmitte von viewtopic.php?p=46644#46644 ). Berichten von EMF-Patienten, die erst spät auf die EMF-Hypothese gekommen sind, kommt eine erhöhte Glaubwürdigkeit zu.


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Für die Kranken- und Haftpflichtversicherung wird durch die Diagnose einer selbständigen Krankheit, wie z.B. Depression, die auch einen ganz andere Ursache haben kann, die Kausalkette zwischen EMF und Symptomen scheinbar gesprengt. Dass es sich um eine EMF-Folgeerkrankung handelt, geht nur aus der Krankengeschichte, nicht aber aus der Krankheit selbst hervor. Es wäre spannend zu erfahren, ob die Erfassungssysteme der von der Swisscom beherrschten Krankenversicherungs-Abrechnungsfirmen und –Systeme ( viewtopic.php?p=47141#47141 Ziffer 2.1 und 2.2 sowie viewtopic.php?p=47163#47163 ) eine Ursache „EMF“ zur Erfassung oder Codierung zulassen, oder auch wie der von der Swisscom beherrschte „Telearzt“ Medgate ( viewtopic.php?p=58455#58455 ) EMF-Symptomatiken überhaupt behandelt.

Befund (5): Zwischenbilanz (b)

von Wuff » 19. Dezember 2011 18:25

Befund (5): Zwischenbilanz (b)


Bevor wir zu den „chronischen EMF-Folgeerkrankungen“ übergehen, machen wir eine Zwischenbilanz, heute die zweite Hälfte.



(b)Licht ins Dunkel durch Forschung

Das Phänomen der athermischen Effekte von EMF beim Menschen ist wissenschaftlich ungeklärt. Bei der letzten Zählung von Biolectromagnetics- bzw. EMF-Studien (einschliesslich Krebswirkungen von EMF) gab es rund 14'000 Studien. Als Studienautoren spielten Wissenschaftler die Hauptrolle, die mit der Industrie durch ständige Aufträge verbundenen sind, und die weltweite Forschung wurde während zehn Jahren durch den Urheber der EMF-Grenzwerte kooridniert, der diese Koordination mit dem Siegel der WHO tat. Auf diese Weise war es ein Leichtes, durch angewandte Verdünnungsstrategie ( viewtopic.php?p=45280#45280 ) eine scheinbare „Fakten“-Lage zu schaffen, nach welcher EMF keine gesundheitlich relevanten Wirkungen haben. Trotzdem die Studien so zahlreich sind, dass ein Mensch, der sich mit jeder Studie nur zehn Minuten befassen würde, in seinem ganzen Arbeitsleben nicht zum Ende käme, vermehren diese Studien nicht das Wissen zur Ursache/Wirkungs-Kette der athermischen EMF-Effekte, da viele entsprechend der Verdünnungsstrategie so gestaltet sind, dass sie die gestellten Fragen überhaupt nicht beantworten können. Nur ganz wenige Studien wurden unabhängig finanziert, darunter eine von Hacker und Pauser, die auf interessante Ergebnisse kam – das Geld für eine Fortsetzung bzw. Vertiefung scheint aber ausgegangen zu sein, denn solche Studien kosten regelmässig einige Hunderttausend Euro. Das Projekt der AefU bot zwar interessante Ansätze, die aber durch die Umschlingung durch die industriefinanzierte Begleitgruppe im Keim erstickt werden sollten. Da in diesem Fall die Ärzte den Grossteil der Leistung in Fronarbeit erbrachten, kostete die Begleitstudie nach offiziellen Angaben „nur“ CHF 100'000.

Was hat nun die AefU-Projektgruppe für die Mehrung des Wissens erreicht, und was wurde verpasst? Wir ziehen eine vorläufige Zwischenbilanz für drei wichtigsten der von Dr. Steiner beschriebenen Formen von gesundheitlichen EMF-Effekten, wobei bereits die Gruppierung bzw. Unterscheidung durch Dr. Steiner analytisch nützlich ist:
  • Reversible EMF-Symptome: Es gibt einen Symptomablauf, der auch als Zyklus bezeichnet werden könnte, weil nach dessen Ende der Ausgangszustand vor der Exposition wieder erreicht wird, er sei hier nochmals als Wiederholung dargestellt:

    • Ausgangslage nach Remission der Symptomatik aus der letzten Exposition, d.h. gesundheitlicher Grundzustand ohne Exposition
    • Erfassung des Beginns der Immission, namentlich Zeitpunkt und genaue Charakteristik der Felder
    • Auftreten der ersten Symptome, mit genauer Zeitangabe nach Beginn der Immission
    • Ab hier: Wenn es möglich ist, die Schilderung subjektiver Symptome auch durch Messungen physiologischer Parameter, z.B. Blutdruck, Herzratenvariabilität (HRV) etc. ergänzen.
    • Genaue Beschreibung des weiteren Fortgangs, z.B. wann kommen welche neuen Symptome dazu
    • Erfassung des Zustandes nach den anfänglich veränderlichen Symptomen, also „Normalzustand“ während der Immission
    • Erfassung des Endes der Immission mit Zeitpunkt
    • Genaue Beschreibung des Abklingens der Symptomatik, welche Symptome verschwinden zu welchem Zeitpunkt
    • Endlage nach Remission aller Symptome, dürfte mit der Ausgangslage übereinstimmen.

    Die einzelnen Zyklen des Symptomablaufs sind gleichzeitig auch die Elemente, aus denen sich die chronisch-progrediente Symptomatik zusammensetzt; wobei dort die Phase „Zustand nach den anfänglich veränderlichen Symptomen, also ‚Normalzustand’ während der Immission“ stark verlängert ist, und zwar so lange, bis es erst bei längeren Expositionspausen bzw. Deexpositionen zur vollständigen Rückbildung der Symptome kommt. Die reversibeln EMF-Symptome haben für sich allein keinen oder kaum einen Krankheitswert, erst bei längerer Dauer oder Aneinanderreihung beeinträchtigen sie die Leistungsfähigkeit des Patienten. Sie erscheinen zunächst unwichtig und wegen der unspezifischen Symptome eher unauffällig, aber: Die kurzzeitigen Zyklen des Symptomablaufs reversibler EMF-Symptome sind der eigentliche Kernprozess der athermischen Effekte (ohne Krebs) von EMF.

    Da zu den verschiedenartigsten EMF auch noch die verschiedenartigsten Symptome berichtet werden, ist zu vermuten, dass es mehr als eine einzige Ursache-Wirkungs-Kette gibt. Aus der Zusammenführung einer grösseren Zahl von Protokollen genauer ärztlicher Beobachtungen zu den reversiblen EMF-Symptomen können wahrscheinlich typische Verlaufsmuster extrahiert werden, aus denen wiederum Hinweise zu bestimmten Ursache-Wirkungs-Ketten gelesen werden können. Dieses wurde unseres Wissens noch nie unternommen, es haben nur Psychologen, Elektroniker, Zoologen etc. einzelne Fragen gestellt, oder Experimente durchgeführt, welche Probanden – typisch für Elektroningenieure - als „Lampen“ modelliert haben, die bei EMF „ein“ angehen sollten, aber nie haben Ärzte ihre Beobachtungen zu diesen Symptomabläufen nach einheitlichen Minimalstandards erfasst, so dass sie systematisch wissenschaftlich ausgewertet werden konnten.

    Die Protokolle der einzelnen Episoden müssen so gestaltet werden, dass sie für die wissenschaftliche Auswertung von der übrigen Fallgeschichte leicht losgelöst werden können. Das Arztgeheimnis ist für gewöhnlich ein schweres Hindernis für die Aggregation von Patientendaten, sehr wahrscheinlich war es beim Projekt der AefU auch nicht anders.

    Es finden sich weder in der Begleitstudie noch im Schlussbericht von Dr. Steiner Hinweise auf gesonderte Erfassung oder gar zentrale Auswertungen zu den Symptomverlaufs-Zyklen. Die wissenschaftlich hoch interessanten Symptomverlaufs-Zyklen wurden im Projekt möglicherweise darum auch darum nicht besonders erfasst, weil sie oberflächlich betrachtet unwichtig erscheinen und nicht von eigenem Krankheitswert sind, und weil wohl die chronisch-progrediente Symptomatik und die chronischen Folgeerkrankungen vom Standpunkt des Arztes, der dem Patienten helfen will, viel mehr interessierten.

    Es geht darum, die erste Phase des medizinischen Forschungsprozesses, die ärztliche Beobachtung, endlich nachzuholen. Dazu wird vorgeschlagen, dass beliebige Ärzte Zyklen reversibler EMF-Symptome sowie Beginn und Ende von Episoden „chronisch-progredienter Symptomatik“ genau beobachten, und in einem vereinheitlichten Schema, das verschiedene mögliche Wirkmechanismen offenlässt, im Rahmen der Krankengeschichte erfasst. Diese Erfassungen werden – um das Arztgeheimnis nicht zu strapazieren, getrennt von der umfassenden Krankengeschichte zu einer zentralen Auswertung eingesandt, mit dem Ziel, Anhaltspunkte für Wirkmechanismen zu finden und vertiefte Forschung zu planen. Es ist sogar denkbar, dass diese vom einzelnen Patienten losgelösten Auszüge aus der Krankengeschichte öffentlich gemacht und zur freien Analyse freigegeben werden. Die medizinische EMF-Forschung würde an dieser Stelle von Grund auf neu begonnen. Da es sich um medizinische Forschung handelt, könnte die bisherige, als „Bioelektromagnetik“ bezeichnete Forschung, die von Elektronikern, Psychologen, Zoologen und Statistikern betrieben wurde, zur Seite gelegt werden.
  • Chronisch-progrediente Symptomatik: Diese beschreibt „morphologisch“ die äussere Form der EMF-Symptome, wenn sie einmal Krankheitswert erreicht haben. Gemäss dem Bericht von Dr. Steiner wurde dafür das Toxikologie-Kasuistikschema des Robert-Koch-Instituts (unten in viewtopic.php?p=61820#61820 ) adaptiert; wie diese Adaption genau aussieht, ist nicht bekannt. Dadurch ergibt sich eine einheitliche Erfassung des Dauerzustands der „chronisch- progredienten Sympomatik“, der aus der verlängerten und chronisch erscheinenden Phase „Zustand nach den anfänglich veränderlichen Symptomen, also ‚Normalzustand’ während der Immission“ der reversiblen Symptomablaufszyklen und ihrer Verschlechterung im Zeitablauf besteht, und aus den „chronischen Folgeerkrankungen“. Diese Kasuistiken wären grundsätzlich wissenschaftlich auswertbar, wenn das Problem des Arztgeheimnisses gelöst werden könnte; die ursprünglichen RKI-Toxikologie-Kasuistiken wurden denn auch für die Auswertung durch das RKI entworfen.
  • Chronische EMF-Folgeerkrankungen: Diese sind verselbständigte Krankheiten, die auch nach Deexposition noch bestehen. Sie sind der vorletzte Schritt einer „Krankheitskarriere“, die mit einzelnen reversiblen Symptomabfolge-Zyklen beginnt, und die durch Verlängerung oder Aufeinanderfolgen zur chronisch-progredienten Symptomatik wurden, welche wiederum chronische Krankheiten verursachte. Hierzu ist weder ein Wirkmechanismus beschrieben, noch ist eine Kausalität nachgewiesen, so dass es keine zentrale Auswertung und auch keine Statistik geben kann.

Befund (5): Zwischenbilanz (a)

von Wuff » 19. Dezember 2011 09:00

Befund (5): Zwischenbilanz (a)


Bevor wir zu den „chronischen EMF-Folgeerkrankungen“ übergehen, machen wir eine Zwischenbilanz, heute die erste Hälfte.


(a) Ein weitgehend verdecktes Phänomen?

An dieser Stelle können wir leider nicht im Einzelnen auf die nirgends gezählten, mittlerweile wohl zahlreichen EMF-Patienten eingehen, die auf Grund der pauschalen Psychiatrisierung aller EMF-Geschädigten keinem Arzt mehr vertrauen, und sich beim Arzt nicht zu ihrem Problem und vor allem nicht zu dessen vermuteter Ursache EMF äussern.

Wir können hier auch nicht detailliert auf eine weitere Gruppe eingehen, die unter durch EMF verursachten Gesundheitsstörungen leidet, und die ebenfalls in keine Statistik eingeht, nämlich Patienten, bei denen noch niemand auf den Gedanken bzw. auf die Spur gekommen ist, dass EMF die Ursache der Gesundheitsstörungen seien. Zwei Hauptgründe sind dafür verantwortlich, dass der Zusammenhang zwischen den verursachenden EMF und den resultierenden Krankheitsbildern bei sehr vielen Fällen nicht erkannt wird:
  • Sekundäre Folgeerkrankungen
    Diese Krankheiten haben ein voll ausgebildetes selbständiges Symptombild, wie z.B. Depression, aus dem man nicht auf die Ursache „EMF“ schliessen kann. Diese Krankheiten können die unterschiedlichsten anderen Ursachen haben, und sehr oft interessiert der Auslöser überhaupt nicht mehr, wie bei z.B. bei Depressionen. Auf diese Folgeerkrankungen kommen wir im nächsten Beitrag zurück.
  • Chronisch-progrediente Symptomatik
    Meist bleibt unerkannt, dass die chronisch-progrediente Symptomatik nicht chronisch ist, sondern eine Aneinanderreihung reversibler EMF-Symptome, was den Ursache-Wirkungs-Zusammenhang zwischen normalerweise genau bestimmbaren EMF-Immissionsquellen und Symptomen verdeckt, und zwar über folgende Mechanismen:
    • Die ununterbrochene zeitliche Aneinanderreihung bzw. Überlagerung von reversiblen EMF-Symptomen zur chronisch-progredienten EMF-Symptomatik kaschiert die einzelnen EMF-Immissionsquellen, die bei einzelnen vollständig abgeschlossenen reversiblen EMF-Symptom-Ablaufszyklen noch identifiziert werden können.
    • Die rasche Zunahme der EMF-Immissionsquellen macht diese nahezu omnipräsent, wodurch die Felder der EMF-Immissionsquellen dazu tendieren, zu einem örtlich lückenlosen Teppich schädigender Felder zusammenzuwachsen, aus dem es in den Städten und Dörfern kein Entkommen gibt. Örtlich lückenlos angeordnete Felder führen zu einer Dauer-EMF-Immission, die auch bei örtlicher Verschiebung nicht unterbrochen wird, und zur chronisch-progredienten Symptomatik beiträgt, bei der keine einzelnen reversiblen EMF-Symptome mehr festgestellt werden können, sondern nur noch das Vollbild der chronisch-progredienten Symptomatik. Auch dieser Effekt kaschiert die einzelnen EMF-Immissionsquellen.
    • Ebenfalls bald lückenlos wird die "Frequenzabdeckung" der EMF-Immissionen: Immer mehr Wellenfrequenzen werden z.B. für den Funkverkehr freigegeben oder sonstwie aus Geräten wie Computern und Computerperipheriegeräten, Beleuchtungselektronik etc. emittiert. Dazu kommt, dass bei LTE auch die Pulsfrequenzen nicht fest sind ( http://www.wik-emf.org/fileadmin/EMF-Sp ... 2011-1.pdf ; WIK hat die Nachfolge der des deutschen Industrievereines Forschungsgemeinschaft Funk übernommen, der wegen angeblich ergebnisloser "Forschung" nach athermischen Effekten durch das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm DMF aufgelöst wurde - man erinnere sich an Lerchls Beiträge zu diesem Programm, die schon vom Experimentaufbau keinen Antworten auf die Fragen zuliessen.)
    Auf Grund dieser Effekte können Patienten mit chronisch-progredienter EMF-Symptomatik nur ausnahmsweise und zufälligerweise eine Beziehung zwischen bestimmten EMF-Immissionsquellen und ihrer andauernden Symptomatik herstellen.
Diese drei Gruppen,
  • die sich zum Schutz vor möglicher Psychiatrisierung keinem Arzt gegenüber zu EMF äussern
  • die in der fortgeschrittenen chronisch-progredienten Symptomatik nicht mehr in der Lage sind, selbst überhaupt eine Verbindung zwischen EMF und Symptomen zu erkennen
  • die an chronischen EMF-Folgeerkrankungen erkrankten
tauchen in keiner Statistik als EMF-Patienten auf, obwohl sie EMF-Geschädigte sind; sie sind Teil einer Dunkelziffer von unbekannter Grösse.

Befund (4b): Chronisch progrediente EMF-Symptomatik (3)

von Wuff » 14. Dezember 2011 08:30

Befund (4b): Chronisch progrediente EMF-Symptomatik (3)


Dr. Steiner schreibt auf Seite 15 in http://www.aefu.ch/typo3/fileadmin/user ... 02_web.pdf zu den Patienten: „Sie kamen mit dem Anliegen um Abklärung vor allem im Hinblick auf Objektivierung der Beschwerden, Therapiemöglichkeiten und Expositionsschutz.“

Die Patienten hatten ein medizinisches Problem erkannt, dass ihr persönlicher medizinischer Ist-Zustand vom Soll-Zustand „gesund“ abwich, und sie haben auch die auslösende Ursache ihres Problems erkannt, nämlich EMF. Da sie das Problem, für das es keinen offiziellen Namen gibt, aber nicht selbständig lösen konnten, suchten sie Lösungsvorschläge von der medizinischen Fachperson, vom Arzt, dem sie vertrauen.


Und nun dazu, was die EMF-Patienten gemäss Dr. Steiner beim Arzt suchten:
  • Objektivierung der Beschwerden: Die Objektivierung der EMF-Beschwerden ist ein nachvollziehbar berechtigtes Anliegen der EMF-Opfer, weil nämlich EMF-Symptome subjektive Symptome sind. „Subjektiv“ bedeutet, dass viele Symptome wie beispielsweise Kopfschmerzen etc. von keinem Dritten gemessen werden können, sondern dass der Arzt auf die Schilderung des subjektiven Erlebens durch die Patienten abstellen muss. Objektivierung hat für die EMF-Patienten zusätzlich vor dem Hintergrund der Psychiatrisierungsversuche an den EMF-Patienten eine grosse Bedeutung, weil diese Versuche gerade darauf bauen, dass die EMF-Symptomatik subjektiv sei. Unter dem Vorwand einer „Objektivierung“ lockten Repacholis Jünger und Jüngerinnen zahlreiche EMF-Patienten in viele Dutzend, wenn nicht Hunderte wissenschaftlich verbrämter Fallen in Form alberner Mikrowellen-Wahrnehmungstests, Beispiel viewtopic.php?p=45853#45853 , heute sogar bis in den Iran vorgedrungen, http://www.hese-project.org/Forum/allg/ ... hp?id=3468 .

    Da die Symptome unspezifisch sind, und da auch der Wirkmechanismus nicht bekannt ist, gibt es auch keine schulmedizinisch anerkannten Tests oder Diagnostik-Anleitungen zur so genannten „Elektrosensibilität“. - Zum Anliegen der Objektivierung kann der Arzt vor diesem Hintergrund über die Kausalität der EMF für die Beschwerden auch nur eine bloss mehr oder weniger subjektive Plausibilität des Zusammenhangs aus ärztlicher Sicht äussern. Nur in den wenigsten Fällen wird er in der Lage sein, mit Messwerten zu Parametern, die weder vom Arzt noch vom Patienten beeinflusst sind, die Veränderung der gemessenen Zielgrössen durch Exposition oder Deexposition objektiv zu dokumentieren. Der Wunsch nach Objektivierung bleibt weitest gehend unerfüllt.
  • Therapiemöglichkeiten: Abweichungen zwischen gesundheitlichem Soll- und Ist-Zustand sind für gewöhnlich ganz banal Krankheiten, die geheilt werden können oder dann eben unheilbar sind. Beschwerden durch athermische wirkende EMF-Immissionen sind aber nicht eine Krankheit im eigentlichen Sinn des Wortes, und so existieren – bedauerlicherweise für die Patienten – keine ursächlich wirkenden Therapien zur unmittelbaren EMF-Symptomatik - es können nur Symptome gelindert werden, in reiner Symptomtherapie. Ursächlich gegen die Beschwerden wirkt nur Deexposition, die aber wiederum von den Schulmedizinern abgelehnt wird, welche „Doktor“ Repacholis Empfehlung folgen, die dieser unter dem grossformatigen Siegel der WHO verbreiteten liess. „Doktor“ Martin Röösli, Autor der Begleitstudie, empfiehlt zwar kognitive Verhaltenstherapie, kann aber keine konkrete Evidenz für deren spezifische Wirksamkeit nachweisen; kognitive Verhaltenstherapie wird in Amerika gelegentlich auch als Wellnesskur „konsumiert“, denn solche Gespräche verbessern unabhängig vom therapeutisch Erreichten in jedem Fall das Wohlbefinden, womit uns auch „Doktor“ Röösli zur Symptomtherapie geführt hat. – Das Anliegen der EMF-Patienten, eine evidenzbasierte kausal wirkende Therapie gegen die chronisch-progrediente EMF-Symptomatik zu erhalten, können die Ärzte kaum erfüllen. Paradoxerweise kennt die Medizin nur gegen teilweise gravierende chronische EMF-Folgeerkrankungen, auf die wir voraussichtlich im übernächsten Beitrag kommen, wie Depressionen etc., schulmedizinische Therapien.
  • Expositionsschutz: Expositionsschutz ist eine der Methoden zur Deexposition, neben dem Ausschalten von Immissionsquellen und neben dem Einhalten grosser Entfernung zu Immissionsquellen. Mit Expositionsschutz kann verschiedenes gemeint sein:
    • Technische Schirmung an der Immissionsquelle. Technische Lösungen zu EMF-Verträglichkeit (EMV) bietet zum Beispiel die Firma Schaffner, deren Unternehmensbereich Elektrische und magnetische Verträglichkeit mehr als CHF 100 Mio. Umsatz generiert, Quelle: http://www.schaffner.com/de/investor-re ... 02011.html . Die Firma bietet aber ihre EMF-Schirmungen nicht zum Schutz des Menschen vor EMF aus elektrischen und elektronischen Geräten an, sondern zum Schutz anderer elektronischer Geräte vor EMF.
    • Schirmung des Menschen: Dazu gibt es Strahlenschutzkleidung, Zelte aus Strahlenschutzstoffen, Schirmung von Räumen, Umzug in den unterirdischen Zivilschutzraum.
    • Theoretisch denkbare Kompensationen, Neutralisierungen oder Harmonisierungen von Strahlung: Kompensationen, Neutralisierungen oder Harmonisierungen wären wohl ideal, sie existieren in der Wirklichkeit aber nicht, sie sind bloss Gegenstand betrügerischer und esoterischer Machenschaften, wie Chips, Harmonisierungen, Kristalle etc.
    • Schutz durch Abstand (1): Ein EMF-Geschädigter hat sich nicht mit einer Opferrolle begnügt, sondern kreativ und mit etwas Aufwand eine Installation kreiert, die den für ihn verträglichen Abstand zu den für ihn relevanten Immissionsquellen verschafft, viewtopic.php?t=13831 .
    • Schutz durch Abstand (2): Sich weit weg von allen Immissionsquellen begeben bedeutet Abschied von der Zivilisation und in der Regel Abschied von allen sozialen Kontakten nehmen. Das Leben im Urwald oder im hintersten Bergtal mag auch seine Reize haben, ist aber für die Meisten eine Zumutung und auch ein Abschied vom Arbeitsverdienst. Diese Lösung ist eine Loslösung von allem und damit keine Lösung.

Befund (4b): Chronisch progrediente EMF-Symptomatik (2a)

von Wuff » 13. Dezember 2011 09:00

Befund (4b): Chronisch progrediente EMF-Symptomatik (2a)

Nachtrag 1:

Im letzten Beitrag haben wir diskutiert, dass Dr. Steiners „chronisch-progrediente EMF-Symptomatik“ im biologisch-medizinischen Sinn nicht chronisch ist. Der Grund dafür ist, dass - wie von Dr. Steiner beobachtet und beschrieben wurde - die Symptome nach Beendigung der Exposition vollständig abklingen, wobei es bis zum Verschwinden der Symptomatik auch längere Zeit dauern kann, d.h. bis zu wenige Tage.

Dieses verzögerte Abklingen bewirkt gleichzeitig, dass die Symptomatik auch bei kürzeren Unterbrechungen der Exposition aufrecht erhalten bleibt – kürzere Deexposition bewirkt noch nicht das Verschwinden der Symptomatik. Kürzere Unterbrechung kann gemäss Dr. Steiner auch wenige Tage bedeuteten. Die Unterbrechungen der Exposition bleiben medizinisch unauffällig, bzw. sie machen sich darum nicht durch ein Verschwinden der Symptomatik bemerkbar, weil die Symptomatik nach Beendigung einer Exposition eben nur so langsam abklingt, dass sie auch noch beim nächsten Expositionsbeginn manifest, spürbar vorhanden ist. Unterbrechungen der EMF-Exposition im Tagesrhythmus müssen daher keine Unterbrechung bei der Symptomatik mit sich führen. Hinter dem scheinbar chronischen Verlauf verbirgt sich in vielen Fällen eine vielfach oder auch regelmässig unterbrochene Exposition. Die chronisch-progrediente EMF-Symptomatik erscheint chronisch, ist es aber nicht.

Zum Verlauf mit unterbrochener Exposition aber konstanter Symptomatik sind zu einigen Faktoren nur Schwankungsbreiten bekannt: Wir kennen die Geschwindigkeit und die Dauer des Abklingens nicht, wir kennen nur die von Dr. Steiner genannte ungefähre Schwankungsbreite der Dauer zwischen Deexposition und Verschwinden der Symptomatik, nämlich Stunden bis wenige Tage. Eine von EMF-Geschädigten häufig - beispielsweise täglich - erlebte EMF-Exposition führt selbst bei Pausen von einigen Stunden bis wenigen Tagen noch zu keiner Unterbrechung der Symptomatik.

Es gibt einige Merkmale der chronisch-progredienten EMF-Symptomatik, die vereinbar sind mit der vorläufigen Arbeitshypothese, dass durch EMF-Exposition mindestens eine Hormonachse aktiviert wird:
  • Die Trägheit der Reaktion auf Deexpositon könnte durch den oft nur langsamen Abbau einmal ausgeschütteter und im Kreislauf befindlicher Hormone erklärt werden.
  • Die Stärke der Symptomatik scheint nicht proportional zur Stärke der Immission zu sein. Wenn der EMF-Symptomatik hypothetisch eine Aktivierung von Hormonachsen durch EMF zu Grunde gelegt wird, dann erklärt sich dieses dadurch, dass bei jeder Hormonachse die Hormonausschüttung oben abgeregelt oder das Hormon bei Überschreiten einer Obergrenze ausgeschieden wird. – Wenn diese Hypothese zuträfe, dann wären alle Experimente, die in Bezug auf diesen EMF-Effekt die eine Dosis-Wirkungs-Relation suchten, in die Irre gelaufen.
  • Die Reaktionen auf EMF sind insgesamt progedient, d.h. ansteigend, sich verschlechternd. Für diese Verschlechterung bieten sich zahlreiche Erklärungen an:
    • Chronifizierungseffekte
    • Einschleifen von Reaktionsweisen des Organismus auf EMF
    • generelle Zunahme der EMF-Immissionen
    • ohnehin ablaufende Alterungsprozesse bei den Patienten
    • Schwächung des Organismus durch physikalischen EMF-Dauerstress.
Für die Gesamtheit dieser Mechanismen existiert kein präziser und vor allem kein handlicher, kurzer Begriff, so dass Dr. Steiners „chronisch-progrediente Symptomatik“ zwar das Erscheinungsbild gut umschreibt, aber die Ursache, die Ätiologie, den Mikroverlauf bei Unterbrechungen der EMF-Exposition nicht eindeutig erfasst. Wem die Ätiologie trotz der begrifflichen Vereinfachung bewusst bleibt, der erkennt, dass bei der ärztlichen Beobachtung und bei der wissenschaftlichen Datenerfassung und Auswertung der chronisch-progredienten Symptomatik die episodischen Symptomeverläufe massgebend sind. Wer herausfinden will, wie die chronisch-progrediente Symptomatik zu Stande kommt, und nach dem Wirkmechanismus sucht, der muss nicht das Vollbild, die Phase „Zustand nach den anfänglich veränderlichen Symptomen, also „Normalzustand“ während der Immission“ (viertletzter Einzug der längeren Aufzählung in viewtopic.php?p=62164#62164 ) untersuchen, sondern die Entwicklung der Symptomatik nach Beginn der Exposition und nach deren Ende.

Das erwähnte Vollbild der chronisch-progredienten Symptomatik darf nicht mit einer chronischen Erkrankung oder EMF-Folgeerkrankung verwechselt werden, deren Symptome unabhängig von der ursprünglichen EMF-Exposition bestehen bleiben, und auf die wir sehr bald zurückkommen werden.

Die möglichen brisanten ärztlichen Beobachtungen bei Exposition und Deexposition zu EMF sind möglicherweise der Grund für die Empfehlung des „Doktor“ Repacholi, dass Ärzte von Deexposition ihrer Patienten absehen sollen.



Nachtrag 2:
Zum vierten Einzug der Aufzählung in viewtopic.php?p=62164#62164 : Eine wiederholte Messung von Hormonspiegeln kann Hinweise geben, welche Hormonachsen durch EMF-Immission aktiviert wurden.

Befund (4b): Chronisch progrediente EMF-Symptomatik (2)

von Wuff » 11. Dezember 2011 17:14

Befund (4b): Chronisch progrediente EMF-Symptomatik (2)


Dr. Steiner schreibt auf Seite 15 in http://www.aefu.ch/typo3/fileadmin/user ... 02_web.pdf den unauffälligen, aber wichtigen Satz: „Bei mehrtägiger Deexposition beobachteten diese PatientInnen eine Erholung des Gesundheitszustandes. “

Die Gesundheitsstörung erscheint zwar chronisch und wird von Dr.Steiner als chronisch-progredient bezeichnet, obwohl sie bei genügend langer Deexposition remittierend ist, und aus diesem Grund ganz bestimmt nicht infaust (hoffnungslos unheilbar); zur Einordnung solcher Ausdrücke siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Krankheitsverlauf . Da es sich angesichts der möglichen Remission keineswegs um medizinisch hoffnungslose Fälle handelt, kann und muss aus ärztlicher Sicht etwas gegen die Symptomatik unternommen werden; das „Gegenmittel“ ist anscheinend gerade die Deexposition.

Der Elektronikingenieur, der als Gründer der ICNIRP die derzeitigen EMF-Grenzwerte verantwortet hat, und der während zehn Jahren namens der WHO alle weltweite medizinische EMF-Forschung koordinierte, schwang sich in einer Art von Anflug von Arroganz dazu auf, den Ärzten dieser Erde als „Dr. Repacholi“ zu empfehlen, die EMF-Geschädigten von Deexposition abzuhalten, viewtopic.php?p=59318#59318 und viewtopic.php?p=59544#59544 . Die meisten Ärzte respektieren die Welt-Gesundheitsorganisation als unbestechlichen Quell schulmedizinischer Wahrheit, und sie halten sich bei ihrer Arbeit an deren Empfehlungen. Selbst einige Mitglieder der AefU liessen sich dazu verleiten, im Vertrauen auf die WHO diesen grausamen „Therapievorschlag“ eines zynischen, in die WHO infiltrierten Industrievertreters, deren Folge die Psychiatrisierung und der Ausschluss aus der Gesellschaft der EMF-Opfer ist, nicht nur anzuwenden, sondern öffentlich weiter zu verbreiten.


Wir stellen hier die Frage, ob ein medizinischer Status, von welchem aus eine „Erholung des Gesundheitszustandes“ bei Fehlen der verursachenden Immission eintritt,
  • im medizinisch-biologischen Sinn wirklich chronisch ist,
  • oder bloss im ärztlich-pflegerischen Sinn als chronisch erscheint,
  • oder als was er überhaupt zu bezeichnen ist.
Wenn man hier http://de.wikipedia.org/wiki/Krankheits ... er_Verlauf einen Begriff für Dr. Steiners Befund (b) auswählen müsste, dann findet man nicht direkt Zutreffendes. Der ernsthafte Versuch, eine treffende Umschreibung zu finden, endet mit dem Ergebnis „Vielzahl mit hoher Frequenz rezidivierender transitorischer akuter Störungen, die bei Ausbleiben von längeren Pausen bzw. Remissionen als chronische Störung erscheinen“, eine Umschreibung, die natürlich in der Praxis nicht ernsthaft angewendet werden kann. Diese Charakterisierung ist zwar zutreffend, aber dermassen unhandlich, dass nicht einmal ein Akronym aus Anfangsbuchstaben handlicher ist. :D

Mit welchen Wörtern oder Buchstaben das Phänomen auch immer charakterisiert wird, es handelt sich möglicherweise, vielleicht sogar wahrscheinlich, um pausenlos aneinandergereihte, grundsätzlich episodische Stresszustände, welche jedoch die Morphologie und die Auswirkungen von Dauerstress annehmen. Wo das Interesse nicht direkt Heilung und Linderung der Patienten ist, sondern die Erforschung dieses aus Episoden bestehenden Zustandes, dann muss zu diesen Episoden zwingend der jeweilige vollständige Zyklus beschrieben werden, bestehend aus:
  • Ausgangslage nach Remission der Symptomatik aus der letzten Exposition, d.h. gesundheitlicher Grundzustand ohne Exposition
  • Erfassung des Beginns der Immission, namentlich Zeitpunkt und genaue Charakteristik der Felder
  • Auftreten der ersten Symptome, mit genauer Zeitangabe nach Beginn der Immission
  • Ab hier: Wenn es möglich ist, die Schilderung subjektiver Symptome auch durch Messungen physiologischer Parameter, z.B. Blutdruck, Herzratenvariabilität (HRV) etc. ergänzen.
  • Genaue Beschreibung des weiteren Fortgangs, z.B. wann kommen welche neuen Symptome dazu
  • Erfassung des Zustandes nach den anfänglich veränderlichen Symptomen, also „Normalzustand“ während der Immission
  • Erfassung des Endes der Immission mit Zeitpunkt
  • Genaue Beschreibung des Abklingens der Symptomatik, welche Symptome verschwinden zu welchem Zeitpunkt
  • Endlage nach Remission aller Symptome, dürfte mit der Ausgangslage übereinstimmen.
Nach den bisher vorliegenden Berichten dürften die Symptome eine grosse Varianz aufweisen. Sobald einmal eine grössere Anzahl Beobachtungen zusammengetragen ist, werden sich aus den Berichten gewisse Muster extrahieren lassen. Diese Muster des Symptomverlaufs bei Exposition und Deexposition sind der Schlüssel zur Erforschung des Phänomens athermischer Effekte von EMF die sich in Beeinträchtigungen von Befinden und Gesundheit (mit Ausnahme von Krebs) auswirken. Aus den kurzzeitigen Symptomverläufen kann geschlossen werden, welche Subsysteme an den Effekten beteiligt sind, wie Kreislauf, Zentralnervensystem, autonomes Nervensystem, verschiedene Hormonsysteme etc.

Wenn den Kasuistiken pro Patient beliebig viele „Schleifen“ zur kurzzeitigen Symptomentwicklung beigelegt werden können, dann kann auch erfasst werden, ob sich die kurzzeitigen Symptomabläufe im Laufe der Zeit ändern, oder ob es je nach Immissionsquelle oder physiologischer Ausgangslage bei der jeweiligen Exposition unterschiedliche Symptomabläufe gibt.

Die getrennte Erfassung von Grundzustand bzw. allgemeinem Gesundheitszustand und jeweiliger kurzzeitiger Symptomabläufe bei Exposition und Deexposition erleichtert es auch, die Entwicklung des Grundzustandes im Laufe der Jahre zu verfolgen, und möglicherweise sogar Chronifizierungen von Folgeerkrankungen zu erkennen und zu datieren.

(wird fortgesetzt)

Befund (4b): Chronisch progrediente EMF-Symptomatik (1)

von Wuff » 10. Dezember 2011 15:28

Wir zitieren heute Dr. Steiner zur zweiten der von ihr aufgestellten vier Gruppen von EMF-Schädigungen, oder auch EMF-Unverträglichkeiten.


Befund (4b): Chronisch progrediente EMF-Symptomatik (1)

Dr. Steiner auf Seite 14: „Andere PatientInnen beklagten eine chronisch progrediente Symptomatik, anfänglich mit spezifischen und allgemeinen Symptomen in Zusammenhang mit einer bestimmten Expositionssituation, z.B. Brennen, Kribbeln, Kopfweh, Tinnitus, Übelkeit, Fokussierprobleme bei kabelloser Computernutzung im Büro.“

Die geschilderten Symptome sind denjenigen in „Befund (a) Reversible EMF-Symptome“ sehr ähnlich, vielleicht sind es auch überhaupt dieselben. Das Geschehen ist möglicherweise ebenfalls dasselbe wie in „Befund (a): Reversible EMF-Symptome“, mit dem Unterschied, dass es zahlreiche zeitlich nahe Expositionen mit oft wohl zeitlich überlappendem EMF-Effekt gibt.


Dr. Steiner: „Bei anhaltender oder wiederkehrender Exposition Verschlechterung des Allgemeinzustandes mit Schlafstörung, Müdigkeit und Erschöpfung […]“

Der Unterschied zu „Befund (a) Reversible EMF-Symptome“ ist, dass die EMF nicht bloss die erwähnten reversiblen (Stress-)Symptome auslösen, sondern dass die andauernde (Stress-)Wirkung der EMF weitere Symptome bewirken, die Krankheitswert haben, wie Schlafstörungen, Müdigkeit und Erschöpfung. Die Symptomatik weist Krankheitswert auf, weil die berufliche Leistungsfähigkeit vermindert wird. Es handelt sich möglicherweise um Folgen von Dauerstress, von dem eine Erholung mit Abklingen der Symptomatik noch möglich ist. Der als „chronisch-progredient“ bezeichnete zeitliche Verlauf bedeutet eine lang anhaltende oder bleibende Erkrankung, in deren Verlauf die Symptome zunehmen oder zusätzliche Symptome entstehen. Dieses wohl, weil die grundsätzlich reversiblen EMF-Symptome mit immer kürzeren oder weniger häufigen Unterbrüchen den Organismus stressen, strapazieren, erschöpfen.


Dr. Steiner: „[…] und schliesslich Vermeidungsverhalten, soziale Isolation, Kreisen um die Krankheitstheorie und Arbeitsausfälle. “

Dr. Steiner zählt hier einige Folgen der leistungsmindernden Symptomatik auf:
  • Vermeidungsverhalten: Es handelt sich um Deexpositionsversuche, die zwar das Problem der EMF-Schädigung kausal und medizinisch richtig angehen, die in der modernen Zivilisation, die voller Elektronik und Elektrik steckt, in vielen Fällen vergeblich bzw. nicht praktisch realisierbar sind.
  • soziale Isolation: Konsequent durchgeführte Deexposition führt die EMF-Geschädigten in die Wildnis oder in den (wörtlichen gemeinten) Untergrund, also direkt in die soziale Isolation. Das Vermeidungsverhalten kann die EMF-Geschädigten bei Dritten als auffällig erscheinend machen, wenn beispielsweise EMF-Geschädigte ihren Nachbarn bitten, sein durch einen Konstruktionsfehler dauernd und maximal strahlendes DECT-Telefon durch ein anderes Gerät zu ersetzen. Auch wer sich nicht vor den Computer oder Fernseh-Bildschirm setzen mag, wer Distanz zu eingeschalteten Mobiltelefonen hält, wer wegen sog. Energiesparlampen reklamiert etc., der kann durch dieses an sich berechtigte und angezeigte Vermeidungsverhalten in zunehmende soziale Isolation geraten. Die EMF-Geschädigten erhalten von ihrem Umfeld kaum Verständnis, weder für ihr Leiden noch für ihr dagegen gerichtetes Vermeidungsverhalten, oder dann werden ihnen esoterische „Rezepte“ empfohlen, wie Chips, Pyramiden etc. Keiner versteht sie, und Desinformation zum Thema EMF durch Personen und Personenkreise, die sich ganz dieser Tätigkeit widmen, treibt sie weiter in die soziale Isolation.
  • Kreisen um die Krankheitstheorie: Die in der Praxis kaum je realisierbare Deexposition, die gleichzeitige Leugnung des Zusammenhangs zwischen EMF und Symptomen durch Ärzte, „Forscher“ und viele Gesundheitsbehörden lassen die Gedanken vieler EMF-Geschädigter um diesen Zusammenhang kreisen, ohne dass sie eine Lösung finden. Dieses zum grossen Teil von den Leugnern athermischer Effekte von EMF selbst verursachte gedankliche Kreisen um die EMF-Effekte bei den EMF-Geschädigten wird von den Leugnern dazu verwendet, die EMF-Geschädigten zu psychiatrisieren, siehe ab hier viewtopic.php?t=23907 . Da übermässiges gedankliches Kreisen um ein Problem einerseits ein leichtes Krankheitssymptom sein kann, das beispielsweise mit „überwertiges Denken“ etikettiert wird, und da andererseits das gedankliche Kreisen im Fall von EMF-Effekten aus nachvollziehbaren Gründen erfolgt, ist es nicht einfach zu entscheiden, ob es sich um ein echtes oder um ein den Opfern lediglich einer Etikette gleich angehängtes Krankheitssymptom handelt.
  • Arbeitsausfälle: Diese haben eine mikroökonomische und eine makroökonomische Dimension. Für das EMF-Opfer können Arbeitsausfälle die persönliche wirtschaftliche Katastrophe einläuten, wenn sie nicht entsprechend versichert sind, oder wenn nicht anderswie die Allgemeinheit für den Ausfall aufkommt. In jedem Falle entstehen schwere volkswirtschaftliche Schäden, für welche bisher nirgends ein Verursacher, ein EMF-Emittent, aufgekommen ist. Die erwähnte Psychiatrisierung löst die leichteren EMF-Schädigungen als Problem für die haftbaren Verursacher, und bei den chronischen Folgeerkrankungen, auf die wir im nächsten Beitrag zurück kommen, ist der Zusammenhang zwischen Ursache und Krankheit versicherungstechnisch völlig gelöst.)
Soziale Isolation und Arbeitsausfälle bedeuten eine regelrechte persönliche Katastrophe für viele EMF-Geschädigte, ein Leben in Krankheit, Armut und Hoffnungslosigkeit.

(wird fortgesetzt)

Befund (4a): Reversible EMF-Symptome

von Wuff » 9. Dezember 2011 10:51

Wir zitieren heute Dr. Steiner zur ersten der von ihr aufgestellten vier Gruppen.


Befund (4a): Reversible EMF-Symptome

Dr. Steiner auf Seite 14: „[…] PatientInnen mit reversiblen Symptomen mit klarer Abhängigkeit von einer bestimmten vorübergehenden Geräte- oder anlagespezifischen Expositionssituation mit schnellem Verschwinden bei Deexposition, z.B. mit Hitzegefühl, Kopfschmerzen und Herzklopfen bei Computerfunknutzung.“ [Auszeichnung durch Fettschrift von Wuff].


Die von Dr. Steiner als Beispiele aufgeführten Symptome sind unspezifisch, d.h. sie könnten die verschiedensten Ursachen haben. Sie könnten aber beispielsweise für Stress spezifisch sein. Ein nicht ganz wissenschaftlich gemeinter Versuch mit Google ergibt folgende Trefferzahlen bei mit „+“ kombinierter Suche:

stress +hitzegefühl : ergibt 50‘000 Treffer,
stress +kopfschmerzen : ergibt 1,8 Mio. Treffer,
stress +herzklopfen : ergibt 150‘000 Treffer,
und alle drei Symptome mit „Stress“ kombiniert
stress +herzklopfen +hitzegefühl +kopfschmerzen : ergibt 43‘000 Treffer.


Dr. Steiner schreibt von „schnellem Verschwinden bei Deexposition“, also nicht von „sofortigem“ oder „unmittelbarem“ Verschwinden, ohne aber zu „schnell“ anzugeben, ob es sich um Sekunden, Minuten oder Stunden handelt. Diese Symptome „verschwinden“ offenbar gänzlich. Bemerkenswert ist, dass nicht nur EMF-Symptome, sondern auch Symptome von gewöhnlichem psychosozialem Stress nach Beseitigung oder Verschwinden des Stressors mit einer gewissen Zeitverzögerung abklingen bzw. verschwinden, wobei die Verzögerung mit dem Abbau der Stresshormone erklärt werden kann. Stresshormone haben je eine spezifische Halbwertszeit für ihren Abbau im Körper, die z.B. für Adrenalin je nach Quelle circa 2 Minuten beträgt und für Cortisol 70 Minuten, wobei die Halbwertszeit nicht aussagt, wie lange die wirksame Konzentration des Hormons aufrecht erhalten bleibt.

Auch wenn es den Anschein macht, dass EMF bestimmte Stressachsen aktivieren können, wollen wir hier aber keinesfalls und schon gar nicht voreilig die Hypothese vom physikalischen Feld- oder Strahlungsstress zum definitiven oder alleinigen Wirkmechanismus der EMF-Effekte erklären. Es geht hier zunächst nur darum zu zeigen, wie wichtig es ist, die einheitliche Erfassung der Symptome so zu gestalten, dass die Kasuistiken auch bei einer grösseren Anzahl von EMF-Patienten wissenschaftlich sinnvoll ausgewertet werden können.

Dr. Steiners Befunde (4)

von Wuff » 8. Dezember 2011 10:12

Dr. Steiners Befunde (4)

Dr. Steiner schreibt auf Seite 14 von http://www.aefu.ch/typo3/fileadmin/user ... 02_web.pdf: „ Bei den PatientInnen mit Beschwerden im Zusammenhang mit EMF konnte ich unterschiedliche Gruppen feststellen.“

Der Steiner zählt danach vier Gruppen auf, die wir hier wie folgt „kurzbezeichnen“:
  • Reversible EMF-Symptome
  • Chronisch-progrediente EMF-Symptomatik
  • Chronische EMF-Folgeerkrankungen
  • Vermeintliche EMF-Patienten
Wie unsere Liste in viewtopic.php?p=62116#62116 ist Dr. Steiners Liste ebenfalls gradiert nach Schwere. Dr. Steiners Liste ist auf die praktischen Bedürfnisse des Ärzteschaft ausgerichtet, welche den Auftrag hat, Patienten zu helfen. Unsere Liste ist biologisch-systematisch, weniger auf die praktische ärztliche Anwendung ausgerichtet, sondern auf die Erforschung des Phänomens biologischer Effekte schwacher EMF, hier nochmals kurz zur Erinnerung:
  • EMF-Reagibilität: Alle irgendwie feststellbaren Reaktionen auf EMF
  • EMF-Unverträglichkeit: Alle negativen Reaktionen auf EMF
  • EMF-Beeinträchtigungen: Reversible Beeinträchtigungen des Befindens
  • EMF-Beschwerden: Reversible Beeinträchtigungen der Gesundheit
  • EMF-Folgeerkrankungen: Chronische Folgeerkrankungen
Beiden Auflistungen gemein sind zwei grundsätzlich unterschiedliche Symptomatiken:
  • Kurzzeitig auftretend, danach vollständig verschwindend: Bei Dr. Steiner „Reversible EMF-Symptome“ und „chronisch-progrediente EMF-Symptomatik“, bei Wuff alle, ausser die letzte („chronische EMF-Folgeerkrankungen“).
  • Chronische: Sowohl bei Dr. Steiner als auch bei Wuff „chronische EMF-(Folge-)Erkrankungen“
Diese dichotomische Gliederung ist für die sachgerechte Erforschung des Phänomens entscheidend, auch und speziell in der ersten Phase des medizinischen Forschungsprozesses, der ärztlichen Beobachtung. In vereinheitlichten und systematisch ausgewerteten Kasuistiken erfasste Beobachtungen an EMF Patienten können die Wissenschaft nur dann weiterbringen, wenn klar unterschieden wird zwischen Symptomen, die nur bei Exposition eintreten und bei Deexposition abklingen, und Symptomen, die auch nach längerer Deexposition dauerhaft bleiben. Die ersteren erscheinen eher unspezifisch, und die letzteren sind für bekannte Krankheiten wie Depression etc. sehr spezifisch.

Die von Dr. Steiner treffend beschriebene „chronisch progrediente EMF-Symptomatik“ gehört trotz des Attributs „chronisch“ für die medizinische Theorie ganz klar zu den vorübergehenden, auch wenn sie für den Rest des Tages der Exposition und vielleicht sogar wenig darüber hinaus anhält. Aus ärztlicher Sicht, das heisst für die Versorgung derjenigen Patienten, bei denen
  • keine dauerhafte Deexposition möglich ist, oder
  • sich die Exposition täglich so wiederholt, dass vor dem vollständigen Abklingen der Symptome nach beispielsweise allnächtlicher Deexposition erneute Exposition die Symptome wieder anschwellen lässt, womit der beeinträchtigte Zustand permanent oder nahezu permanent wird,
ist die „chronisch progrediente EMF-Symptomatik“ eine für den ärztlichen Alltag wohl zweckdienliche Diagnose, die aber biologisch besehen unzutreffend ist, denn nach längerer Deexposition klingen die Symptome vollständig ab. Bei täglicher Erneuerung vor dem vollständigen Abklingen, d.h. als permanenter Zustand erscheint die „chronisch progrediente EMF-Symptomatik“ aus ärztlicher Sicht wie eine Krankheit, aus medizinisch-biologischer Sicht ist die „chronisch progrediente EMF-Symptomatik“ immer noch erst eine kurzzeitige biologische Reaktion.

Aus Symptomen, die immer Körperreaktionen auf eine Störung sind, können Schlüsse auf mögliche Wirkmechanismen gezogen werden, welche durch die als Störung wirkende EMF-Immission verursacht werden. Die biologische und medizinische Grundfrage ist: Welche Stressachsen, welche Subsysteme des Immunsystems etc. werden durch welche EMF-Immissionen aktiviert oder deaktiviert? Dieses kann nur dann eruiert werden, wenn die kurzzeitigen Reaktionen nach Beginn der Immission und nach Ende der Immission sehr genau und getrennt von nur scheinbar chronischen Symptomatiken beobachtet und in Kasuistiken systematisch erfasst werden.

Diese Dichotomie von kurzzeitigen Reaktionen auf Exposition und Deexposition sollte u.E. in der den Vorlagen für vereinheitlichte EMF-Kasuistiken vorgesehen sein, da sonst für die weitere Erforschung wertvolle Information verloren gehen kann. In das vereinheitlichte Kasuistikschema, das vom toxikologischen Schema des RKI abgeleitet wird, gehören aus wissenschaftlicher Sicht sozusagen Schleifen für die kurzzeitigen Effekte eingebaut, bzw. gesonderte Beschriebe der kurzzeitigen Reaktionsabfolgen.

Befunde (3): Patientenverhalten

von Wuff » 6. Dezember 2011 10:35

Befunde (3): Patientenverhalten


Biologische Effekte von EMF sind als solche nicht eine Krankheit. Der Klassierung als besondere Krankheit ist zunächst hinderlich, dass sowohl die verursachenden EMF-Immissionen als auch die resultierenden Symptome sehr breit variieren und zu unterschiedlich sind, um einen einzigen und einheitlichen Wirkmechanismus annehmen zu können. Auch noch längst nicht jede Reaktion auf EMF stellt eine Beeinträchtigung dar: Es wird sogar von anregender Wirkung wie etwa beim Genuss einer Tasse Kaffee berichtet.

Man müsste wohl auch unterscheiden zwischen
  • EMF-Reagibilität: Schliesst alle irgendwie feststellbaren Reaktionen auf EMF einschliesslich des Kaffee—Beispiels ein
  • EMF-Unverträglichkeit: Alle negativen Reaktionen auf EMF, leichte und schwere
  • EMF-Beeinträchtigungen: Beeinträchtigungen des Befindens, die bei Deexposition zu EMF reversibel sind
  • EMF-Beschwerden: Reversible Beeinträchtigungen der Gesundheit durch EMF mit Krankheitswert
  • EMF-Folgeerkrankungen: Chronische Erkrankungen, oft als Stressfolgeerkrankung auf physikalischen Stress, analog zum geläufigeren psychosozialen Stress, der krank machen kann.

EMF-Unverträglichkeit ist also noch keine Krankheit, und wird auch nicht als Krankheit anerkannt; es handelt sich wahrscheinlich um einen physikalischen Stress, dessen Symptome bei Deexposition verschwinden, und der analog zum psychosozialen Stress bei Dauerstress Stressfolgeerkrankungen verursachen kann, möglicherweise sogar überwiegend dieselben Erkrankungen.

Da es sich nicht um eine Krankheit handelt, ist auch keine spezifische Therapie möglich. Bei EMF-Unverträglichkeit werden aber typische Reaktionen der Betroffenen beobachtet. Dr. Steiner zählt einige Verhaltens- bzw. Reaktionsweisen von EMF-Patienten auf.



Dr. Steiner schreibt auf Seite 14 von http://www.aefu.ch/typo3/fileadmin/user ... 02_web.pdf : „Einige PatientInnen haben sich mit ihrem Leiden arrangiert, indem sie besonders gesund leben und ihre Gesundheit durch komplementärmedizinische, alternativmedizinische und psychologische Behandlungen unterstützen.“

Diese Reaktion ist Linderung der Symptome und Stärkung der Abwehr. Es handelt sich nicht um eine kausale Behandlung, auch nicht um eine Heilung – EMF-Reaktionen sind auch nicht per se eine Krankheit. Es ist durchaus nachvollziehbare Symptombehandlung – wer würde beispielsweise bei Kopfschmerzen nicht zu Aspirin greifen. In Internet-Foren findet sich diesbezüglicher Austausch von Tipps unter EMF-Geschädigten. Bis hier entspricht das Patientenverhalten, nämlich die reine Symptombehandlung, noch der Empfehlung von Repacholi in seinem WHO Fact Sheet 296.


Dr. Steiner schreibt ebenfalls auf Seite 14: „Bei andern steht das Vermeidungsverhalten im Vordergrund mit Arbeitsplatzverlust, Vereinsamung und sozialem Abstieg.“

Diese Reaktion heisst Deexposition. Sie kann aus Abstandhalten und/oder Schirmung bestehen. Auch hierzu gibt es Austausch in Internet-Foren. In viewtopic.php?t=13831 wird ein auf Abstand zur Elektronik beruhendes Modell gezeigt, und in viewtopic.php?t=38617 ein sehr einfacher aber ökonomischer Versuch in Schirmung. Deexposition ist ein kausal angreifender Ansatz. Wirksame Schirmung kann sehr kostspielig sein, und Abstandhalten ist bei weitem nicht überall realisierbar. Deexposition kann auch temporärer oder dauerhafter Ausstieg aus der Zivilisation bedeuten. Die Omnipräsenz von Feldern und ihr Einhergehen mit der meisten modernen Kommunikations- und Bürotechnik machen Deexposition sehr schwierig und sehr aufwändig. Das kann – wie Dr. Steiner feststellen musste – zu Arbeitsplatzverlust, Vereinsamung und sozialem Abstieg führen, also zur totalen persönlichen Katastrophe und zum sehr weit gehenden Verlust an Lebensqualität.


Dr. Steiner auf Seite 14: „Wiederum andere berichten, wie die Elektrosensibilität sie in die Invalidität getrieben hat unter einer medizinisch anerkannten Diagnose wie burn out oder Depression.“

Dieses ist nicht mehr eine gezielte Reaktion des EMF-Patienten, sondern die teilweise sogar irreversible Reaktion des Organismus mit Folgeerkrankungen, die teilweise mit dauerhafter organischer Schädigung einhergehen. Diese Schädigung kann zur Invalidität führen. Zusätzlich zum persönlichen Leiden ist sie mit hohen volkswirtschaftlichen und Versicherungsschäden verbunden.

Da die Art der Folgeerkrankungen darauf hin deutet, dass die Ursache Dauerstress ist, werden sie einer falschen Ursache zugeordnet, nämlich psychosozialem Dauerstress statt physikalischem (Strahlen- bzw. Feld-)Stress. Da dieselben Stressachsen wie bei physikalischen EMF-Stress aktiviert wurden, fällt diese falsche Zuordnung nicht weiter auf. Die finanziellen Folgen der EMF-Schädigung werden so unauffällig der Allgemeinheit überbürdet. Ein Schelm sei, wer Schlechtes dabei denkt, wenn Telekomunternehmen im Besitz von Firmen der Telemedizin und der Kranken-Abrechnung sind. Wir haben dieses in Ziffern 1 und 2 von viewtopic.php?p=47141#47141 und viewtopic.php?p=47163#47163 zusammengestellt. Ziffer 3 von viewtopic.php?p=47141#47141 beleuchtet den faktischen Besitz von Forschungsfazilitäten und von Medien, welche die „Forschungs“-Ergebnisse verbreiten. Nicht zu vergessen ist der Einfluss der wohl grössten Werbekunden von Zeitungen und elektronischen Medien, der … , was wohl? … ja, der Telekomunternehmen.

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